-
Mittel zur Bekämpfung von Pilzkrankheiten sowie Pflanzenschädlingen
Die Erfindung betrifft Mittel zur Bekämpfung von Pilzkrankheiten sowie Pflanzenschädlingen.
-
Als Wirkstoff enthalten die Mittel nach der Erfindung 3,3,4,4-Tetrachlortetrahydrothiophen-1,1-dioxyd.
-
Die biologische Aktivität gewisser halogenhaltiger Thiophenoxyde ist
bekannt. So wurde z. B. das Dichlorthiophendioxyd bereits früher als Herbizid, d.
h. zur Unkrautvertilgung, empfohlen. Die Tri- und Tetrahalogenide, insbesondere
die Chlorverbindungen, erwiesen sich jedoch für die obengenannten Zwecke als den
Dihalogeniden überlegen.
-
Um den Fortschritt gegenüber dem Stand der Technik darzutun, wurde
eine Reihe von Vergleichsversuchen durchgeführt, wobei nachstehende Verbindungen
untersucht wurden A. 3,3,4,4-Tetrachlortetrahydrothiophen-1,1-dioxyd.
-
C. 2,2,3,3,4,4,5,5-Octachlortetrahydrothiophen. D. 2,2,3,4,5,5-Hexachlortetrahydrothiophen.
E. Tetrahydrothiophen-1,1-dioxyd-3-thiol.
-
F. 3-Chlor-4-nonanoyloxytetrahydrothiophen-1,1-dioxyd.
-
G. 3-Chlor-4-(2,4-dichlorbenzoyloxy)-tetrahydrothiophen-1,1-dioxyd.
-
H. 3-(n-Butoxy)-tetrahydrothiophen-1,1-dioxyd. I. 3-(2-Äthyl- 1-hexoxy)-tetrahydrothiophen-1,1-dioxyd.
-
J. 3,3a-Dichlor-3a,4,7,7a-tetrahydrothionaphthen-1,1-dioxyd.
-
K. 3,5,6-Trichlorthionaphthen-1,1-dioxyd. L. 3,6-Dichlor-3a,7a-dihydrothionaphthen-1,1-dioxyd.
Die Verbindung A ist die gemäß vorliegender Erfindung zu verwendende Verbindung.
Die Verbindungen C, D und E sind in der Patentschrift 11318
des Amtes für
Erfindungs- und Patentwesen in der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands offenbart.
Die Verbindungen E, F, G und H sind in der USA.-Patentschrift 2 393 925 beschrieben,
und die Verbindungen I, J, K und L sind ähnlich denen, die in der USA.-Patentschrift
2 758 955 beschrieben sind.
-
Es wurde die Fähigkeit dieser Verbindungen untersucht, Erbsensamen
gegen die Schimmelpilze Pythium und Fusarium zu schützen. Hierzu wurde eine Bodenprobe,
die mit Pythium- und Fusariumpilzen infiziert war, in einem Papiersack mit einer
Staubmasse aus Pyrophyllit, die 10% der Versuchschemikalie enthielt, vermischt.
Die erforderliche Ansatzmenge für die zu verwendende Dosierung wurde berechnet auf
die Menge aktiven Bestandteil darin und die gesamte Oberfläche des Bodens in den
drei Parallelproben. Nach dem Vermischen der Versuchschemikalie mit dem Boden wurden
die Erdproben in Kästen eingebracht, mit einer dünnen Plastikfolie abgedeckt, um
ein Austrocknen zu verhindern, und 3 Tage bei 20°C gelagert. Dann wurden diese Kästen
sowie Kästen von infizierten Erdproben und von sterilen Erdproben mit jeweils 25
Erbsen bepflanzt, und nach 14 Tagen wurde der Stand der Erbsen in den einzelnen
Kästen untersucht und die Wirksamkeit der Chemikalien bestimmt hinsichtlich ihrer
Schutzwirkung gegen Schimmelpilze. Bei Verwendung dieser Arbeitsweise ergaben sich
folgende Werte für die prozentuale Erhaltung der Pflanzen
Chemikalie Konzentration der Chemikalie |
in kg/ha |
144 9 |
A 1000/0 970% |
' C 28% |
D 16% - |
E 00% - |
F 00/a - |
G 4% - |
H 0% - |
I 0o% - |
J 80% - |
K 0% - |
L 0% - |
* Nicht untersucht. |
Infizierte Erdprobe ...... 11% erhalten geblieben Sterile Erdprobe ... . . . . ..
93% erhalten geblieben Aus diesen Ergebnissen ist deutlich zu ersehen, daß nur die
Verbindung nach vorliegender Erfindung bei einer Konzentration von 144 kg/ha sowie
sogar noch bei einer Konzentration von 9 kg/ha hochwirksam ist, während alle anderen
Verbindungen wesentlich abfallen bzw. völlig unwirksam sind.
