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Gebiet der
Erfindung
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Die
vorliegende Erfindung betrifft Betulinsäure und Dihydrobetulinsäure und
ihre Derivate und deren Einsatz als Pharmazeutika.
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Allgemeiner Stand der
Technik
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Retroviren
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Retroviren
sind kleine einzelsträngige
positivstrangorientierte RNA-Viren. Eine retrovirale Partikel besteht
aus zwei identischen einzelsträngigen
positivstrangorientierten RNA-Molekülen. Deren
Genom enthält
u. a. die Sequenz der RNA-abhängigen
DNA-Polymerase, auch reverse Transkriptase genannt. Es wurden viele Moleküle der reversen
Transkriptase und in Verbindung mit der Genom-RNA in reifen Viruspartikeln
gefunden. Bei Eintritt in eine Zelle produziert diese reverse Transkriptase
eine doppelsträngige
DNA-Kopie des Virusgenoms, die anschließend in das Chromatin der Wirtszelle
eingesetzt wird. Nach dem Einsetzen wird die Virussequenz als Provirus
bezeichnet. Retrovirale Integration hängt direkt von Virusproteinen
ab. Lineare virale DNA-Termini (LTR) stellen unmittelbare Präkursoren
der integrierten proviralen DNA dar. Es kommt zu einer charakteristischen
Duplikation von Kurzabschnitten der Wirts-DNA an der Integrationsstelle.
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Virale
Nachkommengenome und mRNA werden mittels RNA-Polymerase der Wirtszelle
als Reaktion auf Transkriptions- und Regulationssignale in den Terminalregionen
der Provirussequenzen, den langen terminalen Wiederholungen oder
LTR aus der eingedrungenen Provirussequenz transkribiert. Der Mechanismus der
Proteinproduktion durch die Wirtszelle bildet die Grundlage für die Produktion
von Virusproteinen, von denen bis zur Verarbeitung durch viral kodierte
Protease viele inaktiv sind. Virale Nachkommenpartikel entfalten sich
typischerwese nichtlytisch von der Zelloberfläche. Retrovirale Infektion
beeinträchtigt
nicht unbedingt den normalen Lebenszyklus einer infizierten Zelle
bzw. eines infinzierten Organismus. Umgekehrt verläuft eine
Infektion allerdings auch nicht immer gutartig in Bezug auf den
Wirtsorganismus. Während
die meisten Klassen der DNA-Viren an Tumorgenese beteiligt sein
können,
wirken Retroviren als einzige taxonome Gruppe der RNA-Viren onkogen.
Verschiedene Retroviren wie das humane Immundefektvirus (HIV), das
als ätiologischer Wirkstoff
das erworbene Immundefektsyndrom beim Menschen (AIDS) hervorruft,
sind auch für
verschiedene sehr selten auftretende Erkrankungen des Immunsystems
höherer
Tiere verantwortlich.
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HIV-Infektion
und AIDS
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Das
humane Immundefektvirus (HIV) gehört zu den Lentiviren, einer
Unterfamilie der Retroviren. Viele Retroviren sind bekannte Karzinogene.
Es ist nicht bekannt, dass HIV per se im Menschen und anderen Tieren Krebs
hervorruft, aber es stellt eine beachtliche Belastung des Wirts
dar. Das Virusgenom enthält
viele regulatorische Elemente, mit deren Hilfe das Virus sowohl
in ruhenden als auch in sich teilenden Zellen seine Replikationsrate
steuern kann. Vor allem aber infiziert das HIV-Virus Zellen des
Immunsystems und dringt in diese ein; es setzt das Immunsystem außer Kraft
und macht den Patienten für
opportunistische Infektionen und Neoplasmen suszeptibel. Der Immundefekt
ist offenbar progressiv und irreversibel bei einer hohen Sterblichkeitsrate,
die sich über
mehrere Jahre 100% nähert.
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HIV-1
wirkt trophisch und zytopathisch bei T4-Lymphozyten, Zellen des
Immunsystems, die das Zelloberflächen-Differenzierungsantigen
CD4, auch OKT4 und leu3, bezeichnen. Der virale Tropismus beruht
auf den Wechselbeziehungen zwischen der Virushülle Glykoprotein gp120 und
den Zelloberflächenmolekülen CD4
(Dalgleish et al., Nature 312: 763–767 (1984)). Diese Wechselbeziehungen
sind nicht nur für
die Infektion suszeptibler Zellen durch das HIV-Virus sondern auch
für virusinduzierten
Fusion infizierter und nichtinfizierter T-Zellen verantwortlich. Diese Zellfusion
führt bei
AIDS-Patienten zur Bildung multinukleärer Synzytia, zu Zelltod und
progressiver Erschöpfung
von CD4-Zellen. Durch diese Vorgänge
kommt es zur HIV-induzierten Immunosupression und ihren Folgeerscheinungen,
opportunistischen Infektionen und Neoplasmen.
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Neben
CD4+ T Zellen gehören
zu den HIV-Wirten auch Zellen mononukleärer phagozytischer Herkunft
(Dalgleish et al., supra), einschließlich Blutmonozyten, Gewebemakrophagen,
Langerhans-Zellen der Haut und dendritische Retikulumzellen innerhalb
Lymphknoten. HIV ist außerdem
neurotropisch, es kann Monozyten und Makrophagen des zentralen Nervensystems
infizieren und schwere neurologische Schäden verursachen.
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Makrophagen/Monozyten
bilden ein wichtiges HIV-Reservoir. Sie können mit CD4-haltigen T-Zellen interagieren
und fusionieren, was zur Erschöpfung
von T-Zellen führt
und so zur Pathogenese von AIDS beiträgt.
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Wirkstoffe
gegen HIV
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Derzeit
werden in der Entwicklung von Therapien zur Unterdrückung von
bzw. Intervention bei der Entwicklung von klinischen Symptomen bei
HIV-infizierten Patienten intensive Anstrengungen unternommen. Diese
Anstrengungen konzentrierten sich hauptsächlich auf den Einsatz von
Nukleosidanaloga wie AZT (Azidothymidin) sowie auf andere Dideoxynukleosid-Derivate
wie ddA, ddT, ddI und ddC. Diese Wirkstoffe hemmen die reverse Transkriptase
von Virusenzymen und damit die de-novo-Infektion von Zellen. Sobald
allerdings die Virusinfektion innerhalb einer Zelle stattgefunden
hat, erfolgt die Virusreplikation mittels Wirtszellenenzyme. Die
Wirksamkeit von Wirkstoffen, deren Wirkung auf die Inhibition reverser
Transkriptase beruht, ist daher eher beschränkt. Zwar wird die Verbreitung
freier Viren im Organismus blockiert, doch die Mechanismen der Bildung und
Pathogenese von Synzytien durch direkte interzelluläre Verbreitung
bleiben bestehen. Es besteht somit ein Bedarf nach neuen Wirkstoffen
gegen HIV, deren Wirkungsmechanismus nicht auf die Inhibition reverser Transkriptase
beschränkt
ist.
