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Es sind unterschiedliche Waffensysteme zum Angriff verschiedenartiger Ziele bekannt. Schiffsziele sind mit dem derzeitigen Stand der Technik schwer angreifbar. Moderne Kriegsschiffe sind gegen die heute bekannten Waffensysteme stark gerüstet und in der Lage, sich effektiv zu verteidigen. Insbesondere Flugzeugträger sind nach dem heutigen Stand der Technik praktisch nicht angreif- bzw. zerstörbar, da sie in einem stark verteidigten Flottenverband aus Begleitschiffen geschützt werden. Als Antischiffskampfmittel werden heute hauptsächlich Flugkörpersysteme eingesetzt, die sich im Hochgeschwindigkeitsflug nahe Mach 1 in extrem niedrigen Flughöhen über den Wellenkämmen den Schiffen nähern und diese seitlich treffen sollen. Die Erfolgsaussichten derartiger Kampfmittel sind jedoch stark eingeschränkt, ebenso wie die Erfolgsaussichten weiterer Angriffsoptionen aus der Luft. Moderne Kriegsschiffe verfügen über hinreichende Verteidigungssysteme, um derartige Angriffe erfolgversprechend abzuwehren. Darüber hinaus erfolgt ein Schutz der Kriegsschiffe, insbesondere bei Flottenverbänden und Flugzeugträgern, über eigene Kampfflugzeuge, die in der Lage sind, derartige Angriffe effektive abzuwehren. Darüber hinaus verfügen Flottenverbände über vernetzte Verteidigungssysteme wie hochwirksame Flugabwehrsysteme, die in der Lage sind, ein Durchdringen von Angriffsmitteln weitestgehend zu verhindern.
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Aufgabe der Erfindung ist es daher, ein Waffensystem bestehend aus einem Verfahren zur Steuerung eines Wirkkörpers und einer Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens zu schaffen, das es ermöglicht, einen Wirkkörper mit möglichst hoher Wahrscheinlichkeit ins Ziel zu bringen.
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Diese Aufgabe wird durch ein Verfahren gemäß Anspruch 1 sowie einer Vorrichtung nach Anspruch 18 gelöst.
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Als Kern der Erfindung ist es anzusehen, dass ein Wirkkörper, der eine Explosionsmasse aufweisen kann, von einem Trägerflugkörper in die Nähe eines Ziels gebracht wird und dann vom Trägerflugkörper getrennt und unabhängig vom Trägerflugkörper ins Ziel gesteuert wird. Hierzu ist ein entsprechender Trägerflugkörper vorgesehen, der ein Verschussrohr für den Wirkkörper aufweist.
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Vorteilhaft erfolgt ein sogenannter Topangriff vertikal von oben. Abwehrmaßnahmen gegen derartige Topangriffe sind stark eingeschränkt. Darüber hinaus sind beispielsweise Schiffe normalerweise nicht mit vertikal nach oben gerichteten Flugabwehrsystemen ausgerüstet und bieten aufgrund ihrer relativ großen Fläche, insbesondere wenn Flugzeugträger angegriffen werden sollen, ein vielversprechendes Ziel für einen Topangriff. Herunterfallende Wirkkörper oder nach unten verschossene Penetratoren mit kleinen Querschnitten sind durch das angegriffene Schiff daher kaum abzuwehren und haben durch ihre Penetrationsfähigkeit, insbesondere mit einem getimten bzw. intelligenten Gefechtskopf höchste Wirkung innerhalb des Schiffskörpers.
