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Die Erfindung betrifft ein Sicherheitsgurt für Personen gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
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Beim Klettersport wie auch bei Arbeitseinsätzen in exponierten Lagen z. B. bei der Baumpflege ist die Sicherung von Personen zwingend erforderlich. Hierfür werden entsprechende Sicherheitsgurte eingesetzt. Diese Sicherheitsgurte weisen in der Regel einen Hüftgurt auf, der mit einem Beingurt bestehend aus zwei Beinschlaufen verbunden ist. Der Anschlagpunkt für das Sicherungsseil liegt dabei entweder relativ körpernah wie beim Sicherheitsgurten oder aber etwas mehr körperfern wie bei der Baumklettergurten.
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Ein entscheidendes Kriterium für den Anwender ist dabei der Tragekomfort des Sicherheitsgurtes.
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Bei herkömmlichen Sicherheitsgurten sind die Beinschlaufen quasi zylinderförmig ausgebildet mit relativ ebenen Innenflächen. Bei einer Belastung einer derartigen Beinschlaufe kann es zu Einschnürungen im Bereich der Oberschenkel kommen. Einschnürungen sind insbesondere bei längeren Anwendungen extrem störend, da sie die Durchblutung unterbrechen und Schmerzen verursachen können.
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Eine Beinschlaufe für einen Sicherheitsgurt ist in dem Dokument
DE202007009852 näher beschrieben.
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Aus der
DE602004002053 ist ein Sicherheitsgurt bekannt, der eine Beinschlaufe aufweist, die die oben genannten Nachteile aufweist. Am Rand der Beinschlaufe sind Bänder vorgesehen, die als Verstärkung dienen. Diese beiden randseitigen Bänder nehmen vorwiegend die Kräfte bei einer Belastung auf. Dies bedeutet auch, dass nur dieser Teil der Beinschlaufe am Körper anliegen kann. Der gesamte Abschnitt der Beinschlaufe zwischen diesen Bändern nimmt nur einen relativ kleinen Anteil der wirkenden Kräfte auf.
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Die Festigkeit und die flächige Kraftübertragung ist bei Klettergurten (Schutzausrüstungsgurten) ein entscheidendes Kriterium. Stand der Technik ist es bei Klettergurten z. B. ein umlaufendes tragendes Gurtband vorzusehen wie es aus der
EP1516646 bekannt ist.
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Alternativ ist die Warp Strength Technologie von der Fa. ARC TERYX bekannt, bei der eine Auffächerung der einzelnen Fasern eines tragenden Gurtbandes durch Aussetzen der Schussfäden in einem bestimmten Bereich erfolgt. Die Kettfäden werden in einer bestimmten Breite laminiert.
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Von der Fa. Mammut ist ein umlaufendes Gurtband bekannt, das sich an einem bestimmten Punkt in 2 Bänder aufteilt, um sich an einem weiteren Punkt wieder zu vereinen.
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Von der Fa. Edelrid sind tragende Gurtbänder bekannt, die auf ein beliebig geformtes Basismaterial aufgenäht werden, Die tragenden Gurtbänden übertragen die Kräfte auf ein breiteres Gurtband im schmaleren vorderen Beriech des Beingurtes.
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Problematisch bei derartigen Sicherheitsgurten ist auch, dass für einen guten Tragekomfort die Kräfte über Bänder möglichst gleichmäßig auf die gesamte Fläche des am Körper des Anwenders anliegenden Teils des Sicherheitsgurtes verteilt werden sollte. Je mehr Bereiche aber durch Bänder überdeckt sind, desto weniger luftdurchlässige Bereiche verbleiben, um Körperstellen zu belüften.
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Weiterhin müssen die tragenden Bänder in einem separaten Arbeitsprozess hergestellt werden. Neben den Herstellungskosten sind auch die Materialkosten für die Bänder nicht unerheblich.
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Aufgabe der Erfindungen ist es deshalb einen Sicherheitsgurt für Personen zu schaffen, der die oben genannten Nachteile nicht aufweist, der insbesondere sehr komfortabel ist, der eine relativ gleichmäßige Kräfteaufnahme gewährleistet, der eine ausreichende Belüftung erlaubt, der einfach und kostengünstig herstellbar ist.
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Gelöst wird diese Aufgabe durch die im Anspruch 1 angegebenen Merkmale.
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Vorteilhafte Weiterentwicklungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen angegeben.
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Die wesentliche Idee der Erfindung besteht darin, bei einem Sicherheitsgurt die Beinschlaufen aus einem nicht kraftaufnehmenden Material zu gestalten auf dem Nähte aus einem Nähgarn aufgebracht sind, das eine Festigkeit von mindestens 20000 cN aufweist. Unter der Bezeichnung Kc-tech 22 ist ein entsprechendes Nähgarn auf dem Markt. Als Rohstoff wird ein Para-Aramid (KevlarR Fa. DuPontTM) verwendet
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Nachfolgend ist die Erfindung anhand eines in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispiels näher erläutert.
