Wässrige, strahlungshärtbar modifizierte, ungesättigte, amorphe Polyester
Die Erfindung betrifft wässrige, strahlungshärtbar modifizierte, ungesättigte, amorphe Polyester, ein Verfahren zu ihrer Herstellung und ihre Verwendung.
Strahlenhärtbare Beschichtungsstoffe haben innerhalb der letzten Jahre zunehmend an Bedeutung gewonnen, da u.a. der Gehalt an flüchtigen organischen Verbindungen (VOC) dieser Systeme gering ist.
Die filmbildenden Komponenten sind im Beschichtungsstoff relativ niedermolekular und deshalb niedrigviskos, so dass auf hohe Anteile organischer Lösemittel verzichtet werden kann. Dauerhafte Beschichtungen werden erhalten, indem nach Applikation des Beschichtungsstoffes ein hochmolekulares, polymeres Netzwerk durch z. B. UV-Licht oder Elektronenstrahl- initiierte Vernetzungsreaktionen gebildet wird.
Neben den niedermolekularen, filmbildenden Komponenten werden sogenannte Reaktiwerdünner, bei denen es sich zumeist um Mono-, Di- oder höherfunktionelle Acrylatmonomere handelt, zugesetzt, damit die Viskosität der quasi-No-VOC-Systeme ausreichend gering ist.
Viele der Reaktiwerdünner sind aus toxikologischer Sicht nicht unbedenklich. Bei saugenden oder offenporigen Substraten wie z.B. vielen Holzarten können die niedrigmolekularen Reaktiwerdünner in das Substrat eindringen und stehen einer Vernetzungsreaktion nicht mehr zur Verfügung, wodurch es zu Delaminierungen und/oder Ausschwitzen kommen kann. Als Folge der Netzwerkbildung kommt es wegen des hohen Anteils niedermolekularer Verbindungen zu einem Volumenschrumpf, der in der Literatur als ein Grund für die teilweise schlechte Haftung von strahlungshärtbaren Beschichtungsstoffen auf unterschiedlichen Substraten angegeben wird [Surface Coatings International Part A, 2003/06, pp. 221-228].
Daher sind bei vielen Applikationen höhermolekulare filmbildende Komponenten wünschenswert.
Man umgeht das Problem der hohen Viskosität höhermolekularer Verbindungen durch die
Verwendung von strahlenhärtbaren Polymeren, die in Wasser dispergiert wurden, da dann die
Viskosität vom Molekulargewicht der Polymere unabhängig ist (K. Buysens, M. Tielemans, T.
Randoux, Surface Coatings International Part A, 5 (2003), 179-186).
Ungesättigte Polyesterharze (UP-Harze) sind bekannt. Sie werden durch Kondensation von gesättigten und ungesättigten Dicarbonsäuren oder deren Anhydriden mit Diolen hergestellt. Ihre Eigenschaften hängen weitgehend von Art und Mengenverhältnis der Ausgangsstoffe ab.
Als Träger der polymerisationsfähigen Doppelbindungen werden meist α,ß-ungesättigte Säuren verwendet, in erster Linie Maleinsäure bzw. deren Anhydrid oder Fumarsäure; ungesättigte Diole sind von untergeordneter Bedeutung. Je höher der Gehalt an Doppelbindungen, d. h. je kürzer der Abstand der Doppelbindungen in den Kettenmolekülen ist, desto reaktiver ist das Polyesterharz. Es polymerisiert unter Wärmeentwicklung und hoher Volumenschrumpfung zu einem hochvernetzten und daher verhältnismäßig sprödem Endprodukt. Man „verdünnt" deshalb die reaktionsfähigen Doppelbindungen im Polyestermolekül durch Einkondensieren gesättigter aliphatischer oder aromatischer Dicarbonsäuren. Als Alkoholkomponenten werden geradkettige und/oder verzweigte Diole verwendet. Die einzelnen UP-Harztypen unterscheiden sich nicht nur durch die zu ihrer Herstellung verwendeten Komponenten, sondern auch durch das Mengenverhältnis von gesättigten zu ungesättigten Säuren, das die Vernetzungsdichte bei der Polymerisation bestimmt, den Kondensationsgrad, d. h. die Molmasse, die Säure- und OH-Zahl, d. h. die Art der Endgruppen in den Kettenmolekülen, den Monomergehalt sowie die Art der Zusätze (Ullmann's Encyclopedia of Industrial Chemistry, VOL A21, S. 217 ff, 1992).
UP-Harze auf Basis von Dicidol als Diolkomponente sind z. B. bekannt aus DE 953 117, DE 22 45 110, DE 27 21 989, EP 0 114 208, EP 0 934 988.
Der Einsatz von ungesättigten Polyesterharzen zur Verbesserung der Haftung ist z. B. aus DE 24 09 800, EP 0 114 208 und EP 0 934 988 bekannt.
DE 953 117 beschreibt ein Verfahren zur Herstellung von ungesättigten Polyestern, dadurch gekennzeichnet, dass ungesättigte Dicarbonsäuren mit polycyclischen, mehrwertigen Alkoholen, deren Hydroxylgruppen auf verschiedenen Ringen eines zweckmäßig kondensierten Ringsystems verteilt sind, umgesetzt werden. Diese Polyester können mit Vinylverbindungen wie Styrol, Alkylstyrol, Chlorstyrol, Vinylnaphthalin und Vinylacetat polymerisiert werden,
wobei dann klebfreie Filme erhalten werden. Im Gegensatz zu dem in der vorliegenden Erfindung verwendeten Dicidolgemisch der isomeren Verbindungen 3,8- Bis(hydroxymethyl)tricyclo[5.2.1.02,6]decan, 4,8-Bis(hydroxymethyl)tricyclo [5.2.1.02,6]decan und 5,8-Bis(hydroxymethyl)tricyclo [5.2.1.02'6]decan wird in der DE 953 117 lediglich ein Undefiniertes Diol mit einer vermuteten Struktur, ähnlich dem Dicidol, verwendet. Darüber hinaus werden dort gegebenenfalls Vinylverbindungen verwendet, die lediglich eine Doppelbindung, jedoch keine acrylische Doppelbindung enthalten. Eine Modifikation der Polyester mit acrylischen Doppelbindungen ist nicht beschrieben.
Aromatische Vinylverbindungen wie in DE 953 117 beschrieben, können sich zudem nachteilig z.B. auf Beständigkeitseigenschaften wie z.B. Bewitterungsstabilitäten, auswirken, weshalb sie in qualitativ hochwertigen Kleb- und/oder Beschichtungsstoffen kaum eingesetzt werden. Wie eingehende eigene Versuche gezeigt haben, wird des Weiteren mit Harz-Vinylmonomer- Zusammensetzungen wie in der DE 953 117 beschrieben, lediglich eine Verbesserung der Klebfreiheit erzielt. Die in der vorliegenden Erfindung hergestellten Verbindungen zeichnen sich dadurch aus, dass die Haftung von Beschichtungsstoffen verbessert wird, bei gleichzeitig verbessertem Korrosionsschutz, höherer Härte, verbessertem Glanz und Polymergehalt bei gleicher Viskosität des Lackes oder Klebstoffes sowie geringem Volumenschrumpf während der Vernetzung und einer guten Farbstabilität des vernetzten Polymers.
