<Desc/Clms Page number 1>
Patronenhülse
Den üblichen Patronenhülsen aus Messing haftet der Nachteil an, dass sie verhältnismässig teuer sind, teils infolge des Werkstoffpreises, teils auf Grund der verhältnismässig schwierigen und aufwendigen Be- arbeitung desselben. Man hat daher versucht, andere Werkstoffe als Messing zur Herstellung von Patronen- hülsen heranzuziehen.
Es ist z. B. vorgeschlagen worden, Patronenhülsen aus Leichtmetall durch Tiefziehen der Hülse in üblicher Weise aus einem Stück herzustellen. Dieses Verfahren hat sich jedoch als unbefriedigend erwie- sen, teils weil die Bearbeitung von Leichtmetallegierungen genügender Festigkeit wesentlich schwieriger und teurer ist als die entsprechende Bearbeitung von Messing, teils weil das Leichtmetall eine Neigung zeigt, am Hülsenboden Risse zu bilden, wenn die Patrone abgefeuert wird, wodurch eine Stichflamme aus der Hülse herausdringen und die Patronenkammer der Feuerwaffe beschädigen kann.
Dieser Nachteil, das sogenannte"Durchbrennen", kann weiter dazu beitragen, dass der Patronenkragen oder der ganze Hül- senboden abreisst, wenn die Hülse aus der Patronenkammer herausgezogen werden soll, was zu zeitraubenden Funktionsfehlern, insbesondere bei automatischen Schusswaffen, Anlass gibt. Eine weitere Ursache solcher Funktionsfehler ist, dass Leichtmetallpatronenhülsen dazu neigen, sich in der Patronenkammer der Feuerwaffe festzusetzen, weil sie infolge der ungenügenden Elastizität des Werkstoffes unter der Einwirkung des Gasdruckes eine bleibende Erweiterung erhalten und dadurch in der Patronenkammer festgeklemmt werden, und weil das Leichtmetall unter Einwirkung von Hitze dazu neigt, an Stahl festzuhaften.
Es ist bereits vorgeschlagen worden, den Nachteil des Durchbrennens dadurch zu beheben, dass die Innenseite der Hülse mit einem Überzug versehen wird, welcher entweder eine auf chemischem oder elektrolytischem Wege aufgebrachte Schicht aus Metall oder Metalloxyd ist oder aus einer vorzugsweise vor dem Fertigpressen der Patronenhülse in die Hülse eingepressten, weiteren Metallhülse, vorzugsweise aus weichem, unlegiertem Aluminium, besteht. Wenn auch diese Massnahme ein Durchbrennen der Hülse verhindert, so hindert sie jedoch in keinem wesentlichen Ausmasse die beim Abfeuern entstehende, bleibende Erweiterung der Patronenhülse und die dadurch bedingten Nachteile.
Man hat ebenfalls Leichtmetallpatronenhülsen mit einem Bodenstück hergestellt, welches z. B. aus Messing oder Stahl besteht und eine rohrförmige Verlängerung besitzt, auf welche eine Leichtmetallhülse aufgewalzt oder aufgeschrumpft wird. Hiedurch hat man jedoch auch nicht die Patronenhülse daran hindern können, sich in der Patronenkammer festzusetzen, und weiter ist die Verbindung zwischen dem Bodenstück und der Hülse nicht genügend dicht, um ein Entweichen der Pulvergase auf diesem Wege zu hindern.
Endlich hat man auch statt Patronenhülsen aus Messing solche aus Kunststoffen verwendet, welche jedoch mit einem Bodenstück aus Metall, z. B. Messing, versehen sind. Da beim Abfeuern einer Patrone mit scharfer Munition eine grosse Wärmeentwicklung erfolgt und demzufolge eine starke Erhitzung der Patronenkammer stattfindet, besteht die Gefahr, dass die Kunststoffhülsen bereits beim Eirführen in die heisse Patronenkammer erweichen oder schmelzen, was ebenfalls zu Funktionsstörungen durch Abreissen oder Festklemmen derPatronenhülse führen kann. Ebenfalls bleibt jeweils eine kleine Menge Kunststoff an der Patronenkammerwand und im Lauf, so dass sich nach einiger Zeit an diesen Stellen eine Kunststoffschicht bildet, welche für die Waffe schädlich ist. Ebenfalls ist auch bei Kunststoffhülsen die Dichtung gegenüber dem Bodenstück nicht befriedigend.
