DE88225C

DE88225C - Herstellung von für Textilzwecke geeigneten und in Wasser unlöslichen Fäden und Gespinnsten aus Gelatine

Info

Publication number: DE88225C
Application number: DE189588225D
Authority: DE
Inventors: Adam Millar
Priority date: 1895-07-11
Filing date: 1895-07-11
Publication date: 1896-08-29

Description

KAISERLICHES

PATENTAMT.

PATENTSCHRIFT

- JV*

KLASSE 29: Gespinnstfasern.

ADAM MILLAR in GLASGOW.

aus Gelatine.

Patentirt im Deutschen Reiche vom 11. Juli 1895 ab.

Den Gegenstand der Erfindung bildet ein Verfahren zur Herstellung biegsamer und in Wasser unlöslicher Gelatinefäden, welche vermöge ihrer Beschaffenheit für Textilzwecke geeignet sind.

Gelatine im chemischen Sinne, d. h. thierischer Leim, Hausenblase oder auch Handelsgelatine oder dergleichen, wird in heifsem Wasser aufgelöst und durch Zusatz von Kaliumbichromat oder ähnlich wirkenden Chemikalien derartig präparirt,. dafs die Leimsubstanz, wenn sie getrocknet und event, dem Lichte ausgesetzt ist, ihre Löslichkeit in Wasser verliert. Die obige Lösung wird, nachdem sie zur erforderlichen Consistenz eingedampft ist, in heifsem Zustande in ein Gefäfs gebracht, dessen Boden mit einer Anzahl feiner, warzenförmiger Oeffnungen ausgestattet ist, aus welchen die Gelatinemasse unter dem erforderlichen Druck in Form der gewünschten Fäden herausgeprefst wird.

Auf der beiliegenden Zeichnung ist. in den Fig. ι und 2 in zwei rechtwinklig gegen einander gerichteten Schnitten ein zum Ausziehen der Gelatinemasse geeigneter Apparat in schematischer Weise veranschaulicht. Zur Aufnahme der präparirten Leimmasse dient das cylindrische Gefäfs A, welches am Boden mit einer Anzahl feiner Röhrchen B versehen ist, je mit einem Absperrhahn JB¹ und einer verlängerten Mündung mit sehr feiner Ausflufsöffnung.

Nach oben ist das Gefäfs A luftdicht mit einem Deckel oder einer Haube C mit zwei Hahnstutzen C¹C'² verschlossen, während das Gefäfs aufsen mit einem ebenfalls cylindrischen Mantel D mit einem Zuflufsrohr D¹ und einem Abflufsrohr D² umgeben ist.

Die dünn auslaufenden Mündungsenden der Rohre B sind durch ein cylindrisches, geschlossenes Gefäfs E hindurchgeführt, so dafs die Enden der Rohre durch die untere Gefäfswand hindurchreichen. An seinen beiden Enden ist der Cylinder E mit einem Einlafshahn E¹ und einem Auslafshahn E² versehen.

Die Füllung des Gefäfses A mit präparirter Leimmasse geschieht durch den Hahn C¹, welcher darauf geschlossen wird, während die Masse im flüssigen Zustande erhalten wird durch einen Strom von heifsem Wasser, welcher in dem äufseren Mantel D durch das Einlafsrohr D¹ und das Ablafsrohr D'² circulirt. Dieser Heifswasserstrom ist in der Weise zu reguliren, dafs die Temperatur während der Dauer des Processes möglichst genau auf 93 ° C. gehalten wird.

Der Cylinder E, durch welchen die Mündungsenden der Rohre B hindurchgehen, wird ebenfalls von warmem Wasser durchflossen und durch Regulirung des Ab- und Zuflusses auf 38° C. erhalten, bei welcher Temperatur sich das Ausziehen der Gelatine in Fäden am besten vollziehen läfst.

Bei der Temperatur von 38° C. ist die gehörig concentrirte Leimmasse bereits zu steif, um ohne Druckanwendung aus den feinen Mündungen der Röhrchen B auszufliefsen. Es ist zu diesem Zwecke erforderlich, auf die

flüssige Masse in dem Gefäfs A einen entsprechenden Druck auszuüben, was am geeignetsten mittelst von oben in dasselbe unter passender Druckregulirung eingeführter comprimirter Luft zu bewerkstelligen ist.

Durch den Druck dieser durch den Hahn C² eingeführten comprimirten Luft wird die Gelatinemasse mit einer Temperatur von 38⁰C, d. h. im erstarrenden Zustande, in Form feiner Fäden aus den unteren feinen Mündungen der Rohre B ausgetrieben.

Diese Fäden können von einer Trommel F, deren Umdrehungsgeschwindigkeit entsprechend zu reguliren ist, nach Bedürfnifs zu einem noch gröfseren Grade von Feinheit ausgezogen werden, und werden dieselben von dort auf einem endlosen Tuche G, welches sich in der gleichen Geschwindigkeit wie die Peripherie der Trommel F bewegt, weiter geführt.

Am anderen Ende des Transportbandes G können die fertigen Fäden entweder einzeln abgehaspelt werden oder in der Art von Seidengarn zu mehreren in beliebiger Weise zusammengesponnen werden.

Am vortheilhaftesten ist es, die Chemikalien, welche dazu dienen, die Gelatine in Wasser unlöslich zu machen, wie Kaliumbichromat, Alaun, Chromalaun, Tannin, Gallussäure, Chromsäure, Wolframsäure, sowie die Salze dieser Säuren, Formaldehyd u. dergl., der Gelatinemasse im erwärmten flüssigen Zustande, wie beschrieben, beizufügen, indessen können auch die fertigen Fäden aus Gelatine durch nachträgliche Behandlung mit den oben erwähnten Substanzen in Wasser unlöslich gemacht werden.

Auf die Herstellung der Gelatinemasse in Fadenform haben die erwähnten Chemikalien keinen Einflufs, da sie nur dazu bestimmt sind, in minimalen Mengen angewandt, infolge ihrer chemischen Reaction die Masse gegen eine spätere Einwirkung des Wassers unempfindlich zu machen; aus diesem Grunde ist es belanglos, ob die Chemikalien der flüssigen Masse beigefügt werden, oder ob die fertigen Fäden durch deren Einwirkung unlöslich gemacht werden.

Die Festigkeit und Steifigkeit der erzeugten Fäden kann nach Bedürfnifs durch Zusatz entsprechender Mengen von Glycerin, Ricinusöl oder dergleichen zu der flüssigen Masse modificirt werden, auch kann diese Masse durch Zusatz fein geriebener Farbstoffe oder flüssiger Farbextracte nach Belieben gefärbt werden.

Claims

Patent-Anspruch:

Die Herstellung von für Textilzwecke geeigneten und in Wasser unlöslichen Fäden und Gespinnsten aus Gelatine durch Behandlung derselben mit doppelchromsaurem Kali oder ähnlich wirkenden Chemikalien.

Hierzu 1 Blatt Zeichnungen.

ff Z Z S