DE2702075C2 - Hydrolytisches Enzym und dieses enthaltendes Arzneimittel - Google Patents
Hydrolytisches Enzym und dieses enthaltendes ArzneimittelInfo
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Description
Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf ein neues
hydrolytisches Enzym (vgl. Anspruch 1) und auf ein Arzneimittel, das dieses Enzym oder ein physiologisch
annehmbares Alkalimetall- oder Säure-Additionssalz desselben und ein pharmazeutisch annehmbares Streckmittel
enthält (vgl. Anspruch 2).
Es sind beträchtliche Anstrengungen unternommen worden, um Materialien zu finden, die zwischen
lebensfähigem und nicht-lebensfähigem Gewebe unterscheiden können. Das Ai-ffindcn von Materialien, die
devitalisiertes Gewebe ohne Angriff des lebensfähigen Gewebes abbauen könnten, würde die Entfernung von
devitalisiertem Gewebe ohne chirurgischen Eingriff möglich machen. Dabei würde es sich um ein geeignetes
therapeutisches Mittel bei praktisch allen Erkrankungsprozessen handeln, wo örtlich devitalisiertes Gewebe
vom lebenden Organismus entfernt werden muß, wie Decubitalulcera, Drucknekrosen, traumatische und
pyogene Schnittwunden und Ulcera. die bei sekundären bis peripheren Vascularerkrankungcn auftreten.
Ein Gebiet, auf das sich das Augenmerk gerichtet hat. ist die Verwendung von proteolytischen Enzymen und
anderen Chemikalien zwecks früher Auflösung der aus Verbrennungen stammenden Eschar-Gewebc. Dieses
devilalisicrte Gewebe ist ein ausgezeichnetes Kulturmedium und die Hauptquellc von Septicämie, die die
ungefähre Todesursache bei der Mehrzahl von Patienten mit schweren Verbrennungen ist. Intensive Untersuchungen
mit Mitteln, wie Gerbsäure. Salicylsäure und Brenztraubensäure sowie Papain. Pinguinain, Trypsin,
Streptokinase und andere Enzyme, hat nicht zu befriedigenden Ergebnissen geführt. Es wurde festgestellt,
daß chemische Mittel, wie Gerbsäure, das bereits verletzte Gewebe weiter schädigen. Die proteolytischen
Enzyme sind, wie gefunden wurde, zu langsam, haben toxische Nebenwirkungen oder greifen lebensfähiges
sowie devitalisiertes Gewebe an.
Es ist entscheidend, daß die Auflösung von Eschar-Gewebe früh erfolgt, d. h. in einer Zeit vorzugsweise
nicht über 4 Tage, und durch ein Mittel, das die Auflösung schnell durchführt. Wird die Auflösung zu
lange hinausgezögert, dann zeigt sich Septikämie durch den Befaii der Wunde durch infektiöse Mikroorgansmen
und Toxämie durch die Absorption der toxischen Zersetzungsprodukte aus dem devitalisierten Gewebe
durch das lebensfähige Gewebe. Eine schnelle Auflösung is entscheidend, da das betroffene Gebiet
normalerweise als ideales Kulturmedium für das Wachstum infektiöser Kolonien von Mikroorganismen
dient
Daher ist die chirgurgische Entfernung mit den damit
verbundenen Schmerzen und schweren Blutungen nach . wie vor das Hauptverfahren zur Entfernung von
Eschar-Gewebe. ■
Das Enzym Bromelain, das eine komplexe Mischung von Materialien einschließlich zahlreicher hydrolytischer
und proteolytischer Enzyme ist, ist bei der Behandlung von Verbrennungen verwendet worden. So
sind bisher hydratisiertes Bromelainpulver und gewisse rohe Extrakte von Bromelain zur Auflösung bzw.
Entfernung von Eschar-Gewebe verwendet worden (vgl. »Journ. of the Maine Medical Assoc«, Sept. f964;
Research in Burns, Hans Huber, Publishers Bern, Stuttgart, Vienna, 1971). Diese Materialien haben sich
jedoch nicht als zufriedenstellend erwiesen, insbesondere, weil die Ergebnisse nicht reproduzierbar waren.
