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Die
Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Konditionieren
wenigstens eines Teilbereichs eines Abkühlprozessbereichs.
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Zum
Herstellen von Flachglas ist ein als „Float-Glass"-Verfahren bezeichneter
Herstellungsprozess aus der Praxis bekannt. Dabei wird zunächst kontinuierlich
Glasschmelze durch Schmelzen eines Gemenges aus mineralischen Glasrohstoffen,
die typischerweise außer
SiO2 auch Al2O3, CaO, MgO, Na2O,
K2O und mitunter auch noch Fe2O3 und TiO2 oder SO3 umfassen, in einer beheizten Glaswanne oder
einem Schmelzofen erzeugt. Die Glasschmelze wird auf ein Zinnbad
aus flüssigem
Zinn ausgegossen und breitet sich unter Einwirkung der Schwerkraft und
der Oberflächenkräfte in Form
eines Glasbandes oder eines Glasfilmes auf dem Zinnbad gleichmäßig aus
und schwebt („float") dabei auf dem flüssigen Metall.
Diese Zone heißt
deshalb auch „float
zone". Die Temperatur
auf dem Zinnbad beträgt
zunächst
typischerweise etwa 1000 °C.
Anschließend
wird das Glasband noch auf dem Zinnbad auf etwa 600 °C bis 700 °C abgekühlt und
dabei mittels am Rand angeordneter Walzen vom Zinnbad abgezogen.
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Das
abgezogene Glasband wird anschließend über ein Transportband durch
eine Abkühlanlage,
die einen Kühlofen
und eine Kühlstrecke
umfasst und im Englischen „Annealing
lehr" genannt wird, transportiert.
In der Abkühlanlage
wird eine gezielte, vergleichsweise langsame Abkühlung des Glases zur Vermeidung
thermisch bedingter innerer Spannungen im Glas vorgenommen, auch
als „Annealing" bezeichnet. Normalerweise
würde nämlich das
Glasband an den Flachseiten schneller auskühlen als im Innern und die
durch diese hohen Temperaturgradienten bewirkten Spannungen im Glas
würden
zu Sprüngen
oder Brüchen
des Glasbandes führen
vor allem beim späteren
Schneiden in einzelne Scheiben. Beim Annealing wird nun ein mittels
Temperatursensoren und Reglern geregelter Temperaturverlauf genau
eingehalten, durch den vor allem die Temperaturgradienten im Glasband
gering gehalten werden und Entspannungsprozesse im Glas ablaufen
können.
So wird typischerweise das Glas auf eine sogenannte Annealing-Temperatur
herabgekühlt
und dann für
eine bestimmte Zeitdauer auf dieser Temperatur gehalten, wobei die
Zeitdauer von dem Glastyp, der Glasdicke, dem thermischen Ausdehnungkoeffizienten
und der erwünschten
Restspannung abhängt.
Bei dieser Annealing-Temperatur finden Relaxationsprozesse im Glas
statt zur Reduzierung der inneren Spannungen. Danach wird das Glas
weiter herabgekühlt
mit einem vorgegebenen Temperaturgradienten. Nach Durchlaufen der
Kühlstrecke
werden einzelne Flachglaseinheiten von dem durchlaufenden Glasband
abgetrennt und dann in einem Lager gelagert vor einer Weiterverarbeitung
oder einem Transport. Der gesamte beschriebene Float-Glass-Prozess
erfolgt in der Praxis kontinuierlich, d.h. es wird kontinuierlich
das Glasband vom Zinnbad abgezogen und entsprechend Glasgemenge
und daraus erzeugte Glasschmelze nachgeführt.
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Beim
Glasschmelzprozess bilden sich die Gläser bei den hohen Schmelztemperaturen
in der Glaswanne durch die Gemengereaktion aus den Ausgangssubstanzen.
Diesen Prozess nennt man auch Rauschmelze. Nach Beendigung der Rauschmelze
liegt eine sehr inhomogene Schmelze vor, bei der die auftretenden
SiO2-Konzentrationen als Hauptbestandteil
des Glases von Sättigungskonzentration
bis wenigstens zur gewünschten
Konzentration reichen und zudem die Schmelze stark mit Blasen durchsetzt
ist, die Reaktionsgase und eingeschlossene Hohlraumgase, insbesondere
Luft oder Wasserdampf, enthalten. Deshalb werden in der sogenannten
Blankschmelze die entstandenen Blasen in einem Läuterungsprozess ausgetrieben,
insbesondere unter Einsatz geeigneter Läutermittel zum Realisieren
der während
der Läuterung
notwendigen Gasübersättigung,
und dann ein Abstehen der Schmelze unter einer Homogenisierung durchgeführt. Am
Ende des Abstehprozesses wird die Schmelze auf das Zinnbad ausgegossen
und bildet das Glasband.
