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Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zur Befestigung eines Netzes an menschlichem oder tierischem Gewebe nach dem Oberbegriff des Patentanspruches 1.
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In der Bruchchirurgie wird im zunehmenden Maße zum Bruchpfortenverschluss ein nichtresorbierbares Netz aus Kunststoff, beispielsweise Polypropylen, eingesetzt, was den Vorteil mit sich bringt, dass die eine Schwachstelle in der Bauchwand darstellende Bruchlücke spannungsfrei verschlossen werden kann. Zu diesem Zweck wird bei einem Narbenbruch zunächst die Bruchlücke durch ein Zusammenraffen der Bauchdecke verschlossen, bevor das Netz aufgesetzt und an der Muskelfaser angenäht wird. Da hierfür zahlreiche Stiche nötig sind, ist der Nähaufwand erheblich. Ähnliche Verhältnisse ergeben sich auch bei einer Leistenbruchoperation, bei der die Bruchlücke nur mit einem Netz abgedeckt wird, was im Seitenbereich am Unterrand des Leistenbandes und im Mittenbereich an der Scheide des Rektummuskels angenäht wird.
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Im Falle der laparoskopischen Leistenbruchoperation wird die vom Bauchfell befreite Leistenregion großflächig mit einem Netz abgedeckt, das an der Innenseite der Bauchmuskulatur mit Titanklammern befestigt wird. Diese Titanklammern sind allerdings röntgendicht. Außerdem besteht die Gefahr, dass über die Titanklammer Blutgefäße und/oder Nerven erfasst werden.
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Mit dem Gegenstand der
US 5203864 A ist ein Nagel bekannt geworden, der eine widerhakenartige Spitze aufweist, der mit einem entsprechenden Applikator durch das zu befestigende Netz hindurch in das Gewebe eingetrieben werden kann. Nachteil dieses Gewebenagels ist jedoch, dass die widerhakenartige Spitze beim Durchdringen durch das Gewebe zu beträchtlichen Gewebeschäden führt, weil die Spitze des Nagels selbst durch das Gewebe hindurchdringen soll. Bei sehr zähem Gewebe ist daher das Durchdringen des Gewebes mit einem derartigem Gewebenagel schwierig und es besteht die Gefahr großflächiger Verletzungen des Gewebes oder der Beschädigung des Nagels durch verbiegen.
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In dieser Druckschrift ist auch als weitere Ausführungsform ein Nagel mit einem vorderen in zwei Gebrauchslagen ausschwenkbaren Spreizkörper dargestellt. Die eigentliche Bohrung (Durchtrittspforte) im Gewebe wird durch ein röhrenförmiges Messer im Applikator geschaffen, in welche Bohrung dann der Nagel mit seiner in Längsrichtung ausgerichteten Schwenkspitze hindurchgetrieben wird. Sobald der Nagel durch die Gewebebohrung hindurchgetreten ist, wird die Schwenkspitze senkrecht ausgeschwenkt und legt sich in der Art eines Spreizteiles an der Rückseite der Gewebeschicht fest. Nachteil dieser Anordnung ist, dass großflächige Verletzungen mit dem Stanzwerkzeug am Applikator im Gewebe vorgenommen werden müssen, um danach den Nagel in die so geschaffene Gewebebohrung einzusetzen und das Spreizteil hinter der Gewebebohrung auszuschwenken. Der Handhabungsaufwand bei dieser Art von Gewebenagel hat sich als unzumutbar herausgestellt.
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Es sind mit der
WO 98/37825 A1 klammerartige (U-förmige) Gewebeklammern bekannt geworden, bei denen an beiden Seiten eines U-Schenkels mit Widerhaken versehene Spitze angeordnet sind. Auch hier besteht der Nachteil, dass die Spitzen selbst unter hohem Kraftaufwand die Gewebeschicht durchdringen müssen, um dort festgelegt zu werden. Die gleiche Kritik gilt auch für die in den
US 4635637 A ,
US 4994073 A und
US 5089009 A offenbarten Gewebeklammern.
