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Die Erfindung betrifft ein Sitzmöbel mit einer im Wesentlichen waagerecht ausgerichteten Sitzfläche.
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Sitzmöbel sind in einer Vielzahl von Ausgestaltungen bekannt, so z. B. aus der
DE 20 2009 010 228 U1 ,
US 2002/0021037 A1 und
DE 82 23 834 U1 . So gibt es eine Fülle von Stühlen, Sesseln, Bänken, Sofas, Schemeln/Hockern, Stehhilfen und anderweitigen Sitzen. Allen Sitzmöbeln ist gemeinsam, dass diese eine Sitzfläche aufweisen, die im Wesentlichen waagerecht ausgebildet und je nach Verwendungszweck in unterschiedlichem Abstand zur Standfläche des Sitzmöbels angeordnet ist.
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So gibt es beispielsweise würfelförmige Sitzmöbel mit einer an deren Oberseite angeordneten Sitzfläche oder auch als Stühle bekannte Sitzmöbel, die bevorzugt eine Mehrzahl von mit der Unterseite der Sitzfläche verbundenen Stuhlbeinen und eine mit der Oberseite der Sitzfläche verbundene Rückenlehne aufweist.
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Hocker hingegen sind den Stühlen ähnlich aufgebaut, wobei diese je nach der Höhe der Sitzfläche als Schemel oder Hocker, z. B. gemäß ihrer Verwendung auch Barhocker genannt, bezeichnet werden. Im Gegensatz zu den Stühlen fehlt den Hockern/Schemeln jedoch eine Rückenlehne, sodass das Sitzen auf Hockern und Schemeln über längere Zeit als unangenehm empfunden werden kann und darüber hinaus auch zu Haltungsschäden führen kann.
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Üblicherweise wird man nach längerem Sitzen auf Schemeln oder Hockern auf einen Stuhl zurückgreifen, der deutlich größeren Komfort bietet. In einigen Situationen, beispielsweise bei nur geringem Platzangebot, wäre es aber vorteilhaft, wenn man einen Hocker in einen Stuhl, also gewissermaßen in einen Hocker mit Rückenlehne, wandeln könnte. Ebenso ist eine Rückenlehne bei einigen Verwendungen eher störend, sodass es ebenso wünschenswert ist, einen Stuhl in einen Hocker umwandeln zu können.
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Grundsätzlich ist es also wünschenswert ein Sitzmöbel zu besitzen, bei dem die Rückenlehne je nach Bedarf, Verwendung des Sitzmöbels und/oder der eigenen Befindlichkeit hinzugefügt oder entfernt werden kann.
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Aufgabe der Erfindung ist es daher, ein einfach zu verwendendes multifunktionales Sitzmöbel zu schaffen, das mit und ohne Rückenlehne verwendet werden kann und dass darüber hinaus auch optisch ansprechend ist.
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Diese Aufgabe wird durch das Sitzmöbel mit den Merkmalen von Anspruch 1 gelöst. Die Unteransprüche geben vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung wieder.
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Grundgedanke der Erfindung ist es, die Sitzfläche eines Sitzmöbels mit einem Sitzelement zu überspannen, wobei das Sitzelement in dieser ersten Position eine Sitzauflage ausbildend auf der Sitzfläche aufliegt und durch Verdrehen in eine zweite Position überführt werden kann, in der das Sitzelement aus der waagerechten Position in eine (nahezu) senkrechte Position überführt werden kann, in der das Sitzelement eine Rückenlehne ausbildet.
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Zur Fixierung ist das Sitzelement an sich gegenüberliegenden Abschnitten am Sitzmöbel, bevorzugt an der Sitzfläche befestigt. Das Sitzelement, bevorzugt eine Materialbahn – besonders bevorzugt eine Textilbahn, besitzt eine die Sitzfläche überspannende Länge, die größer ist als die überspannte Länge der Sitzfläche selbst. Damit ist für das Sitzelement genug Spiel gegeben, damit der Abschnitt des Sitzelements, der zwischen den beidseitigen Befestigungen angeordnet ist, frei von der Sitzfläche abzuheben und in sich selbst zu verdrehen ist. Hierfür ist das Sitzelement flexibel ausgebildet.
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In der ersten Position bildet das Sitzelement also eine Sitzauflage, die bevorzugt in diesem Bereich gepolstert ist, während das Sitzelement in der zweiten Position eine Rückenlehne ausbildet, wobei das „Sitzpolster” nun das „Rückenpolster” bildet. Die Fixierung der Rückenlehne ist je nach verwendetem Material, insbesondere bei an Veränderungen anpassfähigem Material, überhaupt nicht notwendig oder kann einfach durch Belastung des Sitzelements durch eine Person oder besondere Befestigungsmittel für das Sitzelement in der zweiten Position erfolgen. Bevorzugt sind diese Befestigungsmittel als in der Sitzfläche angeordnete Nut oder Kerbe oder als Stift oder eine Kante ausbildender Absatz vorgesehen.
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Die Erfindung ist dabei nicht auf besondere Sitzmöbel beschränkt, sondern kann grundsätzlich bei jedem Sitzmöbel ohne oder mit Füßen/Beinen verwirklicht werden.
