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Verfahren zur Herstellung von Schmier- und Zylinderölen. Die Erfindung
betrifft die Herstellung von hochviskosen und hellen Schmierölen und Zylinderölen
aus dunklen, asphalthaltigen Roherdölen und Erdölrückständen, indem man auf sie
Hydrosilikate oder Hydrokieselsäure enthaltende Stoffe bei höherer Temperatur einwirken
läßt. Es war bis jetzt nicht möglich, aus solchen Erdölen Zylinderöle herzustellen,
die dem amerikanischen Erzeugnis gleichen. Selbst das schlechteste Rohöl, z. B.
Wietzerohöl, läßt sich nach dem neuen Verfahren zu sehr guten Schmier- und Zylinderölen
verarbeiten, was bisher für ausgeschlossen galt. Das Verfahren bedeutet daher einen
wichtigen Fortschritt in der Erdölindustrie.
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Zur Ausführung des Verfahrens bringt man das Rohöl oder die zu verarbeitenden
Rückstände in einen mit Rückflußkühler versehenen, aufrechtstehenden-Behälter (Erhitzer,
Digestor), der mit Hydrosilikat, z. B. Floriidaerde oder Kambaraerde (Japan), gefüllt
ist. Der Digestor ist an allen ,Seiten von einem Erhitzungsraum umgeben, :der von
Feuergasen durchstrichen wind. Die Temperatur, die mittels Thermometer dauernd beobachtet
wird, regelt man nach den besonderen Eigenschaften :des Öles, sie ist aber ;selten
höher als 300° C. Man l:äßt das Erhitzen mehrere Stunden andauern und prüft den
Inhalt des Apparates durch Probeziehen. Nach genügender Einwirkung, die sich auch
.durch fortschreitende Aufhellung in .der Farbe ,des Öles zu erkennen gibt, werden
die Feuergase abgestellt und ,der Inhalt einige Stunden abgekühlt.
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Dann wird das helle Öl, wenn nötig, durch einen Kühler, abgezogen
und in einem Destillierkessei mittels trockenen Dampfes und schwachen Feuers eingedickt.
Sollte das vom Digestor kommende öl noch einer Filtration durch Hydrosilikate
bedürfen, ivas oft bei Schvverölen aus Kalifornien nötig ist, so wird das noch warme
t51 auf eine Filterkolonne geschickt und bei einer Temperatur von 6o bis 8o° C filtriert.
Es wird dabei ein prachtvoll hellgrünes Öl erhalten, das sich mit der nötigen Vorsicht
im Destillierkessel zu ausgezeichneten Schmier- und Zylinderölen eindicken läßt.
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Die Ausbeuten sind unübertrefflich. Ein Wietzerohöl, welches z. B.
48 Prozent über 35o° C siedende Bestandteile enthielt, lieferte nach dieser .Behandlung
2o bis 22 Prozent hellgrünes Zylinderöd mit einer Viskosität von q. bis 5 Engler=Graden
und einem Flammpunkt von etwa 28o° C. Auch Rückstände von amerikanischem Erdölvorkommen
gaben bei gleicher Behandlung stets gute Resultate. " Die Einwirkung,des Hydrosilikates
auf die aspalthaltigen Rohöle bei erhöhter Temperatur beruht wohl darauf, idaß es
die im Öl oder dessen Rückständen enthaltenen Pechstoffe (.fälschlich Asphalt genannt)
absorbiert und sie so vom Öle, in welchem sie unlöslich sind, trennt.
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Dasselbe Hydrosilikat kann für mehrere
neue Beschickungen
von Rohöl benufzt werden. Ist die Menge der absorbierten Pechstoffe Leträchtlich
angewachsen, so wird das Hydrosilikat zuerst mit Benzin von mechanisch anhaftendem
Öl tefreit und (Tann mit organischen Lösungsmitteln, wie Tetrachlorkohlenstoff,
Schwefelkohlenstoff oder Benzol, gewaschen, was direkt im Di:gestor geschehen kann.
Nachdem das Waschmittel aus dem Silikat durch trockenen Dampf entfernt und dieses
mittels Feuergase getrocknet ist, kann es ununterbrochen für weitere Verarheitung
tenutzt werden, da es keiner Abnutzung oder Veränderung unterliegt.
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Die Zusammensetzung der vom Hydrosilikat absorbierten Pechstoffe war
bei allen untersuchten Erdölen ziemlich :gleichmäßig und schwankte nur im Verhältnis
.der Bestandteile. Durchschnittlich ergib die Analyse go Prozent Kresolverbindungen,
a Prozent gell-e, harzige Körper und 8 Prozent dunkle, stark schwefelhaltige und
stets phosphorhaltige Verbindungen. Durch Oxydation der Pechstoffe an der Luft bilden
sie Hartasphalt.
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Die gewonnenen hellgrünen Schmieröle sind unvergleichlich besser als
die nach den bisherigen Verfahren erhaltenen, @da sie ihre natürliche Beschaffenheit
nicht :eingebüßt haben. Infolge der völligen Entfernung der harzigen Verbindungen
bilden sich beim Gebrauch, z. B. als Zylinderöl, keine harten Rückstände mehr.
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Von der vorbekannten Verwendung von Kamnbaraerde und Floridaerde zum
Entfärten und Bleichen von ölen und Destillaten unterscheidet sich die Erfindung
sowohl hinsichtlich ihres Zweckes als auch in der Durchführung. Der Zweck .ist :die
ökonomische Beseitigung der Pechstoffe aus Rohölen ohne Säurebehandlung derselben.
Das ist eine Aufgabe, deren Lösung bisher für unmöglich gehalten worden ist und
die :ganz besonders für paraffinhaltige Öle von weittragen.der Bedeutung sein wird.
Bei der Durchführung des Verfahrens findet ein weit höheres Erhitzen statt .als
beim Bleichen und Entfär:-en von Ölen, Halbprodukten und Destillaten. Während in
:d=esem Falle nach der Literatur höchstens bis auf i5o° erhitzt wird, findet im
vorliegenden Falle ein Erhitzen auf Temperaturen von Zoo bis 300° C statt, je nach
den -esonderen Eigenschaften des Öles.
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Da die Wirkung der Hydrosilikate auf ihrem Gehalt an Hydrokieselsäure
beruht, können naturgemäß auch andere Hydrokieselsäure enthaltende Stoffe, und zwar
sowohl Natur- als auch Kunstprodukte, verwendet werden. Fast reine natürliche Hydrokieselsäure
ist Kieselgar. Künstliche Hydrokieselsäure kann durch Fällung aus Wasserglas in
Gegenwart organischer Stoffe gewonnen werden.