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Die Erfindung betrifft einen Axialverdichter einer Turbomaschine gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1. Derartige Axialverdichter werden beispielsweise in Strahltriebwerken eingesetzt.
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Axialverdichter bestehen üblicherweise aus einer Mehrzahl von Verdichterstufen, die jeweils eine Rotorstufe und eine Statorstufe umfassen, die unmittelbar hintereinander geschaltet sind. An der Rotorstufe sind eine Vielzahl von aerodynamisch geformten Körpern angeordnet, die als Laufschaufeln bezeichnet werden. Ebenso sind an der Statorstufe eine Vielzahl aerodynamisch geformter Körper angeordnet, die als Leitschaufel bezeichnet werden. Die Laufschaufeln und die Leitschaufeln befinden sich alternierend in einem Strömungskanal des Verdichters.
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Innerhalb eines Verdichters nimmt die Temperatur der Verdichterluft von Verdichterstufe zu Verdichterstufe zu. Dies führt dazu, dass insbesondere der Rotorkörper der in Strömungsrichtung letzten Verdichterstufe sehr heißen Verdichtungsgasen ausgesetzt ist, die zu einer Schädigung des Rotorkörpers führen können. So kann insbesondere die bei einer thermisch hochbelasteten Rotorstufe auftretende Kombination einer hohen Temperatur mit dem Wirken der Zentrifugalkraft auf das Material des Rotorkörpers zu einer Schädigung bzw. einem Verschleiß des Rotorkörpers führen.
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Dieses Problem wird dadurch zugespitzt, dass es üblich ist, hinter der letzten Rotorstufe Verdichterluft in einen sich stromabwärts erstreckenden Kühlkanal strömen zu lassen, der der Versorgung stromabwärts liegender Triebwerkskomponenten wie beispielsweise Turbinenkomponenten dient. Ein Teil der Verdichterluft wird dabei in einen solchen Kühlkanal abgezweigt, bevor sie die letzte Statorstufe passiert. Die hinter der letzten Rotorstufe abgezweigte Verdichterluft hoher Temperatur kommt unmittelbar großflächig mit dem Rotorkörper bzw. diesen bildenden Bauteilen in Kontakt.
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Die genannten Probleme gewinnen zunehmend an Bedeutung, da tendenziell immer höhere Verdichtungstemperaturen in Axialverdichtern bereitgestellt werden. Der Schutz der Bauteile gegen Heißgas stellt daher ein ernstes Anliegen bei der Weiterentwicklung bekannter Axialverdichter dar. Speziell für die hinteren Stufen eines Hochdruckverdichterrotors eines Strahltriebwerks wird die thermische Materialbelastung zum Problem, da dort besonders hohe Temperaturen vorliegen. Gemäß dem Stand der Technik ist der Eintritt heißer verdichteter Luft in der Nähe des Verdichterrotors mit bisherigen Systemen unvermeidbar, jedoch schädlich für das Verdichterrotormaterial speziell im Hinblick auf Absoluttemperatur und zyklischem Leben.
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Ein Lösungsansatz besteht darin, gekühlte Kühlluft zur Kühlung des Axialverdichters einzusetzen, insbesondere zur Kühlung der letzten Verdichterstufen des Axialverdichters. Der mit der Bereitstellung gekühlter Kühlluft verbundene zusätzliche Installationsaufwand ist jedoch erheblich.
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Ein weiterer Lösungsansatz besteht darin, den gesamten Rotorkörper aus einem hochqualitativen, temperaturfesten Material auszubilden. Dies ist jedoch mit erheblichen Kosten verbunden.
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Es besteht somit ein Bedarf nach technischen Lösungen, die die Verdichterstufen eines Axialverdichters, insbesondere die letzte Verdichterstufe eines Hochdruckaxialverdichters vor heißer Verdichterluft schützen.
