<Desc/Clms Page number 1>
Behandlungsbäder für Materialien aller Art.
Die Verwendung von Schwefelsäureestern zahlreicher Verbindungen und im besonderen von Schwefelsäureestern höhermolekularer aliphatischer Alkohole als Wasch-, Netz-, Emulgier-, Dispergiermittel u. dgl. ist bekannt. Ihre Wirkung gleicht im wesentlichen der Seifenwirkung. Ihre Wirkungsstärke übertrifft jedoch im allgemeinen diejenige gleichkonzentrierter Seifenlösungen, beispielsweise genügt zur Avivage von Kunstseide gegenüber einer normalen Palmitinseife der zehnte Teil des eetyl- schweielsauren Natriums.
Nachteilig wird jedoch bei diesen Schwefelsäureestern höher molekularer Alkohole häufig die schwere Löslichkeit ihrer Salze empfunden, welche zudem auch nur beschränkte Kalkbeständigkeit in der Kälte aufweisen.
Es wurde nun die überraschende Beobachtung gemacht, dass durch Einführung von Halogenatomen in den Alkylrest der Schwefelsäureester höher molekularer Alkohole, ohne Beeinträchtigung der guten kapillaren Eigenschaften dieser Körper, eine sehr wesentliche Erhöhung der Löslichkeit erzielt wird.
Ihre grössere Löslichkeit im Vergleich mit halogenfreien Schwefelsäureestern höhermolekularer Alkohole ergibt sich aus folgenden Versuchen :
100 Teile Wasser lösen bei Zimmertemperatur 1'2 Teile diehloroetadecylschwefelsaures Natrium,
100 Teile Wasser lösen bei Zimmertemperatur 0'3 Teile octadecylsehwefelsaures Natrium.
Gleichzeitig tritt aber auch durch die Halogenierung eine Erhöhung der Kalkbeständigkeit ein, so dass die halogenierten Sehwefelsäureester höher molekularer Alkohole den technischen Anforderungen vollauf genügen. Ausserdem sind die halogenierten Produkte gegenüber normalen Alkylschwefelsäure- estern dadurch ausgezeichnet, dass sie schon bei wesentlich tieferen Temperaturen kapillaraktiv sind. Als Mass für die Kapillaraktivität sei die Tropfenzahl, in einem Stalagmometer mit dem Wasserwert 50 (bei 20 C) bestimmt, herangezogen : Bei 25 C ergibt eine gesättigte Lösung von dichloroctadecyl- schwefelsaurem Natrium eine Tropfenzahl von 120, während octadecylschwefelsaures Natrium eine Tropfenzahl von 58 ergibt.
Die halogenierten Schwefelsäureester höher molekularer aliphatischer Alkohole werden beispielsweise erhalten, wenn man ungesättigte aliphatische Alkohole mit wenigstens 8 Kohlenstoffatomen einer Veresterung mit Schwefelsäure unterwirft und dann halogeniert bzw. in umgekehrter Reihenfolge verfährt oder indem man auf die Salze ungesättigter Sehwefelsäureester unterchlorige Säure einwirken lässt, oder indem man ungesättigte Alkohole bei Gegenwart geeigneter Katalysatoren und erforderlichenfalls in Gegenwart von Salzsäure mit Chlorsulfonsäure derart verestert, dass eine Absättigung der ungesättigten Kohlenstofikette mit Salzsäure erfolgt.
Die beschriebenen Schwefelsäureester bzw. ihre Salze eignen sich im besonderen zur Verwendung in solchen Behandlungsbädern, welche gleichzeitig Fettstoffe, Mineralöle, Kohlenwasserstoffe, substituierte oder hydrierte Kohlenwasserstoffe, Alkohole, hydrierte Phenole, Ketone, Chlorhydrine u. dgl. oder Gemische solcher Mittel in Lösung oder Emulsion enthalten sollen. Sie sind aber auch ohne solchen Zusatz beispielsweise zum Waschen, zur Durehnetzung von Fasermaterialien, zum Reinigen von Metallgegenständen u. dgl. durchaus geeignet, so dass sie für viele technische Zwecke u. a. beispielsweise in der Farben-, Papier-, Textil-und Lederindustrie Verwendung finden können.
