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Die Erfindung betrifft einen Ohrhörer, insbesondere einen Innenohrhörer, der auch als In-Ear-Hörer bezeichnet wird.
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Hintergrund
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Bei der Entwicklung von In-Ear-Hörern ist der Tragekomfort ein wichtiger Aspekt. Der Tragekomfort macht sich hauptsächlich an den Kontaktstellen des Hörers mit dem Nutzer bemerkbar. Dies ist im Falle des In-Ear-Hörers nicht nur die Ohrmuschel (Concha), sondern in besonderem Maße auch der Gehörgang. Um den Hörer im Gehörgang zu befestigen, sind Ohrpolster (Ear-Tips) üblich. Diese sollen einerseits den Gehörgang dicht abschließen, um Außengeräusche auszuschließen, und andererseits für einen mechanisch sicheren Sitz sorgen.
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1 zeigt in einer Schnittzeichnung den Aufbau eines bekannten Ohrhörers 100. Er enthält ein Ohrpolster mit einem flexiblen Ohrpassstück 110, auch als Olive bezeichnet, das in den Gehörgang des Nutzers eingesetzt werden kann. Zum Ohrpolster gehört auch ein Röhrchen 120, das fest mit dem Ohrpassstück 110 verbunden ist und sich ebenfalls im Gehörgang des Nutzers befindet, wenn der Ohrhörer getragen wird. Der Ohrhörer enthält außerdem einen Schallwandler 140, der in ein Gehäuse eingebaut ist. Das Gehäuse hat einen Stutzen 130 (Nozzle), der zur Befestigung des Ohrpolsters dient. Der Schall kann vom Schallwandler 140 durch den Stutzen 130 und das Röhrchen 120 in den Gehörgang des Nutzers gelangen. Optional kann im Ohrpolster ein Cerumenschutz 115 vorgesehen sein. Die Symmetrieachse Aw des Schallwandlers kann von der Symmetrieachse As des Stutzens bzw. des Röhrchens abweichen. Außerdem kann das Gehäuse weitere Teile 150 enthalten, die unterschiedliche Formen haben können. Das Ohrpolster kann am Gehäuse befestigt werden, indem das Röhrchen 120 auf den Stutzen 130 geschoben wird. Eine Nase oder ein umlaufender Vorsprung oder Wulst 135 des Stutzens 130 greift dabei in eine Vertiefung oder umlaufende Nut 125 im Innern des Röhrchens 120. Dadurch ist die Verbindung lösbar, so dass der Nutzer das Ohrpolster austauschen kann. Beispielsweise sind zur Anpassung an die individuelle Größe des Gehörgangs Ohrpolster unterschiedlicher Größe üblich, bei denen jedoch nur das Ohrpassstück 110 breiter oder schmaler ist, während das Röhrchen 120 immer denselben Durchmesser haben muss, um auf den Stutzen 130 zu passen.
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Da der Stutzen 130 zur mechanischen Befestigung des Ohrpolsters dient und außerdem den genauen Winkel zwischen Hörer und Ohrpolster bzw. Gehörgang vorgibt, muss er eine gewisse Steifigkeit und damit Härte aufweisen. Üblicherweise hat das Röhrchen 120 eine Shore-Härte von 60-70 ShA, während das Ohrpassstück 110 weicher ist und einen Wert von 30-40 ShA aufweist. Der Stutzen 130 ist jedoch meist aus einem Thermoplast hergestellt und daher härter, z.B. mit einer Shore-Härte von ca. 75-85 ShD, was deutlich über 100 ShA entspräche. Das Härtemessverfahren Shore-A ergibt nur Werte bis 100, was zur Messung von Thermoplasten nicht ausreicht. Daher wird die Härte von Thermoplasten üblicherweise nach dem Verfahren Shore-D für härtere Materialien gemessen.
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Daher wird sowohl durch die starr vorgegebene Richtung des Ohrpolsters als auch durch die wegen des Stutzens 130 begrenzte Flexibilität des Röhrchens 120 eine optimale Anpassung des Ohrpolsters an den Gehörgang behindert. Dies kann für den Nutzer unangenehm oder sogar schmerzhaft sein und vermindert somit den Tragekomfort.
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Zusammenfassung der Erfindung
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Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zu Grunde, ein verbessertes Ohrpolster für Ohrhörer und insbesondere eine verbesserte Befestigung des Ohrpolsters bereitzustellen, um beim Nutzer auftretende Druckstellen zu reduzieren oder zu vermeiden. Diese Aufgabe wird durch einen Ohrhörer gemäß Anspruch 1 gelöst.