Es ist nun ein neues hydrolytisches Enzym gefunden worden, das therapeutisch zur Entfernung von devitalisiertem
Gewebe verwendet werden kann. Das erfin-
J0 dungsgemäße neue Produkt kann zur Abtrennung und
leichteren Entfernung von devitalisiertem Gewebe bei Mensch und Tier verwendet werden. Es umfaßt
wasserlösliches, wärmelabiles, von caseinolytischer Aktivität freies proteinartiges Material. Der isoelektrisehe
Punkt liegt bei etwa 6, insbesondere zwischen 5,85-6,10. Das Protein besteht aus mindestens 2,
gewöhnlich 3 Untereinheiten, von denen jede ein Molekulargewicht von etwa 14 300—15 000 Dalton hat.
Im UV-Bercich des Spektrums gibt es eine charaklcristische
Absorptionsspitze bei 280 nm. Ein Kennzeichen des erfindungsgemäßcn Produktes ist e seine hydrolytische
Aktivität, selbst in Abwesenheit einer Sulfhydrylaktivierung oder in Anwesenheit von sulfhydryldeaktivierenden
Mengen an Phenylmercuriacctai. Die vorliegende Erfindung umfaßt auch die physiologisch
annehmbaren Alkalimetall- und Säureadditionssalze dieser Produkte. Die Salze können durch Reaktion des
hydrolytischen Enzymsubstrats mit einem leichten molaren Überschuß der gewählten verdünnten Alkalimetallbase
oder Säure, normalerweise einer Mineralsäure oder einer niedrigmolekularen aliphatischen
Carbonsäure, in wäßrigem Medium hergestellt werden. Geeignete Basen sind z. B. Natiium- und Kaliumhydroxid;
geeignete Säuren umfassen Salz- und Essigsäure.
Das erfindungsgemäße Produkt erhält man durch entsprechende Behandlung handelsüblicher Bromelainpräparate.
Beim derzeit bevorzugten Verfahren zur Herstellung von Bromelain aus dem Stiel der Ananaspflanze
wird zuerst der Saft aus dem Stiel mit Phosphorsäure auf einen pH-Wert von etwa 3—4
eingestellt, worauf Natriumsulfhydrid zum Schutz gegen eine Sulfhydryloxidation zugefügt wird. Ein Niederschlag
wird durch Zugabe von ausreichend Aceton unter Bildung einer 30% Aceton enthaltenden Lösung
erhalten und nach dem Filtrieren wird die geklärte Flüssigkeit erneut durch Zugabe von ausreichend
Aceton ausgefällt, so daß man eine 70% Aceton enthaltende Flüssigkeit erhält. Dieser Niederschlag wird
abzentrifugiert und entweder erneut in natriumsulfhydridhalligem Wasser, das mit .Phosphorsäure angesäuert
worden ist, gelöst und wiederum ausgefüllt oder direkt
in einem Vakuumofen getrocknet. Wird das Material erneut ausgefällt, so wird 70% Aceton verwendet Das
getrocknete Material aus allen Verfahren ist als Ausgangsmaterial zur Herstellung des erfindungsgemäßen hydrolytischen Materials geeignet.
Jedes dieser Grundmaterialien wird (10 g pro 200 ecm) in 0,1 M Acetatpuffer, pH 5,5, extrahiert, der
auf 1% in Thioglykolsäure gebracht wurde; der pH-Wert dieser Lösung beträgt etwa 4. Diese Lösung
wird durch eine anisotrope Ultrafiltrationspolyacrylmembran mit einem bei etwa 50 000 beschnittenen
Molekulargewicht (vgl. US-PS 36 15 024) gedrückt.
