DE1617350C3 - Verfahren zur Inaktivierung von biologischem Material - Google Patents
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Herstellung von biologischem Material, das zur
Herstellung von Impfstoffen dient wie infektiösen Mikroorganismen und/oder deren Antigenen.
Es sind bereits Verfahren bekannt, mit denen biologische Substanzen, insbesondere infektiöse Mikroorganismen
und/oder deren Antigene, inaktiviert werden können. Man hat bisher entweder chemische
oder physikalische Methoden angewandt. Allen bekannten Verfahren ist jedoch gemeinsam, daß die biologischen
Substanzen in flüssigem Zustand inaktiviert werden. Die chemischen Methoden haben den Nachteil,
daß beim Versetzen mit der inaktivierten Substanz der Behälter geöffnet werden muß und dabei das biologische
Material durch Pilze und Bakterien verunreinigt werden kann. Meist gestatten zugesetzte Chemikalien
nicht, die Inaktivierung einwandfrei abzubrechen und auch erwünschte Eigenschaften, wie die Antigenität bei
Viren und Bakterien zur Herstellung von Vaccinen, werden in Mitleidenschaft gezogen. Aus dem gleichen
Grunde wird auch die Lagerfähigkeit solcher Substanzen eingeschränkt. Aber gerade die Haltbarkeit spielt
bei biologischem Material eine große Rolle, so auf dem Transport und in tropischen Ländern, wo höhere
Temperaturen unvermeidlich und nicht zu umgehen sind. Deshalb wird bei den betreffenden Präparaten
Kühlschranklagerung vorgeschrieben. Man hat sich auch dadurch geholfen, daß man zum Beispiel im Falle
der Verwendung von Formaldehyd als Inaktivierungsmittel zum Binden des nicht umgesetzten Formaldehyds
Bisulfit zugesetzt hat, wobei der Behälter wiederum geöffnet werden muß. Als ein Nachteil hat sich auch
erwiesen, daß zugesetzte Chemikalien, zum Beispiel Phenol, Unverträglichkeiten bei der Anwendung am
Menschen und am Tier hervorgerufen haben.
Auch die physikalischen Methoden weisen Nachteile auf. So müssen beispielsweise Suspensionen, die die
genannten biologischen Substanzen enthalten, zur Inaktivierung UV-Strahlen in besonderen Vorrichtungen
in einem gleichmäßig dicken Film ausgesetzt werden. Dabei bilden sich unter Umständen Peroxide,
die die Inaktivierung eine unerwünscht lange Zeit fortsetzen können.
Gegenstand der Erfindung ist nun ein Verfahren zur
ίο Herstellung von biologischem Material, das zur
Herstellung von Impfstoffen dient, bei dem man eine infektiöse Mikroorganismen, Viren oder Bakterien oder
deren Antigene enthaltende wäßrige Suspension mit einem Stabilisator versetzt und gefriertrocknet, das
dadurch gekennzeichnet ist, daß man das biologische Material Trockenform durch Einwirkung von Wärme
inaktiviert.
Das erfindungsgemäße Verfahren ist neuartig, da bisher noch keine Methode bekannt war, biologisches
Material, wie infektiöse Mikroorganismen und/oder deren Antigene, in Trockenform durch Einwirkung von
Wärme zu inaktivieren. Wie bereits weiter oben ausgeführt, wurde nach den bekannten Verfahrensweisen
stets in flüssiger Phase entweder mit Hilfe von geeigneten chemischen Mitteln oder physikalisch,
beispielsweise mit UV-Strahlen, inaktiviert. Gegen die Inaktivierung des genannten biologischen Materials
durch Wärmeeinwirkung bestand ein Vorurteil, denn frühere Versuche hatten gezeigt, daß die Inaktivierung
JO in flüssiger Phase im allgemeinen zur Denaturierung des
Materials und dadurch zur Beeinträchtigung erwünschter biologischer Eigenschaften oder gar zu deren
Beseitigung führte.
