DE3530421C2 - - Google Patents
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf ein Trockenverfahren zur
Behandlung von Feststoffen, die das Kaliumsalz einer
Schwefel-Oxosäure enthalten, wie z. B. Gips.
Es wurde bereits eine Trockenmethode zum Reinigen des Abgases
von Kesseln, Abfallverbrennungsanlagen oder ähnlichen
Feuerstellen vorgeschlagen, bei der Partikel eines
Absorptionsmittels auf Ca-Basis (wie Ätzkalk, gelöschter
Kalk, Kalkstein, Dolomit oder dgl.) direkt in das Innere
der Feuerung oder des Rauchzuges dispergiert werden, so
daß die Absorptionsmittel-Partikel schädliche saure Substanzen,
wie Schwefeldioxide (SOx) absorbieren. Bei diesen
Verfahren werden die Absorptionsmittel-Partikel durch die
Reaktion mit den Schwefeloxiden teilweise in Gips (CaSO₄)
umgewandelt und zusammen mit anderen Feststoffpartikeln als
Ruß und Staub in einem Staubabscheider gesammelt. Der erhaltene
Ruß und Staub enthält außer Gips Flugasche und
nicht reagierte Absorptionsmittel-Komponenten und er kann
daher nicht zur Herstellung von Gipskarton oder Gipszement
verwendet werden, was die bevorzugten Anwendungsgebiete
für Gips sind. Wenn die Feuerstelle groß ist, können der
Ruß und der Staub, die in großen Mengen produziert werden,
nicht direkt in die Atmosphäre entlassen werden, da dadurch
erhebliche Probleme entstehen.
Es wurde auch bereits ein Verfahren vorgeschlagen, mit welchem
Gips in einem Ofen bei Luftmangel kalziniert wird, um
gebrannten Kalk und ein Schwefeldioxid enthaltendes Gas zu
erhalten und aus dem Schwefeldioxid Schwefelsäure herzustellen.
Bei einem anderen Verfahren wird Gips in einem Ofen
unter begrenzter Luftzufuhr in einer reduzierenden Atmosphäre
in Kalziumsulfid umgewandelt, aus dem nach einer Zerkleinerung
ein wäßriger Brei hergestellt wird, durch den Kohlendioxid
geleitet wird, um Schwefelwasserstoff zu gewinnen.
Die konventionellen Verfahren benötigen nicht nur Apparaturen
großen Ausmaßes, sondern erfordern auch eine ungleichmäßige
Erhitzung durch den Ofen, um den sich ergebenden gebrannten
Kalk oder das Kalziumsulfid durch beschleunigte Kristallisation
weniger reaktiv zu machen, und sie verursachen Probleme
bei der nachfolgenden Behandlung. Außerdem haben diese Verfahren
einen Energieverbrauch.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zu
schaffen, mit dem die vorstehenden Probleme der bekannten Verfahren
überwunden werden.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die im Kennzeichen
des Anspruchs 1 angegebenen Verfahrensschritte gelöst.
Aus der GB 12 36 965 ist ein nasses Verfahren bekannt, bei
dem in einer eigenen Solubilisierungszone, die zwischen
einem Reduktionsreaktor und einem Karbonisierungsreaktor
angeordnet ist, ein Schlamm gebildet wird. Die Karbonisierungs-
Reaktion findet somit im nassen Zustand statt und
erfordert daher eine lästige Behandlung von Abwasser, das
Kalziumkarbonat enthält. Außerdem wird das Schwefelwasserstoff
enthaltende Gas aus dem Karbonisierungsreaktor teilweise
in die Solubilisierungszone zurückgeführt und zum
Teil einer Oxidationszone zur Umwandlung des Schwefelwasserstoffes
in elementaren Schwefel zugeführt. Es findet
somit keine Abtrennung des Schwefelwasserstoffes aus dem
Gas in einer eigenen Stufe vor der nachfolgenden Behandlung
statt. Schließlich wird bei diesem bekannten Verfahren das
Wasser-Alkali-Erdmetall-Karbonat (d. h. Kalziumkarbonat),
das im Karbonisierungsreaktor erzeugt wurde, über einen
Wasserabscheider in einen Feuerungsraum zurückgeführt. Im
Gegensatz dazu wird bei dem erfindungsgemäßen Verfahren das
Restgas als Trägergas für die Zuführung der Trockenpartikel
zum Reduktionsreaktor verwendet, wodurch ein eigenes
Trägergas entfällt und wobei durch den Gehalt dieses Gases
an Wasserstoff, Kohlenmonoxid und Kohlendioxid die für die
Reduktionsreaktion bzw. die Karbonisierungsreaktion erforderliche
Zuführung dieser Gase erheblich verringert wird.