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Aus
EP 1 285 887 A2 ist
ein „Float-Glass"-Verfahren bekannt,
bei dem in einer Schmelzzone eines Glasschmelzofens durch die Verbrennung
von Brennstoff und sauerstoffangereichertem Oxidationsgas (oder:
gasförmigem
Oxidationsmittel) mit mindestens 80 Vol.-% Sauerstoff in Brennern
Wärme erzeugt
wird, um aus Glasrohstoffen geschmolzenes Glas zu erzeugen. Als
typische Brenn stoffe werden Methan, Propan, Öl und Wasserstoff angegeben.
Das geschmolzene Glas wird auf die Oberfläche eines geschmolzenen Metalls,
typischerweise geschmolzenen Zinns, in einer Wanne aufgebracht,
breitet sich dort aus und formt dabei eine Scheibe oder Platte aus
Glas (Flachglas). Dann wird das flache Glas in eine nicht befeuerte
Läuterzone
oder Blankschmelzenzone („refining
zone") gebracht
und dort ohne Verbrennung von Brennstoff und Oxidationsmittel abgekühlt. Gegenüber der
Verbrennung mit Luft mit typischerweise 20 bis 21 Vol.-% Sauerstoff
hat die Verwendung von sauerstoffangereichertem Brenngas den Vorteil,
dass ein größerer Wirkungsgrad,
verbesserte Läuterreaktionen,
höhere Temperaturen,
ein niedrigeres Gasvolumen und eine geringere Bildung von Teilchen
und Stickoxiden erreicht wird. Allerdings steigt die Konzentration
von Wasserdampf in der Atmosphäre
eines mit sauerstoffangereichertem Oxidationsgas befeuerten Glasschmelzofens
auf 50 bis 65 Vol.-% im Vergleich zu 15 bis 20 Vol.-% in einem Ofen,
der mit einem Luft-Brennstoff-Gemisch
befeuert wird. Es wird nun in
EP 1 285 887 A2 beschrieben, dass dieser
höherer Wasserdampfdruck
in der Atmosphäre
bewirkt, dass beim Läuterprozess
gebildete kleine mit Wasserdampf gefüllte Gasblasen sich nicht auflösen und
im Endprodukt verbleiben, so dass ein höherer Ausschuss zu beobachten
sei.
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Als
mögliche
Lösung
dieses Problems wird in
EP
1 285 887 A2 angedacht, den Partialdruck des Wassers an
der Glasoberfläche
in den Gebieten, in denen die kleinen Gasblasen desorbiert werden müssen, zu
reduzieren, indem Luft in den Ofen nahe dessen Ausgang geblasen
wird, um die Konzentration von Verbrennungsprodukten und damit insbesondere
auch Wasser an der Glasoberfläche
zu reduzieren. Jedoch werden einige Nachteile dieser potentiellen
Lösung
angegeben, insbesondere die Reduktion im Energiewirkungsgrad, der
Anstieg von Stickoxidemissionen und auch der Anstieg von Gasvolumen, das
den Ofen verlässt.
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Als
bessere Lösung
wird deshalb in
EP
1 285 887 A2 vorgeschlagen, einen Teil des Oxidationsgases
vor der Verbrennung durch die Läuterzone
oder im Bereich nahe des Ausgangs des Ofens zu leiten und zwar mit
einer ausreichend geringen Geschwindigkeit unter 16,6 m/s, um eine
Mischung des Oxidationsgases mit darüber liegenden Gasen zu vermeiden.
Der durchgeleitete Gasstrom des Oxidationsgases erniedrigt den Wasserdampfanteil
in der Atmosphäre
an der Oberfläche
des geschmolzenen Glases in der Läuterzone auf weniger als 25 Vol.-%.
Es wird in
EP 1 285
887 A2 auch ausgeführt,
dass anstelle des Oxidationsgases jedes andere trockene Gas, das
nicht chemisch mit dem Glas reagiert, zum Entfernen von Wasserdampf
verwendet werden könnte, insbesondere
Luft, Brennstoffgas oder Kohlendioxid.
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Aus
der weiteren Druckschrift
EP
1 206 422 B1 ist ein Kühlofen
oder Tunnelofen zum Annealing oder zur spannungsarmen thermischen
Abkühlung von
Flachglas bekannt, bei dem ein Glasband nacheinander durch drei
Kühlzonen,
eine Vorkühlzone (A),
eine Kühlzone
(B) und eine Nachkühlzone
(C), geführt
wird. In jeder dieser Kühlzonen
ist eine Gruppe von Kühlluft-Wärmetauschern
angeordnet, die durch Strahlungswärmeaustausch das durchlaufende
Glasband kühlen.
