DE19531287A1 - Gefechtskopf - Google Patents
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Description
Die Erfindung betrifft einen Gefechtskopf gemäß dem
Oberbegriff des Anspruchs 1.
Bei der Bekämpfung bspw. von Submunitionsgefechtsköpfen von
taktischen Raketen oder bei der Bekämpfung sonstiger sog.
halbharter Ziele mit geschotteter Struktur ergibt sich das
Problem, daß aufgrund der hohen Auftreffgeschwindigkeiten
auch schwerer massiver Splitter nach dem Durchschlagen der
äußersten Hülle der zu bekämpfenden Rakete bzw.
geschotteten Struktur diese schweren Splitter durch den
induzierten Schock in kleine Splitter zerlegt werden.
Dieser sog. Shattereffekt führt dazu, daß diese kleinen
Splitter dann nicht mehr in der Lage sind, eine weitere
stabile Schotte oder gehärtete Submunitionen im Inneren des
zu bekämpfenden Zieles auszuschalten.
Die DE 41 39 372 C1 beschreibt einen Splittergefechtskopf
mit einer Splitterhülle, die eine Vielzahl in Längsrichtung
verlaufende Verformungsladungen aufweist, um durch
Detonation der dem Ziel zugewandten Verformungsladungen die
Splitterhülle einzudrücken, bevor die Hauptsprengladung zur
Beschleunigung der Splitterhülle detoniert. Um die
Wirksamkeit der Splitter zu erhöhen, sind die
Verformungsladungen einzeln ansteuerbar und mehrere
Verformungsladungen gleichzeitig zündbar.
Ein Splittergefechtskopf mit einer Hauptsprengladung in
einer Splitterhülle ist auch aus der DE 41 39 373 C1
bekannt. Bei diesem bekannten Splittergefechtskopf ist die
Splitterhülle an ihren beiden Stirnseiten mit Endplatten
verschlossen. Um die Splitterhülle herum sind
Verformungsladungen angeordnet, die sich in Längsrichtung
erstrecken. Auch bei diesem Splittergefechtskopf sind die
Splitterhülle und die Hauptsprengladung verformbar
ausgebildet, um bei Detonation der Verformungsladung an der
dem Ziel zugewandten Seite die Splitterhülle vor der
Splitterbildung einzudrücken. Um eine annähernd ebene
Eindrückung der Splitterhülle bei Detonation der dem Ziel
zugewandten Verformungsladung zu erreichen, ist die
Splitterhülle im Bereich der beiden Endplatten bei
Detonation der Verformungsladung aufreißbar ausgebildet.
Bei diesen bekannten deformierbaren Gefechtsköpfen, bei
denen durch detonative Deformationsladungen eine Verformung
des Splittergefechtskopfes in der Art erfolgt, daß
möglichst große Anteile der Splitterbelegung auf das zu
bekämpfende Ziel gerichtet werden, wird für diesen Vorgang
eine verhältnismäßig lange Zeit von bspw. mehr als 0,5
Millisekunden benötigt. Innerhalb dieser Totzeit von 0,5
Millisekunden haben sich bei einer Relativgeschwindigkeit
von z. B. 2000 m/s die Splitter und das Ziel
größenordnungsmäßig 10 m aufeinander zubewegt. Da bei zu
bekämpfenden taktischen Raketen im wesentlichen nur der
Gefechtskopfabschnitt, der eine Länge von
größenordnungsmäßig 1 m besitzt, zur Bekämpfung von
Interesse ist, werden allein wegen dieser Totzeit von 0,5
Millisekunden an die Intelligenz der Sensorik und der
präzisen Funktion des Abwehrgefechtskopfes erhebliche
Anforderungen gestellt.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, einen Gefechtskopf
der eingangs genannten Art zu schaffen, der vergleichsweise
einfach gestaltet die oben erwähnten Mängel beseitigt und
eine ausreichende Bekämpfbarkeit insbes. von
Submunitionsgefechtsköpfen von taktischen Raketen oder von
z. B. geschotteten Zielen bei hohen Relativgeschwindigkeiten
gewährleistet.
Diese Aufgabe wird bei einem Gefechtskopf der eingangs
genannten Art erfindungsgemäß durch die Merkmale des
Kennzeichenteiles des Anspruchs 1 gelöst. Bevorzugte Aus-
und Weiterbildungen des erfindungsgemäßen Gefechtskopfes
sind in den Unteransprüchen gekennzeichnet.