Die so erhaltene makromoelkulare Mischung wird weiter zur Erzielung des erfindungsgemäßen hydrolytischen Enzymprodukts gereinigt. Zuerst wird die
Mischung einer molekularen Ausschlußchromatographie als Phenylmercurisalz(hergesteift durch Kombinie-
ren der Mischung mit einem wäßrigen 0,2 M Citratpuffer, gesättigt mit dem Phenylmercuriacetatsalz gemäß
dem Verfahren von Ota et al. in Biochem., 3:180 [I960])
auf einer Sephadex C 75 Kolonne unterworfen. Der Eluierung des gewünschten Enzymprodukles aus dieser
Kolonne schließt sich die Eluierung des reinen Stielbromelains an, weshalb das Molekulargewicht über
dem von Bromelain liegen muß, das bekanntlich 32 000 ist.
Bei der weiteren Trennung und Reinigung wurde die makromolekulare Mischung durch isoelektrische Ein
stellung fraktioniert und einer analytischen Polyacrylamidgel-Elektrophorese
in 1% Natriumdodecylsulfät (SDS) unterworfen.
Zur isoelektrischen Einstellung wurde die Mischung in einem Saccharosegradicntcn mit einer Mischung
kleiner Ampholytcn anfänglich bei einem pH-Wert von 3—10 und dann bei pH 5 — 8 gemischt. Das aktive
Material wurde beim isoelcktrischen Punkt von pH 6,04 mit einem Bereich von 5,85—6,12 konzentriert. Dieser
isoelektrische Punkt unterscheidet sich deutlich von den für die als Bromelain bezeichneten Proteasen beschriebenen
Punkten (pH 4,7 und 9,9). (Vgl. Vestberg^ Acta Chem.Scand.,20 :820[1966].)
Die durch isoelektrische Einstellung isolierten Produkte haben eine außerordentliche hohe hydrolytische
Aktivität.
Das isoelektrisch eingestellte, aktive Material wird seinerseits einer Polyacrylamidgel-Elekirophorese bei
pH 9 in 1% SDS unterworfen (Weber el al., J. Biol.
Chem., 244 :4406 [1969]). Nur ein einziges proteinfärbendes Band kann mit einer gemessenen elcktrophoretischen
Mobilität sichtbar gemacht werden, das beim Vergleich mit Standardproteinen von bekanntem
Molekulargewicht ein Molekulargewicht zwischen 14 300-15 000 Dalton zeigt. Da SDS bekanntlich
Proteine in ihre verschiedenen, gegebenenfalls vorhandenen Untereinheiten dissoziiert, ist es offensichtlich,
daß die erfindungsgemäßen Enzymprodukte mindestens 2, sehr wahrscheinlich 3 Untereinheiten von praktisch
demselben Molekulargewicht umfassen.
Das aus der isoelektrischen Einstellung isolierte Material wurde einer UV-Spcktrophotomctrie in
Wasser unterworfen und zeigte eine maximale Absorption
bei 280 nm. Diese Absorption ist charakteristisch für aromatische Aminosäuren.
Aufgrund der obigen Untersuchungen wird geschlossen,
daß die erfindungsgemäßen Produkte proteiniirlig sind und aromatische Aminosäuren enthalten; sie sind
wasserlöslich und wärmelabil. Obgleich das erfindungsgemäße Material aufgrund der Untersuchungen praktisch rein zu sein seheien, sind sehr wahrscheinlich noch
geringere Mengen anderer Materialien anwesend. Die Aktivität erfordert keine absolute Reinheit und
molekulare Homogenität.
Das durch die isoelektrische Einstellung isolierte erfindungsgemäße Material zeigt bei Bebrütung mit
Casein unter Stan'dardbedingungen gemäß dem oben genannten Verfahren von Ota keine caseinolytische
Aktivität. Unter diesen Bedingungen zeigt Bromelain eine hohe caseinolytische Aktivität.
Das Hohlraumvolumen aus der oben beschriebenen G 75 Sephadex Kolonnenchromatographie, das das
hydrolytische Enzymprodukt enthielt, enthielt auch das Sulfhydrylenzym inaktivierende Phenylmercuriacetat.