Durch Messen der Temperatur und Steuern der durch die Wärmetauscher
strömenden
Kühlluft
wird die Temperatur in den einzelnen Kühlzonen geregelt, so dass sich
ein flacher räumlicher
negativer Temperaturgradient in der Transportrichtung ergibt von
einer Anfangstemperatur von etwa 600 °C bis zu einer Temperatur von
etwa 360 °C,
wobei der Temperaturgradient in der Vorkühlzone betragsmäßig geringer
ist als in der Kühlzone
und in der Nachkühlzone.
Nach der Nachkühlzone
ist eine Kühlstrecke
mit weiteren Kühlzonen
(D und F) vorgesehen, in denen durch direkte Kühlung durch Luftkonvektion
das Glas weiter abgekühlt
wird bis auf eine Umgebungstemperatur. Während also im Kühlofen oder
Tunnelofen Umgebungsluft nur als mittelbares Kühlmedium über die Wärmetauscher und die Kühlung über Austausch
von Wärmestrahlung
geschieht, ist in der nachgeschalteten Kühlstrecke, die bei der
EP 1 206 422 B1 den
beiden letzen Zonen (D, F) entspricht, Umgebungsluft als direktes
Kühlmedium
vorgesehen, das unmittelbar auf das Glasband geleitet wird. Nun
gibt es in den Zwischenzonen (X und Y) zwischen den Hauptzonen (A,
B, C) Bereiche, in denen sich das Glas in unerwünschter Weise wieder aufheizen
kann, also ein positiver Temperaturgradient auftreten kann. Zur
Vermeidung dieses Problems wird eine sich über den gesamten Kühlofen erstreckende
Wärmetauschereinheit
vorgeschlagen, die auch die Zwischenzonen erfasst. In der Wärmetauschereinheit
sind Auslässe
zum Auslassen von warmer Luft zum Regeln der Temperatur vorgesehen sowie
auch Ventile zum Steuern der Menge der zugeleiteten Umgebungsluft.
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Auf
der Internetseite www.energie-industrie.de vom 18.03.2003 ist eine
Methode zur Energierückgewinnung
oder Abwärmenutzung
bei fossilbeheizten Glasschmelzwannen in einem Werk der Schott Glas
in Mainz bekannt. In einem ersten Schritt wird in den Verbrennungsgasen
enthaltene, nicht genutzte Wärme
als heißer
Abgasstrom der Glaswannen zur Verbrennungsluftvorwärmung benutzt.
In einem zweiten Schritt wird die dann noch enthaltene Wärmeenergie
zur Heißwassererzeugung
herangezogen, wodurch der gesamte Wärmebedarf zur Raumheizung und
Warmwasserbereitung des Werkes gedeckt wird. Da der Wärmebedarf
witterungsbedingt zum Sommer hin geringer wird, jedoch der Klimakältebedarf
gleichzeitig ansteigt, wird ausgeführt, dass sich die Nutzung
der Wärme
zur Klimakälteerzeugung
mittels Absorptionskältemaschinen
anbietet. Es sind dazu drei Lithiumbromid – Absorptionskältemaschinen
im Einsatz, die ab einer Außentemperatur
von 0°C
mit einer Maschine in Betrieb gehen und ab 26°C mit allen drei Maschinen laufen.
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Auf
derselben Internetseite ist eine weitere Methode zur Nutzung der
beim Glasschmelzprozess entstehenden Abwärme der Firma Hermann Heye, Germersheim,
beschrieben. Auch hier wird ein Teil der Abwärme genutzt, um die Verbrennungsluft
vorzuwärmen
mittels eines zweistufigen Rekuperators. Die Umgebungsluft wird
von Umgebungstemperatur auf ca. 800 °C vorgewärmt und dann der Verbrennung
zugeführt.
Die verbleibende Restwärme
wird mit einer Temperatur von ca. 730 °C einer Kesselanlage zugeführt, in
der Dampf erzeugt wird, der in einer Kondensationsturbine in elektrische
Energie umgewandelt wird. Dadurch wird Eigenstrom für das Werk
erzeugt. Das restliche Abgas, das noch eine Temperatur von ca. 145°C besitzt,
gelangt über
eine Filteranlage in den Kamin.