Man hat versucht, dieNachteile derKunststoffpatronenhülsen und Leichtmetallpatronenhulsen dadurch zu beheben, dass die Wand der Patronenhülse aus zwei Schichten aufgebaut wird, u. zw. aus einer äusseren
<Desc/Clms Page number 2>
Kunststoffschicht und einer inneren Leichtmetallschicht. Mit einem solchen Kunststoffüberzug auf einer im übrigen in gewöhnlicher Weise aus einem Stück gepressten Leichtmetallhülse soll das Haften des Alu- miniums an der Wand der Patronenkammer verhindert werden.
Anderseits entsteht hiedurch der gleiche
Nachteil als bei den oben erwähnten Kunststoffpatronenhülsen, u. zw. dass der Kunststoff bereits beim
Einführen in die Patronenkammer erweicht oder schmilzt, wenn die Feuerwaffe während einiger Zeit fort- laufend benutzt worden und die Patronenkammer infolgedessen heiss geworden ist.
Es wurde nun gefunden, dass sämtliche oben beschriebene Nachteile der erwähnten bekannten Patro- nenhülsen behoben werden können, falls bei einer Patronenhülse, bestehend aus einer Leichtmetallhülse, welche eine rohrförmige Verlängerung eines am hinteren Ende der Hülse angeordneten Bodenstückes fest umschliesst, die Leichtmetallhülse in an sich bekannter Weise immer mit einer Kunststoffhülse ausge- kleidet ist, deren hinteres Ende von der rohrförmigen Verlängerung des Bodenstückes umschlossen ist. Eine solche Patronenhülse ist leicht und billig herzustellen, da sie nicht aus einem Stück gepresst wird und der
Werkstoff wesentlich billiger und leichter als Messing ist.
Durch zweckentsprechende Wahl der Abmessun- gen der Kunststoffhülse kann erreicht werden, dass der Druck des Pulvergases im wesentlichen durch den
Kunststoff aufgenommen wird und sich nur in geringem Ausmasse auf die äussere Leichtmetallhülse aus- wirkt, die infolgedessen nicht unzulässig erweitert wird und daher leicht aus der Patronenkammer zu ent- fernen ist. Ebenfalls wird Durchbrennen und Undichtigkeit der Verbindung zwischen der Leichtmetallhülse und dem Bodenstück verhindert, da die auf der Innenseite der rohrförmigen Verlängerung des Bodenstückes aufliegende Kunststoffhülse eine Dichtung bildet, welche nicht nur den Druck des Pulvergases auf die
Leichtmetallhülse mindert, sondern auch die Fuge zwischen derselben und dem Bodenstück abdichtet.
Die äussere Leichtmetallhülse verhindert ihrerseits ein sofortiges Erweichen oder Schmelzen des Kunststoffteiles und hindert ein Festhaften des Kunststoffes an den Wänden der Patronenkammer, auch wenn er erweichen- sollte. Dagegen ist ein etwaiges Verkleben der beiden Hülsen miteinander für die Dichtung nur vorteil- haft.
Es sei bemerkt, dass es bei aus einem Stück bestehenden Metallpatronenhülsen für Platzpatronen an sich bekannt ist, die Hülse mit einer inneren Kunststoffhülse zu versehen, die zugleich einen am vorderen
Ende der Patronenhülse ausragenden, hohlen, projektilförmigen Körper bildet.
In der Zeichnung ist die Erfindung in einigen Ausführungsbeispielen veranschaulicht. Die Zeichnung zeigt in den Fig. l-SAxialschnitte durch verschiedene Ausführungen von im Sinne der Erfindung ausge- bildeten Patronenhülsen für Platzpatronen.
Die in Fig. I dargestellte Patronenhülse besteht im wesentlichen aus einer äusseren Hülse I aus Leichtmetall und einem Bodavstück 3. Die äussere Hülse I ist mit einem eine Bodenöffnung umgrenzenden Innenbordrand an einer rohrförmigen Verlängerung 4 des Bodenstückes befestigt und innen mit einer zweiteiligen Kunststoffhülse 2, 2' ausgekleidet. Der Kunststoffhülsenteil 2 reicht bis zum hinteren Ende der Leichtmetallhülse 1 und umschliesst die rohrförmige Verlängerung 4 des Bodenstückes, während der Hülsenteil 2'die Gestalt eines gegen die Innenseite der rohrförmigen Verlängerung 4 anliegenden, etwa fingerhutförmigen Hohlkörpers hat, welcher mit seinem Rand gegen die Innenseite des Hülsenteiles 2 dichtend anliegt.