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Zur Erhöhung des Tragekomforts wird erfindungsgemäß die Befestigung des Ohrpolsters so gestaltet, dass sich beim Tragen des Ohrhörers kein hartes Röhrchen im Gehörgang befindet. Dazu wird das Prinzip der Polsteraufnahme invertiert, indem nicht mehr ein harter Stutzen des Gehäuses in das Ohrpolster ragt, sondern das weichere Aufnahmeröhrchen des Ohrpolsters im Gehäuse befestigt wird. Durch diese Maßnahme kann sich das Ohrpolster ungehinderter an den Gehörgang anpassen und übt einen geringeren Druck auf diesen aus. Somit wird der Tragekomfort für den Nutzer erhöht. Außerdem entfällt der Stutzen, der bisher als zusätzliche Baugruppe nötig war, so dass die Anzahl der Teile zur Montage des Ohrhörers reduziert wird, und es ergeben sich weitergehende Freiheiten in der geometrischen Ausführung der Ohrpolster.
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Weitere vorteilhafte Ausführungsformen werden in den Ansprüchen 2-11 beschrieben.
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Figurenliste
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Weitere Einzelheiten und vorteilhafte Ausführungsformen sind in den Zeichnungen dargestellt. Darin zeigt
- 1 einen bekannten Ohrhörer;
- 2 Komponenten eines erfindungsgemäßen Ohrhörers;
- 3 einen erfindungsgemäßen Ohrhörer;
- 4 zwei erfindungsgemäße Varianten eines Gehäuses für einen Ohrhörer; und
- 5 mehrere Ansichten von erfindungsgemäßen Ohrpolstern in verschiedenen Ausführungsformen.
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Detaillierte Beschreibung der Erfindung
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2 zeigt Komponenten eines erfindungsgemäßen Ohrhörers 200. Insbesondere ist links ein Ohrpolster mit einem Ohrpassstück 210 und einem Röhrchen 220 sowie rechts ein Gehäuse 250 mit einem eingebauten Schallwandler 240 dargestellt. Das Ohrpassstück (bzw. die Olive) 210 des Ohrpolsters besteht, wie herkömmlich, aus einem weichen Material wie z.B. Silikon oder Schaum. Es kann z.B. eine Härte von 20-45 ShA aufweisen und ist daher angenehm weich. Das innenliegende Röhrchen 220 ist aus einem etwas härteren Kunststoff hergestellt, bei dem es sich z.B. um ein anderes Silikon bzw. einen anderen Schaum handeln kann, und kann eine Härte von etwa 50-75 ShA und insbesondere 55-70 ShA aufweisen. Dadurch wird sichergestellt, dass das Röhrchen 220 sicher mit dem Gehäuse verbunden werden kann, wie unten beschrieben, und gleichzeitig sich an den Gehörgang anpassen kann und dabei immer weit genug offen bleibt, um die Schallausgabe zu ermöglichen. Ein optionaler Cerumenschutz 215 kann z.B. aus weichem Schaumstoff bestehen. Somit stellt das Röhrchen 220 den härtesten Bestandteil des Ohrpolsters dar und damit den härtesten Bestandteil derjenigen Bestandteile des Ohrhörers, die in den Gehörgang eingeführt werden (wobei das Ohrpassstück 210 maximal dieselbe Härte wie das Röhrchen 220 aufweisen kann). Daher kann sich das Ohrpolster besser als bisher an den Gehörgang anpassen und ist angenehmer zu tragen.
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Das Gehäuse 250 hat an der Oberseite, vor dem Schallwandler 240, eine Öffnung 245, um den Schallaustritt in das Ohrpolster und den Gehörgang zu ermöglichen. Im Innern der Öffnung 245 befindet sich mindestens eine Vertiefung oder ein Abschnitt mit größerem Innendurchmesser, in diesem Beispiel eine Stufe 245a. Zwischen dem Schallwandler 240 und der Öffnung 245 können optional ein oder mehrere Resonatoren 260, z.B. Helmholtz-Resonatoren, oder andere Elemente angeordnet sein, um den Frequenzgang des Hörers zu optimieren. Optional kann auch eine Belüftungsöffnung vorgesehen sein (z.B. neben dem Wandler 240, nicht dargestellt), um den Gehörgang mit der Umgebung zu verbinden und so dem Okklusionseffekt vorzubeugen. Der Schallwandler kann elektrische Anschlüsse 240a z.B. an seiner Rückseite aufweisen, an die das elektrische Signal für die Schallwiedergabe angelegt wird. Das Gehäuse 250 des Ohrhörers kann wie bisher aus einem harten Kunststoff oder Thermoplast wie z.B. Polycarbonat hergestellt werden, denn es wird praktisch nicht in den Gehörgang eingeführt. Der Schallwandler 240 kann z.B. durch doppelseitiges Klebeband 270 an den Resonatoren 260 bzw. am Gehäuse 250 befestigt sein.
