DE19506227A1 - Garn, Gewebe, Gestrick, Gewirk, mit mindestens einem Cellulosetriacetatfaden mit hohen Acetylierungsgrad - Google Patents

Description

Die Erfindung betrifft ein Garn, ein Gewebe, ein Gestrick bzw. ein Gewirk mit mindestens einem Cellulosetriacetatfaden mit hohem Acetylierungsgrad.

Auf dem Markt befindliche Gestricke aus Kunstfasern (wie z. B. Trilobal® für Glanzstrumpfhosen) wurden in neuerer Zeit verstärkt durch Mischgewebe aus Kunstfasern und Naturfasern ersetzt. Dies hat seinen Grund darin, daß die Kunstfasern vielfach allergische Reaktionen hervorrufen und im Vergleich zu Naturfasern nur wenig atmungsaktiv sind, so daß beim Tra­ gen von Kunstfasergeweben Feuchtigkeit von der Haut nur sehr schwer in die Umgebung gelangen kann.

Die bekannten Naturfasern haben den großen Nachteil, daß sie Wasser aufnehmen und Feuchtigkeit speichern. Dabei quellen diese Fasern oftmals auf und verdichten sich. Das hat wie­ derum zur Folge, daß die Atmungsaktivität derartiger Natur­ fasern oder Mischgewebe mit Naturfasern nachläßt. Außerdem weisen derartige Naturfasern eine relativ geringe Streck- und Haltbarkeit auf.

Ferner sind Gestricke aus Seide insbesondere für elastisch beanspruchte Textilien bekannt. Diese besitzen jedoch neben dem hohen Preis den Nachteil, daß Seide ein höheres spezifi­ sches Gewicht besitzt als die bekannten Kunstfasern. Deshalb kann mit einem Gestrick aus Seide nicht die gewünschte Leichtigkeit der Kunstfasern erreicht werden.

Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, die zuvor genannten Nachteile zu beseitigen und ein Garn, ein Gewebe, ein Gestrick bzw. ein Gewirk mit möglichst natürlichem Cha­ rakter bereitzustellen, die atmungsaktiv sind, keine Feuch­ tigkeit speichern und eine relativ große Streck- und Halt­ barkeit aufweisen.

Diese Aufgabe wird mit einem Garn, einem das Garn aufwei­ senden Gewebe, Gestrick bzw. Gewirk mit den Merkmalen der entsprechenden Ansprüche gelöst.

In einer Ausführungsform der Erfindung wird ein Garn zur Verfügung gestellt, das einen Textilfaden, der mit min­ destens einem Cellulosetriacetatfaden umwunden ist, umfaßt. Der Cellulosetriacetatfaden ist außen angeordnet und ver­ leiht dem Garn bzw. dem daraus hergestellten Gewebe, Ge­ strick bzw. Gewirk einen natürlichen Charakter. Das Garn speichert keine Feuchtigkeit, wirkt glatt, und es wird damit eine sehr gleichförmige Struktur ohne Falten oder Aufwerfun­ gen erreicht, wodurch das Gewebe, Gestrick bzw. Gewirk sehr gut verarbeitbar ist.

In überraschender Weise weist das erfindungsgemäße Garn und das erfindungsgemäße Gewebe, Gestrick bzw. Gewirk eine große Stretch- und Reißfestigkeit auf, die deutlich höher als bei einer getrennten Verarbeitung des Textilfadens und des Cel­ lulosetriacetatfadens liegt.

Erfindungsgemäß bevorzugt werden dabei Cellulosetriacetatfä­ den, die einen hohen Acetylierungsgrad aufweisen. Bei der Herstellung der Cellulosetriacetatfäden wird vorzugsweise Cellulose mit einem hohen Anteil an α-Cellulose eingesetzt.

In einer besonderen Ausführungsform besitzt der Cellulose­ triacetatfaden einen Acetylierungsgrad von mindestens etwa 80% und vorzugsweise von mindestens etwa 90%. Besonders bevorzugt ist ein Cellulosetriacetatfaden mit einem Acety­ lierungsgrad von 92%, wie er mit der Bezeichnung Arnel ® von der Firma Hoechst erhältlich ist. Arnel® ist ein Cellu­ losetriacetatfaden, der aus Zellstoff von Plantagenbäumen durch chemische Behandlung hergestellt wird. Somit wird Arnel® aus dem natürlich nachwachsenden Grundstoff Cellulose gewonnen.