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Die Lehre des Anspruchs 1 sieht hierzu vor, dass der Rotorkörper der letzten Rotorstufe stromabwärts, d. h. in Strömungsrichtung gesehen an seiner Rückseite radial innen angrenzend an die Laufschaufeln des Rotorkörpers mit einer umlaufenden Deckplatte versehen ist. Die Deckplatte ist dazu ausgebildet, das Material des Rotorkörpers vor heißer Verdichterluft zu schützen. Des Weiteren weist die Deckplatte Dichtungsmittel auf, die bewirken, dass Verdichterluft von der letzten Rotorstufe nicht oder in nur reduziertem Maße in den Kühlkanal gelangen kann. Hierzu ist beispielsweise der Zugang zum Kühlkanal durch die Dichtungsmittel ganz oder teilweise verschlossen oder in seinem Querschnitt reduziert. Gleichzeitig sieht die erfindungsgemäße Lehre Mittel vor, die einen Strömungsweg bereitstellen, durch den Verdichterluft der vorletzten Verdichterstufe oder einer davor gelegenen Verdichterstufe in den Kühlkanal geleitet wird.
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Die erfindungsgemäße Lösung führt in zweifacher Hinsicht zu einer Entlastung der stromabwärts gerichteten Seite des Rotorkörpers der letzten Rotorstufe. Zum einen deckt die umlaufende Deckplatte das Material des Rotorkörpers über einen gewissen radialen und axialen Bereich ab und schützt damit das Material des Rotorkörpers, das aufgrund der Deckplatte nicht mehr unmittelbar mit heißer Verdichterluft beaufschlagt wird. Die Deckplatte verläuft dabei radial innen angrenzend an die Laufschaufeln. Durch die Ausbildung der Deckplatte derart, dass sie Dichtungsmittel aufweist, die verhindern, dass Verdichterluft von der letzten Rotorstufe in den Kühlkanal gelangen kann, wird darüber hinaus durch die Deckplatte auch derjenige Bereich des Rotorkörpers, der in Strömungsrichtung hinter der umlaufenden Deckplatte liegt, vor heißer Verdichterluft geschützt. Stattdessen wird ein Strömungsweg bereitgestellt, der Verdichterluft der vorletzten Verdichterstufe oder sogar einer davor gelegenen Verdichterstufe aus dem Strömungskanal abzweigt und in den Kühlkanal leitet. Da diese Verdichterluft einer Verdichterstufe entstammt, die vor der letzten Verdichterstufe liegt, weist sie eine geringere Temperatur als die Verdichterluft der letzten Verdichterstufe auf, so dass die Belastung des Rotorkörpers bzw. dessen Verkleidung und Bauteile reduziert ist.
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Die erfindungsgemäße Lösung schützt den Rotorkörper der letzten Rotorstufe somit zum einen in dem Bereich, der sich unmittelbar an den Strömungskanal anschließt und in dem besonders heiße Verdichterluft vorhanden ist, durch die Bereitstellung einer umlaufenden Deckplatte. Zum anderen wird der Bereich des Rotorkörpers, der nicht unmittelbar durch die Deckplatte vor heißer Verdichteraustrittsluft geschützt ist, dadurch einer geringeren thermischen Belastung ausgesetzt, dass die auf ihn prallende Kühlluft nicht von der letzten Verdichterstufe, sondern einer davor liegenden Verdichterstufe stammt. Die in der Deckplatte vorgesehenen Dichtungsmittel verhindern dabei, dass heiße Verdichterluft der letzten Verdichterstufe in den Kühlkanal gelangen kann.
