Verfahren zum Ätzen mindestens einer Ionenspur zu einer Pore in einer Membrane und elektrolytische Zelle zur Präparierung einer solchen
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Ätzen mindestens einer Ionenspur zu einer Pore in einer Membrane und eine elektrolytische Zelle sowohl zum Präparierung einer Folie zur geeigneten Membrane als auch zum Einsatz der Folie in einem Meßoder Kontrollsystem.
Die Membrantechnologie ist ein rasch wachsender Bereich mit Anwendungen mit großer wirtschaftlicher und ökologischer Wirkung/Bedeutung. Homogene, responsive Membransysteme, die den Fluß von Substanzen regulieren können, sind sehr weit fortgeschritten und werden schon in großem Stil angewandt. Heterogene Komposit-Membranen, die auf Hydrogelen basieren und auf robusten Substraten mechanisch hergestellt sind, werden u. a. in beschrieben.
Die elektrolytische Zelle mit zwei durch die Membrane voneinander getrennten Elektrolyten kann als elektrisch gesteuertes Ventil betrieben werden. Sie kann in ihrem Verhalten zusätzlich thermisch und/oder über den pH-Wert und/oder über den pH- Wert-Gradienten und/oder über nachzuweisende chemische Zusätze stimuliert werden (Sensorfunktion) , oder um vorbestimmte Substanzen aus einer Zellhälfte durch die Membrane hindurch in die andere Zellhälfte dosiert überzuleiten (Aktorfunktion, chemisches Ventil) . Die Membrane trennt in der elektrolytischen Zelle mit ihrem Porenbereich den ersten Elektrolyten, die „innere Phase" - bei Medikament-Dosiereinrichtungen ist dies das Medikament-Reservoir - von dem zweiten Elektrolyten, die „äußere Phase" - bei Medikament-Dosiereinrichtungen ist dies die Körperflüssigkeit - ohne weitere Einflußnahme hermetisch.
Besteht die Membrane in ihrer Matrix aus einem organischen Polymer, dann beruht die Aufnahme von Wasser auf dem Vorhandensein polarer Gruppen im Netzwerk des Polymers. Der Grad des Quellens hängt von der Temperatur, dem pH-Wert und der Konzentration gelöster Substanzen ab. Sogenannte Hydrogele können um mehrere 100% quellen. Ihre Quelleigenschaft kann anregungsspezifisch durch die Beigabe, Kopolymerisation, spezifischer chemischer Gruppen eingeprägt werden. Die Schaltzeit solcher sogenannten thermo-responsiven Membranen liegt im Minutenbereich.
Die Permeation gelöster Substanzen nimmt mit dem Grad des Quellens der Membrane zu und wird von Druckgradienten und der Konzentration bestimmt. Um zu quellen, muß Wasser in die Polymermatrix eindringen. Die Zeit, die für das Eindringen nötig ist, nimmt exponentiell mit der Dicke des Hydrogels zu. Die Volumenströme der zu transportierenden Substanzen nehmen schnell mit zunehmender Dicke des Hydrogels ab. Deshalb ist es wichtig, daß die durchdringbare Membrane so dünn wie möglich ist. Eine Möglichkeit ist das physiko-chemische Stoppen, eine bekannte Technik, um Ultrafiltration und Umkehr-Osmose-Membranen mit einer sehr dünnen aktiven Schicht von wenigen nm Dicke herzustellen. Diese Filter werden im Zusammenhang mit starrporigen Filtern mit ultrafeinen Poren bereits in großem Umfang eingesetzt. Die stimulus-responsive Ionenspur Membrane ermöglicht eine Hydrogelschicht mit einer Dicke von mehreren Mikrometern. Deshalb erfolgt das Schalten ziemlich langsam, und zwar mit Zeitkonstanten im Bereich von Minuten. Das thermo- responsive chemische Ventil erlaubt bereits ein elektrisches Schalten der Permeabilität durch das Anlegen eines elektrischen Stromes, selektiv, d.h. nur die Poren und nicht die gesamte Membrane, erwärmt und ist schnell zu steuern. Ihre aktive Schicht ist jedoch im Bereich der Dicke der Membrane (1 bis 100 Mikrometer) .