Demgegenüber war es überraschend, daß die
Demgegenüber war es überraschend, daß die
J5 erfindungsgemäße Inaktivierung durch Wärmeeinwirkung
auf das trockene biologische Material nicht zur Denaturierung führte.
Während bei den bekannten Verfahrensweisen größtenteils chemische Substanzen, z. B. Phenol, Formaldehyd,
o. a. als Inaktivierungsmittel verwendet wurden, werden erfindungsgemäß keine derartigen
chemischen Mittel zugesetzt, so daß Nebenerscheinungen, wie Unverträglichkeiten,- die auf der Anwesenheit
der Inaktivierungsmittel beruhen, bei der medizinischen Anwendung nicht auftreten. Die erfindungsgemäße
Methode hat weiter den Vorteil, daß die Gefahr einer bakteriellen Verunreinigung des biologischen Materials
während des Inaktivierungsvorganges nicht besteht, da die Inaktivierung im geschlossenen Gefäß durchgeführt
werden kann. Um die Inaktivierung abzubrechen, ist es lediglich erforderlich, das zu behandelnde Material auf
tiefere Temperaturen, beispielsweise Raumtemperatur, abzukühlen. Ein weiterer technischer Vorteil liegt darin,
daß die erfindungsgemäß herstellten Präparate eine bessere Wirksamkeit als die bekannten Präparate
aufweisen und daß sie Temperaturbelastungen ausgesetzt werden können, bei denen Vaccinen des Standes
der Technik inaktiviert werden.
Zur Herstellung einer Vaccine aus dem erfindungsge-
Zur Herstellung einer Vaccine aus dem erfindungsge-
fao maß hergestellten, inaktivierten biologischen Material
wird das Trockenpräparat einfach mit Aqua dest., gegebenenfalls unter Zusatz eines geeigneten Puffers,
z. B. Phosphatlösung, die auch ein Adjuvans, z. B. Aluminiumhydroxid, enthalten kann, bis zu der ge-
b5 wünschten Konzentration aufgefüllt. Mit dem so
erhaltenen Impfstoff lassen sich, je nach Ausgangsmaterial, in bekannter Weise Immunisierungen gegen
verschiedene Infektionskrankheiten durchführen.
Die erfindungsgemäß hergestellten Vaccinen besitzen weiterhin gegenüber nach bekannten Verfahren erhaltenen
Vaccinen den Vorteil einer wesentlich verbesserten Haltbarkeit. Während nach den bisher beschriebenen
Verfahren hergestellte Impfstoffe wegen ihrer Empfindlichkeit gegen höhere Temperaturen bei
Temperaturen in der Nähe des Gefrierpunktes (0—4° C) aufbewahrt und transportiert werden mußten, was
beispielsweise unter tropischen Bedingungen mit einigem Aufwand verbunden ist, weisen nach dem
erfindungsgemäßen Verfahren hergestellte Vaccinen eine sehr gute Lagerfähigkeit auch bei höheren
Temperaturen, beispielsweise 60° C, auch über längere Zeiträume auf.
Das Verfahren der Erfindung wird zweckmäßigerweise so durchgeführt, daß man die in bekannter Weise
hergestellte wäßrige Suspension des biologischen Materials, wie infektiöse Mikroorganismen z. B. Viren
und Bakterien sowie deren als Antigene wirkende Abbau- und Stoffwechselprodukte mit einer stabilisierenden
Substanz versetzt, anschließend gefriertrocknet und das erhaltene Trockenpräparat entsprechend der
stofflichen Natur der Präparate und dem gewünschten Inaktivierungsgrad 15 Minuten bis 12 Wochen, auf eine
Temperatur zwischen 30 bis 110° C erhitzt. Als Stabilisatoren werden vorteilhafterweise bekannte
Präparate, beispielsweise ein nach DE-PS 1118 792 hergestelltes Polymerisat aus abgebauter Gelatine
angewendet, das am Anmeldetag unter der Bezeichnung Haemaccel® im Handel erhältlich war, oder eine Lösung
von Trockenmilchpulver wie das Handelsprodukt Molico®-Lösung, ferner Saccharose-Glutamat-, Maltose-Glutamat-
oder Glucose-Gelatine-Bouillon.
