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Die vorliegende Erfindung betrifft eine Kompositanode, eine Lithiumionenbatterie umfassend die Kompositanode und ein Verfahren zur Herstellung der Kompositanode.
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In der folgenden Beschreibung werden die Begriffe "Lithiumionen-Batterie", "wiederaufladbare Lithiumionen-Batterie" und "Lithiumionen-Sekundärbatterie" synonym verwendet. Die Begriffe schließen auch die Begriffe "Lithium-Batterie", "Lithium-Ionen-Akkumulator" und "Lithium-Ionen-Zelle" sowie alle Lithium bzw. Legierungs-Batterien, insbesondere auch Lithium-Schwefel, Lithium-Luft bzw. Legierungssysteme, ein. Somit wird der Begriff "Lithiumionen-Batterie" als Sammelbegriff für die im Stand der Technik gebräuchlichen vorgenannten Begriffe verwendet. Er bedeutet sowohl wiederaufladbare Batterien (Sekundärbatterien) wie auch nicht-aufladbare Batterien (Primärbatterien). Insbesondere umfasst eine "Batterie" im Sinne der vorliegenden Erfindung auch eine einzelne oder einzige "elektrochemische Zelle".
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In verallgemeineter Form läßt sich die Wirkungsweise einer Lithium-Ionen-Batterie wie folgt angeben: die elektrische Energie wird in Lithium-Ionen (an der negativen Elektrode) und (zumeist) Übergangsmetall-Oxiden (an der positiven Elektrode) in einem chemischen Prozess mit Stoffänderung gespeichert. Dabei können Lithium-Ionen in ionisierter Form (Li+) durch den als Lithium-Leitsalz meistens Lithiumhexafluorophosphat (LiPF6) enthaltenden Elektrolyten zwischen den beiden Elektroden hin- und herwandern. Im Gegensatz zu den Lithium-Ionen sind die an der Kathode vorhandenen Übergangsmetall-Ionen ortsfest.
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Dieser Lithium-Ionen-Fluss ist zum Ausgleich des externen Stromflusses beim Laden und Entladen nötig, damit die Elektroden selbst elektrisch neutral bleiben. Beim Entladen geben die quasi Lithium-Atome (bzw. das diese umfassende negative Aktivmaterial) an der negativen Elektrode jeweils ein Elektron ab, welches über den externen Stromkreis (Verbraucher) zur positiven Elektrode fließt. Gleichzeitig wandern gleich viele Lithium-Ionen durch den Elektrolyten von der negativen zur positiven Elektrode. An der positiven Elektrode nehmen aber nicht die Lithium-Ionen das Elektron wieder auf, sondern die dort vorhandenen Übergangsmetall-Ionen. Je nach Batterietyp können das Kobalt-, Nickel-, Mangan-, Eisen-Ionen usw. sein. Das Lithium liegt im entladenen Zustand der Zelle an der positiven Elektrode somit weiterhin in Ionen-Form (Li+) vor.
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Lithiumionenionenbatterien sind gasdicht verschlossen, so dass im regulären Betrieb keine Inhaltstoffe aus- bzw. eintreten können. Wird das Gehäuse mechanisch beschädigt, was beispielsweise bei einem Unfall eines elektrischen Kraftfahrzeugs passieren kann, so können Inhaltsstoffe dampf-, gasförmig oder in flüssiger Form austreten. Gasförmig treten hauptsächlich verdampfter Elektrolyt (Explosionsgefahr) und Zersetzungsprodukte des Elektrolyten wie Methan, Ethan, Wasserstoff, Propan und Butan und Aldehyde aus. Als Flüssigkeit kann der aus Lösungsmittel und Leitsalz bestehende Flüssigelektrolyt austreten. Die Lösungsmittel sind brennbar und toxisch. Das Leitsalz LiPF6 bildet in Verbindung mit Feuchtigkeit Fluorwasserstoff (HF). Diese ist hoch giftig und reizt die Atemwege.
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Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, die eine Lithiumionenbatterie mit erhöhter Sicherheit bereitzustellen.
