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Großkalibrige Übungsmunition Um auch bei räumlich beengten Verhältnissen
eine möglichst wirklichkeitsgetreue Schulung der Truppe durchführen zu können, ist
man daran interessiert, über eine Munition zu verfügen, deren Geschoß zwar die hohe
Abgangsgeschwindigkeit entsprechender scharfer Munition, im Gegensatz zu dieser
jedoch eine verhältnismäßig geringe Flugweite aufweist. Von besonderer Bedeutung
ist dies insbesondere bei großkalibriger Munition mit einer Geschoßflugweite von
normalerweise mehreren Kilometern. Zu diesem Problem sind schon verschiedene Lösungsvorschläge
bekannt geworden. Beispielsweise ist es bekannt, aus einem in das für den Verschuß
entsprechender scharfer Munition vorgesehene Originalgerät eingesetzten Einsteeklauf
ein kleinkalibriges Geschoß entsprechend verringerter Flugweite zu verschießen.
Dabei muß dann aber in Kauf genommen werden, daß man entweder keine automatische
Funktion' der Waffe erzielt oder aber diese, vom Einsetzen des Einsteeklaufs in
die Originalwaffe ganz abgesehen, durch meist aufwendige und komplizierte Maßnahmen
für den Übungszweck entsprechend umbauen muß. Eine andere Lösung beruht darauf,
daß zwar ein voll- bzw. normalkalibriges Geschoß Verwendung findet, dieses jedoch
nur einen Bruchteil des Gewichts des entsprechenden scharfen Geschosses besitzt.
Zwar läßt sich aueh'hier eine automatische-Funktion der Waffe erzielen, sie muß
jedoch wiederum mit $ilfe besonderer im bzw. am Geschütz oder an der Kanone anzubringender
Teile erzwungen werden.
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Im einen wie im anderen Fall sind für das Übungsschießen zusätzliche
besondere Teile erforderlich und ist beim Übergang vom scharfen Schuß auf den Übungesohuß
jeweils ein Umbau der Waffe
notwendig. Zusätzlich müssen auch noch
Vorkehrungen getroffen werden, die sicherstellen, daß aus einer für Übungszwecke
hergerichteten Waffe nicht versehentlich scharfe Munition verschossen wird, wodurch
es zu einer erheblichen Gefährdung von Personal und Gerät kommen könnte.
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Erfindungsgemäß wird ein neuer Weg beschrieben und vorgeschlagen,
daß das wenigstens angenähert mit dem gleichen Gewicht wie ein entsprechendes scharfes
Geachoß ausgebildete Geschoß in zwei Teile quergeteilt wird, die zumindest bis zum
Abschuß gegen eine vorzugsweise ständig wirksame Kraft, beispielsweise die Kraft
einer oder mehrerer Federn, in axialer Richtung zusammengehalten sind, so daß eine
im Bereich der Querteilung angeordnete den Gesohoßquerschnitt vergrößernde Bre-.svorrichtung
bis zum Abheben des vorderen vom hinteren Geschoßteil verriegelt ist.
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Durch entsprechende Wahl der Größe der Kraft, des Ortes der Unterteilung
sowie der Gewichts- bzw. Masseverteilung auf die beiden Geschoßteile hat man es
in der Hand, das Auseinanderstreben der Geschoßteile und damit das Wirksamwerden
der Bremsvorrichtung bei ein und demselben Geschoßkaliber innerhalb mehr oder weniger
weiter Grenzen dahingehend zu beeinflussen, daß dieses Wirksamwerden der Bremsvorrichtung
nach einem mehr oder weniger großen Geschwindigkeitsabfall und dementsprechend bei
einer mehr oder weniger großen Fluggeschwindigkeit eintritt. In zweckmäßiger weiterer
Ausbildung der Erfindung ist vorgesehen, den vorderen Geschoßteil mit einer insbesondere
aus Leichtmetall, Kunststoff od. dgl. hergestellten abwerfbaren Spitze auszubilden.
Gegenüber einer etwa ogivalen Geschoßspitze hat die strömungstechnisch ungünstigere
Form der vorderen Geschoßstirnfläche bei abgeworfener Spitze den Vorteil einer noch
stärkeren Abbremsung des Geschosses infolge vergrößerten Luftwiderstandes.
Für
das Zusammenhalten der beiden Geschoßteile kann vorgesehen werden, daß die abwerfbare
Geschoßspitze mit einem an ihrem hinteren Ende ausgebildeten Zapfen durch den vorderen
Geschoßteil mit Spiel hindurchgreifend in eine zentrale axiale Bohrung des hinteren
Geschoßteils eingreift und dabei durch Klemmwirkung gehalten wird. Dabei ist dann
zum einen sichergestellt, daß das Abwerfen der Spitze beim Durchlauf durch das Rohr
der Waffe nach dem Abschuß den vorderen Geschoßteil nicht im Sinne eines Abhebene
beeinflußt, zum anderen ist sichergestellt, daß die Bremsvorrichtung nach dem Austritt
des Geschosses aus dem Absehußrohr zum vorgegebenen Zeitpunkt ungehindert wirksam
wird.