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Die Befestigung des Ohrpolsters am Gehäuse erfolgt durch eine oder mehrere vorspringende Nasen oder eine umlaufende Wulst 225 am unteren Ende des Röhrchens 220. Die Wulst 225, die eine Schulter 225a aufweisen kann, wird in die Öffnung 245 des Gehäuses 250 gesteckt. Diese Öffnung 245 weist auf der Innenseite eine oder mehrere Vertiefungen oder eine umlaufende Nut bzw. Innenschulter 245a auf, in die die Nase oder Wulst 225 des Ohrpolsters eingreift und somit das Ohrpolster am Gehäuse befestigt. Da das Röhrchen 220 flexibel ist, wie oben beschrieben, kann es durch Zusammendrücken mit geringem Kraftaufwand in die Öffnung des Gehäuses eingesetzt und wieder herausgenommen werden. Gleichzeitig ist es hart genug, um mit dem Gehäuse fest verbunden zu sein, ohne dass es sich beim Tragen von selbst löst.
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Ein erfindungsgemäßer Ohrhörer, bei dem das Ohrpolster am Gehäuse befestigt ist, ist in 3 dargestellt. Dabei befindet sich das untere Ende des weichen Röhrchens 220 in der Öffnung des Gehäuses 250, so dass die Schulter 225a der Wulst 225 hinter die Öffnung 245 bzw. unter die umlaufende Innenschulter 245a der Öffnung 245 greift. Dazu braucht sich die Wulst 225 im Prinzip nicht ganz am unteren Ende des Röhrchens 220 zu befinden, sondern das Röhrchen könnte auch weiter in das Gehäuse hineinreichen. Dadurch kann z.B. die Führung des Röhrchens verbessert werden. Auch braucht das Röhrchen 220 nicht notwendigerweise bis zu den Resonatoren 260 zu reichen, wie in 3 dargestellt. Der Umfang des Röhrchens 220 kann etwas größer sein als der Umfang der Öffnung 245, so dass es unter Druck bzw. Spannung in der Öffnung sitzt. Dies ist durch die Überschneidung der beiden Teile im Bereich der Schultern 225a, 245a in 3 angedeutet.
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4 zeigt zwei erfindungsgemäße Varianten eines Gehäuses für einen Ohrhörer. Die links dargestellte Variante kann ein um die Achse AR rotationssymmetrisches Gehäuse 250 sein. Das Gehäuse kann aber auch z.B. einen ovalen Querschnitt haben, so dass sich bei einer Drehung um 90° um die Achse AR ein Schnitt wie in der rechts dargestellten Variante des Gehäuses 251 ergibt. Anders als bekannte Gehäuse enthält das erfindungsgemäße Gehäuse keinen Stutzen, sondern eine Öffnung 245, in die das Ohrpolster eingesetzt werden kann. Besonders vorteilhaft ist es, wenn die Öffnung 245 eine Fase 245b aufweist, d.h. ihr Durchmesser an der äußeren Oberfläche leicht vergrößert ist, wie in 4 dargestellt. Dies erleichtert die Montage des Ohrpolsters. Aus demselben Grund kann auch das Röhrchen 220 des Ohrpolsters an seinem unteren Ende eine Fase 225b aufweisen, d.h. einen am Ende etwas reduzierten Durchmesser. Zu beachten ist, dass in 4 nur der dem Ohrpolster bzw. dem Gehörgang zugewandte Teil des Gehäuses dargestellt ist, wie in den anderen Zeichnungen auch.
