Ganzreparaturprozess durch Verwendung eines Plasmaverfahrens
Die Erfindung betrifft ein Verfahren sowie eine Vorrichtung zur Ganzreparatur einer Fehlstellen im Lack aufweisenden Fahrzeugkarosse .
In modernen Lackieranlagen im Automobilbau wird die Fahrzeugkarosse nach Durchlaufen der Decklacklinie einer Oberflächenqualitätskontrolle unterzogen, um Fehlstellen im Lack zu identifizieren. Bei der Detektierung von Lackfehlern an der Karosse wird eine Ganzreparatur mit Neulackierung der gesamten Fahrzeugkarosse durchgeführt . Bei einer Ganzreparatur muss die Oberfläche der bereits lackierten Karosse so behandelt werden, dass bei einem erneuten Durchlaufen der Decklacklinie der Lack mit der im Automobilbau erforderlichen Qualität aufgebracht werden kann.
In herkömmlicher Weise wird die Karossenoberfläche dabei komplett angeschliffen. Dieses Verfahren ist durch den entstehenden Schleifstaub mit einem hohen Schmutzaufkommen verbunden, wobei die Tendenz in der Lackiertechnik allerdings dahingehend ist, Karossen in der Lackierlinie, in die die Fahrzeugkarosse wieder eingebracht wird, möglichst schmutzfrei und abgekapselt zu halten, um Beeinträchtigungen der Lackqualität durch Schmutzpartikel zu vermeiden. Darüber hinaus erfordert der Schleifvorgang aufgrund der teilweise
komplexen Geometrie einer Fahrzeugkarosse einen hohen personellen Aufwand mit den damit verbundenen hohen Kosten. Auch können beim Anschleifen der Karosse zusätzliche Fehlstellen durch Durchschliff entstehen, was dann einen zusätzlichen Reparaturaufwand bedeutet, beispielsweise durch das Aufbringen eines Füllers.
Aus der DE-P-38 22 482 ist die Verwendung einer Plasma-Vorbehandlung von Kunststoffteilen zur Erhöhung der Haftfähigkeit einer nachfolgend aufzubringenden zweiten Lackschicht bekannt . Hierzu werden Corona-Elektroden dem zu behandelnden Bauteil auf eine Entfernung < 20 mm angenähert und durch die Funkenentladung ein auf die zu behandelnde Oberfläche einwirkendes Plasma erzeugt .
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, den Ganzreparaturprozess möglichst automatisiert und prozesssicher auszugestalten.
Zur Lösung dieser Aufgabe wird ein Verfahren mit den Merkmalen des Patentanspruchs 1 vorgeschlagen.
Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren wird nicht die komplette Karosse, sondern es werden nur noch die Bereiche der Fehlstellen angeschliffen, wobei die Haftung der neuen Lackschicht durch eine automatisiert in einer geschlossenen Kammer durchgeführte Plasma-Behandlung der kompletten Karosse gewährleistet wird. Automatisierung und Prozesssicherheit werden durch die Plasma-Beaufschlagung der entsprechend vorbereiteten Karosse in einer geschlossenen Kammer gesichert .
Mit Vorteil wird die Ganzreparatur einer solchen fehlerbehafteten Karosse nach der Decklacklinie in einer Lackierstraße durchgeführt, wobei die Fahrzeugkarosse nach der Be-
handlung erneut der Lackierstraße zugeführt wird und die Decklacklinie noch einmal komplett durchläuft .
Weiter ist es günstig, die Behandlung der Fahrzeugkarosse in der geschlossenen Kammer mit einem Niederdruck-Plasma durchzuführen. Als Prozessgas hat sich dabei insbesondere Sauerstoff bewährt.
Die der Erfindung zugrundeliegende Aufgabe wird des Weiteren durch eine Lackieranlage mit den Merkmalen des Patentanspruchs 5 gelöst .
Mit der Rückführlinie können die zur Ganzreparatur vorgesehenen Fahrzeugkarossen aus der normalen Bearbeitungslinie ausgeschleust, die Fehlstellen mechanisch, beispielsweise durch Schleifen, entfernt und die Gesamtkarosse durch Behandlung mit Niederdruck-Plasma zur Annahme der neuen Lackschicht vorbereitet und die Karosse zwischen den Stationen der kathodischen Tauchlackierung und der Decklacklinie wieder in die normale Bearbeitungslinie eingeschleust werden.
Weitere Vorteile und Merkmale der Erfindung können der Beschreibung zu dem in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispiel sowie den einzelnen Patentansprüchen entnommen werden.
Dabei zeigt :
Fig. 1 einen Abschnitt einer Lackierstraße mit integrierter Ganzreparatur in schematischer Darstellung,
Fig. 2 das Verfahren in einer Plasma-Kammer in schematischer Darstellung.