DE 22 45 110 beschreibt Polyestermassen aus ungesättigten Polyestern, Vinylmonomeren, Aktivatoren, und Zusatzstoffen für die Herstellung von Überzügen, die mittels IR-Strahlung gehärtet werden können, und die die Schleifbarkeit, Härtungseigenschaften und Stapelbarkeit verbessern sollen. Neben den Anmerkungen zu DE 953 117, befasst sich die vorliegende Erfindung mit UV- bzw. Elektronenstrahlhärtenden Kleb- und Beschichtungsstoffsystemen.
Die Verbindungen, die in DE 27 21 989 beschrieben werden, sind lediglich einer Vernetzung mit Aminoplasten zugänglich. Das dort beschriebene Polyestergrundgerüst besitzt ausschließlich gesättigten Charakter. Eine Vernetzung via freier radikalischer Polymerisation, die durch Strahlungsenergie eingeleitet werden kann, ist nicht möglich. Darüber hinaus ist bekannt, dass sich die in der DE 27 21 989 verwendeten hohen Anteile an Terephthalsäure
negativ auf Beständigkeitseigenschaften wie z.B. Bewitterungsstabilität auswirken.
Die in DE-OS 102 12 706, EP O 114 208 sowie EP 0 934 988 beanspruchten Harze sind ebenfalls nicht für die Verwendung in Strahlungshärtenden Beschichtungsstoffen geeignet, da die Reaktivität gegenüber der strahleninduzierten Vernetzung zu gering ist.
WO 89/07622 beschreibt gegenüber Strahlung beständige acrylstyrolhaltige Polyester und Polycarbonate, die ggf. Dicidol enthalten könnten, für die Verpackung von z.B. Lebensmitteln wie Fruchtsäften, Softdrinks, Wein, usw. Die der vorliegenden Erfindung zugrunde liegenden ungesättigten Polyester sind frei von Acylstyryl-Einheiten und darüber hinaus strahlungshärtend.
Ebenfalls nicht für die strahlunginduzierte Vernetzung geeignete Zusammensetzungen werden in DE 102 05 065 beschrieben. Die dort verwendeten Polyesterharze enthalten statt der in der vorliegenden Erfindung verwendeten Bis(hydroxymethyl)tricyclopentadien-Derivate lediglich Dicyclopentadien, die einer direkten Veresterung nicht zugänglich sind. Hierdurch müssen besonders druckfeste und damit hochpreisige Reaktoren zur Herstellung verwendet werden, was aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten nicht empfehlenswert ist.
DE-OS 102004031759.3 beschreibt Lösungen von ungesättigten Polyestern in Reaktiwerdünnern mit Dicidol in der Alkoholkomponente. Diese ungesättigten Polyester können ausschließlich über die Doppelbindungen der ungesättigten Carbonsäuren durch
Strahlung induziert vernetzen. Es ist bekannt, dass derartige ungesättigte Polyester eine relativ geringe Reaktivität gegenüber strahlungsinduzierten Vernetzungsreaktionen aufweisen, weshalb der Anteil von ungesättigten Polyestern, die ausschließlich ungesättigte Dicarbonsäuren im Polymergerüst enthalten, für strahlenhärtbare Beschichtungsstoffe aus wirtschaftlichen Gründen, wie z.B. zu geringe Durchsatzzeiten, zunehmend rückläufig ist.
Darüber hinaus ist es aufgrund der geringen Reaktivität nicht möglich, Polymernetzwerke durch strahlungsinduzierte Vernetzung zu erhalten, die sehr hohen
Beständigkeitsanforderungen (z.B. gegenüber Lösemitteln oder Chemikalien) genügen. Eine chemische Modifizierung dieser Polyester zur Steigerung der Reaktivität gegenüber strahlungsinduzierten Vernetzungsreaktionen, wie sie in der vorliegenden Erfindung
beansprucht wird, ist nicht beschrieben.
Die DE 102004049544.0 beschreibt ungesättigte Polyester, deren Reaktivität genügend hoch ist, es ist jedoch nicht möglich, diese Systeme in wässrigen Beschichtungsstoffen einzusetzen.
Alle, in den Patentschriften beschriebenen Produkte sind aufgrund einer fehlenden Hydrophilie nicht für wässrige Applikationen geeignet. Aus wirtschaftlichen Gründen ist eine schnelle Härtung wünschenswert, da so die Durchsatzzeiten gering sind. Die in den aufgeführten Patenten beschriebenen Produkte sind für eine schnelle, strahlungsinduzierte Vernetzungsreaktion nicht reaktiv genug.
DE 102 61 006 und DE 102 61 005 beschreiben wässrige, ungesättigte Polyester, die jedoch nur über die ungesättigten Dicarbonsäuren strahleninduziert vernetzen können. Wie bereits beschrieben, ist die Reaktivität von ungesättigten Polyestern gegenüber strahlungsinduzierten Vernetzungsreaktionen gering, wodurch deren Einsatz bei Applikationen, die aus wirtschaftlichen Gründen auf hohe Durchsätze angewiesen sind, eingeschränkt ist.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung war es, eine wässrige, haftungsverbessernde Zusammensetzung zu finden, die die Eigenschaften von z.B. wässrigen, strahlenhärtbaren Kleb- und Beschichtungsstoffen, wie z.B. die Haftung, verbessert und gleichzeitig einen hohen Korrosionsschutz, hohe Härte, verbesserten Glanz der Beschichtung und eine geringe Viskosität aufweist. Gleichzeitig sollte die Reaktivität gegenüber der strahlungsinduzierten Vernetzungsreaktion hoch sein.
Überraschend war es, dass diese Aufgabe durch die Verwendung von wässrigen, strahlungshärtbar modifizierten, ungesättigten, amorphen Polyestern, im Wesentlichen bestehend aus
A) mindestens einem ungesättigten, amorphen Polyester, bestehend aus mindestens einer α,ß- ungesättigten Dicarbonsäurekomponente und einer Alkoholkomponente, wobei die Alkoholkomponente aus einem Dicidolgemisch der isomeren Verbindungen 3,8-Bis(hy- droxymethyl)tricyclo[5.2.1.02,6]decan, 4,8-Bis(hydroxymethyl)tricyclo [5.2.1.02,6]decan
und 5,8-Bis(hydroxymethyl)tricyclo [5.2.1.02,6]decan besteht, jedes Isomere zu einem Anteil von 20 bis 40 % in dem Gemisch enthalten sein kann und die Summe der drei Isomeren 90 bis 100 % ergibt, und das Gemisch mindestens zu 5 % in der Alkoholkomponente des Polyesters enthalten ist, und
B) mindestens einer Verbindung, welche mindestens eine ethylenisch ungesättigte Gruppierung mit gleichzeitig mindestens einer gegenüber A) reaktiven Gruppierung aufweist, und C) mindestens einer Verbindung mit mindestens einer hydrophilen und/oder potentiell hydrophilen Gruppe gelöst werden kann.