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Es
werden bei der Entwicklung therapeutischer Wirkstoffe zur Unterbindung
der Replikation des menschlichen Immundefektvirus (HIV) derzeit
verschiedene Anstrengungen unternommen. Zwar sind verschiedene Nukleosid-HIV-1
Revertase (RT) Inhibitoren, darunter AZT, ddI, ddC und D4T, durch
die FDA zugelassen und in klinischem Gebrauch, doch haben alle diese
Verbindungen Nebenwirkungen, außerdem
mutiert das HIV so schnell, dass das Virus gegen diese Wirkstoffe
Resistenzen entwickelt hat. Daher sind auf einem abweichenden Wirkungsprinzip
basierende Verbindungen, die potente Wirkstoffe gegen HIV darstellen,
zur Ergänzung
in bestehenden Anti-HIV-Therapien dringend vonnöten. Die Entwicklung von Anti-HIV-Wirkstoffen konzentriert
sich gegenwärtig
auf die Entdeckung abweichender Verbindungen, die entweder neuartige
Strukturen aufweisen oder auf neuartigen Wirkungsmechanismen basieren.
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Bedeutende
Anstrengungen sind auf dem Gebiet pflanzlicher Naturprodukte als
neue Leitverbindungen für
Anti-HIV-Wirkstoffe und der Entwicklung von Modifikationen dieser
Leitverbindungen unternommen worden. Durch geeignete strukturelle
Modifikationen dieser Ausgangs-Leitverbindungen kann eine deutlich verbesserte
Wirksamkeit erzielt werden. So haben einige Erfinder der Gegenwart
beispielsweise Suksdorfin als aus Lomatium suksdorfii gewonnener
Anti-HIV-Verbindung isoliert und identifiziert. Eine nachträgliche Modifikation
von Suksdorfin lieferte 3',4'-di-O-(–)camphanoyl-(+)-cis-Khellacton
(DCK), eine Verbindung, die eine hochgradig potent inhibitorische
Wirkung gegen HIV-Replikation in H9-Lymphzellen mit einem EC50 Wert von 0,0004 μM und einem therapeutischen
Index (T. I.) – Wert
von 136,719 aufweist.
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Früher wurden
Betulinsäure
und Platansäure
als Grundbestandteile in Anti-HIV-Wirkstoffen aus Syzigium claviflorum
isoliert. Betulinsäure
(1) und Platansäure
(12) zeigten inhibitorische Wirkung gegen HIV-1-Replikation in H9-Lymphzellen
mit EC50 Werten von 1,4 μM resp. 6,5 μM und T.–I.-Werten von 9,3 resp. 14.
Die Hydrierung von Betulinsäure
lieferte Dihydrobetulinsäure
(6), die bei einem EC50 Wert von 0,9 und
einem T.–I.-Wert
von 14 eine leicht potentere Anti-HIV-Wirkung zeigte. Auf Grundlage
dieser Ergebnisse wurde eine Modifikation dieser Leitverbindungen
Betulinsäure
und Dihydrobetulinsäure
durchgeführt,
was zur Entdeckung weiterer potenter Anti-HIV-Wirkstoffe führte.
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Einige
Triterpenoide, einschließlich
Betulinsäure,
werden in verschiedenen bekannten medizinischen Applikationen eingesetzt,
einschließlich
der Verwendung als Wirkstoff gegen Krebs. Anderson et al. besprechen
in WO 95/04526 Triterpenoid-Derivate, die in der Krebstherapie eingesetzt
werden, dabei auch ihre Wirkung gegen Polyamine, die für eine optimales
Zellwachstum erforderlich sind. Bei einigen dieser Triterpenoide konnte
nachgewiesen werden, dass sie die für ein optimales Zellwachstum
erforderliche Enzymsynthese von Polyaminen stören und damit auch das Wachstum
von Krebszellen, dies insbesondere durch Inhibition von Ornithin-Decarboxylase.
Betulinsäure
wird überdies
auch entzündungshemmende
Wirkung zugeschrieben, was auf ihrer Fähigkeit beruhen könnte, an
Leukotrienbiosynthese beteiligte Enzyme einschließlich 5-lipoxygenase zu
inhibieren.
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In
der britischen Patentschrift 1,415,601 offenbart Chan, dass carboxylierte
Dihydrobetulinsäure-Derivate
in pharmazeutische Zusammensetzungen gegeben werden können, jedoch
gibt es keinen Hinweis bezüglich
der Verwendung dieser Verbindungen. T. Fujioka et al. beschreiben
Betulinsäurederivate
im „Journal of
Natural Products",
1994, Ausgabe 57, Nr. 2, Seiten 243–247 als Anti-AIDS-Wirkstoff;
EP 0542622 offenbart pharmazeutische
Zusammensetzungen bezüglich
Lupanderivate; H Otsuka et. al beschreiben in „Chem. Pharm. Bull." 1981, Ausgabe 29,
Nr. 11, Seiten 3099–3104
weitere Betulinsäure-Derivate.
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ZUSAMMENFASSUNG
DER ERFINDUNG
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Bei
Betulinsäure-Acyl-Derivaten
gemäß der vorliegenden
Erfindung wurde eine potente Anti-HIV-Wirkung festgestellt. Die
Gruppen C3-Hydroxy-, C17-Carbonsäure und
C20-Exomethylen
der Betulinsäure
können problemlos
modifiziert werden. Es hat sich gezeigt, dass die Einführung einer
C2 bis C20 substituierten
oder unsubstituierten Acylgruppe an der C3-Hydroxy-Gruppe der
Betulinsäure
problemlos zur Produktion der entsprechenden 3-O-Acylderivate genutzt werden kann. So
wurde Betulinsäure
mit 3,3-Dimethylglutarsäureanhydrid
oder Diglykolid-Anhydrid in Pyridin in Gegenwart von Dimethylaminopyridin
behandelt, um die entsprechende 3-O-Acylderivate (4, 5) zu herzustellen.