Bei diesem Faden bleiben die Stoffporen auch bei einer hohen Hautfeuchte geöffnet, was die natürliche Hautatmung verbes­ sert. Außerdem ist Arnel® leicht und preiswert. Arnel® ist überdies transparent und glänzend, was bei einer entspre­ chenden Verarbeitung bei manchen Textilien zu vorteilhaften Effekten genutzt werden kann.

Bei dem erfindungsgemäßen Garn wird der Cellulosetriacetat­ faden vorzugsweise mit einer längenbezogenen Masse von etwa 20 bis 200 den, weiter bevorzugt mit etwa 30 bis 100 den und besonders bevorzugt mit etwa 42 bis 84 den verarbeitet.

Um den Tragekomfort und die Weichheit des erfindungsgemäßen Garns, Gewebes bzw. Gewirks zu erhöhen, werden vorzugsweise als Cellulosetriacetatfäden Garne bzw. Zwirne eingesetzt, bei denen mehrere glatte Cellulosetriacetat-Filamente ver­ zwirnt werden bzw. zu einem Garn verarbeitet werden. Vor­ zugsweise besteht ein solches Garn aus etwa 20 bis 120 und weiter bevorzugt aus etwa 40 Filamenten.

Bei einer bevorzugten Ausführungsform des Garns wird eine zentrale Textilfaser mit einem Zwirn umwunden, der vorzugs­ weise aus zwei Cellulosetriacetatfäden bzw. -garnen, wie Arnel®, hergestellt wurde, die miteinander verzwirnt wurden. Das erleichtert die Herstellung und die Reißfestigkeit des Garns.

Bei einer Ausführungsform des Garns wird ein Lycrafaden mit einem Cellulosetriacetatfaden umwunden. Dabei beträgt der Cellulosetriacetatanteil etwa zwischen 20% und 95% und weiter bevorzugt zwischen etwa 25% und 90%. Damit wirkt das erfindungsgemäße Garn bzw. das erfindungsgemäße Gewebe, Gestrick oder Gewirk glatt und ist sehr stark dehnbar. Dabei ist die Stretch- und die Haltbarkeit deutlich höher, als wenn Lycra und Cellulosetriacetat getrennt verarbeitet wer­ den.

Durch die Ummantelung von Lycra durch Cellulosetriacetat wird insbesondere ein sehr gleichförmiges Gewebebild er­ reicht.

In einer weiteren Ausführungsform kann ein erfindungsgemäßes Garn aus mindestens einem Nylonfaden und mindestens einem Lycrafaden bestehen, die mit Cellulosetriacetat ummantelt sind. Dabei beträgt der Cellulosetriacetatanteil am Garn bis zu etwa 60%. Dieses Garn zeichnet sich durch eine sehr hohe Reißfestigkeit aus.

In einer weiteren Ausführungsform besteht ein Garn aus Lycra, das mit Polyamid oder Nylon und dann mit Arnel, je­ weils mit verschiedener Wickelrichtung, umwickelt ist.

Weiter alternativ können in ähnlicher Weise auch andere Textil­ fäden als zentrale Textilfäden verwendet werden, wie z. B. Polyester, Polyamid, Polyacryl, Mikrofaser, Viskose, Poly­ propylen und/oder Baumwolle. Gegebenenfalls kann zusätzlich ein kleiner Anteil Lycra verarbeitet werden. Ein zuvor be­ schriebenes Garn und ein Gewebe, Gestrick bzw. Gewirk mit einem derartigen Garn nehmen zwar Feuchtigkeit auf, behalten sie jedoch nicht und geben sie wieder ab.

Gegenstand der Erfindung ist neben dem vorstehenden Garn auch ein daraus hergestelltes Gestrick, Gewebe bzw. Gewirk.

In einer weiteren Ausführungsform der Erfindung umfaßt ein Gestrick neben mindestens einem Cellulosetriacetatfaden min­ destens einen zweiten Faden.

Der zweite erfindungsgemäß verwendete Faden ist vorzugsweise ein Polyurethanfaden. Bevorzugte Polyurethanfäden sind dabei sog. PUR-Elastofäden aus segmentiertem Polyurethan, die unter anderem unter der Bezeichnung Lycra® oder Elasthan® auf dem Markt sind.

Das erfindungsgemäße Gestrick weist den Polyurethanfaden mit einem Gehalt von etwa 3 bis 35% und weiter bevorzugt von etwa 5 bis 25% auf. Die längenbezogene Masse des Poly­ urethanfadens und der Gehalt richten sich jeweils danach, welche Elastizität und sonstigen Eigenschaften des erfin­ dungsgemäßen Gestricks erreicht werden sollen.

