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Verfahren zum Abtrüben von Lederfärbungen
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Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum Einstellen trüber,
gedeckter Farbtöne auf Leder und Pelzfellen aus wäßrigen Färbeflotten von anionischen
Farbstoffen nach der Ausziehmethode.
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Die Hauptmenge aller nicht schwarz gefärbten Leder machen gedeckte
und abgetrübte Buntnuancen aus. Für diese gedeckten Nuancen färben die handelsüblichen
Lederfarbstoffe im allgemeinen aber zu brillant; Färbungen auf Basis der erwähnten
Produkte müssen daher durch geeignete Mittel abgetrübt werden. In dieser Beziehung
hat sich in erster Linie ein Zusatz schwarzer Farbstoffe zu den jeweiligen Färbebädern
angeboten. Bei hellen und mittleren Nuancen bereitet jedoch diese Schwarzabtrübung
beträchtliche Schwierigkeiten, weil man hierbei nur begrenzte engen Schwarz als
Trübungsmittel verwenden kann, da ansonsten die bunten Nuancen nach Schwarz abgleiten
und unbunte Töne entstehen.
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Somit war man aus diesem Grund bisher in vielen Fällen dazu gezwungen,
solche Abtrübungen mittlerer und pastellfarbiger Töne ohne Einsatz von Schwarz durch
Mischungen von Komplementärfarben in zahlreichen Vorversuchen erarbeiten.
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Zum Einstellen trüber, gedeckter Farbtöne auf Leder und Pelzfellen
wendet man bei der Färbung aus wäßrigen Flotten im allgemeinen die Gesetzmäßigkeiten
der Trichromie-Färbemethode auf Basis der drei Grundfarben Blau, Rot und Gelb (Typfärbungen)
bzw. solcher Farbstoffe an, deren Nuance sich leicht in das Schaubild der auf diesem
System aufbauenden Musteranordnung in Dreiecksform einreihen läßt.
QU |
* |
6. |
: Schiefer |
---"e Schwarzzentrum |
- 6' |
Bordo |
4 Orange - 5cherlach Rot |
Es ist bekannt, daß die Trübung der Farbnuance umso größer ist, je weiter sich die
prozentuale Zusammensetzung der Farbstoffmischung dem Mittelpunkt des Mischungsdreieckes
nähert, der im allgemeinen das unbunte und maximal trübende Schwarzzentrum darstellt.
Beim Abnuancieren auf dieser Grundlage muß man daher sorgfältig vermeiden, mit den
Konzentrationsverhältnissen der Mischungskomponenten in die Nähe der Dreiecksmitte
zu gelangen.
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Als Nachteil der Einstellung einer mit Hilfe des Mischungsdreieckes
hergestellten gedeckten sowie trüben Farb-Nuance muß man meistens bedeutende Zugeständnisse
an die gewünschte Volifarbe in Kauf nehmen, um nicht zu dicht an das Schwärzungs-/Trübungszentrum
heranzukommen, wobei unbunte Nuancen stark in den Vordergrund treten.
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Die Erzeugung gedeckter, verwaschen aussehender oder trüber Farbtöne
setzt daher sehr viel mehr Nuanciererfahrung als bei brillanten Nuancen voraus und
führt in sehr vielen Fällen zu Fehlfärbungen.
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Ein neutrales und universell einsetzbares Hilfsmittel zur Einstellung
trüber rarbnuancen ist - abgesehen von den löslichen Schwarzfarbstoffen, die aber
nur bei sehr dunklen Farbtönen in ausreichend wirksamer Konzentration angewendet
werden können - aber bisher unbekannt. Im Hinblick auf seine Brauchbarkeit für das
vorgesehene Einsatz ziel hat ein derartiges Produkt eine gewisse Reihe von Bedingungen
zu erfüllen: Ein solches Hilfsmittel muß aus Färbebädern substantiv auf das Leder
aufziehen und trotzdem sehr tief in das Lederinnere einfärben, gut licht beständig
sein und sich mit anionischen Farbstoffen der verschiedensten Klassen sowie gleichsinnig
geladenen Hilfsmitteln zufriedenstellend kombinieren lassen.
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Darüber hinaus muß man an das Egalisiervermögen dieses Produktes besonders
hohe Anforderungen stellen.
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Im Falle seiner Applikation auf nicht gefärbtes Leder soll die Eigenfarbe
des Trübungshilfsmittels nahe bei der grünlichen Eigenfarbe von mit Chrom-III-salzen
gegerbten Ledern und möglichst nahe bei der Eigenfarbe eines pflanzlich gegerbten
Leders liegen.
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Schließlich sollen durch das Hilfsmittel der Griff, die Weichheit
und Elastizität der Ware im Gegensatz zur Behandlung mit vegetabilischen Gerbstoffen
aber nicht beeinträchtigt werden.
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Aus den zuvor dargelegten Kriterien für die Eignung ergibt sich als
Aufgabe der vorliegenden Erfindung die Vereinfachung der Abnuancierung und Abtrübung
von zu brillanten Lederfärbungen durch Entwicklung eines neutralen und uni-
versell
einsetzbaren anionischen, wasserlöslichen Trübungsmittels.
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Es wurde nun gefunden, daß amphotere Verbindungen der Diphenylamin-Reihe
mit polaren Amino- bzw. Sulfonsäuregruppen einerseits und unpolaren Nitro- und gegebenenfalls
Alkylgruppen andererseits alle Eigenschaften eines neutralen Trübungsmittels erfüllen.
Hierbei handelt es sich im allgemeinen um die Alkalisalze von Nitro-p-amino-diphenylamin-sulfonsäuren
bzw. deren Alkylderivate, insbesondere Verbindungen der allgemeinen Formel
worin X ein Wasserstoffatom oder einen niederen Alkylrest, bevorzugt Methyl bedeuten.