Die in Figur 1 ausschnittsweise dargestellte Oberflächenbehandlung einer Fahrzeugkarosse zeigt als erste Prozessstation eine Anlage 1 zur kathodischen Tauchlackierung, in der die gereinigte und entfettete Fahrzeugkarosse in einem e- lektrolytischen Tauchbad vollständig mit einer Grundierungs- schicht überzogen wird. Nach der kathodischen Tauchlackierung wird die grundierte Fahrzeugkarosse der Decklacklinie 2 zugeführt, in der in mehreren Schichten der Decklack aufgebracht wird. An die Decklacklinie 2 schließt sich eine Kontrollstation 3 an, bei der die lackierte Fahrzeugkarosse beispielsweise durch eine visuelle Qualitätskontrolle auf evtl. bestehende Fehlstellen untersucht wird. Die visuelle Qualitätskontrolle kann durch eine sensorische, manuelle Kontrolle durch den Werker und/oder ein optisches Bilderkennungs- verfahren mit einer entsprechenden datentechnischen Bildauswertung ergänzt oder ersetzt werden.
Werden keine Fehlstellen detektiert, durchläuft die lackierte Fahrzeugkarosse eine Nahtabdichtungsstation 4, in der die für den Fahrzeugnutzer nicht sichtbaren Nähte aufgebracht werden. Nach dem Finish 5 wird die fehlerfreie Karosse der Montage M zugeführt .
Wird an der Kontrollstation 3 hingegen eine Karosse mit Fehlern erkannt, die eine Ganzreparatur der Karosse erforderlich machen, wird die Fahrzeugkarosse aus der geschilderten Linie ausgeschleust und der Seitenlinie 6 zugeführt . Diese Seitenlinie 6 weist eine mechanische Bearbeitungsstation 7 sowie eine Plasma-Kammer 8 auf. In der mechanischen Bearbeitungsstation 7 wird die Karosse im Bereich der detektierten Fehlstellen manuell angeschliffen, um bestehende Unebenheiten zu beseitigen, die auch nach Aufbringen einer neuen Lackschicht weiterhin sichtbar wären. Dieser Anschleifpro-
zess beschränkt sich aber auf tatsächlich detektierte Fehlstellen der vorstehend beschriebenen Art .
Um die bereits vollständig oder mit Fehlstellen lackierte Fahrzeugkarosse zur Aufnahme einer neuen, weiteren Decklackschicht vorzubereiten, wird die Fahrzeugkarosse einer Plasma-Kammer 8 zugeführt. Die Plasma-Kammer 8 ist in herkömmlicher Weise als Vakuumkammer mit den entsprechenden Pumpen und Sensoren zur Erzeugung und Überwachung der gewünschten Niederdruckverhältnisse, einem Reservoir zur Zuführung des Prozessgases Sauerstoff und zumindest einer Elektrode zur Erzeugung eines hochfrequenten Spannungsfeldes zur Zündung des Plasmas ausgebildet .
Die Plasma-Kammer ist von ihrer Größe so ausgebildet, dass sie zumindest eine Fahrzeugkarosse mit dem dazugehörigen Karossenträger aufnehmen kann.
Die Moleküle der gesamten Oberfläche, der in die Plasma-Kammer 8 eingebrachten Fahrzeugkarosse, werden durch das in der Kammer, erzeugte Plasma chemisch aktiviert und in ihrer Benetzbarkeit so verändert, dass die Haftungsfähigkeit einer darauf aufgebrachten Schicht so gut ist, dass sie den hohen Anforderungen der Oberflächenanmutung bei Kraftfahrzeugen genügt .
Im Gegensatz zu der physikalischen Haftung beim Aufrauen der Oberfläche durch Anschleifen erfolgt die Haftung bei der Plasma-Behandlung nur über die chemisch aktivierte Oberfläche. Als vorteilhaft bei der Plasma-Behandlung hat sich ein Prozess bei einem 10 Pa Feinvakuum bewährt.
Nach der Plasma-Behandlung der fehlerhaften Karosse wird diese über die Seitenlinie 6 zwischen der Station 1 für die kathodische Tauchlackierung und der Decklacklinie 2 in die
ursprüngliche Bearbeitungslinie zurückgeführt und mit einer neuen Decklackschicht versehen.
Figur 2 zeigt die Ausgestaltung der Seitenlinie 7 aus Figur 1 alternativ als Batch-System 9 oder als In-Line-System 10. Der Vorteil des In-Line-Systems 10 besteht in der kontinuierlichen Führung der Fahrzeugkarosse 11 durch die Plasma- Kammer. Hierbei ist allerdings zu beachten, dass die Kammer, in der das Feinvakuum .während des Prozesses erzeugt und aufrechterhalten werden muss, sowohl eine Öffnung zum Einführen als auch eine zweite Öffnung zum Ausführen der behandelten Fahrzeugkarosse 11 aufweist. Dies führt zu einem erhöhten Abdicht ufwand.
Der Abdichtaufwand ist bei dem Batch-System 9 aufgrund der nur einen notwendigen Öffnung der Plasma-Kammer entsprechend geringer, allerdings ist die Linienführung aufwendiger, da die Karosse 11 auf der gleichen Linie in die Kammer hinein- und herausgeführt werden muss und der Zeitaufwand bei dem Batch-System auch entsprechend höher ist.