Auch wird durch die Abscheidung des Schwefelwasserstoffes
in einem eigenen Verfahrensschritt erreicht, daß dieser
rein ist und daher vorteilhaft einem weiteren Verfahren
unterworfen werden kann. Dadurch und durch die Vermeidung
von Abwässern, die einer Nachbehandlung bedürfen, ist das
erfindungsgemäße Verfahren wesentlich wirtschaftlicher als
dieses bekannte Verfahren.
Das erfindungsgemäße Verfahren ist nicht beschränkt auf die
Behandlung von Gips, das bei der Reinigung von Abgasen anfällt,
sondern auch brauchbar für die Behandlung von Feststoffen,
die das Kalziumsalz einer Schwefel-Oxosäure enthalten,
welches durch Reduktion Kalziumsulfid abgibt.
Beispiele von Kalziumsalzen von Schwefel-Oxosäuren sind
außer Gips (CaSO₄) Kalziumsulfit (CaSO₃), Kalziumthiosulfat
(CaS₂O₃) und Kalziumpolythionat (CaSxO₆).
Das erfindungsgemäße Verfahren kann bevorzugt zur Behandlung
von Absorptionsmittelpartikeln angewandt werden, die
bei der Reinigung eines Schwefeloxide enthaltenden Abgases
verbraucht wurden und Kalziumsulfat enthalten, wobei die
regenerierten Absorptionsmittelpartikel in das Abgas
zurückgeführt werden.
Die Absorptionsmittel auf Ca-Basis, die bei diesem Verfahren
verwendet werden, sind Kalkstein (CaCO₃), gelöschter
Kalk (Ca(OH)₂), Ätzkalk (CaO), Dolomit (CaCO₃ · MgCO₃), gelöschter
Dolomit (Ca(OH)₂ · Mg(OH)₂ oder Ca(OH)₂ · MgO), kalzinierter
Dolomit (CaO · MgO oder CaCO₃ · MgO) und jedes andere
Material, das CaO enthält oder bei einer hohen Temperatur
CaO bildet. Das Absorptionsmittel auf Ca-Basis enthält
also ursprünglich CaO oder es erzeugt CaO aufgrund der folgenden
Reaktionen bei einer hohen Temperatur:
Ca(OH)₂ → CaO + H₂O (1)
CaCO₃ → CaO + CO₂ (2)
CaCO₃ → CaO + CO₂ (2)
CaO absorbiert Schwefeloxide (SOx) von dem Abgas aufgrund
folgender Reaktionen:
CaO + SO₄ + ½ O₂ → CaSO₄ (3)
CaO + SO₃ → CaSO₄ (4)
CaO + SO₃ → CaSO₄ (4)
Die CaSO₄-Hüllen, die auf den Oberflächen der Absorptionsmittel-
Partikel durch die Reaktionen (3) und (4) gebildet
werden, haben eine kompakte Struktur und verhindern, daß
schädliche saure Bestandteile wie SOx in die Partikel
hinein diffundieren, wodurch die Reaktivität des Absorptionsmittels
reduziert wird. Durch das erfindungsgemäße
Verfahren werden jedoch die CaSO₄-Hüllen in Kalziumkarbonat
(CaCO₃) umgewandelt, wodurch die Absorptionsmittel-Partikel
regeneriert werden. Das regenerierte Absorptionsmittel
kann wieder in das Abgas eingeführt werden, wodurch die
benötigte Menge an frischem Absorptionsmittel erheblich reduziert
wird.
Von den vorher erwähnten Absorptionsmitteln auf Ca-Basis
haben Dolomit, gelöschter Dolomit und gebrannter Dolomit
ein großes Porenvolumen und daher den Vorteil, daß die
schädlichen sauren Substanzen leichter in die Partikel
hineindiffundieren können. Da die Fremdkomponenten wie
MgO nicht direkt an den Regenerationsreaktionen teilnehmen,
wird die Veränderung dieser Komponenten zur Vereinfachung
der Beschreibung nicht näher erläutert.
Abgase, insbesondere solche von mit Kohle beheizten Kesseln
und Abfallverbrennungsanlagen, enthalten im allgemeinen
Flugasche mit großer Partikelgröße zusätzlich zu den
schädlichen sauren Substanzen. In diesem Fall ist es wünschenswert,
die von dem ersten Staubabscheider gesammelten
Partikel in einen ersten Anteil aus groben, überwiegend
Flugasche enthaltenden Partikeln und einen zweiten, feine
Partikel und überwiegend Absorptionsmittel-Partikel mit
einer vorbestimmten maximalen Größe enthaltenden Anteil zu
trennen und danach nur den zweiten Anteil zu regenerieren.
