Verfahren zur Herstellung aminoalkylgruppenhaltiger Polysaccharide und Polysaccharid- derivate
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung aminoalkylgruppenhaltiger Polysaccharide und Polysaccharidderivate durch Veretherung freier Hydroxylgruppen von Polysacchariden oder Polysaccharidderivaten und die aminoethylgruppenhaltigen Polysaccharide oder Polysaccharid¬ derivate selbst.
Chitosan, 2-Amino-2-desoxy-cellulose, findet als einziges in großen Mengen zugängliches kationische Polysaccharid vielfältige Verwendungsmöglichkeiten. Es wird unter anderem als säurestabiler Verdicker in kosmetischen Zubereitungen, als Papierhilfsmittel sowie als Chelati- sierungs- und Flockungsmittel verwendet. Die Gewinnung dieses natürlichen Polysaccharides ist jedoch ein aufwändiger Prozess, was sich in hohen Preisen der Produkte widerspiegelt. Der hohe Preis steht bisher einer breiten Anwendung von Chitosan entgegen.
Bisher bekannte Verfahren zur Herstellung aminogruppenhaltiger Polysaccharide oder Polysaccha¬ ridderivate weisen den Nachteil auf, dass nur ein geringer Teil der eingesetzten Aminierungsrea- genzien an das Polysaccharid oder Polysaccharidderivat gebunden wird. Daher muss ein entspre¬ chender Überschuss dieser Reagenzien verwendet werden, um hohe Substitutionsgrade zu erzielen (US-A 2 623 042).
In der DE-A 1 946 722 wird vorgeschlagen, Cellulose oder Cellulosederivate mit geringen Mengen organischer Lösungsmittel in einem Kneter z.B. mit Diethylaminoethylchlorid umzusetzen. Kneter bestehen z.B. aus einer doppelmuldenfδrmigen Knetkammer, in der zwei sich gegenseitig abstreifende Knetschaufeln rotieren und nahezu den gesamten Knetraum erfassen.
Insgesamt herrschen hohe Druck-, Zug- und Scherkräfte und somit starke Friktion im Knetgut durch eine wechselweise Annäherung und Entfernung der Schaufelflächen zu- und voneinander. Aufgrund der hohen Beanspruchung des Polysaccharides durch die hohen Druck-, Zug- und Scher- kräfte kann ein unerwünschter Kettenabbau eintreten. Kneter zeichnen sich durch hohe Investitionskosten, bezogen auf das geringe Reaktorvolumen, aus. Dagegen sind Rührkessel oder Reaktionsmischer mit einem Fassungsvermögen von einigen 10 m3 vergleichsweise günstig herzu¬ stellen.
Die mit dem in der DE-A 1 946 722 geschilderten Verfahren verbundene Handhabung hoch- viskoser ggf. klebriger Reaktionsgemische ist problematisch, da diese zum Teil klebrigen Massen nicht gepumpt oder pneumatisch gefördert werden können. Die Reinigung der verdichteten Masse ist zudem erschwert, da die Waschflüssigkeit nicht ohne weiteres in das Innere der verdichteten Masse vordringen kann.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung war daher, ein wirtschaftliches Verfahren bereitzustellen, das ermöglicht aminoalkylgruppenhaltige Polysaccharide und -derivate
• mit einer hohen Ausbeute, bezogen auf das Veretherungsreagenz (mit Veretherungs- reagenz ist hier das Reagenz zur Übertragung der Aminoalkylgruppe gemeint (Ami- nierung))
• in kostengünstigen weit verbreiteten Aggregaten wie z.B. Rührreaktoren und Reaktions¬ mischern
herzustellen.