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Gemäß einer Ausgestaltung der vorliegenden Erfindung ist vorgesehen, dass die den Strömungsweg bereitstellenden Mittel derart ausgebildet sind, dass Verdichterluft von der Statorschaufelreihe der vorletzten Statorstufe abgenommen und in den Kühlkanal geleitet wird. Die Verdichterluft dieser Statorschaufelreihe wird dabei in einer Ausgestaltung stromabwärts der Statorschaufelreihe abgenommen und in den Kühlkanal geleitet. In einer anderen Ausgestaltung wird die der Statorschaufelreihe entnommene Luft von der stromaufwärts gelegenen Seite der Statorschaufelreihe abgenommen. Bei dieser Variante besteht zusätzlich die Möglichkeit, dass die Verdichterluft auf halber Höhe des Strömungskanals aufgenommen wird. Hierzu ist beispielsweise vorgesehen, dass die Statorschaufeln der betrachteten Statorschaufelreihe zumindest teilweise hohl ausgebildet sind und im Bereich ihrer Vorderkante mindestens eine Öffnung aufweisen, über die die Verdichterluft aufgenommen und weitergeleitet wird, wobei diese mindestens eine Öffnung sich zumindest näherungsweise auf halber Höhe des Strömungskanals befindet. Das Aufnehmen der Verdichterluft auf halber Höhe des Strömungskanals ist mit dem Vorteil verbunden, dass die Verdichterluft in der Mitte des Strömungskanals eine geringere Temperatur aufweist als am Rande des Strömungskanals. Die der Kühlung dienende Verdichterluft kann daher mit geringerer Temperatur in den Kühlkanal geleitet werden.
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Natürlich kann ebenso vorgesehen sein, dass die Verdichterluft an der radial inneren Seite des Strömungskanals entnommen wird.
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Zum Leiten der an der vorletzten Verdichterstufe oder einer noch davor gelegenen Verdichterstufe abgenommenen Verdichterluft in axialer Richtung hin zum Kühlkanal ist in einer Ausgestaltung vorgesehen, dass der Rotorkörper der letzten Rotorstufe unter den Schaufelfüßen der Laufschaufeln und/oder die Schaufelfüße selbst axial verlaufende Schlitze umfassen, in denen die Kühlluft unter den Laufschaufeln axial nach hinten und von dort in den Kühlkanal geleitet wird. Des Weiteren ist vorgesehen, dass auch die Deckplatte axial verlaufende Schlitze umfasst, durch die die unter den Laufschaufeln axial nach hinten geleitete Verdichterluft in den Kühlkanal strömen kann. Solche Schlitze sind radial innen an der Deckplatte ausgebildet und derart ausgeführt, dass die Dichtungsmittel der Deckplatte, die verhindern, dass Verdichterluft der letzten Rotorstufe in den Kühlkanal gelangt, hiervon nicht tangiert sind.
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Die umlaufende Deckplatte ist bevorzugt aus einem temperaturbeständigen Material ausgebildet. Dies ist zwar mit einem gewissen Kostenfaktor verbunden, der jedoch dadurch mehr als ausgeglichen wird, dass wesentlich größere Flächen des Verdichterrotormaterials durch die erfindungsgemäße Lösung vor hohen Temperaturen geschützt werden.
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Die Deckplatte ist beispielsweise als kreisförmiger, sich in Strömungsrichtung verjüngender Konus ausgebildet. Durch die Verjüngung des Konus wird sichergestellt, dass der Konus nicht in den Strömungskanal ragt und dort die Strömung beeinflusst. Die Dichtungsmittel der Deckplatte, die verhindern, dass Verdichterluft von der letzten Rotorstufe in den Kühlkanal gelangen kann, sind beispielsweise durch ein oder mehrere Dichtlippen ausgebildet, die sich an der Außenseite der Deckplatte, d. h. an der radial äußeren Seite der Deckplatte erstrecken.
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Die Erfindung wird nachfolgend unter Bezugnahme auf die Figuren der Zeichnung anhand mehrerer Ausführungsbeispiele näher erläutert. Es zeigen:
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1 in vereinfachter Darstellung ein Ausführungsbeispiel eines Strahltriebwerks, das einen Hochdruckverdichter aufweist;
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2 den Hochdruckverdichter der 1 in vergrößerter Darstellung;
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3 ein Ausführungsbeispiel der beiden letzten Verdichterstufen eines Hochdruckverdichters gemäß den 1 und 2, wobei die Verdichterstufen jeweils eine Rotorstufe und eine Statorstufe umfassen und an sich die letzte Rotorstufe ein Kühlkanal zur Kühlung stromabwärts liegender Triebwerkskomponenten anschließt;
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4 eine vergrößerte Darstellung des Ausführungsbeispiels der 3;
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5 das Ausführungsbeispiel der 4, wobei zusätzlich die Luftführung an der letzten Stufe des Verdichters dargestellt ist;
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6 ein erstes alternatives Ausführungsbeispiel der letzten Verdichterstufen eines Hochdruckverdichters, wobei Verdichterluft vor der vorletzten Statorschaufelreihe abgenommen wird;
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7 ein zweites alternatives Ausführungsbeispiel der letzten Verdichterstufen eines Hochdruckverdichters, wobei Verdichterluft auf halber Höhe des Verdichterkanals an der vorletzten Statorschaufelreihe abgenommen wird;
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8 eine perspektivische Ansicht einer umlaufenden Deckplatte, wie sie in den 3–7 verwendet wird;
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9 einen Ausschnitt aus der Deckplatte der 8; und
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10 eine perspektivische Ansicht der Laufschaufeln der letzten Rotorschaufelreihe sowie deren Schaufelfüße.
