-
Die
Erfindung betrifft ein Verfahren zum Herstellen eines hochfesten
Bauteils mit verbesserter Bruchdehnung durch Warmpresshärten und
ein hochfestes Bauteil mit verbesserter Bruchdehnung und Zähigkeit.
-
Beim
Warmpresshärten
von Blechzuschnitten, die von kalt- oder warmgewalztem Stahlband abgeteilt
sind, werden die Blechzuschnitte auf eine Verformungstemperatur
erwärmt
und im erwärmten
Zustand in das Werkzeug einer Umformpresse gelegt. Im Zuge der anschließend durchgeführten Umformung
erfährt
der Blechzuschnitt bzw. das aus ihm geformte Bauteil durch den Kontakt
mit dem kühlen Werkzeug
eine schnelle Abkühlung,
durch die sich im Bauteil Härtegefüge ergibt.
Unterstützt
werden kann die schnelle Abkühlung
dabei dadurch, dass das Werkzeug selbst aktiv gekühlt wird.
-
Wie
im Artikel "Potenziale
für den
Karosserieleichtbau",
erschienen in der Messezeitung der Thyssenkrupp Automotiv AG zur
61. Internationalen Automobilausstellung in Frankfurt, 15.-25. September
2005, berichtet, wird das Warmpresshärten in der Praxis insbesondere
für die
Herstellung von hochfesten Karosseriebauteilen aus borlegierten
Stählen
angewendet. Ein typisches Beispiel für einen solchen Stahl ist der
unter der Bezeichnung 22MnB5 bekannte Stahl, der im Stahlschlüssel 2004
unter der Werkstoffnummer 1.5528 zu finden ist.
-
Ein
mit dem Stahl 22MnB5 vergleichbarer Stahl ist aus der
JP 2006104526 A bekannt.
Dieser bekannte Stahl enthält
neben Fe und unvermeidbaren Verunreinigungen (in Gew.-%) 0,05–0,55% C, max.
2% Si, 0,1–3%
Mn, max. 0.1% P und max. 0,03% S. Zur Härtesteigerung können dem
Stahl zusätzlich
Gehalte von 0,0002–0,005%
B und 0,001–0,1%
Ti zugegeben werden. Der jeweilige Ti-Gehalt dient dabei zum Abbinden des
in dem Stahl vorhandenen Stickstoffs. Auf diese Weise kann das im
Stahl vorhandene Bor seine festigkeitssteigernde Wirkung möglichst
vollständig
entfalten.
-
Gemäß der
JP 2006104526 A werden
aus dem derart zusammengesetzten Stahl zunächst Bleche gefertigt, die
dann auf eine oberhalb der Ac
3-Temperatur,
typischerweise im Bereich von 850–950°C, liegende Temperatur vorgewärmt werden.
Bei der anschließend
im Presswerkzeug erfolgenden, von diesem Temperaturbereich ausgehenden
schnellen Abkühlung
bildet sich im aus dem jeweiligen Blechzuschnitt pressgeformten
Bauteil das die angestrebten hohen Festigkeiten gewährleistende
martensitische Gefüge.
Günstig
wirkt sich dabei aus, dass sich die auf das genannte Temperaturniveau
erwärmten
Blechteile bei relativ geringen Umformkräften zu komplex geformten Bauteilen
umformen lassen. Dies gilt insbesondere auch für solche Blechteile, die aus
hochfestem Stahl gefertigt und mit einer Korrosionsschutzbeschichtung
versehen sind.
-
Die
auf die voranstehend erläuterte
Weise aus borlegierten Stählen
erzeugten Bauteile erreichen Festigkeiten von über 1500 MPa. Allerdings hat das
dazu benötigte
vollständig
martensitische Gefüge
der Bauteile zur Folge, dass die Bauteile eine für viele Anwendungen unzureichende
Restbruchdehnung von 5–6
besitzen.