Der erfindungsgemäße Gefechtskopf weist den Vorteil auf,
daß die aus seiner projektilbildenden Ladung generierten
Projektile in bezug auf die Symmetrieachse des
Gefechtskopfes um größenordnungsmäßig mindestens fünf
Winkelgrad, vorzugsweise um mehr als fünf Winkelgrad
auslenkbar sind, so daß sich der erfindungsgemäße
Gefechtskopf insbes. als Flugziel-Gefechtskopf eignet.
Erfindungsgemäß wird eine gleichsam verzögerungs- bzw.
verzugslose Ablenkung schwerer, möglichst
hintereinanderfliegender Splitter ermöglicht, wobei dieses
Hintereinanderfliegen der Splitter derartig gestaltet wird,
daß der jeweils nächste nachkommende Splitter durch das vom
vorausfliegenden Splitter im zu bekämpfenden Ziel
geschlagene Loch hindurchfliegt, ohne daß es zu einer
Wechselwirkung mit dem Kraterrand des geschlagenen Loches
kommt.
Die gewünschte große seitliche Auslenkung der Projektile
bzw. Splitter von 5 Winkelgrad erfolgt insbes. durch die
der Hauptladung in Flugrichtung vorgeordneten
Auslenkungsladungen. Je nach der erforderlichen Präzision
der Auslenkrichtung der Splitter ist eine entsprechende
Anzahl Auslenkungs-Einzelladungen entlang eines
Kreiszylinders in einem definierten Mindestabstand vor der
Hauptladung vorgesehen. Der definierte Mindestabstand
orientiert sich an einer möglichst geringen, von der
Hauptladung stammenden Plasteinwirkung. Der besagte
Mindestabstand wird derartig gewählt, daß die
Plasteinwirkung und die Einwirkung der Gehäuseteile des
Gefechtskopfes von den Zusatz- d. h. Auslenkungsladungen auf
die durchfliegenden Splitter dann erfolgt, wenn die
Splitter noch dicht geschachtelt sich ineinander befinden
bzw. ineinanderstecken. Der Auslenkwinkel der Splitter in
bezug auf die Symmetrieachse der Hauptladung ist hierbei
durch die Anzahl der gezündeten Zusatz- d. h.
Auslenkungsladungen beeinflußbar.
Eine besondere Berechnung der Zündverzugszeit zwischen
Hauptladung und Zusatzladungen ist bei dem
erfindungsgemäßen Gefechtskopf in vorteilhafter Weise nicht
erforderlich, da die Zündverzugszeit einzig und allein von
der Abgangsgeschwindigkeit der schweren Splitter und dem
Abstand zwischen der Hauptladung und den Zusatzladungen,
d. h. dem Abstand zwischen den Wirkteilkomponenten der
Gefechtsköpfe, abhängt.
Weitere Einzelheiten, Merkmale und Vorteile ergeben sich
aus der nachfolgenden Beschreibung von in der Zeichnung
schematisch dargestellten Ausführungsbeispielen des
erfindungsgemäßen Gefechtskopfes. Es zeigen:
Fig. 1 schematisch längsgeschnitten ein Wirkteil eines
abschnittweise gezeichneten Gefechtskopfes,
Fig. 2 eine andere Ausbildung des Wirkteiles des
Gefechtskopfes gemäß Fig. 1, wobei die
Hauptladung modifiziert ist,
Fig. 3, 4 und 5 schematisch die Wirkungsweise einer
projektilbildenden Hauptladung mit mittiger
Zündung (Fig. 3), seitlicher Zündung (Fig. 4)
sowie eines erfindungsgemäßen Wirkteiles
ähnlich dem in Fig. 1 dargestellten Wirkteil,
jedoch mit mittiger Zündung der Hauptladung.
Fig. 1 zeigt abschnittweise einen Gefechtskopf 10 mit einem
Wirkteil 12, das eine Hauptladung 14 und Zusatzladungen 16
aufweist. Die Hauptladung 14 ist als projektilbildende
Ladung 18 ausgebildet und mit einer
Hauptladungszündeinrichtung 20 versehen. Die
projektilbildende Ladung 18 ist mit einer kalottenförmigen
Auskleidung 22 ausgebildet, die eine einzige
Auskleidungsschicht 24 besitzt.