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Eine weitere Möglichkeit, die beiden Geschoßteile bis zum gewünschten
Zeitpunkt des Wirksamwerdens der Bremsvorrichtung zusammenzuhalten, bietet sich
dadurch, daß diese im Hülsenhals mehr oder weniger fest eingeklemmt werden. Gegebenenfalls
können auch beide Möglichkeiten in Kombination miteinander Anwendung finden, ebenso
sind aber auch noch andere Möglichkeiten denkbar. Nach einem Vorschlag der Erfindung
ist die Bremsvorrichtung als zwei oder mehrere symmetrisch über den Umfang verteilt
angeordnete und ausgebildete Klappen ausgebildet, die sich je um eine quer zur Geschoßachse
erstreckende Achse nach dem hinteren Geschoßende zu ausschwenken lassen. Dazu kann
vorteilhaft auch noch vorgesehen werden, die Klappen an ihrer in eingelegtem Zustand
außenliegenden Flachseite mit einem nach dem vorderen Geschoßende zu gerichteten
vorzugsweise stufenförmigen Absatz auszubilden. Dies hat insbesondere den Vorteil
einer verbesserten Angriffsmöglichkeit für den Luftstrom und damit eines noch sichereren
Ausstellens der Bremsklappen nach deren Freigabe. Insbesondere können diese stufenförmigen
Absätze. bei noch zusammengehaltenen*Geschoßteilen aurih als Aufnahmeraum für, die
eingelegten Klappen außenseitig übergreifende, Sperrnasen dienen, wie sie einem
weiteren Vorschlag gemäß am hinteren Ende des vord--.en Gmsohoßteile vorgesehen
werden.
Die Erfindung ist in der Zeichnung an einem Ausführungsbeispiel
gezeigt und Wird anhand dieses im folgenden noch erläutert. Es zeigen Fig. 1 in
einem Schnitt ein Geschoß mit-zusammengehaltenen Teilen und eingelegten'Bremsklappen,
Fig. 2 dazu einen Querschnitt längs der Linie A-A der Fig. 1, Fig. 3 dasselbe Gesehoß
nach Abwerfen der Gesohoßspitze bei auseinanderbewegten Teilen und ausgestellten
Bremsklappen und Fig. 4 dazu eine Draufsicht. Nach den Figuren 1 und 2 sind der
vordere Geschoßteil 1 und der hintere Geschoßteil 2 mittels der vier in entsprechende
Bohrungen bzw. Aussparungen dieser Teile hinbinragende Stifte 3 miteinander verbunden,
wobei auf den Stiften, sich in entsprechenden Erweiterungen der Aussparungen des
hinteren Geschoßteils 2 befindend, die Druckfedern 4 angeordnet sind. Der vordere
Geschoßteil 1 ist mit der abwerfbaren Spitze 5 versehen, die mit dem Zapfen 6 durch
die zentrale Bohrung 7 des vorderen Geschoßteils 1 mit Spiel hindurchgreifend in
die ebenfalls zentrale Bohrung 8 des hinteren Geschoßteils 2 mit Klemmsitz eingreift,
wodurch die beiden Gesehoßteile 1 und 2 gegen den Druck der Federn 4 zusammengehalten
sind. Dadurch sind die um die Achsen 9 verschwenkbaren Klappen 10 durch die über
ihr vorderes Ende außenseitig übergreifenden Sperrnasen 11 in eingeklapptem Zustand
gehalten. Die Klappen 10 sind in den Aussparungen 12 des hinteren Gesehoßteils 2
untergebracht, wobei links in der Figur eine Klappe mit stufenförmigem Absatz für
verbesserten Luftangriff und rechts in der Figur eine solche ohne Absatz dargestellt
ist.
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Beim Abschuß wird durch den Druck der von der in einer nicht-, gezeigten
Patronenhülse untergebrachten Treibladung entwickelten und durch die Bohrung 8 hindurch
auf das hintere Ende des Zapfens 6 wirkenden Treibgase die Gesehoßspitze 5 samt
Zapfen 6 abgeworfen, d. h. der Zapfen 6 aus der Bohrung 8 und in der Folge dann
auoh.au$ der Bohrung 7 ausgestoßen. Während der
Dauer des Durchgangs
des Geschosses durch das Rohr der Waffe, d.'h. solange auf das Geschoßende der Druck
der Treibgase wirkt und das Geschoß vorwärts getrieben wird, sind die Geschoßteile
1 und 2 gegen den Druck der Federn 4 in axialer Richtung zusammengehalten. Dieser
Zustand bleibt nach Austritt aus dem Rohr auch noch so lange erhalten, bis die Geschoßgeschwindigkeit
und damit der Luftwiderstand sich auf ein vorgegebenes Maß verringert hat. Nunmehr
kommen die Druckfedern 4 zur Wirkung und schieben den vorderen Geschoßteil 1 relativ
zu dem hinteren Geschoßteil 2 nach vorn, wobei _ die Sperrnasen 11 die Klappen 10
freigeben, die nunmehr unter der Wirkung des Luftdruckes und gegebenenfalls auch
noch zu- ,. sätzlicher nicht gezeigter Verriegelungateile wie Federn od. dgl. nach
außen verschwenkt werden, bis sie schließlich ihre quer zur Flugrichtung zeigende
Endlage erreichen. Infolge der dadurch bewirkten, je nach Ausbildung der Klappen
10 mehr oder weniger großen Queraehnittavergrößerung wird eine entsprechend starke
Abbremsung des Geschosses und damit eine Verkürzung seiner Flugbahn erreicht, so
daß das Gesehoß nach verhältnismäßig kurzer Zeit und in geringer Entfernung gefahrlos
zu Boden fällt. Für die konstruktive Ausbildung der Bremsvorrichtung ergeben sich
selbstverständlich noch zahlreiche weitere Möglichkeiten. Beispielsweise könnten
die Klappen 10 anstatt durch eine ihr vorderes Ende übergreifende Sperrnase 11 in
eingeklapptem Zustand auch durch Stifte gehalten werden, die am hinteren Ende des
vorderen Geschoßteils ausgebildet sind und in am vorderen Ende der Klappen ausgebildete
entsprechende Ausnehmungen eingreifen, solange die beiden Gesehoßteile 1 und 2 gegen
die Kraft der Federn 4 zusammengehalten sind.