DE3441839A1 - Verfahren und einrichtung zur kontinuierlichen herstellung von anorganisch gebundenen werkstoffen, insbesondere von werkstoffplatten - Google Patents
Verfahren und einrichtung zur kontinuierlichen herstellung von anorganisch gebundenen werkstoffen, insbesondere von werkstoffplattenInfo
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Description
BESCHREIBUNG
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur kontinuierlichen Herstellung
von anorganisch gebundenen Werkstoffen, insbesondere von Werkstoffplatten, aus Stoffgemischen von durch Hydratbildung
erhärtenden Bindemitteln, Bewehrungs- und gegebenenfalls Hilfsstoffen schütt- bzw. streufähiger Konsistenz,
deren spezielle Werkstoffeigenschaften und Gebrauchsfähigkeit durch eine dauerhafte und irreversible
Gefügeverdichtung erzielt werden, wobei man aus dem Stoffgemisch einen Plattenstrang bildet, der dann verdichtet
und kalibriert wird. Außerdem betrifft die Erfindung eine Einrichtung zur Durchführung dieses Verfahrens
.
Mit der Erfindung wird allgemein ein technoligsch vereinfachtes
Prinzip zur kontinuierlichen Herstellung von anorganisch gebundenen Werkstoffen, z. B. Platten, aus Gemischen von durch Hydratbildung
erhärtenden Bindemitteln, Bewehrungsstoffen und gegebenenfalls aktiven und inaktiven Hilfsstoffen,
denen durch einen meist während des gesamten Erhärtungsverlaufes wirkenden Druck eine die Gebrauchseigenschaf-
ten bestimmende, dauerhafte und irreversible Gefügeverdichtung aufgezwungen wird, zur Verfügung gestellt.
Es ist bekannt, Werkstoffe aus Mischungen von bindefähigen und bewehrenden Stoffen herzustellen. Bindemittel,
Bewehrungsmaterial und gegebenenfalls andere aktive und inaktive Stoffe werden nach vorgegebenen Verhältniszahlen
in einer dafür geeigneten Einrichtung gemischt, zu einem Vlies geschüttet oder gestreut und in einer Preßeinrichtung
verdichtet. Der dazu erforderliche Druck ist von den den Verformungsmodul der Mischung bewirkenden
Eigenschaften der Ausgangsstoffe, dem Verhältnis der
— ο-Ι Plattenvliesdichten vor und nach dem Verdichtungsvorgang,
dem sich in Abhängigkeit von der Zeit ändernden Verformungsmodul des Vlieses und der Verdichtungsgeschwindigkeit
abhängig.
Platten mit organischen Bindemitteln, deren die Erhärtung bewirkende Polykondensation oder -addition meist
durch Wärmezufuhr erfolgt, werden in beheizbaren Etagenpressen oder Durchlaufpressen, wie z.B. durch die DE-AS
1 007 497 und DE-AS 1 938 280 bekannt, hergestellt. Aufgrund
der Verwendung von Stoffgemischen hoher Bewehrungsstoff- und. geringer Bindemittelkonzentration sind die
Verformungsmoduln und die erforderlichen Verdichtungsdrücke relativ hoch, was die Entwicklung und den Einsatz
von Verdichtungsanlagen schwerer und aufwendiger Bauart voraussetzt. Druck- und Wärmeeinwirkung können jedoch
meist so aufeinander abgestimmt werden, daß während einer relativ kurzen Verweilzeit in der Presse die Aushärtung
erfolgt. Die erforderliche Länge der bekannten kontinuierlichen Verdichtungsanlagen kann dadurch in wirtschaftlich
vertretbaren Grenzen gehalten werden. Der auf diesem Gebiet erreichte Stand der Technik wird durch
die Hydro-Dyn-Presse der Firma Bison und die kontinuierliche Presse der Firma Contipress, Bundesrepublik
Deutschland, bestimmt.
Mischungen mit anorganischen Bindemitteln, wie Zement und Gips, sind wesentlich bindemittelreicher und bewehrungsstoffarmer.