Beide Hülsen 1, 2 weisen an ihrem vorderen Ende eine Verlängerung 5 bzw. 6 in Form eines projektil- förmigen hohlenKörpers auf. Die Verlängerung 5 ist oben geschlossen und in bekannter Weise mit einander sich kreuzendenSchwächungslinien versehen, während die Verlängerung 6 der Kunststoffhülse 2 oben offen ist. Beim Abfeuern der Patrone wird das geschlossene Ende der Verlängerung 5 längs der Schwächungslinien aufgerissen, so dass nur Pulvergase, aber keine Sprengstücke austreten.
Bei der Ausführungsform nach Fig. 2 handelt es sich ebenfalls um eine Platzpatrone, bei der die Verlängerung 5 der Leichtmetallhülse oben offen, die Verlängerung 6 der Kunststoffhülse 2 dagegen geschlossen und mit sich kreuzenden Schwächungslinien versehen ist. Die Kunststoffhülse 2 ist, wie bei der Ausführungsform nach Fig. 1 von der Leichtmetallhülse ummantelt. Die untere Randkante 7 der Leichtmetallhülse 1 ist in eine rings umlaufende Rille des Bodenstückes eingebördelt.
Fig. 3 zeigt wiederum eine als Platzpatrone ausgeführte Patronenhülse. Hier reicht die Kunststoffhülse 2 nur bis an die Stelle der Leichtmetallhülse heran, an welcher letztere von einem grösseren Durchmesser in einen kleineren Durchmesser übergeht. Das den Durchtritt des-Zündfunkens ermöglichende Loch im Bodenteil 2a'der hier - wie übrigens auch beim Ausführungsbeispiel der Fig. 2 - mit der Kunststoffhülse 2 in einem Stück gefertigt ist, ist mit 12 bezeichnet.
In Fig. 4 ist eine Patronenhülse mit einem dickwandigen Bodenstück 3 und einer rohrförmigen Verlängerung 4 desselben dargestellt, die das untere Ende der Kunststoffhülse 2 umgreift. Dadurch ist eine erweiterte Pulvergaskammer gebildet. Das untere Ende der Kunststoffhülse 2 ist im Durchmesser abgesetzt
<Desc/Clms Page number 3>
ausgeführt ; das den kleineren Durchmesser aufweisende untere Ende der Kunststoffhülse ist in die rohr- förmige Verlängerung 4 bis zur Anlage gegen eine ringförmige Schulter 14 des Verlängerungsstückes auf- geschoben. Fig. 4 lässt ausserdem erkennen, dass die äussere Metallhülse 1 zwecks Erzielung einer besseren
Dichtung mit mehreren rings umlaufenden, eingewalzten Sicken 8 an entsprechenden Ringnuten des Bo- denstückes zusätzlich festgelegt ist.
Fig. 5 zeigt eine Patronenhülse mit einer dickwandigen, besonders widerstandsfähig gestalteten Kunststoffhülse 2, deren rückwärtiges Ende mehrfach abgesetzt ausgeführt ist. Das die geringste Wandstärke aufweisende untere Hülsenende ist in eine ringförmige Vertiefung zwischen dem Schulterabsatz 14 und dem überstehenden Abschnitt der rohrförmigen Verlängerung eingesetzt, wodurch ein besonders wirksamer Gasabschluss gebildet ist.
Nach Fig. 5 ist die projektilförmige Verlängerung 5 der Patronenhülse als selbständiger Hohlkörper ausgebildet, welcher vor dem Anbringen des Bodenstückes 3 durch das offene hintere Ende der Hülse 1 in diese hineingeschoben ist, bis er mit einem erweiterten, hinteren Teil gegen die am vorderen, eingeengten Ende der Hülse 1 zum Anliegen gekommen ist. In dieser Lage wird der Teil 5 mittels der Kunststoffhülse 2 unter Druck festgehalten.
Die Erfindung ist nicht auf die gezeichneten und vorstehend erläuterten Ausführungen von Patronenhülsen beschränkt. Die beschriebenen Patronenhülsen können selbstverständlich auch für scharfe Munition Anwendung finden. Zu diesem Zweck kann beispielsweise bei den in den Fig. 3 - 5 gezeigten Ausführungsformen der Patronenhülse die projektilförmige hohle Verlängerung 5 durch einen massiven Projektilkörper ersetzt. werden.
PATENTANSPRÜCHE :
1. Patronenhülse, bestehend aus einer Leichtmetallhülse, die eine rohrförmige Verlängerung eines am hinteren Ende der Hülse angeordneten Bodenstückes fest umschliesst, dadurch gekennzeichnet, dass die Leichtmetallhülse in an sich bekannter Weise innen mit einer Kunststoffhülse ausgekleidet ist, deren hinterer Teil von der rohrförmigen Verlängerung des Bodenstückes umschlossen ist.