DE2449588C2 - Verfahren zur Zersetzung einer wäßrigen, radioaktiven Abfallösung mit gelösten, anorganischen und organischen Inhaltsstoffen - Google Patents
Verfahren zur Zersetzung einer wäßrigen, radioaktiven Abfallösung mit gelösten, anorganischen und organischen InhaltsstoffenInfo
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Abstract
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Vorbereiten waessriger, radioaktiver Abfall-Loesungen aus Wiederaufarbeitungsanlagen fuer abgebrannte Kernbrenn- und/oder Brutstoffe und anderen kerntechnischen Anlagen zur umweltschuetzenden Verfestigung und/oder Beseitigung dieser Loesungen, bei welchem die Gesamtmenge der unterschiedlichen anorganischen und organischen Inhaltsstoffe durch Zerstoerung von Salpetersaeure, Nitrate und Nitrite unter Bildung eines von hoeheren Stickoxiden praktisch freien Abgasgemisches verringert wird. Die radioaktiven Abfall-Loesungen werden einem Elektrolysestrom mit solchen Stromdichten an der Anode und an der Kathode ausgesetzt, bei welchen in einem Arbeitsgang an der Anode Inhaltsstoffe aus der Gruppe Hydrazin, Hydroxylamin, Oxalsaeure, Oxalate, Weinsaeure und Tartrate oxidiert und an der Kathode Inhaltsstoffe aus der Gruppe Salpetersaeure, Nitrate und Nitrite reduziert werden. Die Vorteile des Verfahrens bestehen darin, dass kein Zusatz von Neutralisierungs- und/oder Reduktions-Chemikalien benoetigt wird, dass hierdurch der Kosten- und apparative Aufwand, sowie der Raumbedarf verringert wird, dass die Abgase praktisch keine nitrosen Gase enthalten und dass das Verfahren betriebssicher und gut steuerbar ist. ...U.S.W
Description
für die Kathode Titan oder Graphit verwendet wird,
b) die Elektrolyse bei Raumtemperatur durchgeführt wird und
c) die Stromdichte an der Kathode so eingestellt wird, daß an der Anode Hydrazin, Hydroxylamin,
Oxalsäure, Oxalate, Weinsäure und Tartrate
und an der Kathode außer HNO3 auch Nitrate und Nitrite unter Bildung eines von höheren
Stickoxiden freien Abgasgemisches zersetzt werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß im Falle der Anwendung einer Graphit-Kathode
der Abfallösung Kupfer-, Blei-, oder Titanionen in einer Menge, die in der Abfallösung
eine Konzentration von 10 mg/1 bis 50 mg/1 ergeben, zum Starten der Reduktionsreaktion zugesetzt werden.
Die Erfindung betrifft ein Verfahren gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruchs I.
Wäßrige, radioaktive Abfallösungen, z. B. aus kerntechnischen
Anlagen, müssen zur Verfestigung vorbereitet werden. Sie werden hierzu, insbesondere wenn sie
hochaktiv sind, zunächst in einem Verdampfer aufkonzentriert und das Konzentrat, das 4 bis 6 molar an Salpetersäure
ist. wird in kostspieligen, gekühlten und belüfteten Behälleranlagen aus Edelstahl über mehrere Jahre
hinweg zwischengelagert bis ein Teil der Radioaktivität abgeklungen ist. Zur Herabsetzung der Korrosionsraie
des Edelstahles wird üblicherweise entweder durch Teilneutralisierung oder auch durch Zugabe von Reduktionsmitteln
wie Zucker, Formaldehyd oder Ameisensäure die Salpetersäurekonzentration im Konzentrat
aus 1 bis 2 Mol/Liter erniedrigt.
Diese Verfahrensweise ist kostspielig und die Anwendung von Reduktionsmitteln beinhaltet ein gewisses Risiko,
da solche Reaktionen hin und wieder unkontrollierbar schnell ablaufen können.
Aus dem »USAEC-Report Nr. KAPL-1263 (4. Januar
1955) S. 3 bis 26«, im folgenden kurz »Report« genannt, ist ein Verfahren der eingangs genannten Art bekannt,
bei dem die Salpetersäure in Abfallösungen aus der Wiederaufarbeitung von Kernbrennstoffen durch Elektrolyse
in gasförmige Produkte zersetzt wird. Dabei werden Kathoden und Anoden aus Platin und Stromdichten
an der Kathode von mindestens 320 mA/cm2 verwendet. Die Elektrolyse findet dort bei erhöhten
Temperaturen von 82°C bzw. IOO°C statt.