-
Die
relativ geringe Restbruchdehnung geht mit einer geringen Zähigkeit
einher. Diese führt
bei Anwendungen, bei denen es auf ein gutes Verformungsverhalten
im Falle eines Crashs ankommt, dazu, dass Bauteile, die aus den
bekannten borlegierten Stählen
in der bekannten Weise hergestellt sind, diese Anforderung häufig nicht
mehr erfüllen
können. Dies
gilt insbesondere dann, wenn es sich bei den herzustellenden Bauteilen
um Teile für
eine Automobilkarosserie handelt.
-
Der
Erfindung lag daher die Aufgabe zu Grunde, ein Verfahren zu schaffen,
das es erlaubt, komplex geformte Bauteile aus Stahl herzustellen, die
einerseits eine ausreichend hohe Festigkeit und gute Bruchdehnung
sowie andererseits eine ausreichende Zähigkeit besitzen, um den in
der Praxis an sie gestellten Anforderungen zu genügen. Darüber hinaus
sollte ein Bauteil angegeben werden, dessen Eigenschaftsspektrum
einerseits unter Normalbedingungen eine hohe Formstabilität und andererseits
bei einem Unfall ein hohes Energieaufnahmevermögen gewährleistet.
-
In
Bezug auf das Verfahren ist die voranstehend angegebene Aufgabe
durch den Gegenstand des Anspruchs 1 gelöst worden. Vorteilhafte Ausgestaltungen
dieses Verfahrens sind in den auf Anspruch 1 rückbezogenen Ansprüchen angegeben.
-
In
Bezug auf das Bauteil ist die voranstehend angegebene Aufgabe durch
den Gegenstand von Anspruch 8 gelöst worden. Vorteilhafte Ausgestaltungen
dieses Bauteils sind in den auf Anspruch 8 rückbezogenen Ansprüchen angegeben.
-
Die
Erfindung basiert auf der Grundüberlegung,
eine vollständige
Martensithärtung
des Bauteiles beim Presshärten
zu vermeiden. Stattdessen wird gemäß der Erfindung in dem jeweils
herzustellenden, erfindungsgemäß beschaffenen
Bauteil ein Mischgefüge
erzeugt, das einerseits eine überraschend
hohe Festigkeit und andererseits hohe Dehnungswerte und eine für den jeweiligen
Anwendungszweck ausreichende Zähigkeit
des erfindungsgemäßen Bauteils
gewährleistet.
-
Um
dies zu erreichen, werden erfindungsgemäß Blechteile warmpressgehärtet, die
aus einem hinsichtlich seiner Zusammensetzung an sich bekannten
Stahl erzeugt sind. Dessen Legierungsgehalte (C: 0,10–0,45%,
Si: 0,05–0,50%,
Mn: 0,8–1,7%, Cr:
0,05–0,6%,
P: max. 0,015%, S: max. 0,003%, sowie optional eines oder mehrere
der folgenden Legierungselemente Al: 0,01–0,05%, N: 0,002–0,005%,
Ti: 0,01–0,1%,
B: 0,0008–0,008%,
Rest Eisen und unvermeidbare Verunreinigungen, Angaben in Gew.-%) sind
so aufeinander abgestimmt, dass er von Haus aus ein hohes Festigkeitspotenzial
besitzt.
-
Anders
als im Stand der Technik wird das aus diesem Stahl bestehende Blechteil
gemäß der Erfindung
jedoch nur auf eine Temperatur erwärmt, bei der die Austenitisierung
noch nicht abgeschlossen ist. Vielmehr wird erfindungsgemäß für das Presshärten eine
Erwärmungstemperatur
gewählt, die
zwischen den für
den jeweiligen Stahl ermittelten Ac1- und
Ac3-Temperaturen liegt (Ac1-Temperatur: Temperatur,
bei der die Umwandlung in Austenit einsetzt; Ac3-Temperatur:
Temperatur, bei der die Umwandlung in Austenit abgeschlossen ist).