Bei mit Öl betriebenen Brennern ist der Anteil an Flugasche
geringer als der Anteil an Absorptionsmittel-Partikeln, so
daß der Klassierungsschritt nicht immer erforderlich ist.
Die Erfindung wird im folgenden unter Bezugnahme auf die
Zeichnungen im einzelnen erläutert.
Fig. 1 ist ein Fließbild eines Verfahrens zur Behandlung
von Feststoffen, die das Kalziumsalz einer Schwefel-
Oxosäure enthalten, und
Fig. 2 ist ein Fließbild eines Verfahrens zur Reinigung
von Abgasen unter Verwendung des Verfahrens gemäß
Fig. 1.
In Fig. 1 ist mit 1 ein Silo bezeichnet, das feine Partikel
von verbrauchtem Absorptionsmittel auf Ca-Basis (z. T. Gips)
enthält oder Feststoffe, die das Kalziumsalz einer Schwefel-
Oxosäure enthalten, wie Gips hohen Reinheitsgrades. Das
feine Partikelmaterial wird von dem Silo 1 durch einen
Ejektor 2, der als Beispiel einer Dispersionsdüse dient,
einem Trägergasstrom zugegeben und mit diesem in einen
Reduktionsreaktor 3 eingeführt. An den Reduktionsreaktor
3 ist ein Reduktionsgasgenerator 4 angeschlossen, in
welchem ein Kohlenwasserstoff, beispielsweise Asphalt,
mit Sauerstoff und Wasserdampf unvollständig verbrannt
wird, um ein reduzierendes Gas zu erzeugen, das eine hohe
Temperatur aufweist und Kohlenmonoxid und Wasserstoff
enthält. In dem Reduktionsreaktor 3 wird daher der
CaSO₄-Bestandteil der Feststoffpartikel entsprechend der
folgenden Gleichung zu Kalziumsulfid (CaS) reduziert.
CaSO₄ + 4 H₂ → CaS + 4 H₂O (5)
CaSO₄ + 4 CO → CaS + 4 CO₂ (6)
CaSO₄ + 4 CO → CaS + 4 CO₂ (6)
Stromab des Reaktors 3 ist ein Karbonisierungsreaktor 5 mit
einem Kühler 6 (der ein Wärmetauscher oder eine Vorrichtung
zum Verdampfen oder Einsprühen von Wasser sein kann)
angeordnet. Der Gasstrom von dem Readuktionsreaktor 3
wird in dem Karbonisierungsreaktor 5 abgekühlt, wobei das
CaS in Karbonat umgesetzt wird und dabei Schwefelwasserstoff
abgibt entsprechend der folgenden Gleichung:
CaS + H₂O + CO₂ → CaCO₃ + H₂S (7)
Der aus dem Reaktor 5 austretende Gasstrom, der feine Karbonatpartikel
und H₂S enthält, wird dann dem Staubscheider
7 zugeführt, in welchem die feinen Feststoffpartikel,
die überwiegend aus feinen Karbonatpartikeln bestehen, in
einem Kalziumcarbonat-Silo 8 gesammelt werden.
Der Gasstrom von dem Staubabscheider 7 wird einem Schwefelwasserstoff-
Abscheider 9 zugeführt, in welchem das H₂S abgeschieden
wird. Das H₂S kann durch den Claus-Prozeß in elementaren
Schwefel oder durch ein Naßverfahren in Schwefelsäure
umgewandelt oder als Material für chemische Synthesen
verwendet werden. Der von dem H₂S befreite Gasstrom enthält
Wasserstoff, Kohlenmonoxid und Kohlendioxid als nicht
reagierte Komponenten, so daß es vorteilhaft ist, diesen
Gasstrom durch eine Rückführleitung 10 mit einem Kompressor
11 als Trägergas zum Zuführen der feinen Partikel aus dem
Silo 1 zum Reduktionsreaktor 3 zu verwenden. Wenn das Trägergas
Verunreinigungen (hauptsächlich Stickstoff) in unlässig
hoher Konzentration enthält, müssen Reaktoren 3, 5
mit größerer Kapazität verwendet werden, und es wird außerdem
die Bildung von Kalziumkarbonat nachteilig beeinflußt.
Daher wird das Trägergas zum Teil abgeblasen, beispielsweisse
durch eine Abblaseleitung 12.
Je kleiner die durch die Reaktoren 3 und 5 geführten feinen
Partikel sind, umso besser ist das Ergebnis, da die Verringerung
der Partikelgröße eine gleichmäßige Diffusion der
Wärme und der Reaktanten in die Partikel gewährleistet, wodurch
die erforderliche Reaktionszeit verkürzt wird und
Reaktoren 3, 5 von verringerter Größe verwendet werden können.