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Das beanspruchte Waffensystem ist modular konzipiert. Das realisierte Verfahren kann im Wesentlichen durch drei Varianten weitergebildet werden. Gemäß der ersten Variante wird in einem extremen Höhenflug angeflogen, bei dem die Einsatzhöhe um 20 km betragen kann. Der Wirkkörper wird dann derart abgesetzt, dass er eine Position senkrecht oberhalb des Zieles erreicht und von dieser Position auf das Ziel gelenkt werden kann. Das Absetzen des Wirkkörpers vom Trägerflugkörper kann dabei grundsätzlich in jeglicher Fluglage durchgeführt werden. So kann der Wirkkörper in einer im Wesentlichen horizontalen Fluglage des Trägerflugkörpers abgesetzt werden oder der Trägerflugkörper kann aus dieser Fluglage in einen Sinkflug übergehen und während dieses Sinkflugs den Wirkkörper absetzen. Dabei ist unabhängig vom Absetzen des Wirkkörpers denkbar, dass der Trägerflugkörper in einen Sinkflug übergeht, der ihn ebenfalls in eine Position direkt über dem Ziel bringt und aus dieser Position ebenfalls senkrecht auf das Ziel gesteuert wird.
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Grundsätzlich stellt der Trägerflugkörper nicht nur ein Mittel dar, den Wirkkörper in Zielnähe zu bringen, sondern ist auch ein angebotenes Schein- oder Falschziel für die vernetzte Sensorik der Abwehr nach Verschuss des Penetrators. Gemäß einer weiteren Variante der Weiterbildung des beanspruchten Verfahrens erfolgt der Anflug des Trägerflugkörpers im Extremniedrigflug über Wasser in Abhängigkeit von den jeweiligen Wellenhöhen. Vor Erreichen des Zieles wird der Wirkkörper abgesetzt, der dann in einem Steigflug kurz vor Erreichen des Zieles Höhe gewinnt und in eine Position direkt über dem Ziel gesteuert wird, aus der der Wirkkörper im Flug senkrecht nach unten auf das Ziel gesteuert wird. Das Absetzen des Wirkkörpers kann dabei ebenso aus unterschiedlichen Fluglagen des Trägerflugkörpers erfolgen, der als Schein- oder Falschziel weiter auf das Ziel zugesteuert wird. Alternativ kann bei einem tiefen Anflug über Wasser nach dem Absetzen des Wirkkörpers dieser geradewegs, also in einer im Wesentlichen horizontalen Fluglage zum Ziel gesteuert werden. Der Trägerflugkörper kann grundsätzlich dem Wirkkörper folgen und nicht nur als Schein- oder Falschziel zur Verfügung stehen, sondern tatsächlich auch am Angriff teilnehmen, wobei bereits durch sein Gewicht beim Auftreffen auf das Ziel eine nicht unerhebliche Wirkung erreicht wird. Diese kann durch eine zweckmäßig gezündete Explosivmasse, die im Trägerflugkörper vorgesehen ist, noch gesteigert werden. Insbesondere wenn der Trägerflugkörper als Schein- oder Falschziel die Aufmerksamkeit auf sich ziehen soll, ist insbesondere bei einem Niedriganflug denkbar, den Wirkkörper abzusetzen und geradewegs ins Ziel zu steuern, den Trägerflugkörper jedoch in einen Steigflug aufsteigen zu lassen, um gegnerische Maßnahmen, insbesondere das gegnerische Zielerfassungsradar abzulenken.
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Der Wirkkörper kann aus dem Trägerflugkörper abgeschossen werden, indem das Davisgun-Prinzip zur Verwendung kommt. Dabei wird der im Abschussrohr entstehende Druck über geeignete Schlitze abgelassen und so der Rückstoß zumindest weitgehend eliminiert. Das Ablassen des Druckes kann einseitig erfolgen, was ein Nickmoment des Trägerflugkörpers bewirkt, das genutzt werden kann, um den Trägerflugkörper bzw. den abgeschossenen Wirkkörper in einen Steig- oder Sinkflug zu bringen. Der Wirkkörper kann über ein eigenes Antriebssystem verfügen, das zum Einen einen herkömmlichen Vortrieb bewirken kann, zum Anderen so gestaltet sein kann, dass der Wirkkörper im Endanflug auf das Ziel seitlich versetzt werden kann, ohne seine Flugrichtung zu beeinflussen. Hierzu sind sogenannte Booster vorgesehen, die einen seitlichen Versatz des Wirkkörpers ohne Beeinflussung der Flugrichtung bewirken können. Das Antriebssystem kann abwerfbar vorgesehen sein.