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Es zeigen:
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1 herkömmlicher Sicherheitsgurt mit Beinschlaufen
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2a Beingurt in perspektivischer Darstellung mit aufgenähten Bändern
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2b Beingurt in perspektivischer Darstellung mit aufgenähten Bändern
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3a bzw. 3b schematische Darstellung einer erfindungsgemäßen Beinschlaufe
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4 unterschiedliche Nähte einer
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5 Testanordnung zur Prüfung einer Beinschlaufe
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6 Problemzonen bei Beingurten eines Sicherheitsgurtes
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7 Unterschiedliche Anwendungsfälle eines Sicherheitsgurtes
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1 zeigt einen herkömmlichen Sicherheitsgurt 10 mit einem Hüftgurt 30 an dem ein Beingurt 12 mit zwei Beinschlaufen 20 befestigt ist. Am Hüftgurt 30 sind verschiedene Materialschlaufen 32 vorgesehen
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Der Hüftgurt 30 verläuft oberhalb des Beckenknochens um die Hüfte. Normalerweise kann der Hüftgurt 30 in der Weite entsprechend eingestellt werden. Beim Sitzen im Sicherheitsgurt 10 nimmt der Hüftgurt 30 nur einen kleinen Teil des Körpergewichts auf, das Hauptgewicht wird von den Beinschlaufen 20 getragen.
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Die beiden Beinschlaufen 20 sind über ein Zwischenstück 22 miteinander verbunden. Eine Anseilschlaufe 34 umfasst das Zwischenstück 22 und einen vorderen Abschnitt des Hüftgurtes. Anstatt einer Anseilschlaufe 34 kann auch ein Anseilring verwendet werden
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Wie bereits erwähnt nehmen die Beinschlaufen 20 des Beingurts beim Sitzen im Sicherheitsgurt 10 den größten Teil des Körpergewichtes auf. Im vorliegenden Fall sind die Beinschlaufen 20 nicht verstellbar.
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Deshalb sind diese Beinschlaufen 20 leichter als Beinschlaufen 20 mit Schnallen, da deren Gewicht entfällt. Fehlerhafte Einstellungen der Weite der Beinschlaufen 20 sind somit auch nicht möglich. Die fehlende Verstellmöglichkeit kann aber nachteilig sein, wenn der Sicherheitsgurt 10 auch im Winter (über dicker Kleidung) getragen wird oder wenn der Sicherheitsgurt von verschiedenen Personen verwendet wird (z. B. als Leihgurt).
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Die Materialschlaufen 32 dienen zur Befestigung von Klettermaterial wie z. B. Karabinerhaken etc.. Die semiflexiblen Materialschlaufen 32 stehen üblicherweise etwas ab und erleichtern damit die Handhabung des angehängten Klettermaterials. Materialschlaufen 32 aus Bandmaterial sind angenehmer, wenn über dem Sicherheitsgurt 10 noch ein Rucksack getragen wird (zum Beispiel bei Hochtouren). Zum Teil werden solche Materialschlaufen 32 ”verkehrt herum” am Hüftband angenäht, damit sie wie Materialschlaufen 32 aus festem Kunststoff vom Hüftband abstehen.
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Die beiden Beinschlaufen 20 und der Hüftgurt 30 sind auf der Rückenseite des Hüftgurtes durch Gummibänder 24 verbunden, die verhindern, dass die Beinschlaufen 20 beim Einsatz im unbelasteten Zustand zu weit nach unten rutschen.
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Üblicherweise sollte bei korrekt angelegtem Sicherheitsgurt 10 in den beiden Beinschlaufen 20 und dem Hüftgurt 30 gerade noch soviel Platz, dass die flache Hand zwischen Körper und Gurt passt.
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Der korrekt geschlossene Hüftgurt 30 muss über der Taille so dicht sitzen, dass er nicht nach unten über die Hüfte des Kletterers rutschen kann.
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Leichte Sicherheitsgurte bestehen aus Bandmaterial, das kaum aufträgt und relativ leicht ist. Bequeme Modelle haben breitere und dickere gepolsterte Schlaufen. Die Art des Materials hängt vom Verwendungszweck ab: Bei Gletschertouren nimmt man einen leichteren Gurt, bei schwierigeren Touren kommt es häufig mehr auf Bequemlichkeit, da längere Sitzphasen nicht auszuschließen sind.
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In 2a ist ein erstes Ausführungsbeispiel eines Beingurts mit speziell geformten Beinschlaufen 20 in perspektivischer Darstellung näher dargestellt.
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Auf der Außenseite eines speziell geformten Basismaterials, das die Beinschlaufe bildet sind 5 Bänder 24 zu sehen.
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In 2b ist ein zweites Ausführungsbeispiel eines Beingurts mit speziell geformten Beinschlaufen 20 in perspektivischer Darstellung näher dargestellt. Zwischen den Bändern 24 sind zusätzliche Öffnungen 26 im Basismaterial vorgesehen.
