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Verfahren zur Herstellung wärmehärtbarer Preßmassen Die vorliegende
Erfindung betrifft die Herstellung von wärmehärtbaren Preßmassen, die ein Harnstoff-Formaldehyd-Kunstharz
oder ein ähnliches wärmehärtbares Kunstharz zusammen mit einem Füllstoff enthalten.
Der Füllstoff kann beispielsweise aus einem Fasermaterial, wie Holzmehl, Sulfitpulpe
oder a-Cellulose, bestehen.
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Es war bisher bei der Herstellung von Harnstoff-Formaldehyd-und ähnlichen
Preßmassen üblich, einen Kunstharzsirup herzustellen, der das Produkt einer teilweisen
Kondensation des Harnstoffs mit Formaldehyd war und dann= entweder im Reaktionsgefäß
oder in einer anderen Apparatur, wie einem Kneter, eine bestimmte Menge an Füllstoffen
damit zu vermischen.
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Das Trocknen erfolgt langsam und ist äußerst kritisch und wird gewöhnlich
in einem kontinuierlich arbeitenden Trockenofen bei Atmosphärendruck oder im Vakuum
durchgeführt.
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Das in Form von Klumpen vorliegende trockene Material wird dann,
gewöhnlich in einer Kugelmühle, zu einem sehr feinen Pulver vermahlen. Das Mahlen
in der Kugelmühle ist ein zeitraubendes Verfahren, war jedoch notwendig, um eine
einheitliche Verteilung des Kunstharzes und der Füllstoffe zu sichern.
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Für die meisten Verwendungszwecke wird das feine Pulver einem weiteren
Verdichtungsverfahren unterworfen.
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Zwei verschiedene Verdichtungsverfahren sind dabei üblich. Seit einiger
Zeit wird das Pulver verdichtet, indem man es in einer Tablettiermaschine vorformt.
Jedoch ist diese Vorformung oder Tablettierung wegen des äußerst großen. Volumens
des Pulvers schwierig. Weiterhin werden, wenn die Tablettierung erfolgt, die Transportkosten
wegen des großen Volumens des Pulvers erhöht.
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Das andere Verdichtungsverfahren besteht darin, daß man das feine
Pulver in einen Mischer bringt, wo es unter regulierten Wärmebedingungen gemischt
und geknetet wird, um ein Schmelzen des gepulverten Materials und seine tSberführung
in Klumpen herbeizuführen.
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Das geschmolzene oder gepreßte Material, das nach einem der obenerwähnten
Verdichtungsverfahren erhalten wird, wird dann gewöhnlich mit Hilfe besonderer Granuliervorrichtungen
unter Bildung eines Materials mit einer niedrigen Dichte, das befriedigend und rasch
geformt werden kann, granuliert. Das von einem verdichteten Produkt, das durch die
Misch-und Schmelzmethode erhalten wurde, erzielte granulierte Material enthält viel
weniger feine Teilchen und hat eine bessere Dichte als das nur-durch Pressen in
Tabletten erhaltene Produkt, da dieses letztere leicht wieder zu Pulver zerbricht.
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Es sei bemerkt, daß die vielen Verfahrensschritte, die bisher zur
Erzeugung eines befriedigend verdichteten und granularen Produktes erforderlich
waren, die Kosten dieses Produktes wesentlich erhahen.
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Lange Zeit wurde daher von Fachleuten versucht, das Verfahren zu vereinfachen
und einige dieser Verfahrensschritte auszuschließen. Jedoch sind diese Versuche,
die Zahl der einzelnen Schritte herabzusetzen, soweit bekannt, nicht erfolgreich
gewesen und haben ein Produkt ergeben, das in einer oder der anderen Hinsicht grundlegende
Nachteile aufwies.
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Durch das Verfahren der vorliegenden Erfindung wird die Kompliziertheit
der früheren Verfahren ausgeschaltet, und es wird ein Produkt von großem technischem
Wert erzielt. Dieses Verfahren hat die Vorteile besonderer Einfachheit, vermindert
die Kosten der Anlage und der Durchführung des Verfahrens bezüglich Zeit und erforderlicher
Energie und gewährleistet eine genaue Regulierung des Produktes.