Bei diesen Erwärmungstemperaturen
weist das jeweils verarbeitete Blech ein aus Austenit und Ferrit
bestehendes Mischgefüge
auf.
-
Gemäß der Erfindung
findet somit lediglich eine "Teilaustenitisierung" des Blechteils statt,
bei der das vor der Erwärmung
vorhandene Ferrit-Gefüge des
jeweils verarbeiteten Blechs zu einem für die Eigenschaften des erhaltenen
Bauteils entscheidenden Anteil erhalten bleibt.
-
Im
Zuge der erfindungsgemäß vorgenommenen
Teilaustenitisierung des jeweiligen Blechteils werden somit nur
die Gefügebestandteile
der kohlenstoffreichen Phasen wie Perlit, Bainit, Martensit und Zementit
in Austenit umgewandelt. Abhängig
von der jeweils gewählten
Temperaturhöhe
der Teilaustenitisierung wandelt sich zusätzlich auch ein Teil des in dem
Blechteil ursprünglich
vorhandenen Ferrits in Austenit um.
-
Die
Erwärmung
der Blechteile wird erfindungsgemäß jedoch stets so gesteuert,
dass nach der Erwärmung
im Blechteil Ferrit und Austenit nebeneinander vorliegen. Die jeweilige
Größe der Anteile
an Ferrit und Austenit kann dabei über die Erwärmungstemperatur gesteuert
werden.
-
Bei
der anschließenden
Presshärtung
des in erfindungsgemäßer Weise
erwärmten
Blechs wandelt sich der austenitische Gefügeanteil in Martensit um. Dieser
Martensitanteil sorgt im fertigen Bauteil für die hohe Festigkeit. Hingegen
ist der nach dem Erwärmen
im Blech vorhandene Ferritanteil auch nach dem Presshärten im
Bauteil noch erhalten und sorgt für die gewünscht hohe Bruchdehnung und
verbesserte Zähigkeit.
-
Da
der Kohlenstoffgehalt im Austenit bei der erfindungsgemäßen Teilaustenitisierung
jeweils deutlich höher
ist als der Gesamtkohlenstoffgehalt des Stahles (beispielsweise
ist bei einem Gefüge
mit jeweils 50% Austenit und 50% Ferrit der C-Gehalt des Austenits
etwa doppelt so hoch, wie der C-Gehalt des Stahls insgesamt), bleibt
der Austenit bis zum Presshärten
im Wesentlichen stabil. Dies ermöglicht eine
sichere Prozessführung
während
der Presshärtung.
-
Bei
erfindungsgemäßer Vorgehensweise wird
folglich im jeweils erhaltenen Bauteil gezielt eine Mikrostruktur
eingestellt, die der von Dualphasenstählen gleicht. Über die
Größe der Anteile
von Martensit und Ferrit kann dabei direkt eingestellt werden, ob
beim erfindungsgemäß erzeugten
Bauteil die Festigkeit, die Bruchdehnung und/oder die Zähigkeit
im Fordergrund steht.
-
Bei
erfindungsgemäßer Vorgehensweise wird
die Bildung der Anteile an Martensit unmittelbar durch die Wahl
einer geeigneten Erwärmungstemperatur
beeinflusst. Nahe der Ac3-Temperatur liegende Erwärmungstemperaturen
führen
im fertigen Bauteil zu größeren Martensitanteilen
und damit höherer Festigkeit,
während
durch niedrigere, nahe der Ac1-Temperatur
liegende Erwärmungstemperaturen besonders
gute Dehnungswerte erzielt werden können.
-
Die
Dehnungskennwerte eines erfindungsgemäß erzeugten Bauteils sind stets
größer als
die korrespondierenden Werte, die für ein in bekannter Weise hergestelltes
Bauteil mit vollmartenitisiertem Gefüge ermittelt werden können. So
lassen sich in erfindungsgemäßer Weise
problemlos und gezielt hochfeste Bauteile erzeugen, deren Bruchdehnung um
bis zum Doppelten größer ist
als die Bruchdehnung eines in bekannter Weise hergestellten Bauteils.