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Die Erfindung wird nachfolgend beispielhaft anhand eines Axialverdichters eines Strahltriebwerks beschrieben. Die Prinzipien der vorliegenden Erfindung gelten jedoch in gleicher Weise für Axialverdichter anderer Turbomaschinen.
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Die 1 zeigt ein Ausführungsbeispiel eines Zweistrom-Strahltriebwerkes 1, das in an sich bekannter Weise eine Fanstufe 10 mit einem Fan als Niederdruckverdichter, einen Mitteldruckverdichter 20, einen Hochdruckverdichter 30, eine Brennkammer 40, eine Hochdruckturbine 50, eine Mitteldruckturbine 60 und eine Niederdruckturbine 70 aufweist.
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Die Fanstufe 10 weist ein Fangehäuse 15 auf, das innenseitig eine Ringraumfläche aufweist, die einen Sekundärstromkanal 4 des Strahltriebwerkes 1 radial außen begrenzt. Der Mitteldruckverdichter 20 und der Hochdruckverdichter 30 sind von einem Umfangsgehäuse 25 umgeben. Dieses weist innenseitig eine Ringraumfläche 26 auf, die den Strömungskanal 3 für den Primärstrom des Strahltriebwerkes radial außen begrenzt. Radial innen ist der Strömungskanal 3 durch entsprechende Kranzoberflächen der Rotoren und Statoren der jeweiligen Verdichterstufen bzw. durch die Nabe oder mit der Nabe verbundenen Elementen der entsprechenden Antriebswelle verbunden. Der Strömungskanal 3 für den Primärstrom wird auch als Ringraum und die Fläche 26 als Ringraumfläche bezeichnet.
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Die beschriebenen Komponenten besitzen eine gemeinsame Symmetrieachse 2, die die Mittelachse für die Statorstufen und die Gehäuse sowie die Rotationsachse für die Rotorstufen des Strahltriebwerks darstellt.
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Der Mitteldruckverdichter 20 und der Hochdruckverdichter 30 weisen jeweils eine Mehrzahl von Verdichterstufen auf, die jeweils eine Rotorstufe und eine Statorstufe umfassen. Im Kontext der vorliegenden Erfindung ist der Hochdruckverdichter 30 von besonderer Bedeutung, der daher in den nachfolgenden Figuren näher dargestellt ist.
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Die 2 zeigt eine vergrößerte Darstellung der 1, wobei Teile des Mitteldruckverdichters 20, der Hochdruckverdichter 30, die Brennkammer 40 sowie Teile der Hochdruckturbine 50 dargestellt sind. Wie in der 2 schematisch dargestellt ist, umfasst jede Verdichterstufe eine Rotorstufe 31 und eine Statorstufe 32. In der 2 ist ferner zu erkennen, dass die Anordnung einen Kühlkanal 5 umfasst, der sich stromabwärts an den Hochdruckverdichter 30 anschließt und der Versorgung stromabwärts liegender Triebwerkskomponenten, insbesondere der Hochdruckturbine 50 dient. Zu dem Begriff "Kühlkanal" wird angemerkt, dass die aus dem Hochdruckverdichter 30 austretende Luft zwar hohe Temperaturen aufweist, die aber dennoch gering sind zu den hinter der Brennkammer 40 in der Hochdruckturbine 50 herrschenden Temperaturen.