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Gemäß der vorliegenden Erfindung wird die anfängliche Kunstharz bildende
Umsetzung in Gegenwart der Füllstoffe durchgeführt, wodurch gleichzeitig die Imprägnierung
der Füllstoffe erreicht wird.
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Harnstoff und Formaldehyd werden vorzugsweise in trockener Form zusammen
mit dem Füllstoff in einen mit einem Mantel versehenen Mischer oder Kneter oder
eine ähnliche Vorrichtung eingebracht. Vorzugsweise wird ein Mischer, z. B. Schneckenmischer,
verwendet.
Dabei ist eine Maschine leichter Bauart geeignet, da
das Material zu jeder Zeit frei fließend und leicht zu handhaben ist. Der Mischer
wird geschlossen und während des Mischens erwärmt, bis die Temperatur den Punkt
erreicht, wo die Kondensation erfolgt. Sobald die Kondensation einsetzt, wird die
Mischung feucht, und das in Freiheit gesetzte Wasser hilft den Füllstoff zu benetzen
und zu imprägnieren.
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Das Mischen wird fortgesetzt, bis das meiste Kondensationswasser frei
geworden und die Kondensation weit fortgeschritten ist. Zu diesem Zeitpunkt wird
die Umsetzung unterbrochen, indem man die Temperatur durch Kühlen schnell herabsetzt.
Wenn die Temperatur genügend herabgesetzt ist, wird der Härtungskatalysator zu dem
Gemisch zugegeben und unter weiterem Mischen das Kühlen noch für kurze Zeit fortgesetzt.
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Das Kühlen und die Zugabe des Härtungskatalysators können entweder
in dem gleichen Mischer erfolgen oder das Material kann für die Kühlung in einen
anderen Mischer der gleichen Art übergeführt werden. Da das anfängliche Mischen
in einem geschlossenen Gefäß erfolgt, so daß das in Freiheit gesetzte Wasser nicht
zu entweichen vermag, und die Temperatur innerhalb der Mischkammer während der Zeit
der Umsetzung gewöhnlich oberhalb des Siedepunktes von Wasser liegt, wird das Kühlen
und die gleichzeitige Entfernung des Wassers in Form von Dämpfen durch Offnen des
Mischers oder durch Uberführen der Beschickung in einen zweiten, offenen und vorzugsweise
ebenfalls mit einem Kühlmantel versehenen Mischer erleichtert. Gewöhnlich ist nur
so viel Wasser anwesend, als bei der Kondensation in Freiheit gesetzt wird. Jedoch
kann eine regulierte bestimmte Menge Wasser bei Beginn des Verfahrens zugesetzt
werden, wobei dafür gesorgt werden muß, daB die Menge geringer bleibt als die, bei
der das Produkt, wenn es von dem Kühlmischer entfernt wird, oder am Ende der Kühlung,
wenn sie in dem ursprünglichen Reaktionsmischer durchgeführt wird, merklich naß
oder klumpig ist. Da die Menge des anwesenden Wassers begrenzt ist, so ist die Uberwärme,
die in dem Wasser, in Form von Dampf, und in dem Reaktionsgemisch enthalten ist,
gewöhnlich ausreichend, um zu bewirken, daß im wesentlichen das ganze Wasser nach
Offnen des Mischers in Form von Dampf in die Atmosphäre austritt, unter gleichzeitiger
Kühlung der zurückbleibenden Mischung.
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Das umgesetzte Material, das den Härtungskatalysator und andere Zusätze,
die bisher im Stadium des Vermahlens in der Kugelmühle zugesetzt wurden, wie ein
Schmiermittel, Farbstoffe oder Pigmente und manchmal einen Weichmacher, enthält,
wird dann in eine erwärmte Misch-oder Knetvorrichtung übergeführt, die das Material
weiterhin zu verdichten vermag, und wird dort einem weiteren Mischen oder Kneten
unterworfen unter Bedingungen, die ein Entweichen von zurückgebliebenen Spuren von
Wasser ermöglichen, und wird gleichzeitig zu Klumpen verdichtet. Dieses Verfahren
ist kurz und ergibt eine fertige Preßmasse, die nur in einem Mahlverfahren granuliert
oder pulverisiert werden muß.
