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Die Erfindung betrifft ein mobiles Höhenzugangsgerät für den Höhenzugang im unwegsamen Gelände und an Steilhängen sowie ein Betriebsverfahren dafür.
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Für Arbeiten in der Höhe wie Baumarbeiten, Fassadenarbeiten oder Instandsetzungs- oder Reinigungsarbeiten im Inneren von Hallen, Kirchen und anderen großen Gebäuden, sind Höhenzugangsgeräte in Form von Hubarbeitsbühnen bekannt. Größe und Kinematik des Auslegerarms sind dabei dem notwendigen Arbeitsraum angepasst. Insbesondere kommt dabei ein sogenannter Knickarmausleger zum Einsatz, das heißt, ein zweiteiliger Auslegerarm, bei dem der Winkel zwischen Unter- und Oberarm veränderbar ist. Eine Teleskopausbildung an einem oder beiden Teilarmen vergrößert den Arbeitsbereich zusätzlich. Anstelle des Arbeitskorbes kann ein Kranaufsatz montiert werden, um Lasten in der Höhe versetzen zu können.
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Am Chassis sind oftmals ausfahrbare Stützen erforderlich, um im Arbeitseinsatz mit dem Arbeitskorb bzw. dem Kranaufsatz möglichst weit nach außen reichende Positionen zu erreichen und die Standsicherheit bei seitlich auskragendem Armausleger zu gewährleisten. Eine weitgehende ebene Standfläche ist sowohl zum Verfahren der Höhenzugangsgerät wie auch für den Höhenarbeitsbetrieb erforderlich, bei dem der Armausleger seitlich verdreht, angehoben und – im Falle eines Teleskoparms – auch ausgefahren wird. Geringfügige Neigungen und Unebenheiten in der Standfläche sind zwar möglich. Ein Höhenarbeitsbetrieb im unebenen Gelände, insbesondere an Steilhängen, ist jedoch nicht möglich.
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Um Wartungsarbeiten in der Höhe auch an Masten, Stromleitungen, Seilbahnen und Skiliften, die in schwer zugänglichen Gelände positioniert sind, durchzuführen, ist ein erheblicher Aufwand notwendig: Personen und Material müssen zur Einsatzstelle gebracht werden, ggf. zu Fuß. Der Aufstieg zur Höhenarbeitsstelle muss mit Klettertechnik und entsprechender Personensicherung erfolgen. Teilweise ist der Einsatz von Hubschraubern erforderlich, der neben den Kosten den weiteren Nachteil hat, dass er nur unter bestimmten Wind- und Sichtverhältnissen möglich ist, die gerade im Hochgebirge nur an wenigen Tagen im Jahr gegeben sind.
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Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht somit darin, den Einsatz eines mobilen Höhenzugangsgeräts, wie insbesondere einer Hubarbeitsbühne, im unwegsamen Gelände und im Gebirge zu ermöglichen, um Arbeiten an Um Wartungsarbeiten in der Höhe auch an Masten, Stromleitungen, Seilbahnen und Skiliften und ähnlichem durchführen zu können.
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Diese Aufgabe wird gelöst durch ein Höhenzugangsgerät mit den Merkmalen des Anspruchs 1, das auf einem Schreitbagger-Unterwagen als Chassis aufbaut. Ein Schreitbagger-Unterwagen zeichnet sich durch eine extreme Geländegängigkeit aus, so dass darüber ein Einsatz von Höhenzugangsgeräten wie insbesondere Hubarbeitsbühnen auch in solchen Bereichen möglich wird, die für herkömmliche Arbeitsbühnen bisher unzugänglich waren, beispielweise bei der Wartung von Strommasten oder Seilbahnanlagen im Gebirge.