Eine ähnliche
Behandlung von Betulinsäure
mit Dimethyl-Bernsteinsäureanhydrid
lieferte hingegen ein Gemisch aus 3-O-(2',2'-Dimethylbernsteinsäure) und 3-O-(3',3'-Dimethylbernsteinsäure)-Betulinsäure (2 und
3). Das Gemisch wurde erfolgreich durch HPLC im präparativen
Maßstab
getrennt, die reine Proben lieferte. Die Strukturen dieser Isomere
wurden durch 1H-13C COSY
Long-Range-Prüfungen
zugeordnet.
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Die
Verbindungen der vorliegenden Erfindung haben die folgende Formel:
worin R eine Mono- oder Dikarboxylgruppe,
substituiert oder unsubstituiert aus zwischen 2 und 20 Kohlenstoffatomen,
sein kann, und R' H
oder eine C
2-C
10 substituierte
oder unsubstituierte Alkyl- oder Arylgruppe wie Azetyl, Benzyl etc.
sein kann.
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Von
besonderem Interesse sind Verbindungen mit der Formel:
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Anti-HIV-Assays
haben gezeigt, das 3-O-(3',3'-Dimethylbernsteinsäure)-Betulinsäure (3)
eine extrem potente Anti-HIV-Wirkung in akut infizierten H9-Lymphzellen
mit EC50-Werten
von weniger als 1,7 × 10–5 μM demonstrierte.
Diese Verbindung zeigte hervorragende T.–I.-Werte von mehr als 970.000
und mehr als 400.000. Verbindung 2 hingegen, das 2',2'-Dimethylisomer, zeigte Anti-HIV-Wirkungen
mit EC50-Werten von 2,7 und T.–I.-Werten
von 5,9 die deutlich niedriger lagen als jene von 3. Die Verbindungen
4, 5 zeigten bei EC50 zwischen 0,01 und
2,3 × 10–3 μM und T.–I.-Werten
zwischen 1172 und 1974 ebenfalls potente Anti-HIV-Wirkungen.
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Die
C3-Acylgruppen der aktiveren Verbindungen
haben Dimethylgruppen oder Sauerstoff an Position C3. Da die einzelnen
Sauerstoffpaare in der Diglykolgruppe an C3, in der Dimethylbernsteinsäure- bzw.
Dimethylglutarsäuregruppe,
u. U. mit den Dimethylgruppen korrespondieren, sind diese drei Acylgruppen
untereinander strukturähnlich.
Diese Beobachtung lässt
darauf schließen,
dass dieser Typus Acylgruppe bei der verbesserten Anti-HIV-Wirkung
u. U. eine wichtige Rolle spielt.
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Es
wurde als Wirkungsstudie die Hemmungsaktivität der Verbindungen 1–5 gegen
reverse HIV-1 Transkriptase untersucht. Die getesteten Verbindungen
inhibieren die reverse HIV-Transkriptase bei einer Konzentration
von 100 μg/μl nicht.
In der jüngeren
Vergangenheit wurde von anderen Betulinsäure-Derivate, wie etwa RPR
103600, als Anti-HIV-Wirkstoffe berichtet. Es stellte sich heraus,
dass sie HIV-induzierte Membranfustion inhibieren. Die Verbindungen
1–5 wurden
daher ebenfalls auf ihre Hemmungsaktivität gegen HIV-induzierte Membranfusion
bewertet. Die Verbindungen 2–5
inhibierten die Bildung von Synzytien in einem Konzentrationsbereich
von 20–40 μg/ml, was
darauf schließen
lässt,
das ein Hemmungseffekt gegen HIV-induzierte Membranfusion u. U.
Teil ihres Wirkungsmechanismus ist. Die Anti-HIV-Wirkung von Verbindung 3 ist allerdings 540.000
Mal größer als
jene von Verbindung 2, obwohl beide Verbindungen bei gleicher Konzentration
die Bildung von Synzytien inhibierten. Die Verbindung RPR 103611
inhibiert nach vorliegenden Berichten die Bildung von Synzytien
bei einer Konzentration von 3 μg/ml
und war in diesem Assay diesbezüglich
etwa zehn Mal potenter als die Verbindungen 2–5. Die bei der Untersuchung
der Verbindungen der vorliegenden Erfindung verwendete Zellinie,
CEM4, wich allerdings von der in der Literatur verwendeten Zellinie,
H9, ab. Die Anti-HIV-Wirkungen von Verbindung 3 in H9-Zellen und
PMBCs war etwa 10 bis 1000 Mal größer als jene von RPR 103611 wie
in der Literatur beschrieben. Diese Beobachtung ließ den Schluss
zu, dass neben der Inhibition der Bildung von Synzytien mindestens
ein weiterer Mechanismus an der durch diese Verbindungen demonstrierten
Anti-HIV-Wirkung
beteiligt sein könnte.
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Die
Erfindung bezieht sich ebenfalls auf mindestens eines der Betulinsäure-Derivate, das gegebenenfalls
mit einem beliebigen oder mehreren der bekannten Anti-AIDS-Therapeutika oder
einem Immunstimulans zum Einsatz bei der Behandlung eines HIV-1-infizierten Subjekts
kombiniert werden kann.
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Die
vorliegende Erfindung beinhaltet außerdem ein Konjugat eines Betulinsäure-Derivats, das wie oben
beschrieben mit löslichen
CD4, CD4 Derivaten, CD4-spezifischen Antikörpern oder HIV-kodierten Glykoproteinen
wie gp120 und gp41 oder deren Antikörpern eingesetzt wird.
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Andere
Merkmale, Vorteile, Ausführungsformen,
Aspekte und Objekte der vorliegenden Erfindung sind dem Fachmann
auf den Gebieten des betreffenden Fachs auf Grundlage der hierin
enthaltenen Beschreibung, Lehre und Anleitung verständlich.
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Bezüglich der
Verbindungen der vorliegenden Erfindung wurde unerwarteterweise
eine antiretrovirale Wirkung entdeckt, womit geeignete Verbindungen
und Zusammensetzungen zur Behandlung retroviraler Infektionen, gegebenenfalls
mit zusätzlichen
pharmazeutisch aktiven Wirkstoffen wie antiretroviralen, Anti-HIV-Verbindungen
und/oder Immunstimulanzien oder antiviralen Antikörpern oder
deren Fragmenten, zur Verfügung
stehen.