Die Tatsache, daß diese Enzymaktivität in Anwesenheit der Quecksilberverbindung auftritt, zeigt, daß im
Gegensatz zu Bromelain keine freien Sulfhydrylgruppen für die biologische Wirkung notwendig sind. Im
Gegensatz dazu wurde festgestellt, daß im Fall einer molekularen Ultrafiltration des rohen, acetonausgefällten Bromelains in Abwesenheit von Thioglykolsäure
(einem Sulfhydrylschutz) die Aktivität wesentlich verringert wurde.
Der Molekulargewichtsbereich der aktiven Produkte in den erfindungsgemäßen Präparaten ist so, daß
pathogene Organismen, die bekanntlich ein wesentlich höheres Molekulargewicht haben, ausgeschlossen werden. Daher sind die erfindungsgemäßen Produkte
inhärent steril, selbstverständlich vorausgesetzt, sie werden unter sterilen Bedingungen hergestellt.
Wie ersichtlich, ist die Fraktion von allen bisher beschriebenen Materialien verschieden; im Gegensatz
zu allen anderen, bisher beschriebenen Materialien ist sie weiterhin sicher, verläßlich und wirksam. Die
therapeutischen Ergebnisse aus ihrer richtigen Verwendung sind vorhersagbar und reproduzierbar.
Für die meisten Zwecke können geeignete Produkte in zwei Formen vorgelegt werden. Das lyophilisiertc
Produkt ist gewöhnlich weniger dicht als die durch Acctonausfällung erhaltene Fraktion, jede Fraktion
kann allein oder in Verbindung mit üblichen, pharmazeutisch annehmbaren Streckmitteln, wie Petrolatum,
isotone Kochsalzlösung, Polysaccharidgele oder andere stabile, inerte Kohlenwasserstoffträgcr verwendet werden.
Die Präparate sollten unmittelbar vor der Verwendung hergestellt werden, da das erfindungsgemäße
Produkt in Anwesenheit von Feuchtigkeit nicht stabil ist.
In bestimmten Fällen kann es zweckmäßig sein, den
erfindungsgemäßen therapeutischen Präparaten andere aktive Bestandteile zuzufügen, wie z. B. Antibiotika.
Diese Mittel oder andere antimikrobiale Mittel, wie Bacitracin, können zur Bekämpfung von Bakterien und
Fungi sowie zur Bekämpfung möglicher Infektionen zweckmäßig sein. Zum besseren Aufbrechen des
Eschar-Gewebes kann ein keratolytischcs Mittel, wie Harnstoff, zugefügt werden.
Zur Bestimmung der biologischen Wirkung der erfindungsgemäßen Produkte wurden bei anästhctisiertcn
Ferkeln durch Strahlungswärme Versuchsverbrennungen voller Dicke hervorgerufen. Fs wurden b
verschiedene Ferkel getestet, jede Versuchsverbrennung
wurde mit normaler Kochsalzlösung für die Dauer bis zu 4 Stunden nach Verstreichen der in der folgenden
Tabelle angegebenen Zeit eingetaucht.
Postverbrennungsdauer; std
Dauer des Kochsalzlösungsbadtr,
std
1 | 0 |
24 | 1 |
36 | 1,5 |
48 | 2 |
72 | 4 |
10
Jede Verbrennung wurde mil einer Reihe kleiner Löcher punktiert, um einen leichten Durchgang der
hydrolytischen Aktivität durch das Eschar-Gewebe bis zur darunterliegenden Grenzlinie zwischen dem Eschar-Gewebe
und dem lebensfähigen Gewebe zu ermöglichen. Dann wurden die Verbrennungen getrennt mit
dem erfindungsgemäßen Pulver und dann mil Agar überzogen. Das Agar wurde mit einer biegsamen
Kunststoffolie abgedeckt und die Kanten der Folie dicht an das umgebende Fleisch zum Schutz gegen den
Sauerstoff in der Luft angepreßt. Dann wurde eine geringe Menge normaler Kochsalzlösung durch den
Kunststoff und in den Agar eingespritzt. Diese Feuchtigkeit hatte eine zweifache Wirkung; sie quoll
den Agar zum weiteren Schutz des Enzyms vor Sauerstoff und aktivierte das Enzym.