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Ein
in der Praxis bekanntes Problem ist die unterschiedliche Qualität der Oberflächen des
mit dem „Float-Glass"-Prozess hergestellten
Flachglases, wobei im Sommer eine schlechtere Qualität und ein
höherer
Ausschuss auftritt als im Winter. Qualitätsprobleme verursachen insbesondere
die Ausbildung einer für
die Weiterverarbeitung, insbesondere Veredelung oder Beschichtung
des Glases, störenden
Gelschicht mit einer silicaähnlichen
Zusammensetzung sowie die Auslaugung und Korrosion der Glasoberfläche. Diese
Oberflächenprobleme
treten hauptsächlich
auf der Atmosphärenseite
der Glasscheibe, also der Seite, die im Zinnbad nicht dem Zinn zugewandt
war, auf. Die genannten verschiedenen Phänomene weiden in der vorliegenden
Anmeldung unter dem einheitlichen Begriff der Korrosion zusammengefasst,
der alle physikalischen oder chemischen Prozesse umfassen soll,
die die Glasoberfläche
in ihrer Struktur oder Zusammensetzung durch Reaktion mit der angrenzenden
Atmosphäre
verändern.
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Neben
den Reaktionen mit den Atmosphärengasen
Sauerstoff, Stickstoff und Kohlendioxid ist besonders die Reaktion
des Glases mit Wasser aus der Atmosphäre relevant. Nach heutigen
Erkenntnissen führt
der mit dem Glas an der Glasoberfläche reagierende Wasserdampf
zu einer Erhöhung
der Alkalimetallionenkonzentration an der Oberfläche des Glases und zur Bildung
entsprechender Alkalhydroxide oder -laugen, die das Glas angreifen
(auslaugen). Ferner entstehen sogenannte Silanol-Gruppen, die die
optischen und mechanischen Eigenschaften des Glases verändern, insbesondere
eine Verfärbung verursachen
und das Glas an der Oberfläche
weicher machen als im Inneren der Glasscheibe, weshalb man auch
von einer Gelschicht spricht. Die genauen chemischen und physikalischen
Abläufe
der Glaskorrosion sind noch nicht vollständig aufgeklärt.
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Die
Glaskorrosion hat eine Reihe gravierender Nachteile. So können beim
Handhaben der Glasscheiben im Lager durch Sauger Saugerabdrücke an der
Gelschicht der Glasscheibenoberflächen entstehen. Ferner entsteht
bei der Lagerung der Glasscheiben durch Luftfeuchtigkeit und Kondensation
von Wasser auf den Oberflächen
des Glases eine Korrosions- und Gelschicht eines solchen Ausmaßes, dass
sogar aneinanderliegende Scheiben in Scheibenstapeln miteinander
quasi verkleben können.
In den Lagern achtet man deshalb darauf, die Glasscheiben in den
Stapeln zu beabstanden mit Hilfe von Abstandhaltern, die Luft zwischen
den Glasplatten kontinuierlich umzuwälzen und die Temperatur möglichst
konstant zu halten in den Lagerräumen
sowie die Lagergebäude
gegen das Eindringen von feuchter Atmosphäre abzusichern. Ein weiteres
Problem der Glaskorrosion ist, dass es zu Fehlern oder mangelhaften
Qualitäten
bei Beschichtungen oder Veredelungen auf der Gelschicht oder korrodierten Schicht
kommen kann.
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Eine
einmal eingetretene Korrosion des Glases ist im Prinzip irreversibel
und akkumuliert an der Glasoberfläche und kann nur durch Abtragen
der korrodierten Oberflächenschicht
beseitigt werden. Die Glasscheiben werden in der Regel beschichtet,
wodurch die weitere Glaskorrosion gestoppt werden kann. In der Praxis
wird deshalb die Lagerzeit und Transportzeit bis zur Beschichtung
des Glases möglichst
kurz gehalten oder gleich in einem einzigen Verfahrenspro zess durch
eine nachgeschaltete Beschichtungsanlage die Beschichtung unmittelbar
im Anschluss an den Glasherstellprozess durchgeführt.
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Der
Erfindung liegt nun die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren und eine
Vorrichtung anzugeben, mit denen die Korrosion einer Glasoberfläche aufgrund
oder in Anwesenheit von Wasserdampf in der an die Oberfläche angrenzenden
Atmosphäre
reduziert oder hinausgezögert
werden kann.
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Diese
Aufgabe wird gemäß der Erfindung
gelöst
durch ein Verfahren mit den Merkmalen des Anspruchs 1 und eine Vorrichtung
mit den Merkmalen des Anspruchs 31.