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Der Trägerflugkörper selbst kann so gestaltet sein, dass er eine Auftriebsform aufweist, und der zum Flug benötigte Auftrieb ohne eigentliche Flügel erzielt wird. Die Aufnahme des Wirkkörpers im Trägerflugkörper kann mittels eines geschlitzten Rohres erfolgen, das es erlaubt, dass zumindest ein Element des Wirkkörpers aus dem Abschussrohr hervorsteht. An diesem Element können ein oder mehrere Einlässe für das Antriebssystem des Wirkkörpers, beispielsweise ein Staustahltriebwerk, vorgesehen sein. Um den Wirkkörper auf die für das Staustahltriebwerk notwendige Mindestgeschwindigkeit zu beschleunigen, kann des Weiteren ein Booster vorgesehen sein, der mit dem Staustahltriebwerk zusammen wirkt. Der Wirkkörper kann über ausfahrbare Steuerflächen verfügen, die erst nach dem Absetzen des Wirkkörpers ausgefahren werden. Der Trägerflugkörper selbst kann unter Berücksichtigung des Stealth-Prinzip gestaltet sein, um die Radarrückstrahlfläche so gering wie möglich zu halten.
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Der Trägerflugkörper sowie der abgesetzte Wirkkörper operiert nach seinem Start autonom. Unter Umständen ist es sinnvoll, in dieser autonomen Phase jedoch ein update durch die Leitstelle, beispielsweise zur Zielerfassung bzw. zum Anflug auf das Ziel zuzulassen. Ein derartiges update kann über entsprechende Kommunikationseinrichtungen erfolgen. Es kann aber auch sinnvoll sein, insbesondere für den Wirkkörper nach seinem Start bzw. Absetzen eine rein autonome Operation vorzusehen, die keinerlei Einflussnahme von außen ermöglicht, so dass kein Risiko besteht, dass der Trägerflugkörper oder insbesondere der Wirkkörper durch gegnerische Maßnahmen beeinflusst und beispielsweise vom Zielanflug abgebracht wird.
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Der Wirkkörper kann an seiner Spitze mit einem Suchkopf versehen sein, der vor Erreichen des Ziels abgeworfen werden kann. Alternativ kann der Suchkopf aber auch so ausgelegt sein, dass er bei Erreichen des Ziels komplett zerstört wird und die dahinter liegende Penetrationsspitze des Wirkkörpers das beabsichtigte Eindringen des Wirkkörpers in das Ziel gewährleistet. Der Suchkopf kann mittels Passivradar auf das Radar des Ziels reagieren, aber auch andere Sensoren und Systeme zur Zielerfassung aufweisen. Beispielsweise kann ein Infrarotsensor vorgesehen sein, oder Sensoren, die Linienstrukturen, wie sie für Schiffsziele typisch sind, erfassen.
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Der Suchkopf des Wirkkörpers kommuniziert mit der Steuereinheit des Wirkkörpers, die die erfassten Sensordaten auswertet, um den Wirkkörper mit höchstmöglicher Wahrscheinlichkeit zum Ziel zu führen. Weiterhin ist eine Kommunikation des Wirkkörpers mit dem Trägerflugkörper erforderlich, um beispielsweise vor dem Absetzen des Wirkkörpers Daten auf die Steuereinheit des Wirkkörpers zu übertragen, ebenso eine Kommunikation zwischen Trägerflugkörper und Trägerplattform von der der Trägerflugkörper abgesetzt wird. Zur Ermöglichung einer entsprechenden Datenübertragung können im Wirkkörper sowie Trägerflugkörper entsprechende Kabelkanäle vorgesehen sein. Zur gegebenenfalls vorteilhaften Kommunikation des Wirkkörpers bzw. Trägerflugkörpers mit der Leitstelle kann eine Flachpaneelantenne vorgesehen sein, die zweckmäßig am Wirkkörper bzw. Trägerflugkörper so vorgesehen ist, dass sie im Normalflug sich auf der Oberseite des Flugkörpers befindet. Hierdurch ist eine Kommunikation mit der Leitstelle, beispielsweise über Satelliten oder AWACs möglich, des Weiteren gegebenenfalls auch eine Kommunikation der Flugkörper untereinander. Die genannte Anordnung hat den Vorteil, dass eine Störung vom Boden oder von Schiffen aus zumindest erheblich erschwert ist, da von unten kommende Signale von der Antenne bei entsprechender Anordnung und Fluglage nicht aufgenommen werden.