-
Die praktische Anwendung des Wirkstoffes nach der Erfindung erfolgt
im Rahmen von im übrigen auf bekannte Weise zusammengesetzten Mitteln. So kann das
Thiophenderivat beispielsweise in Lösung, Emulsion, Suspension oder Aufschlämmung
angewendet werden, oder diese können den aktiven Bestandteil von festen Mitteln
zur Behandlung von Pflanzen darstellen, die in feinerer oder gröberer Granulierung
vorliegen. Zur Bereitung der anzuwendenden Lösungen, Emulsionen usw. kann man gegebenenfalls
von vorher hergestellten Konzentraten ausgehen, wie dies bei derartigen Mitteln
üblich ist.
-
Neben dem Wirkstoff nach der Erfindung können die Mittel verschiedene,
an sich bekannte Bestandteile enthalten, wie feste Streck-, Träger- oder Füllmittel,
z. B. Ton, Diatomeenerde, Pyrophyllit, Talkum, Katalysatorrückstände u. dgl. In
flüssigen Mitteln können als Lösungs- oder Verdünnungsmittel (bzw. als Emulsionen,
Suspensionen oder Aufschlämmungen der Wirkstoffe bildende Flüssigkeiten) außer Wasser
verschiedene organische Flüssigkeiten, wie Aceton, Benzol, Toluol, Xylol, Benzin
oder andere Erdölfraktionen, vorhanden sein.
-
Sollen die Mittel in flüssiger Form angewendet, z. B. versprüht werden,
so ist es ratsam, ihnen Netz-, Dispergier- oder Emulgiermittel zuzusetzen, die ihre
Bereitung und Anwendung erleichtern. Als solche Zusätze sind beispielsweise zu nennen
gewisse als oberflächenaktiv bekannte Alkylarylsulfonate oder Alkylarylpolyätheralkohole
oder die mit Polyoxyäthylenestern der Fett- bzw. Harzsäuren versetzten Alkylarylsulfonate,
wie sie im Handel erhältlich sind.
-
Auffallend an den Mitteln nach der Erfindung ist die besondere Wirksamkeit
des aktiven Bestandteils als Fungizide, insbesondere als Bodenfungizide, und als
Saatschutzbeizen gegen Pilzbefall. So wurde mit flüssigen Aufbereitungen, die in
den Boden eingebracht oder mit denen die Samenkörner behandelt wurden, ein ausgezeichneter
Schutz gegen Pilzkrankheiten, wie sie z. B. durch Pythium- oder Fusariumarten verursacht
werden, erzielt. Auch in vitro wurde die Unterdrückung der Keimung von Pilzsporen
(Alternaria oleracea und Monilinia fructicola) durch den Wirkstoff nach der Erfindung
nachgewiesen. Die Vermehrung schädlicher Bakterien wird ebenfalls ganz oder weitgehend
verhindert, wenn man sie auf den Nährböden mit wäßrigen Aufbereitungen der Wirkstoffe
behandelt.
-
Die Mittel nach der Erfindung, die durch einen Gehalt an 3, 3, 4,
4-Tetrachlortetrahydrothiophen-1,1-dioxyd als Wirkstoff gekennzeichnet sind, sind
verhältnismäßig leicht zugänglich und einfach anwendbar und übertreffen in ihrer
Wirkung bei völliger Unschädlichkeit gegenüber den behandelten Pflanzen bzw. Samen
die meisten im Handel erhältlichen Mittel.
-
Die Beispiele, die die Erfindung näher erläutern, lassen die besonders
gute Wirksamkeit der Mittel nach der Erfindung erkennen.
-
Beispiel 1 Nach der von der amerikanischen Phytopathologischen Gesellschaft
(Fungicid-Prüfungsausschuß) vorgeschriebenen Methode wurde der Einfluß der Mittel
nach der Erfindung auf die Keimung von Pilzsporen auf Objektträgern geprüft. Untersucht
wurde das 3, 3, 4, 4-Tetrachlortetrahydrothiophen-1,1-dioxyd in wäßriger Aufbereitung
und Konzentrationen von 1000, 100, 10 und 1 : 1 Million auf seine Fähigkeit, die
Keimung der Sporen aus 7 bis 10 Tage alten Kulturen von Alternaria oleracea und
Monilinia fructicola zu unterdrücken.
-
Zur Untersuchung wurden je 4 Volumteile einer Aufbereitung der oben
angegebenen Konzentration 1 Volumen Sporenstimulanz und Sporensuspension zugesetzt.
Der Keimungsgrad wird durch Auszählen von 100 Sporen festgestellt, nachdem die Kultur
nach Inkubation 20 Stunden bei 22°C bebrütet worden war.
-
Die Aufbereitungen wurden danach eingestuft, welche Konzentrationen
die Keimung der Hälfte der Sporen in den untersuchten Tropfen unterdrücken. Solchen
Konzentrationen wurde ein »ED-50-Wert« zuerkannt.