Sie erhärten aufgrund von Hydratbildung, d.h., wasserärmere Phasen des Bindemittels setzen sich
durch Reaktion mit Wasser in wasserreichere Verbindungen um. Dieser Vorgang wird als Hydratation bezeichnet, sie
verläuft exotherm und ist von der Reaktionsfähigkeit des Bindemittels gegenüber dem Wasser abhängig. Werden diesem
Zweistoffsystem Bindemittel-Wasser chemisch nicht neutrale Bewehrungsstoffe, z. B. Holz, zugemischt, so
werden die zwischen den verschiedenen Phasen des Binde-
mittels und dem Wasser ablaufenden Reaktionen* oft empfindlich
gestört. Die meisten Holzinhaltsstoffe wirken als Hydratations- und Kristallisationsinhibitoren, d. hv sie
verzögern den Erhärtungsvorgang. Demgegenüber sind beschleunigende Einflüsse von Holzinhaltsstoffen nur sehr
selten anzutreffen. Um diesen unerwünschten Einflüssen des Holzes entgegenzuwirken, werden hydratationsbeschleunigende
oder -verzögernde Zusätze (Stellmittel) verwendet. Wegen ihrer ungünstigen Nebenwirkungen (Ver-
jQ schlechterung der physikalischen Eigenschaften der Platten,
Ausblüherscheinungen) sind sie meist nicht in dem technologisch wünschenswerten Maße anwendbar. Bei der
Herstellung zementgebundener Platten wird deshalb häufig von der weniger problematischen hydrothermalen Beschleu-
j5 nigungswirkung Gebrauch gemacht. Die Erhärtungsvorgänge
gipsgebundener Platten sind auf diese Weise nicht zu aktivieren.
Trotz dieser verschiedenen Möglichkeiten der gezielten
2Q Einflußnahme auf den Reaktionsablauf solcher Stoffsysteme,
ist ein technologisches Optimum in den meisten Fällen nicht zu erreichen. Das bedeutet, daß die Fertigungsanlagen
bestimmte diesbezügliche Schwankungen auffangen müssen. Bei diskontinuierlicher Herstellung erfolgt das
durch eine verlängerte Verweilzeit in der Presse, was auf Kosten der Kapazität geht, oder durch eine Zwischenlagerung
der Platten in aufwendigen Einspanngerüsten, die den durch den Preßvorgang eingetragenen Druck mindestens
bis zum Hydratationsende auf die Stapelpakete übertragen. Mit zunehmender Hydratationszeit und Kapazitätsanforderung
nimmt die notwendige Anzahl von Einspanngerüsten zu und erhöht den Investitionsaufwand. Wirtschaftlichkeit
und Effizienz solcher Anlagen sind dadurch entsprechend gering.
Kontinuierliche Fertigungsanlagen müssen beachtliche Längen aufweisen, um die Gefügeverdichtung unumkehrbar zu
machen und in Abhängigkeit von der Kapazität größere Hydratationszeitschwankungen
aufzufangen. Anwendungsreife Lösungen für Industrieanlagen sind dadurch bislang nicht
bekannt geworden.
Der Zusammenhang zwischen der Länge der Preß- und Kalibriereinrichtung
Iy / der Kapazität K und der Hydratationszeit
t„ läßt sich durch die Beziehung
ι K +■
1 *
1 *
ig wiedergeben. Setzt man die Plattenstrangbreite b = konst
(zweckmäßigerweise 1 m), so läßt sich diese Beziehung linearisieren und als Nomogramm darstellen, wie in Fig. 1 gezeigt.
