Wäßrige Dispersionen, ihre Herstellung und Verwendung als Lackbindemittel
Die vorliegende Erfindung betrifft neue wäßrige Dispersionen von Polyurethanpoly- harnstofFen zur Herstellung von ethanolfesten Beschichtungen.
Polyurethanpolyharnstoffe, die durch organische Lösungsmittel Systeme aufgetragen wurden, zeichnen sich durch herausragende Eigenschaften, wie z. B Chemikalienbeständigkeit, Abriebfestigkeit, Zähigkeit, Zugfestigkeit und Elastizität, aus. Sie werden daher in einer Vielzahl kommerzieller Anwendungen, wie z. B. als Klebstoffe oder Beschichtungs ittel für diverse Substrate, wie Textilien, Kunststoffe, Holz. Glasfasern, Leder und Metallen, eingesetzt. Beim Trocknen der Beschichtungen treten jedoch Probleme auf, die durch die Emission der organischen Lösungsmittel verursacht werden.
Daher wurde versucht, das Polyurethanpolyharnstoff-Bindemittelsystem in Form von wäßrigen Dispersionen in lösemittelfreier Form oder mit nur niedrigem Gehalt an organischen Lösungsmitteln anzubieten.
Zur Herstellung stabiler Dispersionen der Polyurethanpolyharnstoff-Polymeren (vgl US 2 968 575) können externe Emulatoren verwendet werden. Die Verwendung von externen Emulgatoren verschlechtert jedoch die Wasser- und Ethanolfestigkeit der erhaltenen Beschichtungen dramatisch.
Eine Verbesserung konnte z. B. dadurch erreicht werden, daß in die Polymerkette Gruppen mit Emulgatorfunktion eingebaut wurden Diese sogenannten internen Emulgatoren sind entweder ionischer und/oder nichtionischer Natur. Beispiele für ionische interne Emulgatoren sind in der US 3 479 310 und Beispiele für nichtionische Emulgatoren u. a. in den Patentschriften US 3 905 929 und US 4 190 566 beschrieben. Der Einsatz von internen Emulgatoren fuhrt zu Dispersionen mit verbesserten Stabilitäten und reduziertem Gehalt an hydrophilen Aufbaukomponenten. Die resultierenden
Beschichtungen zeichnen sich durch eine verbesserte Wasserbeständigkeit und einen geringeren Verlust an mechanischer Stabilität im gequollenen Zustand aus Aber auch
diese Dispersionen erfüllen die Anforderung nach einer chemikalienfesten Beschichtung und insbesondere einer Beschichtung mit guter Ethanolfestigkeit in keiner Weise
Beschichtungen mit hoher Chemikalienbeständigkeit auf Basis wäßriger Polyurethan- Dispersionen werden erhalten, wenn die in Wasser dispergierten Polymeren noch funktionelle Gruppen aufweisen. Diese können dann, wie in der EP 0 669 352 beschrieben, durch Zusatz eines geeigneten Co-Harzes für Vernetzungsreaktionen verwendet werden. Solche Zweikomponentensysteme sind in der Praxis nur mit erheblichem Aufwand zu formulieren und zeigen eine begrenzte Topfzeit.
Polyurethanpolyharnstoff-Dispersionen, die bereits nach der physikalischen Trocknung Filme mit einer verbesserten Chemikalienbeständigkeit liefern, sind laut DE-OS 3 936 794 auf Basis von Polycarbonatdiolen aufgebaut. Allerdings sind Polycarbonat- diole sehr teure Ausgangsmateriaiien, und die Beschichtungen werden durch Ethanol bei einer Prüfung gemäß DIN 68861 verändert bzw. zerstört, so daß durch alleinigen
Einsatz dieser Bindemittel ausreichende Beständigkeiten nicht erreicht werden
Vergleichbare Polyurethanpolyharnstoff-Dispersionen auf Basis preisgünstigerer Ausgangsmaterialien, wie z.B. Polyesterpolyolen, konnten durch den Einbau von speziellen dimeren Fettsäuren hergestellt werden. Solche Dispersionen werden z.B. in der EP 0 643 734 beschrieben. Die Chemikalienbeständigkeiten konnten im Vergleich zu den Dispersionen auf Polycarbonatdiolbasis jedoch nur geringfügig verbessert werden. Problematisch ist ferner, daß die dimeren Fettsäuren Versprödung der Beschichtungen verursachen können.