Aufgrund des verbesserten Wärmeübertragungs-Wirkungsgrades
gewährleistet der Reaktionsreaktor 3 eine gleichförmige
Erhitzung, um eine Kristallisation von CaS zu unterbinden,
während eine gleichmäßige Karbonat-Bildung im
Reaktor 5 stattfindet, wodurch höchst reaktives Kalziumkarbonat
erzeugt wird. Im Hinblick auf den Energiebedarf zur
Zerkleinerung sollte das aus feinen Partikeln bestehende
Material eine mittlere Korngröße von nicht mehr als 10 µm,
vorzugsweise 1 bis 3 µm haben.
Der Ejektor 2, der als Dispersionsdüse dient und mit dem
Trägergas zusammenwirkt, das durch die Rückführleitung 10
unter Druck zugeführt wird, bewirkt, daß das vorzerkleinerte
Partikelmaterial aus dem Silo 1 gleichförmig in das reduzierende
Gas innerhalb des Reaktors 3 dispergiert wird,
wobei die CaSO₄-Komponente mit einer hohen Reaktivität
reduziert wird. Anstelle des aus feinen Partikeln bestehenden
Materials, das fein zerteilt wurde, können Feststoffe,
die das Kalziumsalz von Schwefeloxosäuren enthalten,
abseits durch eine Strahlmühle oder dgl. pulverisiert
werden, bevor sie der Dispersionsdüse 2 zugeführt werden.
Normalerweise enthält die CaSO₄-Komponente Kristallwasser
und sie verliert das Wasser bei einer Temperatur von 100
bis 200°C. Wenn diese Dehydrier-Reaktion an der Stelle
der Dispersionsdüse stattfindet, die einer hohen Temperatur
ausgesetzt ist, kann es eintreten, daß die Düse 2 verstopft
wird oder daß Partikel agglomerieren (um eine reduzierte
Reaktivität zu erlangen), was zu einem schlechten
Wirkungsgrad führt. Dementsprechend ist es wünschenswert,
das Partikelmaterial zu kalzinieren, um das CaSO₄ wasserfrei
zu machen, bevor es der Düse 2 zugeführt wird.
Zur Regeneration der CaSO₄-Komponente zu CaCO₃ ist es vorteilhaft,
daß die Konzentration des reduzierenden Gases
in dem Reaktor 3 und die Wasserdampfkonzentration sowie
die Kohlendioxid-Konzentration in dem Reaktor 5 auf einem
hohen Niveau gehalten werden. Zu diesem Zweck wird konzentrierter
Sauerstoff mit einer Konzentration von mindestens
95% anstelle Luft, welches große Mengen an Stickstoff
und anderen Verunreinigungen enthält, bevorzugt
als Sauerstoffquelle zur Teilverbrennung eines Kohlenwasserstoffes
in dem Reduktionsgasgenerator 4 verwendet.
Die Reduktionsreaktionen der Gleichungen (5) und (6) finden
bei einer Temperatur von mindestens 700°C statt. Während
diese Reaktionen fortschreitend von der Oberfläche
der Partikel nach innen verlaufen, ist die Reaktionsgeschwindigkeit
von der Diffusionsgeschwindigkeit von H₂
oder CO von der Oberfläche der Partikel in das Innere
abhängig, so daß die Reaktion mit kleiner werdender Partikelgröße
beschleunigt wird. Da die Diffusionsgeschwindigkeit
der bestimmende Faktor ist, ist die Anhebung der
Reaktionstemperatur auf mehr als 900°C nicht sehr wirksam
für die Reduktion von CaSO₄ zu CaS. Außerdem unterstützen
Temperaturen über 1100°C die Kristallisation des erzeugten
CaS, wodurch die Diffusion von H₂ oder CO in die Partikel
unterbunden und die darauffolgende Karbonatbildung nachteilig
beeinflußt wird. Demzufolge ist es vorteilhaft, daß
die Temperatur im Reduktionsreaktor 3 auf 700 bis 900°C
eingestellt wird.
Die Karbonatsreaktion gemäß Gleichung (7) ist eine
Gleichgewichtsreaktion, und es ist erforderlich, die Temperatur
für eine vollständige Reaktion auf einem Niveau
von bis zu 500°C zu halten. Diese Karbonatsreaktion
schreitet jedoch mit niedriger Geschwindigkeit fort. Demzufolge
ist es notwendig, die Reaktionstemperatur auf den
höchstmöglichen Wert innerhalb des Bereiches bis 500°C zu
halten, um die Reaktion zu fördern. Obgleich nicht sicher
war, ob die Karbonatsreaktion innerhalb eines praktisch
brauchbaren Reaktionszeitraums (Partikel-Verweilzeit)
durchgeführt werden kann, wurde festgestellt, daß die erforderliche
Reaktivität mit einer Reaktionszeit von etwa
3 bis 20 Sekunden erreicht werden kann, wenn Partikel von
verringerter mittlerer Korngröße (insbesondere 1 bis 3 µm)
bei einer Reaktionstemperatur von 300 bis 500°C verwendet
werden.