-
Mit
der Erfindung steht somit eine Möglichkeit
zur Verfügung,
für deren
praktische Anwendung Maschinen benötigt werden, die im Vergleich
zu den bisher bekannten Varianten der Warmumformung weniger aufwändig sind
und somit geringere Beschaffungs- und Unterhaltskosten auslösen. Die
Einsparungen werden dabei nicht nur durch die deutlich verringerten
Anforderungen an die für
die Erwärmung
des Blechteils benötigte
Wärmequelle,
sondern auch durch die geringeren Anforderungen erreicht, die an
das Umformwerkzeug gestellt werden. Durch die erfindungsgemäß niedrigeren
Temperaturen wird der Kühlaufwand
im Werkzeug minimiert. Darüber
hinaus können
Bauteile, die gemäß der Erfindung
erzeugt werden, je nach Festigkeitsklasse mit konventionellen Schneidwerkzeugen
beschnitten werden. Der teure Laserbeschnitt der erhaltenen Bauteile
kann entfallen.
-
Ein
besonderer Vorteil der Erfindung besteht dabei darin, dass sich
bei erfindungsgemäßer Vorgehensweise
Bauteile erzeugen lassen, die eine optimale Kombination aus Festigkeit
und Dehnbarkeit besitzen. Im Vergleich zu den bekannten Maßnahmen
zur Einstellung eines bestimmten Festigkeits- und Dehnbarkeitsniveaus,
wie beispielsweise dem nachträglichen
Anlassen von konventionell pressgehärteten Bauteilen, bietet die
Erfindung ein weiteres Einsparpotenzial. So erreichen erfindungsgemäß warmpressgehärtete Bauteile
ein Festigkeitsniveau, das dem von konventionell pressgehärteten und
anschließend
bei Temperaturen von 300–400°C angelassenen
Bauteilen mit vollständig
martensitischem Gefüge
entspricht. Gleichzeitig liegen die Dehnungswerte erfindungsgemäß erzeugter
Bauteile jedoch deutlich höher
als die der konventionell pressgehärteten und angelassenen Bauteile.
Daher steht mit dem erfindungsgemäß erzeugten Produkt bei minimiertem
Produktionsaufwand ein Bauteil zur Verfügung, dass eine dem Stand der
Technik überlegene Eigenschaftskombination
aus hohen Festigkeiten und sehr guten Dehnungseigenschaften besitzt.
-
Das
erfindungsgemäße Verfahren
eignet sich zur Verarbeitung von Blechteilen, die aus warm- oder
kaltgewalzten Stahlbändern
gewonnen sind. Erforderlichenfalls können die betreffenden Stahlbänder vor
dem erfindungsgemäß durchgeführten Warmpresshärten einer
Oberflächenveredelung
unterzogen werden. Im Zuge dieser Oberflächenveredelung können sie
beispielsweise feueraluminiert (z. B. Beschichtung mit einer AlSi-
(AS) oder AlZn-Schicht (AZ)), feuerverzinkt (z. B. Beschichtung mit
einer einfachen Zink- (Z), einer Zinkeisen- (ZF) oder einer Zinkaluminiumschicht
(ZA)) oder mit einer organisch-anorganisch Beschichtung (z. B. einer Lackbeschichtung,
die einerseits einen Korrosionsschutz und andererseits eine Verbesserung
der tribologischen Eigenschaften der Platine beim Presshärten bewirkt)
versehen werden. Die Verwendung von oberflächenveredelten Blechteilen
hat gerade bei der Durchführung
des Warmpresshärtens
den Vorteil, dass die auf das Grundsubstrat aufgetragene Beschichtung
eine übermäßige Zunderbildung
auf dem Blechteil verhindert, durch die das Ergebnis der Pressformgebung
verschlechtert würde.