Die wesentlichen Probleme beim Stand der Technik sind deshalb, daß die beschriebenen Membranen entweder eine zu lange Antwortszeit oder eine zu niedrigere Permeabilität entsprechend der Dicke der aktiven Schicht haben.
Daraus entstand die Aufgabe, die der Erfindung zu Grunde liegt, nämlich ein Membransystem mit den folgenden Eigenschaften zu herzustellen:
- extrem schnelle Steuerung der Freigabe chemischer Substanzen im Zeitbereich von Millisekunden bis Bruchteilen von Sekunden,
- eingeprägte Sensorfähigkeit,
- elektrische Steuerung der transferierten Substanz,
Die Aufgabe wird durch ein Verfahren gemäß Anspruch 1, das an einer elektrolytischen Zelle gemäß Anspruch 6 ausgeführt wird, gelöst .
Die Erfindung löst diese Problem dadurch, daß die Dicke der aktiven Schicht in der Membrane um wenigstens eine Größenordnung reduziert wird. Zu diesem Zweck wird das Ätzen der ionenbestrahlten Membrane einseitig, das heißt, ausgehend von einer Seite der Membrane, durchgeführt, während an der anderen Seite der Membrane ein Stoppbad anliegt. Während des Ätzens der Ionenspur, ist zwischen beiden Seiten der Membrane ein elektrisches Feld angelegt. Während des Porendurchbruchs greift das elektrische Feld in das Geschehen ein und führt zu einem selbstbegrenzenden Stopp-Prozeß, bei dem die aktiven Ionen - verantwortlich für das Ätzen - von der Ätzfront zurückgezogen werden. Auf diese Weise wird auf der Seite des Stopp-Bades eine sehr dünne aktive Schicht gebildet. Der Prozeß führt zu einer reißfesten, responsiven, asymmetrischen, nanoporösen Membrane, mit einer sehr dünnen aktiven, an das Stoppbad angrenzenden Schicht. Die Dicke liegt zwischen Bruchteilen von Mikrometern, n, bis herab zu mehreren Nano etern, nm.
Abhängig von der Ionenbestrahlung, kann die Membrane eine Pore oder mehrere Poren haben. Die Anzahl Poren hängt von der beabsichtigten Anwendung ab:
Einzelionen-Membranen können als chemische Sensoren, wie pH- Sensoren oder substratspezifische Sensoren, Glukosesensoren usw., eingesetzt werden.
- Membrane mit wenigen Poren - zwei bis mehrere Millionen pro cm2 bringen erhöhte Sensitivität und können Fluktuationen und Synchronisationsprozesse in Bioporen erlauben.
- Vielporige Membrane - mehrere Tausend bis mehrere Billionen pro cm2 - erlauben die schnelle Freigabe von chemischen Substanzen zum Einsatz in biotechnischen und medizinischen Anwendungen.
Die Membrane besitzt eine eingeprägte Sensoreigenschaft, andrerseits kann der Transfer von Substanzen durch die Membrane elektrisch gesteuert werden. Die Strom-Spannungs-Charakteristik ist, bedingt durch die Herstellung, asymmetrisch. Das heißt, auch der Substanz-Transport hängt von der Richtung des angelegten elektrischen Feldes ab. Die Asymmetrie kann durch einen gleichzeitig angelegten pH-Gradienten weiter verstärkt werden. Die Permeabilität der aktiven Schicht hängt ab von: der Orientierung der elektrisch geladenen Gruppen, die an der an der Porenwand hängen und der Konzentration an Wasserstoffionen - Protonisierung - innerhalb der Pore
Sie läßt sich daher durch den pH-Wert bzw. durch einen elektrisch gesteuerten Protonentransport, hinein in die aktive Schicht oder heraus aus der aktiven Schicht, steuern.