Im folgenden werden Beispiele beschrieben, die zur Veranschaulichung
der Vorteile der vorstehend beschriebenen Behandlungsmethode
durchgeführt wurden.
Hohle zylindrische feuerfeste Ziegel mit einem Innendurchmesser
von 20 cm wurden zu einer Säule von 12 m Höhe aufeinandergesetzt,
um eine Versuchs-Reaktionssäule entsprechend
den kombinierten Reaktoren 3 und 5 von Fig. 1 zu bilden. Am
oberen Ende der Säule wurde eine Brennkammer (entsprechend
dem Reduktionsgasgenerator 4 aus feuerfesten Ziegeln vorgesehen.
Eine Dispersionsdüse (entsprechend dem Ejektor 2)
wurde an der Säule unterhalb der Brennkammer angeordnet.
Eine Wassersprühdüse (entsprechend dem Kühler 6) wurde an
der Säule 1,5 m unterhalb der Düse angebracht. An einer
Stelle 0,5 m unterhalb der Dispersionsdüse und an einer
Stelle 6 m unterhalb der Wassersprühdüse wurden temperaturmessende
Thermoelemente in die Reaktionssäule eingesetzt.
Der Abschnitt der Reaktionssäule oberhalb der Wassersprühdüse
wurde äußerlich mit einem elektrischen Heizkörper
umgeben, der nach außen hin mit wärmeisolierenden
Ziegelsteinen und einem Eisenrohr geschützt war. Diese
Einheit wurde weiterhin mit einer Wärmeisolation bedeckt.
Der andere Teil der Säule wurde nur durch ein Eisenrohr
geschützt. Die verwendete Wassersprühdüse war eine Überschalldüse,
die in der Lage ist, sehr feine Wassertröpfchen
zu erzeugen. Der Auslaß der Reaktionssäule wurde
mit einem Staubabscheider in Form eines Hochleistungszyklons
versehen.
Stadtgas wurde in der Brennkammer verbrannt, um die Reaktionssäule
auf eine bestimmte Temperatur zu erhitzen. Ein
Versuch wurde dann zwei Stunden lang unter den folgenden
Bedingungen durchgeführt:
Zunächst wurde das Stadtgas durch Kohlenmonoxid-Wasserstoff
ersetzt. Kohlenmonoxid wurde der Brennkammer in
einer Menge von 14 Nm³/h (N stellt den Standardzustand
dar), Wasserstoff in einer Menge von 6 Nm³/h und Luft in
einer Menge von 14 Nm³/h (N stellt den Standardzustand
dar). Wasserstoff in einer Menge von 6 Nm³/h und Luft in
einer Menge von 34,8 Nm³/h für eine partielle Verbrennung
(zur Aufrechterhaltung einer vorbestimmten Reaktions-Temperatur)
zugeführt. Andererseits wurde entwässerter Gips
(Reinheitsgrad 99%), der auf eine mittlere Partikelgröße
von 3 µm pulverisiert wurde, als das Kalziumsalz einer
Schwefel-Oxosäure enthaltender Feststoff in einer Menge
von 13,6 kg/h der Dispersionsdüse am oberen Ende der Säule
zugeführt, und zwar in einem Trägergas, das aus 50% Kohlenmonoxid
und 50% Wasserstoff bestand und in einer Menge von
24,2 Nm³/h zugeführt wurde, wobei der fein verteilte Gips
in die heißen Verbrennungsgase aus der Brennkammer dispergiert
wurden und das Trägergas durch die Düse auf eine
Strömungsgeschwindigkeit von 200 m/s beschleunigt wurde.
Fein verteiltes Wasser wurde in einer Menge von 21,2 kg/h
durch die Wassersprühdüse zugeführt. Zu diesem Zeitpunkt
hatte der oberhalb der Wasserdüse befindliche Abschnitt des
Reduktionsreaktors eine Temperatur von 820°C, während der
Karbonationsreaktorabschnitt oberhalb der Düse eine Temperatur
von 340°C hatte.
Staub und Partikel wurden von dem Zyklon in einer Menge von
9,5 kg/h abgeschieden. Die Analyse ergab, daß der Staub und
die Partikel 92,4% CaCO₃, 3,5% CaS, 2,7% CaSO₄ und 1,4% andere
Bestandteile enthielten. Andererseits wurde ein Gasstrom
mit einer Temperatur von 340°C und einem Gehalt von 2,4% H₂S
von einem oberen Abschnitt des Zyklons abgeführt.