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Der
Begriff „antriretrovirale
Wirkung" bzw. „Anti-HIV-Wirkung" bezieht sich auf
die Fähigkeit
zur Inhibition zumindest:
- (1) der retroviralen
Anbindung an die Zellen;
- (2) des viralen Eintritts in Zellen;
- (3) des für
die Virusreplikation erforderlichen Zellstoffwechsels;
- (4) Inhibition bzw. interzelluläre Verbreitung des Virus;
- (5) der Synthese und/oder zellulären Expression viraler Antigene;
- (6) der Wirkung viruskodierter Enzyme (wie reverse Transkriptase
und Protease); und/oder
- (7) jede bekannte retrovirale bzw. HIV-pathogene Wirkung wie
beispielsweise Immunosuppression. Jede Aktivität, die dazu tendiert einen
dieser Mechanismen zu inhibieren, wird hier als „antriretrovirale Wirkung" bzw. „Anti-HIV-Wirkung" bezeichnet.
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DETAILLIERTE
BESCHREIBUNG DER ERFINDUNG
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Ein
Betulinsäure-Derivat
gemäß der vorliegenden
Erfindung kann zur Behandlung einer retroviralen (z. B. HIV) Infektion
entweder alleine oder in Kombination mit anderen im Fach bekannten
Therapieverfahren eingesetzt werden. Solche Therapieverfahren können die
Chemotherapie mit Wirkstoffen beinhalten, zu denen u. a. mindestens
einer der folgenden gehört:
AZT, ddC; ddA, ddT, ddI oder beliebige andere anti-retrovirale Wirkstoffe
oder Antikörper
in Kombination miteinander oder in Zusammenhang mit einem biologischen
Therapeutikum wie beispielsweise lösliche CD4, Antikörper von
CD4 und Konjugate von CD4 oder anti-CD4 oder wie in der vorliegenden
Schrift beschrieben.
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Da
die Betulinsäure-Derivate
gemäß der vorliegenden
Erfindung für
normale Zellen verhältnismäßig wenig
toxisch bzw. weitgehend nichttoxisch sind, beschränkt sich
ihr Einsatz nicht auf die Behandlung etablierter retroviraler Infektionen.
So kann ein Betulinsäure-Derivat gemäß der vorliegenden
Erfindung beispielsweise bei der Behandlung etwa in Blutbänken geführter Blutprodukte
Einsatz finden. Die Blutreserven des Landes werden derzeit auf HIV-Antikörper getestet.
Der Test liefert allerdings immer noch keine absolut zuverlässigen Ergebnisse,
und negativ getestete Proben können
dennoch das HIV enthalten. Eine Behandlung von Blut und Blutprodukten
mit den Betulinsäure-Derivaten
der vorliegenden Erfindung kann durch die Abtötung existierender Retroviren,
die nicht nachgewiesen wurden, ein zusätzliches Maß an Sicherheit bieten.
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Pharmazeutische
Zusammensetzungen
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Pharmazeutische
Zusammensetzungen gemäß der vorliegenden
Erfindung können
mindestens eines der Betulinsäure-Derivate
umfassen. Pharmazeutische Zusammensetzungen gemäß der vorliegenden Erfindung
können überdies
andere antivirale Wirkstoffe wie u. a. AZT, ddI, 2'-β-fluoro-ddI, ddA, ddG, ddC,
2'-β-fluoro-ddC,
d4T, AzddU, Phosphonylmethoxyethyladenin oder lösliche CD4 oder Immunomodulatoren,
z. B. wie unten vorgestellt, umfassen. Für eine Durchsicht therapeutischer
Wirkstoffe bei HIV-Infektionen siehe beispielsweise Mitsuya et al.,
FASEB J. 5: 2369–2381
(1991), die durch Bezugnahme hierin aufgenommen ist.
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Zu
möglichen
weiteren geeigneten antiviralen Wirkstoffen zum optimalen Einsatz
mit einem Betulinsäure-Derivat
gehören
u. a. AL-721 (Lipidgemisch), hergestellt von Ethigen Corporation
und Matrix Research Laboratories; Amphotericin B Methylester; Ampligen
(falsch zugeordnete [mismatched] RNA), entwickelt von DuPont/HEM
Research; Anti-AIDS-Antikörper (Nisshon
Food) 1 AS-101 (Schwermetallimmunostimulans); AZT (Azidothymidin/Retrovir/Zidovudin),
hergestellt von Burroughs Wellcome; Betaseron (β-interferon), hergestellt von
Triton Biosciences (Shell Oil); Butylhydroxytoluol; Carrosyn (Polymannoacetat)
Castanospermine; Contracan (Stearinsäurederivat); Creme Pharmatex
(mit Benzalkoniumchlorid als Inhaltsstoff), hergestellt von Pharmalec;
CS-87 (5-unsubstituiertes Zidovudinderivat), Cytovene (Gancyclovir),
hergestellt von Syntex Corporation; ddC (Dideoxycytidin). hergestellt
von Hoffmann-LaRoche und andere Nukleosidanaloga; Dextransulfat;
D-Penicillamin (3-Mercapto-D-valin),
hergestellt von Carter-Wallace und Degussa Pharmaceutical; Foscarnet
(Trinatrium-Phosphonoformat), hergestellt von Astra AB, Fusidinsäure, hergestellt
von Leo Lovens, Glycyrrhizin (ein Bestandteil der Süßholzwurzel);
HPA-23 (Ammonium-21-Wolfram-9-Antimonat),
hergestellt von Rhone-Poulenc Santé; humanes Immunvirus-Virostatikum,
entwickelt von Porton Products International; Ornidyl (Eflornithin),
hergestellt von Merrel-Dow; Nonoxinol; Pentamidinisethionat (PENTAM-300),
hergestellt von Lypho Med; Peptid T (Oktapeptidsequenz), hergestellt
von Peninsula Laboratories; Phenytoin (Warner-Lambert); Ribavirin;
Rifabutin (Ansamycin), hergestellt von Adria Laboratories; rsT4
(recombinante lösliche
T4), hergestellt von Biogen, Genentech and Smith, Kline Beecham;
Trimetrexat, hergestellt von Warner-Lambert Company; SK-818 (Virostatikum
auf Germaniumgrundlage), hergestellt von Sanwa Kagaku; Suramin und
seine Analoga, hergestellt von Miles Pharmaceuticals; UA001, hergestellt
von Ueno Fine Chemicals Industry; Wellferon (α-Interferon), hergestellt von Burroughs
Wellcome; Zovirex (Acyclovir, AZT), hergestellt von Burroughs Wellcome.