Das aktive Pulver wurde auf das Eschar-Gewebe in einer Menge von 0,1 mg/mm2 aufgebracht. Das hydrolytische
Präparat ist in Mengen von nur 0,1 mg/mm2 wirksam, wird jedoch vorzugsweise in Mengen bis zu
10 mg/mm2 oder höher verwendet, um einen Kontakt des Enzyms mit dem nicht-lebensfähigen Gewebesubstrat
sicherzustellen.
Nach einer Stunde wurden die Binden entfernt und festgestellt, daß das nicht-lebensfähige Gewebe vom
lebensfähigen Gewebe mit nur minimaler Blutung und ohne offensichtliche toxische Wirkung entfernt werden
konnte. Das nach Entfernung des Eschar-Gewebes verbleibende Bett aus lebensfähigem Gewebe eignet
sich zur Aufnahme eines Transplantates.
Das Transplantat wurde auf die Versuchsverbrennungen nach Entfernung des Eschar-Gewebes aufgebracht,
indem man die Wunde zuerst mit Wasserstoffperoxid zum Neutralisieren der verbleibenden enzymatischen
Aktivität und dann mit normaler Kochsalzlösung wusch. Die Transplantate wuchsen an.
Bei einem anschließenden Test mit einem menschlichen
Patienten wurde in einem Gebiet von 5 cm2 eine Verbrennung voller Dicke auf der Hautoberfläche des
vorderen Oberschenkels unter Lokalanästhesie durch 30 Sekunden lange Einwirkung von Strahlungswärme
von 360°C verursacht. Nach einer Stunde wurde eine Paste aus einer 1 :1-Mischung des erfindungsgemäßen
pulverisierten Produktes in physiologischer Kochsalzlösung auf die Verbrennung aufgebracht. Die Paste wurde
zum Ausschluß von Sauerstoff und Bewahrung der Feuchtigkeit mit einer durchsichtigen Kunststoffolie
abgedeckt, dann wurde ein Druckverband angelegt, um einen guten Kontakt zwischen dem Verbrennungssubstrat
und dem therapeutischen Material zu gewährleisten. Der Verband wurde nach einer Stunde entfernt,
und das Eschar-Gewebe war teilweise aufgelöst; es haftete nicht am Wundbett, und seine Reste wurden
durch einfaches Abwischen vollständig entfernt, wodurch ein für Transplantate geeignetes Wundbett
zurückblicb.
Es wurde festgestellt, daß sich selbst nach Nachlassen der Lokalanästhesie keine Schmerzen in Verbindung
mit der Entfernung des teilweise gelösten Gewebes oder bei einer anderen Behandlung des Wundbettes
zeigten. Die Blutung war minimal.
Das Wundbett wurde mit einem Eigentransplantat von geteilter Dicke bedeckt und nach 4 Tagen wieder
untersucht. Wie festgestellt wurde, war das Bett fast vollständig bedeckt; nach 7 Tagen war es zu 100% mit
lebensfähigem Hauteigentransplantat bedeckt.
Es wurde gefunden, daß das aktive Material das Eschar-Gewebe bei relativ kurzer Behandlung, z. B.
einer Stunde, nicht auflöst. Statt dessen trennt es das Eschar-Gewebe vom darunterliegenden Gewebe durch
Aufspalten des verbindenden Gewebes ab. Diese Reaktion erfolgt äußerst schnell.