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In 3 ist eine perspektivische Ansicht einer erfindungsgemäßen Beinschlaufe eines Klettergurtes dargestellt. Auf einem Schaumstoffteil als Basismaterial sind einfache Steppstichlängsnähte angebracht. Deutlich sind die 5 parallelen Nahtlinien (Stichlinien) entlang den Kraftflussrichtungen zu sehen. Prinzipiell können auch bereits 3 quasi parallele Nahtlinien ausreichen, um die erforderliche Belastbarkeit zu garantieren. Zwischen den Nähten kann das Schaumstoffteil wie in 2b dargestellt, perforiert sein. Erfindungsgemäß sind die tragenden Bänder 24 durch Nähte ersetzt.
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Am Ende verlaufen die Nähte auf ein Bandstück 22 zu, das die Verbindung zur anderen Beinschlaufe bildet.
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Anstatt tragende Bänder auf ein Schaumstoffteil aufzunähen, werden die Nähte selbst zu tragenden Element. Damit können die Bänder entfallen, was die Herstellung erheblich vereinfacht. Auch wird der Sicherheitsgurt dadurch leichter und kostengünstiger. Im Nahtbild können Zonen mit höherer bzw. niedrigerer Dehnung erzeugt werden.
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Je nach Anzahl der Nähte kann eine sehr gleichmäßige Krafteinleitung auf den Körper erfolgen, was den Komfort für den Anwender erhöht.
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Weiterhin können die Nähte auf der Oberfläche des Schaumstoffteils sichtbar sein. Dehnungszonen können so auch optisch signalisiert werden.
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Die 4a, 4b und 4c zeigen unterschiedliche Nähte. Das Schaumstoffteil S ist grau dargestellt. Der schwarz dargestellte Oberfaden ist aus dem beanspruchten hochbelastbaren Material für das Nähgarn. Der hellere Heftfaden kann aus einem anderen Material bestehen.
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Die 5a und 5b zeigen eine Anordnung wie eine Beinschlaufe getestet werden kann. Die Kraftlinien verlaufen im Belastungsfall entlang der Nahtlinien.
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Die 6 zeigen die Problemzonen bei den Beinschlaufen eines Sicherheitsgurtes
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Die 7 zeigen verschiedene Anwendungsfälle eines Sicherheitsgurtes.
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Die Erfindung kann nicht nur für Beingurte eines Sicherheitsgurtes verwendet werden, sondern auch für Hüftgurte oder andere Gegenstande, die aus einem wenig belastbarem Basismaterial aus Schaumstoff- oder Textilmaterialien sind und die zum Zwecke der Kraftaufnahme bzw. Kraftverteilung oder Kraftweiterleitung verstärkt werden müssen. Das Schaumstoff- oder Textilmaterial dient im Wesentlichen zur Polsterung, die Nähte aus dem erfindungsgemäßen Material zur Kraftaufnahme.
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Die Nähte auf dem Schaumstoffteil sind entlang den Kraftflussrichtungen angeordnet, wobei die Höchstzugkraft des Nähgarns mindestens 20000 cN beträgt. Mit relativ wenigen Stichlinien können die Anforderungen an Sicherheitsgurte gemäß Norm erfüllt werden.
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Unter der Bezeichnung Kc-tech 22 ist ein Nähgarn auf dem Markt, das eine ausrechende festigkeit besitzt. Als Rohstoff für dieses Nähgarn wird ein Para-Aramid (KevlarR Fa. DuPontTM) verwendet.
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Mindestens drei parallele Nahtlinien können bei einem Beingurt eine ausreichende Belastung aufnehmen.
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Zwischen den Nahtlinien kann das Basismaterial Ausnehmungen aufweisen, die zur Belüftung dienen und damit den Tragekomfort erhöhen.
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Erfindungsgemäß können die Nahtlinien am Ende einer Beinschlaufe auf ein Bandstück 22 zulaufen. Das Bandstück 22 leitet die Kräfte zur anderen Beinschlaufe weiter.
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Die Nahtlinien können in Zonen, in denen eine erhöhte Dehnung erwünscht ist, auch mäanderförmig bzw. nichtlinear verlaufen.
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Selbstverständlich kann die Erfindung auch bei einem Hüftgurt 30 eines Klettergurtes verwendet werden.
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Mit der Erfindungen ist es möglich einen Sicherheitsgurt für Personen zu schaffen, der sehr komfortabel ist, weil er körperformgereicht ausgebildet ist, der eine relativ gleichmäßige Kräfteaufnahme über die Nahtlinien gewährleistet, der eine ausreichende Belüftung erlaubt, weil kräftefreie Bereiche einfach ausgespart werden können und der einfach und kostengünstig herstellbar ist, weil keine in einem separaten Arbeitsschritt zu fertigende Bänder benötigt werden.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 202007009852 [0005]
- DE 602004002053 [0006]
- EP 1516646 [0007]