Gegenstand der Erfindung sind daher wässrige, strahlungshärtbar modifizierte, ungesättigte, amorphe Polyester im Wesentlichen bestehend aus
A) mindestens einem ungesättigten, amorphen Polyester, bestehend aus mindestens einer α,ß- ungesättigten Dicarbonsäurekomponente und einer Alkoholkomponente, wobei die Alkoholkomponente aus einem Dicidolgemisch der isomeren Verbindungen 3,8-Bis(hy- droxymethyl)tricyclo[5.2.1.02,6]decan, 4,8-Bis(hydroxymethyl)tricyclo [5.2.1.02,6]decan und 5,8-Bis(hydroxymethyl)tricyclo [5.2.1.02,6]decan besteht, jedes Isomere zu einem
Anteil von 20 bis 40 % in dem Gemisch enthalten sein kann und die Summe der drei Isomeren 90 bis 100 % ergibt, und das Gemisch mindestens zu 5 % in der Alkoholkomponente des Polyesters enthalten ist, und B) mindestens einer Verbindung, welche mindestens eine ethylenisch ungesättigte Gruppierung mit gleichzeitig mindestens einer gegenüber A) reaktiven Gruppierung aufweist, und
C) mindestens einer Verbindung mit mindestens einer hydrophilen und/oder potentiell hydrophilen Gruppe.
Ein weiterer Gegenstand der Erfindung ist die Verwendung von wässrigen, strahlungshärtbar
modifizierten, ungesättigten, amorphen Polyester im Wesentlichen bestehend aus
A) mindestens einem ungesättigten, amorphen Polyester, bestehend aus mindestens einer α,ß- ungesättigten Dicarbonsäurekomponente und einer Alkoholkomponente, wobei die Alkoholkomponente aus einem Dicidolgemisch der isomeren Verbindungen 3,8-Bis(hy- droxymethyl)tricyclo[5.2.1.02'6]decan, 4,8-Bis(hydroxymethyl)tricyclo [5.2.1.02,6]decan und 5,8-Bis(hydroxymethyl)tricyclo [5.2.1.02,6]decan besteht, jedes Isomere zu einem Anteil von 20 bis 40 % in dem Gemisch enthalten sein kann und die Summe der drei Isomeren 90 bis 100 % ergibt, und das Gemisch mindestens zu 5 % in der Alkoholkomponente des Polyesters enthalten ist, und
B) mindestens einer Verbindung, welche mindestens eine ethylenisch ungesättigte Gruppierung mit gleichzeitig mindestens einer gegenüber A) reaktiven Gruppierung aufweist, und C) mindestens einer Verbindung mit mindestens einer hydrophilen und/oder potentiell hydrophilen Gruppe, als
Hauptkomponente, Basiskomponente oder Zusatzkomponente in wässrigen Beschichtungsstoffen, Klebstoffen, Druckfarben und Tinten, Polituren, Lasuren, Pigmentpasten, Spachtelmassen, Kosmetikartikeln und/oder Dicht- und Dämmstoffen, insbesondere zur Verbesserung von Haftungseigenschaften, Glanz, Lösemittel- und Chemikalienbeständigkeit sowie der Härte bei gleichzeitig hoher Reaktivität.
Die wässrigen, strahlungshärtbar modifizierten, ungesättigten, amorphen Polyester sind gekennzeichnet durch a) einen Gehalt an nichtflüchtigen Bestandteilen von 20 bis 60 % b) einen Lösemittelgehalt von 0 bis 20 % c) eine Viskosität bei 20°C von 20 bis 750 mPa-s
Es hat sich gezeigt, dass eine universelle Verträglichkeit dieser Zusammensetzung mit weiteren Bestandteilen von wässrigen, strahlungshärtbaren Beschichtungsstoffen und/oder Klebstoffen
und/oder Dichtmassen besteht. Beispielsweise können die erfindungsgemäßen Zusammensetzungen gemischt werden mit wässrigen, acrylierten Polyestern, Polyacrylaten, Polyesterurethanen, Epoxyacrylaten und/oder Polyetheracrylaten sowie Alkydharzen, Keton- Formaldehydharzen, Ketonharzen und/oder ungesättigten Polyestern.
Die erfindungsgemäßen Zusammensetzungen können z.B. als Bindemittel in wässrigen, Strahlungshärtenden Beschichtungsstoffen eingesetzt werden und durch radikalische Polymerisation korrosionsbeständige Beschichtungen bilden. Die gute Haftung und die Möglichkeit, Vernetzungsreaktionen einzugehen, prädestinieren die erfindungsgemäßen Harze für den Korrosionsschutz. Zusätzlich wird die Haftung auf unterschiedlichen Kunststoffen verbessert. Neben der Erhöhung der Haftung wird außerdem die Zwischenschichthaftung zu darüber liegenden und darunter liegenden Grenzschichten verbessert. Beschichtungsstoffe, die einen erfindungsgemäßen Zusatz enthalten, zeichnen sich außerdem durch einen hohen Glanz und einen guten Verlauf aus. Aufgrund der hohen Reaktivität der erfindungsgemäßen Produkte ist der Einsatz in Bereichen, bei denen hohe Durchsatzgeschwindigkeiten während der Härtung erforderlich sind, vorteilhaft.
Die wässrigen, strahlungshärtbar modifizierten, ungesättigten, amorphen Polyester werden insbesondere in wässrigen, Strahlungshärtenden Beschichtungsstoffen, Klebstoffen, Laminierungen, Druckfarben und Tinten, Polituren, Lasuren, Pigmentpasten, Spachtelmassen, Kosmetikartikeln, Verpackungsmaterialien und/oder Dicht- und Dämmstoffen, insbesondere zur Verbesserung der Haftungseigenschaften und der Härte verwendet. Dabei ergeben sich sehr gute Haftungseigenschaften zu unterschiedlichen Untergründen wie z. B. Metallen, mineralischen Untergründen, Kunststoffen wie z. B. Polyethylen, Polypropylen oder Polycarbonat, Polymethylmethacrylat, ABS, aber auch zu Glas, Papier, Pappe, Karton, Holz, Leder und Textilien sowie Keramik.
Im Folgenden werden die erfindungsgemäßen wässrigen, strahlungshärtbaren, haftungsverbessernden Produkte aus modifizierten, ungesättigten, amorphen Polyestern näher beschrieben.
Die ungesättigten, amorphen Polyesterharze der Komponente A) werden durch Umsetzung
einer Alkoholkomponente und einer Säurekomponente erhalten.