-
Solange
im Warmpresswerkzeug eine ausreichend schnelle Abkühlung gewährleistet
ist, ist der durch die Erfindung erzielte Erfolg unabhängig davon,
wie das Warmpresshärten
selbst durchgeführt wird.
Dementsprechend kann im Rahmen der Erfindung das Warmformpresshärten direkt
oder indirekt durchgeführt
werden. Beim direkten Warmformpresshärten wird als Blechteil eine
Platine verwendet, die in erfindungsgemäßer Weise erwärmt wird
und aus der dann direkt, d. h. ohne weitere Verformungsschritte
das jeweilige Bauteil geformt wird. Bei der indirekten Warmpresshärtung dagegen
wird in mindestens einem Schritt aus einer Blechplatine ein beliebig geformtes
Blechteil vorgeformt. Dieses vorgeformte Blechteil wird dann in
erfindungsgemäßer Weise
erwärmt
und erhält
beim anschließenden
Warmpressformschritt seine endgültige
Form.
-
An
die erfindungsgemäß im Bereich
der Ac1- bis Ac3-Temperaturen durchgeführte Erwärmung des jeweils
warmpresszuhärtenden
Blechteils kann sich bis zum Eintritt in das Warmpresshärtwerkzeug
eine Abkühlung
anschließen,
damit mit Einsetzen des Umformvorgangs im Blechteil eine im Hinblick
auf das jeweilige Arbeitsergebnis jeweils optimale Temperatur vorhanden
ist. Diese Abkühlung
kann beispielsweise im Zuge des Werkstücktransfers von der Erwärmungseinrichtung
zum Presswerkzeug an Luft oder unter einem Schutzgas stattfinden,
durch welches eine Verzunderung der Oberfläche des Blechteils verhindert
werden soll.
-
Ein
erfindungsgemäßes Bauteil
zeichnet sich dadurch aus, dass es aus einem Stahl besteht, der
neben Eisen und unvermeidbaren Verunreinigungen (in Gew.-%) C: 0,10–0,45%,
Si: 0,05–0,50%,
Mn: 0,8–1,7%,
Cr: 0,05–0,6%,
P: max. 0,015%, S: max. 0,003%, sowie optional eines oder mehrere
der folgenden Legierungselemente Al: 0,01–0,05%, N: 0,002–0,005%,
Ti: 0,01–0,1%,
B: 0,0008–0,008%, enthält, wobei
das Bauteil ein Mischgefüge
mit Anteilen an Ferrit und Martensit aufweist und bei einer Bruchdehnung
A80 von 6–14%
eine Zugfestigkeit von 800–1500
MPa besitzt.
-
Bevorzugt
sind die Anteile an Martensit und Ferrit im Gefüge des erfindungsgemäßen Bauteils
so aufeinander abgestimmt, dass es eine Zugefestigkeit von 800–1100 MPa
besitzt. Ein derart beschaffenes Bauteil erfüllt die meisten der sich in
der Praxis hinsichtlich seiner Festigkeit gestellten Anforderungen und
weist gleichzeitig eine optimierte Zähigkeit auf.
-
Ein
durch Einstellung der entsprechenden Anteile an Martensit und Ferrit
in seinem Gefüge
optimal eingestelltes erfindungsgemäßes Bauteil zeichnet sich dabei
dadurch aus, das seine Bruchdehnung A80 im Bereich von 10–14% beträgt.
-
Aufgrund
ihres besonderen Eigenschaftsprofils eignen sich erfindungsgemäß beschaffene
Bauteile insbesondere zur Verwendung als Teile von Fahrzeugkarosserien.
So lassen sich erfindungsgemäße Bauteile
problemlos so formen, dass sie als crashrelevante Bauelemente in
einer Automobilkarosserie eingesetzt werden können, die einerseits eine ausreichende
Steifigkeit der jeweiligen Karosserie gewährleisten, gleichzeitig jedoch
in der Lage sein sollen, die bei einem Unfall plötzlich auftretende kinetische
Energie sicher in Verformungsenergie umzuwandeln. Dementsprechend
lassen sich in der erfindungsgemäßen Weise
bevorzugt Stoßfängerverstärkungen,
A-, B-, C- und D-Säulen
sowie für
diese Säulen
bestimmte Verstärkungen,
Schweller, Dachrahmen, Längsträger, Tunnelverstärkungen,
Seitenaufprallfänger
und Montageplatten für
Automobilkarosserien herstellen.