Die Dauer der Wärmeeinwirkung steht zu der Temperatur, bei der die Inaktivierung entsprechend der
Erfindung durchgeführt wird, im umgekehrten Verhältnis, d. h. je höher die Inaktivierungstemperatur ist, desto
kürzer ist die Zeit, die zur vollständigen Inaktivierung notwendig ist. Beispielsweise dauert die Inaktivierung
von Tollwutviren in Gegenwart von Haemaccel® als Stabilisator bei 37° C 60 Tage, während sie bei 56° C nur
7 Tage in Anspruch nimmt. Als Viren, Bakterien und Proteine sowie deren Abbau- und Stoffwechselprodukte,
die erfindungsgemäß inaktiviert werden, kommen beispielsweise Tollwut-, Schweinepest- und Pferdeinfluenzayiren;
Rotlauf-Bakterien; Haemagglutinin von Masernviren sowie Botulinus-Toxine und Streptokinase
in Betracht.
Nach der Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens wird mittels der üblichen Testmethoden
geprüft, ob die Pathogenität beseitigt, die Antigenität dagegen erhalten geblieben ist. Zum Beispiel wird im
Falle des Tollwutvirus die Unschädlichkeit durch intracerebrale Injektion an Mäusen und die antigene
Wirksamkeit mittels des Habel-Tests bestimmt (WHO Monograph Series No. 23,140 [1966]).
Die Erfindung wird durch folgende Beispiele erläutert:
20 g auf bekannte Weise aus Gehirn- und Rückenmark eines mit Tollwutvirus fixe infizierten Kaninchens
gewonnene feuchte Substanz werden mit 180 ml einer 3,5%igen Lösung eines polymeren Gelatinederivates,
das unter der Bezeichnung Haemaccel® (am Anmeldetag) im Handel erhältlich war, versetzt, im Homogenisator
zu einer feinen Suspension verarbeitet, in Fläschchen zu 7 ml abgefüllt und gefriergetrocknet.
Der Virusgehalt der Trockensubstanz wird an 11 —15 g schweren Mäusen durch intracerebrale (Lc.)
Titration der in der ursprünglichen Konzentration (7 ml) gelösten Substanz bestimmt. Er beträgt 1040LDsO pro
0,03 ml.
Die Fläschchen werden zur Inaktivierung des Virenmaterials anschließend 7 Tage auf 56° C erwärmt.
Durch die Wärmeeinwirkung tritt beim Trockengut makroskopisch keine Veränderung ein. Nach 7 Tagen
ίο wird das Material mit Aqua. dest. bis zur ursprünglichen
Konzentration (7 ml) verdünnt und die Unschädlichkeit und Wirksamkeit an 11 —15 g schweren Mäusen in
folgender Weise getestet:
r Unschädlichkeit
20 Mäusen werden 0,03 ml des gelösten Materials i. c. injiziert. Innerhalb einer Beobachtungszeit von 14
Tagen zeigen die Tiere keine Tollwut-Erscheinung. Das Virus-Material ist somit inaktiviert.
Wirksamkeit
Die Wirksamkeit der Tollwutvaccine wird mit dem sogenannten Habel-Test bestimmt. Dazu werden 60
Mäuse 6mal mit 0,25 ml einer Suspension intraperitone-
2r) al (i. p.) immunisiert, die durch eine 1 :20fache
Verdünnung eines Fläschcheninhaltes (7 ml) mit phosphatgepuffertem Aqua. dest. oder physiologischer
Kochsalzlösung gewonnen wird, somit das Gehirn- und Rückenmarkmaterial 0,5%ig enthält, und zwar am
jo Montag, Mittwoch und Freitag zweier aufeinanderfolgender
Wochen.
