DE3731385A1 - Verfahren zur dekontamination des abgases eines fusionsreaktors - Google Patents
Verfahren zur dekontamination des abgases eines fusionsreaktorsInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Dekontamination des
Abgases eines Fusionsreaktors, das Tritium und/oder Deute
rium in elementarer Form und neben weiteren Verunreinigungen
in chemisch gebundener Form enthält, bei welchem Tritium
und/oder Deuterium aus seinen (ihren) Verbindungen freige
setzt wird (werden) und der schwere Wasserstoff aus dem
Abgas abgetrennt und in den Brennstoffkreislauf rückgeführt
wird.
Das Abgas des Brennstoffkreislaufs eines Fusionsreaktors
besteht im wesentlichen aus nicht reagiertem Brennstoff
(Tritium und Deuterium in elementarer Form) und enthält
neben der "Asche" der Kernfusion, dem Helium, noch eine
Reihe von weiteren Verunreinigungen, deren Konzentration nur
einige Prozent beträgt und die z. T. schweren Wasserstoff in
gebundener Form enthalten. Diese Verunreinigungen sind vor
nehmlich Kohlenmonoxid und Kohlenwasserstoffe, wie z. B.
Methan. Ammoniak, Kohlendioxid und Wasserdampf sind in ge
ringeren Konzentrationen zu erwarten.
Wegen des Anteils an elementarem und chemisch gebundenem
Tritium kann dieses Abgas nicht unmittelbar an die Umgebung
abgegeben werden; der Tritiumanteil muß zuvor abgetrennt
werden. Es ist weiterhin wünschenswert, das Tritium und das
Deuterium in den Fusionsprozeß zurückzuführen.
Zur Dekontamination des Abgases eines Fusionsreaktors wurden
verschiedene Verfahren vorgeschlagen. E. C. Kerr et al
(Proc. Tritium Technol. Meeting, Dayton, Ohio, 1980) und P.
Dinner et al (2nd Meeting on Tritium Technol., Dayton, Ohio
1985) verwenden hierzu eine Kombination aus einem Hochtempe
ratur-Getter und einer Palladium/Silber-Membrane. Nachteilig
an diesem Verfahren ist, daß das Getterbett bei hohen Tempe
raturen (bis zu 900°C) betrieben werden muß. Hierbei können
sowohl Werkstoffprobleme als auch Probleme durch Permeati
onsverluste von Tritium auftreten. Bei dem von Zeit zu Zeit
notwendigen Austausch des Getterbettes ergeben sich Sicher
heitsprobleme wegen des dabei freigesetzten feinen, pyropho
ren Staubes und schließlich muß das Getterbett als radioak
tiver Abfall entsorgt werden.
Eine weitere Möglichkeit zur Reinigung des Abgases eines
Fusionsreaktors besteht nach P. Dinner (2nd Meeting in Tri
tium Technol., Dayton, Ohio, 1985) in der Kombination Hoch
temperaturgetter/sauerstoffabgebendes Festbett/katalytische
Oxidation. Hierbei ist nachteilig, daß das abgetrennte Tri
tium in der Form von Wasser anfällt, dessen Radiotoxizität
im Vergleich zu Tritium-Wasserstoff um Größenordnungen höher
ist, daß das Verfahren sehr viele Prozeßschritte benötigt
und daß das sauerstoffabgebende Festbett bei 500°C betrie
ben werden muß.
Bei dieser Temperatur besteht die Gefahr, daß der Katalysa
tor sintert, unwirksam wird und daß durch eine unkontrol
lierte Sauerstoffabgabe eine Explosion hervorgerufen werden
kann.
In DE-OS 36 06 316 und DE-OS 36 06 317 wird ein Verfahren
zur Abgasreinigung von Fusionsreaktoren beschrieben, bei dem
ein sauerstoffabgebendes Festbett, ein Metallbett als "Get
ter" und ein Nickel-Katalysator verwendet werden. Auch hier
sind die Nachteile anzuführen, die mit dem Betrieb des
sauerstoffabgebenden Festbettes verbunden sind.