Im Report wird erwähnt, daß als Produkte bei der elektrolytischen Reduktion von Salpetersäure unter
verschiedenen Bedingungen folgende Substanzen identifiziert worden sind:
NO2, HNO2, N2O, NO, N2, NH2OH und NH4+.
Das bevorzugt entstehende Produkt sei Stickstoffdioxid. NO2 und NO seien erwünscht wegen der leichten
Rekombination mit anodisch erzeugtem Sauerstoff und mit Wasser zur Bildung von HNO3 - N2O, N2 sowie
NH4+-Ionen seien unerwünscht Es wird berichtet daß bei der elektrolytischen Reduktion von HNO3 zuerst
Wasserstoff gebildet wird, gefolgt von einer Periode der Salpetersäurereduktion, in welcher praktisch kein H2
entsteht bis die HNO3-Konzentraiion auf einen gewissen
kritischen Wert verringert worden ist Unterhalb dieser kritischen HNO3-Konzentration ist H2 wieder
das hauptsächlichste Reduktionsprodukt Es wurden Platin-Elektroden verwendet und es wurden für verschiedene
Bedingungen Werte für die kritische HNO3-Konzentration gefunden, die in keinem Fall den
Wert 3 Mol/l HNO3 unterschritt
Bei einer Stromdichte von
Bei einer Stromdichte von
840 mA/cm2 und einem Potential von 4,1 V betrug
die kritische Konzentration ca. 5,9 M/l HNO3,
bei einer Stromdichte von
bei einer Stromdichte von
280 mA/cm2 und einem Potential von 1^V ca.
3.8 M/l HNO3.
N2O entstand unterhalb der kritischen Konzentration,
jedoch bevor H2 das einzige Elektrolyseprodukt darstellt. Wie die graphischen Darstellungen im »Report«
über die Zusammensetzung des Abgases in Abhängigkeit von der HNO3-Konzentration zeigen, tritt
unterhalb einer Konzentration von 3 M/l HNO3 auch kein N2O mehr auf, sondern lediglich H2. — Weiterhin
wird über Untersuchungen mit einem Zusatz von
j5 0,01 M Cu(NO3J2 berichtet, bei denen einerseits trotz
verbesserter HNO3-Reduktion Restkonzentrationen
von HNO3 übrigblieben, andererseits NO2-Bildung, wie
aus der Zusammensetzung der Abgase hervorgeht, nicht völlig vermieden werden konnte. Bei einem Vergleich
der elcktrolytischen Reduktion mit der Säuredestillation
kommt der »Report« zu dem Schluß, daß letztere attraktiver sei.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, das Elektrolyseverfahren
so auszugestalten, daß auch Abfalllösungen, die als Inhahsstoffe Hydrazin, Hydroxylamin,
Oxalsäure, Oxalate, Weinsäure und Tartrate enthalten, zu einem von höheren Stickoxiden freien Abgasgemisch
zersetzt werden können.
Diese Aufgabe wird dadurch gelöst, daß bei einer
so Abfallösung, die. als Inhaltsstoffe Hydrazin, Hydroxylamin,
Oxalsäure. Oxalate, Weinsäure und Tartrate enthält,
a) für die Kathode Titan oder Graphit verwendet wird,
b) die Elektrolyse bei Raumtemperatur durchgeführt wird und
c) die Stromdichte an der Kathode so eingestellt wird, daß an der Anode Hydrazin, Hydroxylamin, Oxalsäure,
Oxalate, Weinsäure und Tartrate und an der Kathode außer HNO3 auch Nitrate und Nitrite unter
Bildung eines von höheren Stickoxiden freien Abgasgemisches zersetzt werden.