Als Alkoholkomponente wird erfindungsgemäß ein Dicidolgemisch der isomeren Verbindungen 3,8-Bis(hydroxymethyl)tricyclo[5.2.1.02,6]decan, 4,8-Bis(hydroxy- methyl)tricyclo[5.2.1.02'6]decan und 5,8-Bis(hydroxymethyl)tricyclo[5.2.1.02'6]decan eingesetzt, wobei jedes Isomere zu einem Anteil von 20 bis 40 % in dem Gemisch enthalten sein kann und die Summe der drei Isomeren 90 bis 100 %, bevorzugt 95 bis 100 %, ergibt, und das Gemisch mindestens zu 5 % in der Alkoholkomponente des Polyesters vorhanden ist. Der Isomergehalt des Dicidolgemisches kann qualitativ und quantitativ z. B. durch GC- Analyse oder quantitativ durch Trennung mittels präparativer GC oder HPLC und anschließender NMR- Spektroskopie bestimmt werden. Alle entsprechenden Isomeren des Dicidols in 9- Stellung sind genauso geeignet, aber auf Grund der Spiegelsymmetrie von den o. g. Isomeren, wie auch die eis- und trans-Isomeren, unter normalen, praxisbezogenen Umständen nicht unterscheidbar.
Außerdem kann das Dicidolgemisch bis zu 10 % weitere Isomere des Dicidols und/oder trimere und/oder höhere isomere Diole des Diels-Alder-Umsetzungsproduktes aus Cyclopentadien enthalten. Vorteilhafterweise besteht die Alkoholkomponente aus 20 %, bevorzugt aus 50 %, besonders bevorzugt aus 90 %, ganz besonders bevorzugt aus 100 % Dicidolgemisch, wobei dieses besonders bevorzugt 95 bis 100 % der oben genannten drei isomeren Verbindungen enthält.
Neben dem Dicidolgemisch kann die Alkoholkomponente weitere lineare und/oder verzweigte, aliphatische und/oder cycloaliphatische und/oder aromatische Diole und/oder Polyole enthalten. Bevorzugt werden als zusätzliche Alkohole Ethylenglykol, 1,2- und/oder 1,3- Propandiol, Diethylen-, Dipropylen-, Triethylen-, Tetraethylenglykol, 1,2- und/oder 1,4- Butandiol, 1,3-Butylethylpropandiol, 1,3-Methylpropandiol, 1,5-Pentandiol, Cyclohexan- dimethanol, Glycerin, Hexandiol, Neopentylglycol, Trimethylolethan, Trimethylolpropan und/oder Pentaerythrit sowie Bisphenol A, B, C, F, Norbornylenglykol, 1,4-Benzyldimethanol und -ethanol, 2,4-Dimethyl-2-ethylhexan-l,3-diol eingesetzt.
Die ungesättigten, amorphen Polyesterharze enthalten als Ausgangssäurekomponente
mindestens eine α,ß-ungesättigte Dicarbonsäure. Bevorzugt enthalten die ungesättigten Polyesterharze Citracon-, Fumar-, Itacon-, Malein- und/oder Mesaconsäure.
Es können auch zusätzlich aromatische und/oder aliphatische und/oder cycloaliphatische Monocarbonsäuren und/oder Dicarbonsäuren und/oder Polycarbonsäuren enthalten sein, wie z. B. Phthalsäure, Isophthalsäure, Terephthalsäure, 1,4-Cyclohexandicarbonsäure, Bernsteinsäure, Sebazinsäure, Methyltetra-, Methylhexahydrophthalsäure, Hexahydro- phthalsäure, Tetrahydrophthalsäure, Dodecandisäure, Adipinsäure, Azelainsäure, Isononansäure, 2-Ethylhexansäure, Pyromellitsäure und/oder Trimellithsäure(anhydrid) Bevorzugt sind Hexahydrophthalsäure, Tetrahydrophthalsäure, Dodecandisäure, Adipinsäure, Azelainsäure, Trimellithsäure(anhydrid) und/oder Phthalsäure(anhydrid). Die Säurekomponente kann teilweise oder vollständig aus Anhydriden und/oder Alkylestern, bevorzugt Methylestern, bestehen.
Im Allgemeinen ist die Alkoholkomponente im Mol-Verhältnis von 0,5 bis 2,0 zu 1 zur Säurekomponente enthalten, bevorzugt 0,8 bis 1,5 zu 1. Besonders bevorzugt findet die Umsetzung der Alkoholkomponente im Mol-Verhältnis von 1,0 bis 1,1 zu 1 zur Säurekomponente statt.
Die ungesättigten, amorphen Polyester können eine Säurezahl zwischen 1 und 200 mg KOH/g, bevorzugt zwischen 1 und 150, besonders bevorzugt zwischen 1 und 100 mg KOH/g sowie eine OH-Zahl zwischen 1 und 200 mg KOH/g, bevorzugt zwischen 1 und 150, besonders bevorzugt zwischen 1 und 100 mg KOH/g aufweisen.
Die Glasübergangstemperatur, Tg, der strahlenhärtbar modifizierten, ungesättigten, amorphen Polyester variiert von -30 bis +100 °C, bevorzugt von -20 bis +80 °C, besonders bevorzugt von - 10 bis + 60 °C.
In einer bevorzugten Ausfuhrungsform I der Komponente A) bestehen die ungesättigten Polyester (UP-Harze) aus einer Alkoholkomponente mit mindestens 90 %, bevorzugt 95 %, besonders bevorzugt zu 100 % des Dicidolgemisches der isomeren Verbindungen 3,8-
Bis(hydroxymethyl)tricyclo[5.2.1.02,6]decan, 4,8-Bis(hydroxymethyl)tricyclo[5.2.1.02,6]decan und 5,8-Bis(hydroxymethyl)tricyclo[5.2.1.02'6]decan und aus Fumarsäure und/oder Maleinsäure(anhydrid) in Diol/Säure-Verhältnis 0,9 bis 1,1 zu 1. In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform II der Komponente A) enthalten die Polyester die o. g. Ausgangskomponenten wie unter I, aber zusätzlich weitere Säuren ausgewählt aus Adipinsäure, Trimellithsäure(anhydrid), Dodecandisäure, 1,2-Cyclohexandicarbonsäure und/oder Phthalsäure(anhydrid), wobei das Verhältnis der α, ß-ungesättigten zur zusätzlichen Säure von 2 zu 1 bis 1 zu 4 variieren kann. Bevorzugt werden Verhältnisse von ca. 1 zu 1 bis 1 zu 2. Diese Polyester weisen allgemein Säurezahlen von 1 bis 200 mg KOH/g, bevorzugt 1 - 150 mg KOH/g, besonders bevorzugt 1 - 100 mg KOH/g, OH-Zahlen von 1 bis 200 mg KOH/g, bevorzugt 1 - 150 mg KOH/g, besonders bevorzugt 1 - 100 mg KOH/g und einen Tg von -30 bis +100 °C, bevorzugt -20 bis +80 °C, besonders bevorzugt -10 bis +60 °C auf. Geeignet als Komponente B) sind (Meth)acrylsäurederivate wie z. B. (Meth)acryloylchlorid, Glycidyl(meth)acrylat, (Meth)acrylsäure und/oder deren niedermolekularen Alkylestern und/oder Anhydriden allein oder in Mischung. Weiterhin geeignet sind Amino- bzw. Hydroxyalkyl(meth)acrylate, deren Alkylspacer über ein bis 12, bevorzugt 2 bis 8, besonders bevorzugt 2 bis 6 Kohlenstoffatome verfügen.