Das Verfahren von Beispiel I wurde mit folgenden Abwandlungen
wiederholt:
Feststoffe enthaltend ein Kalziumsalz einer Schwefel-Oxosäure:
Verbrauchte Absorptionsmittel auf Ca-Basis (wasserfreier Gips-
Gehalt 43,7%)
Mittlere Partikelgröße|2 µm | |
Menge der zugeführten Partikel | 20 kg/h |
Menge des Trägergases | 25 Nm³/h |
Geschwindigkeit des Trägergases aus der Dispersionsdüse | 300 m/sec |
Menge des zugeführten fein verteilten Wassers | 20,0 kg/h |
Temperatur der Reduktionsreaktion | 810°C |
Temperatur der Karbonationsreaktion | 335°C |
Staub und Partikel wurden von dem Zyklen in einer Menge von
21,2 kg/h abgeschieden. Bei der Analyse zeigte sich, daß
der Staub und die Partikel 67,7% CaCO₃, 0,7% CaS, 0,4% CaSO₄
und 31,2% andere Bestandteile enthielten. Von dem oberen
Bereich des Zyklons wurde ein Gasstrom mit 1,5% H₂S und
einer Temperatur von 335°C abgeführt.
Fig. 2 zeigt ein Abgas-Reinigungssystem unter Einschluß der
in Fig. 1 gezeigten Anlage. Dieses System ist ein Beispiel,
wie es für ein thermoelektrisches Kraftwerk der 1000 MW-Klasse
verwendet wird, das speziell zum Verbrennen von Kohle eingerichtet
ist. In der Zeichnung ist mit 13 ein mit Kohle beheizter
Kessel bezeichnet, dem Verbrennungsluft durch ein Gebläse
14 und einen Lufterhitzer 15 zugeführt wird und der ein
Abgas erzeugt, das Flugasche und schädliche saure Substanzen
enthält. Feine Partikel eines Absorptionsmittels auf Ca-Basis,
beispielsweise fein verteilter Kalkstein (CaCO₃) mit einer
mittleren Korngröße von 1 bis 3 µm, werden durch eine Zuführleitung
16 in das obere Ende des Kessels 13 eingeführt.
Das partikelförmige Absorptionsmittel wird während einer
Dauer von etwa 2 bis etwa 3 Sekunden auf einer Temperatur
von 900 bis 1100°C gehalten, wobei CaCO₃ sofort thermisch
zersetzt wird, um hochreaktives CaO entsprechend der Gleichung
(2) zu erzeugen. Das CaO durchläuft weiterhin die
Reaktionen der Gleichungen (3) und (4), wobei es Schwefeloxide
absorbiert und Kalziumsulfat (CaSO₄) an der Oberfläche
der Absorptionsmittel-Partikel bildet. Die Reaktivität
des CaO ist etwa 40 bis etwa 50%, und nicht reagiertes CaO
verbleibt wie es ist im Inneren der Partikel. Die bei den
Reaktionen frei werdende Wärme wird in dem Kessel 13 ausgenutzt.
Das Abgas vom Kessel 13 wird durch eine Denitriereinheit
17 geleitet, welche Stickoxide aus dem Gas entfernt. Über
den Lufterhitzer 15 tritt das Gas dann in eine Staubabscheideeinheit
18 ein, in welcher die verbrauchten Absorptionsmittel-
Partikel, der Ruß und der Staub aus Flugasche aus dem Gasstrom
abgeschieden werden. Das so erreichte Abgas wird dann
durch einen Kamin 19 in die Atmosphäre entlassen.
Erfindungsemäß wird die Entschwefelung bei einer hohen Temperatur
von 900 bis 1100°C durchgeführt, so daß das Abgas eine
reduzierte Säure-Taupunkttemperatur hat. Demzufolge hat das
aus dem Kamin 19 austretende Abgas eine Temperatur von etwa
100°C gegenüber dem normalen Temperatur-Niveau von 140 bis
150°C. Dies bedeutet, daß eine größere Wärmemenge im Kessel
13 nutzbringend verwendet werden kann. Bevor die Absorptionsmittel-
Partikel die Staubabscheideeinheit 18 erreichen, absorbieren
sie Fluorwasserstoff (Hf) und Salzsäure (HCl) zusätzlich
zu den Schwefeloxiden aus dem Abgas. Da jedoch das sich bildende
CaF₂ und CaCl₂ nicht an der folgenden Behandlung des Absorptionsmittels
teilnehmen, werden diese Halogene nicht weiter
beschrieben.
