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Hintergrund der Erfindung
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GEBIET:
Die vorliegende Erfindung beschäftigt
sich ganz allgemein mit einem intravenös spritzbaren Immunoglobulinprodukt
und insbesondere mit einem intravenös spritzbaren Immunserumglobulin
(IGIV), das einer Virus-Inaktivierungsstufe
unterzogen worden ist und einen niedrigen Gehalt an Antikomplement-Aktivität aufweist.
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HINTERGRUND:
Frühe pharmazeutische
Zubereitungen von Immunserumglobulinen konnten wegen des inakzeptabel
hohen Auftretens von Gegenreaktionen nicht intravenös verabreicht
werden. Diese Gegenreaktionen wurden mit einem Anstieg bei den Serum-Komplementgehalten
in Zusammenhang gebracht, welcher offenbar durch Komplementbindung
an die verabreichten γ-Globuline
verursacht wurde (1). Die Befähigung
von γ-Globulin
zur Komplementbindung oder seine Antikomplement-Aktivität (ACA)
werden als Ergebnis einer Denaturierung stark gesteigert, die während des
Fraktionierungsverfahrens einhergeht. Verschiedene Lösungsansätze sind
durchgeführt
worden, um dem Problem zu begegnen, ISG sicher zur intravenösen Verabreichung
zu machen (siehe (2) und Literaturstellen darin). Tenold berichtete über ein
Verfahren zur Herstellung eines Immunserumglobulins (ISG) mit niedriger
ACA, welches durch intravenöse
Injektion verabreicht werden konnte (2). Das Tenold '608-Verfahren macht die
Formulierung des ISG bei niedriger Ionenstärke (vorzugsweise von weniger
als ca. 0,001) und bei niedrigem pH-Wert (3,5 – 5,0) erforderlich.
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Über weitere
Verfahren zur Herstellung und Zubereitung von intravenös spritzbarem
Immunserumglobulin (IGIV) ist berichtet worden, einschließlich einer
Stabilisierung mit Kohlenhydraten wie mit Maltose (3). Ein Verfahren,
wobei ISG bei einem pH-Wert von 4,0 bei 37°C inkubiert wird (4), führt zu einem
Produkt mit niedriger ACA, das durch intravenöse Injektion verabreicht werden
kann; allerdings gewinnt das Produkt bei Lagerung seine hohe ACA
zurück.
IGIV ist auch durch kovalente Modifikation des ISG zubereitet worden,
z. B. durch Proteolyse (5) oder durch Reduktion von Disulfid-Bindungen und anschließende Reaktion
mit Blockierungsmittel (1, 6).
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Antikörper-Zubereitungen
weisen, da sie isolierte Blutprodukte darstellen, das innewohnende
Risiko auf, viral-vermittelte Krankheiten zu übertragen. Die Inaktivierung
von Viren ist eine wichtige Stufe zur Erzeugung sicherer und wirksamer
Blutprodukte. In
US 4,540,573 von
Neurath et al ist ein virales Inaktivierungsverfahren unter Anwendung
eines Trial kylphosphats und eines Detergens-Verfahrens beschrieben
(nachfolgend bezeichnet als Lösungsmittel
(Solvens)/Detergens-Verfahren oder als SD-Verfahren) (7). Dieses Solvens/Detergens-Verfahren
hat Akzeptanz als wirkungsvolles Verfahren zur Inaktivierung Lipid-umhüllter Viren
mit eingeschränkten
gegenläufigen
Auswirkungen auf die biologische Aktivität oder die Blutprodukt-Profile
gewonnen (8, 15; siehe auch 12 für
eine Diskussion verschiedener viraler Inaktivierungsverfahren).
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Derzeitige
Antikörper-Zubereitungen,
die sich auf dem Markt befinden, sind im Allgemeinen als sicher in
Bezug auf eine virale Kontamination eingeschätzt worden (9). Dies soll wegen
der Verfahrensmerkmale der Fraktionierungsverfahren gelten, die
zur Isolierung dieser Blutprodukte angewandt werden. Allerdings
wäre es wünschenswert,
die Sicherheit der Antikörper-Zubereitungen durch
Einschluss einer getrennten viralen Inaktivierungsstufe in das Herstellverfahren
noch sicherer zu gewährleisten. Über eine
erfolgreiche Verringerung der viralen Aktivität in einer IGIV-Lösung wurde
berichtet, wobei verschiedene unterschiedliche Verfahren der viralen
Inaktivierung für
eine Vielzahl von Viren angewandt wurden (16, 17). Über ein
Verfahren zur Zubereitung und Herstellung von Immunoglobulinen,
die im Wesentlichen frei von Retrovirus sind, ist berichtet worden,
wobei ISG unter gesteuerten Bedingungen von Zeit, Temperatur und
pH inkubiert wird. Das Verfahren beinhaltet, dass ISG über ein
Plasmafraktionierungsverfahren mit kaltem Ethanol isoliert und dann
das ISG bei einer von zwei Lagerungsbedingungen gelagert wird: (a)
bei pH < 4,5 bei
einer Temperatur von 27°C
mindestens 3 Tage lang oder (b) bei pH < 6,8 bei einer Temperatur von 45°C mindestens
6 h lang (10).