Hierbei entstehen gasförmige Oxidations- und Reduktionsprodukte, wie z. B. Stickstoff, Sauerstoff und
Kohlendioxid. Die genannten Inhaltsstoffe werden im Gegensatz zu den bekannten Verfahren vollständig zer-
stört. Als Anodenmaterial können Platin oder platinisierte
Metalle mit Passivierungseigenschaften verwendet werden. Als platinisierte Metalle sind besonders platinisiertes
Tantal und platinisiertes Titan zu nennen. Grundsätzlich könp.en auch andere Metalle, wie z. B.
platinisiertes Zirkonium, verwendet werden, doch tritt bei einer Verletzung der Oberfläche solcher Anoden
eine zu starke Korrosion und damit ein totaler Ausfall der Anode zu rasch auf.
Eine weitere vorteilhafte Ausgestaltung des erfindungsgemäßen
Verfahrens ist Gegenstand des Anspruchs 2. Dazu ist festzustellen, daß gemäß des »Reports«
zugesetzte Kupferionen als Katalysator wirken.
Im folgenden werden Ausführungsbeispiele der Erfindung
erläutert:
KathodeniS-Uerial: Titan, ca. 80 cm2
Stronidichte
an der Kathode: 50 mA/cm2 (konstant)
Anodenmaterial: Platin
Stromdichte
an der Anode: ca. 250 mA/cm2.
Das Volumen der eingesetzten simulierten Abfalllösung,
die 1,15 molar an Salpetersäure war und 0,1 M/l N2H4 enthielt, betrug 90 ml. Die Lösung wurde konstant
auf 200C gehalten. Bei Beginn der Elektrolyse setzte die
Ausscheidung von -der Lösung zugesetzten, Spaltprodukte simulierenden, inaktiven Edelmetallen Ag, Pd, Ru
und Rh ein. Die Nitritkonztntratic.i überschritt zu keinem
Zeitpunkt 100 mg/1. Als gasförmige Reaktionsprodukte
wurden an der Kathode hauptsächlich Wasserstoff
und Stickstoff, sowie geringe Mengen NO und N2O
nachgewiesen, an der Anode hauptsächlich Stickstoff und Sauerstoff, sowie geringe Mengen NO. Bei Säurekonzentrationen
unter 0,5 M/l ist NH3 nachweisbar. Nach ca. 15 Minuten konnte Hydrazin in der Lösung
bereits nicht mehr nachgewiesen werden. Nach ca. 140 Ah/1 war die Wasserstoffionenkonzentration von
1,15 M/1 auf 0,1 M/l abgesunken.
15
2Q
25
Kathodenmaterial:
Stromdichte
an der Kathode:
Anodenmaterial:
Stromdichte
an der Anode:
Stromdichte
an der Kathode:
Anodenmaterial:
Stromdichte
an der Anode:
Titan, ca. 40 cm2
100 mA/cm2 (konstant)
Platin
Platin
ca. 250 mA/cm2.
Anode gearbeitet Die eingesetzte Lösung enthielt
0,1 M/l Uran
ca. 1,0 M/I HNO3
ca. 0,1 M/l N2H5NO3-
ca. 1,0 M/I HNO3
ca. 0,1 M/l N2H5NO3-
Die Gasentwicklung startete bei einer Stronidichte an der Kathode von etwa 5 mA/cm2. Die Gaszusaiumensetzung
des an der Kathode entstandenen Gasgemisches blieb praktisch konstant im Stromdichtenbereich
von 5 bis 33 mA/cm2 und betrug
51 VoL-% H2
48 Vol.-% N2 (aus NO2- + N2H4)
1 VoL-% NO
1 VoL-% NO
Es wurden zwischen 0,013 I und 0,067 1 H2/Ab gefunden,
das sind 3 bis 16% Stromausbeute in diesem Stromdichtenbereich.
Die Gaszusammensetzung des an der Anode entstandenen
Gasgemisches blieb ebenfalls konstant über den genannten Stromdichtenbereich:
95Vol.-%N2(ausN2H4)
4 Vol.-% O2 (vermutlich Luft eingedrungen)
1 Vol.-% NO
4 Vol.-% O2 (vermutlich Luft eingedrungen)
1 Vol.-% NO
An der Anode entstanden ca. 0,2 1 Gasgemisch/Ah.
