DE9007656U1 - Ergonomisches Sitzmöbel - Google Patents

Description

Ergonomisches Sitzmöbel

Die vorliegende Erfindung betrifft ein Sitzmöbel gemäß dem Oberbegriff des Schutzanspruches 1.

Es sind Bürostühle bekannt, deren Sitz einerseits auf einem Gestell drehbar gelagert ist und sich andererseits in einer Richtung, d.h. im Sinne einer nach vorne bzw. hinten gerichteten Neigung verstellen läßt. Bei längerem Sitzen erweisen sich die bekannten Ausführungsformen dieses Stuhltyps als zu starr insofern, als sie den anatomischen Gegebenheiten des sitzenden Körpers beim Arbeiten und dessen Bedürfnis nach Variierung der Sitzposition noch zu wenig Bedeutung zumessen. Ein diesen bekannten Arbeitsstühlen gemeinsames Merkmal ist insbesondere darin zu sehen, daß sie dem sitzend Tätigen eine ganz bestimmte Haltung aufzwingen, in der ein längeres 5 ermüdungsfreies Arbeiten nicht möglich ist. Dem natürlichen Bedürfnis nach einer periodischen, mit einer Gewichtsverlagerung verbundenen Haltungskorrektur tragen diese Stühle jedenfalls nicht Rechnung.

Die FR-PS 1 170 615 zeigt einen Hocker, der beispielsweise für Zahnärzte verwendbar sein soll und dessen den Sitz tragender Fuß mit seinem unteren, verjüngten Ende durch einen Gummiblock hindurchragt. Der Sitz läßt sich auf diese Weise seitlich auslenken und kehrt unter dem Einfluß der elastischen Rückstellkraft des Gummiblocks immer wieder in seine Ausgangslage zurück. Durch die Anordnung des Gummiblocks am unteren Fußende ist der beim Neigen des Sitzes wirksame Hebelarm so lang, daß die Gefahr des Umkippens besteht, was gerade bei einem mit beiden Händen am Patienten tätigen Zahnarzt besonders unangenehm sein dürfte. Der Neigungswinkel des Fußes muß daher bei dieser Anordnung in sehr engen Grenzen gehalten werden.

Der in der US-PS 3 230 909 beschriebene Hocker besteht aus zwei identischen Hälften, die durch eine Kupplungshülse starr miteinander verbunden sind. An eine seitliche Auslenkung des Sitzes und dessen elastische Rückstellung ist hier nicht gedacht; die gezeigte Ausbildung der Hockerteile soll vielmehr die Herstellung verbilligen, indem sie insbesondere die Formkosten vermindert und außerdem den Entformungsvorgang erleichtert.
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Es ist die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein mit drehbar gelagertem Sitz versehenes Sitzmöbel vorzuschlagen, das es dem Sitzenden gestattet, seine jeweilige

Position in jeder beliebigen Richtung so zu verlagern, daß einerseits jeder seitlichen Neigung eine mit dem Neigungswinkel wachsende Rückstellkraft entspricht und ferner vorzugsweise die Drehbarkeit des Sitzes ab einer bestimmten Neigungslage selbsttätig außer Funktion gesetzt wird. Dabei soll bei stehendem, d.h. nicht rollbar ausgebildetem Stuhl durch die seitliche Neigung der Sitzfläche die Greifweite zum Telefon oder sonstigen zu erfassenden Gegenständen verbessert werden, während gleichzeitig bei der sitzenden Tätigkeit durch die Möglichkeit gelegentlicher Gewichtsverlagerungen und Lageänderungen die Rücken- und Beinmuskulatur trainiert werden.

Die zur Lösung dieser Aufgabe vorgeschlagene Merkmalskombination ergibt sich aus dem Schutzanspruch 1, wobei bevorzugte Ausführungsformen Gegenstand der Unteransprüche bilden.

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Nachstehend werden anhand der beiliegenden Zeichnung einige Ausführungsbeispiele des Erfindungsgegenstandes beschrieben.