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Die der vorliegenden Erfindung nächst liegende
WO 00/67644 A1 offenbart eine Apparatur zur Ausgabe und Applizierung chirurgischer Klammern mit sämtlichen Merkmalen des Oberbegriffes des Patentanspruches 1, wobei jedoch die Klammer förmig mit einem langen Haupt- und zwei endseitig daran befindlichen kurzen Querschenkeln ausgebildet ist, sowie die Nadel als Hohlnadel mit einem Aufnahmeschacht für die vorderste Klammer ausgebildet ist. Die i-Klammern werden seriell hintereinander in einem Magazin liegend entlang eines Seitenkanales gefördert, der parallel zur Hohlnadel und dem darin axial gleitgelagerten Hauptplunger verläuft. Um nun die vorderste Klammer abzugeben, wird einer der beiden Querschenkel der vordersten Klammer vor den Plunger in den Aufnahmeschacht der Hohlnadel geschoben, so dass dann bei axialer Betätigung des Plungers die Hohlnadel ein Loch in das Gewebe sticht und nachfolgend die vorderste Klammer aus der Apparatur ausgibt und durch das zu behandelnde menschliche Gewebe appliziert. Nachteil ist, dass die Apparatur relativ komplex und damit kostenträchtig ist. Zudem ist die Apparatur anfällig gegen Verkanten und Verklemmen der vordersten Klammer, wenn diese aus dem Magazin in den Aufnahmeschacht der Hohlnadel eingeführt wird oder aus dem Aufnahmeschacht der Hohlnadel in das Gewebe ausgegeben wird. Weiterhin kann die vorderste Klammer durch den nachfolgenden Plunger beschädigt werden, da der Plungerdruck nur auf die sehr schmale Stirnseite des Querschenkels der Klammer wirkt. Dies hat zur Folge, dass eine Abgabe aus dem Aufnahmeschacht der Hohlnadel verhindert werden kann, sowie eine Verletzung des zu behandelnden Gewebes erfolgen kann. Da die Hohlnadel einen größeren Außendurchmesser besitzt als der Hauptschenkel der i-förmigen Klammer, wird ein im Durchmesser größeres Loch in das Gewebe gestochen, in dem dann ein Teil des mit einem Querschenkel geförderten Hauptschenkels der i-förmigen Klammer mit Spiel oder nur sehr geringem Klemmdruck liegt, so dass die Klammer nicht optimal im Gewebeloch lagengesichert ist. Weiterhin ist der Abstand zwischen den beiden Querschenkeln der i-förmigen Klammer vordefiniert, so dass keine günstige Halterung zwischen Gewebelagen stattfindet, die entweder zu lose zusammen gehalten werden oder zu sehr aufeinander gequetscht werden – mit der Folge von Faltenbildung und Verletzung oder Irritation des Gewebes. Die i-Form der Klammer ist daher insgesamt eher nachteilig, ebenso wie deren Vereinzelung und Applizierung über den Aufnahmeschacht der Hohlnadel dieser Apparatur.
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Die
EP 1199037 A2 offenbart nagelartige Befestigungselemente zur Festlegung eines Herniennetzes durch einen Applikator. Hierbei weist der Applikator eine radial äußere Außenhülse auf, in der sich zwei in Axialrichtung längs geteilte Halbhülsen angeordnet sind, welche sich zu einer Innenhülse ergänzen und welche zueinander und zur umgebenden Außenhülse längsverschiebbar sind. Die elastisch federnd vorgespannten Nägel sind nun axial hintereinander liegend innerhalb der zwei Halbhülsen zusammengefaltet aufgenommen und werden vereinzelt in das festzulegende Herniengewebe appliziert, indem mittels Druck auf einen Handgriff zunächst die gesamte Innenhülse mit den darin befindlichen Nägeln axial aus der Außenhülse zwischen den offenen Maschen des Herniennetzes in das Herniengewebe eingeschoben wird und damit teilweise Gewebe ausgestanzt wird sowie eine relativ große Gewebeöffnung und damit auch Wunde erzeugt wird. Danach wird eine erste Halbhülse der Innenhülse axial aus dem Gewebe zurückgezogen, so dass der distal vorderste Nagel sich auf der Seite der zurückgezogenen Halbhülse aufspreizt und sich distal in das Gewebe verkrallt, sowie proximal an den Innenmantel der Außenhülse anlegt. Danach wird die zweite Halbhülse der Innenhülse axial aus dem Gewebe zurückgezogen, mit dem gleichen Effekt. Schließlich wird dann der gesamte Applikator vom Ort der Applizierung des Nagels weggezogen, so dass der Nagel proximal außer Eingriff mit der