- Die schnelle Auflösung des verbindenden Gewebes wurde durch einen and.eren Versuch der oben
beschriebenen Art dargestellt, wobei ein Ferkel äußere Verbrennungen hatte. Das gesamte Eschar-Gewebe und
umgebende Gewebe wurde mit einem Kunststoffhaftspray abgedeckt, dann wurde im Zentrum des
Eschar-Gewebes ein kleines vertikales Loch von etwa 1 mm Durchmesser und 5 mm Tiefe gebohrt. Das Loch
wurde mit einem erfindungsgemäßen Pulverprodukt gefüllt und dann mit einigen Tropfen mit Evans Blue
Farbstoff gefärbter Kochsalzlösung angefeuchtet. Dabei wurde dafür gesorgt, daß kein enzymatisches
Material über die Lochränder austrat, worauf mit Kunststoff verschlossen wurde. Nach einer Stunde
wurde eine bläuliche Verfärbung um die Peripherie des verbrannten Gebietes (etwa 5 κ 5 cm) sichtbar. Nach
Entfernung des Kunststoffverschlusses wurde gefunden, daß sich der Durchmesser des gebohrten Loches auf
etwa 10 mm erhöht hatte. Weiterhin konnte das Eschar-Gewebe leicht vom lebensfähigen Gewebe mit
nur geringer oder keiner Blutung abgehoben werden. Dieser Versuch wurde mehrere Male mit einem
lyophilisierten und acetonausgefällten Material in unverdünnter Pulverform und in verschiedenen Trägern,
wie physiologische Kochsalzlösung, Tagecreme und Agar, wiederholt, wobei praktisch identische
Ergebnisse erzielt wurden.
Bisher sind wasserlösliche hydrolytische proteinhaltige Enzympräparate mit einem Molekulargewicht von
etwa 30 000—50 000 Dalton beschrieben worden, die durch Feuchtigkeit aktiviert werden. Werden sie jedoch
längere Zeit, z. B. einen Tag oder mehr, einer feuchten Atmosphäre ausgesetzt, unterliegen sie einer Selbstauflösung
unter Verlust der Aktivität. Die Mischung verliert auch ihre Aktivität, wenn sie etwa 5 Minuten
einer Temperatur von 100°C ausgesetzt wird; sie ist daher wärmelabil.
Bei weiteren Versuchen wurden 4—6 Wochen alte Ferkel unter Diäthyläther-narkose in kleinen Gebieten
rasiert, wobei dafür gesorgt wurde, keine oberflächlichen Abrasionen zu verursachen. Dann wurde 20
Sekunden lang Strahlungswärme von 360°C mittels eines elektrisch erhitzten Stabes in einer isolierten
Kammer mit variabler Öffnung als Wärmequelle angelegt. Es gab keine Berührung zwischen dem
Heizstab und der Haut; daher wurde ein unterschiedlicher Kontaktdruck eliminiert. Die Standardgröße der
Versuchsverbrennung betrug 2x5 cm, wobei die Ränder
gegen überschüssige Wärme durch eine schwere Asbestplatte geschützt waren, die vor jeder neuen
Verwendung auf Zimmertemperatur abgekühlt werden mußte, um die Verbrennungsschädigung auf die
tatsächliche öffnung in dieser Asbestplatte zu begrenzen;
auch diese Öffnung kann in ihrer Größe variiert werden, betrug im Standardversuch jedoch 2x5 cm.
Diese Größe wurde gewählt, um die Einwirkung des aktiven Materials nur auf einen engen Eschar-Gewebestreifen
zu begrenzen, wobei die tatsächliche Wirksamkeit der injizierten Fraktion im Trennungsabstand vom
Injektionsrand erleichtert wurde.
Eine Stunde nach dem Verbrennen wurde die Testfraktion an der kleineren Seite des Rechteckes
(2 cm) I cm von jeder Ecke des Eschar-Gewebcs mit einer Nadel injiziert, die in den Rand der Verbrennung
und tangential in einem leichten Winkel von 10° parallel zu den längeren Seiten des Rechteckes etwa 1 cm in den
Sub-Escharraum eingeführt wurde. Die Fraktion wird i*>
am besten mit einer Spritze mit einer kurzen Nadel injiziert. Die Schräge der Nadel war während der
Injektion gegen die lebensfähige Gewebebase gerichtet. Die Menge der Testfraktion wurde in einem Volumen
von 0,1 ecm an dest. Wasser gelöst injiziert. Dadurch 2(l
wird eine vorausberechnete Menge der Testfraktion, in 0,1 ecm dest. Wasser gelöst, in den Sub-Escharraum
1 cm von jeder Seitenkante des 2 χ 5 cm verbrannten Rechtecks eingeführt.