Der Ruß, der Staub und die Partikel, die von der Einheit 18
gesammelt wurden, werden über ein Silo 20 einem Windklassierer
21 zugeführt, in welchem sie in einem Anteil aus groben
Partikeln, der in erster Linie aus Flugasche mit einer mittleren
Korngröße von 12 bis 15 µm besteht, und in einen zweiten
Anteil an feinen Partikeln, der in erster Linie das verbrauchte
Absorptionsmittel enthält, getrennt werden. Der
die groben Partikel enthaltende Anteil wird in einem Behälter
22 gelagert. Der die feinen Partikel enthaltende Anteil
wird über ein Silo 1 in einen Regenerationszyklus eingeführt.
Der in Fig. 2 dargestellte Regenerationszyklus entspricht
demjenigen von Fig. 1 und weist einen Ejektor 2,
einen Reduktionsreaktor 3, einen Reduktionsgasgenerator 4,
einen Karbonisierungsreaktor 5 mit einem Kühler 6 in Form eines
Wärmetauschers, eine Staubabscheideeinheit 7, ein Kalziumkarbonatsilo
8, einen Schwefelwasserstoffabscheider 9, eine
Rückführleitung 10 mit einem Kompressor 11 und eine Abblaseleitung
12 auf. Die Staubabscheideeinheit 7 enthält einen
Zyklon 23 in Kombination mit einem Sackfilter 24. Der Schwefelwasserstoffabscheider
9 enthält einen Kühler 25 mit einer Kühlwasserumwälzpumpe
26, einer Schwefelwasserstoff-Absorptionskolonne
27 und einen Stripper 28. Der Stripper 28 ist mit einem
Schwefelwasserstoffbehälter 29 verbunden.
Die CaSO₄-Komponente, die in dem verbrauchten Absorptionsmittel
enthalten ist, das durch den Ejektor 2 dem Reduktionsreaktor 3
zugeführt wird, wird durch die Reaktionen der Gleichungen (5)
und (6) in dem heißen reduzierten Gas vom Generator 4 zu CaS
reduziert. Das CaS reagiert weiter in dem Karbonisierungsreaktor
5 mit Kohlendioxid und Wasserdampf entsprechend der Gleichung
(7), wobei CaCO₃ gebildet wird. Nun ist das Absorptionsmittel
regeneriert, wobei Schwefelwasserstoff (H₂S) entsteht. Während
der Karbonisierungsreaktion durchläuft die unreagierte Komponente
(CaO) innerhalb der Absorptionsmittel-Partikel die folgende Reaktion
und wird in ein Carbonat umgewandelt:
CaO + CO₂ → CaCO₃ (8)
Die Reduktionsreaktion und die Karbonisierungsreaktion, die vorstehend
beschrieben sind, sind beide exotherm und die Reaktionswärme
wird durch den Wärmetauscher 6 wiedergewonnen.
Der aus dem Karbonisierungsreaktor 5 strömende Gasstrom, der das
regenerierte Absorptionsmittel, H₂S und andere unreagierte
Gaskomponenten enthält, wird in der Staubabscheideeinheit 7
einer Trennung zwischen Feststoffen und Gas unterworfen. Die
separierten Absorptionsmittel-Partikel werden über das Kalziumkarbonatsilo
8, den Drehschieber 30, den Ejektor 31 und
die Rückführleitung 16 zurück zum Kessel 13 gefördert. Da
beim Klassieren durch den Windsichter 21 ein Teil der Absorptionsmittel-
Partikel verloren geht, wird in die Zuführleitung
frisches Absorptionsmittel, das nicht immer CaCO₃ enthalten
muß, sondern auch CaO oder Ca(OH)₂ enthalten kann, von einer
Absorptionsmittel-Zuführeinrichtung 32 über ein Silo 33,
einen Drehschieber 34 und einen Ejektor 35 eingeführt, um
den Verlust wettzumachen. Mit 36 ist ein Kompressor bezeichnet,
der an die Zuführleitung 16 angeschlossen ist.
Der aus der Staubabscheideeinheit 7 austretende Gasstrom wird
durch den Kühler 25 auf etwa 40°C abgekühlt und dann in der
Absorptionskolonne 27 und dem Stripper 28 einer Aminwaschung
unterworfen, wobei nur H₂S ausgeschieden wird. Das H₂S wird
im Behälter 29 gelagert und beispielsweise gelegentlich nach
dem Claus-Verfahren behandelt. Das durch das Claus-Verfahren
anfallende Wasser und der elementare Schwefel werden durch die
Leitungen 37 und 38 abgeführt.
Der aus dem Schwefelwasserstoff-Abscheider austretende Gasstrom
wird dem Reduktionsreaktor 3 durch den Verdichter 11
über die Rückführleitung 10 wieder zugeführt. Ein Teil des
Gasstromes kann über die Abströmleitung 12 nach außen abgeführt
werden.