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Das Verfahren soll an Hand der folgenden Beispiele näher erläutert
werden.
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Beispiel 1 Ein mit einem Mantel versehener Mischer wird mit 22,6kg
a-Cellulosefiillstoff, 35,8kg Harnstoff, 27,2kg Paraformaldehyd 0,295 kg Ammoniak,
1,36 kg Hexamethylentetramin, 0,113 kg Zinkstearat und der,
je nach der gewünschten
Farbe, erforderlichen Menge an Pigmenten oder Farbstoffen beschickt.
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Dann wird der Mischer mit einem Deckel verschlossen und bis zu einer
Temperatur von etwa 93 bis 110° C erwärmt. Wenn die Temperatur steigt, kann sofort
festgestellt werden, daß das Gemisch durch Kondensationswasser aus der Umsetzung
zwischen Paraformaldehyd und Harnstoff unter Bildung des Kunstharzes naß wird. Durch
dieses Kondensationswasser wird die Benetzung und Imprägnierung der a-Cellulose
gefördert, und außerdem kann durch Entwickeln von Druck im Mischer die Imprägnierung
weitergefördert werden. Der, Inhalt des Mischers nimmt an Volumen ab. Wenn die Reaktionstemperatur
erreicht ist, wird die Reaktion für eine weitere Zeit, gewöhnlich 5 bis 10 Minuten,
je nach den Bedingungen, fortgesetzt und dann der Mischer geöffnet, um zu ermöglichen,
daß das Kondensationswasser als Dampf entweicht. Das Erwärmen wird, während der
Rührer läuft, fortgesetzt. Die Dämpfe entweichen sehr schnell, und die entstehenden
frei fließenden Partikeln imprägnierter Faser fühlen sich nur sehr leicht feucht
an. Ein Anzeichen dafür, daß die Kondensation beendet ist, ist das Fehlen des Geruchs
nach Formaldehyd. Dieses Trocknen erfordert gewöhnlich, je nach den Bedingungen,
5 bis 15 Minuten. Nach dem Offnen des Deckels sinkt die Temperatur gewöhnlich auf
etwa 82° C.
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Zu diesem Zeitpunkt werden weitere 0,91 kg Hexamethylentetramin zugesetzt
und eine katalytische Menge, wie etwa 1 Gewichtsprozent, bezogen auf das Trockengewicht
des Gemisches, Epichlorhydrin oder ein anderer latenter Härtungskatalysator. Das
Bodenventil wird geöffnet, und das Material wird zum Kühlen in einen anderen gleichen
Mischer übergeführt. Dieser Mischer wird gerührt, und durch seinen Mantel läuft
Wasser um. Das Material bleibt in dem Mischer, bis der Katalysator und das Hexamethylentetramin
innig mit dem harzimprägnierten Füllstoff vermischt sind.