Eine Stunde nach Einführung der Fraktion in den « Sub-Escharraum, wobei die Nadel in Injektionskanal
belassen wurde, um einen Verlust an aktivem Material durch Rückfluß durch denselben zu vermeiden, wurde
die Nadel entfernt, und ein kleiner »Kratzer« von 2 cm Breite mit etwa 5 an der Spitze geschärften Zähnen J<>
wurde in einem Winkel von 45° in die Verbindungslinie zwischen dem Eschar- und dem benachbarten nicht-verbrannten
Gewebe entlang der kürzeren Seile der rechteckigen Verbrennung gestoßen, wo eine Stunde
vorher die Testfraktion in den Sub-Escharraum eingeführt worden war. Unter Imitieren einer mechanisehen
Abtrennung bei einer tatsächlichen Verbrennungsbchandlung wurde der Kratzer in Richtung der
Längsachse der Verbrennung gezogen, nachdem seine Zähne in den Rand des Eschargewebes gegriffen hatten.
Mit aktiven Fraktionen kann man das Eschar-Gewebe aus der Verbrennungswunde herauslösen, wobei eine
lebensfähige, leicht blutende Grundlage zurückbleibt. Das Ausmaß an mechanischem Zug, mit welchem der
Escharstreifen aus dieser Basis herausgelöst werden kann, hängt von der Lösung oder teilweisen Erweichung
der Collagcnsträngc ab, mit denen das Eschargcwebe am Wundben verankert ist. Die Leichtigkeit dieses
Loslösungsverfahrens kann durch das Gewicht gemessen werden, das am Griff des Kratzers angebracht ist.
wobei eine feine Schnur über einen Flaschenzug führt und das Tier auf einem Brett festgemacht ist, an welches
der Flaschenzug angeschlossen ist. Ein zweites Maß für die Wirksamkeit des Testmaterials ist der Abstand, den
ein Zug von nicht-konstantem Gewicht den Escharstreifen, gemessen von der Einstichkante des Kratzers gegen
die gegenüberliegende kurze Seite des rechteckigen Eschargewebes, abziehen kann. Sowohl das zum
Abziehen des Eschar-Gewebes notwendige Flaschenzuggcwicht als auch die Länge, in welcher der
Eschar-Streifen von 2 χ 5 cm entlang der Längsachse dieser rechteckigen Verbrennung, beginnend an der
kleineren Seite, wo die Testfraktion injiziert worden war, abgezogen werden kann, zeigen die Wirksamkeit
der besonderen Testfraktion bei der beschleunigten Abgrenzung der wärmevorbestimmten Ebene zwischen
dem irreversibel devitalisierten Eschar-Gewebe und den lebensfähigen Wundbett.
Unter Anwendung dieses Verfahrens wurde gefunden, daß wäßrige Präparate, insbesondere physiologische
Kochsalzlösungen mit etwa 0,1—2 Gew.-% an aktivem Material, mit Erfolg verwendet werden können.
Claims (2)
1. Hydrolytisches Enzym, verwendbar zur Ablösung von devitalisiertem Gewebe bei Mensch und
Tier, dadurch gekennzeichnet, daß es ein wasserlösliches, wärmelabiles, von caseinolytischer
Aktivität freies Protein umfaßt, welches einen isoelektrischen Punkt von etwa 6 und mindestens 2
Untereinheiten jeweils mit einem Molekulargewicht von etwa 14 300—15 000 Oalton mit einer charakteristischen
Absorptionsspitze im UV-Bereich des Spektrums bei 280 nm hat, wobei das Produkt in
Abwesenheit einer Sulfhydrylaktivierung und in Anwesenheit von sulfhydryl-deaktivierenden Mengen
an Phenylmercuriacetat aktiv ist, sowie die physiologisch annehmbaren Alkalimetall- und Säureadditionssalze
desselben.
2. Arzneimittel, enthaltend das Enzym gemäß Anspruch 1 oder ein physiologisch annehmbares
Alkalimetall- oder Säure-Additionssalz desselben und ein pharmazeutisch annehmbares Streckmittel.
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