Darüber hinaus geeignet sind Isocyanate, die über eine ethylenisch ungesättigte Gruppierung verfügen, wie z. B. (Meth)acryloylisocyanat, α,α-Dimethyl-3-isopropenylbenzylisocyanat, (Meth)acrylalkylisocyanat mit Alkylspacern, die über ein bis 12, bevorzugt 2 bis 8, besonders bevorzugt 2 bis 6 Kohlenstoffatome verfügen, wie z. B. Methacrylethylisocyanat, Methacrylbutylisocyanat. Außerdem haben sich als Komponente B) Umsetzungsprodukte aus Amino- bzw. Hydroxyalkyl(meth)acrylaten, deren Alkylspacer über ein bis 12, bevorzugt 2 bis 8, besonders bevorzugt 2 bis 6 Kohlenstoffatome verfügen, und Diisocyanaten wie z. B. Cyclohexandiisocyanat, Methylcyclohexandiisocyanat, Ethylcyclohexandiisocyanat, Propyl- cyclohexandiisocyanat, Methyldiethylcyclohexandiisocyanat, Phenylendiisocyanat, Toluylen- diisocyanat, Bis(isocyanatophenyl)methan, Propandiisocyanat, Butandiisocyanat, Pentan- diisocyanat, Hexandiisocyanat, wie Hexamethylendiisocyanat (HDI) oder l,5-Diisocyanato-2- methylpentan (MPDI), Heptandiisocyanat, Octandiisocyanat, Nonandiisocyanat, wie 1,6- Diisocyanato-2,4,4-trimethylhexan oder l,6-Diisocyanato-2,2,4-trimethylhexan (TMDI), Nonantriisocyanat, wie 4-Isocyanatomethyl-l,8-octandiisocyanat (TIN), Dekandi- und
triisocyanat, Undekandi- und -triisocyanat, Dodecandi- und -triisocyanate, Isophoron- diisocyanat (IPDI), Dicyclohexylmethan-4,4'-diisocyanat (H12MDI), Isocyanatomethylmethyl- cyclohexylisocyanat, 2,5(2,6)-Bis(isocyanato-methyl)bicyclo[2.2.1]heptan (NBDI), 1,3- Bis(isocyanatomethyl)cyclohexan (1,3-H6-XDI) oder 1,4-Bis(isocyanatomethyl)cyclohexan (1,4-H6-XDI) allein oder in Mischung als vorteilhaft erwiesen. Als Beispiele seien die Umsetzungsprodukte im molaren Verhältnis von 1:1 von Hydroxyethylacrylat und/oder Hydroxyethylmethacrylat mit Isophorondiisocyanat und/oder H12MDI und/oder HDI genannt.
Eine andere bevorzugte Klasse von Polyisocyanaten sind die durch Di-, Trimerisierung, Allophanatisierung, Biuretisierung und/oder Urethanisierung der einfachen Diisocyanate hergestellten Verbindungen mit mehr als zwei Isocyanatgruppen pro Molekül, beispielsweise die Umsetzungsprodukte dieser einfachen Diisocyanate, wie beispielsweise IPDI, HDI und/oder H12MDI mit mehrwertigen Alkoholen (z.B. Glycerin, Trimethylolpropan,
Pentaerythrit) bzw. mehrwertigen Polyaminen oder die Triisocyanurate, die durch Trimerisierung der einfachen Diisocyanate, wie beispielsweise IPDI, HDI und H12MDI, erhältlich sind.
In Abhängigkeit des Verhältnisses der Komponenten A) und B) zueinander und der Art der Komponente B) werden Verbindungen erhalten, die gering bis hoch funktionell sind. Durch die Wahl der Edukte ist auch die Einstellung der späteren Härte des vernetzten Films möglich. Wird z. B. die Komponente A) mit α,α-Dimethyl-3-isopropenylbenzylisocyanat im molaren Verhältnis 1:1,5 umgesetzt, werden Produkte höherer Härte erhalten als durch die Verwendung von (Meth)acrylethylisocyanat und/oder Hydroxyethylacrylat- Hexamethylendiisocyanat-Addukten; die Flexibilität ist allerdings dann geringer. Auch hat sich gezeigt, dass die Reaktivität von sterisch wenig gehinderten ethylenisch ungesättigten Verbindungen - wie z. B. von Hydroxyethylacrylat - höher ist als bei solchen, die sterisch gehindert sind wie z. B. α,α-Dimethyl-3-isopropenylbenzylisocyanat.
Die Überführung der Polymere in die wässrige Phase kann direkt und ohne Zuhilfenahme weiterer Zusatzstoffe evtl. nach deren Neutralisation mit geeigneten Neutralisationsmitteln erfolgen, insbesondere dann, wenn freie Säuregruppierungen vorhanden sind. Die freien
Säuregruppierungen werden z.B. durch partielle Umsetzung von z.B. Di-, Tri- oder Polycarbonsäuren wie z.B. Pyromellitsäure und/oder Trimellitsäure als Komponente C) erhalten.
Es kann aber auch eine hydrophile Modifizierung erfolgen z.B. durch Umsetzung des hydroxyfunktionellen Umsetzungsproduktes aus A) und B) mit einer Komponenten C) wie z.B. einem (Poly)Isocyanat und/oder Mischungen verschiedener (Poly)Isocyanate mit Verbindungen, die zusätzlich zur hydrophilen oder potentiell hydrophilen Gruppe - d.h. solche Gruppen, die erst nach Neutralisation hydrophil werden - mindestens eine gegenüber Isocyanatgruppen reaktionsfähige Funktion wie z.B. Hydroxy- oder Aminogruppen aufweisen und in der EP 0839847 beschrieben sind. Beispiele für derartige Verbindungen zur hydrophilen Modifizierung von (Poly)Isocyanaten sind Aminosäuren, Hydroxysulfonsäuren, Aminosulfonsäuren sowie Hydroxycarbonsäuren. Bevorzugt wird Dimethylolpropionsäure und/oder 2-[(2-Aminoethyl)amino]-ethansulfonsäure oder deren Derivate eingesetzt (Komponente C)) .
Die hydrophile Modifizierung kann außerdem mit nichtionogenen Gruppen oder bereits neutralisierten Verbindungen vorgenommen werden.