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Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß in einem ersten Aspekt durch eine Kompositanode nach Anspruch 1, in einem zweiten Aspekt durch eine Lithiumionenbatterie nach Anspruch 12 und in einem dritten Aspekt durch ein Verfahren zur Herstellung der Kompositanode nach Anspruch 13 gelöst. Bevorzugte Ausführungsformen werden in den abhängigen Ansprüchen dargestellt.
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Für alle erfindungsgemäßen Aspekte gelten, soweit anwendbar, die folgenden Definitionen.
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Lithiumionenbatterie
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Der Begriff "Lithiumionenbatterie" hat erfindungsgemäß die in der Einleitung definierte Bedeutung. Insbesondere schließt der Begriff erfindungsgemäß auch eine einzelne oder einzige "elektrochemische Zelle" ein. Vorzugsweise sind in einer "Batterie" zwei oder mehr solcher elektrochemischer Zellen zusammengeschaltet, entweder in Reihe (also hintereinander) oder parallel.
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Elektroden
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Die erfindungsgemäße elektrochemische Zelle weist mindestens zwei Elektroden auf, d.h. eine positive (Kathode) und eine negative Elektrode (Anode).
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Dabei weisen beide Elektroden jeweils mindestens ein aktives Material auf. Dieses ist in der Lage Lithiumionen aufzunehmen oder abzugeben und gleichzeitig Elektronen aufzunehmen bzw. abzugeben.
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Der Begriff "positive Elektrode" bedeutet die Elektrode, die bei Anschluss der Batterie an einen Verbraucher, beispielsweise an einen Elektromotor, in der Lage ist, Elektronen aufzunehmen. Sie stellt in dieser Nomenklatur die Kathode dar.
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Der Begriff "negative Elektrode" bedeutet die Elektrode, die bei Betrieb in der Lage ist, Elektronen abzugeben. Sie stellt in dieser Nomenklatur die Anode dar.
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Die Elektroden weisen anorganisches Material oder anorganische Verbindungen oder Substanzen auf, die für oder in oder auf einer Elektrode oder als Elektrode verwendet werden können. Diese Verbindungen oder Substanzen können unter den Arbeitsbedingungen der Lithiumionenbatterie auf Grund ihrer chemischen Beschaffenheit Lithiumionen oder metallisches Lithium aufnehmen (interkalieren) und auch wieder abgeben. In der vorliegenden Beschreibung wird ein derartiges Material als "aktives Kathodenmaterial" bzw. "aktives Anodenmaterial" oder allgemein „Aktivmaterial“ oder „aktives Elektrodenmaterial“ bezeichnet. Dieses Aktivmaterial wird für die Anwendung in einer elektrochemischen Zelle bzw. Batterie vorzugsweise auf einen Träger aufgebracht, vorzugsweise auf einen metallischen Träger, vorzugsweise Aluminium für die Kathode bzw. Kupfer für die Anode. Dieser Träger wird auch als "Ableiter" oder auch als "Kollektor" bzw. Kollektorfolie bezeichnet.
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Kathode (positive Elektrode)
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Als Aktivmaterial für die positive Elektrode bzw. aktives Kathodenmaterial können alle aus dem diesbezüglichen Stand der Technik bekannten Materialien eingesetzt werden. Darunter fallen z.B. LiCoO2, NCM, NCA, Hochenergie-NCM (HE-NCM) (Englisch: „High-Energy NCM“), Lithium-Eisenphosphat oder Li-Mangan-Spinell (LiMn2O4). Es besteht also im Hinblick auf die positive Elektrode im Sinne der vorliegenden Erfindung keine Beschränkung.
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In einer bevorzugten Ausführungsform können als aktives Kathodenmaterial ein Material verwendet werden, das aus einer Gruppe ausgewählt ist, die aus einem Lithium-Übergangs-Metalloxid (im Folgenden auch als „Lithium-Metalloxid“ bezeichnet), geschichteten Oxiden, Spinellen, Olivinverbindungen, Silicatverbindungen, und Mischungen davon besteht. Solche aktiven Kathodenmaterialien werden beispielsweise in
Bo Xu et al. „Recent progress in cathode materials research for advanced lithium ion batteries", Materials Science and Engineering R 73 (2012) 51–65 beschrieben. Ein weiteres bevorzugtes Kathodenmaterial ist HE-NCM. Geschichtete Oxide und HE-NCM werden auch in den Patentschriften
US 6,677,082 B2 ,
US 6,680,143 B2 und
US 7,205,072 B2 des Argonne National Labaratory beschrieben. Beispiele für Olivinverbindungen sind Lithiumphosphate der Summenformel LiXPO
4 mit X = Mn, Fe, Co oder Ni, oder Kombinationen hiervon.