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Mit anderen Worten liegt das Wesentliche der Erfindung in der Verwendung eines Schreitbagger-Unterwagens als Chassis für ein Höhenzugangsgerät, insbesondere in Form einer Hubarbeitsbühne, welche einen auf dem Chassis drehbar gelagerten Drehturm mit einem elevierbaren Auslegerarm umfasst, der an seinem Ende ein Höhenzugangsmittel wie einen Arbeitskorb aufweist, wobei der als Chassis verwendete Schreitbagger-Unterwagen wenigstens vier Schreitbeine mit je einer Fußeinheit umfasst, an denen jeweils wenigstens ein Rad gelagert ist, wobei jedes Schreitbein horizontal und vertikal schwenkbar an den Schreitbagger-Unterwagen angebunden ist und wobei jede Fußeinheit horizontal und vertikal schwenkbar mit dem jeweiligen Schreitbein verbunden ist.
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Das mobile Höhenzugangsgerät kann zunächst über Straßen und Wege bis in die Nähe des Einsatzortes gefahren werden. Dazu werden die Schreitbeine in eine in Fahrtrichtung ausgerichtete Stellung geschwenkt und alle Räder werden parallel zur Fahrtrichtung ausgerichtet. Am vorgesehen Ankunftsort erfolgt der Übergang vom Transportbetrieb in den Höhenarbeitsbetrieb, in welchem die Schreitbeine als Stützarme genutzt werden.
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Sofern eine ebene Standfläche vorhanden ist, können die Fußeinheiten mit den Rädern so angestellt werden, dass das Schreitbein das Rad nachzieht, wenn es in die vorgesehene abgespreizte Stellung bewegt wird. Sofern dies nicht möglich ist, wird das Schreitbein angehoben und über das Hindernis hinwegbewegt. Sind alle Schreitbeine so positioniert, dass eine gute seitliche Abstützung des Chassis‘ gegeben ist, kann die Elevation des Armauslegers in die Höhenarbeitsstellung erfolgen.
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Anders als bei Schreitbaggern, die oftmals zwei kräftigere und mit größerer Bereifung versehene vordere Schreitbeine haben, also dort, wo der Baggerarm seinen Arbeitsbereich hat, und nach hinten hin nur über kleinere Schreitbeine verfügen, mitunter auch ganz ohne Räder, ist bei dem Höhenarbeitsgerät der Erfindung vorzugsweise vorgesehen, an allen Schreitbeine gleich dimensionierte Räder zu verwenden.
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Die vorderen und hinteren Schreitbeine können dennoch paarweise unterschiedlich ausgebildet sein, wobei insbesondere ein Paar Schreitbeine länger ausgebildet ist als das andere, um die Abstützung im Steilhang zu verbessern.
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Besonders vorteilhaft ist bei dem erfindungsgemäßen mobilen Höhenzugangsgerät eine Betriebsweise, bei der ein nachträgliches Umsetzen eines Schreitbeins mit bereits angehobenem und/oder ausgefahrenem Armausleger möglich ist: Hierzu wird der Drehturm mit dem Armausleger so gedreht, dass der Schwerpunkt des Armauslegers genau auf der von dem umzusetzenden Schreitbein abgewandten Seite positioniert ist und der Drehturm mit Armausleger in dieser Stellung arretiert wird und ein weiterer Benutzereingriff gesperrt wird. Die Standsicherheit ist währenddessen durch die drei verbleibenden Stützen bzw. Schreitbeine gewährleistet, da sich das umzusetzende Schreitbein auf der lastfreien Seite befindet. Sobald es neu positioniert ist und sicheren Bodenkontakt hat, werden Drehturm und Armausleger wieder zur Verstellung freigegeben.
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Vorteilhaft ist weiterhin, wenn die Höhenarbeitsmaschine über sogenannte Bergstützen verfügt. Hierbei handelt es sich um Erdsporne, die jeweils an dem von der Verbindung zum Schreitbein abgewandten Ende der Fußeinheit angeordnet und die sich über den Außenumfang des Rades hinaus nach außen erstrecken. Sie können in die Standfläche eingedrückt werden, um eine sichere Abstützung auch bei rutschigem oder lockerem Untergrund zu gewährleisten. Außerdem kann durch die Benutzung der Bergstützen die für die Standsicherheit relevante Abstützfläche vergrößert werden, wie nachfolgend unter Bezug auf die Zeichnungen erläutert werden wird.