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In den nachfolgenden Figuren wird der in der 2 mit dem Bezugszeichen 300 gekennzeichnete Bereich anhand mehrerer Ausführungsbeispiele im Einzelnen dargestellt.
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Die 3 zeigt die beiden letzten Verdichterstufen eines Ausführungsbeispiels eines Hochdruckverdichters sowie daran angrenzende Komponenten. Die letzte Verdichterstufe des dargestellten Axialverdichters umfasst eine Rotorstufe 330 und eine Statorstufe 340. Die davor gelegene, vorletzte Verdichterstufe des dargestellten Axialverdichters umfasst eine Statorstufe 320 und eine Rotorstufe 310. Die Statorstufen 320, 340 umfassen Leitschaufeln 321, 341 und die Rotorstufen 310, 330 umfassen Laufschaufeln 311, 331. Die Rotorstufen umfassen des Weiteren Scheiben 312, 332, die mit einer Antriebswelle gekoppelt sind und an deren Enden die Laufschaufeln 311, 331 befestigt sind, beispielsweise über an sich bekannte Schwalbenschwanzverbindungen, wie anhand der 10 noch erläutert werden wird.
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Die Laufschaufeln 311, 331 und Leitschaufeln 321, 341 befinden sich im Strömungskanal 3 des Axialverdichters.
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Der Rotor 330 bildet des Weiteren als Außenbegrenzung einen Rotorkonus 333 aus, der sich in axialer Richtung verjüngt und die eine Begrenzung des Kühlkanals 5 bildet. Die andere Begrenzung des Kühlkanals 5 wird durch einen Wandbereich 80 bereitgestellt. Die Rotorscheibe 332 und der Rotorkonus 333 bilden Teile des Rotorkörpers. Dabei ist der Rotorkonus 333 heißen Gasen ausgesetzt, die aus dem Strömungskanal 3 des Hochdruckverdichters in den Kühlkanal 5 strömen.
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Hierzu ist in Anordnungen des Standes der Technik vorgesehen, dass Verdichterluft hinter der letzten Rotorstufe 330 aus dem Strömungskanal 3 abgezweigt wird und in den Kühlkanal 5 strömt. Aufgrund der immer höheren Verdichtungstemperaturen führt dies jedoch dazu, dass das Material des Rotorkörpers, insbesondere die Oberfläche des Rotorkonus 333, mit sehr heißer Verdichteraustrittsluft beaufschlagt und thermisch stark strapaziert wird. Die damit verbundene thermische Materialbelastung des Rotorkonus 333, insbesondere in dem Bereich, der sich unmittelbar radial innen an die Laufschaufeln 331 anschließt, ist wie bereits erläutert schädlich für das Verdichterrotormaterial speziell im Hinblick auf absolute Temperatur und zyklischem Leben. Bei zunehmend höheren Verdichtungstemperaturen sind zunehmend hochwertigere Rotormaterialien erforderlich, um der hohen Temperatur standzuhalten.
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Um die damit verbundenen hohen Kosten zu vermeiden, ist bei dem Ausführungsbeispiel der 3 eine umlaufende Deckplatte 6 vorgesehen, die das Material des Rotorkörpers auf dessen stromabwärts gelegener Seite 333 (d. h. im Bereich des Rotorkonus) abdeckt und dadurch vor heißer Verdichterluft schützt. Zusätzlich wird die in den Kühlkanal 5 einzuleitende Verdichterluft zur Versorgung stromabwärts liegender Triebwerksbauteile eine Verdichterstufe vorher abgenommen.
