Die Erfindung bezieht sich auf ein verwindungsweiches Drehgestell für
Schienenfahrzeuge, insbesondere für mit H-förmigem Drehgestellrahmen
ausgebildete Drehgestelle von Nahverkehrstriebfahrzeugen, nach dem Oberbegriff
des Patentanspruches 1.
Bekannte Lösungen von Drehgestellen für Nahverkehrstriebfahrzeuge verwenden
einen H-förmigen Rahmen, wobei die Längsträger als auch der Querträger als
starre Träger ausgebildet sind (vgl. dazu DE 37 15 633 A1). Eine ähnliche Lösung
zeigt auch der bei der Berliner-S-Bahn zur Anwendung kommende
Drehgestellrahmen, der als eine Stahl-Schweißkonstruktion H-förmig gestaltet ist
und ebenfalls aus zwei starren Längsträgern, die durch einen mittleren starren
Querträger verbunden sind, gebildet wird (siehe dazu den Artikel "Neuer LEW-
Triebzug Baureihe BR 270 für die S-Bahn Berlin", Seite 3 bis 7, insbesondere
Punkt 1.1. Mechanischer Teil, in LEW-Nachrichten Nr. 25, 1979).
Beide Lösungen sind als starre Drehgestellrahmen mit sogenannten
geschlossenen Profilen ausgebildet und erfordern zur Gewährleistung der
notwendigen Entgleisungssicherheit eine weiche Primärfederung des Drehgestells
und deren aufwendige Einstellung.
Aus der DE 28 26 155 B2 ist weiterhin ein verwindungsweicher Drehgestellrahmen
für Schienenfahrzeuge mit verdrehweichen Längs- und Querträgern bekannt, die
das Prinzip der Torrisionsweichheit mittels eines offenen Profils verwenden, die
aber nicht die Anordnung von Antriebsbaugruppen im Drehgestell erlauben.
Ebenfalls ermöglicht die Lösung nicht das Konzept, ein H-förmiges Drehgestell für
Nahverkehrstriebzüge wie S-Bahnen zu realisieren.
Desweiteren ist aus der DE 42 33 578 C1 ein verwindungsweicher
Drehgestellrahmen bekannt, der als offener Kastenquerschnitt gestaltet ist und der
über Aufnahmeplatten die Anlenkung von konventionellen Motoraufhängungen
erlaubt. Die Zugkrafteinleitung erfolgt hierbei direkt über die Längsträger des
Drehgestellrahmens. Aufgrund der offenen Kastenbauweise und der damit verbundenen
Verwindungsweichheit des Drehgestellrahmens ist der Querträger nicht für eine
unelastische direkte Anlenkung von kompletten Fahrmotoren (z. B. bei einem
zweiachsigen Triebdrehgestell) am Querträger geeignet. Weiterhin ist der so
ausgebildete Querträger statisch nicht in der Lage, auftretende Zug- und
Stoßkräfte zwischen Wagenkasten und Drehgestell voll zu übernehmen.
Der im Anspruch 1 angegebenen Erfindung liegt das Problem zugrunde, ein
gattungsgemäßes Drehgestell nach dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1 zu
schaffen, die eine direkte unelastische Anlenkung des Fahrmotors (z. B. eines
Gestellmotors) am Querträger ermöglicht und gleichzeitig eine Übertragung der
Zug- und Stoßkräfte zwischen dem Wagenkasten und dem Drehgestell über den
Querträger des Drehgestellrahmens gestattet.
Dieses Problem wird erfindungsgemäß mit den Merkmalen des Anspruches 1
gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind in den Ansprüchen 2 und 3
angegeben.
Die Anordnung einer U-förmig ausgebildeten Aufnahme gemäß Anspruch 2, die an
einer beliebigen Seite des Untergurtes integriert sein kann, ermöglicht die
Aufnahme eines Anlenkpunktes für einen Horizontaldämpfer. Damit wird
gewährleistet, daß die Dämpfkräfte direkt von den Stegen des Querträgers
aufgenommen werden können, ohne diese in ihrer Elastizität zueinander zu
behindern.
Durch eine Verbreiterung des Mittelbereiches des Untergurtes und der Obergurte
in Form einer Konsole gemäß Anspruch 3 können bei Verwendung eines
Zwischenstückes die Fahrmotoren zum Beispiel eines zweiachsigen Drehgestelles
direkt an die dem Fahrmotor zugewandte Seite des Querträgers angeflanscht
werden.
