-
Herstellung von Leichtbauplatten Die Erfindung bezieht sich auf ein
Verfahren zum Herstellen von Leichtbauteilen, z. B. Platten, Rahmen, Formteilen
o. dgl. Es ist bekannt, z. B. für Innenwandschalungen leichter Bauweise warmhaltende
Holzfaserplatten zu verwenden, ferner sind Asbestzementplatten und Platten aus mit
einem Bindemittel versteinerten Holzspänen oder Holzwolle, sogenannte Heraklithplatten,
bekannt. Schließlich sind auch Gipsdielen und Bimszementdielen in verschiedenen
Formen bekannt. Gipsdielen werden auch mit Einlagen von Rohr, dünne Gipsdielen mit
Einlagen von Kokosfasern hergestellt; dem Gips wird gegebenenfalls Sägemehl oder
Korkmehl beigemischt. Das Verfahren nach der Erfindung besteht demgegenüber darin,
daß vorgetrocknete, gegebenenfalls gerissene und auf eine bestimmte Länge gebrochene
Pflanzenstengel, vorzugs,#veise Mischungen solcher Pflanzenstengel, z. B. von Kartoffelkraut,
Mais, Tabak, Mohn, Schilf, Brennessel u. dgl., oder Bohnen- oder Erbsenstroh, oder
Stroh von Getreidearten oder Dünnreisig, mit einem Bindemittel, vorzugsweise einem
hydraulischen Bindemittel, wie Zement, Kalk, Gips, Magnesit, Wasserglas o. dgl.,
zu Bauteilen verpreßt werden, wobei vorzugsweise das Bindemittel nur in der für
das Zusammenhalten der Pflanzenstengel notwendigen Menge verwendet wird. Auch die
Stengel von Raps sind geeignet, ebenso Sauergräser.
-
Das Verfahren nach der Erfindung ergibt Leichtbauteile, die alle Vorteile
bekannter Leichtbauplatten aufweisen, insbesondere nagelbar und leicht zu zersägen
sind, und die gegen Hitze, Kälte und Schall gut isolieren. Darüber hinaus bietet
das Verfahren nach der Erfindung den Vorteil, daß zu seiner Durchführung nur Pflanzenstengel
gebraucht
werden, die in nahezu beliebiger Mennauch in Notzeiten
zur Verfügung stehen und die bisher größtenteils unbenutzt vernichtet, jedenfalls
aber nicht als Baustoffe oder für ähnliche wertvolle Verwendungszwecke benutzt wurden
und daher billig sind. Nach dem neuen Verfahrenhergestellte Platten lassen sich
beim Hausbau für alle Zwecke verwenden, auch als Außenplatten, die an ein Fachwerk
oder ein sonstiges Traggerüst angenagelt oder angehängt werden. Als Außenplatten
müssen sie mit Kalk- oder Zementputz o. dgl. verputzt werden.
-
In weiterer Erfindung werden Pflanzenstengel der erwähnten Art vorzugsweise
nach chemischer Entwässerung, z. B. Behandlung mit verdünnter Schwefelsäure, mit
Phenoplasten oder sonstigen Kunstharzen als Bindemittel verpreßt.
-
Auf diese Weise können Fensterrahmen und ähnliche Formteile hergestellt
werden, die ohne weiteren Schutz und ohne besondere Oberflächenbehandlung wetterbeständig
sind und eine für jeden baulichen Zweck genügende Kantenfestigkeit aufweisen.
-
Im einzelnen wird das Verfahren nach der Erfindung wie folgt durchgeführt:
Die Pflanzenstengel werden zunächst getrocknet. Das Trocknen geschieht am einfachsten
an der Luft, gegebenenfalls unter offenen Schuppendächern. Im Bedarfsfall kann ein
schnelles Trocknen größerer Mengen von Pflanzenstengeln auch in besonderen durchlüfteten
Trockenkammern erfolgen, wie sie z. B. zum Trocknen von auf Wagen einzufahrenden
Holzstapeln benutzt werden. je nach dem Verwendungszweck können die Pflanzenstengel
in ihrer natürlichen Länge oder mehr oder weniger zerkleinert verwendet werden.
Bei der Herstellung großer und dicker Bauplatten ist eine Zerkleinerung nicht erforderlich.