Außenhülse gelangt und sich seine proximalen Enden um die Fäden des Herniennetzes herum ebenfalls in das Herniengewebe einkrallen. Durch eine Vorschubautomatik des Applikators werden nun alle Nägel im Magazin um eine Position distal nach vorn vorgerückt und der nächste Nagel kann an einer anderen Stelle appliziert werden. Nachteil ist, dass als Einschnitt in das Gewebe ein etwa halbrundförmiger Lappen ausgeschnitten wird, der durch das dezentral arbeitende Messer etwa u-förmig aus dem Gewebe herausgeschnitten wird. Durch diesen halbrundförmig geschnittenen und relativ großflächigen Gewebelappen soll nun die Nadel hindurchdringen und ein Netz verankern. Nachteil dieser Art der Anbringung des Nagels ist demzufolge, dass durch den großflächigen Gewebelappen es schwierig ist, den durch diesen Gewebelappen hindurchgebrachten Nagel soweit aufzuspreizen, dass er sich an den umliegenden Flächen des ausgestanzten Geweberandes festlegt. Weil eben gerade ein relativ großflächiger Gewebelappen durch die dezentrale Anordnung des Messers im Halter gegeben ist, ergibt sich dementsprechend auch ein großflächiger Gewebelappen, so dass die Halterung eines Netzes mit den angegeben Nägeln relativ schwierig ist. Überdies wird der Heilungsprozess durch das Ausschneiden eines derartigen, großflächigen Gewebelappens stark beeinträchtigt. Zudem besteht noch der weitere Nachteil, dass das dezentral schneidende Messer Schwierigkeiten hat, wenn ein solches Messer auf einen Faden des Netzes vordringt, denn dann ist ein weiteres Eindringen nicht mehr möglich, obwohl die Nadel noch ins Gewebe vorgeschoben werden könnte. Bei der genannten Druckschrift besteht dem gemäß die Gefahr, dass Fäden des Netzes verletzt werden, weil eine dezentrale Schneidaktion stattfindet. Weiterer Nachteil ist, dass die Leitaktion mit dem hälftigen, dezentralen Messer erfolgt, welches sehr tief den vorbeschriebenen halbkreisförmigen Lappen aus dem Gewebe herausschneidet und dass dann der Nagel freistehend und ohne besonderen Druck in das Gewebe eingesetzt wird. Hieraus ergibt sich, dass es überhaupt keinen Gegendruck gibt, so dass sich der Nagel zunächst nicht formschlüssig an das Netz anlegt. Nur durch die Tatsache, dass das Material des Nagels aus einem selbstlernenden Metallmaterial ist, soll sich dieser dann mit bogenförmigen Haltearmen um die Netzfäden herumschlingen, was mit dem Nachteil verbunden ist, dass überhaupt kein Gegendruck an das Netz stattfindet. Das heißt, es ist nur eine sehr schwache und wenig belastbare und vor allem nicht definierte Halterung des Netzes durch solche sich selbst verformenden Nägel gegeben. Überdies führen sich selbst verformende Nägel nicht zu einer faltenfreien Festlegung des Gewebes auf dem Körpergewebe, was für eine Heilung des behandelten Gewebes wichtig wäre.
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Die
US 5569252 A offenbart einen Applikator für das Einschrauben einer kopflosen Madenschraube in eine Meniskus-Knorpelscheibe am Knie, zur Reparatur von Rissen im Meniskus. Es ist eine im Querschnitt unrunde Nadel vorhanden, auf welcher die Madenschraube mit ihrer hierzu korrespondierenden ebenfalls unrunden axialen Durchgangsbohrung aufgenommen ist. Die Nadel führt eine Vorbohraktion in den Knorpel durch, wobei anschließend durch drehen der Nadel die darauf befindliche Schraube stetig in den Knorpel eingeschraubt wird. Nachteil ist, dass das Zusammenbringen und -halten der gerissenen Knorpelteile durch die Gewindegänge der Schraube erfolgt, die aber eine relativ große Wunde in den Knorpel schneiden, sowie das Knorpelgewebe in Axialrichtung der Schraube vielfach staucht, was zu einer verlängerten Wundheilung führt, aber auch zu späteren Irritationen bei nicht voll funktionsfähigem Knorpel, d. h. geringere Feder- und Schmierwirkung, sowie zu einem erhöhten Risiko eines erneuten Knorpelrisses. Weiterer Nachteil ist, dass kein Magazin vorhanden ist und immer nur eine einzige Schraube appliziert werden kann, bevor der Applikator mit einer neuen Schraube bestückt werden muss, was zu erhöhten Operationsdauern und damit erhöhten Behandlungskosten führt.