Fig. 1 zeigt in vereinfachter Perspektivdarstellung einen erfindungsgemäss ausgebildeten Drehhocker,

Fig. 2 zeigt den Mittelabschnitt der Hockers, d.h. den Uebergangsbereich von Gestell und Sitz, bei senkrechter Belastung,

Fig. 3 zeigt den gleichen Mittelabschnitt bei geneigtem Sitz,

Fig. H ist eine Explosivdarstellung der den Mittelbereich bildenden Einzelteile,

Fig. 5 und 6 sind schematische Schnittdarstellungen konstruktiver Varianten und
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Fig. 7 ist die Seitenansicht eines Hockers mit einer weiteren Ausbildung des Mittelbereichs.

Der in Fig. 1 dargestellte Hocker weist ein Gestell 1 und einen auf demselben drehbar gelagerten Sitz 2 auf. Das Gestell 1 stützt sich über eine Platte 3 auf den Fussboden ab und kann selbstverständlich in seiner Ausführung allen möglichen handelsüblichen Bauformen entsprechen, beispielsweise auch mit Rollen ausgebildet sein.

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Der Sitz 2 besitzt eine gepolsterte Sitzfläche H und ragt mit seinem zylindrischen Unterteil 5 teleskopisch in das rohrförmig nach oben ragende Oberteil 6 des Gestells 1. Eine im Gestell 1 angeordnete Hubvorrichtung 7 kann beispielsweise eine Gasfeder umfassen, die es gestattet, den Sitz 2 durch einen Kolben 8 nach Belieben (Mass a) anzuheben oder zu senken.

Die beschriebene Hubvorrichtung des Sitzes 2 ist bekannt und kann auch im Rahmen des vorliegenden Erfindungsgedankens in mannigfacher Weise, den handelsüblichen Ausführungsformen entsprechend, variiert werden.

Die im vorliegenden Zusammenhang besonders zu beachtende gelenkige Verbindung zwischen Gestell 1 und Sitz 2 befindet sich in dem in Fig. 1 und 2 mit G bezeichnete Gelenkbereich und wird nun anhand der Fig. 2 bis 7 beschrieben.

Eine erste, bevorzugte Ausführungsform zeigen die Fig. 2 bis H. Demgemäss ist die die Sitzfläche ²J direkt tragende Konstruktion im Gelenkbereich G unterteilt und weist zwei koaxiale, rohrförmige, vorzugsweise leicht konische Hohlkörper 5a/5b auf, deren einander zugewandte Stirnflächen einerseits unter Aussparung zweier zentraler Oeffnungen einwärts gebogen und andererseits durch ein elastisches Kissen 9 voneinander getrennt sind. Das Kissen 9 ragt mit einer inneren, hammerkopfförmigen Schulter 10 durch die zentralen Oeffnungen und besitzt an seinem Umfangsbereich einen sich nach aussen kontinuierlich erweiternden Ring 11, der hinfort angesichts seiner noch zu erläuternden Funktion als Bremsring 11 bezeichnet wird. 30

Eine Schraube 12 hält die beiden Fussteile 5a und 5b unter Zwischenlage von Unterlagsscheiben 13, I^ und 15, sowie elastischer Kissen 16 und 17 und Teflonscheiben Tl, T2, T3 zusammen. Wie die Fig. 2 und 3 zeigen, sind die jeweils ringförmig ausgebildeten Teflonscheiben so angeordnet, dass sie eine

reibungsarme gegenseitige Drehung der beiden Sitzteile 5a und 5b gestatten. Dabei ist die obere Teflonscheibe Tl zwischen den beiden Unterlagsscheiben 1^L\ und 17 angeordnet, um die Drehung des Sitzoberteils 5a gegenüber der Schraube 12 und der mit dieser verbundenen Mutter 12a zu gestatten. Die zweite Teflonscheibe T2 sitzt zwischen der Kissenschulter 10 und dem oberen Kissen 17 und die dritte Teflonscheibe T3 ist zwischen dem Mittelteil des Kissens 9 und der darüberliegenden Stirnfläche des Sitzoberteils 5a angeordnet, um die leichte gegenseitige Drehung zwischen Sitzoberteil 5a und Sitzunterteil 5b zu ermöglichen.