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Das
Verfahren gemäß Anspruch
1 ist zum Konditionieren wenigstens eines Teilbereichs eines Abkühlprozessbereichs,
in dem während
eines Abkühlprozesses
wenigstens ein in einem Formprozess, vorzugsweise aus einer Schmelze,
geformter Formkörper
gemäß einem
vorgegebenen oder vorgebbaren Temperaturverlauf abgekühlt wird,
wobei thermisch bedingte mechanische Spannungen im Formkörper gering
gehalten werden, geeignet und bestimmt und umfasst die folgenden
Verfahrenschritte:
- a) Leiten wenigstens eines
Konditioniergases über
wenigstens eine im Beisein von Wasser korrodierbare Oberfläche des
Formkörpers
zumindest während
eines Teils des Abkühlprozesses,
- b) Einstellen (oder: Regeln, Steuern)
- b1) des relativen Wassergehalts im Konditioniergas in einen
Bereich bis höchstens
30 Prozent und/oder
- b2) des absoluten Wassergehalts im Konditioniergas in einen
Bereich bis höchstens
11 g Wasser in 1 kg Konditioniertrockengas,
- b3) und zwar zumindest beim Eintritt des Konditioniergases in
den Abkühlprozessbereich und/oder
beim Auftreffen des Konditioniergases auf die Oberfläche des
Formkörpers.
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Die
Erfindung beruht auf der überraschenden
und neuen Erkenntnis, dass die Glaskorrosion nicht erst im Lager
oder beim Transport, sondern bereits in dem Kühlofen und in der Kühlstrecke
stattfindet und sogar ein erhebliches Ausmaß annimmt, da beim Abkühlen des
Glases durch das Zuführen
von Umgebungsluft oft erhebliche Feuchtemengen in den Kühlprozess
eingetragen werden, die zu den Korrosionsproblemen führen. Ausgehend
von dieser neuen Erkenntnis beruht die Erfindung weiter auf der Überlegung,
beim spannungsarmen Abkühlen
des aus der Schmelze erzeugten Glases (Annealing) konditioniertes
Gas, insbesondere Luft, mit einem relativen Wassergehalt oder Feuchtegehalt
von höchstens
30 % oder einem absoluten Wassegehalt von höchstens 0,0011 zuzuführen und
dadurch den Wasserdampfanteil an der korrosionsgefährdeten
Glasoberfläche gering
zu halten. Dadurch kann die Korrosion des Glases deutlich reduziert
werden.
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Damit
wird ein lange bestehendes Bedürfnis der
Fachwelt gelöst,
da keine unterschiedliche Glasqualitäten mehr im Sommer und im Winter
auftreten, sondern eine über
das gesamte Jahr praktisch gleichbleibende und sogar verbesserte
Glasoberflächenqualität hinsichtlich
der Korrosion durch Wasser erreicht werden kann. Folgemängel der
Glaskorrosion wie Saugerabdrücke
oder Beschichtungsfehler werden vermieden oder zumindest reduziert
und die Lagerfähigkeit
des Glases wird verbessert. Dies ist mit der Konditionierung gemäß der Erfindung
möglich,
ohne eine Beschichtung auf der Glasoberfläche als Korrosionsschutz aufzubringen.
Die Erfindung ist bei allen Glasformkörpern, insbesondere Flachglas und
Glashohlkörpern,
anwendbar.
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Die
Erfindung beruht weiter auf der Überlegung,
dass die Prozesskonditionierung der Oberfläche mit trockenem Konditioniergas
nicht nur bei der Glasherstellung, sondern auch beim Herstellen
von allen einem Annealing zu unterziehenden Werkstoffen oder Prozessprodukten
geeignet ist, die an ihrer Oberfläche ihre Struktur oder Zusammensetzung durch
Reaktion mit Wasser in der angrenzenden Atmosphäre verändern, beispielsweise auch
Stählen. Der
am Ende des Herstellprozesses festzustellende Korrosionsgrad des
Prozessproduktes soll also gemäß der Erfindung
durch das Konditionieren der Atmosphäre des Prozesses zumindest
während
eines Teils des Prozesses unterhalb eines vorbestimmten Wertes gehalten
werden.
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Vorteilhafte
Ausgestaltungen, Weiterbildungen und Anwendungen des Verfahrens
und der Vorrichtung ergeben sich aus den vom Anspruch 1 bzw. Anspruch
31 jeweils abhängige
Ansprüchen.
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Da
in der Literatur widersprüchliche
Terminologien für
die physikalischen Größen bei
feuchter Luft oder allgemein feuchtem Gas zu finden sind, sei hier nochmals
kurz auf die Definitionen und Zusammenhänge im Sinne der vorliegenden
Anmeldung eingegangen.