Beispiel 4
Beispiel 4
Es wurde die gleiche Lösung wie in Beispiel 1 verwendet mit der Ausnahme, daß ein Zusatz von 0,2 M/l
NaNO3 vorgenommen wurde. Das eingesetzte Volumen der Lösung betrug ebenfalls 90 ml. Der Reaktionsverlauf war der gleiche wie in Beispiel 1, die Abnahme
der H+-Ionen-Konzentration war gleichfalls geradlinig und sank auf Null ab. Die Reaktion führte aufgrund der
Zerstörung der Nitrationen sogar zu einem Anstieg der Konzentration freier OH~-Ionen bis 0,25 M/l bei
200 Ah/I.
Untersuchung der Zusammensetzungen der an der
Anode und an der Kathode entstehenden Gasgemische:
Es wurde mit einer Titan-Kathode und einer Platin-Kathodenmaterial:
Stromdichte
an der Kathode:
Anodenmaterial:
Stromdichte
an der Kathode:
Anodenmaterial:
Graphit, ca. 78 cm2
50 mA/cm2
Platin, ca. 10 cm2
Platin, ca. 10 cm2
Die eingesetzte Lösung enthielt 0,96 Mol HNO3/I.
Der Nitrit-Nachweis und der Nachweis auf Ammoniumionen verliefen negativ. Nach 4 Stunden war der pH-Wert
auf 9 angestiegen. NH4+-Ionen hatten sich bis zu
einer Konzentration von 0,4 Mol/l gebildet, Salpetersäure, sowie Nitritionen konnten nicht nachgewiesen
werden.
B e i s ρ i e I 5
Kathodenmaterial: Graphit,ca. 78 cm2
Stromdichte
Stromdichte
an der Kathode: 10 mA/cm2
Anodenmaterial: Platin, ca. 15 cm2
Eingesetzte Lösung: 13 M HNO3/I, 90 ml; bei einer
Stromstärke von 800 mA setzte zunächst keine Reaktion ein. Erst nach Zusatz von 5 mg Kupfer(II)ionen zur
Lösung begann die Reaktion, die nach 20 Stunden vollständig war (keine HNO3 mehr nachweisbar).
Kathodenmaterial:
Anodenmaterial:
Anodenmaterial:
Stromstärke:
Titan, ca. 20 cm2
platinbeschichtetes
Titanstreckblech,
ca. 200 cm2
2A
65 Ca. 300 ml einer Lösung, die 1,5 molar an HNOi und
0,1 molar an N2H4 war, wurde im Kreislauf mehrere
Stunden lang durch die Elektrolysezelle bewegt. Nach
Beendigung der Behandlung konnten weder N2H4, HNO2 noch HNO3 nachgewiesen werden. Jedoch wurde
NH4 +-BiIdWIg festgestellt
Zur Zerstörung von Oxalsäure wurde eine Titan-Kathode mit einer Oberfläche von ca. 7,5 cm2 und eine
Platin-Anode mit einer Oberfläche von ca. 56 cm2, in
einem anderen Fall von ca. 85 cm2, verwendet- Die
Stromstärke betrug 0,5A. Die Oxalsäure wurde vollständig
zerstört, die Stromausbeute lag zwischen ca. 14% und ca. 22%.
Bei diskontinuierlicher Arbeitsweise kann praktisch jeder übliche Elektrolysezellenaufbau verwendet werden.
Bei den in den Beispielen beschriebenen Versuchen war die Zelle aus Glas aufgebauL Für die technische
Anwendung ist es auch möglich, den Kathodenwerkstoff selbst als Konstruktionsmaterial für die Zelle zu
verwenden. Für ein kontinierliches Verfahren im Durchfluß empfehlen sich trogförmige, langgezogene Zellen,
die an verschiedenen Stellen Ausschleusvorrichtungen für die einzelnen Spaltproduktfraktionen besitzen. Der
Fortgang der Oxidations-Reduktions-Vorgänge wird zweckmäßigerweise über die elektrische Leitfähigkeit
der Lösung kontrolliert.
30
35
40
45
50
55
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Claims (1)
1. Verfahren zur Zersetzung einer wäßrigen, radioaktiven
Abfallösung mit gelösten, anorganischen und organischen Inhaltstoffen, bei welchem die Abfallösung
in einer diaphragmenlosen Elektrolysezelle einem HNO3 an der Kathode reduzierenden Elektrolysestrom
ausgesetzt wird, dadurch gekennzeichnet, daß bei einer Abfallösung, die
als Inhahsstoffe Hydrazin, Hydroxylamin, Oxalsäure, Oxalate, Weinsäure und Tartrate enthält.
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