14 Tage nach der ersten Vaccination wird die Testinfektion vorgenommen. Dazu werden je 10 Mäuse
mit 0,03 ml des virulenten Tollwut-Testvirus CVS
r> 27 I b 2 (Challenge Virus Strain) in Verdünnungen von 10-1WsIO-6L cinfiziert.
Gleichzeitig werden je 10 unbehandelte Mäuse mit den Verdünnungen 10-5bsi 10~7 infiziert. : ■■; ;«u; >
Von beiden Versuchsreihen werden nun nach R e e d und Münch (vgl. Am. ]. Hyg. 27, 493 [1938]) die
50%-Endpunkte ermittelt. Die Differenz, beider Endpunkte ergibt die Schutz-LD50, das heißt diejenige
Dosis, die 50% der Tiere gegen eine Infektion der angegebenen Höhe zu schützen vermag. Der Habel-
4r> Test gilt dann als bestanden, wenn die Differenz der
beiden 50% Endpunkte der vaccinierten Gruppe und der Kontrollgruppe einen Wert von 103·0 oder höher
erreicht. Die erfindungsgemäß hergestellte Vaccine ergab einen Titer von 104·3 Schutz-LD50 pro 0,03 ml.
Haltbarkeit
Die gemäß dem Beispiel hergestellte Vaccine wird 60 Tage bei 56°C gelagert und mit einer in bekannter
Yi Weise durch Inaktivierung mit Phenol erhaltenen
Tollwut-Vaccine bei der niedrigeren Temperatur von 37°C verglichen.
Die Vaccine gemäß der Erfindung weist auch nach 60 Tagen bei 56° C keinen Wirksamkeitsverlust auf,
ho während die in bekannter Weise hergestellte Vaccine
schon nach 15 Tagen bei der niedrigeren Temperatur von 37°C nur noch eine Wirksamkeit von 101·6
Schutz-LD5o pro 0,03 ml zeigte.
Wie aus den Ergebnissen ersichtlich, übersteht die
hr) erfindungsgemäß hergestellte Vaccine eine erheblich
größere Belastung durch Temperatureinwirkung, während die Antigenität der Vergleichsvaccine bei einer
geringeren Belastung zerstört wird.
5 6
Beispiel 2 Die Ergebnisse unter Angabe der Versuchsbedingun-
Eine gemäß Beispiel 1 hergestellte Vaccine aus gen und Wirksamkeit sind in folgender Tabelle
Tollwutviren, die mit Haemaccel®- und Molico®-Lösung zusammengestellt. Zum Vergleich wurden zwei in
stabilisiert war, wurde dem Habel-Test sowie der bekannter Weise mit Phenol inaktivierte Vaccinen
Haltbarkeitsprüfung unterworfen: 5 herangezogen.
Vaccinezusammensetzung und Art der Inaktivierung Ergebnis der Wirksamkeitsprüfung im Habel-Test
Stabilisatorlösung vor Temperatur. nach Temperatur-
Belastung Belastung
Tollwutviren in 20 g Kan. Geh. mit Phenol 3,7 30 Tage + 56"C = 1,2
180 ml Haemaccel® (z. Vergleich)
Tollwutviren in 20 g Kan. Geh. erfindungsgemäß 4,3 60 Tage + 56"C = 3,8
180 ml Haemaccel®
Tollwutviren in 20 g Kan. Geh. mit Phenol 4,7 47 Tage + 37"C = 0,8
180 ml Molicolös. (z. Vergleich)
Tollwutviren in 20 g Kan. Geh. erfindungsgemäß 4,3 60 Tage + 56"C = 4,6
180 ml Molicolös. '. . ,
Die Versuchsergebnisse zeigen, daß die nach dem Belastung aushalten als Vaccinen, die nach bekannten
erfindungsgemäßen Verfahren inaktivierte Tollwutvi- Verfahren hergestellt worden sind,
ren enthaltende Vaccinen eine wesentlich höhere
■· ■ · ■■■■:■
Mit Proben des in Beispiels 1 angegebenen Materials „ .... „ , , . .