Ziel der vorliegenden Erfindung war es daher, Polyurethanpolyharnstoff-Dispersionen herzustellen, die nach der physikalischen Trocknung ohne den Zusatz von Vernetzungsmitteln und als Alleinbindemittel Filme mit einer deutlich verbesserten Chemikalien- und insbesondere einer verbesserten Ethanolbeständigkeit liefern.
Die gestellte Aufgabe konnte überraschenderweise durch Bereitstellung der nachstehend näher beschriebenen erfindungsgemäßen Dispersionen gelöst werden, wobei die
besonders hervorstechende Ethanolbeständigkeit der resultierenden Beschichtungen auf den Einsatz an und für sich bekannter Substanzen in einer bevorzugten Mengenkombination zurückzuführen ist. Gegenstand der Erfindung sind Polyurethanpolyharnstoff-Dispersionen, aufgebaut durch Polyaddition von:
(A) 15 bis 50 Gew.-%, bevorzugt 20 bis 40 Gew.-%, eines linearen und/oder schwach verzweigten Polyesterpolyols mit einem Molekulargewicht von 500 bis 6000,
(B) 2 bis 10 Gew.-%, bevorzugt 3 bis 7 Gew.-%, eines oder mehrerer Polyole mit einem Molekulargewicht < 500,
(C) 1 bislO Gew.-% mindestens einer im Sinne der Isocyanatreaktion mono und/oder difünktionellen Verbindung, die zusätzlich anionische Gruppen bzw in anionische Gruppen umwandelbare funktionelle Gruppen enthält,
(D) 0 bis 15 Gew.-% eines hydrophilen, Ethylenoxideinheiten aufweisenden ein- oder zweiwertigen Alkohols des Molekulargewichtsbereiches 600 bis 3000,
(E) 30 bis 70 Gew.-%, bevorzugt 40 bis 60 Gew.-%, eines oder mehrerer Polyisocyanate, wobei mindestens 70 Gew.-% der Polyisocyanatkomponente aus einem oder mehreren cycloaliphatischen Diisocyanaten besteht,
sowie anschließender Kettenverlängerung bzw. Vernetzung des resultierenden Pro- duktes aus (A) bis (E) mit
(F) 0,5 bis 10 Gew.-% eines Gemisches eines oder mehrerer Diamine mit einem Polyamin der Funktionalität >2, wobei mindestens 20 Gew.-% der Komponente (F) aus dem Polyamin der Funktionalität >2 besteht.
Die Prozentangaben der Komponenten (A) bis (F) ergänzen sich zu 100 %.
Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ferner die Verwendung der neuen Poly- urethanpolyharnstoff-Dispersionen als Lackbindemittel für die Beschichtung von beliebigen Substraten
Herstellungsverfahren für Polyurethanpolyharnstoff-Dispersionen sind an sich bekannt
(z B Angewandte Chemie , D Dieterich, 82, 53 (1970))
Als Komponente A werden lineare und/oder schwach verzweigte Polyesterpolyole mit einem Molekulargewicht von 500 bis 6000 und in einer besonders bevorzugten Ausführungsform von 750 bis 3000 verwendet Es handelt sich hierbei um Umsetzungsprodukte von niedermolekularen Polyolen mit niedermolekularen Polvcarbon- sauren
Geeignete Polyole bzw Polyolgemische zum Aufbau hydroxygruppenhaitiger Poly- ester sind beispielsweise Ethylenglykol, Propylenglykol, 1 ,4-Butandιol, 1 ,6-Hexan- diol, Diethylenglykol, Tπethylenglykol, Neopentylglykol, 1 ,4-Bιs(hydroxymethyl)- cyclohexan oder Dipropylenglykol Als hoherfünktionelle Polyole, die zum Einbringen der Verzweigungen in das Polyestermolekul anteilig mitverwendet werden können, sind zum Beispiel Glyceπn, Tπmethylolpropan oder Pentaerythπt geeignet Besonders bevorzugt sind 1 ,6-Hexandιol, Neopentylglykol und Tπmethylolpropan