Gegenstand der Erfindung ist daher ein Verfahren zur Herstellung aminoalkylgruppenhaltiger Polysaccharide und Polysaccharidderivate, dadurch gekennzeichnet, dass man
a) ein Polysaccharid oder Polysaccharidderivat in einem Gemisch aus einem wassermisch¬ baren aprotischen Lösungsmittel und Wasser dispergiert und
b) das Polysaccharid oder Polysaccharidderivat mit einer anorganischen Base alkalisiert und
c) während der Alkalisierung die eingesetzte Menge Wasser im Bereich zwischen 1 und 55 mol Wasser pro Anhydroglycoseeinheit des Polysaccharids oder Polysaccharidderivates einstellt und
d) anschließend eine Aminierung mit einem Veretherungsreagenz bei gegebenenfalls erhöhter Temperatur durchführt und dann
e) gegebenenfalls neutralisiert und
f) das Reaktionsprodukt abfiltriert, wäscht, gegebenenfalls trocknet und mahlt.
Überraschenderweise können ohne erhöhten technische Aufwand in einfachen Rührreaktoren mit einem Lösungsmittelsystem, welches aus einem wassermischbaren aprotischen Lösungsmittel und Wasser in bestimmten Mengenverhältnissen besteht, höhere Ausbeuten erzielt werden als in anderen, dem Fachmann bekannten protischen oder nicht wassermischbaren Lösungsmitteln und Lösungsmittelgemischen.
Die Ausbeute errechnet sich dabei gemäß der in EP-A 0 310 787 erwähnten Formel :
Ausbeute (in %) = DS^r. / DSgem.
theorethisch möglicher DS, errechnet sich aus dem molaren Verhältnis von
Veretherungsreagenz zu Anhydrozucker
DSgem. = gemessener DS, errechnet sich aus der Formel
U nδςEem. - — %N ' MPS mzt
8 (14.10O) -(0ZoN - (M76 -I))
Molekulargewichtsanteil einer Monomereinheit der Polysaccharids oder
Polysaccharidderivates in g/mol
%N = gemessener Stickstoffwert in Gew.-%, bezogen auf trockenes Produkt
Mve = Molekulargewicht des Veretherungsreagenzes in g/mol
Somit ergibt sich bei einem Stickstoffgehalt von 5,35 Gew.-% für eine Diisopropylaminoethylcel- lulose
DS = 5,36% *162,14g/mol = 1 2l
(14 g/mol« 100%) - (5,35% • (127,24 g/mol)) '
Diese Formel liefert jedoch nur exakte Werte, wenn der Stickstoffgehalt sich nur auf das amino- gruppenhaltige Polysaccharid bezieht. Die nach der Stickstoffbestimmung (nach Kjeldahl) angege¬ benen Werte beziehen sich jedoch auf die Gesamtmasse, gegebenenfalls korrigiert um die Feuchtigkeit. Ein genauerer DSgem. errechnet sich, wenn der Stickstoffwert auf Aktivgehalt bezo¬ gen wird, d.h. der gemessene Stickstoffgehalt wird um die noch enthaltene Säuren und Salze korri¬ giert:
mit Ag = Aktivgehalt, bezogen auf die gesamte Trockenmasse in %
Im Sinne dieser Erfindung zeigt ein wassermischbares aprotisches Lösungsmittel im Gemisch mit Wasser in dem Verhältnis, welches erfindungsgemäß während der Reaktion verwendet wird, bei Raumtemperatur keine Phasenseparation. Das erfϊndungsgemäß verwendete wassermischbare
aprotische Lösungsmittel weist keine Hydroxyl- oder Aminogruppen auf, die mit dem Verethe- rungsreagenz reagieren können.
Bevorzugte wassermischbare aprotische Lösungsmittel sind offenkettige oder cyclische Ether der allgemeinen Formel
R3-O-Rb-R0.
In dieser Formel bedeuten
R3 und R0 unabhängig voneinander verzweigter, linearer oder zyklischer Alkylrest oder Arylrest mit 1 - 24 C-Atomen, bevorzugt ist R4=R0= Methyl oder Ethyl und
Rb= (CnH2nO)n, mit n=2-4 und m=0-3.
Zyklische Ether, z.B. Dioxan, können ebenfalls verwendet werden.
Besonders bevorzugte Ether sind zyklische oder offenkettige Ether mit 2-10 Kohlenstoffatomen und 1-3 Sauerstoffatomen, ganz besonders bevorzugt ist der Ether nicht-zyklisch, insbesondere wird Dimethoxyethan verwendet. Nicht wassermischbare Ether, wie z.B. Diethylether oder Methyl-tert-Butylether sind nicht geeignet.