Aufgabe der Erfindung ist es deshalb, ein einfaches und nur
aus wenigen Prozeßschritten bestehendes Verfahren zu schaf
fen, mit dem das Abgas von Fusionsreaktoren dekontaminiert
werden kann. Dieses Verfahren soll keine wesentlich höheren
Temperaturen als 450°C benötigen und ohne Sauerstoffzugabe,
weder direkte Einspeisung von Sauerstoff noch durch Verwen
dung eines sauerstoffabgebenden Festbettes, arbeiten. Die
Verfahrenskomponenten sollen aus Einheiten bestehen, die
während des Prozesses nicht verbraucht werden, d. h. die
physikalisch oder katalysierend wirken, um den Betriebsauf
wand und das Abfallaufkommen einer Anlage nach diesem Ver
fahren klein zu halten. Ferner soll das abgetrennte Tritium
und Deuterium in elementarer Form anfallen, weil damit die
geringste Radiotoxizität verbunden ist und weil es in dieser
Form in den Fusionsprozeß zurückgeführt werden kann.
Die Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß
- a) die Hauptmenge des elementaren Deuteriums und/oder Tri tiums bei Temperaturen unter 450°C durch einen Palla dium/Silber-Permeator abgetrennt wird, wobei gleichzeitig der Abgasbestandteil Ammoniak in die Elemente zerlegt wird,
- b) das verbleibende Restgas mit den Verunreinigungen (Koh lenmonoxid, Stickstoff, Kohlenwasserstoffe, und Wasser dampf gegebenenfalls durch Zugabe von Kohlenmonoxid auf ein Kohlenmonoxid/Wasser-Verhältnis von 1,5 gebracht wird,
- c) der Wasserdampf mit dem Kohlenmonoxid an einem CuO/- Cr2O3/ZnO-Katalysator bei 150°-200°C zur Reaktion gebracht wird, wobei sich quantitativ Wasserstoff und Koh lenmonoxid bilden
- d) das Gas zur Spaltung der Kohlenwasserstoffe in die Ele mente und zur Abtrennung des in elementarer Form enthal tenen Wasserstoffs in einen mit einer Nickel/Aluminium oxid-Katalysatorschüttung befüllten Palladium/Silber- Permeator geleitet wird,
- e) der hierbei abgetrennte elementare Wasserstoff mit der im Schritt a) abgetrennten Hauptmenge an Wasserstoff verei nigt wird,
- f) das nunmehr dekontaminierte, Wasserstoff weder in elemen tarer noch gebundener Form enthaltende Restgas an die Umgebungsluft abgegeben oder in den CuO/Cr2O3/ZnO-Kataly sator (Schritt c)) rezykliert wird.
An der Palladium/Silber-Oberfläche des bei einer Tmperatur
von 450°C oder darunter betriebenen Permeators 1 werden die
im Reaktorabgas 2 zu erwartenden geringen Ammoniakmengen
katalytisch in die Elemente überführt. Das Reaktionsprodukt
Wasserstoff Q2 (Q=H, D, T) wird zusammen mit dem Haupt
prozeßgas 3 abgetrennt. Bei hohen W-Partialdrücken im
Prozeßgas wird der Permeator vorzugsweise bei Temperaturen
im Bereich 400°-450°C betrieben, da unter diesen Bedin
gungen Kohlenmonoxid die Wasserstoffpermeationsrate nicht
herabsetzt.
In einem nächsten Prozeßschritt werden die in Wasser (Q2O)
gebundenen Wasserstoffisotope im Restgas 4 durch Reaktion
mit einem Überschuß an CO gemäß der Reaktionsgleichung
CO + H₂O → CO₂ + H₂
an einem CuO/Cr2O3/ZnO-Katalysator 5 bei Temperaturen im
Bereich von 150°-200°C freigesetzt. Zur Erzielung eines
100%igen H2O-Umsatzes ist ein CO/H2-Verhältnis von minde
stens 1.5 erforderlich. Im Falle eines geringeren Überschusses
muß dem Prozeßgas CO 6 zudosiert werden.