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Die
US 5059206 A offenbart wie die zuvor erwähnte
US 5569252 A ein Verfahren und einen Applikator zur Reparatur von Rissen im Knie-Meniskus, bei dem ebenfalls eine Nadel vorhanden ist, auf der aber anstatt der Schraube der
US 5569252 A ein Nagel mit Widerhaken auf dem Außenmantel angeordnet ist, der jedoch nicht durch Eindrehen, sondern durch axiales Einschieben in das Knorpelgewebe eingebracht wird. Nachteil ist, dass der Nagel auf der Nadel lediglich durch Reibung mittels Riffelungen oder Rändelungen auf der Oberfläche der Nadel gehalten wird. Diese Haftreibung ist aber zu schwach dafür, um den Nagel während des Einschiebens der Nadel sicher an Ort und Stelle auf der Nadel zu halten, wenn ein nochmaliges Zurückziehen des Nagels nötig ist, so dass der Operateur kaum Positionskorrekturen und zudem nur durch Drehen des Nagels vornehmen kann, was aber zu unerwünschten Kompressionen und Verletzungen des Knorpelgewebes führt. Weiterhin ist ein Arbeiten nach unten hin nicht möglich, da Gefahr besteht, dass auf Grund der Schwerkraft der Nagel auf der Nadel sich axial bewegt und die Sicht auf das Operationsgebiet oder den Stechvorgang selbst behindert, vorzeitig oder überhaupt vorzeitig abfällt. Weiterer Nachteil ist, dass kein Magazin vorhanden ist und immer nur ein einziger Nagel appliziert werden kann, bevor der Applikator mit einem neuen Nagel bestückt werden muss, was zu erhöhten Operationsdauern und damit erhöhten Behandlungskosten führt.
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Der Erfindung liegt deshalb die Aufgabe zugrunde, eine Vorrichtung zum Befestigen eines Netzes am menschlichen oder tierischen Gewebe ausgehend von der
WO 00/67644 A1 nach dem Oberbegriff des Patentanspruches 1 so weiterzubilden, dass die hierfür verwendeten Gewebenägel nur geringfügige Schäden am zu durchdringenden Gewebe anrichten und dennoch eine feste Verankerung im Gewebe finden.
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Als Teilaufgabe soll ein einfacher und kostengünstiger Applikator (Vorrichtung) geschaffen werden, der derartige Gewebenägel in besonders einfacher und betriebssicherer Art applizieren kann.
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Zur Lösung der Aufgaben dienen die Merkmale des unabhängigen Patentanspruches 1, wobei vorteilhafte Weiterbildungen Gegenstand der abhängigen Patentansprüche sind.
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Als Stand der Technik geht die Erfindung von einem Verfahren aus, wie es durch die
US 5089009 A offenbart ist. Bei diesem bekannten Verfahren wird in einem ersten Verfahrensschritt der zu befestigende Gewebenagel in einem Magazin eines Applikators angeordnet.
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In einem zweiten Verfahrensschritt wird ein entsprechender Pressdruck auf das Magazin ausgeübt und das in dem Magazin angeordnete Druckstück wirkt auf den gegen das zu durchdringende Gewebe gerichteten Gewebenagel.
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In einem dritten Verfahrensschritt wird der Nagel mit seinen gegen das Gewebe gerichteten Spitzen in das Gewebe eingetrieben und legt sich mit widerhakenartigen Vorsätzen dort fest.
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Ausgehend von diesem Stand der Technik zeichnet sich das Verfahren nach der Erfindung dadurch aus, dass vor dem Eindringen der jeweiligen Spitze des Gewebenagels in Vorschubrichtung vor dieser Spitze eine Nadel läuft, welche ein Loch im Gewebe vorsticht, durch welches nachfolgend die Spitze des Gewebenagels hindurchdringt, wonach in einem fünften Verfahrensschritt die Nadel zurückgezogen wird und der Nagel in dem Stechloch im Gewebe sich mit seinen widerhakenartigen Vorsätzen festsetzt.
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Wesentlicher Unterschied des Verfahrens nach der Erfindung zum Stand der Technik ist also, dass zunächst mittels einer Nadel ein kleines Loch im Gewebe vorgestochen wird. Ein Vorstechen bedeutet, dass mittels einer relativ dünnen Nadel und einer glatten Spitze eine einfache, dünne Bohrung (Loch) im Gewebe eingestochen wird, wobei durch Eindringen der dünnen Nadelspitze in das Gewebe dieses elastisch zurückverdrängt wird und durch diese Zurückverdrängung des Gewebes die direkt im Anschluss an diese Vorstechnadel folgende Spitze des Gewebenagels in das so geweitete und elastisch zurückverdrängte Gewebe eindringt. Nach dem Zurückziehen der Vorstechnadel schließt sich das vorgestochene Loch aufgrund der Gewebeelastizität selbstständig, wodurch das Gewebe aufgrund der in Schließrichtung wirkenden Elastizität den nun in das Vorstechloch eingesetzten Nagel mit seinen widerhakenartigen Fortsätzen elastisch umspannt und hierdurch ein ausgezeichneter Sitz des Nagels im Gewebe gesichert wird.
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Das erfindungsgemäße Verfahren unterscheidet sich also vom Stand der Technik dadurch, dass in Vorschubrichtung vor dem einzusetzenden Gewebenagel eine Vorstechnadel läuft, welche ein relativ kleines Loch vorsticht, durch welches dann der Nagel eingesetzt wird und hernach die Nadel zurückgezogen wird, wodurch das Gewebe den Schaft des Gewebenagels mit seinen widerhakenartigen Vorsprung elastisch umgibt.