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Der
Wassergehalt des Konditioniergases umfasst im noch nicht gesättigten
Zustand im Wesentlichen Wasserdampf (oder: Feuchte, Anteil des Wassers
in gasförmigem
Zustand) und im übersättigten
Zustand zusätzlich
auch noch im Konditioniergas mitgeführte oder schwebende Wassertröpfchen (oder:
Wasser in flüssiger
Form). Bei Sättigung
oder dem zugehörigen
Sättigungsdruck
herrscht bei einer konstanten Temperatur Gleichgewicht zwischen
einer Flüssigkeit
und ihrem Dampf in einem vorgegebenen beliebigen Volumen.
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Der
absolute Wasserdampfgehalt oder die Feuchtebeladung X entspricht
dem Quotienten aus der im Konditioniergas enthaltenen Masse des
Wasserdampfes (Dampfmasse), gemessen beispielsweise in Gramm (g),
und der Masse des trockenen restlichen Konditioniergases (Trockengasmasse), üblicherweise
angegeben in kg, wobei beide Massen in demselben Gasvolumen, beispielsweise
einen Kubikmeter (1 m3), bei derselben Temperatur
und bei demselben Druck bestimmt werden. Der absolute Dampfgehalt
oder die Feuchtebeladung X ist also eine dimensionslose Größe.
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Der
relative Wasserdampfgehalt oder die relative Feuchte φ wird bezogen
auf den Sättigungszustand
und ist definiert als Quotient aus der Partialdichte oder Konzentration
des Wasserdampfes bei der vorgegebenen Temperatur, beispielsweise
gemessen in g/m3, und der Sättigungspartialdichte
des Wasserdampfes, die sich bei Erreichen des Sättigungspartialdruckes des
Wassers, also bei Sättigung des
Konditioniergases mit Wasser, bei gleicher Temperatur einstellt
oder einstellen würde
und ebenfalls gemessen wird in g/m3. Die
relative Feuchte entspricht auch dem Quotienten aus dem aktuellen Dampfpartialdruck
und dem Sättigungsdampfpartialdruck.
Die relative Feuchte ist dimensionslos und wird üblicherweise in Prozent (%)
angegeben, wobei im untersättigten
Zustand die relative Feuchte unter 100 % liegt und im gesättigten
Zustand 100 % beträgt.
Die relative Feuchte eines Gases, beispielsweise Luft, mit einer
vorgegebenen Feuchtebeladung oder absoluten Feuchte nimmt bei gleichem
Druck mit steigender Temperatur ab. Bei gleicher relativer Feuchte
und gleichem Druck enthält
das Gas bei der höheren
Temperatur absolut mehr Feuchtigkeit als bei der niedrigeren Temperatur.
Das wärmere
Gas kann also mehr Feuchtigkeit aufnehmen als das kältere Gas.
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Insbesondere
wird der relative Wassergehalt des Konditioniergases auf höchstens
30 Prozent eingestellt, insbesondere höchstens 25 % und mitunter sogar
auf höchstens
10 %. Die absolute Feuchtebeladung wird vorzugsweise unterhalb oder
höchstens bei
0,011, also 11 g Wasser auf 1 kg Trockengas, vorzugsweise höchstens
0,006, also 6 g Wasser auf 1 kg Trockengas, gehalten, was in etwa
einer relativen Feuchte von 30 % bei 25 °C und von 17 % bei 35 °C entspricht.
Hinsichtlich des eingestellten relativen oder absoluten Wassergehalts
ist in der Regel auf den Eintritt des Konditioniergases in den Prozessbereich
abzustellen, da das Konditioniergas im Allgemeinen im Prozessbereich
wieder Feuchtigkeit aufnimmt. Bei diesen Trocknungsgraden oder niedrigen Wassergehalten
des Konditioniergases wird der Wassergehalt der Atmosphäre an der
Oberfläche
der Formkörper
so weit vermindert, dass eine Korrosion der Glasoberfläche in dem
konditionierten Prozessbereich praktisch vermieden wird.
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In
einer besonders vorteilhaften Ausführungsform wird mit Hilfe der
Prozessabwärme
mittels eines Kältekreislaufes
oder einer Kältemaschine
Kälte erzeugt
und mit der Kälte
Feuchte aus dem Konditioniergas auskondensiert zur Trocknung des
Konditioniergases (Kältetrocknung).
Zur Trocknung des Konditioniergases besonders verwendbare Kältemaschinen
sind Kompressionskältemaschinen
und vorzugsweise Absorptionskältemaschinen.