Am Austritt des CuO/Cr2O3/ZnO-Katalysatorbettes 5 besteht
das Prozeßgas vornehmlich aus Helium mit geringen Mengen an
Kohlenwasserstoffen (Methan, Ethan sowie höhere aliphatische
und aromatische Kohlenwasserstoffe), Stickstoff, Kohlenmo
noxid und Kohlendioxid. Um die in Kohlenwasserstoffen gebun
denen Wasserstoffiosotope D und T freizusetzen, wird das
Gasgemisch durch einen Palladium/Silber-Permeator, in dem
sich eine Nickel/Aluminiumoxid-Katalysatorschüttung 7 befin
det, geleitet. Hier werden die Kohlenwasserstoffe durch
Spaltung in die Elemente zersetzt und gleichzeitig der Was
serstoff abgetrennt. Diese Kombination von Spaltreaktion und
Wasserstoffpermeation gestattet eine hohe Tritiumdekontami
nation des Prozeßgases. Um einer Wirksamkeitseinbuße des
Katalysators infolge von Kohlenstoffablagerungen entgegenzu
wirken, muß der Katalysator periodisch mit Wasserstoff 8
regeneriert werden. Der in 7 abgetrennte Wasserstoff 9 wird
mit der Hauptmenge des Wasserstoffs 3 vereinigt und mit
Hilfe einer Pumpe 10 der Isotopentrennung zugeführt. Die
abgetrennten und tritiumfreien Verunreinigungen 11 können
entweder direkt entnommen oder bei unzureichender Dekontami
nation rezykliert werden.
Der in Schritt c) angeführte CuO/Cr2O3/ZnO-Katalysator ist
aus H. Yoshida et al, Nucl.-Technology/Fusion 5, 178 (1984)
bekannt; dort wird jedoch der gebundene Wasserstoff durch
Zugabe von Sauerstoff zu Wasser oxidiert, das in einem
weiteren Verfahrensschritt wieder zu Wasser reduziert werden
muß, so daß sich insgesamt ein komplizierteres, aus vielen
Einzelschritten bestehendes Verfahren zur Dekontamination
des Abgases resultiert.
Das erfindungsgemäße Verfahren beruht demgegenüber aus nur
wenigen Verfahrensschritten.
Die Dekontamination erfolgt nur durch physikalische oder
katalytische Prozesse, so daß eine Anlage nach dem erfin
dungsgemäßen Verfahren einen hinsichtlich der Verfügbarkeit,
des Abfallaufkommens und der Sicherheit optimalen Betrieb
ermöglicht, insbesondere, weil der gebundene Wasserstoff
nicht zu Wasser oxidiert und die Zugabe von Sauerstoff, sei
es durch direkte Einleitung oder durch ein sauerstoffabge
bendes Festbett, vermieden wird.
Die Erfindung wird anhand der folgenden Beispiele näher
erläutert.
Zur Untersuchung der Regenierbarkeit des Ni-Katalysators
wurde in einem geschlossen Kreislauf (V=8.8 l) ein He/CH4-
Gemisch (330 mbar CH4 und 705 mbar He) über einen auf 460°C
erhitzten Katalysator geleitet. Der dabei durch Methan-
Spaltung freigesetzte Wasserstoff wurde unter Zuhilfenahme
eines dem Kreislauf zugeschalteten Pd/Ag-Permeators konti
nuierlich abgetrennt. Die Abtrennung des Wasserstoffs be
wirkt eine Verschiebung des Gleichgewichts bis zu Methankon
zentrationen unter der gaschromatographischen Nachweisgren
ze. Aufgrund der Tatsache, daß die Methan-Spaltreaktion
reversibel ist, kann der auf dem Katalysator abgelagerte
Kohlenstoff durch Behandlung mit Wasserstoff bei Temperatu
ren im Bereich 450°-550°C quantitativ wieder als Methan
in die Gasphase überführt werden. Ohne nennenswerten Verlust
an Katalysatorwirksamkeit konnten insgesamt 18 Spalt/Regene
rierungs-Zyklen an den 10 g Katalysator vorgenommen werden.