Schalten wird entsprechend
- durch das Anlegen eines elektrischen Feldes bewirkt, indem es die elektrisch geladenen Gruppen entsprechend der Feldrichtung anzieht oder abstößt (elektrisch responsiv) , oder
durch Protonentransport aus dem angrenzenden Medium mit dem niedrigeren pH-Wert in die aktive Schicht hinein bzw. aus der aktiven Schicht heraus (pH-Wert-responsiv) bewirkt .
Entsprechend der elektrischen Auslösung und entsprechend der sehr kleinen Dicke der aktiven Schicht ist es möglich, die Membrane in Bruchteilen von Sekunden zu öffnen und zu schließen. Damit ist die Membrane für schnelle Sensoren, schnelle regulierte Bioreaktoren und schnelle Medikamentdosierungssysteme geeignet.
Die vorgeschlagene Lösung erlaubt eine schnelle Steuerung mit Zeitkonstanten in der Größe von Millisekunden bis Bruchteilen von Sekunden.
Eine monolithische Membrane besteht aus mindestens einer in der umgebenden Matrix verankerten, druckstabilen, nanoporösen aktiven Schicht, die aus dem ursprünglichen Matrixmaterial besteht.
Als Sensor hängt der elektrische Strom durch die aktive Schicht von den chemischen oder den pH-Wert-Reizen ab, die vom Nachbarmedium kommen. Die Sensorfähigkeit kommt aufgrund der dünneren aktiven Schicht, die besser als bei der oben erwähnten elektrisch geschalteten thermo-responsiven Membrane ist, zustande.
Die elektrisch geschaltete Membrane hat ein hohes Ein/Aus- Schaltverhältnis, das heißt, ein hohes Verhältnis des Volumenstroms vom eingeschalteten zum ausgeschalteten Zustand, der aufgrund der kleineren zum Schalten benötigten elektrischen Ströme empfindlicher ist als bei der oben erwähnten elektrisch geschalteten thermo-responsiven Membrane.
Die aktive Schicht der Membrane kann durch beigefügte chemische Gruppen oder immobilisierte Enzyme modifiziert werden,
und ist dann zum Beispiel als Glukose-spezifischer Sensor oder zum Beispiel als Medikamentdosierungssystem geeignet (Ansprüche 2 bis 5) .
Im folgenden wird ein Verfahren und der Aufbau einer elektrolytischen Zelle mit einer zwischen den beiden Zellhälften befindlichen Matrix aus Poly-Ethylene-Terephtalate, PET, mit Hilfe der Zeichnung aus den Figuren 1 bis 5 erläutert.
Es zeigen:
Figur 1 das Prinzip des selbstbegrenzenden Elektrostopp-Ver- fahrens,
Figur 2 die drei charakteristischen Ätzphasen,
Figur 3 elektrolytische Zelle im Querschnitt,
Figur 4a die Strom-Spannungs-Charakteristik,
Figur 4b der äquivalente Porendurchmesser,
Figur 5 das Modell der Nanoporen-Arbeitsweise.