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5 zeigt beispielhaft Ansichten verschiedener Ausführungsformen von erfindungsgemäßen Ohrpolstern, wobei das Röhrchen 220 mit der umlaufenden Wulst 225 zu erkennen ist. In der links dargestellten Variante weist die Wulst 225 eine Schulter 225a und an der Unterseite eine Fase 225b auf. Die Fase 225b des Röhrchens bzw. der Wulst ist ebenso wie die Fase 245b des Gehäuses nach außen gerichtet. So stehen die Fasen gegeneinander und begünstigen die Montage des Ohrpolsters am Gehäuse. Die entgegengesetzten Kanten bzw. Schultern der Gehäuseöffnung 245a bzw. der Wulst 225a sind dagegen im Wesentlichen rechtwinklig ausgeführt, um einen festen Sitz des Ohrpolsters zu gewährleisten. Die Ohrpassstücke 210 der Ohrpolster können z.B. unterschiedliche äußere Durchmesser und/oder Länge aufweisen, während zumindest das untere Ende des Röhrchens 220 immer so geformt ist, dass es in die Öffnung 245 des Gehäuses 250 passt. Jedoch sind auch hier verschiedene Ausführungsformen möglich. So ist das in 5 dargestellte Ohrpassstück 210a schmaler und das Ohrpassstück 210b breiter als das Standard-Ohrpassstück 210, während das Ohrpassstück 210c länger als das Röhrchen 220 ist und das Gehäuse 250 zumindest teilweise überdeckt. In diesem Fall wird nur der über das Gehäuse 250 hinausragende Teil des Ohrpolsters in den Gehörgang eingeführt, während der das Gehäuse überdeckende Teil des Ohrpolsters beim Einsetzen oder Herausnehmen des Ohrhörers als Greiffläche genutzt werden kann. Auch kann das Röhrchen länger sein, wie das Röhrchen 220b, oder die Wulst nicht ganz am unteren Ende, sondern weiter oben aufweisen, wie das Röhrchen 220a. Die Fase 225b kann sich dabei an der Wulst und/oder am Röhrchen unterhalb der Wulst befinden. Ebenso kann die Wulst eine andere Form aufweisen, wie z.B. die Wulst 226. In diesen Fällen muss das Gehäuse entsprechend angepasst sein, damit das Ohrpolster sicher hält. Insbesondere im Fall eines längeren Röhrchens 220b kann das Gehäuse mehrere umlaufende Nuten bzw. Schultern 245a aufweisen, um verschiedene Einstecktiefen des Ohrpolsters in das Gehäuse zu ermöglichen. Außerdem kann das Röhrchen 220 oder das gesamte Ohrpolster einen ovalen Querschnitt haben, anstatt rund ausgeführt zu sein, um der natürlichen Form des Gehörgangs näher zu kommen. Ein weiterer Vorteil eines zumindest abschnittweise ovalen Röhrchens besteht darin, dass es sich in einer kreisrunden Öffnung besser ausrichten lässt, weil es eine mögliche Drehung des Ohrpolsters gegenüber dem Gehäuse erschwert. Dieser Effekt kann auch erreicht werden, indem das Röhrchen 220 einen kreisrunden Querschnitt hat, während die Öffnung zumindest abschnittweise oval ist. Außerdem kann sich im Prinzip auch die Wulst bzw. Nase in der Öffnung 245 und die Vertiefung bzw. umlaufende Nut in dem Röhrchen 220 befinden. Dies kann allerdings die Stabilität des flexiblen Röhrchens beeinträchtigen.
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In jedem Fall befindet sich erfindungsgemäß kein hartes Gehäuseteil in dem in den Gehörgang einzuführenden Teil des Ohrpolsters des fertig montierten Ohrhörers, sondern ein weicheres Teil des Ohrpolsters, das in das Gehäuse gesteckt ist. In den oben beschriebenen Ausführungsformen ist das Ohrpassstück 210 mit dem innen liegenden Röhrchen 220 fest verbunden, z.B. verschweißt oder verklebt. Im Prinzip sind aber auch Ausführungsformen möglich, bei denen das Röhrchen 220 nicht einen Teil des Ohrpolsters, sondern beispielsweise ein eigenständiges Bauteil darstellt. Ebenso kann in einer Ausführungsform das Ohrpolster im Prinzip einstückig aus einem Material mit einer Härte von ca. 45-50 ShA gefertigt sein. Alle Bestandteile, die zum Einführen in den Gehörgang vorgesehen sind, sind erfindungsgemäß immer aus einem elastischen und nicht aus einem plastischen Material.
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Verschiedene Merkmale der beschriebenen, dargestellten sowie anderer Varianten können miteinander kombiniert werden.