DE102008024526A1 - Verfahren und Anordnung zum Nachweis von Östrogen in wässrigen Lösungen - Google Patents
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Abstract
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zum schnellen Nachweis von Östrogen in wässrigen Lösungen vor Ort zu realisieren. Der Nachweis basiert auf einer Fluoreszenzanalyse, wobei eine integrierte Lichtquelle mit einer bioaktiven Schicht auf deren Oberfläche verwendet wird. Die bioaktive Schicht wird durch ein spezielles Hybridisierungs- und Silanisierungsverfahren erzeugt. Die Messung erfolgt durch die optische Detektion farbstoffmarkierter Hormonmoleküle, die nach einem bestimmten Messprotokoll die Rezeptoren belegen, die noch nicht durch Hormone aus der Messprobe gesättigt worden sind.
Description
- Die Bedeutung der Spurenanalytik nimmt sowohl in der Trinkwasserversorgung als auch in der Lebensmittelindustrie und bei der Diagnostik von Erkrankungen zu, wobei insbesondere die Trinkwasseranalyse im Mittelpunkt steht.
- Zur Online-Überwachung der Wasserqualität wurde das RIANA-(RIver ANAlyzer) [Rodriguez S, Reder S, Lopez de Alda M, Gauglitz G and Barceló D.: Biosens Bioelectron. (19) 633–640, 2004.] und das AWACS-System (Automated Water Analyzer Computer supported System) [Tschmelak J. et al.: Intern. J. Environ. Anal. Chem. (85) 837–852, 2005] entwickelt, die beide auf der Methode der totalen internen Reflexions-Fluoreszenz (TIRF) basieren. Dabei wird das Licht einer externen Laserdiode in einen Wellenleiter eingekoppelt, auf dessen Oberfläche ein farbstoffmarkierter Analyt immobilisiert ist. Das evaneszente Feld der den Wellenleiter durchlaufenden Lichtwelle kann den Farbstoff anregen, dessen Fluoreszenz durch ein Array von Fotodioden detektiert wird. Die Intensität dieser Fluoreszenz ist ein Maß für die Konzentration des Analyten. Diese Systeme weisen bereits einen hohen Automatisierungsgrad auf und können stationär zur Überwachung der Wasserqualität eingesetzt werden.
- Östrogene sind hormonaktive Substanzen, die sich in vier Klassen einteilen lassen: die endogenen Östrogene, die Phytoestrogene, die synthetischen Östrogene (z. B. Ethinylestradiol, das in der „Pille” enthalten ist) und die Xenoestrogene. [Proll G.: Biosensorsystem für vollständig automatisierte ultrasensitive Multianalyt-Immunoassays, Dissertation, Universität Tübingen, 2005.]. Etablierte Nachweismethoden im Labormaßstab wie die Gas- und Flüssigkeitschromatographie, die mit einem nicht unerheblichen apparativen und finanziellen Aufwand verbunden sind, werden zurzeit benutzt. Bei diesen Methoden muss man mit einer Reaktionszeit zwischen Probenentnahme und Ergebnis von ein bis drei Tagen rechnen.
- Ziel der Erfindung ist es, schnelle, sensitive, kostengünstige und einfach zu bedienende analytische Nachweismethoden von Östrogen in wässrigen Lösungen zu entwickeln, die in ein portables Gerät integriert werden können. Dieses Biosensorsystem soll einen deutlich höheren Grad an Portabilität aufweisen als bestehende Systeme und schnelle Vor-Ort-Tests ermöglichen.
- Die hier beschriebene Erfindung umfasst ein Verfahren zum Nachweis von Östrogen in wässrigen Lösungen sowie eine geeignete Anordnung zu dessen Durchführung. Die Neuheit des Lösungsansatzes besteht vor allem darin, dass keine externe Lichtquelle verwendet wird, sondern diese auf einem Chip integriert ist. Dies ermöglicht eine deutliche Reduzierung der Geräteabmessungen, verbunden mit einer entsprechenden Ersparnis an Ressourcen, Energie und Herstellungskosten.
- Die Erfindung wird nachstehend an einem Ausführungsbeispiel für die Anordnung und für das Verfahren näher erläutert.
- Die zugehörigen Abbildungen zeigen:
-
1 : Hybridisierte Sensor-Oberfläche -
2 : Silanisierte Sensor-Oberfläche -
3 : XPS-Spektrum für silanisierte SiO2-Oberflächen, die der Passivierungsschicht des Sensors entspricht. Die Abbildung zeigt den N1s-Peak an einer sauberen und an einer mit APS bedeckten Oberfläche nach verschiedenen Silanisierungszeiten -
4 : Aufbau des Sensors nach der Silanisierung und der Anbindung der Rezeptoren an die silanisierte Chip-Oberfläche -
5 : Aufbringen der kontaminierten Wasserprobe auf der Sensor-Oberfläche -
6 : Aufbringen der Referenzlösung auf der Sensor-Oberfläche -
7 : Messprinzip des Sensors -
8 : Auswertungsbeispiel des Messsignals - Der für das Verfahren zu verwendende Sensor besteht aus einem Si-basierten Lichtemitter [
DE 101 30 568 A1 ], der erst gereinigt, dann hybridisiert und silanisiert wird. - Für die Reinigungsprozedur werden folgende Schritte ausgeführt:
- • Der Chip wird in eine 1,1,1-trichloroethane-Lösung für 5 Minuten getaucht und danach mit N2-Gas getrocknet. Als Basis für die wässrige 1,1,1-trichloreethane Lösung kommt vorzugsweise CH3CCl zum Einsatz.