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Die Figuren zeigen jeweils:
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1 ein mobiles Höhenzugangsgerät in einer Arbeitsstellung in seitlicher Ansicht;
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2 das Höhenzugangsgerät in Transportstellung in seitlicher Ansicht;
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3 das Fahrgestell des Höhenzugangsgeräts in einer ersten Abstützstellung in Draufsicht und
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4 das Fahrgestell des Höhenzugangsgeräts in einer zweiten Abstützstellung in Draufsicht.
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1 zeigt ein mobiles Höhenzugangsgerät in Form einer Hubarbeitsbühne 100 in einer von vielen möglichen Arbeitsstellungen in der Seitenansicht. Die Hubarbeitsbühne 100 umfasst als wesentliche Baugruppen:
- – ein Chassis 10,
- – einen Drehturm 20,
- – einen Auslegerarm 30 mit einem endseitig angebrachten Arbeitskorb 50 sowie
- – einen Turmadapter 40 zwischen dem Drehturm 20 und dem Auslegerarm 30.
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Turmadapter 40, Auslegerarm 30 und Arbeitskorb 50 bilden eine sogenannte Höhenzugang-Auslegereinheit, die als Ganzes an dem Chassis 10 mit dem darauf gelagerten Drehturm 20 montierbar ist.
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Das Chassis 10 ist bei dem dargestellten Ausführungsbeispiel als Schreitbagger-Unterwagen ausgebildet. Es besitzt vier unabhängig voneinander in Seitenlage und Höhe einstellbare Schreitbeine 12, 12‘, an denen jeweils ein Rad 11 und eine Bergstütze 13 angebracht ist.
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Die Schreitbeine 12, 12‘ sind sowohl seitlich vom Chassis 10 abspreizbar wie auch in der Neigung in der Senkrechten gegenüber dem Chassis 10 verstellbar, so dass das Chassis 10 nicht nur über die Räder 11 verfahrbar ist, sondern sogar über Hindernisse wie Felsbrocken hinwegsteigen kann. Außerdem erlaubt es die Abstützung an Steilhängen. Die Bergstütze 13 dient der sicheren Abstützung des Chassis 10 in Hanglagen und bei lockerem oder rutschigem Untergrund.
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Auf dem Chassis 10 ist der Drehturm 20 gelagert, der um eine Drehachse 21 drehbar ist. Der Drehturm 20 besitzt eine Bedienerkabine 23 und ein Motorgehäuse 22, in dem auch Hydraulikaggregate, Steuerungseinheiten usw. angeordnet sind. In der Peripherie des Drehturms 20, also deutlich außerhalb der Drehachse 21, ist der Turmadapter 40 an einer Achse 43 mit dem Drehturm 20 verbunden. An einer Achse 44 erfolgt die Verbindung mit dem Auslegerarm 30.
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Die Ausbildung des Auslegerarms 30 mit einem Oberarm 31 und einem Unterarm 32 sowie einem dazwischenliegenden Knickgelenk 33 ist an sich von Hubarbeitsbühnen bekannt. Sowohl Ober- wie Unterarm 31, 32 können mit Teleskopelementen 36 verlängerbar sein. Am Ende des Armauslegers 30 ist an einer Achse 37 ein Arbeitskorb 50 angebunden. Das Anheben des Unterarms 31 erfolgt über einen Hydraulikzylinder 34. Der Winkel zwischen Unter- und Oberarm 31, 32 ist über einen Hydraulikzylinder 38 einstellbar.
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2 zeigt die Transportstellung der Hubarbeitsbühne 100. Alle Schreitbeine 12, 12‘ sind nah an das Chassis 10 herangezogen. Die Bergstützen 13 sind hochgeschwenkt. Der Drehturm 20 ist so in Längsrichtung des Chassis 10 ausgerichtet und gesichert, dass sich der Auslegerarm 30 parallel zur Fahrtrichtung erstreckt. Der Turmadapter 40 liegt auf einem Auflager auf dem Drehturm 20 auf. Der Auslegerarm 30 ist mit seinen beiden Teilen eingeklappt. Alle Teleskopelemente sind eingefahren, so dass der Arbeitskorb 50 so dicht wie möglich zum Drehturm 20 hin positioniert ist. Die bevorzugte Fahrtrichtung bergauf ist mit dem Arbeitskorb 50 voraus, da das in 2 rechte Paar von Schreitbeinen 12‘ etwas länger als das Paar der linken Schreitbeine 12 ist und dadurch die Räder 11 an den Schreitbeinen 12‘ etwas tiefer positionierbar sind. Bei der Bergabfahrt sollte sich die Fahrtrichtung entsprechend umkehren.
