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Verfahren zur Herstellung von antiseptisch wirkenden Mitteln.
Es ist bekannt, dass Milchsäure der Entwicklung schädlicher Bakterien, insbesondere solcher, welche vorzugsweise auf alkalischen Nährböden gedeihen, entgegenzuwirken vermag, während sie die Entwicklung der vielfach erwünschten Milchsäurebakterien nicht oder nicht wesentlich behindert. Bei dem Bestreben, diese Eigenschaft der Milchsäure für Desinfektionszwecke u. dgl. nutzbar zu machen, ist man auf die Schwierigkeit gestossen, dass in vielen Fällen, insbesondere wenn bei der Anwendung durch Verbrauch an Milchsäuresubstanz, Einwirkung alkalischer Agenzien oder auf sonstige Weise eine weitere Verringerung der ohnehin schon schwachen Säurewirkung eintritt, die Wirkung verdünnter, z.
B. 1% tiger wässeriger Milchsäurelösungen nicht ausreichend ist, während anderseits höhere Konzen- trationen wegen der durch ihre zu starke Azidität bedingten Reiz- oder Ätzwirkungen z. B. auf die Schleimhaut nicht verwendet werden können.
Die Erfindung beruht nun auf dem Gedanken, die Verwendung der Milchsäure zu antiseptischen, desinfizierenden-u. dgl. Zwecken in hoher Konzentration, aber unter Vermeidung der durch zu grosse Azidität bedingten schädlichen Nebenwirkungen dadurch zu ermöglichen, dass man sie durch Einverleibung milchsaurer Salze auf eine gewünschte, für die betreffende Zweckbestimmung besonders geeignete Wasserstoffionenkonzentration einstellt.
Die Herstellung der Lösungen kann z. B. so geschehen, dass man Milchsäure mit passenden Mengen von z. B. Alkali-oder Erdalkalihydroxyd oder Alkali-oder Erdalkalikarbonat oder-bikarbonat versetzt.
Anstatt die zur Einstellung der Säure auf den gewünschten Dissoziationsgrad dienenden Salze durch Zusätze, wie z. B. Natronlauge, zu erzeugen, kann man z. B. auch derart verfahren, dass man die in Betracht kommenden Salze, z. B. Alkalilaktat, in den erforderlichen Mengen in der Milchsäure löst bzw. der Milchsäure Lösungen dieser Salze zusetzt oder z. B. derart, dass man ein milchsaures Salz mit Hilfe einer stärkeren, ein unlösliches Salz bildenden Säure so weitgehend zersetzt, dass eine Lösung von milchsaurem Salz in Milchsäure vom gewünschten Dissoziationsgrad entsteht.
Im allgemeinen kommen für die praktische Anwendung Lösungen in Betracht, deren pH-Wert
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bei etwa 3,0 bzw. 4,4 liegen.
Die erfindungsgemäss hergestellten Lösungen eignen sich für antiseptische Zwecke, zur Desinfektion, Konservierung u. dgl. ; siehabensieh u. a. sehr gut bewährt für die Behandlung vonSchIeimhäuten, z. B. der Scheide, zur Bekämpfung des Fluor, der Gonorrhoe, zur Behandlung offener eitriger Wunden usw.
Für Spülungen der Scheide haben sich z. B. Lösungen entsprechend einem pH von 3, 7 ausgezeichnet bewährt.
Durch die Verwendung solcher Pufferlösungen wird gegenüber den bisher bekannten Anwendungsformen der Milchsäure der neue und bedeutsame Fortschritt erzielt, dass man die Milchsäure in hoher Gesamtkonzentration, aber in verhältnismässig geringer Wasserstoffionenkonzentration am Orte der Verwendung verfügbar hat, so dass einerseits eine Schwächung der Lösung durch Konzentrationsverminderung, wie sie bei den bisher beanspruchten schwachen Milehsäurelösungen bereits unter dem Einfluss absolut geringer Mengen von neutralisierend wirkenden Stoffen, z.
B. aus Sekreten der Schleimhaut u. dgl. eintreten können, durch die Pufferwirkung ausgeschlossen ist, anderseits aber auch eine Reizwirkung infolge der hohen Gesamtmilchsäurekonzentrationen nicht möglich ist, weil die schädigende Wirkung konzentrierter freier Milchsäure nur bedingt ist durch deren hohe Wasserstoffionenkonzentration, nicht durch das Vorhandensein von undissoziierter Milchsäure an und für sich.
Die praktische Durchführung des Erfindungsgedankens bot indessen infolge der beider Milchsäure vorliegenden besonders komplizierten chemischen Verhältnisse besondere Schwierigkeiten. Bekanntlich ist die Handelsmilchsäure keine einheitliche Substanz, sondern ein Gemisch aus Milchsäure, Laktylmilehsäure (Milchsäureanhydrid) und Wasser, wobei ein Gleichgewichtsverhältnis zwischen Milchsäure und Laktylmilchsäure sich einstellt, welches je nach der Gesamtkonzentration der Lösung
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dass Laktylmilchsäure nicht nur eine andere Dissoziationskonstante hat wie Milchsäure, sondern auch im Gegensatz zu dieser auf je 2 Milchsäuremoleküle nur eine Karboxylgruppe enthält.
Da nun bei jeder Konzentrationsänderung der Lösung, wie auch beim Zusatz von Alkalien usw., sich die Menge der in Gleichgewicht vorhandenen Laktylmilchsäure ändert, indem z. B. durch Wasserzusatz eine Aufspaltung von Laktylmilehsäure unter Bildung von 2 Molen Milchsäure eintritt, so war zu befürchten, dass sich solche Lösungen nicht leicht mit der gewünschten genauen und unveränderlichen Wasserstoffionenkonzentration würden herstellen lassen.