Die Polycarbonsauren können aliphatischer, cycloaliphatischer, aromatischer und/oder heterocy scher Natur sein Anstelle der freien Polycarbonsauren können auch entsprechende Polycarbonsaureanhydπde oder Polycarbonsaureester mit niederen Alko- holen eingesetzt werden Beispielhaft seien genannt Bernsteinsaure, Adipinsaure,
Sebacinsaure, Azelainaure, Phthalsaure, Isophthalsaure, Phthalsaureanhydπd, Tetra- hydrophthalsaureanhydπd, Glutarsaureanhydπd, Maleinsäure, Maleinsaureanhydπd, Fumarsaure oder Terephthalsauredimethylester Besonders bevorzugt ist Adipinsaure
Die Komponente (A) weist in der Regel eine mittlere Hydroxylfünktionalitat von 2,0, d h 2 OH-Gruppen pro Molekül, auf Durch den Einsatz oder die anteilige Mitver-
wendung von schwach verzweigten Polyesterpolyolen kann die mittlere Hydroxyl- fünktionalitat bis auf einen Maximalwert von 2,5 gesteigert werden
Bei den unter Punkt (B) genannten niedermolekularen Polyolen mit einem Molekulargewicht von <500 handelt es sich um ahphatische, cycloaliphatische, aromatische und/oder heterocyciische Verbindungen, wie sie im wesentlichen unter Punkt (A) zum Aufbau der Polyesterpolyole bereits genannt wurden Besonders bevorzugte Polyol le sind Neopentylglykol und Trimethylolpropan
Bei der Ausgangskomponente (C) handelt es sich in der Regel um mindestens eine
Hydroxycarbonsaure und/oder Aminocarbonsaure und/oder Aminosulfonsaure und/oder Hydroxysulfonsaure Diese Verbindungen werden über die gegenüber Iso- cyanaten reaktiven Amino- und/oder Hydroxygruppen in das Prapolymer eingebaut Durch Neutralisation der Carboxylgruppen und/oder der Sulfonsauregruppen mit organischen und/oder anorganischen Basen erhalten diese Verbindungen disper- gierend wirkende Eigenschaften
Exemplaπsch seien als Vertreter für die Komponente (C) genannt Apfelsaure, Gly- kolsaure, Glycin, Taurin, Aminocapronsaure und 2-Amιno-ethylammosulfonsaure Zu den bevorzugten Komponenten (C) gehören 2,2-Bιs(hydroxymethyl)-alkanmonocar- bonsauren mit insgesamt 5 bis 8 Kohlenstoffatomen, d h Verbindungen der allgemeinen Formel
R
HO C C — C OH
H. I H ',2
COOH
in welcher R für einen Alkylrest mit 1 bis 4 Kohlenstoffatomen steht Ganz besonders bevorzugte Aufbaukomponente (C) ist 2,2-Dimethylolpropιonsaure
Bei der Ausgangskomponente (D) handelt es sich um nichtionische, hydrophile Poly- ethylenglykole, die eine oder zwei Hydroxylgruppen aufweisen Vorzugsweise handelt
es sich um ein- oder zweiwertige Polyetheralkohole des Molekulargewichtsbereiches von 600 bis 3000, wie sie in an sich bekannter Weise durch Alkoxylierung von ein- oder zweiwertigen Alkoholen als Startermolekule erhalten werden, wobei als Alkylenoxide Ethylenoxid oder Gemische aus Ethylenoxid mit bis zu 40 Gew -% (bezogen auf das Gesamtgewicht der Alkylenoxide) an Propylenoxid zum Einsatz gelangen. Auch die entsprechenden aminofünktionellen Derivate, bekannt als Jeffamin M bzw Jeffamin D-Reihe (Handelsprodukte der Firma Huntsman), sind geeignete Komponenten (D)