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Im Wirkkörper ist ein Zündsystem vorgesehen, das einen intelligenten Zünder umfassen kann. Der intelligente Zünder kann beispielsweise durch Beschleunigungssensoren und ggf. Geschwindigkeitserfassung selbst erkennen, wann der Wirkkörper den beabsichtigten Detonationsort erreicht hat.
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Der Trägerflugkörper kann mit einer Vorrichtung zum Ausstoßen von Täuschkörpern, zum Beispiel Stanniolstreifen versehen sein, um Abwehrmaßnahmen zu stören. Zweckmäßig werden diese Täuschkörper zusammen mit dem Wirkkörper abgesetzt. Hierzu können ein oder mehrere Ausstoßrohre am Trägerflugkörper vorgesehen sein. Um den Wirkkörper im weiteren Anflug auf das Ziel zu schützen, könnten auch am Wirkkörper Vorrichtungen zur Abgabe von Täuschkörpern vorgesehen sein. In jedem Fall macht das Ausstoßen von Täuschkörpern beim Absetzen des Wirkkörpers Sinn, um Abwehrmaßnahmen vom Wirkkörper abzulenken.
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Täuschkörper können zu unterschiedlichen Zeitpunkten ausgestoßen werden. Um das Absetzen des Wirkkörpers zu verschleiern, ist es zweckmäßig, Täuschkörper über einen bestimmten Zeitraum hin auszustoßen und den Wirkkörper in diesem Zeitraum abzusetzen.
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Möglich ist selbstverständlich auch ein Angriff mit mehreren Trägerflugkörpern, was grundsätzlich zu bevorzugen ist, wobei dieser als Zangenangriff ausgeführt werden kann. Dabei können beide unterschiedliche Anflugverfahren zum Einsatz kommen, also beispielsweise ein zweiter oder mehrere Trägerflugkörper bodennah anfliegen und zumindest ein Zweiter aus der Höhe.
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Der erfindungsgemäße Trägerflugkörper basiert grundsätzlich auf bekannter Technologie für entsprechende Flugkörper (Cruise missiles). Die Besonderheit des erfindungsgemäßen Trägerflugkörpers liegt darin, dass er ein Verschussrohr für den Wirkkörper aufweist. Vorteilhaft wird das Verschussrohr mittig im Trägerflugkörper angeordnet, wobei die erforderlichen Treibstofftanks dann im Außenbereich um das Verschussrohr herum angeordnet sein können. Um den Verschusskörper auszutreiben, kann eine Austriebseinheit vorgesehen sein. Vorteilhaft ist das Verschussrohr verschließbar ausgebildet. Nach Verschuss des Wirkkörpers wird dieses umgehend verschlossen, um die Radarrückstrahlfläche so gering wie möglich zu halten.
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Zum Datenaustausch weist der Trägerflugkörper vorteilhaft eine im Flugkörper integrierte Flachpaneelantenne auf, um mit der Steuerzentrale, aber auch mit anderen Trägerflugkörpern zu kommunizieren.