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3 zeigt nur den Schreitbaggerunterwagen 10 in Draufsicht, jedoch ohne den Drehturm mit dem Armausleger. Gezeigt ist in 3 eine abgestützte Stellung, eine sogenannte Höhenarbeitsstellung. Alle Schreitbeine 12 sind um die vertikalen Achsen 15, über die sie mit dem Chassis 10 verbunden sind, seitlich nach außen abgespreizt positioniert und nehmen einen Winkel von etwa 30° bis 60°, insbesondere 45°, zur Fahrzeuglängsachse 1 ein.
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Die Fußeinheiten 14 sind jeweils schräg zu den Schreitbeinen 12, 12‘ aber sämtlich parallel zur Fahrzeuglängsachse 1 ausgerichtet. Dadurch ist es möglich, die Höhenarbeitsmaschine 100 in der abgestützten Stellung zu verfahren, sofern es die Bodenverhältnisse erlauben. Neben der Ausrichtung der Räder parallel zur Fahrzeuglängsachse 1 können die Räder zum Verfahren auch eine andere Stellung einnehmen, sofern sie sämtlich parallel zueinander ausgerichtet sind und dadurch eine von der Fahrzeuglängsachse 1 abweichende Fahrtrichtung vorgeben.
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Die unterschiedliche Ausrichtung der Fußeinheiten 14 gegenüber der Erstreckung der Schreitbeine 12, 12‘ ist jeweils durch die Gelenkverbindung 17 dazwischen möglich. In der Nähe der vertikalen Achsen 15, 17 besitzen zumindest die längeren, in 3 unteren Schreitbeine 12‘ je eine horizontale Achse 12.1, 12.2. Dadurch können die Schreitbeine 12‘ nach unten gedrückt werden, um das Chassis 11 in Waage zu halten. Bevorzugt sind alle vier Schreitbeine 12, 12‘ sowohl über vertikale wie auch horizontale Achsen mit dem Chassis 10 und der jeweiligen Fußeinheit 14 verbunden und verfügen über hier nicht dargestellte Verstellelemente wie Hydraulikzylinder, mittels derer die gewünschten Stellungen eingenommen und gehalten werden können. Die Räder 11 sind bevorzugt einzeln über Hydromotoren angetrieben.
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Über die Aufstandspunkte der Räder 11 auf dem Untergrund ergibt sich eine trapezförmige Abstützfläche 2.
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Durch Aufsetzen der Bergstützen 13 auf den Boden verändern sich die Stützweiten, da die Bergstützen in Längsrichtung 1 einerseits weiter nach außen greifen, jedoch andererseits seitlich weiter innen positioniert sind. Dadurch ergibt sich eine neue Abstützfläche 3.
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Die in 3 ebenfalls eingezeichnete vergrößerte Abstützfläche 3‘ ergibt sich aus der in 4 gezeigten zweiten Höhenarbeitsstellung. Hierin sind alle Schreitbeine 12, 12‘ wiederum in einem Winkel von etwa 45° zur Fahrzeuglängsachse 1 ausgerichtet, jedoch sind die Fußeinheiten 14 mit den Rädern 11 und den Bergstützen 13 jeweils parallel zu den Schreitbeinen 12, 12‘ ausgerichtet. Die Abstützung allein über die Räder 11 führt bei dieser Konfiguration des Unterwagens zur einer Abstützfläche 2‘. Durch den zusätzlichen Einsatz der Bergstützen 13 wird die deutlich größere Abstützfläche 3‘ erreicht, die das Maximum der Abstützung für das mobile Höhenzugangsgerät 100 darstellt.