In gelöster Form dienen sie als Anteigmittel für Farbstoffe aller Art und auf Grund ihrer starken Kapillaraktivität finden sie insbesondere auch in der Bleicherei, Färberei, bei der Mereerisation, in der Appretur und bei ähnlichen
<Desc/Clms Page number 2>
Arbeitsgängen Verwendung. Da sie im Gegensatz zu gewöhnlichen Seifen in wässriger Lösung nicht hydrolisieren, sind sie auch zur Wäsche empfindlicher Stoffe, wie Seide, Federn u. dgl. geeignet.
Beispiel 1 : 25 leg Oleinalkohol (Jodzahl 100) werden in der fünffachen Menge Tetrachlorkohlenstoff gelöst und in der Kälte mit 20 leg Chlorsulfonsäure versetzt. Gegen Ende der Reaktion wird in die Masse trockenes Salzsäuregas eingeleitet und dann das Gemisch 24 Stunden der Ruhe überlassen. Die Jodzahl sinkt dabei auf 8 herunter. Das Reaktionsprodukt wird nun in üblicher Weise durch Neutralisieren aufgearbeitet und durch Zugabe von Wasser auf einen Fettgehalt von 30% eingestellt.
Das Sulfonat stellt eine schwer flüssige ölige Substanz dar, die sich im Gegensatz zu dem normalen Oleinalkoholsulfonat auch in kaltem, sowie bis 80 hartem Wasser leicht auflöst. 2 Teile Natriumsalz des halogenierten Oleinalkoholsulfonates in 100 Teilen Wasser gelöst, vermögen 25 Teile Olein zu einer beständigen Emulsion zu dispergieren, die sich als Spinnschmelze verwenden lässt.
Beispiel 2 : 162 leg Oleinalkohol (Jodzahl 95), welche in der dreifachen Menge Tetrachlorkohlenstoff gelöst sind, werden bei-5 -0 C mit Chlor bis zur Absättigung der Doppelbildung behandelt.
Das Reaktionsprodukt, welches nach dem Abtrennen des Tetrachlorkohlenstoffs die Jodzahl 5'5 zeigt, wird nun mit Chlorsulfonsäure in der Kälte in üblicher Weise sulfuriert und neutralisiert. Man erhält ein in der Kälte leicht lösliches, öliges Produkt von guter Kalkbeständigkeit.
Während der Oktadecyl- schwefelsäureester in Form seines Natriumsalzes nur zu 0'3% in kaltem Wasser löslich und erst bei Temperaturen von wesentlich über 40 C kapillarwirksam ist, zeigt der durch Chlorierung des Oleinalkohols erhältliche Dichloroktadecylsehwefelsäureester in kaltem Wasser eine vielfach grössere Löslich-
EMI2.1
einer Färbeflotte zu, so erzielt man auch beim Durchfärben von Baumwollkreuzspulen in kurzer Zeit eine ausgezeichnete Durchfärbung.
Beispiel 3 : Wäscht man eine Rohwolle, die etwa 50% verliert, mit insgesamt 2% Soda und 2'5% einer wässrigen Behandlungsflotte, die das Natriumsalz eines durch Anlagerung von unterchloriger Säure an den Schwefelsäureester des Oleinalkohols erhaltenen Präparates in einer etwa 30% igen Konzentration erhält, so wird die Wolle nicht nur sauber, sondern erhält gleichzeitig eine besonders weiche und elastische nicht klebende Beschaffenheit. In ähnlicher Weise können auch solche Präparate verwendet werden, die neben Soda und dem erwähnten Estersalz Seife oder Lösungsmittel enthalten. Eine Ausfüllung schleimiger Kalksalze findet auch in diesem Falle nicht statt.
Beispiel 4 : Eine wässrige Lösung, die 1% Natriumsalz des durch Anlagerung von unterehloriger Säure an den Schwefelsäureester des Oleinalkohols erhältlichen Produktes und gegebenenfalls noch 1-2% Soda enthält, vermag metallische Form-und Stanzstücke, die in galvanischen Bädern weiterbehandelt werden sollen, derart zu entfetten, dass hienach der metallische Überzug in hochglänzender, fehlerfreier und festhaftenden Form aufgenommen wird.
Beispiel 5 : Das nach Beispiel 1 erhaltene Produkt vermag Trane in beständige Emulsionen überzuführen. Diese Emulsionen finden zur Behandlung von Leder Verwendung, beispielsweise als Fettliker zum Fetten von Blössen.