Asymmetrische Einzelspur-Membrane - werden in PET durch einseitiges Ätzen mit Natronlauge, NaOH, hergestellt, während die andere Seite gleichzeitig in einer sauren oder neutralen Kalium-Chlorid-Lösung, KC1, liegt. Die Richtung des angelegten elektrischen Feldes durch die Membrane während des Ätzens hat einen starken Einfluß auf die Funktion der so hergestellten Membrane. Der Ätzprozeß wird bei einem vorgegebenen Strom gestoppt, indem die Ätzlösung durch saure oder neutrale Kalium- Chlorid-Lösung ersetzt wird. Nach dem Ätzen wird die Membrane in eine KCl-Lösung mit bekanntem pH-Wert getaucht und die Strom-Spannungs-Charakteristik der Einzelporen-Membrane gemessen. Der zeitliche Verlauf des Stroms durch die Membrane während des Ätzens hängt stark von der Polarität der angelegten Spannung ab. Wenn die OH-Ionen aus der Reaktionszone abgezogen werden, erhält man eine stark nichtlineare Strom-Spannungs- Charakteristik der fertigen Membrane, vergleichbar der einer elektronischen Diode. Elektrisches Wandern übertrifft das Wan-
dern durch Diffusion bereits bei einer Spannung oberhalb 0,1
V. Das Dioden-Verhalten hängt vom pH-Wert ab. Dies kann als Sensor- oder Ventileigenschaft ausgenutzt werden. Wenn die Polarität während dem Durchbruch umgekehrt wird, indem die OH- Ionen in die Reaktionszone gestoßen werden, entstehen viel größere Poren und der Grad der Steuerbarkeit der Poren ist geringer.
Herstellung einer elektrisch geschalteten Einzelporen-Membrane:
Eine kreisförmige Scheibe, zuvor in ihrem Zentrum mit einem einzigen Gold-Ion von 11,6 MeV/Nukleon spezifischer Energie bestrahlt, von 12 n Dicke und 30 mm Durchmesser, bestehend aus PET, wird einseitig in 9 M NaOH-Lösung bei 220 °C geätzt. Zu diesem Zweck wird die Membrane in die elektrolytische Zelle eingesetzt (Figur 3) , die aus zwei Zellhälften aus natronlau- gen-beständigem Kel-F (Handelsname = Polychlorotrifluoroethy- lene, CC1F3) besteht und durch die Spannvorrichtung hermetisch verschlossen ist. Die Membrane kann so stets leicht ein- und ausgebaut werden. Die zwischen die beiden flachstirnigen Polymerblöcke gelegte Membrane schottet die beiden Zellenhälften, die dadurch gebildeten beiden Kammern, gegeneinander ab. Der Kompressionsverschluß der Membrane vermeidet Kriechströme über die äußere Membranoberfläche während des Ätzens. Hierzu liegt die elektrolytische Zelle am Boden der u-förmigen Basis auf und wird mit der Backe an der einen Stirnseite mit der andern Stirnseite gegen den einen Schenkel gedrückt. Der Anpreßdruck wird über die im andern Schenkel geführte, axial verstellbare Gewindespindel eingestellt.
In jede Zellenhälfte ragt während des Ätzens (siehe Figuren 1 und 2) eine Goldelektrode und während der Messung zur Aufnahme der elektrischen Strom-Spannungs-Charakteristik (Figur 4a) eine Silber/Silberchlorid-Elektrode. Eine Zellhälfte enthält das Ätzmedium, die andere das Stopp-Medium. Figur 2 zeigt,
drei charakteristische Phasen des Ätzens, wie die aktive
Schicht der Membrane erzeugt wird. Zu diesem Zweck wird eine elektrische Potentialdifferenz zwischen 0,1 und 1 V quer zur
Membrane eingestellt. Das Stoppmedium ist eine wässerige IM
KCl-Lösung. Zur Zeit t = 0 in Figur 2 beginnt der Ätzprozeß auf der gesamten zugänglichen, ätzlösungsseitigen
Membranoberfläche durch die Ätzionen in der anliegenden
Ätzlösung. Zur Zeit t = 1 ZE liegt schon ein kegelförmiger, ausgeätzter Bereich in die Matrix hinein vor, der entlang der
Ionenspur vorwärts schreitet. Sobald beim Weiterätzen ein elektrischer Strom zu fließen beginnt, setzt der Prozeß des elektrischen Stoppens ein. Zur Zeit t = 2 ZE hat sich eine na- noporöse, aktive Schicht ausgebildet, die sich beim Fortgang zur Seite hin ausbreitet.