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Die weitere Beschreibung bezieht sich auf die 4, die einen Ausschnitt der 3 wiedergibt. Danach weist die umlaufende Deckplatte 6, die als kreisförmiger Ring ausgebildet ist, der sich in axialer Richtung konisch verjüngt, einen ersten Abschnitt 60 auf, der bis an den Strömungskanal 3 heranreicht und einen an den Strömungskanal 3 angrenzenden Bereich 333a des Rotorkonus 333 unmittelbar abdeckt. Ein zweiter Abschnitt 61 der Deckplatte 6 besitzt eine sich stärker in axialer Richtung erstreckende Komponente und umfasst an seiner radial außen liegenden Seite zwei Dichtlippen 62, 63, die einen luftdichten Verschluss zwischen dem Strömungskanal 3 und dem Kühlkanal 5 bereitstellen. Die Dichtlippen 62, 63 liegen dabei möglichst nahe an einem Teilbereich des Wandbereichs 80 an. Dies führt dazu, dass keine oder nur wenig der aus dem Strömungskanal 3 hinter den Laufschaufeln 331 in Richtung des Pfeils B strömenden Verdichteraustrittsluft die Dichtlippen 62, 63 passieren kann, so dass nur geringe Mengen Verdichteraustrittsluft, wenn überhaupt, in den Kühlkanal 5 gelangen.
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Die Deckplatte 6 weist des Weiteren einen dritten Bereich 64 auf, der eine Mehrzahl von Vorsprüngen 65 mit dazwischen liegenden Schlitzen bzw. Aussparungen 66 umfasst. Die einzelnen Bereiche 60–66 der umlaufenden Deckplatte 6 sind in den 8 und 9 im Einzelnen dargestellt.
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Die Vorsprünge 65 der Deckplatte 6 stehen gemäß der 4 stromaufwärts axial vor und umschließen dabei einen Vorsprung des Rotorkörpers 333 zur Befestigung daran. Sie stellen insofern Befestigungselemente zur Befestigung der Deckplatte an dem Rotorkörper dar. Zur Befestigung dieser Befestigungselemente 65 ist des Weiteren ein Rotorbereich 337 vorgesehen, an dem diese Befestigungselemente 65 gelagert sind.
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Durch den teilweisen oder vollständigen Verschluss des Zugangs zum Kühlkanal 5 durch die Deckplatte 6 ist es erforderlich, Verdichterluft von einer anderen Verdichterstufe bereitzustellen und in den Kühlkanal zu leiten. Hierzu ist im Ausführungsbeispiel der 4 vorgesehen, Verdichterluft hinter der Statorschaufelreihe 321 aufzunehmen und in den Kühlkanal 5 zu leiten. Hierzu sind unter den Schaufelfüßen 334 der Laufschaufeln 331 Axialschlitze oder axiale Kanäle 335 realisiert, über die aus dem Schaufelkanal 3 hinter den Statorschaufeln 321 abgezweigte Luft axial stromabwärts geleitet wird.
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Die diesbezügliche Luftführung wird im Folgenden anhand der 5 erläutert, die der 4 entspricht, in der jedoch die Luftführung durch eine Hinterlegung in grauer Farbe zusätzlich gekennzeichnet ist. Gemäß dem Pfeil C strömt Verdichterluft aus dem Strömungskanal 3 radial nach innen aus und wird über die Axialschlitze 335 unter den Schaufelfüßen 334 der Laufschaufeln 331 axial nach hinten geleitet. Anschließend wird die Verdichterluft auf der stromaufwärts gerichteten Seite der Deckplatte 60 und zwischen dieser Seite und dem Bereich 333a des Rotorkonus 333 radial nach innen weitergeleitet. Sie tritt durch die Schlitze bzw. Aussparungen 66 der Deckplatte 6 (vgl. 9) schließlich in den Kühlkanal 5 ein.
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Das Ableiten des Luftstroms aus der vorletzten Verdichterstufe, nämlich hinter der Statorschaufelreihe 321 ist mit dem Vorteil verbunden, dass die Verdichterluft dort kühler ist als nach passieren der Rotorschaufeln 331 der letzten Rotorstufe. Dementsprechend ist die thermische Belastung des Rotorkonus 333 im Vergleich zu einer Beaufschlagung mit Verdichterluft, die hinter der letzten Rotorstufe 330 abgenommen wird, reduziert. Zusätzlich ist der Bereich 333a des Rotorkonus, der sich stromabwärts radial innen angrenzend unmittelbar an die Laufschaufeln 331 der letzten Rotorstufe 330 anschließt, durch die umlaufende Deckplatte 60 thermisch geschützt.
