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TECHNISCHES GEBIET DER ERFINDUNG
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Die Erfindung betrifft ein Bahnsteigtürsystem mit entlang eines Bahnsteigs zwischen dem Bahnsteig und einem Gleis angeordneten Abdeckelementen und entlang des Bahnsteigs angeordneten Schiebetüren mit jeweils wenigstens einem Schiebetürflügel zum Freigeben und Verschließen von Durchgängen zwischen den Abdeckelementen.
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HINTERGRUND DER ERFINDUNG
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Bahnsteigtürsysteme, mittels welcher Gleisbereiche von Bahnsteigbereichen getrennt werden können, gewinnen aus verschiedenen Gründen ständig an Bedeutung. Zum einen erhöhen sie die Sicherheit ganz erheblich, weil der Gleisbereich für Reisende nicht mehr zugänglich ist und diese daher nicht vor einfahrende Züge stürzen können. Zum anderen wird durch Einsatz sog. „Full-Height-Systeme“ auch eine energetisch günstige Klimatisierung des Bahnsteigbereichs möglich.
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Full-Height-Systeme schirmen den Bahnsteig zum Gleis hin komplett ab und sind z.B. aus der
WO 2013 1043456 A1 bekannt. Bahnsteiggeländersysteme, wie aus der
JP 2005 335451 A bekannt, werden manchmal auch als „Half-Height-Systeme“ bezeichnet und sehen ein entlang des Bahnsteigs verlaufendes etwa hüfthohes Geländer vor.
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Full-Height-Systeme haben gegenüber Half-Height-Systemen diverse Vorteile, wie z.B. besseren Schutz der Passagiere, Lärmschutz, Möglichkeit zur Bahnsteigklimatisierung. Allerdings müssen bei ihnen spezielle Maßnahmen getroffen werden, um in Notfällen auch dann den Durchgang vom Gleis zum Bahnsteig zu ermöglichen, wenn kein Zug an dem Bahnsteig hält oder wenn dieser nicht an der dafür vorgesehenen Position gehalten hat. Um in solchen Notsituationen den Durchgang zu ermöglichen, sind bei den bekannten Full-Height-Systemen bestimmte Abdeckelemente als Fluchttüren ausgebildet, wie z.B. in der
WO 2013 1043456 A1 beschrieben. Ähnlich wie bei Fluchttüren in Gebäuden weisen die als Fluchttüren ausgebildeten Abdeckelemente auf ihrer dem Gleis zugewandten Seite einen Drückbügel auf, bei dessen Niederdrücken ein Verriegelungsmechanismus öffnet und das Abdeckelement nach Art einer Schwenktür aufgeschwenkt werden kann. Entsprechende Verriegelungsmechanismen weisen typischerweise automatische Rückstelleinrichtungen auf, die zumindest bewirken, dass der jeweilige Verrieglungsmechanismus nach der Betätigung in seine Ausgangsposition zurückkehrt, oft aber auch mit der entsprechenden Tür gekoppelt sind und diese nach der Öffnung in ihre geschlossene Stellung zurückbewegen.
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Die bekannten Fluchttüren haben sich in der Praxis zwar durchaus bewährt, jedoch hat sich gezeigt, dass es dank verbesserter Zugsteuerungsverfahren praktisch ausgeschlossen werden kann, dass Züge nicht an den dafür vorgesehenen Positionen am Bahnsteig halten, so dass ein Durchgang durch die Schiebetüren des Bahnsteigtürsystems nahezu immer gewährleistet ist. Auch hat sich gezeigt, dass - glücklicherweise - Notsituationen, in denen Personen vom Gleis aus zum Bahnsteig gelangen müssen, äußerst selten auftreten. Die bekannten Lösungen mit aufwändigen Verriegelungs- und Öffnungsmechanismen besitzen daher eine ungünstige Kosten-Nutzen-Relation.
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OFFENBARUNG DER ERFINDUNG
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Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Bahnsteigtürsystem anzugeben, bei dem zumindest bestimmte Abdeckelemente als Fluchttüren verwendet und vom Gleis aus zum Bahnsteig hin geöffnet werden können, ohne dass dazu aufwändige Verriegelungs- und Öffnungsmechanismen notwendig wären.
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Die Erfindung wird gelöst von einem Bahnsteigtürsystem mit den Merkmalen des Anspruchs 1 bzw. des Anspruchs 2, der eine alternative Lösung desselben Problems angibt. Vorteilhafte Ausgestaltungen und Weiterbildungen sind Gegenstand der Unteransprüche. Der nebengeordnete Anspruch 10 betrifft die Verwendung eines Einwegsicherungselements zur Realisierung einer Fluchttür bei einem Bahnsteigtürsystem.