Der elektrische Strom durch die Membrane wird während des Ätzens überwacht. Wenn ein vorgegebener Wert überschritten wird, wird der Ätzprozeß durch Herausspülen eines vorgegebenen Volumens des Ätzmediums aus der Ätzkammer und Ersetzen mit demselben Volumen des Stoppmediums unterbrochen. Dieser Prozeß führt zu einer mechanisch stabilen, mikroporösen Membrane, die am Fuße der Pore zum Stoppbad hin einen kleinen Bereich der sehr dünnen, nanoporösen Schicht, der eigentlichen, wirksamen Membranzone, enthält (siehe Figur 2) .
Während der letzten Phase des Ätzens, unmittelbar bevor der Durchbruch eintritt, spielt die Richtung des angelegten elektrischen Feldes eine besondere Rolle. Wenn das elektrische Feld die ätzaktiven Ionen von der Ätzfront zurückzieht, werden sie von nicht aktiven Ionen der selben Polarität von der andern Seite der Ätzfront ersetzt. Dieser Prozeß schwächt und verlangsamt den Ätzprozeß am Fuße der Pore, der geätzten Ionenspur, und führt dort zu der dünnen aktiven Schicht mit ihren Mikroporen oder Mikrokanälen, die in der umliegenden Matrix stabil verankert ist (Figur 2) .
Hier wird das Ätzen mit einer wässerigen NaOH-Lösung ausgeführt. Die aktiven Ionen sind die OH~-Ionen, sie werden durch inaktive Cl~-Ionen von der Stoppseite der Membrane ersetzt (Figur 1). Na+-Ionen werden als Austauschionen benutzt. Das Prinzip des elektrischen Stoppens kann bei jeder beliebigen Kombination von elektrolytischen Ätz- und Stopplösungen verwendet werden. Die feldgestoppte Erzeugung der nanoporösen aktiven Schicht ist dabei immer der entscheidende Teil.
Das Verfahren beruht auf der folgenden Annahme: Beim Porendurchbruch, angezeigt durch eine steile Zunahme des elektrischen Stromes durch die Membrane, wird das Ätzmedium am Porenende, einschließlich aller darin gelösten Molekülbruchstücke, schlagartig durch das Stoppmedium verdünnt. Gleichzeitig werden am Porenende die ätzaktiven Ionen proportional zur elektrischen Stromdichte ersetzt. Dadurch rundet sich der Boden der Pore ab und eine dünne poröse Schicht, die eigentliche Membrane, die aufgrund ihres geringen Durchmessers höchst druckresistent ist, bleibt stehen.
Ein wichtiges Merkmal für die genaue Definition der Permeabilität der nanoporösen, aktiven Schicht ist der Spülprozeß, der, sobald der vorgegebene Strom erreicht wurde, eingeleitet wird. Das läßt die Herstellung von Membran mit wohldefinierter Porengröße zu. Der Durchmesser der Nanoporen wird durch die Verwendung von Poly-Äthylen-Glykol von mehreren Molekulargewichten, Molekülen davon, die annähernd eine Kugel bekannten Durchmessers bilden, bestimmt. Die Porenweite im beschriebenen Ausführungsbeispiel ist ungefähr 2,5 nm.
Die aktive Schicht der Membrane ist, wie erläutert, aus Nanoporen zusammengesetzt. Entsprechend dem durch die abrupte Verdünnung des Ätzmediums einschließlich aller darin gelösten Molekülbruchstücke am Porenende während des Durchbruchs bewirk-
ten, os otischen Druckstoß besteht eine eingeprägte Membran- Asymmetrie, die als eine Reusenstruktur, wie in Figur 5 in drei Phasen dargestellt, beschreibbar ist. Die über Fäden wandgebundenen Ladungen, ausgefüllte Kreise, hoher pH-Wert, werden durch das elektrische Feld gestreckt, und öffnen so die Pore (Figur 5 oben) . Die hängenden Ladungsgruppen sind an ihren Fäden in eine Richtung bevorzugt beweglich. Umkehr des elektrischen Felds krümmt oder knickt die Polymerfäden, die so die Pore schließen (Figur 5 Mitte) . Verschluß wird durch Protonisierung unter asymmetrischen pH-Bedingungen durch das Einziehen von Protonen aus dem pH-nierdrigeren Bad in die aktive Zone der Membrane erreicht. Das führt zum Verhaken der hängenden geladenen Gruppen und verschließt dadurch die Pore (Figur 5 unten) .