Wenn versucht wird, die Menge der Absorptionsmittel-Partikel,
die durch den Windsichter 21 verlorengehen, zu verringern, so
enthält das Partikelmaterial, das dem Absorptionsregenerationskreis
stromab desselben zugeführt wird, eine erhöhte Menge an
Verunreinigungen (Flugasche etc.), wodurch der Regenerationskreis
verstärkt belastet wird. Dementsprechend sollte das
Trennverhältnis, das von dem Windsichter 21 erreicht wird,
so eingestellt werden, daß ein Gleichgewicht zwischen dem
verlorengehenden Absorptionsmittel und der Belastung des Regenerationskreises
erreicht wird.
Das Abgasreinigungs-System gemäß Fig. 2 hat die folgenden Vorteile:
- a) Da das verwendete Absorptionsmittel auf Ca-Basis nach Regeneration zur Wiedergewinnung zurückgeführt wird, kann das Abgas wirksam unter Verwendung einer kleineren Menge an Absorptionsmitteln gereinigt werden, ohne daß das schwierige Problem von Nebenprodukten auftritt.
- b) Die Wiedergewinnung von Absorptionsmittel, das einmal pulverisiert ist, trägt dazu bei, den Energiebedarf zum Pulverisieren zu verringern.
- c) Von der Entschwefelung mit dem Absorptionsmittel über die Regenerierung des Absorptionsmittels (die Reihe von Verfahrensstufen bis zur Staubabscheide-Einheit 7 wird das Verfahren kontinuierlich im trockenen Zustand durchgeführt und hat daher nur geringe Wärmeverluste. Außerdem wird die bei der Entschwefelung und der Regeneration entstehende Wärme wirksam im Kessel 13 und im Wärmetauscher 6 ausgenutzt, so daß sich ein verbesserter Energie-Wirkungsgrad ergibt. Das vorgeschlagene Verfahren hat keine Probleme hinsichtlich der Behandlung von Abwässern, die bei Naß- oder Halbnaßverfahren auftreten oder eine sekundäre Umweltverschmutzung zur Folge haben können.
- d) Der Kessel 13 und die Staubabscheide-Einheit 15, die auch als Entschwefelungseinheiten dienen, machen das System kompakt.
- e) Da die Entschwefelung mit dem Absorptionsmittel bei einer hohen Temperatur von 900 bis 1000°C durchgeführt wird, kann SO₃, das giftiger ist als SO₂ und das bei niedrigen Temperaturen schwierig zu entfernen ist (SO₃ suspendiert in dem Abgas in Form stabiler winziger Kristalle bei niedrigen Temperaturen) wirksam entfernt werden.
Claims (6)
1. Trockenes Verfahren zur Behandlung von Feststoffen, die
das Kalziumsalz einer Schwefel-Oxosäure enthalten, dadurch
gekennzeichnet,
- - daß das Kalziumsalz zu Kalziumsulfid reduziert wird, indem ein Wasserstoff und/oder Kohlenmonoxid enthaltender Gasstrom mit einer ersten Temperatur und das Kalziumsalz enthaltende Trockenpartikel mit einer vorbestimmten Korngröße einem Reduktionsreaktor zugeführt werden,
- - dann der Gasstrom aus dem Reduktionsreaktor in einem Karbonisierungsreaktor auf eine zweite Temperatur abgekühlt wird,
- - darauf der Gasstrom aus dem Karbonisierungsreaktor einem Staubabscheider zugeführt wird, in welchem feste Partikel abgeschieden werden,
- - hierauf der Schwefelwasserstoff aus dem aus dem Staubabscheider austretenden Gasstrom abgetrennt und schließlich
- - das von dem Schwefelwasserstoff befreite, Wasserstoff und/oder Kohlenmonoxid und Kohlendioxid enthaltende Gas als Trägergas für die Trockenpartikel in den Reduktionsreaktor zurückgeführt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
die erste Temperatur 700 bis 900°C beträgt.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
die zweite Temperatur 300 bis 500°C beträgt.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
der reduzierende Gasstrom durch unvollständige Verbrennung
eines Kohlenwasserstoffes mit Wasserdampf und konzentriertem
Sauerstoff erzeugt wird.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß Feststoffe, die Kalziumsulfat, Kalziumsulfit, Kalziumthiosulfat
und/oder Kalziumpolythionat einzeln oder in beliebiger
Kombination enthalten, behandelt werden.
6. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß Absorptionsmittelpartikel behandelt werden, die bei der Reinigung
eines Schwefeloxide enthaltenden Abgases verbraucht wurden und
Kalziumsulfat enthalten, wobei die regenerierten Absorptionsmittelpartikel
in das Abgas zurückgeführt werden.
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