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Während der Zeit, in der die Mischung in dem zweiten Mischer verarbeitet
wird, ist der erste Mischer zur Aufnahme weiterer Beschickung bereit und kann in
Betrieb gesetzt werden, um einen zweiten Ansatz von mit Kunststoff imprägniertem
Füllstoft herzustellen. Nach der Beendigung des Mischens in dem Kühlmischer wird
das entstehende Gemisch in einen Wärmeverdichter eingebracht. In dieser Apparatur
unterliegt das Material unter der Einwirkung von Walzen oder Schnecken einer sehr
gründlichen Durchmischung und wird zu kleinen Klumpen verdichtet. Gleichzeitig werden
verbliebenes Wasser und flussige ~Bestandteile entfernt. Diese Verdichtungsbehandlung
ist kurz und ist im allgemeinen in einer Zeit von-2 bis 4 Minuten beendet. Dann
wird das Material ausgebracht und auf einen Förderriemen gebracht. Durch den Förderer
wird das Material zu einer kleinen Stampfvorrichtung gebracht, vorzugsweise von
der Art eines Schneiders, wo das Material in kleine Stücke zerschnitten wird. Dieser
Verfahrensschritt ist ein wesentliches Merkmal der vorliegenden Erfindung insofern,
als er ein rasches Kühlen und eine Verteilung von Wärme, die durch das Arbeiten
der Walzen im Verdichter dem Material zugeführt wird, ermöglicht und ein weiteres
Härten des Preßmaterials verhindert. Wenn das Material durch diesen kleinen Schneider
passiert ist, wird es zu einem größeren Schneider transportiert, wo die endgültige
Granulierung erfolgt. Die Geschwindigkeit des Forérers und die Lange des Fördererriemens
sind zweckmäßig
so, daß das Material ausreichend gekühlt werden
kann, bevor es zur endgültigen Vermahlung in den größeren Schneider eingebracht
wird. Das Material, das den Schneider verläßt, ist fertig und kann, so wie es ist,
verkauft oder in einem Mischer vom Schnecken-oder Konustyp in größere Ansätze eingemischt
werden.
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Das fertige Material hat alle wünschenswerten Eigenschaften der besten
üblichen Preßmassen. Es hat die folgenden physikalischen Eigenschaften : Spezifisches
Gewicht......... 1,5 Wasserabsorption............ weniger als 0, 5 °/o Druckfestigkeit..............
2450 atü Zugfestigkeit................ 385 atü Dielektrische Festigkeit, Kurzversuch
V/M.............. 350 Lichtbogenwiderstand........ 110 Kerbzähigkeit Izod 24 Preßeigenschaften
ausgezeichnet Verformungseigenschaften.... ausgezeichnet Durchscheinungsgrad.........
ausgezeichnet Widerstandsfähigkeit gegen siedendes Wasser (nach 20minutigem Sieden)...........
ausgezeichnet Das Verhältnis von Füllstoff zu Harnstoff und Formaldehyd kann je
nach dem gewünschten Durchscheinungsgrad und den Festigkeitseigenschaften in einem
weiten Bereich variiert werden. Es kannsauch an Stelle von a-Cellulose irgendein
anderer Fiillstoff, wie Walnußschalenmehl, Holzmehl, Sulfitpulpe und ähnliche Materialien,
verwendet werden. Ebenso kann Harnstoff insgesamt oder teilweise durch Melamin,
Thioharnstoff, Biuret und ähnliche Aminoverbindungen ersetzt werden. An Stelle von
Ammoniak kann irgendein Pufferalkali, wie Triäthanolamin, verwendet werden, sofern
die alkalischen Bedingungen gleich sind. Es wird jedoch vorzugsweise Ammoniak verwendet
wegen seiner Reaktionsfähigkeit mit Formaldehyd und der Wir, kung des gebildeten
Hexamethylentetramins auf die Geschwindigkeit der Aushärtung.
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Hexamethylentetramin wird vorzugsweise in zwei Stufen zugesetzt.
In der ersten Stufe wird es zugesetzt, um eine Alkalität zu schaffen, die die Kondensationsreaktionen
fördert. Die Zugabe im zweiten Stadium beschleunigt die Aushärtung der Preßmasse
bei der anschließenden Heißverformung. Die Menge Hexamethylentetramin, die im zweiten
Stadium zugegeben wird, kann je nach der erforderlichen Härtungsgeschwindigkeit
erhöht oder vermindert werden.
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Wenn eine große Menge Fiillstoff oder eine relativ große Menge an
Pigmenten verwendet wird, ist es manchmal vorteilhaft, eine geringe Menge Wasser
-beispielsweise zwischen 21/z und 5 Gewichtsprozent des gesamten Trockengewichtes
der Bestandteile des Reaktionsgemisches-zuzusetzen, um die Imprägnierung des Füllstoffes
und die Dispersion der Pigmente und der iibrigen Zusätze in der gesamten Mischung
einheitlicher zu machen.