Geeignete Polyisocyanate zur Herstellung von C) sind vorzugsweise di- bis tetrafunktionelle Polyisocyanate. Beispiele hierfür sind Cyclohexandiisocyanat, Methylcyclohexandiisocyanat,
Ethylcyclohexandiisocyanat, Propylcyclohexandiisocyanat, Methyldiethylcyclohexan-diiso- cyanat, Phenylendiisocyanat, Toluylendiisocyanat, Bis(isocyanatophenyl)methan, Propan- diisocyanat, Butandiisocyanat, Pentandiisocyanat, Hexandiisocyanat, wie Hexamethylen- diisocyanat (HDI) oder l,5-Diisocyanato-2-methylpentan (MPDI), Heptandiisocyanat, Octandiisocyanat, Nonandiisocyanat, wie l,6-Diisocyanato-2,4,4-trimethylhexan oder 1,6-
Diisocyanato-2,2,4-trimethylhexan (TMDI), Nonantriisocyanat, wie 4-Iso-cyanatomethyl-l,8- octandiisocyanat (TIN), Dekandi- und triisocyanat, Undekandi- und -triisocyanat, Dodecandi- und -triisocyanate, Isophorondiisocyanat (IPDI), Dicyclohexylmethan-4,4'-diisocyanat
(H12MDI), Isocyanatomethyhnethylcyclohexylisocyanat, 2,5(2,6)-Bis(isocyanato-methyl)bi- cyclo[2.2.1]heptan (NBDI), l,3-Bis(isocyanatomethyl)cyclo-hexan (1,3-H6-XDI) oder 1,4-
Bis(isocyanatomethyl)cyclohexan (1,4-H6-XDI) allein oder in Mischung.
Eine andere bevorzugte Klasse von Polyisocyanaten sind die durch Di-, Trimerisierung, Allophanatisierung, Biuretisierung und/oder Urethanisierung der einfachen Diisocyanate hergestellten Verbindungen mit mehr als zwei Isocyanatgruppen pro Molekül, beispielsweise die Umsetzungsprodukte dieser einfachen Diisocyanate, wie beispielsweise IPDI, TMDI, HDI und/oder H12MDI mit mehrwertigen Alkoholen (z.B. Glycerin, Trimethylolpropan, Pentaerythrit) bzw. mehrwertigen Polyaminen oder die Triisocyanurate, die durch Trimerisierung der einfachen Diisocyanate, wie beispielsweise IPDI, HDI und H12MDI, erhältlich sind.
Besonders bevorzugt ist ein hydrophil modifiziertes Polyisocyanat (C) aus Dimethylolpropionsäure und/oder 2-[(2-Aminoethyl)amino]-ethansulfonsäure oder deren Derivate und IPDI und/oder H12MDI und/oder HDI im Molverhältnis 1 : 2.
Außerdem kann eine nichtionogene Hydrophilierung z.B. über geeignete Polyetherpolyole erfolgen, die z.B. mit oben genannten Polyisocyanaten und den Komponenten A) und B) umgesetzt werden können.
Die erfindungsgemäßen Zusammensetzungen können auch Hilfs- und Zusatzstoffe wie zum Beispiel Inhibitoren, organische Lösemittel, grenzflächenaktive Substanzen, Sauerstoff- und/oder Radikalfänger, Katalysatoren, Lichtschutzmittel, Farbaufheller, Photosensibilisatoren, Thixotropiermittel, Hautverhinderungsmittel, Entschäumer, Antistatika, Eindickungsmittel, thermoplastische Additive, Farbstoffe, Pigmente, Brandschutzausrüstungen, interne Trennmittel, Füllstoffe und/oder Treibmittel, enthalten.
Hergestellt werden die erfindungsgemäßen Polyester der Komponente A) durch (halb)kontinuierliche oder diskontinuierliche Veresterung und Kondensation der Ausgangssäuren und -alkohole in einstufiger oder mehrstufiger Fahrweise. Sodann erfolgt die Umsetzung des Polyesters A) mit den Komponenten C) und B), bzw. in umgekehrter Reihenfolge, mit den Komponenten B) und C). Dabei kann die Umsetzung in der Schmelze oder in Lösung eines geeigneten Lösemittels erfolgen.
Gegenstand der Erfindung ist auch ein Verfahren zur Herstellung von wässrigen, strahlungshärtbar modifizierten, ungesättigten, amorphen Polyestern im Wesentlichen bestehend aus
A) mindestens einem ungesättigten, amorphen Polyester, bestehend aus mindestens einer α,ß- ungesättigten Dicarbonsäurekomponente und einer Alkoholkomponente, wobei die Alkoholkomponente aus einem Dicidolgemisch der isomeren Verbindungen 3,8-Bis(hy- droxymethyl)tricyclo[5.2.1.02'6]decan, 4,8-Bis(hydroxymethyl)tricyclo [5.2.1.02'6]decan und 5,8-Bis(hydroxymethyl)tricyclo [5.2.1.02,6]decan besteht, jedes Isomere zu einem
Anteil von 20 bis 40 % in dem Gemisch enthalten sein kann und die Summe der drei Isomeren 90 bis 100 % ergibt, und das Gemisch mindestens zu 5 % in der Alkoholkomponente des Polyesters enthalten ist, und B) mindestens einer Verbindung, welche mindestens eine ethylenisch ungesättigte Gruppierung mit gleichzeitig mindestens einer gegenüber A) reaktiven Gruppierung aufweist, und
C) mindestens einer Verbindung mit mindestens einer hydrophilen und/oder potentiell hydrophilen Gruppe durch Umsetzung der Ausgangskomponenten zur Herstellung von Komponente A) bei einer Temperatur von 150 bis 270 °C, bevorzugt in einer Inertgasatmosphäre, wobei das Inertgas einen Sauerstoffgehalt von weniger als 50 ppm aufweist und anschließender Umsetzung mit den Komponenten C) und B), bzw. in umgekehrter Reihenfolge, mit den Komponenten B) und C) in der Schmelze oder in Lösung eines geeigneten, organischen Lösemittels, das - falls erwünscht - nach der Herstellung destillativ abgetrennt werden kann, bei Temperaturen zwischen 20 und 230°C, bevorzugt zwischen 40 und 200°C, besonders bevorzugt zwischen 50 und l80°C und anschließender Dispergierung des ggf. neutralisierten Harzes in Wasser.
Als geeignete Hilfslösemittel werden niedrigsiedende, inerte Lösemittel eingesetzt, die mit Wasser zumindest über weite Bereiche keine Mischungslücke bilden, einen Siedepunkt bei Atmosphärendruck unterhalb 100°C besitzen und sich daher gewünschtenfalls durch Destillation leicht bis auf einen Restgehalt von kleiner 2 Gew.-% und insbesondere von kleiner 0,5 Gew.-% bezogen auf die fertige Dispersion oder wässrige Lösung abtrennen und wiederverwenden lassen. Geeignete Lösemittel dieser Art sind z.B. Aceton, Methylethylketon
oder Tetrahydroiuran. Grundsätzlich geeignet sind auch höhersiedende Lösemittel wie z.B. n- Butylglykol, Di-n-butylglykol und N-Methylpyrrolidon, die dann in der Dispersion verbleiben. Ggf. können Reaktivverdünner eingesetzt werden, d.h. Verbindungen, die eine relativ geringe Viskosität besitzen und gleichzeitig durch Strahlung initierte Vernetzungsreaktionen eingehen können. Diese Verbindungen verbleiben ebenfalls in der späteren wässrigen Dispersion.