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Beispiele für Lithium-Übergangsmetalloxid, Spinellverbindungen und geschichtete Übergangsmetalloxide sind Lithiummanganat, vorzugsweise LiMn2O4, Lithiumkobaltat, vorzugsweise LiCoO2, Lithiumnickelat, vorzugsweise LiNiO2, oder Mischungen aus zwei oder mehreren dieser Oxide, oder deren gemischte Oxide.
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Das Aktivmaterial kann auch Mischungen aus zwei oder mehreren der genannten Substanzen enthalten.
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Zur Erhöhung der elektrischen Leitfähigkeit können im Aktivmaterial weitere Verbindungen vorhanden sein, vorzugsweise Kohlenstoff-haltige Verbindungen, oder Kohlenstoff, vorzugsweise in Form von Leitruß oder Graphit. Der Kohlenstoff kann auch in Form von Kohlenstoff-Nanotubes oder Graphen eingebracht werden. Derartige Zusätze werden vorzugsweise in einer Menge von 0,1 bis 6 Gew.-%, vorzugsweise 1 bis 3 Gew.-% bezogen auf die auf den Träger aufgebrachten Masse (ohne Lösungamittel) der positiven Elektrode aufgebracht.
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Anode (negative Elektrode)
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Als Aktivmaterial für die negative Elektrode bzw. aktives Anodenmaterial können alle aus dem diesbezüglichen Stand der Technik bekannten Materialien eingesetzt werden. Es besteht also im Hinblick auf die negative Elektrode im Sinne der vorliegenden Erfindung keine Beschränkung.
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Das aktive Anodenmaterial kann aus der Gruppe ausgewählt sein, die aus Lithium-Metalloxiden, wie etwa Lithium-Titan-Oxid, Metalloxide (z.B. Fe2O3, ZnO, ZnFe2O4), kohlenstoffhaltige Materialien, wie etwa Graphit, (synthetischer Graphit, Naturgraphit) Graphen, Mesokohlenstoff, dotierter Kohlenstoff, Hardcarbon, Softcarbon, Fullerene, Mischungen aus Silicium und Kohlenstoff, Silicium, Zinn, metallisches Lithium und mit Lithium legierbare Materialien, und Mischungen davon besteht. Als Elektrodenmaterial für die negative Elektrode können auch Niobpentoxid, Zinnlegierungen, Titandioxid, Zinndioxid, Silicium eingesetzt werden.
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Es ist auch möglich, für das aktive Anodenmaterial ein mit Lithium legierbares Material zu verwenden. Dieses kann metallisches Lithium, eine Lithiumlegierung oder eine nicht-lithiierte oder teilweise lithierte Vorstufe hierzu sein, woraus bei der Formation eine Lithiumlegierung entsteht. Bevorzugte mit Lithium legierbare Materialien sind Lithiumlegierungen, die aus der Gruppe ausgewählt sind, die aus Silicium-basierten, Zinn-basierten und Antimon-basierten Legierungen besteht. Solche Legierungen werden beispielsweise in dem Übersichtsartikel W.-J. Zhang, Journal of Power Sources 196 (2011) 13–24 beschrieben.
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Elektroden-Bindemittel
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Die für die positive oder für die negative Elektrode verwendeten Materialien wie beispielsweise die Aktivmaterialien, werden durch ein oder mehrere Bindemittel, das oder welche diese Materialien auf der Elektrode bzw. auf dem Ableiter halten, zusammengehalten.
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Das bzw. die Bindemittel kann bzw. können aus der Gruppe ausgewählt sein, die aus Polyvinylidenfluorid (PVdF), Polyvinylidenfluorid-Hexa-Fluoro-Propylen-Co-Polymer (PVdF-HFP) Polyethylenoxid (PEO), Polytetrafluorethylen, Polyacrylat, Styrol-Butadien-Kautschuk, und Carboxymethylcellulose (CMC) und Mischungen und Copolymere davon besteht. Der Styrol-Butadien-Kautschuk und gegebenenfalls die Carboxymethylcellulose und/oder die weiteren Bindemittel, wie PVdF, liegen vorzugsweise in einer Menge von 0,5–8 Gew.-% vor bezogen auf die Gesamtmenge des in der positiven oder negative Elektrode verwendeten Aktivmaterials vor.