In Anbetracht dieser Anordnung der den Mittelbereici. M konstituierenden Elemente ergeben sich die folgenden Funktionen :

Dank der Unterteilung des Sitzes 5 in die beiden

Sitzteile 5a und 5b und die elastische Verbindung derselben mittels der elastischen, beispielsweise aus Gummi bestehenden Kissen 9, 16 und 17 lässt sich das Sitzoberteil 5a gegenüber dem Sitzunterteil 5b nicht nur drehen, sondern auch so in beliebige Richtung neigen, dass sich jeder Punkt der Sitzfläche h dabei auf einer gedachten Kugelfläche bewegt, deren zugehöriger Mittelpunkt im Gelenkbereich G, etwa im Zentrum des Kissens 9, zu suchen ist. Diese allseitige torkelnde Beweglichkeit der Sitzfläche ^l\ erlaubt es dem Sitzenden, sich im Verlaufe seiner sitzenden Tätigkeit jeweils in die physiologisch richtige Position zu bringen und seine jeweilige Lage dank der mit einer elastischen Rückstellkraft gekoppelten Torkelbewegung des Sitzes beliebig oft und in beliebiger Richtung zu variieren, so dass sich hieraus beispielsweise Ermüdungs- und Verkrampfungserscheinungen weitgehend vermeiden lassen und der Stuhl gleichzeitig als Uebungsgerät zur prophylaktischen Gesunderhaltung des Rückens dienen kann. Da sich ein sitzend Tätiger so gut wie nie über längere Zeit völlig bewegungslos verhält, sondern im Verlaufe seiner sitzenden

Tätigkeit ständig Bewegungen und damit Gewichtsverlagerungen ausführt, ist im vorliegenden Zusammenhang von besonderer Bedeutung, dass sich der Sitz ?- dank der elastischen Torkelgelenk-Lagerung jeder Bewegung unabhängig von der jeweiligen Sitzposition selbständig anpasst.

Voraussetzung für die wirkungsvolle Realisierung dieser Funktionen ist allerdings, dass die Sitzfläche ^L\ durch die elastische Rückstellkraft der Kissen 9, l6 und 17 immer wieder in ihre in Fig. 1 und 2 dargestellte Ruhelage gebracht wird, sobald die äusseren, die Neigung bewirkenden Kräfte nachlassen.

In Fig. 3 ist die Funktion der Elemente des Mittelbereichs M veranschaulicht. Bei Neigung des Sitzoberteils 5a um den Winkel oC werden die beiden Kissen 9 und 16, gegebenenfalls auch das obere Kissen 17, einseitig zusammengepresst, wodurch die bereits erwähnte Rückstellkraft entsteht. Gleichzeitig wird aber auch durch den Randbereich R des oberen Sitzteils 5a, der in der Ruhelage nach Fig. 1 und 2 den Kissenring 11 drucklos berührt, der letztere zusammengedrückt, so dass durch die zwischen Randbereich R und Ring 11 bestehende Reibung jegliche Drehung des Sitzes 2 gebremst wird.

Der dieser Konstruktion zugrundeliegende Erfindungsgedanke lässt sich im Rahmen der im unabhängigen Patentanspruch definierten Erfindung in mannigfacher Weise variieren. Gemäss Fig. 5 ist zwischen Sitzoberteil 5a und Sitzunterteil 5b ein geteiltes Kissen 18 angeordnet, in dessen Mittelebene eine Teflonscheibe T^ gelagert ist. Die übrigen Teile wurden mit den bereits in Fig. 2 und 3 verwendeten Bezugszahlen bezeichnet und haben die dort beschriebene Funktion.

Eine besonders unkomplizierte und kostengünstige Ausführung zeigt Fig. 6. Hier ist lediglich zwischen die beiden einander zugewandten Stirnflächen der Sitzteile 5a und 5b eine Teflonscheibe T5 eingelegt; der Zusammenhalt der Sitzteile 5a und 5b wird auch hier durch eine Schraube 19 mit Mutter 20 gewährleistet, welche sich auf Stege 21 und 22 der Sitzteile abstützt und bei dieser Ausführungsform aufgrund ihrer Eigenelastizität als elastisch verformbare Stahlfeder aufgefasst werden kann (SchwenkwinkelcC). Die Drehbarkeit des oberen Sitzteils 5a gegenüber der Schraube 12 bzw. der Mutter 12a wird auch hier durch eine Teflonscheibe Tl gewährleistet.