Die erfindungsgemäßen Produkte können im Falle potentiell hydrophiler Gruppen mit einem geeigneten Neutralisationsmittel versetzt werden, wodurch dann wasserverdünnbare, wasserdispergierbare oder wasserlösliche Produkte erhalten werden.
Im Falle von Carboxygruppen als potentiell hydrophile Gruppen kann die Neutralisation der erfindungsgemäß hergestellten Harze mit anorganischen und/oder organischen Basen erfolgen, wie z.B. Ammoniak oder organischen Aminen. Bevorzugt verwendet werden primäre, sekundäre und/oder tertiäre Amine, wie z.B. Ethylamin, Propylamin, Dimethylamin, Dibutylamin, Cyclohexylamin, Benzylamin, Morpholin, Piperidin und Triethanolamin. Besonders bevorzugt werden flüchtige, tertiäre Amine, insbesondere Dimethylethanolamin, Diethylethanolamin, 2-Dimethylamino-2-methyl-l-propanol, Triethylamin, Tripropylamin und Tributylamin im Falle von anionischen potentiellen Gruppen. Sogenannte kationische potentielle ionogene Gruppen lassen sich mit anorganischen und/oder organischen Säuren neutralisieren, wie z.B. Essigsäure, Ameisensäure, Phosphorsäure, Salzsäure, etc.
Der Neutralisationsgrad richtet sich nach dem Gehalt neutralisierbarer Gruppen im hydrophil modifizierten Harz und beträgt vorzugsweise 30 bis 130 % (0,3 bis 1,3) der Neutralisationsmenge, bevorzugt 40 bis 100 % (0,4 bis 1), besonders bevorzugt 60 bis 100 % (0,6 bis 1), die für eine stöchiometrische Neutralisation notwendig ist.
Vor der Dispergierung kann das Umsetzungsprodukt aus A), B) und C) ggf. mit weiteren hydrophil eingestellten und/oder nicht hydrophil eingestellten Harzen und/oder weiteren Komponenten kombiniert und dann gemeinsam dispergiert werden.
In einer bevorzugten Ausführungsform I wird
zu einer Lösung oder Schmelze der Komponente A), die als Komponente C) eine partiell umgesetzte Di-, Tri- oder Polycarbonsäure enthält, die Verbindung, welche mindestens eine ethylenisch ungesättigte Gruppierung und gleichzeitig mindestens eine gegenüber A) reaktive Gruppierung aufweist (Komponente B)), ggf. in Anwesenheit eines geeigneten Katalysators, zugegeben.
Es hat sich als vorteilhaft erwiesen, dass 2 bis 100, bevorzugt 5 bis 100, besonders bevorzugt 10 bis 100 % der OH-Gruppen der Komponente A) mit der Komponente B) umgesetzt werden.
Je nach Reaktivität der Komponenten zueinander wird die Temperatur der Umsetzung gewählt. Es haben sich bei diesen Reaktionsschritten Temperaturen zwischen 20 und 230°C, bevorzugt zwischen 40 und 200°C, besonders bevorzugt zwischen 50 und 180°C bewährt. Nach Neutralisation mit einem geeigneten Neutralisationsmittel kann das neutralisierte Umsetzungsprodukt in Wasser dispergiert werden. Alternativ kann direkt in einem Wasser/Neutralisationsmittel-Gemisch dispergiert werden.
Das gegebenenfalls enthaltene Lösemittel kann, falls gewünscht, nach beendeter Reaktion abgetrennt werden, wobei dann in der Regel eine Lösung bis Dispersion des erfindungsgemäßen Produktes erhalten wird.
In einer bevorzugten Ausführungsform II wird zu einer Lösung oder Schmelze der Komponente A) die Verbindung, welche mindestens eine ethylenisch ungesättigte Gruppierung und gleichzeitig mindestens eine gegenüber A) reaktive Gruppierung aufweist (Komponente B)), ggf. in Anwesenheit eines geeigneten Katalysators, zugegeben.
Es hat sich als vorteilhaft erwiesen, dass 2 bis 90, bevorzugt 5 bis 80, besonders bevorzugt 10 bis 75 % der OH-Gruppen der Komponente A) mit der Komponente B) umgesetzt werden.
Parallel dazu kann die Komponente C) z.B. ein Addukt aus 2 mol Diisocyanat und 1 mol
Dihydroxycarbonsäure wie z.B. Dimethylolpropionsäure und/oder 2-[(2-Aminoethyl)amino]- ethansulfonsäure oder deren Derivate ggf. unter Verwendung eines geeigneten Lösemittels und eines geeigneten Katalysators hergestellt werden.
Die separat hergestellten Produkte werden vereinigt und zur Reaktion gebracht.
Es hat sich als vorteilhaft erwiesen, 1 mol des Umsetzungsproduktes aus Komponente A) und
B) - bezogen auf Mn- mit 0,5 bis 1,5 mol, besonders bevorzugt 1 bis 1,3 mol der Komponente
C) zur Reaktion zu bringen.
Je nach Reaktivität der Komponenten zueinander wird die Temperatur der Umsetzung gewählt. Es haben sich bei diesen Reaktionsschritten Temperaturen zwischen 20 und 230°C, bevorzugt zwischen 40 und 200°C, besonders bevorzugt zwischen 50 und 180°C bewährt.
Ggf. kann die Reaktion durch Zugabe eines Amins oder Alkohols gestoppt werden. Je nach Art dieser Komponente lassen sich weitere Eigenschaften wie z.B. die Verträglichkeit zu anderen Rohstoffen, z.B. Pigmenten, variieren.
Falls notwendig kann zunächst mit einem geeigneten Neutralisationsmittel neutralisiert werden und dann das neutralisierte Umsetzungsprodukt in Wasser dispergiert werden. Alternativ kann direkt in einem Wasser/Neutralisationsmittel-Gemisch dispergiert werden.
Das gegebenenfalls enthaltene Lösemittel kann, falls gewünscht, nach beendeter Reaktion abgetrennt werden, wobei dann in der Regel eine Lösung bis Dispersion des erfindungsgemäßen Produktes erhalten wird.