In einer weiteren bevorzugten Ausfuhrungsform werden offenkettige oder cyclische Verbindungen des Typs R3SO2Rc, z.B. Tetrahydrothiophen-l,l-dioxid (Sulfolan) eingesetzt.
Polysaccharide sind bevorzugt aus Pflanzen oder Mikroorganismen oder deren Bestandteilen ge¬ wonnene natürliche Polysaccharide wie z.B. Dextran, Pullulan, Stärke, und Cellulose. Bevorzugt wird Cellulose eingesetzt. Polysaccharide, die Carbonsäure- oder Sulfonsäuregruppen enthalten, wie z.B. Xylane, Xanthangummi und Carrageen können ebenfalls verwendet werden.
Polysaccharidderivate sind Derivate von Polysacchariden, insbesondere Hydroxyethyl-, Hy- droxypropyl-, Methyl- und, Ethylpolysaccharide und mit diesen Substituenten gemischt substi¬ tuierte Polysaccharide. Besonders bevorzugt sind Methylcellulose, Hydroxyethylcellulose, Methylhydroxyethylcellulose, Ethylcellulose, Ethylhydroxyethylcellulose, Hydroxypropylcellu- lose, Methylhydroxypropylcellulose und Ethylhydroxypropylcellulose. Der Gesamtsubstitutions- grad dieser Derivate liegt, sofern es sich um einen Celluloseether handelt, bevorzugt zwischen 0,1 und 4 besonders bevorzugt zwischen 0,5 und 3. Der durchschnittliche Substitutionsgrad an Alkylsubstituenten (DSAikyi) beträgt zwischen 0 und 2,5 besonders bevorzugt zwischen 0 und 1,7. Der molare Substitutionsgrad an Hydroxyalkylsubstituenten (MSHydroxyaikyi) beträgt zwischen 0 und 3,5 besonders bevorzugt zwischen 0 und 2,5.
Bevorzugt wird als Polysaccharidderivat ein wasserunlöslicher Celluloseether oder ein Cellulose- ether mit einem thermischen Flockpunkt in Wasser eingesetzt.
Als Veretherungsagenzien eignen sich Verbindungen der allgemeinen Formel
X-(CH2VNR1R2
wobei
X Fluchtgruppe, bevorzugt Chlor, Brom, Iod oder ein Sulfonsäurerest R'Sθ3, wobei R' ein aromatischer oder aliphatischer Rest mit 1 - 24 C-Atomen ist, z.B. para-Toluyl oder Methyl,
X vorzugsweise aber Chlor ist und
n mindestens 2 sein muss,
die Reste Ri und R2 unabhängig voneinander aliphatische oder verzweigte oder zyklische, gegebe¬ nenfalls mit Heteroatomen substituierte Alkyl- oder Aryl-Substituenten oder H bedeuten. Zwei Reste Ri und R2 können gemeinsam mit dem Stickstoff einen Ring bilden.
Ri und R2 enthalten unabhängig voneinander 1 - 24 C-Atome.
Beispiele für erfindungsgemäß zu verwendende Veretherungsreagenzien sind N-2-Chlorethyl-di- isopropylamin, N-2-Chlorethyl-diethylamin, N-3-Chlorpropyl-diethylamin, N-2-Chlorethyl-di- methylamin und N-2-Chlorpropyl-dimethylamin. Die Reste Ri und R2 können zusammen mit dem Stickstoff einen zyklischen Rest bilden. Beispiele für erfindungsgemäß eingesetzte Veretherungs¬ reagenzien, die in denen zwei Reste Ri und R2 gemeinsam mit dem Stickstoff einen Ring bilden, sind N-2-Chlorethyl-pyrrolidin, N-2-Chlorethyl-piperidin und N-2-Chlorethyl-morpholin. Die Veretherungsreagenzien können in Form der Ammoniumsalze, z.B. bevorzugt eines Hydrochlo- rids eingesetzt werden. Sowohl der Feststoff als auch eine Lösung von z.B. 65 Gew.-% oder 50 Gew.-% in Wasser oder einem anderen Lösungsmittel können verwendet werden.