, ,. L-j τ » τι j.· · Stabilisatoren Temperatur Inaktivierangs-
wurden bei verschiedenen Temperaturen Inaktivie- d
rungsversuche ausgeführt und die folgenden Resultate —:—: : —
erzielt: Haemaccel® 56° C 7 Tage
■ Temperatur Inaktivierungsdauer «' Molico® . ._ 56°C 7Tage
F Z Saccharose (3,5%) 56° C . 70 Tage
+ Na-Glutamat(0,l%)
37° C | 60 Tage |
45° C | 35 Tage |
56°C | 7 Tage |
37° C-? a .'%..·;. | "70 Tage |
45°C | 35 Tage |
56° C | 7 Tage |
Dieses Beispiel zeigt, daß bei dem erfindungsgemä- v-, ßen Verfahren die Inaktivierungsdauer für ein bestimm-Mit
weiteren Proben des gleichen Virusmaterials und tes Virus abhängig ist von der Wahl des Stabilisators
Molicolösung® (9%ig) wurden die folgenden Inaktivie- und der Temperatur,
rungsversuche ausgeführt. : . : : . Alle Proben wurden auf Unschädlichkeit, Wirksam-
'·'■--- -'■- ·-■ ■■>■>■:!· ■-■ ■■■- ■■■■ -■■■ ■ ■ - ■- : : keit und Haltbarkeit geprüft Das Virusmaterial war
? Temperatur ; Inaktivierungsdauer 40 inaktiviert und im Habel-Test wirksam. Es wies nach
.·■■■·' "' — —— — r —..■-■■- einer 60 Tage langen Lagerung bei 56°C keine
• -\i) ..,-: .ι·,;.·· Wirksamkeitsverluste auf. ~;a fecu; :nA -■ yy-x: :
4r> Wie in den Beispielen 1 und 2 angegeben, wurden
Ferner wurde für verschiedene Stabilisatoren, aber Tollwut-Viren mit verschiedenen Stabilisatoren versetzt
bei gleicher Temperatur (56°C) die Inaktivierungsdauer und durch Erhitzen bei 98°C inaktiviert. Im einzelnen
bestimmt: gibt folgende Tabelle die Versuchsergebnisse wieder:
Zusammensetzung der Tollwut- Art d. Inaktivierung Prüf. d. Inaktiv. Ergebnis der
Vaccine an der Maus Wirksamkeitsprüfung
Temperatur Zeit i.e. Injektion im Habel-Test
20 g Kaninchengehirn 98°C 60 Min. kein Tollwutvirus 4,7
80 ml physiol. NaCl-Lösung nachgewiesen
100 ml Sacch.-Glutamat-Lösung
20 g Kaninchengehirn 98"C 60 Min. kein Tollwutvirus 4,3
40 ml physiol. NaCl-Lösung nachgewiesen
50 ml Sacch.-Glutamat-Lösung
90 ml Haemaccel®
90 ml Haemaccel®
20 g Kaninchengehirn 98"C 60 Min. kein Tollwutvirus 3,4
40 ml physiol. NaCl-Lösung nachgewiesen
50 ml Sacch.-Glutamat-Lösung
90 ml Molico-Lösung®
90 ml Molico-Lösung®
Beispiel 5 Drei erfindungsgemäß hergestellte Tollwut-Vaccinen
A 16 (inaktiviert 5 Tage bei + 70° C)
A 17 (inaktiviert 3 Tage bei + 70° C) A 18 (inaktiviert 7 Tage bei + 70° C)
werden vergleichend mit zwei durch Inaktivierung mit
Phenol nach Hempt hergestellten Tollwut-Vaccinen (B 3 und B 4) im Habel-Test geprüft.
Wie in Beispiel 1 dargelegt, wird im Habel-Test verlangt, daß eine 6malige Injektion von 0,25 ml der auf
0,5% Nervengewebeanteil verdünnten Vaccine gegen 1 000 LD50 (log 3) des Infektionsvirus schützt Bei der
Tollwutvaccine nach Hempt wird deshalb die 10%ige
Nervengewebesuspension normalerweise im Verhältnis 1 :20 verdünnt.