Ein erfindungsgemäßes Gestrick weist den Cellulosetriacetat­ faden mit einem Gehalt von etwa 10 bis 97% und vorzugsweise von etwa 40 bis 90% auf.

Sofern eine Stricktechnik benutzt wird, die eine niedrige den-Zahl hervorbringt, steht die Transparenz des Cellulose­ triacetatfadens, wie Arnel®, derjenigen reiner Kunstfasern kaum nach. Somit wird durch Verwendung eines Cellulosetri­ acetatfadens erstmals die Herstellung von Strumpfhosen mög­ lich, die trotz Verwendung eines Fadens mit möglichst natür­ lichem Charakter transparent bleiben.

Um weiter den Tragekomfort und die Weichheit des erfindungs­ gemäßen Gestricks zu erhöhen, werden vorzugsweise als Cellu­ losetriacetatfäden Garne eingesetzt, bei denen mehrere glatte Cellulosetriacetat-Filamente bzw. -fäden zu einem Garn verwirbelt werden. Vorzugsweise besteht ein solches Garn aus etwa 20 bis 120 und weiter bevorzugt aus etwa 40 Filamenten.

Zusätzlich zu den bereits erwähnten Fäden aus Cellulose­ triacetat und Polyurethan können erfindungsgemäß eine oder mehrere der folgenden Fäden verwendet werden, wie z. B. Nylon, Polyester, Polyamid, Polyacryl, Mikrofaser, Viskose, Polypropylen und/oder Baumwolle.

Auf Grund der erfindungsgemäßen Materialien können mit dem Gestrick relativ dünne, dehnfähige und atmungsaktive Arti­ kel, wie Strumpfhosen, hergestellt werden. Da sie Feuchtig­ keit zwar aufnehmen, aber nicht behalten, sondern wieder ab­ geben, fühlen sich die erfindungsgemäßen Strumpfhosen im Sommer trocken und im Winter warm an.

Die Aufgaben, Vorteile und Merkmale der Erfindung werden nachstehend mit Bezug auf die Zeichnung näher erläutert. Es zeigt

Fig. 1 einen Textilfaden, der von einem Cellulosetriacetat­ faden bzw. einem Zwirn zu einem erfindungsgemäßen Garn umwunden ist,

Fig. 2 einen Textilfaden, der von einem Cellulosetriace­ tatfaden und einem weiteren Faden zu einer weiteren Ausführungsform des erfindungsgemäßen Garns umwunden ist, und

Fig. 3 eine schematische Darstellung einer Ausführungsform eines erfindungsgemäßen Gestricks.

In Fig. 1 ist ein Textilfaden 1, wie vorzugsweise Lycra bzw. Nylon von einem Cellulosetriacetatfaden 2 mit einer üblichen Windungszahl von z. B. 600 bis 1200 Windungen pro Meter um­ wunden. Dabei liegt der Naturfaden Cellulosetriacetat in vorteilhafter Weise außen, was dem Garn und dem daraus her­ gestellten Gewebe, Gestrick bzw. Gewirk einen natürlichen Charakter verleiht.

Außerdem kann die Dicke und Flauschigkeit des Garns und des mit dem Garn hergestellten Gewebes, Gestricks oder Gewirks durch die Windungszahl des Cellulosetriacetatfadens beein­ flußt werden. Mit je mehr Windungen diese um den Textilfaden 1 gewunden ist, umso dicker und flauschiger wird das Garn und das damit hergestellte Gewebe, Gestrick oder Gewirk.

Alternativ weist ein erfindungsgemäßes Garn vorzugsweise einen zentralen Textilfaden 1 auf, der von einem Cellulose­ triacetatfaden 2 umwunden ist, der von vorzugsweise zwei in sich gedrehten (bzw. verzwirnten) Cellulosetriacetatfäden gebildet wird.

Fig. 2 zeigt einen Textilfaden 1, wie vorzugsweise Lycra, der bevorzugt von einem Nylonfaden 2a und einem Cellulose­ triacetatfaden 2b ummantelt ist. Dabei ist der Lycrafaden 1 bevorzugt zunächst von dem Nylonfaden 2a mit einer Linksdre­ hung (Z-Drehung) und darüber von dem Cellulosetriacetatfaden 2b mit einer Rechtsdrehung (S-Drehung) umwunden. Dies hat zur Folge, daß bei dem derart hergestellten Garn der Cellu­ losetriacetatfaden 2b mit seinen natürlichen Eigenschaften außen liegt und außerdem ein besonders reißfestes Garn er­ halten wird. Die Windungszahlen des Nylonfadens 2a und des Cellulosetriacetatfadens 2b sind an die Anforderungen des Garns bzw. des Gewebes, Gestricks oder Gewirks anzupassen. Alternativ besteht ein Garn aus einem Lycrafaden 1, der von einem Polyamidfaden 2a und dann einem Arnel®-Faden 2b, je­ weils mit verschiedener Wickelrichtung, umwunden ist.