-
Die Versuche ergaben, daß das 3,3,4,4-Tetrachlortetrahydrothiophen-1,1-dioxyd
noch in einem Konzentrationsbereich von 0,01 bis 0,1 : 1 Million beiden Organismen
gegenüber einen ED-Wert 50 aufweist, d. h. die Hälfte der Sporen abtötet. Beispiel
2 Teil A Zum Nachweis der Wirksamkeit von 3,3,4,4-Tetrachlortetrahydrothiophen-1,1-dioxyd
als in den Boden einzubringendes Fungizid, die ihren Ausdruck findet in seiner Fähigkeit,
die Samen und Keimlinge gegen fäulniserregende Pilze (Pythium- und Fusariumarten)
zu schützen, behandelt man infizierte Erde in etwa 10 - 10 - 7,5 cm großen Kästen
durch Tränken mit einer wäßrigen Aufbereitung der obigen Verbindung. Die Behandlung
wird so durchgeführt, daß man eine Aufbereitung des Thiophenderivates in Wasser
mit einer Konzentration von 2: 1000, der 5% Aceton und 0,01% Netzmittel zugesetzt
sind, über die Erde ausgießt. Man läßt einen Tag stehen und entnimmt die vorbehandelte
Erde dann dem Kasten, um sie gründlich durchzumischen, ehe man sie wieder einfüllt.
3
Tage nach dieser Behandlung werden gleichmäßig tief in jeden Kasten 25 Saaterbsen
gelegt. Zu jedem Versuch wird ein Kontrollversuch angesetzt, und die Ergebnisse
werden 14 Tage nach der Aussaat verglichen. Bemißt man die angewendete Fungizidmenge
so, daß sie je Hektar etwa rund 60 bzw. 8 bzw. 4 bzw. 2 kg des Mittels entspricht,
so erhält man einen Pflanzenbestand von 98 bzw. 100 bzw. 74 bzw. 12%, während der
unbehandelte Boden lediglich 11% des zu erwartenden Bestandes ergab. In einem Kontrollversuch
mit sterilisiertem Boden wurden Bestände von 97% erzielt. Hieraus ist die sehr starke
fungizide Wirkung der erwähnten Thiophenderivate ersichtlich.
-
Teil B Beim Arbeiten wie oben mit einer rund 8 bzw. 4 bzw. 2 kg/ha
entsprechenden Fungizidmenge wurden Pflanzenbestände von 98 bzw. 83 bzw. 15% erhalten,
was beweist, daß das Mittel bei Erbsen als Versuchspflanzen eine hohe fungizide
Wirksamkeit gegen samenschädigende Pilze aufweist. Ein Kontrollversuch mit unbehandeltem
Boden ergab nur einen Bestand von 4%, während ein Vergleichsversuch, bei dem der
Boden sterilisiert wurde, 95% gesunde Pflanzen ergab.
-
Beispiel 3 Zum Nachweis der Brauchbarkeit von 3,3,4,4-Tetrachlortetrahydrothiophen-1,1-dioxyd
zur Pilzbekämpfung auf Saatgut wurde ein 5%iges Pulver mit Pyrophyllit als Träger
bereitet. Hiermit wurden Saaterbsen in drei verschiedenen Dosierungen behandelt,
wobei, bezogen auf das Samengewicht,
0,018 bzw. 0,006 bzw. 0,002% wirksame
Substanzen gegeben wurden. Es wurden mit jeder Dosierung acht Pflanzversuche in
durch Pythiumarten infizierten Böden angesetzt, wobei jeweils 25 Samenkörner verwendet
wurden. Die Ergebnisse wurden nach 7 Tagen und nach 14 Tagen beobachtet. Die in
nachstehender Tabelle wiedergegebenen Werte stellen einen Durchschnittswert aus
den acht Versuchen bei den jeweiligen Konzentrationen dar. Ferner enthält die Tabelle
Kontrollversuche mit infizierten Böden ohne Beizung des Samens und solche mit ungeheiztem
Samen in sterilen Böden.
Aufgegangen (°/(i) |
Mittel nach 7 Tagen nach 14 Tagen |
Wirkstoffdosierung in "l" des Saatgutgewichtes |
0,018 0,006 0,002 keine 0,018 1 0,006 0,002 keine |
3,3,4,4-Tetrachlortetrahydrothiophen- I |
1,1-dioxyd.................... 86 82 58 - 91 84 61 i - |
Unbehandelter Samen, infizierter |
Boden ......................... - - - 0,5 - - - 1,0 |
Steriler Boden . . . . . . . . .. .. . ... . . . . i - - -
65 - - - 97 |
Aus den obigen Werten geht die ausgezeichnete Wirksamkeit des 3,3,4,4-Tetrachlortetrahydrothiophen-1,1-dioxydes
als Beize für Saaterbsen hervor.