Die Hauptladungszündeinrichtung 20 ist gegen das durch eine
dünne strichpunktierte Linie angedeutete Zentrum 26 der
Hauptladung 14 seitlich versetzt vorgesehen.
Die Zusatzladungen 16 sind jeweils mit einer
Zusatzladungszündeinrichtung 28 versehen, die an der
Außenfläche 30 der jeweiligen eine Auslenkungsladung
bildenden Zusatzladung 16 vorgesehen ist. Die
Zusatzladungszündeinrichtungen 28 können auch an der
Stirnfläche 32 der jeweiligen Zusatzladung 16 angeordnet
sein.
Die entlang eines Kreises voneinander äquidistant
beabstandet vorgesehenen Zusatzladungen 16 weisen von der
Hauptladung 14 einen definierten Mindestabstand A auf.
Das Wirkteil 12 des Gefechtskopfes 10 besteht also aus der
Hauptladung 14 und der Hauptladung 14 vorgelagerten
Zusatzladungen 16, welche Auslenkungsladungen bilden. Ein
schwerer Splitter des Wirkteiles 12 wird aus der
einschichten kalottenförmigen Auskleidung 22 in der
Hauptladung 14 geformt. Die kalottenförmige Auskleidung 22
ist zum Zentrum 26 symmetrisch, d. h. axial ausgerichtet.
Die Hauptladung 14 weist gemäß Fig. 1 einen zum Zentrum 26
koaxialen Zylindermantel 34 auf. Demgegenüber verdeutlicht
die Fig. 2 eine Ausbildung der Hauptladung 14, die sich von
der in Fig. 1 schematisch dargestellten Ausbildung insbes.
dadurch unterscheidet, daß der Außenmantel 34 nicht
zylindrisch sondern kegelstumpfförmig gestaltet ist. Ein
weiterer Unterschied besteht darin, daß die kalottenförmige
Auskleidung 22 bei der in Fig. 2 schematisch verdeutlichten
Hauptladung 14 aus mehreren Auskleidungsschichten 24, 24′,
24′′ gebildet ist. Die Hauptladungszündeinrichtung 20 kann
wie bei der Ausbildung gemäß Fig. 1 vorgesehen sein; es ist
jedoch auch möglich, die Hauptladungszündeinrichtung 20′
nicht an der von den Zusatzladungen 16 abgewandten
Stirnseite 36 der Hauptladung 14 sondern am
kegelstumpfförmigen Außenmantel 34 vorzusehen. Im übrigen
ist das Wirkteil 12 gemäß Fig. 2 ähnlich ausgebildet wie
das in Fig. 1 gezeichnete Wirkteil 12, wobei in Fig. 2
gleiche Einzelheiten mit denselben Bezugsziffern bezeichnet
sind wie in Fig. 1.
Die Fig. 3, 4 und 5 verdeutlichen schematisch die
Wirkungsweise des Wirkteils 12 gemäß Fig. 5 im Vergleich
mit einem Wirkteil 12 mit einer Hauptladung 14, die mit
einer mittig vorgesehenen Hauptladungszündeinrichtung 20
versehen ist (sh. Fig. 3) bzw. im Vergleich mit einem
Wirkteil 12, dessen Hauptladung 14 mit einer außermittigen
Hauptladungszündeinrichtung 20 versehen ist, wie in Fig. 4
angedeutet ist. Erfolgt die Zündung der Hauptladung 14
mittig, d. h. ist die Hauptladungszündeinrichtung 20 im
Zentrum 26 bzw. in der Symmetrieachse der Hauptladung 14
angeordnet, so ergibt sich für die aus den
Auskleidungsschichten 24, 24′ und 24′′ der kalottenförmigen
Auskleidung 22 gebildeten schweren Splitter eine
achsparallele Flugrichtung. Erfolgt die Zündung der
Hauptladung 14 - wie in Fig. 4 angedeutet ist -
außermittig, so ergibt sich durch diese außermittige
Zündung der Hauptladung 14 eine Auslenkung der von den
Auskleidungsschichten 24, 24′ und 24′′ gebildeten schweren
Splitter, d. h. eine Flugbahnauslenkung a, die einige
Winkelgrad beträgt und die sich auf der der
Hauptladungszündeinrichtung 20 entgegengesetzten Seite
befindet.