Der Gehalt an Komponenten (C) und/oder Komponenten (D) muß so eingestellt werden, daß die Dispergierbarkeit der Polyurethanpolyharnstoffe in Wasser gewahrleistet ist In einem bevorzugten Herstellverfahren wird auf die Mitverwendung von Komponente (D) ganz verzichtet und die für die Dispergierung erforderliche Hydrophilie ausschließlich durch die Verwendung der Komponente (C) sichergestellt Die Menge an eingebauten anionischen Gruppen ist dabei so bemessen, daß in dem letztlich erhaltenen Polyurethanpolyharnstoff maximal 100 Milliaquivalente pro 100 g Feststoff an ionischen Gruppen vorliegen
Bei den für die Polyadditionsreaktion benotigten Verbindungen (E) handelt es sich um a phatische, cycloahphatische und/oder aromatische Polyisocyanate
Essentiell für die vorliegende Erfindung ist, daß mindestens 70 Gew -% der Polyiso- cyanatkomponente (E) aus cycloaliphatischen Dnsocyanaten bestehen In einem besonders bevorzugten Herstellverfahren werden ausschließlich cycloaliphatische Diisocyanate, wie Isophorondiisocyanat (IPDI), 4,4'-Dιcyclohexylmethandusocyanat und/oder 1,4- bzw 1 ,3-Cyclohexan-diιsocyanat, verwendet
Beispiele für anteilig (bis zu 30 Gew %) mitzuverwendende weitere Polyisocyanate sind 1,6-Hexamethylendiisocyanat (HDI), Tetramethyl endiisocyanat, 2,3,3-Tπ- methylhexamethylendi-isocyanat, 1 ,4-Phenylendπsocyanat, 2,6- und 2.4-Toluol- dπsocyanat, 1,5 Naphthylendiisocyanat, 2,4'- und 4,4'-Diphenylmethandiιsocyanat Es ist selbstverständlich auch möglich, die in der Polyurethanchemie an sich bekannten
höhertünktionellen Polyisocyanate oder auch an sich bekannte modifizierte, beispielsweise Carbodiimidgruppen, Allophanatgruppen, Isocyanuratgruppen, Urethangruppen und/oder biuretgruppenaufweisenden Polyisocyanate anteilig mitzuverwenden.
Die Komponenten (A) bis (E) werden in einem Reaktor vorgelegt und unter wasserfreien Bedingungen in einem Temperaturbereich von 30 bis I 30°C zu einem NCO- haltigen Präpolymeren umgesetzt. Das Äquivalentverhältnis von Isocyanatgruppen zu gegenüber Isocyanatgruppen reaktiven Verbindungen beträgt 1 , 1 : 1 bis 3 : 1, bevor- zugt 1,5 : 1 bis 2 : 1. Bei der Berechnung des Äquivalentverhältnisses werden
Carboxyigruppen, die beispielsweise durch Mitverwendung von 2,2-Dimethylol- propionsäure in das Präpolymer eingebracht werden, nicht berücksichtigt. Die Isocyanatpolyadditionsreaktion kann in Gegenwart von in der Polyurethanchemie bekannten Katalysatoren, wie beispielsweise Organo-Zinn-Verbindungen, erfolgen. Weiterhin kann vor, während oder nach der Präpolymerherstellung ein organisches
Lösungsmittel verwendet werden, um die Viskosität zu kontrollieren.
Geeignete Lösungsmittel sind z. B. Aceton, 2-Butanon, Tetrahydrofüran, Dioxan, Dimethylformamid, N-Methyl-2-pyrrolidon (NMP), Ethylacetat, Alkylether von Ethylen- und Propylenglykol und aromatische Kohlenwasserstoffe. Der Einsatz von mit Wasser mischbaren Lösungsmitteln ist bevorzugt Werden niedrigsiedende Lösungsmittel, wie z. B. Aceton, verwendet, so können diese aus den resultierenden Polyurethanpolyharnstoff-Dispersionen durch Destillation entfernt werden, und man erhält vollständig lösemittelfreie Dispersionen. Werden Lösungsmittel mit höheren Siedepunkten als Wasser, wie z. B. NMP, eingesetzt, so verbleiben diese Lösungsmittel in den Polyurethanpolyharnstoff-Dispersionen und beschleunigen als Koales- zenzhilfsmittel die Filmbildung der dispergierten Teilchen.