-
Erfindungsgemäße Bauteile
werden selbstverständlich
besonders bevorzugt nach dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellt.
Dieses erlaubt nicht nur die einfache Anpassung des Eigenschaftsprofils
des jeweiligen Bauteils an seinen Verwendungszweck, sondern ermöglicht dadurch,
dass die Blechteile vor ihrer Warmpresshärtung erfindungsgemäß nur auf
eine auf verglichen mit dem Stand der Technik niedrige Erwärmungstemperatur, eine
besonders kostengünstige
Herstellung von hochfesten Bauteilen mit einer Zähigkeit, die der von konventionell
erzeugten, rein martensitischen Bauteilen deutlich überlegen
ist. Dabei zeigt sich, dass die erfindungsgemäß erzeugten Bauteile aufgrund
der Zusammensetzung des erfindungsgemäß verwendeten Stahls und des
besonderen Verarbeitungsweges auch ein hohes Bake-Hardening-Potenzial
besitzen, welches eine zusätzliche
Steigerung der Festigkeit erfindungsgemäßer Bauteile ermöglicht.
-
Nachfolgend
wird die Erfindung anhand eines Ausführungsbeispiels erläutert.
-
In
dem beigefügten
Diagramm ist schematisch das dem erfindungsgemäßen Verfahren zu Grunde liegende
Prinzip dargestellt. Auf der linken Seite des Diagramms ist dabei
ein Ausschnitt des für einen
Mangan-Bor-Stahl erstellte Eisen-Kohlenstoff-Diagramm gezeigt, während auf
der rechten Seite des Diagramms der Temperaturverlauf über die jeweiligen
Arbeitsschritte des erfindungsgemäßen Verfahrens zu sehen ist.
Demgemäß wird das
jeweilige Blechteil zunächst
innerhalb einer Zeit t1 auf eine zwischen der Ac1-
und der Ac3-Temperatur des einen Kohlenstoffgehalt
X aufweisenden Stahls, aus dem es erzeugt ist, liegende Erwärmungstemperatur
TE erwärmt.
Anschließend
wird es über
eine für
die angestrebte Teilaustenitisierung ausreichende Zeit t2 auf der
Erwärmungstemperatur
TE gehalten. Darauf folgt innerhalb einer Zeit t3 die Übergabe
an das Warmpresshärtwerkzeug,
innerhalb der das Blechteil an Luft auf eine immer noch oberhalb
der Ac1-Temperatur liegenden Verformungstemperatur
TV abkühlt. Mit
dieser Temperatur wird das Blechteil in das Warmpresshärtwerkzeug
gelegt, in dem es dann innerhalb einer kurzen Zeit t4 schnell auf
eine weniger als 100°C
betragende Temperatur unter Umwandlung des während der Teilaustenitisierung
gebildeten Austenits in Martensit abgekühlt wird.
-
Ein
typischer, unter Einbeziehung der Erfindung ablaufender Prozess
der Herstellung von Bauteilen, die insbesonder für den Bau von Automobilen geeignet
sind, lässt
sich wie folgt beschreiben:
- – Stahlerzeugung
mit Konverter;
- – Vergießen des
Stahls durch konventionellen Strangguss oder in einer Gießwalzanlage
zu einem Vormaterial, wie Gramme oder Dünnbramme, wobei der Einsatz
einer Gießwalzanlage
bevorzugt ist;
- – Warmwalzen
bei einer 850–900°C betragenden Warmwalzendtemperatur;
- – Haspeln
des erhaltenen Warmbands bei einer 560–600°C betragenden Haspeltemperatur;
- – erforderlichenfalls
Beizen des Warmbands.