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Die Erfindung wird anhand eines in den beigefügten Zeichnungen dargestellten besonders bevorzugt ausgestalteten Ausführungsbeispiels näher erläutert. Es zeigen:
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1 das bevorzugt ausgestaltete Sitzmöbel mit dem in der ersten Position angeordneten Sitzelement in einer Ansicht von hinten;
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2 das Sitzmöbel aus 1 in einer Seitenansicht von rechts;
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3 das Sitzmöbel mit dem in der zweiten Position angeordneten Sitzelement in einer Seitenansicht von links; und
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4 das bevorzugt ausgestaltete Sitzmöbel mit dem in der zweiten Position angeordneten Sitzelement in einer Ansicht von hinten.
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1 zeigt ein nach der Erfindung bevorzugt ausgestaltetes Sitzmöbel. Das Sitzmöbel 10 ist als vierbeiniger Hocker ausgebildet, d. h. dass das Sitzmöbel 10 im Wesentlichen aus einer die Sitzfläche bildenden Platte 20 und einer Mehrzahl von mit der Sitzfläche bildenden Platte 20 verbundenen Beinen 30 besteht.
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Auf die Ausgestaltung der die Sitzfläche bildenden Platte 20 und die Anzahl der Beine 30 kommt es im Wesentlichen nicht an: die die Sitzfläche bildende Platte 20 kann beispielsweise rund oder viereckig ausgebildet sein – für die Beine 30 kann auch statt einer Mehrzahl von Beinen 30, in der Regel drei oder vier Beine 30, ein einzelnes eher als Fuß zu bezeichnendes Bein vorgesehen sein.
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Erfindungsgemäß ist weiter ein bevorzugt als Materialbahn ausgebildetes Sitzelement 40 vorgesehen, das an zwei sich in Bezug auf die Sitzfläche 20 gegenüberliegenden Befestigungsabschnitten an der Sitzfläche 20 befestigt ist. Die Befestigung des Sitzelements 40 an der Sitzfläche 20 kann punktuell oder speziell über die gesamte Breite des Sitzelements 40 und/oder der Sitzfläche 20 erfolgen. Insbesondere kann die Befestigung des Sitzelements 40 an der Unterseite der Sitzfläche 20, dessen Seite oder sogar Oberseite erfolgen.
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Das Sitzelement 40 ist bevorzugt länglich ausgebildet ist, wobei dessen Länge die Länge der Sitzfläche 20 überschreitet. Nach einer bevorzugten Ausgestaltung beträgt die Länge des Sitzelements 40 wenigstens das 1,5-fache der Länge der Sitzfläche 20.
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Das Sitzelement 40 ist bevorzugt als Materialbahn, besonders bevorzugt als Gewebebahn ausgebildet. Das Sitzelement 40 ist dabei aus tierischen Fasern, pflanzlichen Fasern, synthetischen Fasern, Kunststoff, Kautschuk, Leder oder einer beliebigen Kombination aus den vorgenannten Materialien hergestellt.
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So kann die als Gewebebahn ausgebildete Materialbahn beispielsweise aus Wolle, Baumwolle, Hanf oder einer Kombination dieser mit und ohne Zuschlagstoffen und/oder synthetischem Faseranteil gefertigt sein.
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Die Materialbahn kann aber auch aus Kunststoff, Kautschuk oder Leder bestehen – je nach den gewünschten mechanischen und optischen Eigenschaften des Sitzelements 40.
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In jedem Fall ist das Sitzelement 40 flexibel ausgebildet, sodass das an beiden Seiten der Sitzfläche 20 befestigte Sitzelement 40 von der in 1 – und in Seitenansicht in 2 – dargestellten Position, in der das Sitzelement 40 von der der Sitzfläche aufliegenden Position in eine weitere Position verbracht werden kann, in der das Sitzelement 40 als Rückenlehne fungiert (siehe 3 und 4).
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Dieses wird durch Drehen des Abschnitts des Sitzelements 40 erreicht, dass zwischen den Befestigungsabschnitten des Sitzelements 40 an der Sitzfläche 20 angeordnet ist. Dafür ist das Sitzelement einerseits ausreichend flexibel auszugestalten, andererseits sollte es ausreichend fest und gut an der Sitzfläche 20 befestigt sein, um beim Anlehnen an das Sitzelement 40 eine ausreichende Stabilität des Sitzmöbels 10 unter Belastung zu gewährleisten.
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Insbesondere ist bei der Dimensionierung von Sitzfläche 20 und Sitzelement 40 darauf zu achten, dass die Länge des Sitzelements 40 so gewählt ist, dass das Sitzelement 40 in sich verdreht werden kann und durch Abstützen seiner der Sitzfläche 20 zugewandten Kante auf der Sitzfläche 20 dauerhaft in eine im Wesentlichen vertikal aufgerichtete Position verbracht werden kann.
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Zusätzlich kann zur Abstützung des Sitzelements 40 in der vertikal aufgerichteten Position an der Sitzfläche ein weiteres Befestigungselement, beispielsweise in Form einer Nut oder eines Stifts, vorgesehen sein, dass die der Sitzfläche 20 zugewandte Kante des Sitzelements 40 in dieser Position fixiert.
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Schließlich weist das Sitzelement 40 in dem Bereich, der als Sitzauflage und/oder Rückenlehne dient, eine Polsterung auf.