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Pharmazeutische
Zusammensetzungen gemäß der vorliegenden
Erfindung können überdies
Immunomodulatoren umfassen. Zu möglichen
geeigneten Immunomodulatoren für
den optionalen Einsatz mit einem Betulinsäure-Derivat der vorliegenden
Erfindung gemäß der vorliegenden
Erfindung gehören
u. a.: ABPP (Bropririmin); Ampligen (falsch zugeordnete [mismatched]
RNA), entwickelt von DuPont/HEM Research; Antihuman-Interferon-α-Antikörper (Advance
Biotherapy and Concepts); Anti-AIDS-Antikörper (Nissohn Food); AS-101 (Immunostimulans
auf Schwermetallbasis); Ascorbinsäure und ihre Derivate; Interferon-β; Carrosyn (Polymannoacetat);
Ciamexon (Boehringer-Mannheim); Cyclosporin; Cimetidin; CL-246,738 (American
Cyanamide); koloniestimulierende Faktoren einschließlich GM-CSF
(Sandoz, Genetics Institute); Dinitrochlorbenzen; Interferon-α; Interferon-gamma;
Glucan; Hyperimmungammaglobulin (Bayer); IMREG-1 (Leukozytendialysat)
und IMREG-2 (IMREG Corp.); Immuthiol (Natriumdiethyl-Thiocarbamat)
(Institut Merieux); Interleukin-1 oder Interleukin-1 (Cetus Corporation;
Hoffmann-LaRoche; Immunex); Isoprinosin (Inosin pranobex); Krestin (Sankyo);
LC-9018 (Yakult); Lentinan (Ajinomoto/Yamanaouchi); LF-1695 (Fournier);
Methionin-Enkephalin (TNI Pharmaceuticals; Sigma Chemicals); Minophagen
C; Muramyltripeptid, MTP-PE (Ciba-Geigy); Naltrexon („Trexan" DuPont); Neutropin,
RNA-Immunomodulator
(Nippon Shingaku); Shosaikoto und Gingseng; Thymic Humoral Factor;
TP-05 (Thymopentin,
Ortho Pharmaceuticals); Thymosin Factor 5 und Thymosin 1; Thymostimulin;
TMF (Tumor Necrosis Factor), hergestellt von Genentech; und Vitamin-B-Präparate.
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Das
bevorzugte tierische Subjekt der vorliegenden Erfindung ist ein
Säugetier.
Der Begriff „Säugetier" bedeutet ein Individuum
der Klasse der Mammalia. Die Erfindung ist im Besonderen zur Behandlung
menschlicher Patienten geeignet.
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Der
Begriff „behandeln" bedeutet die Verabreichung
eines Betulinsäure-
oder Dihydrobetulinsäure-Derivats
an Subjekte u. a. mit dem Ziel der Vorbeugung, Linderung oder Heilung
einer retroviralen Pathologie.
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Medikamente
werden nach dem Verständnis
der vorliegenden Schrift als „in
Kombination" miteinander verabreicht
angesehen, wenn sie dem Patienten gleichzeitig bzw. in solch kurzem
Zeitabstand nacheinander verabreicht werden, dass dadurch eine Überlappung
der biologischen Wirkungen ermöglicht
wird.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
umfasst mindestens ein Betulinsäure-Derivat eine pharmazeutische
Einfachzusammensetzung.
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Pharmazeutische
Zusammensetzungen zur Verabreichung gemäß der vorliegenden Erfindung
kann mindestens ein Betulinsäure-Derivat
gemäß der vorliegenden
Erfindung in pharmazeutisch zulässiger
Form, gegebenenfalls kombiniert mit einem pharmazeutisch zulässigen Träger enthalten.
Diese Zusammensetzungen können
in jeder Form verabreicht werden, die geeignet ist, die Bestimmung
zu erfüllen.
Die Dosen und ihre Verteilung bei der Verabreichung eines Betulinsäure-Derivats
gemäß der vorliegenden
Erfindung kann nach Ermessen des Durchschnittsfachmanns auf dem
Gebiet der Behandlung einer retroviralen Pathologie bestimmt werden.
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Die
Verabreichung kann beispielsweise parenteral wie durch subkutane,
intravenöse,
intramuskuläre, intraperitoneale,
transdermale oder bukkale Verabreichung erfolgen. Alternativ oder
gleichzeitig kann die Verabreichung durch orale Verabreichung erfolgen.
Die verabreichten Dosen richten sich nach dem Alter, Gesundheitszustand
und Gewicht des Rezipienten, wenn zutreffend der Art der vorhergehenden
bzw. gleichzeitigen Behandlung, der Behandlungsfrequenz und der
Art der angestrebten Wirkung.
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Zusammensetzungen
im Bereich der vorliegenden Erfindung beinhalten sämtliche
Zusammensetzungen aus mindestens einem Betulinsäure-Derivat gemäß der vorliegenden
Erfindung in einer Menge, die zur Erzielung der gewünschten
Wirkung ausreichend ist. Zwar können
die individuellen Anforderungen unterschiedlich sein, doch liegt
die Bestimmung der optimalen Bereiche wirksamer Mengen jeder Komponente
im Wissen des Fachmannes. Typische Dosen betragen zwischen etwa
0,1 und etwa 100 mg/kg Körpergewicht. Die
bevorzugten Dosen betragen zwischen etwa 1 und etwa 100 mg/kg Körpergewicht
des Wirkstoffs. Die am meisten bevorzugten Dosen betragen zwischen
etwa 10 und etwa 100 mg/kg Körpergewicht.
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Die
therapeutische Verabreichung kann außerdem eine vorherige, gleichzeitige,
nachträgliche
oder zusätzliche
Verabreichung von mindestens einer weiteren Betulinsäure, Derivaten
gemäß der vorliegenden
Erfindung oder ein anderer therapeutischer Wirkstoff wie ein antiviraler
oder immunstimulierender Wirkstoff beinhalten. Bei einer solchen
Herangehensweise kann die Dosis des zweiten Wirkstoffs vorzugsweise
dieselbe wie oder eine andere als die Dosis des ersten therapeutischen
Wirkstoffs sein. Die Wirkstoffe werden vorzugsweise an alternierenden
Tagen in den empfohlenen Mengen des jeweiligen Wirkstoffs verabreicht.
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Die
Verabreichung einer Verbindung der vorliegenden Erfindung kann gegebenenfalls
ebenfalls die vorherige, gleichzeitige, nachträgliche oder zusätzliche
Therapie mit Immunsystem-Boostern oder Immunomodulatoren beinhalten.