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Kältemaschinen
führen
Wärme von
einem zu kühlenden
Bereich an einen Abgabebereich ab. Dazu wird bei den meisten Kältemaschinen
ein Kältemittel
in einem Verdampfer, der in Wärmeaustausch
zu dem zu kühlenden
Bereich steht, verdampft und dadurch dem zu kühlenden Bereich die für die Verdampfung
des Kältemittels
notwendige Wärme
oder Verdampfungsenthalpie entzogen. Anschließend wird das Kältemittel
in einem Kondensator oder Verflüssiger,
der mit dem Abgabebereich in Wärmeaustausch
steht, die der Verdampfungsenthalpie entsprechende Wärme wieder
freigesetzt und an den Abgabebereich abgegeben. Das verflüssigte Kältemittel
wird dann wieder dem Verdampfer zugeführt und der Kreislauf beginnt
von von. Da im Allgemeinen die Temperatur im Abgabebereich höher ist als
im zu kühlenden
Bereich, ist zur Überwindung dieses
negativen Temperaturgradienten Betriebsenergie für die Kältemaschine erforderlich.
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Bei
einer Kompressionskältemaschine
wird, in der Regel mit elektrischer Betriebsenergie, ein Verdichter
oder Kompressor betrieben, der den Dampf des Kältemittels aus dem Verdampfer
absaugt und verdichtet und dann dem Kondensator zuführt. Durch den
derart erhöhten
Druck im Kältemitteldampf
wird dessen Verflüssigung
ermöglicht,
wobei sowohl die Wärmeenergie
gemäß der Verdampfungsenthalpie als
auch die Kompressionsenergie im Kondensator an den Abgabebereich
abgegeben wird. Über
eine Drosselstrecke für
den Druckaufbau im Kondensator beim Verdichten wird das kondensierte
Kältemittel wieder
dem Verdampfer zurückgeführt.
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Bei
einer Absorptionskältemaschine
ist ein Absorberkreislauf vorgesehen, in dem eine Flüssigkeit
oder Gas als Kältemittel
in einer (anderen) Flüssigkeit
als Lösungsmittel
in einem Absorber absorbiert und dann wieder von dieser in einem
Kocher oder Austreiber durch Zuführen
von Wärme
als thermischer Betriebsenergie getrennt oder desorbiert wird, beispielsweise
ein System aus Lithiumbromid als Lösungsmittel und Wasser als
Kältemittel
oder ein System aus Wasser als Lösungsmittel
und Ammoniak als Kältemittel.
Das Kältemittel
hat eine niedrigere Verdampfungs- oder Siedetemperatur als das Lösungsmittel.
Es wird der im Verdampfer erzeugte Kältemitteldampf dem Absorber
zugeführt
und im Lösungsmittel
absorbiert. Über
eine Lösungspumpe wird
die Lösung
aus Lösungsmittel
und Kältemittel
zu dem Kocher gepumpt. Dort wird das Kältemittel aus der Lösung durch
die Wärmezufuhr
ausgetrieben und der ausgetrieben Kältemitteldampf wird dem Kondensator
zugeleitet und dort verflüssigt
unter Abgabe von Wärme
an die Umgebung des Kondensators. Das flüssige Kältemittel gelangt nun wieder
zurück
zum Verdampfer.
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Es
wird nun in den zu kühlenden
oder gekühlten
Bereich der Kältemaschine
das zu trocknende Konditioniergas gebracht und in Wärmeaustausch zu
dem Verdampfer gebracht, beispielsweise in einem Wärmetauscher,
der in eine Zuleitung für
das Konditioniergas geschaltet ist. Das auskondensierte und an Wänden sich
niederschlagende Wasser wird in einem Kondensatsammler gesammelt
und regelmäßig oder
kontinuierlich abgepumpt. Das noch in Form von Tröpfchen in
dem Konditioniergas mitgeführte
auskondensierte Wasser wird vorzugsweise in einem an sich bekannten
Tröpfchenabscheider
abgeschieden und das dabei entstehende Kondensatwasser ebenfalls
entfernt.
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Anschließend wird
das Konditioniergas wieder auf eine gewünschte Konditioniertemperatur
erwärmt,
beispielsweise in einem weiteren Wärmetauscher, der in die Zuleitung
für das
Konditioniergas geschaltet ist.
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Für die technische
Betrachtung, welche Energien notwendig sind, um die Feuchte in dem
Konditioniergas zu verändern,
ist eine maßgebliche
Größe die Enthalpie
h des feuchten Gases, die sich aus der Enthalpie hg des
trockenen Gases und der Enthalpie ha des Dampfes zusammensetzt.
Die Enthalpie hg des trockenen Gases entspricht
näherungsweise dem
Produkt aus der Temperatur T und der spezifischen Wärme cg des Trockengases. Die Enthalpie hd des Dampfes entspricht näherungsweise
der Summe aus dem Produkt aus Temperatur T und der spezifischen
Wärme cd des Dampfes einerseits und zusätzlich der
Verdampfungsenthalpie andererseits.