Überra13chenderweise gelingt es jedoch, Lösungen zu erhalten, die sowohl bei längerem Aufbewahren, wie auch beim Verdünnen mit Wasser und namentlich auch beim Erhitzen, das häufig zum
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Sterilisieren der Lösungen nötig sein kann, ihren pH-Wert nur in so engen Grenzen verändern, dass ihr Gebrauchswert dadurch nicht beeinflusst wird.
Es hat sich weiter gezeigt, dass es möglich ist, die Säure-Salz-Kombinationen nach vorliegender Erfindung in hoher Konzentration mit Hilfe von Gelatine in Gallertform überzuführen. Die so erhaltenen, ausgezeichnet haltbaren Produkte gestatten die Anwendung des Desinfektionsmittels in der so beliebten halbfesten Form von Stäbchen, Kugeln u. dgl., die an die Gebrauchsstelle gebracht und dort durch die vorhandenen feuchten Sekrete unter Mitwirkung der Körperwärme verflüssigt werden.
Gerade in dieser Anwendungsform bietet die vorliegende Erfindung eine ganz besonders wertvolle Bereicherung der Technik, insofern, als man Säuren der Gelatine ohne Gefahr einer Verflüssigung beim Lagern infolge Hydrolyse nicht zusetzen kann und überdies bei Anwendung erheblicher Zusätze freier Säure die bereits bei Verwendung fertiger Lösungen eintretenden Ätzwirkungen in erhöhtem Masse zu befürchten sind, bei kleinen Mengen aber die desinfektorische Wirkung selbst in Frage gestellt sein würde.
Überraschenderweise hat es sich gezeigt, dass bei Verwendung der Milchsäure in Form von Puffergemischen auch bei langer Lagerung keine Veränderung der Gelatinemassen durch die bedeutenden Salzmengen, noch eine Hydrolyse durch den Säurezusatz eintritt.
In Fällen, in welchen es auf eine absolute Unveränderlichkeit der eingestellten Wasserstoffionenkonzentration ankommt, kann man z. B. derart vorgehen, dass man zur Herstellung der Lösungen ausgeht von einer Milchsäure, welche nur verhältnismässig wenig Laktylmilchsäure enthält, also z. B. von einer Milchsäure, deren Konzentration 50% nicht oder doch nicht wesentlich übersteigt. Stellt man eine solche Säure z. B. durch Neutralisieren eines Teiles derselben oder durch Einwirkung von Natrium- laktatlösung auf eine bestimmte gewünschte Wasserstoffionenkonzentration ein, so erhält man ein Gemisch von gleichbleibender pH. Bei Verarbeitung von konzentrierter Milchsäure, z. B. durch Neutralisieren eines Teils oder durch Zusatz von Natriumlaktatlösung kann man z.
B. durch Erhitzung auf rasche Erzielung des endgültigen Gleichgewichtes und somit auf rasche Erreichung der endgültigen pHhin- arbeiten. Schliesslich wurde noch festgestellt, dass durch Eintragen von festemNatriumlaktat in Milchsäure eine nachträgliche Veränderung der Wasserstoffionenkonzentration nicht stattfindet.
Für gewisse Zwecke hat es sich als vorteilhaft erwiesen, den nach der Erfindung herstellbaren Desinfektionsmitteln noch andere Zusatzstoffe einzuverleiben. Als solche kommen ausser Gelatine z. B.
Bakteriennährstoffe, z. B. Eiweissstoffe, Kohlenhydrate, wie Glykogen, Milchzucker oder Glukose od. dgl. in Betracht. Auch Aufschwemmungen von Milchsäurebakterien können in gegebenen Fällen mitverwendet werden. Weiterhin können auch noch antiseptisch oder desinfizierend wirkende Mittel anderer Art, wie z. B. Phenole, Schwermetallsalze, saure Farbstoffe von antiseptischer Wirkung od. dgl. zugesetzt werden. Die Mittel können in flüssiger Form, in Kapseln oder auch aufgetrocknet auf ein indifferentes Pulver, wie z. B. Bolus u. dgl. hergestellt werden. Nach vorliegender Erfindung hergestellte Desinfektionmittel sind u. a. auch für die Durchführung gewisser bakteriologischer Arbeiten, insbesondere solcher, bei welchen selektive Desinfektion in Betracht kommt, mit Vorteil zu verwenden.
Beispiele :
1. Durch Zugabe einer Lösung von 50 g Ätznatron in 300 cm3 Wasser zu 240 g 90% iger Milch- säure erhält man eine konzentrierte Lösung, welche ein vorzügliches selektiv desinfizierendes Mittel darstellt und welche mit Wasser 1 : 10 verdünnt eine pH von 3,85 aufweist.
2. An Stelle der in Beispiel 1 angewandten Menge Ätznatron kann man 66 wasserfreie Soda oder 105 g Natriumbikarbonat verwenden.
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zentrierter Schwefelsäure versetzt und die Lösung vom abgeschiedenen Gips getrennt. Diese Lösung zeigt eine pH von 3, 8.
PATENT-ANSPRÜCHE :
1. Verfahren zur Herstellung von antiseptisch wirkenden Mitteln, dadurch gekennzeichnet, dass Milchsäure durch Einverleibung von Laktaten nach bekannten Methoden, z. B. durch partielle Neutralisation der Milchsäure oder durch partielle Zersetzung milchsauer Salze mit starken Säuren auf einen pH-Wert von 3,0 bis 4,4 eingestellt wird.