Die erfindungsgemäßen Harzdispersionen eignen sich als Hauptkomponente, Basiskomponente oder Zusatzkomponente in wässrigen Strahlungshärtenden Beschichtungsstoffen, Klebstoffen, Druckfarben und Tinten, Polituren, Lasuren, Pigmentpasten, Spachtelmassen, Kosmetikartikeln und/oder Dicht- und Dämmstoffen, da sie sich durch schnelle Härtungsgeschwindigkeiten, hohe Blockfestigkeiten und Härte, hohem Glanz, relativ geringe Viskositäten sowie durch sehr
gute Haftungseigenschaften und damit verbunden, durch sehr gute Korrosionsschutzwirkungen auszeichnen. Gegenstände können mit den wässrigen, strahlungshärtbar modifizierten, ungesättigten, amorphen Polyestern veredelt wurden.
In Gegenwart geeigneter Photoinitiatoren, ggf. in Anwesenheit geeigneter Photosensibilisatoren lassen sich nach Abdampfen des Wassers diese Harze durch Bestrahlung in polymere, unlösliche Netzwerke überführen, die, je nach Gehalt ethylenisch ungesättigter Gruppen, Elastomere bis Duroplaste ergeben.
Beispiele
Die folgenden Beispiele sollen die Erfindung weiter erläutern, aber nicht ihren
Anwendungsbereich beschränken:
Ausgangskomponente Dicidolgemisch im Isomerverhältnis von annähernd 1 : 1 : 1 .
Beispiel I:
Dodecandisäure und Fumarsäure (Verhältnis 0,4 : 0,6) werden mit Dicidol im Verhältnis 1 : 1,15 bei 180 °C in Stickstoffatmosphäre zur Reaktion gebracht bis eine Säurezahl von 12 mg KOH/g erreicht ist. Hierzu wird zunächst die Fumarsäure mit Dicidol über eine Stunde verestert und dann die Dodecandisäure zugesetzt. Das Harz wird 50 %ig in Aceton gelöst. Die OH-Zahl liegt bei 62 mg KOH/g.
Die OH-Gruppen des Polyesters werden mit einer l:l-Mischung bestehend aus einem 1:1- Addukt aus Hydroxyethylacrylat und Isophorondiisocyanat sowie einem 1:2-Addukt aus Dimethylolpropionsäure und Isophorondiisocyanat solange bei 55°C in Anwesenheit von 0,1 % Dibutylzinndilaurat umgesetzt, bis eine NCO-Zahl unter 0,1 % erreicht ist. Dann wird der Polymergehalt exakt auf 50 % mit Aceton eingestellt.
250 g des Adduktes werden bei 30°C mit 4,7 g Dimethylaminoethanol versetzt und anschließend unter starkem Rühren (12 m/s Umfangsgeschwindigkeit) mit 320 g demineralisiertem Wasser dispergiert. Nach etwa 10 Minuten werden unter mäßigem Rühren 4,6 g Darocur 1173 (Photoinitiator der Firma Ciba) zugegeben und bei erhöhter Temperatur und unter leichtem Vakuum das Aceton aus der Mischung entfernt.
Man erhält eine lagerstabile leicht trübe Dispersion mit einem pH-Wert von 8,6, einem Feststoffanteil von 32,5 % und einer Viskosität von etwa 350 mPa-s.
Die Dispersion wird mit einer Polyurethandispersion im Verhältnis 1:1 versehen, auf eine Glasplatte bzw. ein Bonderblech aufgetragen und das Lösemittel bei erhöhter Temperatur (30 min, 80°C) verdampft. Anschließend werden die Filme mittels UV-Licht (Quecksilber- Mitteldruck-Lampe, 7O W / optischer Filter 350 nm) ca. 12 sec. lang ausgehärtet.
Die Filme sind beständig gegenüber Superbenzin und Methylethylketon. Haftung auf verzinktem Stahlblech (DIN 53151) : 0 Buchholz-Eindruckhärte (DIN 53153): 79 Erichsentiefung (DIN 53156): > 9,5 mm Pendelhärte nach König (DIN EN ISO 1522): 118 s
Beispiel II:
II.1.) Polyesterherstellung
1,1 mol Adipinsäure werden mit 3,4 mol Dicidol bei 210°C in Stickstoffatmosphäre zur Reaktion gebracht bis eine Säurezahl unter 5 mg KOH/g erreicht ist. Dann werden 1,1 mol Fumarsäure und 0,02 % Hydrochinon zugegeben. Nach 2 h Rühren wird ein Vakuum von 20 mbar angelegt, bis eine Säurezahl unter 5 mg KOH/g erreicht ist. 1300 g des hergestellten Polyesters werden mit 150 g Trimellithsäureanhydrid versetzt und 1,5 h bei 200°C gerührt, bis eine Säurezahl von ca. 26 mg KOH/g erreicht ist. Die OH-Zahl liegt bei 56 mg KOH/g. II.2.) Addukthcrstcllung und Überführung in die wässrige Phase Der Polyester wird 50 %ig in Aceton gelöst. Die OH-Gruppen werden mit einem l:l-Addukt aus Isophorondiisocyanat und 2-Hydroxyethylacrylat, in Anwesenheit von 0,1 Gew.-% Dibutylzinndilaurat, solange bei 50°C umgesetzt, bis eine NCO-Zahl unter 0,1 % erreicht ist. Das Addukt wird mit Aceton auf einen Feststoffanteil von 50 % verdünnt. Dann wird DMEA zugegeben (Neutralisationsgrad 1,0). Nach Zugabe von Wasser unter starkem Rühren wird das Aceton abdestilliert. Es wird eine lagerstabile Dispersion mit einem Feststoffanteil von ca. 36 % erhalten mit einer ViskositätD = 200 von 280mPas und einem pH- Wert von 8,2.
Beispiel III. Vergleichsbeispiel
Der Polyester nach Beispiel II.1.) wurde direkt und ohne Umsetzung mit einer weiteren
Komponente in die wässrige Phase überfuhrt. Dazu wird der Polyester mit Aceton auf einen
Feststoffanteil von 50 % verdünnt. Dann wird DMEA zugegeben (Neutralisationsgrad 1,0).
Nach Zugabe von Wasser unter starkem Rühren wird das Aceton abdestilliert. Es wird eine lagerstabile Dispersion mit einem Feststoffanteil von ca. 36 % erhalten.
Kennzahlen:
Säurezahl : 27 mg KOH/g, ViskositätD=2oo: 280mPas, pH : 8,4, Feststoffanteil : 36,0 %
Die Dispersionen nach Beispiel II. und III. werden mit einer Polyurethandispersion in Verhältnissen von 90/10, 80/20 und 70/30 (Polyurethandispersion / Beispieldispersion) gemischt und mit 3 % Darocur 1173 versehen, auf Aluminiumbleche aufgetragen und das Lösemittel bei erhöhter Temperatur (30 min, 80°C) verdampft. Anschließend werden die Filme mittels UV-Licht (Quecksilber-Mitteldruck-Lampe, 7O W / optischer Filter 350 nm) ca. 12 sec. lang ausgehärtet.
Alle Filme sind beständig gegenüber Superbenzin und Methylethylketon.
1} quillt
Gitterschnitt-Haftung : DIN 53151
Erichsentiefung :DIN 53156
Pendelhärte nach König :DIN EN ISO 1522