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Die 10 zeigt die Befestigung der Laufschaufeln 331 der Verdichterstufe 330 am Rotorkörper unter Verwendung einer Mehrzahl von schwalbenschwanzförmig ausgebildeten Schaufelfüßen 334, die in entsprechende Aussparungen 336 des Rotorkörpers 332 eingeschoben sind. Diese Aussparungen 336 und/oder die Schaufelfüße 334 sind mit Axialschlitzen versehen (in der 10 nicht gesondert dargestellt), entlang derer Verdichtungsluft in axialer Richtung transportiert werden kann.
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Die 6 zeigt ein Ausführungsbeispiel, bei dem die für den Kühlkanal 5 vorgesehene Verdichterluft vor der Schaufelreihe 321 der Statorstufe 320 der vorletzten Verdichterstufe aufgenommen wird. Hierzu ist die letzte Rotorschaufelreihe 331 stromaufwärts mit einem Dichtungselement 7 versehen, das mittels zweier Dichtlippen 71, 72 den Strömungskanal 3 zwischen der Statorschaufelreihe 321 und der Rotorschaufelreihe 331 in radialer Richtung luftdicht abschließt. Stattdessen wird die Verdichterluft gemäß dem Pfeil F vor der Statorschaufelreihe 321 in die unter den Schaufelfüßen 334 der Rotorschaufelreihe 331 verlaufenden Axialschlitzen 335 geleitet und im Weiteren wie in Bezug auf die 4 erläutert dem Kühlkanal 5 zugeführt.
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Das weitere Verdichtungselement 7 kann als sich stromaufwärts erstreckende Erweiterung des Schaufelfußes 334 ausgebildet sein.
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Beim Ausführungsbeispiel der 6 wird im Vergleich zum Ausführungsbeispiel der 5 die Verdichterluft mit höherem Druck in den Kühlkanal 5 geleitet, da an der Vorderkante der Statorschaufeln 321 eine dynamische Druckerhöhung bereitgestellt wird, zusätzlich zu dem dort herrschenden statischen Druck.
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Durch das Verschieben der Abzapfstelle stromaufwärts und einer damit einhergehenden Temperaturverringerung kann die Materialbeständigkeit der letzten Rotorstufe 330 weiter verbessert werden.
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Die 7 zeigt ein weiteres Ausführungsbeispiel, bei dem die Verdichterluft ebenfalls vor der vorletzten Statorschaufelreihe 321 abgenommen wird, im Ausführungsbeispiel der 7 jedoch auf halber Höhe des Verdichterkanals bzw. Strömungskanals 3. Hierzu sind die Statorschaufeln 321 zumindest teilweise hohl ausgebildet und im Bereich ihrer Vorderkanten mit mindestens einer Öffnung 81 versehen, über die Kühlluft aufgenommen und weitergeleitet wird. Die mindestens eine Öffnung 81 befindet sich dabei in etwa auf halber Höhe des Strömungskanals 3. Das Ende 82 des Strömungskanals 8 befindet sich am radial inneren Ende der Statorschaufeln 321, wobei Luft von dem Ausgang 82 über die Axialschlitze 335 in der bereits beschriebenen Art und Weise zum Kühlkanal 5 geleitet wird.
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Da auf halber Höhe des Strömungskanals 3 eine geringere Temperatur vorherrscht als an dessen Rändern, wird bei der Ausgestaltung der 7 die Verdichterluft mit geringerer Temperatur in den Kühlkanal 5 geleitet.
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Die Erfindung beschränkt sich in ihrer Ausgestaltung nicht auf die vorstehend dargestellten Ausführungsbeispiele, die lediglich beispielhaft zu verstehen sind. Beispielsweise kann vorgesehen sein, dass die Deckplatte 6 in anderer Weise als dargestellt ausgebildet ist. Auch kann beispielsweise der Strömungsweg für die von der vorletzten Verdichterstufe oder einer davorgelegenen Verdichterstufe abgezweigte Verdichterluft in anderer Weise als dargestellt realisiert sein.