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Es
ist nun herausgefunden worden, dass die Anwendung des SD-Verfahrens
zur Behandlung von ISG-Zubereitungen, insbesondere von denjenigen,
die gemäß dem Tenold '608-Patent entsprechend
formuliert wurden, zu einem Produkt mit akzeptabler viraler Inaktivierung,
aber mit inakzeptabler hohen Gehalten von ACA führt. Erhöhte ACA-Gehalte wurden immer
bei der Sterilmasse-Stufe
(d. h. nach Zubereitung als 5- oder 10%-iges IGIV und Filtration
mit 0,2 μm
Sterilfiltern) aller mit Tri-n-butylphosphat (TNBP)/Detergens behandelten
IGIV-Zubereitungen nachgewiesen, und zwar unabhängig vom Maßstab des Verfahrens. Zubereitungen von
ISG mit hohen ACA-Gehalten eignen sich nicht zur intravenösen Injektion
und müssen
statt dessen über andere
Wege, z. B. eine intramuskuläre
(IM)-Injektion, verabreicht werden. Jedoch sind IGIV-Zubereitungen mehr
erwünscht,
da sie im Blutstrom unmittelbar verfügbar sind und keinem Verlust
unterliegen, der mit einer IM-Injektion zusammen hängt. Es
ist daher erwünscht,
ein IGIV-Produkt bereitzustellen, welches sowohl eine niedrige ACA
aufweist als auch einer viralen Inaktivierungsstufe unterzogen worden
ist.
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ZUSAMMENFASSUNG DER ERFINDUNG
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Die
Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung einer intravenös spritzbaren
Immunserumglobulin (IGIV)-Zubereitung mit niedriger Antikomplement-Aktivität, die chemisch
behandelt worden ist, um sie im Wesentlichen frei von Lipid-umhüllten Viren
zu machen. Das Verfahren umfasst eine Lösungsmittel/Detergens-Viralinaktivierungsstufe
mit anschließender
Inkubationsstufe. Es ist herausgefunden worden, dass die Inkubationsstufe
notwendig ist, um einen akzeptablen ACA-Gehalt zu erzielen, der
niedrig genug ist, um es zu ermöglichen,
dass das ISG durch intravenöses
Spritzen verabreicht werden kann. Die Inkubationsstufe sollte unter gesteuerten
Bedingungen der Zeit, des pH-Wertes, der Temperatur und der Ionenstärke durchgeführt werden. Vorzugsweise
sollten der pH-Wert bei 3,5 bis 5,0, die Temperatur in einem Bereich
von 2 bis 50°C
und die Ionenstärke
bei weniger als 0,001 gehalten werden. In einer bevorzugten Ausgestaltung
sinkt die ACA der ISG-Zubereitung
stufenweise über
eine Zeitdauer von mindestens ca. 10 Tagen ab, wenn das ISG bei
einem pH-Wert von ca. 4,25 und bei niedriger Ionenstärke (weniger
als 0,001) gehalten wird, und die virale Inaktivierungsstufe (in
einem Modell-System) führt
zu einer wesentlichen Verringerung (d. h. um mindestens 4 logs) beim
Titer der Lipid-umhüllten
Viren.
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KURZE BESCHREIBUNG DER
FIGUR
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Die
Figur zeigt einen Vergleich der typischen, im Durchschnitt beobachteten
ACA-Gehalte von 5%-igen IGIV-Lösungen,
die gemäß dem SD-Verfahren
und mit oder ohne die Anschluss-Inkubation der vorliegenden Erfindung
behandelt wurden.
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SPEZIFISCHE
AUSGESTALTUNGEN
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MATERIALIEN
UND VERFAHREN
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Das
Ausgangsmaterial für
das Verfahren der vorliegenden Erfindung ist unmodifiziertes menschliches Immunserumglobulin.