Zusätzlich
zu den pharmakologisch wirksamen Verbindungen kann eine pharmazeutische
Zusammensetzung der vorliegenden Erfindung auch geeignete pharmazeutisch
zulässige
Träger
aus Trägerstoffen
und Hilfsstoffen beinhalten, die die Verarbeitung der wirksamen
Verbindungen in Präparate
erleichtern, die pharmazeutisch eingesetzt werden können. Vorzugsweise
enthalten die Präparate,
insbesondere solche Präparate,
die oral verabreicht und die für
die bevorzugte Verabreichungsform eingesetzt werden können, wie
Tabletten, Dragees und Kapseln sowie Präparate, die rektal verabreicht
werden können
wie Suppositorien sowie geeignete Lösungen zur Verabreichung durch
Injektion oder zur oralen Verabreichung, zwischen etwa 0,01 und
99 Prozent, vorzugsweise zwischen etwa 20 und 75 Prozent der wirksamen
Verbindung(en), einschließlich
des Trägerstoffes.
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Die
pharmazeutischen Präparate
der vorliegenden Erfindung werden in bekannter Fertigungstechnik wie
konventionelles Misch-, Granulations-, Drageeherstellungs-, Löse- oder
Lyophilisierungsverfahren hergestellt. So können pharmazeutische Präparate für orale
Verabreichung durch Kombination der wirksamen Verbindung mit festen
Trägerstoffen,
gegebenenfalls Mahlen des entstandenen Gemischs und Verarbeitung
des Granulatgemischs nach Zugabe geeigneter Hilfsstoffe hergestellt
werden, sofern dies bei der Herstellung von Tabletten oder Drageekernen
erwünscht
bzw. erforderlich ist.
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Geeignete
Trägerstoffe
sind beispielsweise Füllstoffe
wie Saccharid, z. B. Laktose oder Sukrose, Mannitol oder Sorbitol;
Zellulosepräparate
und/oder Calciumphosphate wie Tricalciumphosphat oder Calciumhydrogenphosphat;
sowie Bindemittel wie Stärkekleister
beispielsweise mit Maisstärke,
Weizenstärke,
Reisstärke, Kartoffelstärke, Gelatine,
Tragantgummi, Methylcellulose, Hydroxypropylmethylcellulose, Natriumcarboxymethylcellulose
und/oder Polyvinylpyrrolidon. Falls erwünscht können Sprengmittel wie die oben
erwähnten
Stärken
sowie Carboxymethylstärke,
vernetztes Polyvinylpyrrolidon, Agar oder Alginsäure oder eines ihrer Salze wie
Natriumalginat zugegeben werden. Hilfsstoffe sind vor allem Durchfluss
regelnde Wirkstoffe and Gleitmittel, zum Beispiel Kieselsäure, Talk,
Stearinsäure
und deren Salze wie Magnesiumstearat oder Calciumstearat und/oder
Polyethylenglykol. Drageekerne sind mit geeigneten Mänteln versehen,
die erforderlichenfalls gegen Magensäfte resistent sind. Zu diesem
Zweck können
konzentrierte Saccharidlösungen
zum Einsatz kommen, die gegebenenfalls Gummiarabikum, Talk, Polyvinylpyrrolidon,
Polyethylenglycol und/oder Titandioxid, Lacklösungen und geeignete organische
Lösemittel
oder Lösegemische
enthalten können.
Bei der Herstellung gegen Magensäfte
resistenter Mäntel
kommen Lösungen
geeigneter Zellulosepräparate
wie Acetylcellulosephthalat oder Hydroxypropylmethylcellulosephtalat
zum Einsatz. Den Tabletten oder Drageemänteln können beispielsweise zur Identifikation
oder zur Charakterisierung der Dosierung in kombinierten Wirkungsstoffverbindungen Färbemittel
oder Pigmente zugesetzt werden.
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Zu
weiteren pharmazeutischen Präparaten,
die oral verabreicht werden können,
gehören
Steckkapseln aus Gelatine sowie weiche, dichte Kapseln aus Gelatine
und einem Weichmacher wie Glycerol oder Sorbitol. Die Steckkapseln
können
die Wirkstoffverbindungen in Form von Granulat enthalten, das mit
Füllstoffen wie
Lactose, Bindemitteln wie Stärken
und/oder Gleitmitteln wie Talk oder Magnesiumstearat und, gegebenenfalls,
Stabilisatoren vermischt wird. In Weichkapseln werden die wirksamen
Verbindungen vorzugsweise in geeigneten Flüssigkeiten wie Fettölen oder
Flüssigparaffin
aufgelöst
bzw. suspendiert. Zusätzlich
können
Stabilisatoren zugegeben werden.
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Zu
möglichen
rektal verabreichbaren pharmazeutischen Präparaten gehören beispielsweise Suppositorien,
die aus einer Kombination der wirksamen Verbindungen mit einem Zäpfchengrundstoff
bestehen. Geeignete Zäpfchengrundstoffe
sind beispielsweise natürliche
oder synthetische Triglyzeride oder Paraffin-Kohlenwasserstoffe.
Zudem können
aus einer Kombination der wirksamen Verbindungen mit einem Zäpfchengrundstoff
bestehende Gelatine-Rektalkapseln zum Einsatz kommen. Zu möglichen
Grundstoffen gehören
beispielsweise flüssige
Triglyzeride, Polyethylenglycole oder Alkane.
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Zu
geeigneten Formulierungen für
eine parenterale Verabreichung gehören wässrige Lösungen der wirksamen Verbindungen
in wasserlöslicher
Form, zum Beispiel wasserlösliche
Salze. Überdies
können
Suspensionen der wirksamen Verbindungen als entsprechende ölige Injektionssuspensionen
verabreicht werden. Zu geeigneten lipophilen Lösungsmitteln bzw. Vehikeln
gehören
Fettöle
wie Sesamöl
oder synthetische Fettsäureester
wie Ethyloleat oder Triglyzeride. Zu wässrigen Injektionssuspensionen,
die die Viskosität
der Suspension erhöhende
Substanzen enthalten, gehören
beispielsweise Carboxymethylcellulose, Sorbitol und/oder Dextran.
Gegebenenfalls kann die Suspension auch Stabilisatoren enthalten.
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Eine
pharmazeutische Formulierung für
die systemische Verabreichung gemäß der Erfindung kann für eine enterale,
parenterale oder topische Verabreichung formuliert werden. Zur Erreichung
einer systemischen Verabreichung des Wirkstoffs können tatsächlich alle
drei Formen der Formulierung gleichzeitig verwendet werden.