Das erfindungsgemäße zu einem Gewebe, Gestrick bzw. Gewirk verarbeitete Garn wird vorzugsweise für Artikel verwendet, die besonders atmungsaktiv sein sollen, wie z. B. Sportbe­ kleidung, Strumpfhosen, Leggins, Unterwäsche und/oder T-Shirts. Dabei haben derartige Artikel, wie z. B. Strumpfho­ sen, den Vorteil, daß sie kochfest sind.

Bei dem erfindungsgemäßen Gestrick können eine oder mehrere Cellulosetriacetatfäden 3, 5 und 6 wie in Fig. 3 dargestellt vorgesehen sein. Fig. 3 zeigt weiter einen Polyurethanfaden 4, der im erfindungsgemäßen Gestrick verstrickt ist. Der Poly­ urethanfaden 4 ist erfindungsgemäß geeignet, mindestens einen größeren Teil einer elastischen Beanspruchung aufzu­ nehmen. Dadurch wird das erfindungsgemäße Gestrick insgesamt elastisch beanspruchbar, wie dies z. B. für Strumpfhosen von entscheidender Bedeutung ist.

Gegebenenfalls können im erfindungsgemäßen Gestrick die Fä­ den 5 und/oder 6 aus einer weiteren vorstehend beschriebenen Fäden bestehen, die z. B. einseitig oder beidseitig von dem Cellulosetriacetatfaden 3 angeordnet sind. Dabei ist vor­ zugsweise der Polyurethanfaden 4 wie dargestellt angeordnet bzw. verstrickt.

Die Transparenz des erfindungsgemäßen Gestricks wird durch die längenbezogene Masse einerseits und die Dicke des Ge­ stricks bzw. die Aufweitung bzw. Verengung der horizontal in Fig. 3 dargestellten Fäden 4 beeinflußt. Auf diese Weise können sowohl transparente als auch blickdichte Gestricke für Unterwäsche, Strumpfhosen, Söckchen oder Leggins herge­ stellt werden.

Claims (10)

1. Garn mit:

• a) mindestens einem zentralen Textilfaden (1) und
• b) mindestens einem Cellulosetriacetatfaden (2), der um den Textilfaden (1) gewunden ist.

2. Garn nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Acetylierungsgrad des Cellulosetriacetatfadens (2) min­ destens etwa 80% beträgt.

3. Garn nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Textilfaden (1) aus Lycra besteht und das Garn einen Gehalt an Cellulosetriacetatfäden (2) von etwa 20 bis etwa 95% aufweist.

4. Garn nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Textilfaden (1) aus Nylon besteht und das Garn einen Gehalt an Cellulosetriacetatfäden (2) bis etwa 90% auf­ weist.

5. Garn nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch ge­ kennzeichnet, daß der zentrale Textilfaden (1) von min­ destens einem weiteren Faden (2a) neben dem Cellulose­ triacetatfaden (2b) umwunden ist, wobei der weitere Fa­ den (2a) und der Cellulosetriacetatfaden (2b) mit unter­ schiedlicher Wickelrichtung um den Textilfaden (1) ge­ wickelt sind.

6. Gewebe, Gestrick bzw. Gewirk mit einem Garn nach einem der vorstehenden Ansprüche.

7. Gestrick mit:

• a) mindestens einem Cellulosetriacetatfaden (3) und
• b) mindestens einem Polyurethanfaden (4).

8. Gestrick nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß der Acetylierungsgrad des Cellulosetriacetatfadens (3) mindestens etwa 80% beträgt.

9. Gestrick nach einem der Ansprüche 7 oder 8, dadurch ge­ kennzeichnet, daß das Gestrick einen Gehalt an Cellulose­ triacetatfäden (3) von etwa 10 bis 97% aufweist.

10. Gestrick nach einem der Ansprüche 7 bis 9, dadurch ge­ kennzeichnet, daß es mindestens einen weiteren Faden (5, 6) aufweist.