In der Beschreibung und den Ansprüchen wird der Begriff "Immunserumglobulin" verwendet, um die
Substanz zu definieren, die in der Literatur verschiedentlich auch
als γ-Globulin, IgG und
als Immunoglobulin G bezeichnet wird. Es besteht überwiegend
und vorzugsweise aus mindestens ca. 85% der 7S-Species von γ-Globulin,
die ein Molekulargewicht von ca. 160000 aufweist. Jeglicher Rest
ist vorzugsweise die 9S-Species mit einem Molekulargewicht von ca.
300000. Sowohl Standard-Immun- als auch Hyper-Immunserumglobuline,
z. B. Tetanus-, Tollwut- und
Hepatitis-Immunserumglobuline, können
eingesetzt werden, wobei das Lösungsmittel/Detergens-behandelte
Produkt Immun- bzw. Hyperimmun-ISG ist. Somit stellt ein geeignetes
Ausgangsmaterial für
das Verfahren der vorliegenden Erfindung Cohn's Fraktion II oder -Fraktion-III-Filtrat
dar (siehe die Literaturstellen 13, 14).
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Die
Fraktion II ist, gemäß Ultrazentrifugationsstudien, überwiegend
(ca. 85%) die 7S-(Sedimentationskonstante von 7)-Species von γ-Globulin
mit einem Durchschnittsmolekulargewicht von 160000. Das restliche Protein
ist im Wesentlichen 9S-Material mit einem MG von ca. 300000. Nasse
Fraktion II-Paste
(ca. 30% Feststoffe) wird gewöhnlich
lyophilisiert, um trockenes ISG-Pulver
zu erhalten, das dann zur intramuskulären Injektion als eine sterile
Lösung
von 16,5% aufgelöst
und zubereitet wird. Entweder die nasse Fraktion II-Paste oder das
trockene ISG-Pulver stellen ein geeignetes Ausgangsmaterial für das Verfahren
der vorliegenden Erfindung dar.
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Mit
einem Verfahren erhaltenes γ-Globulin,
das im Wesentlichen die gleiche Zusammensetzung der Proteinkomponenten
aufweist, wie sie im Cohn-Fraktion
II- oder -Fraktion-III-Filtrat ermittelt wird, kann als Ausgangsmaterial
in der vorliegenden Erfindung verwendet werden. Sowohl Standard-Immunserumglobulin
als auch Hyper-Immunserumglobulin können als Ausgangsmaterialien
eingesetzt werden. Wie es gut bekannt ist, wird das letzere aus
Plasma oder Serum erzeugt, die von ausgewählten Spendern erhalten werden,
die viel höhere
Titer für
einen spezifischen Antikörper
aufweisen, als dieser im Normalfall in der Durchschnittspopulation
gefunden wird. Diese Spender sind entweder kürzlich mit einem besonderen
Impfstoff immunisiert worden oder haben sich ansonsten erst kürzlich von
einer Infektion oder Krankheit erhohlt. Diese Hochtiter-Seren oder -Plasmen
werden gesammelt und den üblichen
Cohn-Fraktionierungsverfahren bis zum Punkt der Isolierung der Fraktion
II unterzogen.
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Weil
ferner die Menge an Antikörper,
die benötigt
wird, um eine gewünschte
immunologische Reaktion zu erzielen, bei intravenöser Verabreichung
wesentlich geringer ist, ist es ersichtlich, dass die intravenöse Dosis
wesentlich geringer als die intramuskuläre Dosis ist, die den gleichen
Serum-Antikörper-Titer
erzeugt. Somit muss die Dosis von intramuskulärem ISG und Hyper-Immunserumglobulin
höher als
diejenige sein, die benötigt
wird, um den gleichen Serum-Antikörper-Titer zu erzielen, wenn
Globulin der gleichen Antikörper-Aktivität intravenös verabreicht
wird.
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Die
nasse Ausgangspaste oder lyophilisiertes Pulver werden in einem
Volumen von Wasser oder einem anderen physiologisch zulässigen Träger auf gelöst, um eine
Protein-Lösung
einer Konzentration von ca. 0,5 bis 20 und vorzugsweise von ca.
5 bis 10% zu ergeben. Bei Anwendung von Fraktion III-Filtrat muss die wässrige Lösung mit
herkömmlichen
Verfahrenstechniken auf die gewünschte
Protein-Konzentration aufkonzentriert werden. Jede Protein-Konzentration kann
im vorliegenden Verfahren eingesetzt werden; allerdings ist der
obige Bereich aus praktischer Sicht bevorzugt.
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Nachdem
das Protein gelöst
oder aufkonzentriert worden ist, wird die Lösung auf einen pH-Wert von ca.