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Zu
geeigneten Formulierungen für
die orale Verabreichung gehören
harte und weiche Gelatinekapseln, Dragees, Arzneimittel, Pillen,
Tabletten einschließlich
beschichteter Tabletten, Heilmittel, Suspensionen, Sirupe oder Inhalationen
und Formen der kontrollierten Freigabe davon.
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Zu
den festen Dosierformen gehören
zusätzlich
zu den für
die orale Verabreichung formulierten Formen noch Rektalsuppositorien.
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Die
Betulinsäure-Derivate
der vorliegenden Erfindung können
auch in Form eines Implantats verabreicht werden, wenn sie mit einem
biologisch abbaubaren Träger
zur langsamen Freisetzung verbunden werden. Alternativ können die
Betulinsäure-Derivate
der vorliegenden Erfindung als transdermales therapeutisches System
für eine
kontinuierliche Freigabe des Wirkstoffs formuliert werden.
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Geeignete
Formulierungen für
die topische Gabe sind u. a. Cremes, Gele, Gelees, Mucilagines,
Pasten und Salben. Geeignete Injektionslösungen sind u. a. intravenöse, subkutane
und intramuskuläre
Injektionslösungen.
Alternativ können
Betulinsäure-Derivate
auch in Form von Infusionslösungen
oder als Naseninhalation oder -spray verabreicht werden.
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Nachdem
nun die Erfindung allgemein beschrieben wurde, wird sie durch das
im Folgenden Genannte noch leichter verständlich sein:
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Sämtliche
Betulinsäure-Derivate
der vorliegenden Erfindung wurden durch Rückflußbehandlung einer Betulinsäure-Lösung (1),
Dimethylaminopyridin (1 Äquivalentmol)
und ein entsprechendes Anhydrid (2,5–10 Äquivalentmol) in wasserfreiem
Pyridin (5–10
ml) synthetisiert. Das Reaktionsgemisch wurde anschließend mit Eiswasser
verdünnt
und mit CHCl3 extrahiert. Die organische
Schicht wurde mit Wasser gewaschen, über MgSO4 getrocknet
und unter reduziertem Druck konzentriert. Der Rückstand wurde zur Fertigstellung
des Produkts mittels einer Silicagelsäule oder semipräparativer
Hochdruckflüssigkeitschromatographie
chromatografiert.
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Beispiel 1
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3-O-(2',2'-Dimethylbernsteinsäure)Betulinsäure (2)
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3-O-(2',2'-Dimethylbernsteinsäure)Betulinsäure (2)
wurde wie oben beschrieben mit einer Betulinsäure-Lösung, Dimethylaminopyridin
und Dimethylbernsteinanhydrid in wasserfreiem Pyridin hergestellt.
Der Ertrag war 3,1%. Nach Kristallisation aus Methanol erhielt man
farblose Nadeln, Schmelzpunkt 279–280°C; [α]D19 +
36,2° [c
= 0,35, CHCl3 – MeOH (1 : 1)]; positive FABMS
m/z 585 (M + H)+; Negative FABMS m/z 583 (M – H)–;
HR-FABMS kalkuliert
für C36H57O6 585.4155,
gefunden m/z 585.4156; 1H NMR (Pyridin-d5): 0,75, 0,93, 1,03 (× 2), 1,06 (jeweils 3H, s;
4-(CH3)2, 8-CH3, 10-CH3, 14-CH3), 1,49 (6H, 2,2'–CH3 × 2),
1,80 (3H, s, 20-CH3), 2,94 (2H, s, H2-3'), 3,55 (1H, m, H-19),
4,77 (1H, dd, J = 5, 11,5 Hz, H-3), 4,79, 4,95 (jeweils 1H, br s,
H-30).
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Beispiel 2
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3-O-(3',3'-Dimethylbernsteinsäure)Betulinsäure (3)
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Ausbeute
70% (beginnend mit 542 mg von 1); nach Kristallisation aus MeOH
erhielt man farblose Nadeln, Schmelzpunkt 274–276°C; [α]D19 +
23,5° (c
= 0,71), CHCl3-MeOH [1 : 1]); Positive FABMS m/z 585
(M + H)+; Negative FABMS m/z 583 (M – H)–;
HR-FABMS kalkuliert
für C36H57O6 585.4155,
gefunden m/z 585.4161; 1H NMR (Pyridin-d5): 0,73, 0,92, 0,97, 1,01, 1,05 (jeweils
3H, s; 4-(CH3)2,
8-CH3, 10-CH3, 14-CH3), 1,55 (6H, s, 3'-CH3 × 2),
1,80 (3H, s, 20-CH3), 2,89, 2,97 (jeweils
1H, d, J = 15,5 Hz, H-2')
3,53 (1H, m, H-19), 4,76 (1H, dd, J = 5,0, 11,5 Hz, H-3), 4,78,
4,95 (jeweils 1H, br s, H-30).
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Beispiel 3
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3-O-(3',3'-Dimethylglutarsäure)Betulinsäure (4)
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Ausbeute
59,50% (beginnend mit 51,3 mg von 2); nach Kristallisation aus MeOH-H2O erhielt man farblose Nadeln, Schmelzpunkt
214–215°C; [α]D 20 + 9,8° (c = 1,2,
CHCl3-MeOH [1 : 1]); 1H
NMR (Pyridin-d5): 0,77, 0,91, 0,95, 1,03,
1,07, 1,80 (jeweils 3H, s; 4-(CH3)2, 8-CH3, 10-CH3, 14-CH3, 20-CH3), 4,73
(1H, dd J = 4,5, 11,5 Hz, H-3), 4,78, 4,95 (jeweils 1H, br s, H-30).
Anal. berechnet für
C37H58O6·4H2O: C 66,24, H 9,92; gefunden C 65,91, H
9,76.
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Beispiel 4
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3-O-Diglycol-Betulinsäure (5)
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Ausbeute
84,7% (beginnend mit 49,6 mg von 1); ein amorphes Pulver; [α]D 20 + 2,1° (c = 1,1,
CHCl3-MeOH [1 : 1]); 1H
NMR (Methanol-d4-CDCl3[1
: 1]): 0,85, 0,88 (× 2),
0,97, 1,00 (jeweils 3H, s; 4-(CH3)2, 8-CH3, 10-CH3, 14-CH3), 1,69
(20-CH3), 4,21, 4,23 (jeweils 2H, s, H2-2' und
4'), 4,65–475 (1H,
br s, H-3), 4,60, 4,73 (jeweils 1H, br s, H-30). Anal. berechnet
für C34H52O7·4H2O: C 69,12, H 9,21; gefunden C 69,60, H
9,03.
