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Gerbmittel Es ist aus den deutschen Patentschriften Nr. 7228 186 und
747 1722 bekannt, Blößen durch Behandlung mit Sulfohalogeniden, insbesondere solchen,
die durch Sulfohalogenierung, vorzugsweise Sulfochlorierung höhermolekularer gesättigter
aliphatischer Kohlenwasserstoffe erhalten worden sind, in Leder überzuführen. Dabei
kann die Behandlung mit den erwähnten Sulfohalogeniden in Gegenwart oder Abwesenheit
von säurebindenden Stoffen, besonders alkalischen Salzen, erfolgen.
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Es ist ferner bekannt, daß es meistens für die Gerbung vorteilhaft
ist, vor oder nach der Sulfohalogenidgerbung eine Vor- oder Nachgerbung mit Formaldehyd,
gerbenden Mineralsalzen oder pflanzlichen oder künstlich hergestellten Gerbmitteln
vorzunehmen. Die höherrnolekularen gerbend wirkenden Sulfohalogenide werden zweckmäßig,
da sie an sich nicht in Wasser löslich sind, durch geeignete Emulgiermittel, wie
z. B. den Verseifungsprodukten der Sulfohalogenide, in eine wäßrige Emulsion und
damit in eine für die Gerbung geeignetere Form gebracht. Das bekannte Verfahren
erfordert also zweckmäßig die Verwendung eines weiteren Hilfsstoffes, nämlich eines
besonderen Emulgators, dessen Gegenwart die Durchführung des Verfahrens umständlicher
macht und die Gerbung selbst nicht fördert.
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Diese übelstände werden durch die Erfindung überwunden. Es wurde nämlich
gefunden, daß partiell amidierte Di- oder Polysulfohalogenide höhermolekularer gesättigter
aliphatischer Kohlenwasserstoffe vorzügliche Gerbmittel darstellen, und daß diese
Verbindungen selbstemulgierend sind und daher bei ihrer Verwendung zum Gerben keines
besonderen
Emulgatorenzusatzes bedürfen. Besonders geeignet als
Gerbmittel sind mit Hexamethylentetramin partiell amidierte Di- oder Polysulfochloride.
°' Die Anwendung der ,Mittel kann mit einer Vorbehandlung der Blößen oder einer
Nachbehandlung der Leder mittels Formaldehyd, mineralischen, pflanzlichen oder künstlichen
Gerbstoffen verbunden sein.
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Bei den neuen Gerbmitteln handelt es sich um Verbindungen, welche
z: B. in einfacher Weise durch Umsetzung von solchen Sulfohalogeniden, insbesondere
Sulfochloriden höhermolekularer gesättigter aliphatischer Kohlenwassergtoffe, welche
zwei oder mehr Stllfohalogenidreste enthalten, mit Alkylaminverbindungen, welche
nur` ein. reaktionsfähiges Wasserstoffatom besitze entstehen, wobei jedoch die Reaktion
so gelei'tct,'';°,', rdcn muß, daß mindestens ein Sulfohalogenidrest nicht abgesättigt
wird. Es ist wesentlich, daß nur partiell amidierte Di- oder Polysulfohalogenide
zum Gerben verwendet werden, denn nur der Rest -S 02 Cl besitzt Affinität zur Hautfaser.
Das unverseifte Reaktionsprodukt gerbt als solches unmittelbar. Es ist; ohne ausgesprochen
wasserlöslich zu sein, auf Grund seines eigenen Emulgierverm°cgens in Wasser gut
verteilbar, so daß ein mit ihm erhaltener Gerblicker nur einen °Sioff enthält,:
welcher mit ,den Eiweißstoffen der Blöße in Reaktion zu treten vermag. Infolgedessen
werden ganz besonders gleichmäßige Gerbwirkungen nach der Erfindung erzielt.
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Mit der Erfindung ist der weitere Vorteil verbunden, daß sie die bisher
bei der Sulfohalogenierung entstehenden, als' lästige Ballastanteile angesehenen
Di- und' Polysulfohalogenide einer sehr vorteilhaften technischen Verwendung zuführt.
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Neben sekundären Aminen, wie Dimethyl-, Diäthyl-, Dipropylamin, Dibutylatnin,
N#Methylanilin usw., eignet sich als Reaktionskomponente besonders auch Hexamethylentetramin.
Der in Hexamethylentetramin vorhandene tertiäre Stickstoff bildet bei der Reaktion
mit Säuren oder Säurechloriden unter Aufspaltung, der Ringstruktur auch sekundäre
Amine irr Verbindung mit Formaldehydanlagerungsprodukten. Bei Verwendung von Hexamethylentetramin
als Umsetzungskomponente erhält -man somit Produkte, welche die Gerbwirkung von
Formaldehyd und 'partiell amidierten Polysulfohalogeniden in sich vereinen.
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Die Anwendung der Mittel erfolgt im allgemeinen in der für Gerbmittel
üblichen Weise. Es wird im Faß vorzugsweise mit sehr kurzer Flotte gegerbt.
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Beispiele i. In üblicher Weise gepickelte . Schafblößen werden im
Faß unter Zusatz von 4% in wenig Wasser gelöster Soda und 15 bis 2o % eines 'Produktes,
welches durch partielle Urilsetzung von aus Mineralöl gewonuletren Di- und Polysulfochloriden
mit f>ibutylamin erhalten wurde, 2 Stunden gewalkt. (Die Prozentangaben beziehen
sich auf das Gewicht der abgetropften Schafblößen.) Die aus dem Faß entnommenen
Leder werden, ohne zu spülen, zum Trocknen aufgehängt, nach dem Trocknen mit Wasser
im Faß angefeuchtet und wie üblich zugerichtet. Infolge der egalisierenden Wirkung
ist noch in der Blöße enthaltenes, natürliches Fett sehr gleichmäßig verteilt.
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2. In üblicher Weise mit Kochsalz und Ameisensatire gepickelte Kalbsblößen
werden im Faß unter Zusatz von etwa,5 e/o Soda in wenig Wasser kurze Zeit gewalkt,
dann in Abständen von je 2o Minuten insgesamt zäo/o eines Produktes, welches aus
einem rriit Hexamethylentetramin partiell umgesetzten Polysuliochlorid aus gesättigtem
Mineralöl besteht, zugesetzt und im Faß noch 2 Stunden laufen lassen. Die aus dem
Faß entnommenen Leder werden zum Trocknen aufgehängt, zur gegebenen Zeit werden
die Leder wieder angefeuchtet, gewaschen, gefärbt und, falls notwendig, noch nachgefettet.
Die Zurichtung erfolgt wie üblich.
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3. Wie vorstehend gepickelte Kalbsblößen werden im Faß mit i °/o Formaldehyd
vorgegerbt, worauf anschließend wie im Beispiel e weiter verfahren wird.