- • Der Chip wird in einer Aceton-Lösung für 5 Minuten getaucht und anschließend wieder mit N2-Gas getrocknet.
- • Der Chip wird für 5 Minuten in eine Methanol-Lösung eingetaucht und danach wieder mit N2-Gas getrocknet.
- Auf dem Sensor befindet sich eine 200 nm dicke SiO2 Oberfläche. Die in-situ-Hybridisierung dieser Schicht wird in einem gasdichten Reaktionsraum (Hybridisierungskammer) durchgeführt. In der Hybridisierungskammer wird die Katalyselösung MES (2-(N-Morpholino)ethanesulfone-Hydrate-Säure mit der Summenformel C6H13NO4S·xH2O) pipettiert. Die anschließende in-situ-Hybridisierung erfolgt vorteilhafter Weise bei Temperaturen um 50°C (
1 ). - Die Silanisierung der Lichtemitter-Oberfläche ist von der Hybridisierungsqualität stark abhängig. Die Hybridisierung mit der Katalyselösung MES begünstigt die anschließende Silanisierung der Oberfläche. Die Silanisierung wird vorteilhafterweise mit einer APS-Lösung (N,N'-Bis(3-aminopropyl)-2-butene-1,4-diamine) durchgeführt. Die Chips werden für 1 bis 10 Minuten in die APS-Lösung getaucht.
- Nach der Silanisierungsphase wird der Chip wieder mit Trichlorethan, Ethanol und destilliertes Wasser gereinigt, wobei nach jeder Reinigungsphase der Chip mit Stickstoffgas getrocknet wird (
2 ). - An die reaktiven NH2-Gruppen folgt dann die kovalente Adsorption der Rezeptoren. Dafür kommen verschiedene Rezeptoren in Frage, die käuflich erwerbbar sind. Die Rezeptoren weisen eine starke Wechselwirkung mit dem entsprechenden Östrogen auf, die nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip erfolgt (
4 ). - Die Silanisierung kann im Falle von Östrogen auch mit anderen MPS ((3-Mercaptopropyl)trimethoxysilane), NPS(n-propyltrimethoxysilane)-Lösungen mit jeweils -SH bzw. -CH3 als funktionelle Gruppe je nach Rezeptortyp (z. B. aus der nicht-konventionellen Hefe Arxula adeninivorans gewonnenen menschliche Östrogen Rezeptor α (hERα) [Kunze et al. 2006]) durchgeführt werden.
- Längere Silanisierungsprozesse sind im Fall von Östrogen nicht notwendig.
3 zeigt die XPS-Intensitäten bei unterschiedlichen Einwirkzeiten der APS-Lösung. Die Silanisierungsprozesse mit der APS-Lösung zeigen nach einer, nach fünf und nach zehn Minuten, dass sich auf der silanisierten Oberfläche ausreichend freien NH2-Gruppen gebildet haben. Diese funktionelle Gruppe ist reaktiv auf den Östrogen-Rezeptor. - Beim Messverfahren kommt eine Referenzprobe zum Einsatz, die aus farbstoffmarkierten Hormonmolekülen besteht. Die optische Anregungswellenlänge des verwendeten Farbstoffs muss hinreichend gut mit der Emissionswellenlänge des integrierten Lichtemitters übereinstimmen.
- Das Messverfahren besteht aus drei Schritten:
- • Das
Aufbringen der kontaminierten Probe auf die Chip-Oberfläche
durch Pipettieren, Eintauchen oder Vorbeiströmen in einer
Mikrofluidik (
5 ). Eventuell vorhandene Östrogenmoleküle werden an den Rezeptoren immobilisiert. - • Das Spülen der Probe mit destilliertem Wasser, um leicht gebundene Östrogenmoleküle bzw. Fremdmoleküle zu beseitigen.
- • Das Aufbringen einer Referenzprobe auf die Chip-Oberfläche
durch Pipettieren, Eintauchen oder Vorbeiströmen in einer
Mikrofluidik (
6 ). - • Durch Anlegen einer Spannung regt der integrierte
Lichtemitter den Farbstoff der Referenzprobe zur Photolumineszenz
an. Das Lichtsignal des Farbstoffes wird mit Hilfe eines Filters
vom Signal des integrierten Lichtemitters getrennt und mit einem
Detektor gemessen (
7 ). - Für die Verwendung dieses Verfahrens sind nur sehr geringe Farbstoffmengen in der Referenzprobe notwendig, damit werden die Kosten pro Nachweis reduziert.