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Das erfindungsgemäße Verfahren kann zwar unter Verwendung verschiedener
Härtungskatalysatoren und insbesondere der als latente Katalysatoren bekannten durchgeführt
werden, jedoch ist die Verwendung von Epichlorhydrin zu bevorzugen, da dieser Katalysator
eine Anzahl von Vorteilen besitzt, die, soweit bekannt, kein einziger bisher verwendeter
Katalysator aufwies. In erster Linie ist er flüssig und daher leicht zu dispergieren.
Er ist bei niedrigen Temperaturen sehr inaktiv und kann daher ohne Här-
tung des
Kunstharzes schon zu einem frühen Mischstadium zugegeben wer, den. Es wurde festgestellt,
daß die Mischung sogar 24 Stunden bei 60° C gelassen werden kann, ohne ihren Charakter
zu ändern, und sogar ohne Einfluß auf die weitere Verarbeitbarkeit. Schließlich
hat dieser Katalysator bei den üblichen Preßtemperaturen eine äußerst starke Härtungswirkung.
Obwohl es vorteilhaft ist, den Härtungskatalysator entweder sofort nach Unterbrechen
der Kondensationsreaktion, und wenn nahezu das gesamte Wasser ausgetrieben ist,
zuzusetzen oder bei Beginn oder während des Mischens im zweiten Mischer, kann er
auch zu einem späteren Zeitpunkt zu dem zweiten Mischer oder in dem Verdichter zugegeben
werden, und zwar bis zu l Minute oder 2, bevor das Material zur Ausbringung aus
dem Verdichter fertig ist. Wenn der verwendete Katalysator unter den entweder im
Mischer oder im Verdichter herrschenden Bedingungen reaktionsfähiger ist als Epichlorhydrin,
ist es erwünscht, seine Zugabe zu dem Gemisch bis nahe an das Ende der Verdichtung
in dem Verdichter hinauszuzögern.
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Das Produkt, wie es aus dem größeren Schneider austritt, hat die
für das Pressen erwünschte granulierte Form, so daß es unnötig wird, noch irgendeine
Kugelmühle oder ein Mikropulverisierverfahren anzuwenden. Wenn jedoch aus irgendeinem
Grunde ein Pulver erwünscht ist, kann das granulierte Material in einem Mikropulverisierer
oder auch in einer Kugelmühle zu einem feinen Pulver vermahlen werden.
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Beispielsweise kann es für manche Zwecke erwünscht sein, das Material
far, blos herzustellen und den Farbstoff später zuzusetzen. In solchen Fällen kann
ein farbloses Material hergestellt werden, indem man die Umsetzung, das Mischen
und Verdichten, wie oben beschrieben erfolgen läßt. Das farblose Produkt kann pulverisiert
und mit Farbstoffen oder Pigmenten oder sogar mit einem Härtungskatalysator in der
Kugelmühle oder dem Mikropulverisierer vermischt werden. Wenn schließlich ein granuliertes
Material erwünscht ist, kann das Pulver dann wieder in dem Verdichter verdichtet
oder in einer Tablettiermaschine gepreßt und schließlich wieder granuliert werden.
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Eine Harnstoff-Formaldehyd-Preßmasse, die als latenten Katalysator
Epichlorhydrin enthält, ist bei gewöhnlichen Lagerbedingungen stabil und kann zur
Herstellung guter geformter Gegenstände verwendet werden. Epichlorhydrin verleiht
der Preßmasse ausgezeichnete Stabilität während einer Lagerung und katalysiert doch
bei den Preßtemperaturen das Aushärten in einem-solchen Ausmaß, daß die Preßmasse
den vom Verbraucher gestellten Forderungen bezüglich einer raschen Aushärtung entspricht.
Es wurde auch gefunden, daß geformteHarnstoff-Formaldehyd-Gegenstände, bei deren
Herstellung Epichlorhydrin aIs latenter Katalysator verwendet wurde, verbesserte
Eigenschaften, insbesondere bezüglich der Wasserbeständigkeit, und außerdem eine
erhöhte Strukturfestigkeit und Stabilität und verbesserte elektrische Eigenschaften
besitzen.