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Separator
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Die erfindungsgemäße elektrochemischen Zelle weist ein Material auf, das die positive Elektrode und die negative Elektrode voneinander trennt. Dieses Material ist für Lithiumionen durchlässig, leitet also Lithiumionen, ist aber für Elektronen ein Nichtleiter. Derartige in Lithiumionen-Batterien verwendete Materialien werden auch als Separatoren bezeichnet.
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In einer bevorzugten Ausführungsform im Sinne der vorliegenden Erfindung werden als Separatoren Polymere eingesetzt. In einer Ausführungsform sind die Polymere ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus: Polyester, vorzugsweise Polyethylenterephthalat; Polyolefin, vorzugsweise Polyethylen, Polypropylen; Polyacrylnitril; Polyvinylidenfluorid; Polyvinyliden-hexafluoropropylen.; Polyetherimid; Polyimid, Polyamid, Polyether; Polyetherketon oder Mischungen davon. Der Separator weist Porosität auf, so dass er für Lithiumionen durchlässig ist. ln einer bevorzugten Ausführungsform im Sinne der vorliegenden Erfindung besteht der Separator mindestens aus einem Polymer.
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Elektrolyt
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Der Begriff„Elektrolyt" bedeutet vorzugsweise eine Flüssigkeit, in der ein Lithium-Leitsalz gelöst ist. Vorzugsweise ist die Flüssigkeit ein Lösungsmittel für das Leitsalz. Vorzugsweise liegt das Li-Leitsalz dann in dissoziierter Form vor.
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Geeignete Lösungsmittel sind vorzugsweise chemisch und elektrochemisch inert. Geeignete Lösungsmittel sind vorzugsweise organische Lösungsmittel wie z. B. Ethylencarbonat, Propylencarbonat, Butylencarbonat, Dimethylcarbonat, Diethylcarbonat, Ethylmethylcarbonat, Sulfolane, 2-Methyltetrahydrofuran und 1,3-Dioxolan. Bevorzugt werden organische Carbonate eingesetzt.
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In einer Ausführungsform können als Lösungsmittel auch ionische Flüssigkeiten verwendet werden. Solche "ionischen Flüssigkeiten" enthalten ausschließlich Ionen. Bevorzugte Kationen, die insbesondere alkyliert sein können, sind Imidazolium-, Pyridinium-, Pyrrolidinium-, Guanidinium-, Uronium-, Thiuronium-, Piperidinium-, Morpholinium-, Sulfonium-, Ammonium- und Phosphonium-Kationen. Beispiele für verwendbare Anionen sind Halogenid-, Tetrafluoroborat-, Trifluoracetat-, Triflat-, Hexafluorophosphat-, Phosphinat- und Tosylat-Anionen.
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Als beispielhafte ionische Flüssigkeiten seien genannt: N-Methyl-N-propyl-piperidinium-bis(trifluormethylsulfonyl)imid, N-Methyl-N-butyl-pyrrolidinium-bis (tri-fluormethylsulfonyl)imid, N-Butyl-N-trimethyl-ammonium-bis(trifluormethylsulfonyl)imid, Triethylsulfonium-bis(trifluormethylsulfonyl)imid und N,N-Diethyl-N-methyl-N-(2-methoxyethyl)-ammonium-bis(trifluormethylsulfonyl)-imid.
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Bevorzugt werden zwei oder mehrere der oben genannten Flüssigkeiten verwendet. Bevorzugte Leitsalze sind Lithiumsalze, welche inerte Anionen aufweisen und welche vorzugsweise nicht-toxisch sind. Geeignete Lithiumsalze sind vorzugsweise Lithiumhexafluorophosphat (LiPF6), oder Lithiumtetrafluoroborat(LiBF4) und Mischungen aus einem oder mehreren dieser Salze. In einer Ausführungsform ist der Separator dabei mit dem Lithiumsalz-Elektrolyt getränkt bzw. benetzt.