Vaccine Herstellung
Vaccineverdünnung (% Nervengewebeanteil)
1 : 20 (0,5%) 1 : 40 (0,25%) 1 : 80 (0,125%)
1 : 20 (0,5%) 1 : 40 (0,25%) 1 : 80 (0,125%)
A 16 erfindungsgemäß
A 17 erfindungsgemäß
A 18 erfindungsgemäß
B 3 Stand der Technik
B 4 Stand der Technik
a = Log. d. 50% igen Endpunktes der Kontrolltiere (LD50). b = Log. d. 50% igen Endpunktes der vaccinierten Tiere (LD50).
c = Log. d. Schutz-LD50 (a-b).
a | 5,7 | 5,7 | 5,7 |
b | 1,0 | 1,4 | 2,0 |
C | 4^3 | 3/7 | |
a | 5,7 | 5,7 | 5,7 |
b | 1,4 | 2,4 | 2,1 |
C | 4j3 | 3^3 | |
a | 6,1 | 6,1 | 6,1 |
b | 1,0 | 1,0 | 1,6 |
C | 54 | IA | |
a | 5,3 | 5,3 | 5,3 |
b | 1,6 | 2,0 | 3,3 |
C | H | 3^3 | |
a | 5,7 | 5,7 | nicht untersucht |
b | 2,6 | 3,6 | |
C | 3,1 | 2,1 |
Aus der Tabelle ist zu ersehen, daß die erfindungsgemäß hergestellten Vaccinen in den Verdünnungen 1 :20,
1 :40 und sogar 1 :80 den Habel-Test bestehen. Die nach dem Stand der Technik hergestellten Tollwut-Vaccinen
nach Hempt erfüllten in der Verdünnung 1 :20 den Habel-Test, in der Verdünnung 1 :40 erfüllte nur
noch eine Vaccine den Test und in der Verdünnung 1 :80 auch diese nicht mehr.
5 Liter einer auf bekannte Weise hergestellten Erysipelothrix rhusiopathiae-Suspension wurden mit
2,5 1 einer aus 50% Haemaccel® und 50% Saccharose-Glutamat-Lösung bestehenden Stabilisatorlösung gemischt
und gefriergetrocknet. Anschließend wurde das Trockengut 32 Tage lang bei 70°C gehalten.
a) Nachweis der Inaktivierung
Zum Nachweis der Inaktivierung wurden die lebenden Keime gezählt. Am 30. Tage der Inaktivierung
war kein Keimwachstum mehr zu beobachten.
b) Bestimmung der Wirksamkeit
Die erfindungsgemäß hergestellte Vaccine wurde nach Auflösung der Trockensubstanz in 0,8%iger
A1(OH)3-Lösung analog den Vorschriften für die
staatlichePrüfungvonRotlauf-Impfstoffeni H e 11 i c h —
Störiko, Die deutsche Tierseuchengesetzgebung
1953, S. 623) durch Immunisierung von Mäusegruppen und nachfolgende Infektion mit einer standardisierten
Keimzahl mit der Wirksamkeit der internationalen Rotlauf-Standard-Vaccine verglichen, deren Gehalt an
Internationalen Einheiten (IE) bekannt ist. Mit Hilfe der Dreipunktmethode wurde der Gehalt an Internationalen
Einheiten errechnet. Ein Rotlauf-Impfstoff, der den behördlich vorgeschriebenen Bedingungen genügt, muß
bei einer Laufzeit von 2 Jahren mindestens 50 Internationale Einheiten pro 1 ml aufweisen.
Die erfindungsgemäß hergestellte Vaccine zeigte bei der vergleichenden Prüfung mit der internationalen
Rotlauf-Standard-Vaccine Rf2 einen Gehalt von 175 IE
pro 1 ml. Das ist etwa das Dreifache der geforderten Anzahl an Internationalen Einheiten.
Das Beispiel zeigt, daß auch Bakterien nach dem erfindungsgemäßen Verfahren inaktiviert werden können.