Es veranschaulicht daß progressive Kapazitätserwartungen eine größere Länge der Preß- und Kalibriervorrichtung
sowie einen entsprechend höheren Investitionsaufwand voraussetzen. Zur Verringerung der Anlagekosten werden
bei den bekannten Anlagen zur Herstellung von Werkstoffen auf organischer Bindemittelbasis Mehrbereichspressen
bevorzugt, d. h.f der Druck wird in den einzelnen Zonen der Presse etwa entsprechend dem zeitabhängigen
Verformungsmodul des Plattenstranges differenziert. Darüber hinaus ist es durch die DE-PS 2 126 935 bekannt, daß
bei der Herstellung kunstharzgebundener Spanplatten in beheizbaren Anlagen verbesserte Oberflächengüten und
höhere Festigkeiten erzielt werden können, wenn die Spanplattenvliese am Beginn der Pressung auf eine geringere
Dicke als die gewünschte Enddicke verdichtet und anschließend bei der gewünschton Enddicke fertiggepreßt
werden.
_^_ 3U1839
Im übrigen seien folgende Literaturstellen zum Stand der Technik angegeben: Kossatz, G. und K. Lempfer: Zur Herstellung
gipsgebundener Spanplatten in einem Halbtrockenverfahren. Holz als Roh- und Werkstoff 40 (1982), S.
333 - 337; Technische Information: Die kontinuierliche Hydro-Dyn-Presse - ein weiterer Schritt vorwärts. Holz-Zentralblatt
56/57, Stuttgart 11. Mai 1983; Kossatz, G., Lempfer, K. und H. Sattler: Anorganisch gebundene Holzwerkstoff
platten. FESYP-Geschäftsbericht 1982/83, S. 98 - 198; Bucking, G.: Die Herstellung gipsgebundener Spanplatten
im Endlosverfahren. Holz als Roh- und Werkstoff 41 (1983), S. 427 - 430; Ahrweiler, K.: Die Steuerung der
Dicke und Dichte von Spanplatten in einer kontinuierlichen Presse. Tagungsberxchtsband vom 6. Holztechnischen
Kolloquium' 1980 in Braunschweig; und Hübner, J. E.:
Halbtrockenverfahren zur Herstellung gipsgebundener Spanplatten. Tagungsberichtsband vom 7. Holztechnischen Kolloquium
1983 in Braunschweig.
Der besondere physikalische Effekt der Spannungsrelaxation und deren Nutzungsmöglichkeit für die Herstellung wesentlich
vereinfachter und kostengünstigerer Fertigungsanlagen wurde bisher nicht erkannt, was u. a. darauf zurückzuführen
sein dürfte, daß bei der Herstellung kunstharzgebundener Spanplatten grundsätzlich trockene Stoffgemische mit
wesentlich höheren Verformungsmoduln verwendet werden. Allen bekannten Verdichtungsanlagen ist dementsprechend der
Nachteil gemeinsam, daß die zur Verdichtung des Plattenvlieses erforderlichen Einrichtungen während der gesamten
Erhärtungszeit relativ hohe Drücke erzeugen und übertragen müssen und einer dementsprechend komplizierten und schweren
Ausführung bedürfen. Zur Umgehung solcher kostenaufwendigen Lösungen werden z. B. bei der Herstellung von
zementgebundenen Spanplatten diskontinuierliche und damit weniger effektive Fertigungstechniken angewendet (BISON-Zementplattenanlage).
Aufgabe der Erfindung ist es, für die Werkstoffherstellung auf der Basis anorganischer Bindemittel ein kontinuierliches
Verfahren und eine kontinuierliche Einrichtung zur Verfügung zu stellen, welche wirtschaftlicher, weniger investitionsaufwendig
und leistungsfähiger sind und mit denen im übrigen die sonstigen vorstehend dargelegten Nachteile
überwunden werden.
Diese Aufgabe wird durch ein Verfahren der eingangs genannten Art erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß der Plattenstrang
zeitlich vor dem Kalibrieren" in einer Verdichtungsphase mit einem so hohen Druck verdichtet wird, daß
seine Dicke nach dem Verdichten ^en Sollwert des fertigen
Plattenstrangs unterschreitet, die Dichte diesen jedoch überschreitet und beide (Dicke und Dichte) so groß sind,
daß der verdichtete Plattenstrang unmittelbar anschließend ohne aktive Druckanwendung in einer Kalibrierphase auf
seine Solldicke und -dichte kalibrierbar.ist.