Bevorzugt werden N-2-Chlorethyl-diisopropylamin Hydrochlorid und N-2-Chlorethyl-diethylamin Hydrochlorid eingesetzt.
Pro mol Anhydroglucose werden etwa 0,1 - 3 mol, bevorzugt etwa 0,3 - 2 mol, besonders bevor¬ zugt etwa 1-2 mol Veretherungsreagenz eingesetzt, wenn Cellulose als Ausgangsprodukt verwen¬ det wird.
Wenn ein Cellulosederivat eingesetzt wird, so reichen 0,01 - 1,5 mol, bevorzugt 0,1 - 1 mol, besonders bevorzugt 0,1 - 0,8 mol Veretherungsreagenz pro mol Anhydroglucose aus.
Das Polysaccharid oder Polysaccharidderivat wird bevorzugt vor der Zugabe des Veretherungsrea- genzes mit einer anorganischen Base, bevorzugt ein Alkali- oder Erdalkalimetallhydroxid, beson- ders bevorzugt Natriumhydroxid, gerührt, damit sich Alkalicellulose bilden kann. Die Reihenfolge der Zugabe kann aber auch umgekehrt sein. In diesem Fall findet die Bildung der Alkalicellulose in situ statt.
Die Base kann dabei in fester Form oder in Form einer Lösung zugegeben werden. Werden aus¬ schließlich feste Basen verwendet, so muss ggf. etwas Wasser hinzugefügt werden, da eine be- stimmte Menge an Wasser während der Alkalisierung im System vorhanden sein muss.
Zum Beispiel sollten für eine ausreichende der Alkalisierung von Cellulose mindestens 1 mol Wasser pro mol Anhydroglucose, bevorzugt mindestens mol 5 mol Wasser pro mol Anhydroglu¬ cose, besonders bevorzugt mindestens 10 mol Wasser pro mol Anhydroglucose vorhanden sein.
Insgesamt sollten weniger als 55 mol, bevorzugt weniger als 45 mol, besonders bevorzugt weniger als 35 mol Wasser pro mol Anhydrozucker eingesetzt werden. Mehr Wasser führt zur Bildung von Nebenprodukten und vermindert die Ausbeute.
Wenn das freie Amin eingesetzt wird, kann während der Veretherung entstehende Säure durch die Aminogruppe gebunden werden. Es sollten jedoch bevorzugt mindestens 0,5 Äquivalente Base pro mol Veretherungsreagenz eingesetzt werden, besonders bevorzugt mindestens 0,8 Äquivalente, um eine ausreichende Reaktionsgeschwindigkeit zu erzielen.
Höchstens sollten 1,5 Äquivalente Base pro mol Veretherungsreagenz eingesetzt werden, bevor¬ zugt höchstens 1,2 mol und in einer besonders bevorzugten Ausführungsform 1-1,1 mol.
Die Basenmenge muss entsprechend erhöht werden, wenn das Veretherungsreagenz in Form eines Ammoniumsalzes z.B. als Hydrochlorid eingesetzt wird. Dann muss zusätzlich mindestens eine äquimolare Menge, bezogen auf das Ammoniumsalz, an Base hinzugefügt werden, um das Amin, z.B. aus dem Hydrochlorid, freizusetzen.