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Dies ist ein wesentlicher Vorteil gegenüber dem Stand der Technik, bei dem großflächige Bohrungen und Durchstanzungen im Gewebe vorgenommen wurden, wodurch die Eigenschaften der elastischen Zurückverformung des Gewebes (zwecks Schließung eines Stechloches) nicht ausgenutzt werden konnten. Dies wird nach der Erfindung nun erstmals erreicht.
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Der Begriff einer „Vorstech-Nadel”, wie er im Folgenden verwendet wird, ist weitgehend aufzufassen. Wichtig ist, dass ein relativ kleines Loch gestochen oder geschnitten wird, so dass die danach folgende Spitze des Nagels auf jeden Fall größer ist als der Durchmesser der in Vorschubrichtung vorlaufenden Nadel. Hierdurch wird das Gewebe beim Eindringen des Nagelschaftes in das vorgestochene Loch elastisch geweitet und legt sich nach Zurückziehen der Nadel unter Beibehaltung der elastischen Rückstellkraft des Gewebes an den Schaft des Nagels form- und kraftschlüssig an.
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Es wird also in einer ersten bevorzugten Ausgestaltung eine „Vorstech-Nadel” beansprucht, wobei der Durchmesser des Schaftes der Vorstech-Nadel kleiner ist als der Durchmesser des in Vorschubrichtung folgenden Schaftes des Nagels.
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In einer ersten Ausgestaltung eines Gewebenagels besteht dieser im wesentlichen aus einer kreisförmigen Scheibe, an deren Unterseite ein Schaft ansetzt, an dessen Außenumfang eine Reihe widerhakenartiger Vorsprünge angeordnet sind. Der Schaft geht in eine Spitze über. Wichtig ist, dass die Gewebenägel hintereinander anreihbar angeordnet sind, das heißt die Spitze des hinteren Gewebenagels greift in eine zugeordnete Öffnung des davorliegenden Gewebenagels ein, so dass die Gewebenägel dicht gepackt hintereinander liegend in einem Magazin angeordnet sind und stoßweise durch die Betätigung mit einem Druckstück aus einem Magazin heraus gedrängt werden können.
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Mit der Anordnung der Gewebenägel in zugeordneten, federbelasteten Magazinen des Applikators besteht der Vorteil, dass eine sehr betriebssichere Handhabung gewährleistet ist. Es kann stets immer nur bei Druck auf den Applikator der an der vorderen Spitze des Applikators angeordnete Gewebenagel ausgetrieben werden. Dies ist unabhängig von dem Hub, welcher auf dem Druckstab des Applikators mittels eines Handgriffes aufgebracht wird. Ein weiterer Gewebenagel kann nur dann ausgetrieben werden, wenn der Druckstab aufgrund des federbelasteten Handgriffes wieder zurückgezogen wird, so dass nachfolgend bei einem erneuten Vorschub der Druckstab einen weiteren Gewebenagel aus dem Magazin nach vorne zur Spitze des Applikators befördern kann.
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Es wird ein langes, schlankes wiederverwendbares, gerades oder abwinkelbares Stahlinstrument zur Applikation von resorbierbaren „Nägeln” vorgeschlagen, welches mit verschiedenen Ladeeinheiten bestückt werden kann.
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Die Ladeeinheiten werden steril verpackt geliefert und sind zum einmaligen Einsatz bestimmt.
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Die Befestigung des Netzes erfolgt durch verschieden große und verschieden ausgeführte „Nägel”. Diese „Nägel” verankern sich in der Bauchdecke, halten so das Netz in der gewünschten Lage und werden durch Hydrolyse vom Körper innerhalb von 6 bis 18 Monaten komplett abgebaut.
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Neuheit:
- • Resorbierbar;
- • Kein Raffen des Gewebes, kein Schmerz postoperativ durch traumatisierte Nerven;
- • Verwendbar für die verschiedensten OP-Methoden in der Hernienchirurgie.
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Die nachfolgend beschriebenen Gewebenägel haben folgende Vorteile:
- a) Sicherstellung eines Haltes in verschiedenen Gewebelagen der Bauchdecke;
- b) Möglichkeit, die Gewebenägel auch im „Periost” einzubringen;
- c) Die Kopfform ist so gestaltet, um eine möglichst sichere Befestigung der verschiedenen Maschenformen und Maschengrößen der Netze abzudecken.
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Der erfindungsgemäße Applikator zeichnet sich dadurch aus, dass er leicht zu zerlegen ist, gut zu reinigen und einfach in der Anwendung ist.
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Die nachfolgend beschriebenen Nägel passen in einen schlanken Schaft des Instrumentes von 5 bis 10 mm Durchmesser.