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Der Wirkkörper weist eine längliche Gestalt auf. Vorteilhaft beträgt das Längendurchmesserverhältnis ca. 10:1. Der Wirkkörper ist vorteilhaft als massives Stahlteil ausgebildet. Der vordere Bereich des Wirkkörpers wird vorteilhaft als Penetrationsspitze aus einem geeigneten massiven hochfesten Stahl ausgebildet. Im Inneren des Wirkkörpers kann eine Explosionsmasse vorgesehen sein, die mittels eines Zünders zur Explosion gebracht wird. Die Zündvorrichtung kann vorteilhaft eine Voreinstellung erlauben. Vorteilhaft ist es, wenn der Schwerpunkt des Wirkkörpers in seinem hinteren Drittel der Wirkkörpermasse liegt. Der Wirkkörper kann mit einer eigenen Lenkeinheit und Sensoren ausgestattet sein. Ebenso kann ein unabhängiges Antriebssystem, bevorzugt ein Booster oder ein Staustrahltriebwerk, vorgesehen sein. Auch eine Kommunikation des Wirkkörpers mit der Leitzentrale oder dem Trägerflugkörper kann vorteilhaft sein. Hierfür können entsprechende Kommunikationsvorrichtungen vorgesehen sein. Insbesondere wenn der Wirkkörper über eine Lenkeinheit bzw. Antriebssystem verfügt, kann zu dessen Steuerung die Kommunikation mit einer Leitzentrale vorteilhaft sein. Der Wirkkörper kann jedoch auch seinen Anflug ins Ziel autark abschließen.
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Zum Angriff auf das Ziel können abhängig vom Grad der Schiffsverteidigung folgende Vorgehensweisen vorteilhaft sein.
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Der Trägerflugkörper bringt den Wirkkörper rückstoßarm gelenkt in die vertikale Position über dem Ziel. Der Wirkkörper wird auf diese Weise effektiv positioniert und führt die vertikale Attacke auf das Ziel autark durch.
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Alternativ hierzu kann der Verschuss des Wirkkörpers bereits vor der Endflugphase erfolgen, wobei das durch die Austriebseinheit erzeugte Nickmoment des Trägerflugkörpers den Austriebsvorgang des Wirkkörpers in vertikaler Endanflugrichtung beschleunigt, womit die kritische Endphase des Angriffs noch verkürzt wird.
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Weiterhin kann alternativ der Wirkkörper im horizontalen Endanflug des Trägerflugkörpers ausgetrieben werden. In diesem Fall wird der selbstlenkbare Wirkkörper autark das Anflugmanöver mit anschließender vertikaler Attacke durchführen.
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Alternativ kann bei einem niedrigen horizontalen Endanflug des Trägerflugkörpers der Wirkkörper nach dem Absetzen in einem direkten im Wesentlichen horizontalen Anflug auf das Ziel gesteuert werden. Der Trägerflugkörper kann diesem folgen oder durch ein abweichendes Flugmanöver, beispielsweise einen Steigflug, sich vom Wirkkörper absetzen, um beispielsweise Gegenmaßnahmen vom Wirkkörper abzulenken.
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Die Erfindung wird näher anhand eines konkreten Ausführungsbeispiels erläutert.
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1 zeigt grundsätzliche Angriffsprofile.
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2 zeigt den Trägerflugkörper mit Wirkkörper im Querschnitt.
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3 zeigt den Wirkkörper im Längsschnitt.
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Ob die in 1 gezeigten Angriffsprofile parallel durch zumindest zwei oder mehrere Trägerflugkörper 1 und Wirkkörper 2 durchgeführt werden, oder lediglich ein Angriff aus der Höhe oder mit niedrig anfliegendem Trägerflugkörper 1 realisiert wird, hängt von der Einsatzplanung ab. Dem eigentlichen Einsatz geht die Phase A Missionsplanung voraus.
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Phase A
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In die bodengestützte Missionsplanung werden das von der Einsatzplanung vorgegebene Primärziel 3 sowie die bekannten Sekundärziele als Bekämpfungspunkte im Simulationsteil eingegeben. Die Simulation errechnet unter Zuhilfenahme des gesamten Zielszenarios mit allen Sekundärzielen die eventuell notwendige Anzahl von Trägerflugkörpern 1 und Wirkkörpern 2, weiterhin die vorgeschlagenen Flugpfade, um eine Zerstörung des Primärziels 3 zu erreichen. Dabei werden die Zielbewegungen nach Auslösung des Trägerflugkörpers 1 von der Trägerplattform durch die Missionsplanungsstation am Boden simuliert.