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Im Folgenden werden die verschiedenen Aspekte der vorliegenden Erfindung genauer dargestellt.
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In einem ersten erfindungsgemäßen Aspekt ist die Erfindung auf eine Kompositanode gerichtet.
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Die erfindungsgemäße Kompositanode umfasst Ableiter, aktives Anodenmaterial, Bindemittel, festen anorganischen Lithium-Ionenleiter und Flüssigelektrolyt, wobei der feste anorganische Lithium-Ionenleiter in der Kompositanode in einem höheren Volumen- und Gewichtsanteil als der Flüssigelektrolyt vorhanden ist. Die Beschichtung des Ableiters aus aktives Anodenmaterial, Bindemittel, festen anorganischen Lithium-Ionenleiter und Flüssigelektrolyt ist vorzugsweise porös und vorzugsweise homogen.
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Erfindungsgemäß umfassen feste anorganische Lithium-Ionenleiter kristalline, Komposit- und amorphe anorganische feste Lithiumionenleiter. Kristalline Lithium-Ionenleiter umfassen insbesondere Perowskit-Typ Lithium-Lanthan Titanate NASICON-Typ, LiSICON- und Thio-lisicon-Typ Li-Ionen-Leiter, sowie Granat-Typ Li-Ionen-leitende Oxide. Die Komposit-Lithium-Ionenleiter umfassen insbesondere Materialien, die Oxide und mesoporöse Oxide enthalten. Solche festen anorganischen Lithium-Ionenleiter werden beispielsweise in dem Übersichtsartikel von
Philippe Knauth „Inorganic solid Li ion conductors: An overview", Solid State Ionics, Volume 180, Issues 14–16, 25 June 2009, Pages 911–916 beschrieben. Erfindungsgemäß sind auch alle festen Lithium-Ionenleiter umfasst, die in
Cao C, Li Z-B, Wang X-L, Zhao X-B and Han W-Q (2014) „Recent advances in inorganic solid electrolytes for lithium batteries", Front. Energy Res., 2:25 beschrieben werden. Insbesondere sind auch die in
EP1723080 B1 beschriebenen Granate erfindungsgemäß umfasst.
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Die erfindungsgemäße Kompositanode weist somit einen Zusammensetzung auf, worin überwiegend ein fester anorganischer Lithium-Ionenleiter als anorganischer Festkörperelektrolyt eingesetzt ist. Als Hilfselektrolyt ist zudem ein Flüssigelektrolyt in einem geringeren Gewichts- und Volumenanteil vorhanden.
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Die Erfinder haben erkannt, dass mit Hilfe der erfindungsgemäßen Kompositanode die Menge an Flüssigelektrolyt in der Kompositanode verringert werden kann. Hierdurch ist es möglich in einer die Kompositanode umfassenden Lithiumionenbatterie die Gesamtmenge an Flüssigelektrolyt signifikant zu verringern. Auf diese Weise kann sowohl die Menge an Lösungsmitteln als auch die Menge an Leitsalz, insbesondere LiPF6, herabgesetzt werden, so dass sowohl die Gefahr einer Entzündung von austretenden Flüssigkeiten oder Gasen als auch die Gesundheitsgefährdung durch das Entstehen von Fluorwasserstoff (HF) bei Reaktion von LiPF6 mit Feuchtigkeit verringert werden kann.
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In einer bevorzugten erfindungsgemäßen Ausführungsform weist die Kompositanode miteinander verbundene Poren auf, die festen anorganischen Lithium-Ionenleiter und Flüssigelektrolyt umfassen. Indem der feste anorganische Lithiumionenleiter und der Flüssigelektrolyt in miteinander verbundenen Poren angeordnet werden, kann der Übergangswiderstand zwischen den Teilchen des festen anorganischen Lithiumionenleiters herabgesetzt werden.
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In einer bevorzugten erfindungsgemäßen Ausführungsform besitzt die Kompositanode bezogen auf das Volumen ohne Flüssigelektrolyt eine Porosität von 10 bis 25% und die Porosität ist mit dem Flüssiglelekrolyt zu mehr als 90%, weiter bevorzugt zu mehr als 95%, insbesondere bevorzugt vollständig ausgefüllt. Durch ein möglichst vollständiges Ausfüllen der Porosität mit Flüssigelektrolyt kann der Übergangswiderstand zwischen den Teilchen des festen anorganischen Lithium-Ionenleiters verbessert werden.