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Insgesamt hat das erfindungsgemäße Verfahren und der nach dem Verfahren arbeitende Applikator folgende Vorteile:
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Wirtschaftliche Vorteile für den Patienten
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- – Biologisches Implantat, welches durch Hydrolyse in CO2 und H2O zerlegt wird;
- – Geringes Risiko der Irritation von Nerven und/oder Blutgefäßen, weniger postoperativer Schmerz;
- – Weniger OP-Belastung.
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Wirtschaftliche Vorteile für den Chirurgen:
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- – Schnelle und sicher Befestigung des Netzes;
- – Kürzere OP-Zeit;
- – Für offene und laparoskopische Verfahren geeignet;
- – Geringe Gefahr der Traumatisierung von Nerven und/oder Blutgefäßen;
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Wirtschaftliche Vorteile für das Krankenhaus:
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- – Kürzere OP-Zeit;
- – Weniger Abfall, geringere Entsorgung.
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Es überwiegen bei diesem Produkt sicherlich die medizinischen Vorteile. Der Einsatz dieses Produktes wird aber nicht zu einer Kostensteigerung für eine Operation dieser Art führen.
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Im Folgenden wird die Erfindung anhand von einem Ausführungsweg darstellende Zeichnungen näher erläutert. Hierbei gehen aus den Zeichnungen und ihrer Beschreibung weitere Merkmale und Vorteile der Erfindung hervor.
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Es zeigen:
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1: Seitenansicht und teilweiser Schnitt durch einen Applikator in einer ersten Ausführungsform;
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2: Längsschnitt durch den Applikator nach 1;
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3: vergrößerter Schnitt durch das Vorderteil des Applikators;
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4: eine Explosionsdarstellung des vorderen Teils des Applikators;
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5: das Vorderteil des Applikators im Schnitt;
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6: der um 90° gedrehte Schnitt durch das Vorderteil;
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7: ein Vollschnitt durch das Vorderteil;
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8: der um 90° gedrehte Schnitt durch das Vorderteil:
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9: eine erste Funktionsstellung des Vorderteils im Schnitt;
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10: die Darstellung nach 9 in einer anderen Schnittansicht;
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11: die zweite Funktionsstellung im Schnitt;
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12: der um 90° versetzte Schnitt nach 11;
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13: ein Nagel nach der Erfindung in Seitenansicht;
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14: Längsschnitt durch den Nagel nach 13;
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15: Draufsicht auf den Nagel;
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16: perspektivische Unteransicht des Nagels;
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17: perspektivische Seitenansicht des Nagels.
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Der Applikator 1 sticht mittels einer Nadel 11 ein Loch im Gewebe vor, um danach einen Nagel 13 einzuführen. Wie bereits schon im allgemeinen Beschreibungsteil erläutert, kann das Material der Nägel 13 resorbierbar sein. Hierauf ist die Erfindung jedoch nicht beschränkt. Die Erfindung sieht auch nicht-resorbierbare Materialien vor.
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Gemäß 1 ist an einem Gehäuse ein Griff 3 angeformt, wobei das Gehäuse ein Rohr 4 umgibt in dessen zentrischer Innenbohrung ein Druckstab 2 federbelastet verschiebbar ist. Die Verschiebung des Druckstabes 2 erfolgt in nicht näher dargestellter Weise durch Verschwenkung eines Griffes 5 in Pfeilrichtung 6, mit dem der Druckstab 2 durch das Rohr 4 nach vorne getrieben wird.
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Das Vorderteil 10 am Rohr 4 ist leicht koppelbar mit dem Rohr 4 ausgebildet. Gemäß den 1 und 3 erfolgt die Kupplung dadurch, dass am vorderen freien Ende des Druckstabes 2 ein Außengewinde angeordnet ist, welches in eine zugeordnete Gewindebohrung 14 am oberen Ende eines Halters 9 eingeschraubt wird. Gleichzeitig weist das Rohr 4 ein Außengewinde auf, mit dem es in eine zugeordnete, ein Gewinde aufweisende Aufnahmebohrung 18 eingeschraubt ist.
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Neben der hier beschriebenen Schraubbefestigung von Rohr 4 und Druckstab 2 mit dem Vorderteil 10 wird beim zweiten Ausführungsbeispiel auch eine Rastverbindung dargestellt.
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Gemäß 4 besteht das Vorderteil 10 aus einem hülsenförmigen Magazin 7, in dem hintereinanderliegend eine Reihe von Rastöffnungen 19 eingearbeitet sind. In dem Magazin 7 verschiebbar ist ein Halter 9 befestigt, der in der oben beschriebenen Weise mit dem Druckstab 2 gekoppelt ist. Der Außenumfang des Halters 9 weist einander gegenüberliegende Rastrippen 16 auf, die mit einem hülsenartigen Federelement 12 zusammenwirken.