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Die Menge an Füllstoffen kann in einem weiten Bereich variieren,
übersteigt jedoch gewöhnlich nicht 60 Gewichtsprozent der gesamten Zusammensetzung
und liegt im allgemeinen in dem Bereich von 25 bis 50 °/o, bezogen auf das Gewicht
des trockenen Materials.
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Das Epichlorhydrin kann während des Vermahlens, das gewöhnlich in
einer Kugelmühle erfolgt, zusam--men mit dem oben beschriebenen übrigen Ingredienzien
zugegeben werden. Wegen seiner sehr einheiflichen
Art der Härtungsbeschleunigung
und seiner relativ guten Stabilität bei Verfahrenstemperaturen kann Epichlorhydrin
jedoch auch vor der Imprägnierung oder Trocknung zum Kunstharzsirup zugegeben werden.
Wenn die Trocknungstemperatur und die Trocknungszeit sorgfältig reguliert werden,
erfolgt keine zu starke Umsetzung oder Härtung des Preßpulvers zu diesem Zeitpunkt,
und es ist daher nicht nötig, das Epichlorhydrin während des Vermahlens zuzusetzen.
Das auf diese Weise erhaltene Material hat eine höhere Dichte.
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Eine Epichlorhydrin enthaltende Preßmasse, die nach irgendeinem bekannten
Verfahren hergestellt ist, hat eine ausgezeichneteLagerungsstabilität. Eswurde gefunden,
daß Epichlorhydrin als latenten Katalysator enthaltende Preßmassen für relativ lange
Zeiten, bis zu einem Jahr, bei Lagerungstemperaturen, die zeitweise 32° C übersteigen,
gehalten werden können, ohne eine merkliche Anderung ihrer FlieBeigenschaften. Diese
Stabilität hat sich auch nach einer als Dauertest bekannten Laborationsmethode ergeben,
bei der die Zeit bestimmt wird, in der eine Preßmasse bei erhöhter Temperatur gehalten
werden kann, ohne in solchem Ausmaß unschmelzbar zu werden, daß sie nicht mehr verwendbar
ist. Nach dieser Methode können Aussagen über die Stabilität von Preßmassen gemacht
werden. Weitere Angaben über dieses Verfahren sind in der USA.-Patentschrift 2 510
762 gemacht.
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Mit Epichlorhydrin als Katalysator hergestellte Preßmassen können
sehr schnell gehärtet werden und entsprechen allen Testen und Erfordernissen, die
an eine schnell härtende Preßmasse gestellt werden. Eine der Standardmethoden zur
Prüfung dieser Härtungsgeschwindigkeit ist die Menge Wasser, die von dem geformten
Gegenstand absorbiert wird. Auch dieses Verfahren ist in der USA.-Patentschrift
2510762 beschrieben. Es wurde gefunden, daß die nach diesem Verfahren bestimmte
Wasserabsorption um etwa 50 °/o niedriger war als die der gegenwärtig auf dem Markt
befindlichen besten Standardpreßmassen.
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Beispiel 2 Ein vollständig umkleideter, mit einem Mantel versehener
Mischer, der mit einem Bodenkippventil und mit Mitteln, um einen Innendruck aufrechtzuerhalten,
ausgestattet ist, einem Arbeitsdruck von-4,2 Atm. standzuhalten vermag und mit geeigneten
Leitungen zum Einbringen von flüssigen Materialien unter Druck versehen ist, wird
mit 22,7 kg a-Cellulose als Füllstoff, 35,8 kg Harnstoff, 0, 29 kg Ammoniak, 1,36
kg Hexamethylentetramin, 0, 11 kg Zinkstearat und mit der je nach der gewünschten
Farbe erforderlichen Menge an Pigmenten oder Farbstoffen in Form einer, Aufschlämmung
in etwa 0,95 1 Wasser beschickt. Der Mischer ist so groß, daß sich über den oben
angegebenen Bestandteilen reichlicher mit Luft gefüllter Raum befindet. Der Mischer
wird an die Atmosphäre entlüftet und mit einem Ventil zur Steuerung der Entlüftung
ausgestattet, das geöffnet wird, wenn es zur Steuerung des Druckes in dem Mischer
erforderlich ist.