Vor der Dispergierung des Präpolymeren in Wasser und der Kettenverlängerung bzw. Vernetzung mit der Komponente (F) müssen die im Präpolymeren vorliegenden potentiellen ionischen Gruppen durch Neutralisation in ionische Gruppen umgewandelt werden. Zur Neutralisation werden, insbesondere bei der Verwendung von
carboxylgruppenaufweisenden Aufbaukomponenten (C), bevorzugt tertiäre Amine eingesetzt. Derartige tertiäre Amine sind beispielsweise Triethylamin, Tri-n-butylamin,
N-Methylmorpholin, N,N-Dimethylethanolamin, N-Methylpi-peridin, N-Methyl- piperazin und Triethanolamin. Auch die Verwendung von anorganischen Basen, wie Natriumhydroxid oder Kaliumhydroxid als Neutralisationsmittel ist, wenn auch weniger bevorzugt, möglich. Erwähnt sei auch die Möglichkeit, die Komponente (C) bereits in neutralisierter Form bei der Präpolymerherstellung einzusetzen. Durch die
Neutralisation der potentiellen ionischen Gruppen wird, eventuell mit zusätzlichen nichtionischen Aufbaukomponenten (D), dafür gesorgt, daß die Bildung stabiler wäßriger Dispersionen gewährleistet ist. Im allgemeinen werden mindestens 80 %, bevorzugt jedoch 100 %, der potentiellen ionischen Gruppen durch Neutralisation in ionische Gruppen überführt. Die Neutralisationsreaktion erfolgt dabei in der Regel bei
Temperaturen von unter 100°C und bevorzugt im Temperaturbereich von 30 bis
80°C.
Die Überführung der neutralisierten NCO-haltigen Präpolymeren in wäßrige Dispersionen erfolgt nach den in der Polyurethanchemie bekannten Methoden. Eine Möglichkeit besteht in der Zugabe des Dispergierwassers, welches die Komponente (F) enthält, zum Präpolymeren. Bei diesem Verfahren bildet das organische Prä- polymer zunächst die kontinuierliche Phase. Bei weiterer Zugabe von Wasser findet eine Phasenumkehr statt, und das Wasser wird zur kontinuierlichen Phase.
Bei der zweiten Möglichkeit der Dispergierung wird das neutralisierte Präpolymer zum Dispergierwasser gegeben. Die Komponente (F) kann dabei im Dispergierwasser vorgelegt sein oder alternativ erst nach der Dispergierung des Präpolymeren zugesetzt werden.
Der Dispergierschritt erfolgt bevorzugt in einem Temperaturbereich von 20 bis 40°C Dabei kann die Dispergierbarkeit der Präpolymeren in Wasser durch den zusätzlichen Einsatz von externen Emulgatoren verbessert werden.
Die Komponente (F) besteht aus einem Gemisch eines oder mehrerer Diamine mit einem Polyamin der Funktionalität >2. Die Diamine führen zu einer Kettenverlängerung der Präpolymeren, während durch das Polyamin mit der Funktionalität >2 zusätzlich Vernetzungsstellen in das Molekül eingebaut werden. Da die Umsetzung des Präpolymeren mit den Bestandteilen der Komponente (F) im wäßrigen Medium stattfindet, zeichnen sich die Verbindungen der Komponente (F) durch eine weitaus höhere Reaktivität gegenüber Isocyanatgruppen aus als Wasser. Die Menge an zu verwendender Komponente (F) hängt von den noch vorhandenen, nicht umgesetzten Isocyanatgruppen des Präpolymeren ab.
Geeignete Diamine sind beispielsweise 1 ,2-Diaminoethan, 1,6-Diaminohexan, Piperazin, 2,5-Dimethylpiperazin, l-Amino-3-aminomethyl-3,5,5-trimethy!cyclohexan, 4,4'-Diaminodicylo-hexylmethan, 1 ,4-Diaminocyclohexan und/oder 1 ,2-Propylen- diamin. Als Kettenverlängerer geeignet sind auch Hydrazin, Aminosäurehydrazide, Bishydrazide und Bis-semicarbazide.
Beispiele für Polyamine mit einer Funktionalität von >2 sind Diethylentriamin, Tri- ethylentetramin, Tetraethylenpentamin, Pentaethylen-hexamin, Polyethylenimine und Melamin.
Polyurethanpolyharnstoff-Dispersionen, die die erfindungsgemäße Zusammensetzung aufweisen und nach den beschriebenen Verfahren hergestellt wurden, sind sehr feinteilig, lagerstabil und weisen pH-Werte im Bereich von 6 bis 9 auf. Die Festkörpergehalte liegen zwischen 20 und 60 Gew.-%, insbesondere zwischen 25 und 45 Gew.-%. Der Gehalt an organischen Lösungsmitteln beträgt maximal 15 Gew .-%.