Eine Einrichtung zur Durchführung dieses Verfahrens zeichnet sich erfindungsgemäß dadurch aus, daß
(a) die der Kalibriervorrichtung in Laufrichtung des Platten-Strangs
vorgeschaltete Verdichtungsvorrichtung den
Plattenstrang mit höherem Druck verdichtet als er für das Erreichen der Solldicke und -dichte des fertigen
Plattenstrangs erforderlich ist, so daß der Plattenstrang auf eine kleinere als seine Solldicke yerdich-
IQ tet wird, derart, daß nachher keine aktive Druckeinwirkung
erforderlich ist; und
(b) die auf die Verdichtungsvorrichtung unmittelbar folgende Kalibriervorrichtung eine ohne aktive Druckeinwirkung
auf den Plattenstrang arbeitende Kalibriervorrichtung ist, in der bedingt durch die infolge der
Durchfeuchtung des Stoffgemisches im Plattenstrang wesentlich verstärkt stattfindende Spannungsrelaxation,
eine solche Verringerung der Rückstellkräfte bewirkt wird, daß aktive Kalibrierdrücke überflüssig sind.
Auf diese Weise wird insbesondere erreicht, daß sich die Installation kostspieliger, vorzugsweise hydraulischer,
Druckerzeugungs- und -Übertragungseinrichtungen, wie sie
zur Durchführung der Verdichtungsphase bzw. in der Verdichtungsvorrichtung benötigt werden, auf einen relativ kleinen
Bereich beschränkt, weil die Verdichtungszone relativ
kurz wird, während der längste Teil (meist das 10- bis 25fache der Verdichtungszone) als technisch einfache Kalibriervorrichtung
ohne aktive Druckeinwirkung ausgebildet werden kann. Die Kalibriervorrichtung hat bei der Erfindung
nur die Aufgabe, die in der beschriebenen Weise verringerten Rückstellkräfte des in der Presse der Verdichtungsvorrichtung
bzw. in der Verdichtungsphase verdichteten Plattenstranges aufzunehmen und diesen bis zum Abschluß
der Hydratation auf Solldicke zu halten. Eine solche kontinuierliche
Kalibriervorrichtung ist auf relativ einfache Weise z.B.'durch die Anordnung hintereinandergeschalteter Kalibrierwalzen
verwirklichbar. Die Umwandlung des Liniendrukkes zwischen den Kalibrierwalzen und dem Plattenstrang in
einen Flächendruck ist durch eine geeignete Aussteifung des Formungsbandes oder durch das Einfügen von geeigneten
Transportblechen erreichbar. Zur Einstellung der erfindungsgemäßen Einrichtung auf verschiedene Plattenstrangdicken
kann eine entsprechende Verstellbarkeit des Spaltes von Preß- und Kalibriervorrichtung vorgesehen sein. Diese Verfahrensweise
und dieser Aufbau der Einrichtung beruht darauf, daß sich der Verdichtungsvorgang und der zur Verminderung
der Rückstellkräfte erforderliche Entspannungsvorgang vor oder spätestens während der Anfangsphase der Hydratation
vollziehen. Eine Störung des Struktur- und Festigkeitsbildungsprozesses
wird dadurch ausgeschlossen.
Weiterbildungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen angegeben.