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Die Erfindung beruht auf der Erkenntnis, dass es zur Gewährleistung der erforderlichen Sicherheit ausreicht, anstelle aufwändiger, für eine Vielzahl von Öffnungsvorgängen ausgelegter und mit automatischen Rückstelleinrichtungen versehener Verriegelungs- und Öffnungsmechanismen entweder manuell zerstörbare Einwegsicherungselemente oder manuell aufdrückbare einfache Zuhalteelemente bei denjenigen Abdeckelementen zu verwenden, die als Fluchttüren ausgebildet werden sollen. Solche Einwegsicherungselemente bzw. Zuhalteelemente gewährleisten vorteilhaft sowohl, dass in Notsituationen das entsprechende Abdeckelement vom Gleis aus geöffnet werden kann, als auch, dass vom Bahnsteig aus das entsprechende Abdeckelement fest verschlossen ist und nicht versehentlich, z.B. bei großem Andrang auf dem Bahnsteig, geöffnet werden kann.
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Weitere Einzelheiten und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden rein beispielhaften und nicht-beschränkenden Beschreibung eines Ausführungsbeispiels in Verbindung mit der Zeichnung.
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Figurenliste
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- 1 zeigt schematisiert einen Abschnitt eines erfindungsgemäßen Bahnsteigtürsystems mit zwei Schiebetürflügeln und zwei Abdeckelementen, wobei sich die Schiebetürflügel in der geschlossenen Position befinden.
- 2 zeigt den in 1 dargestellten Abschnitt eines Bahnsteigtürsystems, wobei sich jedoch die beiden Schiebetürflügel in der geöffneten Position befinden.
- 3 zeigt ein Ausführungsbeispiel eines als Fluchttür ausgebildeten Abdeckelementes mit zwei Einwegsicherungselementen.
- 4 zeigt das Abdeckelement gemäß 3 in Schnittansicht gemäß der Linie IV-IV in 3.
- 5 zeigt ein zweites Ausführungsbeispiel eines als Fluchttür ausgebildeten Abdeckelementes mit zwei Zuhalteelementen und zwei einfachen Scharnieren.
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BESCHREIBUNG BEVORZUGTER AUSFÜHRUNGSFORMEN
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In den 1 und 2 ist ein Abschnitt eines Full-Height-Bahnsteigtürsystems gezeigt, das bei diesem Ausführungsbeispiel so ausgebildet ist, dass zur Freigabe bzw. zum Verschließen eines Durchgangs von und zu einem auf einem Gleis an einem Bahnsteig haltenden Zug jeweils zwei Schiebetürflügel 12, 14 eine Schiebetür bilden, wobei, wie durch die Bewegungspfeile 16 und 18 angedeutet, die Schiebetürflügel 12, 14 gegenläufig öffnen. 1 zeigt die Schiebetürflügel 12, 14 in der geschlossenen Position, 2 in der geöffneten Position, in der sie einen Durchgang 22 freigeben. Die Schiebetürflügel werden in an sich bekannter Weise über entsprechende Motoren bewegt, die sich hinter einer Abdeckung 20 befinden und hier nicht weiter dargestellt sind.
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Jedem Schiebetürflügel
12,
14 ist bei diesem Ausführungsbeispiel ein Abdeckelement
24,
26 zugeordnet. Die Abdeckelemente können feststehende Abdeckelemente sein, die sich stets an der gleichen Position entlang des Bahnsteigs befinden. Die Abdeckelemente können aber auch sogenannte verschiebliche Abdeckelemente sein, die zusammen mit den Schiebetürflügeln in einem gemeinsamen verschieblichen Rahmen angeordnet sind, so dass die gesamte Einheit aus Schiebetürflügeln und Abdeckelementen dann im geschlossenen Zustand der Schiebetürflügel entlang des Bahnsteigs bewegt werden kann, um so unterschiedlichen Zugzusammenstellungen und/oder Zughaltepositionen Rechnung zu tragen wie in der
WO 2013 1043456 A1 beschrieben. Bei einer solchen Ausgestaltung sind dann auch feststehende Abdeckelemente vorgesehen, die Freiräume zwischen zwei benachbarten verschieblichen Rahmen überdecken. Für die vorliegende Erfindung spielt es jedoch keine Rolle, ob die Abdeckelemente verschieblich oder feststehend sind.