Die erfindungsgemäßen Polyurethanpolyharnstoff-Dispersionen liefern nach der physikalischen Trocknung Überzüge mit sehr guter Chemikalien- und insbesondere einer sehr guten Ethanolbeständigkeit.
Die neuen Polyurethanpolyharnstoff-Dispersionen lassen sich als Lackbindemittel für die Beschichtung von beliebigen Substraten einsetzen. Hierzu zählen organische und anorganische Materialien, wie Glas, Holz , Metalle, Kunststoffe, Leder und Papier.
Die erfindungsgemäßen Polyurethanpolyharnstoff-Dispersionen können als alleiniges Bindemittel eingesetzt werden. Es besteht aber die Möglichkeit, mit anderen Dispersionen, wie Polyvinylacetat-, Polyethylen-, Polystyrol-, Polybutadien-, Polyvinylchlorid-, Polyacrylat- und Copolymerisat-Kunststoffdispersionen zu verschneiden. Ferner können die in der Lacktechnologie üblichen Hilfsstoffe und Additive, wie Pigmente, Füllstoffe, Weichmacher, Mattierungs ittel, Koaleszenzmittel, Wachse, Entschäumer und Netzmittel, in die erfindungsgemäßen Dispersionen eingearbeitet werden.
Die Applikation der Lacke erfolgt nach den üblichen Methoden der Lacktechnologie, beispielsweise durch Spritzen, Gießen, Tauchen oder Walzen.
Die nachfolgenden Beispiele sollen die Erfindung erläutern, ohne sie zu beschränken.
Beispiele
Beispiel 1
In einem 1 -I-Reaktionsgefaß mit Ruhr-, Kühl- und Heizvorrichtung werden 56,0 g
Desmophen 1200 (schwach verzweigtes Polyesterpolyol der Firma Bayer, OH-Gehalt = ca 5 Gew -%), 8,3 g Neopentylglykol, 2,0 g Tπmethylolpropan, 15,0 g Poly- ethylenglykolmonomethylether mit einem Molekulargewicht von 750, 5,0 g Di- methylolpropionsaure und 95,9 g 4,4'-Diιso-cyanatdιcyclohexylmethan (= Desmo- dur W) bei Raumtemperatur eingewogen und in 78,7 g N-Methylpyrrolidon (NMP) gelost Anschließend werden 0, 18 g Dibutylzmndilaurat zugegeben und der Ansatz auf 65°C erwärmt und 5 Stunden bei dieser Temperatur gerührt Dann wird der Ansatz auf Raumtemperatur abgekühlt, wobei bei ca 45°C 3,7 g Triethylamin zur Neutralisation der Dimethylolpropionsaure zugesetzt werden Die erhaltene Prapoly- merlosung wird unter kraftigem Ruhren bei ca 25°C in 250 g Wasser dispergiert Zur gebildeten Dispersion wird abschließend ein in 25 g Wasser gelöstes Gemisch von 3,6 g Ethylendiamin und 4, 1 g Diethylentriamin gegeben Die erhaltene Dispersion besitzt einen Festkorpergehalt von 34,7 Gew -% und einen NMP-Gehalt von 14,5 Gew -% Der pH- Wert liegt bei 7,6, und die Auslaufzeit (gemessen im DIM-4- Becher) betragt 18 s
Beispiel 2
In einem 1-1-Reaktιonsgefaß mit Ruhr-, Kühl- und Heizvorrichtung werden 81 ,5 g
Desmophen 1695 (lineares Polyesterpolyol der Firma Bayer, OH-Gehalt = ca 3,4 Gew -%), 9,7 g Neopen-tylglykol, 3,0 g Tπmethylolpropan, 1 1 ,5 g Dimethylolpropionsaure und 123,4 g 4,4'-Diisocyanatdιcyclohexylmethan (= Desmodur W) bei Raumtemperatur eingewogen und in 98,4 g N-Methylpyrrohdon (NMP) gelost Anschließend werden 0,23 g Dibutylzmndilaurat zugegeben und der Ansatz auf 75°C erwärmt und 3 Stunden bei dieser Temperatur gerührt Dann wird der Ansatz auf Raumtemperatur abgekühlt, wobei bei ca 45°C 8,6 g Triethylamin zur Neutralisation
der Dimethylolpropionsäure zugesetzt werden. Die erhaltene Prapolymerlόsung wird unter kräfigem Rühren bei ca. 25°C in 315 g Wasser dispergiert Zur gebildeten Dispersion wird abschließend ein in 30 g Wasser gelöstes Gemisch von 4,6 o Ethylendiamin und 5,3 g Diethylentriamin gegeben. Die erhaltene Dispersion besitzt einen Festkörpergehalt von 34,6 Gew -% und einen NMP-Gehalt von 14,2 Gew -% Der pH-Wert liegt bei 7,7, und die Auslaufzeit (gemessen im DIN-4-Becher) beträgt 20 s.