-
Weist
das Warmband bereits eine für
die spätere
Verwendung des aus ihm herzustellenden Bauteils ausreichende Dicke
und Beschaffenheit auf, so kann das Warmband an dieser Stelle durch
Feueraluminierung (AS, AZ), Feuerverzinkung (Z, ZF, ZA) und/oder
organischanorganische Beschichtung mit einem vor Korrosion schützenden Überzug bzw.
Oxidation versehen werden.
-
Andernfalls
erfolgt zunächst
ein Kaltwalzen, das bevorzugt ohne Zwischenglühen durchgeführt wird,
wobei der Kaltwalzgrad über
40% liegen sollte. Das erhaltene Kaltband kann dann ebenfalls in
der für
das Warmband bereits beschriebenen Weise mit einem vor Korrosion
bzw. Oxidation schützenden Überzug versehen
werden.
-
Von
dem Warmband bzw. Kaltband werden anschließend Blechplatinen abgeteilt.
Die Blechplatinen werden dann auf eine zwischen der Ac1-
und Ac3-Temperatur liegende Erwärmungstemperatur
erwärmt.
-
Nach
einer im Zuge des Transfers der Blechplatine von dem jeweiligen
Erwärmungsofen
in das Pressformeinrichtung eintretenden Luftabkühlung um einen geringen Temperaturbetrag
werden die Blechplatinen in das Warmpresshärtwerkzeug gelegt, in dem sie
zu dem Bauteil geformt und gleichzeitig so schnell abgekühlt werden, dass
der nach der Erwärmung
in ihrem Gefüge
vorhandene Austenit bis auf geringe Restaustenitgehalte vollständig in
Martensit umwandelt.
-
Das
erfindungsgemäße Verfahren
ist an einem Blechteil erprobt worden, das als eben geformte Platine
von einem in der voranstehend beschriebenen Weise aus dem bekannten
22MnB5-Stahl produzierten Kaltband abgeteilt worden ist. Der 22MnB5-Stahl
enthält
typischerweise (in Gew.-%) 0,240% C, 1,3% Mn, 0,25% Si, max. 0,02%
P, max. 0,005% S, 0,035% Al, 0,035% Ti, 0,155% Cr, 0,003% B sowie
jeweils max. 0,1% an Mo, Cu und Ni, Rest Eisen und unvermeidbare
Verunreinigungen.
-
Das
entsprechend zusammengesetzte Blechteil ist in einem Ofen auf eine
Erwärmungstemperatur
von 780°C
erwärmt
worden, bei der in dem Blechteil ein Mischgefüge aus Austenit/Ferrit vorlag. Anschließend ist
das Blechteil mittels einer Fördereinrichtung
in ein aktiv gekühltes
Pressformwerkzeug eingelegt worden. Während des Transfers von dem Ofen
zu dem Pressformwerkzeug trat nur ein geringfügiger Wärmeverlust ein, der zu einer
Temperaturabnahme von weniger als 5°C führte.
-
In
dem Pressformwerkzeug ist das Blechteil zu einem Bauteil verformt
worden, das für
eine Automobilkarosserie bestimmt war. Aufgrund des bei der Pressverformung
eintretenden intensiven Kontaktes des Blechteils mit dem Pressformwerkzeug
ging mit der Pressverformung eine Abkühlung einher, deren Abkühlgeschwindigkeit
mit einer Abschreckung des Blechteils in einem Ölbad vergleichbar war.
-
Das
nach dem Warmpresshärten
in erfindungsgemäßer Weise
erhaltene Automobilkarosserie-Bauteil wies ein Mischgefüge auf,
das zu 63% aus Ferrit, zu 30% aus Martensit und 7% aus Restaustenit
bestand. Die für
das Bauteil ermittelte Endfestigkeit lag bei 900 MPa, während seine
Bruchdehnung A80 bei 13% lag.