Figur 4a zeigt die Strom-Spannungs-Charakteristik einer elektrisch asymmetrischen, schaltbaren Membrane in einer bezüglich des pH-Werts symmetrischen Umgebung, d.h. in beiden Kammern/Zellhälften besteht derselbe pH-Wert von hier pH 8. Der elektrische Strom hängt von der Polarität der angelegten Spannung ab. Für den betragsgleichen Wert der Spannung werden bei unterschiedlicher Polarität unterschiedliche elektrische Ströme erhalten. Das bedeutet einerseits, daß die Pore den Strom bevorzugt in eine Richtung überträgt, andrerseits, daß der wirksame Querschnitt der Pore von der Richtung des angelegten elektrischen Feldes abhängt. Das entspricht dem Öffnen und Schließen eines Ventils. Diese Vorstellung zeigt und bestätigt die in Figur 5 dargestellte Vorstellung, daß die Membrane eine eingeprägte Asymmetrie hat.
Wenn zusätzlich zu dem typischen Asymmetrie ein pH-Gradient, hier ein pH-Wert von 3 auf einer Seite und ein pH-Wert von 9 auf der andern Seite der Membrane, angelegt wird, wird die Asymmetrie ausgeprägter.
In Anlehnung an den Verlauf der Strom-Spannungs-Kennlinie in
Figur 4a ist in Figur 4b der damit ermittelte Verlauf des äquivalenten Durchmessers einer zylindrischen Pore dargestellt, der auf der Basis des gemessenen Leitwerts des
Elektrolyten und der gemessenen Dicke der Membrane berechnet wurde. Unterhalb von-1 V ist der Porendurchmesser konstant.
Oberhalb von -IV öffnet sich die Pore allmählich, nahezu linear bis etwa 1,5 V, und bleibt darüber hinaus unverändert bei ihrem größten Durchmesser. Der äquivalente
Porenquerschnitt, und damit der eigentliche elektrische
Widerstand der Pore, ändert sich um mehr als das Vierfache bei der vollen elektrischen Durchsteuerung.
Die elektrisch schaltbare Membrane kann in eine leitfähige Zelle, die mit einer wässerigen Lösung gefüllt ist, eingesetzt werden. Der wirksame Durchmesser der Poren wird durch das angelegte elektrische Feld an die Membrane oder durch chemische Reize gesteuert. Abhängig vom Ladungszustand des Hydrogels in der aktiven Membranschicht, schwillt sie oder schrumpft sie. Das erlaubt, den Volumenstrom von gelösten Stoffen durch die Membrane zu steuern.
Die charakteristische Eigenschaften der Membrane sind:
- Die Anwendung wenigstens einer geätzten Ionenspur;
- die Herstellung von Mikrokanälen mit einem Durchmesser zwischen 10 und 0,01 Mikron;
- die Asymmetrie der gesamten Porengestalt entsprechend dem Fortgang des einseitigen Ätzens;
- mindestens eine nanoporöse aktive Schicht dank des selbstbegrenzenden Elektrostoppens des Ätzprozesses;
- die Dicke der aktiven Schicht ist ein Bruchteil von ^i bis hinunter zu einigen nm;
- die Mikrokanal-Länge liegt zwischen 1 und 500 Mikron.
Die mit einer solchen Membrane ausgerüstete elektrolytische
Zelle ist als Biosensor oder als Medikamentdosierungssystem einsetzbar.