Die mit der Erfindung erzielten Vorteile bestehen insbesondere darin, daß zum
Beispiel ein H-förmiger Drehgestellrahmen beibehalten werden kann
(Leichtbauweise). Die erfindungsgemäße Ausbildung des verwindungsweichen
Querträgers ermöglicht es, daß in der Quermitte des Querträgers die Zug- und
Stoßkräfte aufgenommen werden können. Dadurch ist ein Wegfall der Wiege
gegenüber bekannten Lösungen möglich (vgl. DE 42 33 578 C1). Weiterhin
werden durch die eingeschweißten Verbindungsstege einerseits die Kräfte
zwischen den beiden Querträgerhälften sicher übertragen und zum anderen durch
die kerbfreien Einschnitte in diesen eine ungehinderte Verwindung des
Querträgers erlaubt.
Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung wird anhand der Fig. 1, 1a, 2 und 3 der
Zeichnung näher erläutert:
Es zeigen:
Fig. 1 die schematische Teildraufsicht auf einen H-förmigen Drehgestell
rahmen mit einem verwindungsweichen Querträger mit Zwischen
stücken zur Aufflanschung von kompletten Fahrmotoren;
Fig. 1a die Ausbildung der Aufnahme für den Horizontaldämpfer gemäß
Schnitt A-A nach Fig. 1;
Fig. 2 die entsprechende Seitenansicht gemäß Schnitt B-B nach Fig. 1
im Bereich des H-förmigen Verbindungssteges, bei Einsatz des
verwindungsweichen Querträgers in einem Triebdrehgestell;
Fig. 3 die entsprechende Seitenansicht gemäß Schnitt B-B nach Fig. 1
bei Einsatz des verwindungsweichen Querträgers in einem Lauf
drehgestell (ohne Zwischenstück).
Gemäß Fig. 1 und 2 besteht der Drehgestellrahmen aus zwei starren
Längsträgern 1 und einem verwindungsweichen Querträger 2. Der
Drehgestellquerträger wird aus einem Untergurt 2a, zwei Stegen 2b und zwei
Obergurten 2c gebildet. Die beiden Obergurte sind besonders schlank an den
Längsträger 1 angeschlossen. Im Mittelbereich sind die Obergurte 2c und der
Untergurte 2a zu Konsolen 2d verbreitert, die beim Trieb- und Laufdrehgestell
die Befestigung des Lenkers 3 für die Längskraftübertragung zwischen
Drehzapfen und Drehgestellrahmen ermöglichen. Dazu sind unterhalb einer
Konsole 2d die Wangen 4 angeschweißt, an die der Lenker 3 angeschraubt
wird. Beim Triebdrehgestell (Fig. 2) sind an die Konsolen 2d außerdem die
Zwischenstücke 5 mit ihren Gurten 5a angeschweißt, die die Anflanschung der
Fahrmotore erlauben. In der Ausführung als Laufdrehgestell (Fig. 3) werden die
Konsolen statt dessen durch die Stirnbleche 2g abgeschlossen.
Im Mittelbereich des Querträgers 2 gemäß Fig. 1 hat der Untergurt 2a einen
etwa rechteckigen Ausschnitt für den Durchtritt des Drehzapfens (siehe
Drehzapfenmittelpunkt M). Bei Längsstößen kommt hier der Drehzapfen zur
Schonung des Lenkers am Untergurt zum Anschlag. Seitlich neben diesem
Ausschnitt im Untergurt 2a sind zwischen den Stegen 2b des Querträgers 2
zwei Verbindungsstege 2e eingeschweißt, die die Kräfte zwischen den beiden
Querträgerhälften übertragen und zugleich durch kerbfreie Einschnitte 2e′ (siehe
Fig. 2 und 3) die ungehinderte Verwindung des Querträgers erlauben. Zugleich
dienen diese Verbindungsstege der Befestigung von Queranschlägen 6.
Querkräfte aus diesen Anschlägen werden durch die hinter den
Verbindungsstegen 2e (siehe Fig. 1) sitzenden Rippen abgefangen. Beim
Anheben des Drehgestells durch Fesselung am Drehzapfen verhindern die
Rippen 2f Deformationen am Drehgestellrahmen.
Unterhalb des Drehgestellquerträgers 2 ist die Aufnahme 7 für den
Horizontaldämpfer angeschweißt (siehe Fig. 1a). Ihre offene U-Form erlaubt die
direkte Einleitung der Beanspruchungen aus den Horizontaldämpfkräften in die
Stege 2b, ohne die Verwindung beider Stege zueinander zu behindern.