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Sind die Flugpfade mit ausreichender Trefferwahrscheinlichkeit errechnet, werden diese in die Trägerflugkörper 1 übertragen. Jeder für den Einsatz geplante Trägerflugkörper 1 enthält alle Flugpfade und die Ausschusspunkte der Wirkkörper 2. Dabei ist ein Missionsplanungsmodul in Form eines schnellen Computers an Bord des Trägerflugkörpers 1 vorgesehen, das es erlaubt, eine inflight Synchronisation mit den anderen eingesetzten Trägerflugkörpern 1 durchzuführen. Dabei errechnet das System selbständig den bestmöglichen Weg zum Ziel und bestimmt somit autonom den Trägerflugkörper 1, der das Primärziel 3 am aussichtsreichsten bekämpfen kann.
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Phase B
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Auslösen des Trägerflugkörpers 2 von der fliegenden Plattform zum Hochgeschwindigkeitsflug bis zum eingegebenen GPS-Zielbereich.
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Phase C
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Update der Zieldaten durch die Einsatzleitung, die sich dabei der gängigen Mittel, beispielsweise AWACs, Eurohawk-Systemen oder Satelliten bedienen kann. Dabei stehen verschiedene Möglichkeiten zur endgültigen Zieldatenübermittlung an die Trägerflugkörper 1 zur Verfügung. Durch eine in jedem Trägerflugkörper 1 integrierte Flachpaneelantenne sind die militärischen störungsresistenten Flugkanäle bidirektional auch ohne "Line of Sight" zu erreichen. Verbindungen können über SatCom, AWACs, UGVs sowie UAVs und taktische Kommunikation genutzt wer- den. Die Bitbandbreite ermöglicht die Verarbeitung von Positionsmeldungen und Bildern.
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Phase D
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Ausschuss des Wirkkörpers 2 aus dem Trägerflugkörper 1 zur finalen vertikalen Angriffsphase. Dabei kann der Wirkkörper 2 aus der vertikalen Position des Trägerflugkörpers 1 über dem Ziel ausgestoßen werden oder über ein sogenanntes "Pop up" oder "Pop down" ausgeführtes Nickmoment des Trägerflugkörpers 1 zur Einleitung der vertikalen Endanflugsphase des Wirkkörpers 2. Der Wirkkörper 2 kann auch aus dem horizontalen Anflug des Trägerflugkörpers 1 in Zielnähe mit Einleitung des gelenkten "Pop up" oder "Pop down" Manövers durch den Wirkkörper ausgestoßen werden. Alternativ kann der Wirkkörper 2 bei einem horizontalen niedrigen Anflug des Trägerflugkörpers 1 ohne Richtungsänderung ausgetrieben werden und einen horizontalen Anflug fortführen.
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Phase E
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Autonome Steuerung des Wirkkörpers 2 in die vertikale Position über der Zieloberfläche. Ausgleich von Schiffsmanövern durch Antriebssystem des Wirkkörpers 2. Für diese Steuermaßnahmen zur Steuerung des Wirkkörpers 2 werden Sensordaten, die vom Suchkopf des Wirkkörpers 2 geliefert werden, verwendet. Eine Sekunde vor dem Einschlag sendet der Wirkkörper 2 und ggf. der Trägerflugkörper 1 seine Position und ein optisches Bild auf einer nutzbaren Frequenz zurück zur Einsatzleitung.
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Phase E'
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Beim genannten alternativen weiterhin horizontalen Anflug des Wirkkörpers 2 wird der Wirkkörper 2 ebenso autonom in horizontaler Anfluglage auf die Zieloberfläche geführt.
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Phase F
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Penetrieren des Schiffsdecks nach Voreinstellung des intelligenten Zünders.
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Phase G
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Zünden der Explosionsmasse des Wirkkörpers 2 entsprechend der dem Typ voreingestellten Wirktiefe im Schiffsinneren.
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Folgend wird der grundlegende Aufbau des Trägerflugkörpers 1 mit Wirkkörper 2 anhand rein schematischer 2 und 3 beschrieben.