Beispiel 3
In einem 1 -1-Reaktionsgefäß mit Ruhr-, Kühl- und Heizvorrichtung werden 85,4 g Oxyester T 1 136 (lineares Polyesterpolyol der Firma Hüls; OH-Zahl = 107 mg KOH / g Polyester), 13,2 g Neopentylglykol, 1 1,5 g Dimethylolpropionsäure und 123,4 g 4,4'-Diisocyanatdicyclohexylmethan (= Desmodur W) bei Raumtemperatur eingewogen und in 84,5 g N-Methylpyrrolidon (NMP) gelöst Anschließend werden 0,23 g Dibutylzmndilaurat zugegeben und der Ansatz auf 75°C erwärmt und 3 Stunden bei dieser Temperatur gerührt. Dann wird der Ansatz auf Raumtemperatur abgekühlt, wobei bei ca 45°C 8,6 g Triethylamin zur Neutralisation der Dimethylol- propionsaure zugesetzt werden. Die erhaltene Prapolymerlosung wird unter kräftigem
Ruhren bei ca. 25°C in 335 g Wasser dispergiert. Zur gebildeten Dispersion wird abschließend ein in 30 g Wasser gelöstes Gemisch von 4,6 g Ethylendiamin und 5,3 g Diethylentriamin gegeben. Die erhaltene Dispersion besitzt einen Festkorpergehalt von 34,7 Gew -% und einen NMP-Gehalt von 12 Gew -% Der pH-Wert liegt bei 7,7, und die Auslaufzeit (gemessen im DIN-4-Becher) betragt 17 s
Beispiel 4 (= Vergleichsbeispiel)
Bei diesem Vergleichsbeispiel wird auf die Mitverwendung der Komponente (B) verzichtet
In einem 1 -1-Reaktιonsgefaß mit Ruhr-, Kühl- und Heizvorπchtung werden 100 g Desmophen 1200 (schwach verzweigtes Polyesterpolyol der Firma Bayer, OH-Gehalt = ca 5 Gew -%), 10,0 g Polyethylenglykolmonomethylether mit einem Molekulargewicht von 750, 10,0 g Dimethylolpropionsäure und 95,9 g 4,4'-Dnsocyanat- dicyclohexyl ethan (= Desmodur W) bei Raumtemperatur eingewogen und in 92,5 g
N-Methylpyrrolidon (NMP) gelost Anschließend werden 0, 18 g Dibutylzmndilaurat zugegeben und der Ansatz auf 65°C erwärmt und 5 Stunden bei dieser Temperatur gerührt Dann wird der Ansatz auf Raumtemperatur abgekühlt, wobei bei ca 45°C 7,5 g Triethylamin zur Neutralisation der Dimethylolpropionsäure zugesetzt werden Die erhaltene Prapolymerlosung wird unter kraftigem Ruhren bei ca 25°C in 290 g
Wasser dispergiert Zur gebildeten Dispersion wird abschließend ein in 25 g Wassei gelöstes Gemisch von 3,6 g Ethylendiamin und 4, 1 g Diethylentriamin gegeben Die erhaltene Dispersion besitzt einen Festkorpergehalt von 35 Gew -% und einen NMP- Gehalt von 14,5 Gew -% Der pH-Wert liegt bei 7,2, und die Auslaufzeit (gemessen im DIN-4-Becher) betragt 20 s
Beispiel 5 (= Vergleichsbeispiel)
Es handelt sich hier um kommerziell erhältliche Polyurethan-Dispersionen, die nach
Angaben der Hersteller auf der Basis von Polyesterpolyolen hergestellt wurden Im einzelnen wurden folgende Produkte mit den erfindungsgemaßen Dispersionen verglichen
NeoRez R-961 und NeoRez R-974 (Handelsprodukte der Firma Zeneca) sowie U 710 und U 910 (Handelsprodukte der Firma Alberdingk Boley)