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Die weiter oben definierte Auf gabe wird erfindungsgemäß somit dadurch
gelöst, daß man die Ware vor, während oder nach der Färbeoperation mit Alkalisalzen
von Nitro-paminodiphenylamin-sulfonsäuren bzw. deren Alkylderivaten behandelt.
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Die erfindungsgemäß eingesetzten amphoteren Nitro-p-aminodiphenylamin-sulfonsäuren
erfüllen als Trübungsmittel die oben genannten Anforderungen wesentlich besser als
die bisher verwendeten Schwarzabtrüber. Die mit diesen Produkten allein behandelten,
nicht gefärbten Leder ergeben oliv-bzw. khaki-farbige Nuancen, die eine hervorragende
Egalität, gute Lichtechtheit und eine homoyene Durchfärbung des gesamten Lederquerschnittes
zeigen.
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Aufgrund ihres ausgezeichneten Penetrations- und Egalisiervermögens
können Nitro-p-amino-diphenylamin-sulfonsäuren als einheitlicher Durchfärber gemeinsam
mit den typischen Lederfarbstoffen angewendet werden. Derartige Zusätze zu
anderen
Farbstoffen trüben die Brillanz dieser Färbungen auf Leder und Pelzfellen im starken
Maße ab, ohne die Vollfarbe nennenswert zu verändern. Sie vermitteln - im Gegensatz
zu Schwarzabtrübern - selbst im Falle hoher Konzentrationen keine Unbuntigkeit der
auf diese Weise erzeugten Färbungen.
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Da die freien Nitro-p-amino-diphenylamin-sulfonsäuren nicht wasserlöslich
sind, müssen sie vor der Anwendung alkalisch gelöst werden. Das Trübungsmittel kann
sowohl vor als auch nach der Färbung aufgebracht werden. Die optimale Wirkung erzielt
man, wenn man es zusammen mit den Farbstoffen den wäßrigen Färbeflotten direkt zusetzt
und wie üblich die Färbebäder mit Säure auszieht.
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Beispiel Handelsübliches chromgares, zwischengetrocknetes und vorgeschiffenes
Spaltvelourleder mit einer Lederdicke von 1,9 mm wird wie üblich im rotierenden
Färbefass mit 600 % (bezogen auf das Gewicht des trockenen Leders) Wasser bei 550C
aufbrochiert und mit 2,0 % eines der unten angegebenen Farbstoffe bzw. Mischungen
davon (vom Warengewicht) 30 Minuten lang bei der genannten Temperatur gefärbt, danach
mit 1,0 % (vom Warengewicht) Ameisensäure wie üblich abgesäuert und sodann 15 Minuten
lang weiter gewalkt.
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Parallel hierzu wurde die gleiche Färbung unter Zusatz von 0,3 % (vom
Warengewicht) 4-Nitro-4'-amino-diphenylamin-6-sulfonsäure (Na-Salz) duchgeführt.
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Auf allen mit dem Trübungsmittel behandelten Ledern ist im Gegensatz
zu den ohne Trübungsmittelzusatz gefärbten Parallel-Ledern die ursprüngliche Farbe
stark und gleichmäßig abgetrübt. Diese Trübung reicht soweit in das Lederinnere
hinein, wie der ursprüngliche brillante Farbstoff eingezogen ist (ca. 0,3 - 0,4
mm von beiden Seiten), und zeigt mit zunehmender Schichttiefe kein Trübungsgefälle.
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Aufgrund der gleichmäßigen tiefen Trübung konnten die Leder sehr gut
nachgeschliffen werden, ohne durch diesen Prozeß unterschiedliche Trübungs-/ bzw.
Brillant-Zonen herauszuschleifen.
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Die Farbnuance der Ursprungs farbe wurde durch den Zusatz des Trübungsmittels
nicht verändert, lediglich der brillante Farbstoff Acid Orange 7 erscheint eine
Spur nach Braun-Orange abgedrückt.
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Die mit dem Trübungsmittel allein behandelte ungefärbte Lederprobe
zeigt gegenüber der grünlichen Chrom-III-Eigenfarbe
des Leders
eine sowohl oberflächlich als auch im gesamten 1,8 mm dicken Lederquerschnitt gleichmäßig
gelblich grüne Khakifarbe, die der Farbe eines mit pflanzlichen Gerbstoffen nachgegerbten
Chromleders ähnelt, aber den feinen Velourgriff der Velourfaser nicht wie diese
unerwünschterweise verhärtet.
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Als Farbstoffe heim zuvor beschriebenen Färbeprozeß wurden handelsübliche
Produkte eingesetzt; Beispiele dafür sind in der folgenden Tabelle aufgezählt:
Tabelle
C.I. Generic Name C.I. Constitution Number Aus der Kategorie einheitlicher, brillant
färbenden Lederfarbstoffe Acid Yellow 56 24 825 Direct Orange 17 19 160 Acid Red
379 Acid Red 199 23 295 Acid Brown 106 Acid Brown 104 Acid Blue 123 44 510 Acid
Orange 7 15 510 Acid Red 44 16 250 Aus der Kategorie brillant färbender Ledermischfarbstoffe
Mischung aus Acid Yellow 36 13 065 Direct Yellow 11 40 000 Acid Orange 7 15 510
Direct Orange 15 40 002 Aus der Kategorie einheitlicher, brillant färbender Wollfarbstoffe
Acid Blue 205 Acid Violet 102 Acid Red 289 45 110 Direct Blue 199 Aus der Kategorie
einheitlicher, brillantfärbender Reaktivfarbstoffe Reactive Green 14