Die Erfindung sei nachstehend anhand von Ausführungsbeispielen unter Bezugnahme auf die Figuren 1 und 2 der
Zeichnung näher erläutert; es zeigen:
Figur 1 ein NOMOGRAMM zur Ermittlung der Gesamtlänge von Verdichtungs- und Kalibrierzone 1^. in Abhängigkeit
von der Hydratationszeit von Gips t„ und der Anlagenkapazität K bei 1 m Plattenstrangbreite,
worin Klammerwerte der K-Leiter der Kapazität bei
2,5 m Plattenstrangbreite und Klammerwerte der t-Leiter der etwa zu erwartenden Verarbeitungszeit
des Gipses tv entsprechen;
Figur 2 eine Darstellung der funktionalen Zuordnung des j Druckverlaufes bei der Verdichtung eines Platten-
stranges zur Herstellung von Gipsspanpiatten zum
Hydratations- bzw. Erhärtungsverlauf des Stoffgemisches, wobei im Gegensatz zur Erfindung ein
Verdichten mit niedrigem Druck entsprechend der zu erreichenden Solldicke des Plattenstrangs und
ein Kalibrieren mit aktiver Druckeinwirkung erfolgt; und
Figur 3 eine Darstellung der funktionalen Zuordnung des -^q Druckverlaufs bei der Verdichtung eines Plattenstrangs
zur Herstellung un Gipsspanplatten zum Hydratations-
bzw. Erhärtungsverlauf des Stoffgemisches , wobei gemäß der Erfindung ein Verdichten
mit höherem Druck, das eine entsprechende Unter-1c
schreitung der Solldicke des Plattenstrangs be
wirkt, und ein Kalibrieren ohne aktive Druckeinwirkung erfolgen.
Zur Durchführung eines Verfahrens zur kontinuierlichen Herstellung von Werkstoffen aus Stoffgemischen von durch
Hydratbildung erhärtenden Bindemitteln, Bewehrungs- und gegebenenfalls Hilfsstoffen schütt- bzw. streufähiger Konsistenz
unter dauerhafter und irreversibler Gefügeverdichtung, derart daß man aus dem Stoffgemisch einen Plattenstrang
bildet, der dann verdichtet und kalibriert wird, wobei der Plattenstrang zeitlich vor dem Kalibrieren in
einer Verdichtungsphase mit einem so hohen Druck verdichtet wird, daß seine Dicke nach dem Verdichten den Sollwert des fertigen Plattenstrangs
unterschreitet, die Dichte diesen jedoch überschreitet und beide so groß sind,daß der verdichtete Plattenstrang
unmittelbar anschließend ohne aktive Druckanwendung in einer Kalibrierphase kalibrierbar ist, wird das
gefundene spezifische Verformungs- bzw. Kompressibilitätsverhalten der zur Werkstoffherstellung verwendeten Stoffgemische
ausgenutzt. Auf welche Weise das geschieht, wird anhand eines Vergleichs zwischen den Figuren 2 und 3 erläutert:
der Maximaldruck p__-, bei dem Druckverlauf nach Figur 2
ITl 3. X
zur Erzeugung der Solldicke und Sollrohdichte des Werkstoffs ist nur am Anfang der Verdichtungsphase während
einer relativ kurzen Zeit erforderlich. Danach baut sich der Druck ρ durch das Absinken des Verformungsmoduls rasch
bis auf einen Wert von p,^0,4 ρ ab. Wird dagegen, wie
κ max
in Figur 3 veranschaulicht, entsprechend der erfindungsgemäßen Lösung der Maximaldruck auf einen Wert p1 <*"
max
1»5 p„ erhöht, so wird die Plattensolldicke um einen
max
^q kleinen Betrag (etwa 10%) unterschritten und p\ wird infolge
von Relaxation um etwa 40% kleiner als p, ; d.h., der in einer zeitlich sehr kurzen Verdichtungsphase aufgewendete
höhere Druck p1 führt in außerordentlich gün-
max
stiger Weise zu einer erheblichen Verringerung des erfor-•^5
derlichen Kalibrierdruckes p1, während der sehr langen
Kalibrierphase, nämlich zu einem so niedrigen Kalibrierdruck., daß ein Kalibrieren ohne aktive Druckeinwirkung erfolgen
kann.