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In einer bevorzugten erfindungsgemäßen Ausführungsform bestehen das aktive Anodenmaterial und der feste anorganische Lithium-Ionenleiter jeweils aus Teilchen bzw. Sekundärteilchen, soweit vorhanden, und die Teilchen des aktiven Anodenmaterials besitzen eine größere mittlere Korngröße d50, vorzugsweise eine 5 bis 1000-fach größere Korngröße d50, weiter bevorzugt 10 bis 100-fach größere Korngröße d50, als die Teilchen des festen anorganischen Lithium-Ionenleiters. Die Messwerte werden hierbei durch Elektronenabtastmikroskopie (englisch: Scanning electron microscopy (SEM)) bestimmt. Ein solches Messverfahren wird beispielsweise in
US 5872358 A beschrieben. Durch Verwendung von Teilchen bzw. Sekundärteilchen des festen anorganischen Lithium-Ionenleiters, die eine größere Korngröße d50 als diejenige des festen anorganischen Lithium-Ionenleiters besitzen, kann die volumenbezogene Energiedichte der Kompositanode erhöht werden.
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In einer bevorzugten Ausführungsform besteht das aktive Anodenmaterial aus Sekundärteilchen und die Korngröße d50 der Sekundärteilchen beträgt mehr als 3 µm bis 75 µm, vorzugsweise 5 µm bis 35 µm. Die Messwerte werden, wie vorstehend beschrieben, bestimmt.
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In einer bevorzugten Ausführungsform besteht der feste anorganische Lithium-Ionenleiter aus Teilchen und beträgt die Korngröße d50 der Teilchen mehr als 0,05 µm bis 5 µm, vorzugsweise 0,1 µm bis 2 µm. Die Messwerte werden, wie vorstehend beschrieben, bestimmt.
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In einer bevorzugten Ausführungsform ist der feste anorganische Lithium-Ionenleiter in Bezug auf das aktive Anodenmaterial zu 10 bis 50 Gew.%, vorzugsweise 20 bis 40 Gew.%, in der Kompositanode vorhanden.
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In einer bevorzugten Ausführungsform ist das aktive Anodenmaterial aus einer Gruppe ausgewählt, die aus synthetischem Graphit, Naturgraphit, Kohlenstoff, Lithiumtitanat und Mischungen hiervon besteht.
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In einer bevorzugten Ausführungsform besitzt der feste anorganische Lithium-Ionenleiter eine Lithiumionen-Leitfähigkeit von mindestens 10–5 S/cm bei Raumtemperatur (20°C). Die Messwerte werden hierbei nach dem GITT (englisch: galvanostatic intermittent titration technique), wie es beispielsweise in W. Weppner and R. A. Huggins, J. Electrochem. Soc., 124 1569–1578 (1977) beschrieben ist, bestimmt.
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In einer bevorzugten Ausführungsform ist der feste anorganische Lithium-Ionenleiter aus einer Gruppe ausgewählt, die aus Perovskit, Glasbildner, Granat und Mischungen hiervon besteht. Insbesondere bevorzugt sind die
EP1723080 B1 beschriebenen Granate (auf Englisch: „garnet“), da sie im 3–5 V Potentialbereich der Kathode (positive Elektrode) chemisch und elektrochemisch besonders stabil sind.
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In einer bevorzugten Ausführungsform ist das Bindemittel aus der Gruppe ausgewählt, die aus Polyvinylidenfluorid, Copolymer aus Polyvinylidenfluorid und Hexafluorpropylen, Copolymer aus Styrol und Butadien, Cellulose, Cellulosederivate und Mischungen davon besteht.
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In einer bevorzugten Ausführungsform umfasst der Flüssigelektrolyt organische Carbonate und ein Leitsalz, vorzugsweise LiPF6 oder LiBF4.
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Die Dicke der Kompositelektrode beträgt im allgemeinen 5 µm bis 250 µm, vorzugsweise 20 µm bis 100 µm. Die Messwerte werden hierbei durch optische Methoden, wie in
US 4008523 A angegeben, bestimmt.