- Je nach Kontaminierungsgrad der Probe ergeben sich unterschiedliche Signalstärken, die in
8 dargestellt sind. - • Eine östrogenfreie
Wasserprobe ergibt ein Fluoreszenz-Signal von 100%, da alle Rezeptoren
mit farbstoffmarkierten Hormonen der Referenzprobe belegt werden
können (
8a ). - • Eine mit Östrogen kontaminierte Wasserprobe ergibt
ein Fluoreszenz-Signal zwischen 0 und 100% (z. B. 75%), da nur ein
Teil der Rezeptoren mit farbstoffmarkierten Östrogen belegt
ist (
8b ). - • Eine mit Östrogen stark kontaminierte Wasserprobe
liefert kein Fluoreszenz-Signal, da alle imobilisierten Rezeptoren
vollständig mit Östrogen aus der Wasserprobe belegt
sind (
8c ). - Die Verminderung des Fluoreszenzsignals ist dabei proportional zu der in der Wasserprobe enthaltenen Hormon-Konzentration.
- Durch die Anpassung der Silangruppe an existierende Rezeptoren anderer Hormone, ist dieses Verfahren auch für den Nachweis dieser Hormone geeignet.
-
- APS
- N,N'-Bis(3-aminopropyl)-2-butene-1,4-diamine
- MPS
- (3-Mercaptopropyl)trimethoxysilane
- NPS
- n-propyltrimethoxysilane
- ITO
- Indium Oxide Film
- MES
- 2-(N-Morpholino)ethanesulfone-Hydrate-Säure
- 1
- Keine Silanisierung
- 2
- 1 min-APS
- 3
- 5 min-APS
- 4
- 10 min APS
- 5
- 120 min APS
- 6
- 240 min APS
- 7
- Chip-Oberfläche
- 8
- Rezeptor
- 9
- Silangruppe
- 10
- Si-Subtrat mit Lichtemitter
- 11
- Wässrige Lösung
- 12
- Östrogen
- 13
- Östrogenfreie Substanzen
- 14
- Referenzlösung
- 15
- Detektor
- 16
- Filter
- ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
- Diese Liste der vom Anmelder aufgeführten Dokumente wurde automatisiert erzeugt und ist ausschließlich zur besseren Information des Lesers aufgenommen. Die Liste ist nicht Bestandteil der deutschen Patent- bzw. Gebrauchsmusteranmeldung. Das DPMA übernimmt keinerlei Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.
- Zitierte Patentliteratur
-
- - DE 10130568 A1 [0016]
- Zitierte Nicht-Patentliteratur
-
- - Rodriguez S, Reder S, Lopez de Alda M, Gauglitz G and Barceló D.: Biosens Bioelectron. (19) 633–640, 2004 [0002]
- - Tschmelak J. et al.: Intern. J. Environ. Anal. Chem. (85) 837–852, 2005 [0002]
- - Proll G.: Biosensorsystem für vollständig automatisierte ultrasensitive Multianalyt-Immunoassays, Dissertation, Universität Tübingen, 2005 [0003]
- - Kunze et al. 2006 [0022]
Claims (7)
- Anordnung zum Nachweis von Östrogen in wässrigen Lösungen besteht aus einem Si-basierten Lichtemitter, dadurch gekennzeichnet, dass auf dem Lichtemitter eine bioaktive Schicht aufgebracht wird.
- Anordnung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die bioaktive Schicht durch Reinigung, Hybridisierung und Sinalisierung aufgebracht wird.
- Anordnung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass die dreistufige Reinigung mit einer wässrige 1,1,1-trichloreethane Lösung, einer Aceton-Lösung und einer Methanol-Lösung erfolgt, wobei nach jeder Stufe eine Trocknung mit Stickstoffgas erfolgt.
- Anordnung nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Hybridisierung mit einer MES-Katalyselösung erfolgt.
- Anordnung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass a. die Sinalisierung mit einer APS- oder einer MPS-Lösung oder NPS-Lösung erfolgt und b. danach eine dreistufige Reinigung mit Trichlorethan, Ethanol und destilliertes Wasser erfolgt, wobei nach jeder Reinigungsstufe die Anordnung mit Stickstoffgas getrocknet wird.
- Verfahren zum Nachweis von Östrogen in wässrigen Lösungen, dadurch gekennzeichnet, dass eine Referenzprobe mit farbstoffmarkierten Östrogenmolekülen verwendet wird, bei der die optische Anregungswellenlänge des verwendeten Farbstoff hinreichend gut mit der Emissionswellenlänge des integrierten Lichtemitters übereinstimmt.
- Verfahren zum Nachweis von Östrogen in wässrigen Lösungen, dadurch gekennzeichnet, dass a. auf die Anordnung nach den Ansprüchen 1 und 2 eine Probenlösung aufgebracht wird, b. danach die Anordnung vorzugsweise mit destilliertem Wasser gereinigt wird, c. danach auf die Anordnung die Referenzprobe nach Anspruch 6 aufgebracht wird und d. danach eine elektrischen Spannung an die Anordnung angelegt wird und an einem Detektor das Messergebnis abgelesen werden kann.
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DE (1) | DE102008024526A1 (de) |
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