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In 2 ist der Trägerflugkörper 1 mit aufgenommenem Wirkkörper 2 im Querschnitt dargestellt. Der Wirkkörper 2 wird von einem geschlitzten Abschussrohr 4 aufgenommen, das in der 2 im oberen Bereich eine Ausnehmung 5 aufweist, die es erlaubt, dass ein gegenüber dem runden Querschnitt des Wirkkörpers 2 vorstehendes Element 6 gegenüber dem Abschussrohr 4 vorsteht. In den Außenbereichen dieses vorstehenden Elements 6 sind Einlassöffnungen 7 vorgesehen, die benötigt werden, um das Staustahltriebwerk 8 des Wirkkörpers 2 nach dem Absetzen des Wirkkörpers 2 mit Luft zu versorgen. Um das Abschussrohr 4 herum sind Treibstofftanks 9 vorgesehen. Die Außenkontur des Trägerflugkörpers 1 ist unter Berücksichtigung der Stealth-Prinzipien gestaltet, um eine möglichst geringe Radarrückstrahlfläche zu bieten.
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Der Trägerflugkörper 1 wird über klappbare Aufhängungsösen 10 mit dem Waffenträger verbunden. Der Wirkkörper 2 weist eine Steuereinheit auf, die über ein Kabel, das durch einen Kabelkanal 18 führt und mittels eines nicht dargestellten Verbindungssteckers mit dem Waffenträger verbunden werden kann, um Missionsdaten zu empfangen.
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In 3 ist der Wirkkörper im Längsschnitt dargestellt. An seiner Spitze ist ein abwerfbarer Kombisuchkopf 11 vorgesehen, der mit unterschiedlichen Sensoren ausgestattet ist. Dieser Kombisuchkopf 11 soll unmittelbar vor Erreichen des Ziels abgeworfen werden, um eine Penetrationsspitze an der Front des Wirkkörpers 2 freizugeben, die so gestaltet und beschaffen ist, dass auch armierte Ziele zuverlässig durchdrungen werden können. Hinter der Penetrationsspitze 12 ist ein Zünder 13 vorgesehen, der die dahinterliegende Explosionsmasse 14 zur Detonation bringt. Diese Explosionsmasse 14 kann eine Vorladung umfassen, die vor Detonation der Hauptmasse gezündet wird. Bei diesem Zünder 13 kann es sich um einen intelligenten Zünder 13 handeln, der durch unterschiedliche Sensoren, beispielsweise mittels Beschleunigungsmessung, Zeitmessung und ggf. anderer Parameter selbst bestimmt, wann der gewünschte Detonationsort erreicht ist. Mittels eines Beschleunigungssensors kann zum Beispiel das Durchbrechen von Schotts erfasst werden. Weiterhin kann die Bewegungsgeschwindigkeit des Wirkkörpers 2 erfasst werden, so dass der intelligente Zünder 13 problemlos feststellen kann, wann der gewünschte Detonationsort erreicht ist. Es kann aber auch ein herkömmlicher Zünder eingesetzt werden, der nach dem Auftreffen der Penetrationsspitze 12 am Ziel durch eine Zeitsteuerung den Explosionsstoff 14 zur Detonation bringt. Im hinteren Teil des Wirkkörpers 2 hinter der Explosionsmasse 14 ist der Wirkkörper als Massivpenetrator 15 ausgebildet, das heißt in diesem Bereich wird eine hohe Masse zur Verfügung gestellt, um die Penetrationswirkung zu erhöhen. Von der nicht dargestellten Steuereinheit des Wirkkörpers 2 führt ein Kabelkanal 11 nach außen, um Daten mit der Steuereinheit austauschen zu können.
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Im hintersten Bereich des Wirkkörpers 2 sind ausfahrbare Steuerflächen 16 vorgesehen, sowie das Staustrahltriebwerk 8 mit vorgeschaltetem Booster 17. Ein derartiger Booster 17 ist erforderlich, wenn der Wirkkörper beim Absetzen vom Trägerflugkörper 1 noch nicht die ausreichende Mindestgeschwindigkeit zur Zündung des Staustahltriebwerks 8 aufweist. Die erforderliche Beschleunigung wird dann zunächst über den genannten Booster 17 erzielt, bevor das Staustahltrieb- werk 8 gezündet wird. Das Staustahltriebwerk 8 kann eine Schubvektorsteuerung aufweisen.