Das spezifische Kompressibilitätsverhalten der verwendeten
Stoffgemische kann also zur Herstellung einer technisch wesentlich einfacheren und kostengünstigeren kontinuierlichen
Fertigungsanlage genutzt werden, die zur Verdichtung und Kalibrierung des Plattenstranges aus zwei entsprechenden
Zonen besteht:
(a) Verdichtungszone, Druckerhöhung von ρ = ο auf
= ρ« m 1 5
F max '
F max '
Länge 1„ vorzugsweise maximal 5 m (unabhängig von der
Anlagenkapazität)
(b) Kalibrierzone ohne aktive Druckeinwirkung (nur zur Aufnahme des relativ kleinen inhärenten Rückstelldruckes
von p' £ 0,15 p1 „& 0,60 p, 4- 0,22
κ max κ κ
notwendige Länge: 1-, = *- ^t1,
λ *j ti
Die Installation kostspieliger, vorzugsweise hydraulischer Druckerzeugungs- und -Übertragungseinrichtungen beschränkt
sich somit auf den relativ kleinen Bereich der Verdichtungszone, während die relativ sehr lange Kalibriervorrichtung
keine aktive Druckeinwirkung erfordert, also unter nur verhältnismäßig geringen Anlagekosten erstellt werden kann.
Der Vorteil der erfindungsgemäßen Lösung soll an folgendem
Beispiel noch näher erläutert werden: 10
Für die Herstellung gipsgebundener holzspanbewehrter Bauplatten werden Stoffgemische verwendet, deren Hydratationszeit t„ minimal 6 Minuten (siehe Fluchtlinie 1 in Figur 1)
rl
und maximal 12 Minuten (Figur1, Fluchtlinie 2) beträgt
(6 < t„ < 12). Die Plattenstrangbreite sol
rl
tigungskapazität K soll 500 m2/h betragen.
(6 «f t„ <
12). Die Plattenstrangbreite soll 2,5 m, die Fer-
rl
Für das Stoffgemisch mit der kurzen Hydratationszeit ist
ein Versteifungsbeginn nach 4 Minuten und dementsprechend ein Hydratationsende nach 10 Minuten, für das mit der längeren
Hydratationszeit ein Versteifungsbeginn nach 8 Minuten
und ein Hydratationsende nach 20 Minuten zu erwarten. Die für die Bestimmung der notwendigen Länge der Verdichtungsanlage
als Rechenwert zugrundezulegende Hydratationszeit ergibt sich aus der Differenz des spätesten Hydratationsendes
(20 Minuten) und des kürzesten Versteifungsbeginns (4 Minuten) zu 16 Minuten.
Das heißt, die Verdichtungsanlage muß zur Kompensation derartiger Hydratationszeitschwankungen eine Länge von
mindestens 53 m (Figur 1, Fluchtlinie 3) aufweisen, wenn gemäß Figur 2 ein Verdichten mit einem Druck erfolgt, bei
dem die Solldicke und -dichte des Plattenstrangs niemals unter- bzw. überschritten werden. Da während des vorstehend angegebenen
langen Weges des Plattenstrangs auf den Plattenstrang ohne
_J>_ 3U1839
Berücksichtigung der erfindungsgemäßen Lösung ein relativ hoher Druck aufgebracht werden muß, wird diese Verdichtungsanlage
sehr material- und kostenaufwendig. Bei Anwendung der erfindungsgemäßen Lösung lassen sich demgegenüber
zum Beispiel folgende Längen für die differenziert auszubildende Verdichtungs- und Kalibrierzone festlegen:
(a) Verdichtungszone: 2,5 m
10
10
(b) Kalibrierzone: 53 m lang
Das Beispiel zeigt, daß bei der Erfindung der weitaus längste Teil der Verdichtungsanlage als Kalibriereinrichtung
ohne aktive Druckeinwirkung ausgebildet werden kann, wodurch sich die Anlagenfertigungskosten gegenüber vergleichbaren
anderen Anlagen erheblich senken lassen. Dabei ist es vorteilhaft, daß für die Presse (Verdichtungszone)
bei vereinheitlichter Plattenstrangbreite unabhängig von der Anlagenkapazität nur eine von den konstruktiven Erfordernissen
abhängige Baugröße erforderlich ist. Für die Befriedigung unterschiedlicher Kapazitätswünsche genügt
es, die der Presse bzw. Verdichtungsvorrichtung nachgeschaltete Kalibriereinrichtung längenvariabel zu konstruieren
and anzubieten. Besonders zweckmäßig erscheint hierfür eine Segmentbauweise, die es ermöglicht, Anlagen
großer Leistungsfähigkeit aus Baueinheiten kleinerer Leistung zusammenzusetzen. Hierdurch ergeben sich auch für
spätere Nachrüstung auf größere Kapazitäten besonders günstige Voraussetzungen.