Im allgemeinen genügt es, die Stengel auf eine größte Dicke von etwa I _mm und auf
eine größte Länge von-etwa io crn zu zerkleinern. Das " e# rk)einern erfolgt zweckmäßig
in einer reißwolfähnlichen Maschine anschließend an das Trocknen. Vor der Verarbeitung
müssen die zerkleinerten Stengel wieder angefeuchtet werden, damit sie das Bindemittel
annehmen. Wenn eine Imprägnierung mit einem Konservierungs- oder Flammschutzmittel
vorgenommen werden soll, so geschieht dies vorteilhaft zugleich mit dem Anfeuchten;
die Imprägnierungsmittel werden dann einfach dem Bad zugesetzt, in dem die Stengel
angefeuchtet werden. Nach dem Anfeuchten werden die Stengel über ein Sieb geleitet
oder durch ein Siebband weiterbefördert derart, daß überschüssige Flüssigkeit abtropfen
kann. Gegebenenfalls kann der Förderweg so lang sein oder die Beförderung so langsam
vorgenommen werden, daß bis zum nächsten Arbeitsgang durch teilweises Verdunsten
der aufgenommenen Feuchtigkeit jeder gewünschte Feuchtigkeitsgrad eingestellt werden
'kann. Sobald der richtige Feuchtigkeitsgrad erreicht ist, werden die Stengel in
dünner Lage, in der Überdeckungen möglichst nicht vorkommen, mit dem in Form von
Puder vorhandenen Bindemittel, z. B. mit reinem Zementpuder, bestreut. Während der
Zugabe des Bindemittels können die Stengel gerüttelt oder geschüttelt werden, so
daß andere Teile ihrer Oberfläche nach oben oder außen gelangen und mit dem frisch
zugeführten oder an anderen Stengeln schon haftenden Bindemittel in Berührung kommen.
Das Bindemittel kann durch Aufblasen aufgebracht werden. Die nunmehr mit dem Bindemittel
behafteten Pflanzenstengel werden in Formkästen aufgeschichtet. Der Boden des Formkastens
besteht aus Holz oder Blech. Mit dem Boden ist ein den Kasten seitlich begrenzender
Rahmen, zweckmäßig aus Eisen, fest verbunden. Der Rahmen ist so hoch, wie der fertiggepreßte
Bauteil werden soll. je nachdem, ob dünnere oder dickere Platten oder sonstige Bauteile
gepreßt werden sollen, werden die mit dem Bindemittel bestäubten Stengel in den
Formkästen zu einer Höhe aufgeschichtet, die das Drei- bis Vierfache der Höhe des
Fertigbauteiles beträgt. Die zum Pressen aufgeschichtete Masse wird also nachträglich
auf etwa i/4 bis i/3 der Schichthöhe zusammengepreßt. Eine Schichthöhe von io bis
r5 cm entspricht somit einer Höhe des Bauteiles von 2,5 bis 5 cm. Das Maß der Pressung
wird dem Verwendungszweck des Bauteiles angepaßt. Platten, die für Fußböden oder
für Dächer bestimmt sind und die dementsprechend fester und dichter sein sollen,
werden stärker gepreßt als Platten, die z. B. nur für Zwischenwände bestimmt sind.
Der aufzuwendende Preßdruck hängt außer von dem Maß, um das die aufgeschichteten
Stengel zusammengedrückt werden sollen, von der Art der Stengel und der Art des
Bindemittels ab. Die erforderlichen Drücke lassen sich auch bei der Herstellung
großer Platten mit bekannten Pressen ohne weiteres erzielen. Es sind dabei nicht
nur hydraulische, sondern auch Spindel- und sogar Kniehebelpressen verwendbar. Weil,
wie unten noch beschrieben wird, stets ein ganzer Satz von Formkästen gepreßt wird,
müssen die Pressen allerdings eine genügend große Hubhöhe haben.
-
Für allgemeine Verwendungszwecke ist es richtig, wenn die einzelnen
Stengelstücke regellos durcheinander aufgeschichtet werden. Beim Pressen wird dann
eine mechanische Verklammerung der einzelnen Stengel erzielt, die eine nach allen
Richtungen hin etwa gleiche Festigkeit des fertigen Erzeugnisses ergibt. In Sonderfällen
kann es zweckmäßig.sein, die Stengel nach der einen oder anderen Richtung hin gleichlaufend
zu schichten. In dieser Richtung ist dann die Festigkeit, insbesondere die Biegefestigkeit,
besonders groß, quer dazu allerdings geringer.