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In den 3 und 4 ist ein in seiner Gesamtheit mit 30 bezeichnetes Abdeckelement gezeigt, bei dem eine in einem Rahmen 32 gefasste Scheibe 34 in einer Stützkonstruktion aus verschiedenen Längsstreben 36 und Querstreben 38, 40 eingefasst ist. Wie oben ausgeführt, kann die Stützkonstruktion fest an einem Bahnsteig angeordnet sein oder Teil eines verschieblichen Rahmens bilden.
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Zwischen dem die Scheibe 34 einfassenden Rahmen 32 und der ihn umgebenden Stützkonstruktion sind bei diesem Ausführungsbeispiel vier Einwegsicherungselemente 42 angeordnet, die den Rahmen 32 fest haltern, die aber manuell zerstörbar sind und dazu entsprechende, an sich bekannte Sollbruchstellen aufweisen. Die Einwegsicherungselemente 42 sind so ausgelegt, dass sie bei Aufbringen eines gewissen Drucks auf die Scheibe 34, wie er typischerweise von einer gegen die Scheibe drückenden Person erzeugt wird, nachgeben, so dass der Rahmen 32 mitsamt der Scheibe aus der umgebenden Stützkonstruktion gedrückt wird und einfach auf den Bahnsteig fällt. Alternativ ist es natürlich auch möglich, die Anordnung so zu treffen, dass bei Zerstörung entsprechender Einwegsicherungselement eine Scheibe aus einem Rahmen gedrückt wird. Dass dabei die Scheibe und ggf. der Rahmen ebenfalls zerstört werden, stellt keinen Nachteil dar, da Situationen, in denen dies tatsächlich erfolgen muss, sehr selten vorkommen, so dass mit der vorgeschlagenen Konstruktion gegenüber den bekannten aufwändigen Verriegelungs- und Öffnungsmechanismen für Fluchttüren deutliche Kostenvorteile erzielbar sind.
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Zwischen dem die Scheibe 34 einfassenden Rahmen 32 und der Querstrebe 40 ist bei diesem Ausführungsbeispiel ein Kontaktschalter 44 vorgesehen, mittels welchem eine Überwachungsschaltung in an sich bekannter Weise realisiert ist. Befindet sich der Rahmen 32 nicht in einer geschlossenen Position, erzeugt die Schaltung eine entsprechende Alarmmeldung bei einer übergeordneten Steuereinheit, so dass in der vom Anwender des Bahnsteigtürsystems gewünschten Weise reagiert werden kann, z.B. durch eine Unterbrechung des Zugverkehrs an dem entsprechenden Gleis und/oder einer Inspektion des Abdeckelementes durch Wartungspersonal. Anstelle eines Kontaktschalters kann eine Schaltung zur Überwachung des Geschlossenseins eines als Fluchttür ausgebildeten Abdeckelementes natürlich auch andere geeignete Mittel umfassen, z.B. einen dünnen stromleitenden Draht, der bei Öffnen des Abdeckelementes zerstört wird.
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In der 5 ist ein in seiner Gesamtheit mit 30' bezeichnetes Abdeckelement gezeigt, das im Wesentlichen dem in den 3 und 4 gezeigten Abdeckelement entspricht, weshalb auf eine erneute Beschreibung des Rahmens und der Stützkonstruktion verzichtet werden kann. Im Unterschied zu der Ausführungsform gemäß den 3 und 4 sind bei diesem Ausführungsbeispiel jedoch die Einwegsicherungselemente durch zwei einfache Scharniere 46 und 48 und durch zwei einfache Zuhalteelemente 50 und 52 z.B. in Form von Magnetverschlüssen ersetzt. Wird vom Gleis aus in der oben beschriebenen Weise gegen das Abdeckelement 30', genauer gesagt gegen die Scheibe 34 und/oder den Rahmen 32 gedrückt, geben die Zuhalteelemente 50 und 52 nach und die Scheibe 34 nebst Rahmen 32 schwenkt nach Art einer Schwenktür um die durch die beiden Scharniere 46 und 48 definierte Schwenkachse zum Bahnsteig hin auf.