Das elastische Rückstellelement, das gemäss Fig. bis 5 durch gummielastische Kissen, gemäss Fig. 6 durch einen Federstahlstab gebildet wird, kann beispielsweise auch, wie Fig. 7 zeigt, eine Schraubenfeder 23 sein, deren Endabschnitt in entsprechend geformte Federteller 2^ und 25, die im Gestell 1 und im Sitz 2 angeordnet sind, hineinragen. Der untere Endabschnitt der Schraubenfeder 23 ruht hierbei auf einer Gleitscheibe T6, während das obere Schraubenfederende im Federteller 2h fest verankert ist.

Die Anordnung der Gelenkvorrichtung muss nicht in jedem Falle im Mittelbereieh des Fusses erfolgen. Das beste Resultat wird erzielt, wenn sich die Trennebene der Fussabschnitte etwa 20 bis 30 cm, vorzugsweise etwa 25 cm, unterhalb der Sitzfläche befindet (Abstand h in Fig. 1).

Anstelle der erwähnten Teflonscheiben lassen sich auch andere Gleitelemente, z.B. druckaufnehmende Wälzlager, einsetzen.

Claims (6)

MARPAL AG Dr.Kö/je SCHUTZANSPRUCHE

1. Ergonomisches Sitzmöbel mit einem unteren, zur Abstützung auf dem Fußboden dienenden Gestell (1) mit Unterteil (3) und einem auf demselben angeordneten Sitz (2) mit gepolsterter Sitzfläche (4), dadurch gekennzeichnet, daß zwischen dem Sitz (2) und dem Unterteil (3) des Gestells (1) eine elastische Gelenkvorrichtung angeordnet ist, wobei die im Gelenkbereich aufeinanderliegenden Stirnflächen des Sitzes und des Unterteiles eine Krümmung aufweisen, derart, daß bei Belastung des Sitzes (2) eine pendelnde Auslenkung des Sitzes (2) längs einer gedachten Kugelfläche ermöglicht wird und der Sitz (2) bei nachlassender Belastung unter Einfluß einer Rückstellkraft seine zentrale Lage wieder einnimmt.

2. Sitzmöbel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das die Rückstellkraft erzeugende Rückstellelement ein aus elastischem Material, vorzugsweise Stahl, bestehender Stab (19) oder eine Schraubenfeder (23) ist.

3. Sitzmöbel nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Sitz (2) gegenüber dem Unterteil (3) drehbar ist.

4. Sitzmöbel nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Gelenkvorrichtung drei übereinander angeordnete, durch eine zentrale Schraube (12) zusammengehaltene, massive, materialelastische Kissen (9, 16, 17) aufweist, wobei sich die beiden äußeren (16, 17) derselben innerhalb des Sitz- und Unterteiles befinden, das mittlere (9) dagegen zwischen den jeweiligen Sitzflächen liegt und auf seiner oberen Seite eine Gleitscheibe (13) aus reibungsarmen Werkstoff, vorzugsweise Polytetrafluoräthylen, aufweist.

5. Sitzmöbel nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß das mittlere Kissen (9) in seinem der Schraube (12) zugewandten Mittelbereich einen Ringwulst (10) aufweist, welcher seiner dem oberen Kissen (17) zugewandten Fläche eine Gleitscheibe (T2) trägt.

6. Sitzmöbel nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß das mittlere Kissen (9) in seinem Randbereich in Anpassung an die angrenzenden Konturen (R) von Sitz- und Unterteil zu einem Bremsring (11) verbreitert ist, welcher direkt, das heißt ohne Zwischenlage einer reibungsarmen Gleitscheibe an den beiden Randbereichen (R) anliegt, derart, daß der genannte Bremsring (11) bei Neigung des Sitzes (2) zusammengepreßt wird und damit in Kontakt mit den genannten Randbereichen (R) eine Drehung des Sitzes (2) relativ zum Unterteil (3) verhindert.