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Beispiel 9
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Pharmakologische Wirkung
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Anti-HIV-Assays
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Die
T-Zellinie H9 und die promonozytäre
Zellline U937 wurden separat in kontinuierlicher Kultur mit Vollmedium
(RPMI 1640 mit 10% fötalem
Kälberserum)
bei 5% CO2 und 37°C gehalten. Die Zelllinien wurden experimentell
ausschließlich
in der logarithmischen Wachstumsphase verwendet, wobei nicht infizierte
periphere mononukleare Blutzellen (PBMC) zunächst drei Tage mit PHA (1 μg/ml) stimuliert
wurden. Sämtliche Zell-Targets wurden mit
HIV-1 (IIIB Isolat, TCID50 104 IU
[International Units]/ml bei einer Infektionsmultiplizität von 0,01–0,01 IU
[International Units]/Zelle) eine Stunde bei 37°C und 5% CO2 inkubiert.
Die Zelllinien und PBMC wurden zur Eliminierung nicht-adsorbierter
Virionen gründlich
gewaschen und bei 4 × 105 Zellen/ml in Vollmedium resp. Vollmedium
mit 10% v/v interleukin 2 (IL-2) resuspendiert. Ein ml Teilmengen
wurde in Vertiefungen von 24-Vertiefungen-Kulturplatten
mit identischem Volumen Testverbindungen (aufgelöst im entsprechenden Kulturmedium)
gegeben. Die Toxizität
jeder Verbindung wurde durch Bestimmung der nach vier Tagen bei
37°C und
5% CO2 verbleibenden Anzahl nicht infizierter,
der Verbindung ausgesetzter Zellen bewertet. Zur Bestimmung der
Belastung durch in das Medium der HIV-infizierten Kulturen ausgeschüttete Viren
wurde ein p24 Antigen ELISA Assay verwendet. Im p24-Antigenassay
wurde ein spezifischer monoklonaler HIV-1 anti-p24 Antikörper als
immobilisierter Antikörper,
aufgetragen auf Mikrotiterplatten mit 96 Vertiefungen, eingesetzt.
Nach einer Probeninkubationszeit wurde Kaninchenserum mit Antikörpern für HIV-1
p24 zur Markierung jedes auf die Vertiefung aufgebrachtem p24'' verwendet. Anschließend wurde peroxidasekonjugiertes
Ziegen anti-Kaninchenserum zur Markierung von spezifischen HIV-1
p24 Kaninchen-Antikörpern
verwendet, die mit p24 komplex gebunden hatten. In Testproben enthaltenes
p24 wurde anschließend
durch Zugabe von Substrat nachgewiesen. Der Abgrenzwert des p24
ELISA Assay betrug 12,5 pg/ml. Das im Kulturmedium enthaltene p24
wurde gegen eine Standardkurve mit bekannten p24-Mengen quantifiziert.
Es wurde die effektive (EC50) und inhibitorische
(IC50) Konzentration für anti-HIV-Wirkungen resp. Zytotoxizität bestimmt.
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HIV-1 Revers-Transkriptase-Assay
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Der
HIV-1 Revers-Transkriptase-Mikroassay wurde aus Techniken wie beschrieben
in Goff et al., J. Virol. 38: 239–248 (1981) und Willey et al.,
J. Virol. 62: 139–147
(1988) adaptiert.
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Es
wurden zehn Mikroliter virionassoziierter HIV-1 IIIB Revers-Transkriptase
in 1% Triton X-100 mit 50 Mikroliter eines Reaktionsgemischs mit
50 mM Tri-HCl (pH 7,8), 75 mM KCl, 2 mM Dithiothreitol, 5 mM MgCl, 5
mg/ml poly (A) [Pharmacia], 0,25 Einheit/ml oligo(dT) [Pharmacia];
0,05% Nonidet P40 und 20 mCi/ml 32P-dTTP
in Gegenwart verschiedener Konzentrationen der Testverbindung vermischt.
Nach einstündiger
Inkubation bei 37°C
wurden 40 Mikroliter des Reaktionsgemischs auf eine Schleicher & Schuell NA 45
Membran, gesättigt
mit 2 × SSC
(0,3 M NaCl, 30 mM Natriumzitrat, pH 7,0) in einem Schleicher & Schuell Minifold über einem
Blatt GB003-Filterpapier, aufgetragen. Jede Vertiefung des Minifold
wurde mit 2 × SSC
vierfach gewaschen. Es wurde eine Autoradiographie durchgeführt, und
die Radioaktivität
wurde mit einem Packard Matrix (Meriden, CT) 9600 Direct Beta Counter
quantifiziert.
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Zellfusions-Assay
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Es
wurden Zellfusionen wie beschrieben in Matthews et al., Proc. Natl.
Acad. Sci. USA 84: 5424–5428 (1987)
durchgeführt.
Es wurden MOLT-4-Zellen (7 × 104) mit chronisch HIV-1LAI infizierten
CEM-Zellen (104) in Halbflächen-Flachbodenplatten
(Costar) mit 96 Vertiefungen inkubiert in 100 Mikroliter Kulturmedium
wurden mit den Zellgemischen bei 37°C 24 Stunden inkubiert. Es wurden
multinukleäre
Synzytia durch mikroskopische Untersuchung des gesamten Inhalts
einer jeden Vertiefung einzeln aufgenommen. Die Ergebnisse der oben beschriebenen
Tests sind in Tabelle 1 zusammengefasst.
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Es
wurden an verschiedenen Verbindungen weitere Tests zur Inhibition
von HIV-1-Replikation
in H9-Lymphozyten und PBMC gemäß der vorliegenden
Erfindung durchgeführt.
Diese Ergebnisse sind in Tabelle 2 zusammengefasst.
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Mit
der vorstehenden Beschreibung der spezifischen Ausführungsformen
ist der allgemeine Charakter der Erfindung vollständig geoffenbart,
die in Anwendung des aktuellen Wissenstands für verschiedene Applikationen
ohne Abweichung vom generischen Konzept problemlos modifiziert und/oder
angepasst werden können,
somit ist solche Anpassung und Modifikation in Sinn und Umfang von Äquivalenten
der geoffenbarten Ausführungsformen
mit vorgesehen. Es versteht sich, dass die hier verwendete Phraseologie
und Terminologie der Beschreibung und nicht der Einschränkung dient.
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Sämtliche
in der vorliegenden Patentschrift zitierten Referenzen werden hiermit
zur Referenz angeführt.