Kurz zusammengefaßt betrifft die Erfindung ein technisch vereinfachtes und kostengünstig durchführbares Verfahren
sowie eine technisch vereinfachte und kostengünstige Einrichtung zur kontinuierlichen Herstellung von
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Werkstoffen, insbesondere Platten, aus Stoffgemischen von
durch Hydratbildung erhärtenden Bindemitteln, Bewehrungsund gegebenenfalls Hilfsstoffen schütt- bzw. streufähiger
Konsistenz, die ihre wesentlichen Werkstoffeigenschaften durch eine meist vor den Erhärtungsreaktionen beginnende
und bis zum Hydratationsabschluß andauernde Druckeinwirkung erhalten. Um üblichen Kapazitätsanforderungen zu genügen,
müssen kontinuierliche Fertigungsanlagen beachtliche Längen aufweisen, was sich insbesondere bei der
langzeitigen Anwendung hoher Drücke negativ auf die Anlagenkosten auswirkt. Erfindungsgemäß wird das spezifische
Verformungs- bzw. Kompressibilitätsverhalten der verwendeten
Stoffmischungen dazu genutzt, um durch eine höhere Anfangsverdichtung als zur Herstellung der Solldicke
und -dichte erforderlich ist, eine solche Verringerung der vom verdichteten Plattenvlies ausgehenden Rückstellkräfte
zu bewirken, daß die zeitaufwendigen Erhärtungsvorgänge während einer Kalibrierung ohne aktive Druckeinwirkung
erfolgen und die Anlagenkosten erheblich gesenkt werden können.
- Leerseite -
Claims (8)
- PATE N TA N WÄ LT EUND ZUSELASSENE VERTRETER VOR DEM EUROPÄISCHEN PATEiNTAMT DR. WALTER KRAUS DIPLOMCHEMIKER · DR.-ING. DIPL.-ING. ANNEKÄTE WElSERT · DIPL.-lj'HYS. JOHANNES SPIESIRMGARDSTRASSE 15 · D-8OOO MÜNCHEN 71 · TELEFON O89/Y97O77 TELEGRAMM KRAUSPATENT ■ TELEX 5-212156 kpatd · TELEFAX (O89) 7 9182 334781 JS/eiFRAUNHOFER-GESELLSCHAFT ZUR FÖRDERUNG DER ANGEWANDTEN FORSCHUNG E.V. 8000 München 19Verfahren und Einrichtung zur kontinuierlichen Herstellung von anorganisch gebundenen Werkstoffen, insbesondere von WerkstoffplattenPATENTANSPRÜCHEVerfahren zur kontinuierlichen Herstellung von anor-gebundenen Werkstoffen, insbesondere von Werkstoffplatten, aus Stoffgemischen von durch Hydratbildung erhärtenden Bindemitteln, Bewehrungs- und gegebenenfalls Hilfsstoffen schütt- bzw. streufähiger Konsistenz, deren spezielle Werkstoffeigenschaften und Gebrauchsfähigkeit durch eine dauerhafte und irreversible Gefügeverdichtung erzielt werden, wobei man aus dem Stoffgemisch einen Plattenstrang bildet, der dann verdichtet und kalibriert wird, dadurch gekennzeichnet , daß der Plattenstrang zeitlich vor dem Kalibrieren in einer Verdichtungsphase mit einem so hohen Druck verdichtet wird, daß seine Dicke nach dem Verdichten den Sollwert des fertigen Plattenstrangs unterschreitet, die Dichte diesen jedoch überschreitet und beide so groß sind, daß der verdichtete Plattenstrang unmittelbar anschließend ohne aktive Druckanwendung in einer Kalibrierphase auf seine Solldicke und -dichte kalibrierbar ist.