Zusatzlich wurde noch mit NeoRez R-985 (Handelsprodukt der Firma Zeneca) eine Polyurethan-Dispersion auf Basis eines Poiycarbonatdiols in die Untersuchungen miteinbezogen
Überprüfung der Chemikalienbestandigkeiten der erfindungsgemäßen Dispersionen und der Vergleichsbeispiele
Die Chemikalienbestandigkeiten wurden auf Holz (Esche) ausgeprüft Zu diesem Zweck wurde die Holzoberfläche mit einem Schleifpapier leicht vorgeschliffen und der Schleifstaub abgewischt. Mittels eines Kastenrakels wurden dann von den abzu- prüfenden Dispersionen Aufzüge mit 120 μm Naßfilmdicke auf die Holzprüffläche aufgezogen. Anschließend wurden die Naßfilme 24 Stunden bei 50°C getrocknet Die Lackoberflächen wurden dann geschliffen und der Schleifstaub entfernt Dann erfolgte ein zweiter Aufzug mit 120 μm Naßfilmdicke. Es wurde erneut 24 Stunden bei 50°C getrocknet.
Nach Abkühlen auf Raumtemperatur wurden für die Überprüfung der Chemikalienbestandigkeiten auf die erhaltenen Prufflächen ca 1 x 1 x 1 cm große, mit dem Prufmittel getränkte Filzstucke gelegt und mit einem Schraubdeckel abgedeckt Nach einer definierten Belastungszeit wurde das Filzstuck entfernt und die Prufflache mit einem Papiertuch gereinigt Folgende Chemikalien wurden gemäß DIN 68861 aus- gepruft
- Ethanol (48 Vol %ig in entionisiertem Wasser, Belastungsdauer 1 Stunde)
- Wasser (entionisiertes Wasser, Belastungsdauer 16 Stunden)
- Ammoniak ( 10 gew %ige Losung in Wasser, Belastungsdauer 1 Stunde)
- Dibutylphthalat (Belastungsdauer 16 Stunden)
- Aceton (Belastungsdauer 10 s) - Kaffee (gelöster Pulverkaffee; Belastungsdauer 1 Stunde)
Die Prufflachen wurden nach Lagerung von 24 Stunden nach folgender Notenskala beurteilt
Note 0 Keine sichtbaren Veränderungen
Notel Eben erkennbare Änderungen in Glanz oder Farbe
Note 2 Leichte Veränderungen in Glanz oder Farbe, die Struktur der Pruf- flache ist nicht verändert Note 3 Starke Markierungen sichtbar, die Struktur der Prufflache ist jedoch weitgehend unbeschädigt Note 4 Starke Markierungen sichtbar, die Struktur der Prufflache ist verändert Note 5 Prufflache stark verändert bzw zerstört
Die Ergebnisse der Untersuchungen sind in der nachfolgenden Tabelle zusammen- gestellt Es wird ersichtlich, daß die erfindungsgemaßen Polyurethanpolyharnstoff-
Dispersionen deutlich bessere Chemikalienbestandigkeiten aufweisen als die kommerziell erhältlichen Polyurethan-Dispersionen auf Polyesterbasis Auch die Beständigkeiten der Dispersion auf Basis des Polycarbonatdiols werden ubertroffen
Tabelle: Ergebnisse der Chemikalienbeständigkeiten
Ethanol Wasser Ammoniak Dibutyl- Aceton Kaffee phthalat
Bsp. l 2 0 1 0 0 0
Bsp.2 0 0 1 0 0 0
Bsp.3 0 0 0 0 0 0
Bsp.4 4 1 1 1 l 0
NeoRez 3 0 0 2 0 1 R-961
NeoRez 4 1 4 3 1 2
R-974
NeoRez 3 0 3 0 0 0 R-985
U 710 3 0 0 3 0 2