Die Reaktion wird in Gegenwart eines wassermischbaren aprotischen Lösungsmittels in einem Rührgefaß oder Reaktionsmischer durchgeführt. Die Reaktion kann in einem Rührgefäß durchge¬ führt werden, wenn das Verhältnis von Polysaccharid zu Slurry (Slurry = aprotisches wasser- mischbares Lösungsmittel + Wasser) 1:50 bis ca. 1: 10, bevorzugt etwa 1:25 bis 1:13 Gewichtsteile beträgt. Bei höheren Verhältnissen von bis zu etwa 1:4 Gewichtsteile wird der Ansatz gegebenenfalls schwerer rührbar. In diesem Fall kann ein Reaktionsmischer eingesetzt
werden. Diese werden z.B. unter der Bezeichnung AU In One Reactor® von der Fa. Draiswerke, Mannheim oder unter dem Namen DRUVATHERM® Reaktor von der Fa. Gebr. Lödige Ma¬ schinenbau, Paderborn, angeboten. Diese Mischer bestehen im Allgemeinen aus einer horizontal angeordneten, zumeist zylinderförmigen Mischkammer. Darin befindet sich eine Welle, die mit z.B. paddel- oder pflugscharförmigen Mischelementen versehen ist. Dreht sich die Welle, so wer¬ den Partikel aus dem Mischgutbett herausgeschleudert und im Raum über dem Mischgut verwir¬ belt und vermischt. Der Mischer kann gegebenenfalls mit weiteren Einbauten, wie z.B. sogenannte Messerköpfen oder Düsen versehen sein. [Karl Sommer in: „Mixing of Solids, 3. Designs of Solid - Solid Mixers, 3.3 Paddle Mixers", Ullmann's Encyclopedia of Industrial Chemistry, Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KgaA, 2002. DOI: 10.1002/14356007.b02_27, Article Online Posting Date: June 15, 2000]
Es ist nicht bekannt, warum die Reaktion mit Aminoalkylderivaten in einem Gemisch aus einem wassermischbaren aprotischen Lösungsmittel und einer bestimmten Menge Wasser in deutlich besseren Ausbeuten verläuft als in anderen Lösungsmitteln.
Die Reaktion wird bevorzugt bei Temperaturen von 400C bis etwa 9O0C, besonders bevorzugt 60°C bis etwa 750C durchgeführt. Die Reaktionsdauer hängt von dem Reaktor, der Art des Poly¬ saccharides oder -derivates und der eingesetzten Menge an Aminoalkylderivat ab und beträgt be¬ vorzugt von 30 Minuten bis zu etwa 4 Stunden.
Nach der Reaktion wird das Produkt z.B. durch Filtration von Salzen und Nebenprodukten befreit. Dazu wird ggf. vor oder nach der Filtration neutralisiert. Bevorzugt wird vor der Filtration neutra¬ lisiert. Der Filterkuchen wird mit einem geeigneten Waschmedium gewaschen. Als bevorzugte Waschmedien haben sich neben den wassermischbaren aprotischen Lösungsmitteln z.B. auch Aceton und deren Gemische mit Wasser bewährt. Vielfach kann auch zunächst mit Wasser und dann mit einem organischen Lösungsmittel gereinigt werden. Jedoch muss ein geeignetes Waschmedium je nach Beschaffenheit des Produktes und der Nebenprodukte durch geeignete Versuche ausgewählt werden. Es ist aber auch möglich, die Nebenprodukte nicht zu entfernen und das Produkt in ungereinigter Form für technische Anwendungen einzusetzen.
Das aus dem Reaktionsmedium isolierte und ggf. gereinigte Produkt wird getrocknet und gemah¬ len. Dazu können handelsübliche Vorrichtungen verwendet werden.
Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren können aminogruppenhaltige Polysaccharide und -derivate in einfachen, weit verbreiteten Anlagen und in hoher Ausbeute hergestellt werden.
Ein weiterer Gegenstand der Erfindung sind daher aminogruppenhaltige Polysaccharidderivate die
a) Substituenten vom Typ -(CH2)H-NR1R2 enthalten, gebunden an die Cellulose oder eine Seitenkette, z.B. Hydroxyalkylkette, worin n mindestens 2 ist und die Reste R1 und R2 unabhängig voneinander aliphatische oder verzweigte oder zyklische, gegebenenfalls mit Heteroatomen substituierte Alkyl- oder Aryl-Substituenten oder H bedeuten oder zwei Reste R1 und R2 gemeinsam mit dem Stickstoff einen Ring bilden können, wobei R1 und R2 enthalten unabhängig voneinander 1 - 24 C-Atome enthalten und
b) Alkylsubstituenten vom Typ R3 enthalten, wobei bevorzugt R3= -(CHa)1n-CH3 mit m=0-3 und einem DS^i > 0,1 ist und
c) Hydroxyalkylsubstituenten vom Typ R4 enthalten, wobei bevorzugt R4= -CH2- CH(CpH2P+I)O-(CH2-CH(CpH2P+I)OJ9-CrH21+I mit p=0 oder 1, q=0-30, r= 0 oder 1 und einem MSHydroxyaikyi > 0,1 ist und die
d) einen Gesamtsubstitutionsgrad (Summe der einzelnen Substitutionsgrade) der Sub¬ stituenten -(CHz)n-NRiR2, sowie R3 und R4, bestimmt aus dem Stickstoffgehalt [für Substituenten -(CH2)Ii-NR1R2] bzw. nach Zeisel-Spaltung [für Substituenten R3 und R4], zwischen 0,8 und 2,5 pro Anhydroglucoseeinheit aufweisen.