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Dann wird der Mischer geschlossen, und gasförmiger Formaldehyd wird
unter einem Druck von 0,35 bis 0,7 atü in seinen oberen Teil eingeleitet.
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Gleichzeitig wird die Temperatur auf etwa 93° C erhöht, und das Gemisch
wird stetig gerührt. Bis zu einer Temperatur von etwa 54° C erfolgt keine merkliche
Umsetzung. Von dieser Temperatur an aufwärts
erfolgt dagegen eine exotherme, relativ
rasch ablaufende Umsetzung. Der Formaldehyddruck wird beibehalten, bis 27 kg Formaldehyd
in den Mischer eingeleitet sind. Schließlich wird, nachdem der Druck absinkt, das
Material, das durch das Reaktionswasser etwas feucht ist, rasch abgekühlt, entweder
durch Kühlwasser in dem Mantel unter Rühren oder, indem man es in einen zweiten,
kalten Mischer schüttet, und unter Rühren werden weitere 0,91 kg Hexamethylentetramin
und etwa 14 Epichlorhydrin, bezogen auf das Gewicht der anwesenden Materialien,
zugesetzt.
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Dann wird das Gemisch zum Kühlen in einen weiteren gleichen Mischer
übergeführt. Von diesem Zeitpunkt an ist das weitere Verfahren gleich dem Verfahren
von Beispiel 1.
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Obwohl die Erfindung, insbesondere für wärmehärtbare Harnstoff-Formaldehyd-Kunstharze
und daraus hergestellte Preßmassen beschrieben wurde, ist sie auch auf Preßmassen
anwendbar, bei denen das Kunstharz irgendeine einer Vielzahl anderer wärmehärtbarer
Aminokunstharze, wie Thioharnstoff-Formaldehyd, Melamin-Formaldehyd und Biuret-Formaldehyd-Kunstharz,
sein kann. Der gemäß dem obigen Beispiel verwendete Harnstoff beispielsweise kann
für die Herstellung dieser harzartigen Massen insgesamt oder teilweise durch Biuret,
Melamin und Thioharnstoff ersetzt werden.
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Gemäß der vorliegenden Erfindung wird das Epichlorhydrin nur in relativ
kleinen Mengen, wie 0,25 bis 5 Gewichtsprozent der Preßmasse und gewöhnlich im Bereich
von 0,25 bis 5 Gewichtsprozent des für die Umsetzung verwendeten Harnstoffes plus
Formaldehyds minus dem entwickelten Wasser verwendet. Vorzugsweise wird das Epichlorhydrin
in Mengen von etwa 1 bis 2 Gewichtsprozent des getrockneten Reaktionsproduktes von
Harnstoff und Formaldehyd verwendet.
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PATENTANSPR (} CHE 1. Verfahren zur Herstellung wärmehärtbarer Preßmassen
durch Erhitzen und Vermischen von Paraformaldehyd oder gasförmigem Formaldehyd mit
einem Glied der Gruppe Harnstoff, Melamin, Biuret und Thioharnstoff und einem faserigen
Füllstoff, wie einem absorbierenden Cellulosefüllstoff, bei einer Temperatur, die
ausreicht,. um eine Kondensation des Harnstoffes mit dem Formaldehyd unter Freiwerden
von Wasser erfolgen zu lassen, dadurch gekennzeichnet, daß man die Reaktion in einem
geschlossenen GefäB ausführt und, wenn die Kondensation nahezu beendet ist, die
Reaktionsmischung schnell unter die Reaktionstemperatur kühlt, während man in Freiheit
gesetztes Wasser in Form von Dampf entweichen läßt, und daß man zu der Reaktionsmischung
nach genügender Senkung der Temperatur einen Härtungskatalysator zusetzt und gegebenenfalls
danach die Reaktionsmischung verdichtet und granuliert.