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In einem zweiten erfindungsgemäßen Aspekt betrifft die vorliegende Erfindung eine Lithiumionenbatterie umfassend Elektroden, Seperator und Elektrolyt, wobei eine der Elektroden eine Kompositanode nach dem ersten erfindungsgemäßen Aspekt ist.
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In einem dritten erfindungsgemäßen Aspekt betrifft die vorliegende Erfindung ein Verfahren zur Herstellung der erfindungsgemäßen Kompositanode. Das Verfahren umfasst folgende Schritte:
- – Vermengen von mindestens aktivem Anodenmaterial, in einem Lösungsmittel gelöstem Bindemittel, anorganischem Ionenleiter und vorzugsweise einem elektrischen Leitadditiv zu einer homogenen Aufschlämmung
- – Auftragen der Aufschlämmung auf einen Ableiter
- – Abziehen des Lösungsmittels unter vermindertem Druck und/oder erhöhter Temperatur, wobei sich in der Aufschlämmung eine Porosität ausbildet
- – Einstellen der Porosität durch Kalandrieren
- – Auffüllen der freien Porosität der Kompositanode mit einem Flüssigelektrolyten. Dies kann durch Tränkung, gegebenenfalls unterstützt durch Vakuum und/oder Temperung, durchgeführt werden.
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Die erfindungsgemäße Lithiumionenbatterie ist sowohl für stationäre als auch mobile Anwendungen geignet. Aufgrund der Verringerung der Menge an Flüssigelektrolyten verbunden mit der geringeren Gefährdung für Insassen ist die erfindungsgemäße Lithiumionenbatterie insbesondere für Anwendungen in einem Kraftfahrzeug geeignet. Nachfolgend wird die Erfindung anhand von Beispielen beschrieben.
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Ausführungsbeispiele Anode:
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Referenz-Anode:
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In 90 ml demineralisierten Wasser werden 1,0 g Cellulose-Binder (Fa. Wollf Cellulose) bei Raumtemperatur gelöst. Anschließend werden mit einer Dissolverscheibe 1,0 g Leitruß (Super C65, Fa. Timcal) eingetragen. Anschließend werden 96,0 g synthetischer Graphit (MAG D20; Fa. Hitachi) eindispergiert und abschliessend 2,0 g SBR-Binder (Fa. ZEON, Japan)zugegeben. Es entsteht eine homogene Suspension, die mit einem halbautomatischen Filmziehgerät auf eine Kupfer-Trägerfolie (Fa. Schlenk, 10 µm Walz-Kupfer-Folie). Nach Abziehen des Wassers resultiert ein zusammengesetzter Anodenfilm. Nach Kalandrierung (Verpreßen) des Anodenfilms resultiert eine Porosität von 34% (bezogen auf Volumen) entsprechend einer Dicke der Anode (ohne Kollektor) von 50 µm.
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Erfindungsgemäße Anode:
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In 90 ml demineralisierten Wasser werden 1,0 g Cellulose-Binder (Fa. Wolff Cellulose) bei Raumtemperatur gelöst. Anschließend werden mit einer Dissolverscheibe 1,0 g Leitruß (Super C65, Fa. Timcal) eingetragen. Anschließend werden 64,0 g LLZ-Granat (mittlerer Korndurchmesser 1µm) und 96,0 g synthetischer Graphit (MAG D20; Fa. Hitachi)eindispergiert und abschliessend 2,0 g SBR-Binder (Fa. ZEON, Japan) zugegeben. Es entsteht eine homogene Suspension, die mit einem halbautomatischen Filmziehgerät auf eine Kupfer-Trägerfolie (Fa. Schlenk, 10µm Walz-Kupfer-Folie). Nach Abziehen des Wassers resultiert ein Komposit-Anodenfilm. Nach Kalandrierung (Verpreßen) des erfindungsgemäßen Anodenfilms mit keramischen Li-Ionen-Leiter resultiert eine Porosität von 16% (bezogen auf Volumen) entsprechend einer Dicke der Anode (ohne Kollektor) von 50 µm.