Die dabei umgesetzte Methanmenge betrug 2.2 Mol (etwa 0.12
mol/Zyklus). Unter optimierten Bedingungen beträgt die Reak
tionshalbwertzeit etwa 4.2 min.
In einem geschlossenen Kreislauf (V=8.8 l) wurden H2/He-
Gemische (pH2=200 mbar, Gesamtdruck 1 bar) mit unter
schiedlichen Partialdrücken an Kohlenmonoxid (pCO=20 bzw.
200 mbar) durch einen auf 450°C erhitzten Palladium/Silber-
Permeator mit einer aktiven Oberfläche von 289 cm2 geleitet.
Die ermittelten Wasserstoffpermeationskonstanten
R (pCO = 0 mbar) = (8.26 ± 1.6) · 10⁷ (mol cm/min cm²)
R (pCO = 20 mbar) = (9.10 ± 0.8) · 10⁷
R (pCO = 200 mbar) = (7.84 ± 1.4) · 10-7
zeigen, daß innerhalb der Fehlerbreite durch Kohlenmonoxid- Konzentrationen bis zu 20 mol% die Wasserstoffdurchlässig keit der metallischen Membrane nicht beeinträchtigt wird.
R (pCO = 0 mbar) = (8.26 ± 1.6) · 10⁷ (mol cm/min cm²)
R (pCO = 20 mbar) = (9.10 ± 0.8) · 10⁷
R (pCO = 200 mbar) = (7.84 ± 1.4) · 10-7
zeigen, daß innerhalb der Fehlerbreite durch Kohlenmonoxid- Konzentrationen bis zu 20 mol% die Wasserstoffdurchlässig keit der metallischen Membrane nicht beeinträchtigt wird.
Claims (1)
- Verfahren zur Dekontamination des Abgases eines Fusionsreak tors, das Tritium und/oder Deuterium in elementarer Form und neben weiteren Verunreinigungen in chemisch gebundener Form enthält, bei welchem Tritium und/oder Deuterium aus seinen (ihren) Verbindungen freigesetzt wird (werden) und der schwere Wasserstoff aus dem Abgas abgetrennt und in den Brennstoffkreislauf rückgeführt wird, dadurch gekennzeichnet, daß
- a) die Hauptmenge des elementaren Deuteriums und/oder Tri tiums bei Temperaturen unter 450°C durch einen Palla dium/Silber-Permeator abgetrennt wird, wobei gleichzeitig der Abgasbestandteil Ammoniak in die Elemente zerlegt wird,
- b) das verbleibende Restgas mit den Verunreinigungen (Koh lenmonoxid, Stickstoff, Kohlenwasserstoff und Wasserdampf gegebenenfalls durch Zugabe von Kohlenmonoxid auf ein Kohlenmonoxid/Wasser-Verhältnis von 1,5 gebracht wird,
- c) der Wasserdampf mit dem Kohlenmonoxid an einem CuO/- Cr2O3/ZnO-Katalysator bei 150°-200°C zur Reaktion gebracht wird, wobei sich quantitativ Wasserstoff und Koh lenmonoxid bilden
- d) das Gas zur Spaltung der Kohlenwasserstoffe in die Ele mente und zur Abtrennung des in elementarer Form enthal tenen Wasserstoffs in einen mit einer Nickel/Aluminium oxid-Katalysatorschüttung befüllten Palladium/Silber- Permeator geleitet wird,
- e) der hierbei abgetrennte elementare Wasserstoff mit der im Schritt a) abgetrennten Hauptmenge an Wasserstoff verei nigt wird,
- f) das nunmehr dekontaminierte, Wasserstoff weder in elemen tarer noch gebundener Form enthaltende Restgas an die Umgebungsluft abgegeben oder in den CuO/Cr2O3/ZnO-Kataly sator (Schritt c)) rezykliert wird.
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