Die Erfindung soll durch die folgenden Beispiele näher erläutert werden:
Beispiele
Der angegebene DS bezieht sich auf reine Aminoethylcellulose, d.h. die Gesamtmenge wurde um den Wassergehalt, den Chlorid- und Acetationengehalt sowie den Natriumionengehalt korrigiert. Der Natriumionengehalt wurde aus der Sulfatasche bestimmt unter der Annahme, dass diese zu 100 % aus Na2SO4 besteht.
Die Chemikalien wurden aus dem Handel bezogen. Der Stickstoffgehalt wurde nach der Kjeldahl- Methode bestimmt und basiert auf einer Doppelbestimmung der Probe. Die Viskositäten wurden in einer Lösung von 2 Gew.-% des Polymeren bei einem Schergefalle von 2,55 s"1 mit einem Rheo- meter vom Typ Rotovisko VT 550, Fa.Haake, bestimmt.
Beispiele 1-2
Variation des Dispergiermittels
Cellulose (17,2 g, Trockengehalt 94,24 %) wird in einer Mischung aus dem angegebenen Disper¬ giermittel (330,8 g) und Wasser (41,1 g) in einer 500 ml Glas-Vierhalsplanschliff-Rundboden Rührapparatur mit Impeller-Rührer suspendiert.
Natronlauge (32,2 g, 49,6 Gew.-% in Wasser) wird zugegeben und nach 1 h bei Raumtemperatur wird Diisopropylaminoethylchlorid Hydrochlorid (40 g) zugegeben und die Reaktionsmischung unter Stickstoffatmosphäre auf 700C erwärmt. Nach einer Reaktionszeit von 4 h lässt man den Ansatz abkühlen und neutralisiert mit Eisessig (12 g). Das Produkt wird mehrmals mit 80%-igem wässrigem Aceton und schließlich reinem Aceton gewaschen, getrocknet und gemahlen.
*n.B.: nicht Bestimmt
In den Vergleichsbeispielen wurden protische oder nicht wassermischbare Lösungsmittel einge¬ setzt. Die Ausbeuten der Reaktion liegen deutlich unter 50 %.
Beispiel 3
Cellulose (63,7 g, Trockengehalt ca. 95 %) wird in einer Mischung aus dem angegebenen Disper- giermittel und Wasser in einem 2 Liter Doppelmantel-Glasreaktor mit MIG-Rührer, suspendiert.
Natronlauge-Prills (59,2 g) werden zugegeben und nach 1 h bei Raumtemperatur wird das Diiso- propylaminoethylchlorid Hydrochlorid (148,1 g) zugefügt und die Reaktionsmischung unter Stickstoffatmosphäre auf 700C erwärmt. Nach einer Reaktionszeit von 4 h lässt man den Ansatz abkühlen und trägt die Reaktionsmischung in essigsaures Aceton ein. Das Produkt wird mehrmals mit Ethanol/Aceton/Wasser 40/40/10 (Gew.-%) und Aceton gewaschen, getrocknet und gemahlen.
PA = Isopropylalkohol TBA = tert-Butylakohol
Eine nennenswerte Reaktion fand nur in Dioxan statt. Die Ausbeute beträgt > 50 %.
Beispiele 4-6
Die angegebene Menge gemahlener Cellulose wird in einer Mischung aus Dimethoxyethan und Wasser in einer 500 ml Glas-Vierhalsplanschliff-Rundboden Rührapparatur mit Impeller-Rührer suspendiert.