-
Das Aufschichten der Stengel erfolgt vorteilhaft, nachdem der Formkasten,
der für die Aufnahme der Stengelmasse bestimmt ist, auf einen ihm angepaßten Spezialwagen,
z. B. auf einen zweirädrigen Karren, aufgesetzt wurde. Wenn der erste, auf diesen
Wagen aufgesetzte Formkasten gefüllt ist, wird auf die Füllung der zweite Formkasten
aufgesetzt und ebenfalls gefüllt usw., bis etwa 20 oder 25 gefüllte Formkästen aufeinanderstehen.
Dieser Satz oder Stapel wird dann mit einer oberen Preßplatte überdeckt in die Presse
eingefahren
und anschließend auf das gewünschte Maß zusammengepreßt.
Die gepreßten Formen werden, solange sie noch unter Preßdruck stehen, einschließlich
der oberen Preßplatte mittels Stangen o. dgl. zusammengeklammert. Hierauf wird der
Preßkolben abgehoben und der gepreßte und zusammengeklammerte Stapel aus der Presse
herausgefahren. Er bleibt zusammengeklammert, bis das Bindemittel wenigstens teilweise
abgebunden hat, was bei Zement etwa 24 Stunden in Anspruch nimmt. Anschließend wird
die Verklammerung gelöst. Die fertiggeformten Bauteile werden dann aus den Formkästen
'herausgenommen, z. B. auf einem Tisch ausgekippt. Zweckmäßig sind die Formkästen
in bei Formen allgemein bekannter Weise nach oben leicht erweitert, damit die geformten
Teile leicht herausgenommen werden können. Hölzerne Formkastenteile werden gelegentlich
mit .N9odellöl, Rohöl oder einem ähnlichen Mittel benetzt, das sie gegen die Feuchtigkeit
des Preßgutes unempfindlich macht, vor allem aber das Anhaften des Bindemittels
an den Formkastenteilen verhindert. Auch metallische Formkastenteile können zu diesem
Zweck mit ihrem Werkstoff angepaßten Mitteln benetzt werden. An Stelle geschlossener
Formkästen können auch aufklappbare Rahmen Verwendung finden. Rahmen verschiedener
Höhe können auch auf besondere Bauteile bildende Grundplatten oder Böden aufgesetzt
oder leicht lösbar mit den Grundplatten verbunden werden. Um höhere Bauteile zu
formen, können auch mehrere Formrahmen aufeinandergesetzt werden, wie dies ähnlich
in der bIetallformerei bekannt ist. Die aus den Formkästen entfernten Bauteile werden
vor der Verwendung weitergelagert, bis zunächst der Abbindevorgang beendet und anschließend
der Bauteil ausgetrocknet ist. Zu diesem Zweck können die Bauteile in luftigen Schuppen
aufgeschichtet werden, wie dies bei der Ziegelherstellung bekannt ist. Wenn besonders
hohe Abbindefestigkeiten erzielt werden sollen, kann es bei der Verwendung von Zement
als Bindemittel zweckmäßig sein, die geformten Teile durch Besprengen mit Wasser
während der ersten Stunden oder Tage des Lagerns feucht zu halten, wie es bei Zementwaren
teilweise üblich ist. Statt die Bauteile aufzuschichten, kann man auch Haken in
sie einschlagen und die Teile an den Haken zum Trocknen aufhängen.
-
Bevor die Bauteile, besonders Platten, zur Baustelle gebracht werden,
erfahren sie eine für ihren Verwendungszweck etwa notwendige besondere Oberflächenbehandlung
zweckmäßig schon am Ort ihrer 1-lerstellung. So können Platten, die für Außenwände
bestimmt sind, schon am Herstellungsort auf einer oder beiden Seiten mit einer dichten
Oberflächenschicht, z. 13. einer Zementmörtelschicht, überzogen werden, so claß
an der Baustelle nur noch die Fugen zu dichten sind. Fußbodenplatten können glattgeschliffen
und an der Oberfläche mit Wasserglas gedichtet werden.
-
13ei (lern abgewandelten Verfahren, bei dem die Pflanzenstengel mit
einem harzigen Bindemittel verpreßt werden, wird das letztere zweckmäßig in solcher
Menge verwendet, daß es zur Bildung einer dichten, porenfreien Oberfläche ausreicht.