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Bei den Zuhalteelementen kann es sich z.B. um Magnetverschlüsse handeln oder ähnliche einfache und kostengünstige Elemente, die ohne aufwändige Mechanismen wie z.B. Rückstellfedern und praktisch wartungsfrei arbeiten. Auch die Scharniere können sehr einfach und kostengünstig gehalten werden, da sie vorteilhaft gerade nicht für eine Vielzahl von Öffnungs- und Schließvorgängen ausgelegt sein müssen. Es hat sich gezeigt, dass es effizienter ist, Scharniere zu verwenden, die nur für wenige Öffnungsvorgänge ausgelegt sind, und diese dann ggf. zu tauschen als Scharniere, die für eine hohe Anzahl von Öffnungsvorgängen ausgelegt sind. Vorteilhaft kann eine einfache Zähleinrichtung zur Zählung der Anzahl von Öffnungsvorgängen der Fluchttür vorgesehen werden, z.B. eine Schaltung wie die vorstehend beschriebene Überwachungsschaltung, die leicht so ausgelegt werden kann, dass sie bei jeder Feststellung des Nichtgeschlossenseins einen entsprechenden Speichereintrag inkrementiert, wobei dann bei Erreichen einer vorgegebenen Anzahl automatisch eine Meldung erzeugt werden kann, dass die Scharniere getauscht werden sollten.
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Es versteht sich für den Fachmann, dass die beiden bislang beschriebenen Varianten zur Sicherung eines Abdeckdeckelementes gegen Öffnen vom Bahnsteig aus und zur bedarfsweisen Freigabe eines Fluchtweges vom Gleis aus, auch kombiniert werden können, dass also z.B. ein oder zwei einfache Zuhalteelemente z.B. in Form von Magnetverschlüssen und ein Einwegsicherungselement als Manipulationsindikator und/oder zusätzliche Sicherung vorgesehen werden können. Auch versteht es sich für den Fachmann, dass durch entsprechende Ausgestaltung z.B. von feststehenden Rahmenteilen leicht gewährleistet werden kann, dass ein jeweiliges Abdeckelement nur zum Bahnsteig hin zu öffnen ist. Eine entsprechende Ausgestaltung von Rahmenteilen kann auch gewährleisten, dass ein vom Gleis aus durch Drücken öffenbares Abdeckelement nicht vom Bahnsteig aus hintergriffen und dann durch Ziehen geöffnet werden kann. Schließlich ist für den Fachmann klar, dass eine Lösung wie die in 5 gezeigte Lösung mit einem aufschwenkbaren Abdeckelement auch mit Einwegsicherungselementen anstelle der Zuhalteelemente 50 und 52 realisiert werden kann.
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Nicht in den Figuren dargestellt ist eine weitere Ausführungsform, bei der eine Scheibe eines Abdeckelementes ähnlich der Scheibe 34 selbst als Einwegsicherungselement dient, das im Normalzustand den Durchgang zwischen Gleis und Bahnsteig verhindert, das aber im Notfall manuell zerstört werden kann, um so den Durchgang freizugeben. Bei diesem Ausführungsbeispiel besitzt die Scheibe eine Sollbruchstelle, die vorzugsweise gleisseitig entsprechend, z.B. durch eine fluoreszierende Markierung gekennzeichnet ist. In einem solchen Fall wird zweckmäßigerweise an dem Abdeckelement oder nahe des Abdeckelementes ein Nothammer angeordnet, so dass bei Bedarf die Scheibe vom Gleis aus leicht eingeschlagen werden kann. Durch Wahl eines entsprechenden Sicherheitsglases kann dabei leicht sichergestellt werden, dass die beim Einschlagen der Scheibe entstehenden Scherben im Wesentlichen stumpf sind und kein ernsthaftes Verletzungsrisiko darstellen.
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Im Rahmen des Erfindungsgedankens sind zahlreiche Abwandlungen und Weiterbildungen möglich, die sich z.B. auf die Anzahl, Art und Ausgestaltung der Einwegsicherungselemente beziehen. Mittels der Einwegsicherungselemente wird es vorteilhaft möglich, Abdeckelemente als Fluchttüren auszugestalten, diese aber gleichzeitig derart manipulationssicher am Bahnsteig anzubringen, dass sie vom Bahnsteig aus nicht mutwillig oder versehentlich geöffnet werden können und auch dem beim Einfahren oder Durchfahren eines Zuges am Gleis entstehenden Überdruck standhalten und nur dann den Durchgang tatsächlich freigeben, wenn dies erforderlich ist. Die Einwegsicherungselemente stellen dabei vorteilhaft auch einen Manipulationsindikator dar, an dem befugtes Personal sofort erkennen kann, ob eine Fluchttür geöffnet wurde oder ob zumindest versucht wurde, diese zu öffnen.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- WO 20131043456 A1 [0003, 0004, 0011]
- JP 2005335451 A [0003]