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An der Vorderseite des Halters 9 ist die Nadel 11 befestigt, welche als Vorstechinstrument dient und welche das Federelement 12 durchsetzt und ebenso alle auf der Nadel 11 aufgereihten Nägel 13, die sich hintereinanderliegend auf der Nadel 11 aufgefädelt befinden. Die Nägel 13 sind hierbei derart auf der Nadel aufgenommen, dass ein unbeabsichtigtes axiales Verrutschen über Schwerkraft nicht erfolgen kann, jedoch ein willentliches axiales Herausschieben über betätigen der Handhabe 5, Druckstab 2 und Halter 9 mit daran befindlicher Nadel 11 möglich ist. Dies wird bevorzugt durch eine mindestens teilweise leicht konische Durchgangsbohrung durch den Nagel 13 erreicht, so dass ein Teil des Nagels 13 bei axialem Verschieben etwas radial zur zylindrischen Nadel 11 ausweicht und somit durch Reibung hält. Der somit reibschlüssig gehaltene Nagel 13 kann dann nur über erhöhten Druck mittels der Handhabe 3 axial von der Nadel 11 abgestreift werden.
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Die Vorderseite des Applikators 1 wird durch eine abnehmbare Schutzkappe 8 abgedeckt, die im Gebrauchsfall entfernt wird.
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Gemäß 4 besteht das Federelement 12 aus zwei einander gegenüberliegenden, längeren Federlappen 15, die mit ihren nach innen gebogenen Enden auf den zugeordneten Rastrippen 16 aufsitzen, wie es in 5 dargestellt ist. Die kürzeren Federlappen 17 des Federelementes 12 wirken hingegen mit den Rastöffnungen 19 im Magazin 7 zusammen, wie dies ebenfalls in 5 und 6 dargestellt ist.
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Diese Verhältnisse lassen sich auch aus den 7 und 8 entnehmen, in denen die in den 5 und 6 dargestellten Teile im Vollschnitt dargestellt sind.
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In der Grundstellung greifen somit die einander gegenüberliegenden beiden Federlappen 17 in die zugeordnete, oberste Rastöffnung 19 im Magazin 7 ein, während dementsprechend auch sich die Federlappen 15 des Federelementes 12 an der obersten Rastrippe 16 des Halters 9 anlegen.
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Die hintereinander auf der Nadel 11 aufgereihten Nägel 13 füllen so den vordersten Bereich des Magazins 7 aus. Zur Ingebrauchnahme wird die in den 7 und 8 dargestellte Schutzkappe 8 entfernt und der Druckstab 2 wird in Pfeilrichtung 36 nach vorne gedrückt, so dass der Halter 9 (bei Vergleich von 7 und 9) um eine Stufe nach vorne gedrückt wird. Hierbei rasten die Federlappen 17 aus der obersten Rastöffnung 19 am Magazin 7 aus und gelangen in Rasteingriff mit der dahinterliegenden weiteren Rastöffnung 19.
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Gleichzeitig wird damit der vorderste Nagel 13 aus der Mündung 30 des Magazins 7 ausgetrieben.
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Wichtig ist nun, dass die Länge der Nadel 11 so gewählt ist, dass deren Spitze 29 beim Austreiben des Nagels 13 dessen Spitze 26 überragt. Das heißt, die Spitze 29 der Nadel 11 läuft dem Nagel 13 voraus und sticht das besagte Loch im Gewebe vor. Der Geweberand 40 ist hierbei in 9 durch eine schraffierte Linie angedeutet. Durch entsprechenden Druck auf den Applikator wird also der Nagel 13 in das Gewebe eingetrieben, wobei die Spitze 29 der Nadel 11 dem Nagel 13 voranläuft. Durch die dünne Spitze 29 der Nadel wird das Gewebe damit geringfügig geöffnet und elastisch verdrängt, so dass der Schaft 24 des Nagels 13 unter elastischer Verdrängung des Gewebes in dieses eindringt und sich dort festlegt.
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Es wird sodann das Magazin 7 über den mit dem Druckstab 2 festgehaltenen Halter 9 in Pfeilrichtung 49 zurückgezogen, wodurch zunächst die Nadel 11 mit ihrer Nadelspitze 29 außer Eingriff mit dem jetzt im Gewebe verankerten Nagel 13 kommt. Es ergibt sich dann die Funktionsstellung nach 11 und 12, wo erkennbar ist, dass die Federlappen 15 auf eine unter der ersten Rastrippe befindliche zweite Rastrippe 16a eingerastet sind und ebenso greifen die kürzeren Federlappen 17 in eine weitere, hinter der obersten Rastöffnung angeordnete Rastöffnung 19a ein.