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Ausführungsbeispiele Zelle
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Für den weiteren Zellbau wird eine Kathode mit Flächengewicht 14,0 mg/cm2 verwendet (4,5 g PVdF (Fa. Solvay), 4,5 % Super C65, 91 % Lithium-Nickel-Cobalt-Mangan-Oxid (NCM111; Fa. BASF)), die auf eine 15 µm Aluminium-Folie (Fa. Hydro-Aluminium) beschichtet wurde. Als Separator wird ein 25µm dicker Polyolefin-Separator mit der Sequenz PP/PE/PP verwendet. Als Flüssigelektrolyt wird eine 1,1 M Lösung von LiPF6 in EC:DEC (3:7 v/v) verwendet, die in das freie Volumen (Poren) der Anode, der Kathode und des Separators dringt. Aus den jeweiligen Elektroden/Separator-Ensembles wird eine Li-Ionen-Zelle mit 2,0 Ah nominaler Kapazität in gestapelten Design gebaut.
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Es werden jeweils 20 Referenz-Zellen mit Referenz-Anode und 20 erfindungsgemäße Zellen mit erfindungsgemäßer Anode verbaut.
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Ergebnisse Langzeitzyklisierung
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Bei der RT-Langzeitzyklisierung (Spannungsbereich 2,8 V bis 4,2 V (1C, CCCV Ladung, 1C CC Entladung) wird identisches Verhalten bei einem Los von 5 Referenz- und erfindungsgemäßen Zellen beobachtet:
nach 500 Zyklen werden 80% der Initialen Kapazität (2 Ah) erreicht.
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Sicherheitstests
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Es werden jeweils 10 Zellen (Referenz und Erfindungsgemäße) einem sogenannten Nageltest nach Sandia („penetration test", SANDIA REPORT, SAND2005-3123, Unlimited Release Printed August 2006 auf Seite 18f; s. http://prod.sandia.gov/techlib/access-control.cgi/2005/053123.pdf) im vollgeladenen Zustand (4,2V) unterworfen. Die Zellen werden dabei mit einem 3 mm dicken Nagel durchstossen.
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Die Ergebnisse des Tests wurden anhand der „EUCAR Hazard Levels“ in Tabelle 2 auf Seite 15f. des Sandia Reports bewertet. Safety Level 3 bedeutet ein Austritt von weniger als 50 Gew.-% Flüssigelektrolyt ohne Entflammen oder Explosion. Safety Level 4 entspricht dem vorherigen Safety Level aber es kommt zu einem Austritt von mehr als 50 Gew.-% Flüssigelektrolyt. Bei Safety Level 5 kommt es zudem zu einem Entflammen der Zellen. Tabelle 1: Ergebnisse der Sicherheitstests
Zell-Type | Beobachtete Zellen des Safety Levels 3 | Beobachtete Zellen des Safety Levels 4 | Beobachtete Zellen des Safety Levels 5 |
Referenz-Zelle | 0 | 9 | 1 |
Erfindungsgemäße Zelle | 10 | 0 | 0 |
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Ergebnis: die erfindungsgemäßen Zellen zeigen besseres Sicherheitsverhalten.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- US 6677082 B2 [0016]
- US 6680143 B2 [0016]
- US 7205072 B2 [0016]
- EP 1723080 B1 [0035, 0046]
- US 5872358 A [0040]
- US 4008523 A [0049]
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Zitierte Nicht-Patentliteratur
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- Bo Xu et al. „Recent progress in cathode materials research for advanced lithium ion batteries“, Materials Science and Engineering R 73 (2012) 51–65 [0016]
- W.-J. Zhang, Journal of Power Sources 196 (2011) 13–24 [0022]
- Philippe Knauth „Inorganic solid Li ion conductors: An overview“, Solid State Ionics, Volume 180, Issues 14–16, 25 June 2009, Pages 911–916 [0035]
- Cao C, Li Z-B, Wang X-L, Zhao X-B and Han W-Q (2014) „Recent advances in inorganic solid electrolytes for lithium batteries“, Front. Energy Res., 2:25 [0035]
- W. Weppner and R. A. Huggins, J. Electrochem. Soc., 124 1569–1578 (1977) [0045]
- Sandia („penetration test“, SANDIA REPORT, SAND2005-3123, Unlimited Release Printed August 2006 auf Seite 18f; s. http://prod.sandia.gov/techlib/access-control.cgi/2005/053123.pdf) [0058]