Die gewünschte relativ große Auslenkung der aus den
Auskleidungsschichten 24, 24′ und 24′′ gebildeten schweren
Splitter erfolgt durch die der Hauptladung 14 vorgelagerten
Auslenkungs- d. h. Zusatzladungen 16, von welchen in Fig. 5
nur eine schematisch angedeutet ist. Diese relativ große
Auslenkung der Splitter ist in Fig. 5 mit α bezeichnet.
Je nach der erforderlichen Präzision der Auslenkrichtung α
sind eine entsprechende Anzahl einzelne Auslenkungsladungen
bildende Zusatzladungen 16 der Hauptladung 14 vorgeordnet
vorgesehen. Der Abstand zwischen der Hauptladung 14 und den
Zusatzladungen 16 wird im allgemeinen derartig gewählt, daß
die entsprechenden Zusatzladungen 16 auf die
durchfliegenden, aus den Auskleidungsschichten 24, 24′ und
24′′ gebildeten Splitter einwirken, wenn diese noch dicht
geschachtelt ineinanderstecken. Der Auslenkwinkel α kann
hierbei durch die Anzahl der gezündeten Zusatzladungen 16
beeinflußt werden.
Jede Zusatzladung 16 weist ein Gehäuse 38 auf, das
vorzugsweise aus einem geringe Verdämmungseigenschaften
aufweisenden Material besteht. Hierbei kann es sich um ein
Plastik-, Keramik-, Glas- oder Kohlematerial handeln.
Desgleichen kann jedes Gehäuse 38 aus aramidfaserhaltigen
Strukturteilen bestehen.
Eine besondere Berechnung der Zündverzögerungszeit Δ t (sh.
die Fig. 1, 2 und 5) zwischen der Hauptladung 14 und der
entsprechenden Zusatzladung 16 ist erfindungsgemäß nicht
erforderlich, da die Zündverzögerungszeit Δ t allein von
der Abgangsgeschwindigkeit der aus den
Auskleidungsschichten 24, 24′ und 24′′ gebildeten schweren
Splitter und dem Abstand A zwischen der Hauptladung 14 und
den Zusatzladungen 16 abhängig ist.
Claims (10)
1. Gefechtskopf mit einer Hauptladung (14) und mit
Zusatzladungen (16), wobei der Hauptladung (14) eine
Hauptladungszündeinrichtung (20) und den
Zusatzladungen (16) jeweils eine
Zusatzladungszündeinrichtung (28) zugeordnet ist,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Hauptladung (14) eine projektilbildende
Ladung (18) aufweist, und daß die Zusatzladungen (16)
der Hauptladung (14) vorgeordnete Auslenkungsladungen
sind, die von der Hauptladung (14) einen definierten
Mindestabstand (A) besitzen und in Umfangsrichtung
des Gefechtskopfes (10) voneinander beabstandet
angeordnet sind.
2. Gefechtskopf nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die projektilbildende Ladung (18) eine
kalottenförmige Auskleidung (22) aufweist.
3. Gefechtskopf nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die kalottenförmige Auskleidung (22) mindestens
eine Auskleidungsschicht (24) aufweist.
4. Gefechtskopf nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß die kalottenförmige Auskleidung (22) eine Anzahl
Auskleidungsschichten (24, 24′, 24′′) aufweist.
5. Gefechtskopf nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Hauptladungszündeinrichtung (20) an einer
zentralen Stelle der Hauptladung (14) vorgesehen ist.
6. Gefechtskopf nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Hauptladungszündeinrichtung (20) gegen das
Zentrum (26) der Hauptladung (14) seitlich versetzt
vorgesehen ist.
7. Gefechtskopf nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet,
daß die jeweilige Zusatzladungszündeinrichtung (28)
an der Außenfläche (30) der zugehörigen
Auslenkungsladung (16) vorgesehen ist.
8. Gefechtskopf nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet,
daß die jeweilige Zusatzladungszündeinrichtung (28)
an der Stirnfläche (32) der zugehörigen
Auslenkungsladung (16) vorgesehen ist.
9. Gefechtskopf nach einem der Ansprüche 1 bis 8,
dadurch gekennzeichnet,
daß jede Auslenkungsladung (16) ein Gehäuse (38) aus
einem geringe Verdämmungseigenschaften aufweisenden
Material aufweist.
10. Gefechtskopf nach Anspruch 9,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Gehäuse (38) aus Plastik-, Keramik-, Glas-,
Kohle-, Aramidfasermaterial besteht.
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