Natronlauge (ca. 50 Gew.-%) wird zugegeben und nach 1 h bei Raumtemperatur wird Diethyl- aminoethylchlorid Hydrochlorid zugegeben und die Reaktionsmischung unter Stickstoffatmos-
phäre auf 7O0C erwärmt. Nach einer Reaktionszeit von 4 h lässt man den Ansatz abkühlen und trägt die Reaktionsmischung in essigsaures Aceton ein. Das Produkt wird mehrmals mit 80%-igem wässrigem Aceton und schließlich reinem Aceton gewaschen, getrocknet und gemahlen.
Beispiele 7-9
Es wird wie bei den voranstehenden Beispielen verfahren, mit dem Unterschied, dass Diiso- propylaminoethylchlorid verwendet wird.
Im Beispiel 9 beträgt das Verhältnis von Cellulose zu Slurry 1:10,3 und liegt damit ausserhalb des bevorzugten Bereiches. Bei diesem Versuch wurde beobachtet, dass sich der Ansatz nur schwer rühren ließ und daher die Reagenzien nicht ausreichend verteilt werden konnten.
Beispiele 10-13
In einer 500 mL-Dreihalskolbenrührapparatur mit Rückflusskühler wird gemahlene Cellulose (17,0 g, Trockengehalt 95,12 %) in einer Mischung aus Dioxan (331 g) und Wasser (57,5 g) sus¬ pendiert.
Natronlauge-Prills (12 g) werden zugegeben und nach 1 h bei Raumtemperatur werden 30 g Di- isopropylaminoethyl Hydrochlorid zugegeben und die Reaktionsmischung unter Stickstoff¬ atmosphäre auf die angegebene Temperatur erwärmt. Nach einer Reaktionszeit von 4 h lässt man den Ansatz abkühlen und trägt die Reaktionsmischung in Aceton ein. Das Produkt wird mit Essig¬ säure neutralisiert und mehrmals mit 80%-igem wässrigem Aceton und schließlich Aceton gewa¬ schen, getrocknet und gemahlen.
Beispiele 14-18
In einer 500 mL-Dreihalskolbenrührapparatur wird gemahlene Cellulose (17,3 g, Trockengehalt 93,6 %) in einer Mischung aus Dimethoxyethan (331 g) und Wasser (41 g) suspendiert.
Natronlauge (50 Gew.-% in Wasser; 32,3 g) wird zugegeben und nach 1 h bei Raumtemperatur werden 40 g Diisopropylaminoethyl Hydrochlorid zugegeben und die Reaktionsmischung unter Stickstoffatmosphäre auf die angegebene Temperatur erwärmt. Nach einer Reaktionszeit von 4 h lässt man den Ansatz abkühlen und trägt die Reaktionsmischung in Aceton ein. Das Produkt wird mit Essigsäure neutralisiert und mehrmals mit 80%-igem wässrigem Aceton und schließlich Ace¬ ton gewaschen, getrocknet und gemahlen.
Im Beispiel 18 war die Reaktionstemperatur außerhalb des bevorzugten Bereiches, so dass eine niedrige Ausbeute resultiert.
Beispiele 19-24
In den Beispielen 19-24 wird wie in den Beispielen 14-18 verfahren, mit dem Unterschied dass die Reaktionstemperatur 7O0C ist und die Zusammensetzung der flüssigen Phase variiert wird. In den Beispielen 23 und 24 wird Diethylaminoethylchlorid Hydrochlorid (DEC) in einer Menge von 1,5 mol pro mol Anhydroglucose eingesetzt. Die Menge an NaOH wird ebenfalls auf 3 mol pro mol Anhydroglucose angepasst (Zwei mol pro mol Veretherungsreagenz).
1 DIC = Di-isopropylaminoethylchlorid 2DEC = Diethylaminoethylchlorid
An diesen Beispielen wird demonstriert, dass bei Wassergehalten außerhalb des bevorzugten Bereiches die Ausbeute unter 50 % absinkt 5 (Beispiele 21 und 22).