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Es wurde also ein intermittierender Vorschub um einen Hub beim Übergang von 7 auf 11 durchgeführt. Hierbei wird die Stirnseite des Federelements 12, die unmittelbar den Halter 9 umgibt als Vorschubmittel für den im Magazin 7 hinten liegenden Nagel 13a verwendet, so dass der im Magazin an vorderster Stelle befindliche Nagel 13 in das Gewebe eingetrieben wird.
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In den 13 bis 17 ist eine bevorzugte Ausgestaltung eines resorbierbaren Nagels 13 dargestellt.
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Der Nagel 13 besteht im wesentlichen aus einer etwa runden Scheibe 20, an deren Unterseite werkstoffeinstückig ein Schaft 24 angeformt ist, der in eine Spitze 26 übergeht.
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Am Umfang des Schaftes 24 sind eine Reihe von Widerhaken 25 angeformt.
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Damit die Nägel 13 hintereinanderliegend in möglichst dicht gepackter Form auf der Nadel 11 im Magazin 7 aufgefädelt werden können, ist in jeder Scheibe 20 eine Ausnehmung 21 angeordnet, in welche die Spitze 26 des nachfolgenden Nagels 13 lose und nicht klemmend eingreifen kann, wodurch die Anzahl der im Magazin 7 aufgenommenen Nägel 13 erhöht werden kann. Am Innenumfang dieser Ausnehmung 21 sind zwei einander gegenüberstehende Rippen 22 angeordnet, die einen geringeren Durchmesser der Ausnehmung 21 und damit axiale stirnseitige Anschlagflächen 70 für den nachfolgenden Nagel 13 definieren.
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Diesen stirnseitigen axialen Anschlagflächen 70 der profilierten Ausnehmung 21 sind korrespondierende stirnseitige axiale Anschlagflächen 71 am Grund eines in der Spitze 26 befindlichen querverlaufenden Schlitzes 27 zugeordnet. Somit sind größere Druckflächen zwischen den benachbarten Nägeln 13 vorhanden, so dass die Spitze 26 des Nagels 13 keinen Schaden nehmen kann.
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Jede Spitze 26 des Nagels 13 kann in die Ausnehmung 21 des davor liegenden Nagels 13 eingesetzt werden, wobei der Schlitz 27 mit den zugeordneten Rippen 22 korrespondiert. Damit ist auch als Nebeneffekt der jeweilige Nagel 13 mit dem anderen Nagel 13 verdrehgesichert verbunden und nur in axialer Richtung von diesem trennbar, was aber nicht lösungsnotwendig ist.
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Die Ausnehmung 21 setzt sich im Übrigen in Richtung zur Spitze 26 durch eine Bohrung 28 und der vorderen Rinne 50 fort, die abgestuft ausgebildet ist. Diese Abstufung dient der Entformung im Werkzeug. Die Rinne 50 ist hierbei im Bereich des Schlitzes 27 der Spitze 26 vorgesehen und verläuft leicht konisch zugespitzt in Richtung freies Ende der Spitze 26 des Nagels 13. Dies bewirkt, dass der Nagel 13 auf der zylindrischen Nadel 11 nur leicht klemmend axial verschiebbar ist, da die konische Rinne 50 leicht radial verkippt und damit verklemmt. Somit wird ein ungewolltes Herausrutschen der Nägel 13 von der Nadel 11 vermieden und nur ein vordefinierter Druck über die Feder 12, den Halter 9, den Druckstab 2 und die Handhabe 5 kann den vordersten Nagel 13 von der Nadel 11 vereinzeln.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Applikator
- 2
- Druckstab
- 3
- Griff
- 4
- Rohr
- 5
- Griff/Handhabe
- 6
- Pfeilrichtung
- 7
- Magazin
- 8
- Schutzkappe
- 9
- Halter
- 10
- Vorderteil
- 11
- Nadel
- 12
- Federelement
- 13
- Nagel
- 14
- Gewindebohrung
- 15
- Federlappen
- 16
- Rastrippe
- 17
- Federlappen
- 18
- Aufnahmebohrung
- 19
- Rastöffnung
- 20
- Scheibe
- 21
- Ausnehmung
- 22
- Rippe
- 24
- Schaft
- 25
- Widerhaken
- 26
- Spitze (Nagel 13)
- 27
- Schlitz
- 28
- Bohrung
- 29
- Spitze (Nadel 11)
- 30
- Mündung
- 36
- Pfeilrichtung
- 40
- Geweberand
- 49
- Pfeilrichtung
- 50
- Rinne
- 70
- stirnseitige axiale Anschlagflächen von 22
- 71
- stirnseitige axiale Anschlagflächen von 27