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In
der Praxis benutzt man sehr häufig
das sogenannte Mollier-Diagramm, in dem die Enthalpie h des feuchten
Gases, üblicherweise
feuchte Luft, über dessen
Feuchtebeladung X aufgetragen wird, wobei auf zwei orthogonalen
Achsen des Diagramms auf der Abszisse die Feuchtebeladung X und
auf der Ordinate auch die Temperatur T abgelesen werden kann. Es
sind Isothermen ausgehend von den entsprechenden Temperaturwerten
auf der Ordinate als Geraden mit mit der Temperatur zunehmender
Steigung eingezeichnet. Ferner enthält das Mollier-Diagramm Isenthalpen,
die nach rechts unten verlaufende parallele Geraden mit der Steigung
der negativen Verdampfungsenthalpie sind, sowie außerdem konvex
gekrümmte
Parameterkurven gleicher relativer Feuchte φ, wobei die Sättigungskurve
für φ = 100 % am
Weitesten unten liegt und oberhalb dieser Sättigungskurve die Kurven für φ < 100 %, also das
Gebiet der Untersättigung
und unterhalb das Gebiet der Übersättigung
oder Nebelgebiet liegen.
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Im
Mollier-Diagramm kann man insbesondere anschaulich nachvollziehen,
welche Temperaturdifferenz und welche Energie oder Leistung erforderlich
sind, um, beispielsweise in einem Kältekreislauf, eine gewünschte Reduzierung
der Feuchtebeladung X des Konditioniergases zu erreichen und damit
eine entsprechende relative Feuchte im Konditioniergas zu erreichen.
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In
der bevorzugten Ausführungsform,
bei der als Konditioniergas Umgebungsluft verwendet wird, die aus
einer Umgebung angesaugt und in einem Filter von Fremdstoffen gereinigt
wurde, kann man dem Mollier-Diagramm die verschiedenen Anwendungsfälle, insbesondere
folgendes Zahlenbeispiel, entnehmen: Enthält die Umgebungsluft zunächst eine relative
Feuchte φ =
60 % bei einer Temperatur von 30 °C,
was im Sommer eine mögliche
Atmosphärenbedingung
ist, so ist die (absolute) Feuchtebeladung X der feuchten Luft etwa
0,0165 oder 16,5 g Wasser auf 1 kg trockene Luft. Will man nun diese
absolute Feuchtigkeit auf 0,006 reduzieren, so kann man die Luft
auf ca. 13 °C
abkühlen
und nach Abführen
des auskondensierten Wassers wieder auf die ursprüngliche
Temperatur von 30 °C
erwärmen,
ohne neue Feuchtigkeit zuzulassen. Die absolute Feuchte beträgt dann
0,006 und die relative Feuchte φ erniedrigt sich
auf etwa 23 %. Die für
diesen Prozess erforderliche Enthalpie beträgt etwa 25 kJ/kg, so dass eine entsprechende
Wärmemenge
von mindestens 25 kJ pro kg feuchter Luft der Kältemaschine zur Verfügung gestellt
werden muss.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
wird die relative Feuchte des Oxidationsgases für den Verbrennungsprozess,
das zum Oxidieren des Brennstoffes für die Brenner in der Schmelzzone beim
Schmelzprozess verwendet wird, vor dem Zuführen des Oxidationsgases zu
den Brennern oder in die Schmelzzone innerhalb eines Bereiches von höchstens
30 %, vorzugsweise höchstens
25 %, gehalten. Auch unter Berücksichtigung
von beim Verbrennungsprozess zusätzlich
entstehendem Wasser ist dadurch der Einfluss von Wasser in der Verbrennungsatmosphäre an der
Oberfläche
der Schmelze oder dem nach und nach aus der Schmelze erstarrenden
Formkörper
reduziert, wodurch die Materialeigenschaften verbessert werden.
Dadurch kann insbesondere die Oberflächenspannung zur Reduzierung
von Blasenbildung positiv beeinflusst werden.
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Zumindest
die hinteren Brenner hinter der Schaumgrenze sollten mit trockener
Prozessluft gefahren werden.
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Insbesondere
kann das Konditioniergas beim in der eingangs genannten
EP 1 285 887 A2 offenbarten
Prozess zum Überströmen des
Glasbandes in der Läuterzone
des Schmelzofens verwendet werden.
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Der
Volumenstrom des Konditioniergasstromes kann typischerweise zwischen
10.000 und 500.000 m3/h gewählt werden.