Beispiel 7
Herstellung
Herstellung
30 ml Botulinus C-Toxin mit je 2 χ 105 i. p. tödlichen
Mäusedosen pro 1 ml wurden unter ständigem Umrüh-
809 582/13
ren mit 30 ml Haemaccel® als Stabilisator versetzt. Das Toxin wurde nach sorgfältiger Durchmischung in
Mengen zu je 2 ml in Fläschchen abgefüllt* "und gefriergetrocknet Die Inaktivierung erfolgte durch
Erhitzen des Trockengutes auf + 1000C für 4 Stunden.
Prüfungen
a)Toxizitätsprüfung vor der Inaktivierung
a)Toxizitätsprüfung vor der Inaktivierung
Je 2 Mäuse erhielten 0,1 ml des in 2 ml Aqua dest. gelösten Trockenguts i. p. in 10er Verdünnungen. Das
getrocknete Toxin hatte einen Wert von 105 letalen Mäusedosen pro 1 ml (DLM/ml).
Nachweis der Inaktivierung
3 Mäuse erhielten je 0,1 ml des in 2 ml gelösten, inaktivierten Trockenguts i. p. Während einer Beobachtungszeit
von 3 Tagen blieben alle Tiere gesund.
c) Prüfung der Wirksamkeit
der erfindungsgemäß hergestellten Vaccine
der erfindungsgemäß hergestellten Vaccine
Für Botulismus-Adsorbat-Impfstoff gibt es gegenwärtig
keine international gültige Prüfungsvorschrift. Die
Prüfung der erfindungsgemäß hergestellten Vaccine erfolgte in Anlehnung an eine von Prof. R i s 1 a k k i,
Finnland, ausgearbeitete Methode. Danach müssen von den vaccinierten Tieren, die die Impfstoffverdünnung
erhalten haben, 80% und von den Tieren, die die Impfstoffverdünnung 1 :3 erhalten haben, 50% überleben.
Zwei Gruppen von je 10 Mäusen erhielten je 0,25 ml der Verdünnungen 1 :4 und 1 :8 des erfindungsgemäß
inaktivierten in einer 0,4%igen A1(OH)3-Suspension aufgelösten Trockenguts subkutan injiziert. 3 Wochen
nach der Vaccination wurden die die beiden Mäusegruppen zusammen mit 5 Kontrolltieren mit je 10
Mäuse-DLM subkutan vergiftet.
Von der Gruppe 1 (Impfstoffverdünnung 1 :4)
überlebten 7 von 10 Tieren = 70%
Von der Gruppe 2 (Impfstoffverdünnung 1 :8)
Von der Gruppe 2 (Impfstoffverdünnung 1 :8)
überlebten 8 von 10 Tieren = 80%
Von der Kontrollgruppe verendeten alle Tiere am 2. bis 3. Tag nach der Intoxikation.
Claims (6)
1. Verfahren zur Herstellung von biologischem Material, das zur Herstellung von Impfstoffen dient,
bei dem man eine infektiöse Mikroorganismen, Viren oder Bakterien oder deren Antigene enthaltende
wäßrige Suspension mit einem Stabilisator versetzt und gefriertrocknet, dadurch gekennzeichnet,
daß man das biologische Material in Trockenform durch Einwirkung von Wärme inaktiviert.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man als Stabilisator ein Polymerisat
aus abgebauter Gelatine anwendet.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man als Stabilisator eine Lösung aus
Trockenmilchpulver verwendet.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man als Stabilisatoren Saccharose-Glutamat-Lösung,
Maltose-Glutamat-Lösung oder Glukose-Gelatine-Bouillon verwendet.
5. Verfahren nach Ansprüchen 1 —4, dadurch gekennzeichnet, daß man als Antigene von infektiösen
Mikroorganismen deren Abbau- und Stoffwechselprodukte einsetzt.
6. Verfahren nach Anspüchen 1—5, dadurch gekennzeichnet, daß daß man als infektiösen
Mikroorganismus Tollwut-Virus einsetzt.
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