- 2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß eine Verdichtungsphase angewandt wird, die eine von der Hydratationszeit des Bindemittels unabhängige und wesentlich kürzere Zeitdauer als die Kalibrierphase hat.
- 3. Einrichtung zum Durchführen des Verfahrens nach Anspruch 1 oder 2 zur kontinuierlichen Herstellung von anorganisch gebundenen Werkstoffen, insbesondere von Werkstoff platten, aus Stoffgemischen von durch Hydratbildung erhärtenden Bindemitteln, Bewehrungs- und gegebenenfalls Hilfsstoffen schütt- bzw. streufähiger Konsistenz, deren spezielle Werkstoffeigenschaften und Gebrauchsfähigkeit durch eine dauerhafte und irreversible Gefügeverdichtung erzielt werden, umfassend eine Vorrichtung zum Ausbilden eines Plattenstrangs und eine Verdichtungs- und Kalibriervorrichtung, dadurch ge ken η ζ e i chnet, daß(a) die der Kalibriervorrichtung in Laufrichtung des Plattenstrangs vorgeschaltete Verdichtungsvorrichtung den Plattenstrang mit höherem Druck verdichtet als er für das Erreichen der Solldicke und -dichte des fertigen Plattenstrangs erforderlich ist, so daß der Plattenstrang auf eine kleinere als seine Solldicke verdichtet wird, derart, daß nachher keine aktive Druckeinwirkung erforderlich ist; und(b) die auf die Verdichtungsvorrichtung unmittelbar folgende Kalibriervorrichtung eine ohne aktive Druckeinwirkung auf den Plattenstrang arbeitende Kalibriervorrichtung ist, in der, bedingt durch die infolge der Durchfeuchtung des Stoffgemisches im Plattenstrang wesentlich verstärkt stattfindende Spannungsrelaxation, eine solche Verringerung der Rückstellkräfte bewirkt wird, daß aktive Kalibrierdrücke überflüssig sind.
- 4. Einrichtung nach Anspruch 3, dadurch <j e k e η η zeichnet, daß die Länge der Verdichtungsvorrichtung wesentlich kürzer als diejenige der Kalibriervorrichtung ist, so daß der zum Verdichten erforderliehe höhere Druck nur während einer zeitlich kurzenVerdichtungsphase angewendet wird, während in der längeren Kalibriervorrichtung die zeitaufwendigen Erhärtungsvorgänge, die eine entsprechend lange Kalibrierphase bedingen, ohne aktive Druckeinwirkung ablaufen. 10
- 5. Einrichtung nach Anspruch 3 oder 4, dadurch gekennzeichnet, daß in der Verdichtungsvorrichtung eine hinsichtlich ihrer Durchlaufgeschwindigkeit und ihres Preßspaltes regelbare Presse vorgesehen ist, deren Länge unabhängig von der Kapazität der Einrichtung und nur von den konstruktiven Erfordernissen der Verdichtungsvorrichtung bestimmt ist.
- 6· Einrichtung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Länge der Presse höchstens 5 m beträgt.
- 7. Einrichtung nach einem der Ansprüche 3 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die unmittelbar auf die Verdichtungsvorrichtung folgende Kalibriervorrichtung eine Mindestlänge Ij^ aufweist, die sich aus der Hydratationszeit t„, der Kapazität K der Einrichtung und der Plattenstrangbreite b gemäß folgender Beziehung1K - bp · *Hergibt, so daß die hinsichtlich der Durchlaufgeschwindigkeit und des Kalibrierspaltes regelbare Kalibriervorrichtung HydratationszeitSchwankungen des Bindemittels dadurch auffängt.-4-
- 8. Einrichtung nach einem der Ansprüche 3 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Kalibriervorrichtung, falls sie in bezug auf ihre Länge über ein bestimmtes Systemmaß hinausgeht, aus einzelnen gleichartigen Baueinheiten zusammengesetzt und damit unterschiedlichen Kapazitäts- und späteren Erweiterungsanforderungen anpaßbar ist.
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