3,5 bis 5,0 und vorzugsweise von 3,8 bis 4,2 durch Zugabe einer
physiologisch zulässigen
Säure wie
von Salzsäure
eingestellt. Im Allgemeinen wird der pH-Wert auf einen Punkt eingestellt,
bei dem das monomere Material in der Protein-Lösung bei einem Maximum gehalten
wird. Allerdings darf der pH-Wert nicht so niedrig sein, dass dies
zu einer Gelierung führt.
Die Temperatur sollte für
das ISG-Material nicht schädlich
sein. Gute Ergebnisse werden im Temperaturbereich von 0 bis 20°C erhalten.
Es ist nicht notwendig, das so eingestellte Material eine Zeitdauer
lang vor der nächsten
Stufe zu halten oder liegen zu lassen; allerdings kann das Material,
falls gewünscht,
ohne nachteilige Auswirkungen liegen gelassen werden.
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Die
Protein-Lösung
kann bei einem geeigneten pH-Wert (vorzugsweise von 3,8 bis 4,2)
mit mindestens 4 Austauschvolumina Wasser diafiltriert werden, um
die Alkohol-Konzentration von annähernd 17% (Filtrat III) auf
ca. 2% Alkohol herabzusetzen. Die Wirksamkeit des Solvens/Detergens
als ein virales Inaktivierungsverfahren ist bei oder oberhalb der
Umgebungstemperatur viel besser; allerdings denaturieren hohe Konzentrationen
von Alkohol bei diesen Temperaturen die IgG-Moleküle. Somit
muss diese Inaktivierung bei niedriger Alkohol-Konzentration durchgeführt werden.
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Als
Nächstes
wird die Protein-Konzentration des so behandelten Materials auf
die Gehaltsmenge eingestellt, die zur Inkubation mit TNBP/Detergens
erwünscht
ist, im Allgemeinen auf weniger als 10% Protein zur maximalen viralen
Inaktivierung. Diese Einstellung wird mit herkömmlichen Verfahrenstechniken
durchgeführt, die
für ISG
nicht nachteilig sind, z. B. mit Ultrafiltration, Umkehrosmose,
Subblimation, Verdampfung usw.. Vor der Zugabe des TNBP-Detergens
kann der pH-Wert innerhalb eines weiten Bereiches eingestellt werden,
und zwar in Abhängigkeit
vom Detergens, das verwendet wird. Bei Anwendung von Twen 80 kann
der pH-Wert so niedrig wie 3,5 sein, wo das IgG instabil zu werden
beginnt. Bei Anwendung von Cholat wird der pH-Wert innerhalb des
Bereiches von 5,0 bis 6,4 und vorzugsweise auf 5,6 vor der Zugabe
des TNBP/Detergens eingestellt. Eine genügend gute Cholat- Löslichkeit während der Inkubation wurde
durch Einstellung der Immunoglobulin-Lösungen auf einen pH-Wert von
5,5 oder höher
vor der Zugabe von TNBP und von Natriumcholat erzielt. Eine Einstellung
der IgG-Lösungen
auf pH-Werte von
weniger als 5,5 ist nicht geeignet, weil die Löslichkeit von Natriumcholat
vom pH-Wert stark abhängt
(Cholsäure,
pK = 6,4), wobei die Löslichkeit
bei einem pH-Wert von 5,5 oder weniger gering ist. Ferner wurde
die maximale virale Inaktivierung während der Inkubation mit TNBP/Cholat
bei pH-Werten von weniger als 6,0 in Versuchen mit in IgG-Lösungen gespickten
Modell-Viren beobachtet. Die Inaktivierung von HIV-1 und BVDV (bovines
virales Diarrhö-Virus,
das als ein Modell für
Hepatitis C eingesetzt wird) wurde bei einem pH-Wert von 5,8 beschleunigt,
wobei die Inaktivierung bis zur Nachweisgrenze in 1 bis 2 h erfolgte,
wogegen die Inaktivierung bis zur Nachweisgrenze ein Minimum von
6 h benötigte, als
Bedingungen eines pH-Wertes
von 7 angewandt wurden.
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Als
Nächstes
werden das TNBP/Detergens zur Protein-Lösung gegeben (vorzugsweise
mit weniger als 8% [G/G], pH = 5,8), gründlich vermischt und dann oberhalb
der Umgebungstemperaturen bei z. B. 30°C unter kontinuierlichem Rühren oder
Vermischen inkubiert. Die Ziel-TNBP/Cholat-Gehaltsmengen zur optimalen
viralen Inaktivierung während
der Inkubationsstufe sollten > 3
mg/mL TNBP und > 2
mg/mL Cholat betragen, wie definiert von Edwards et al (8). Ausserdem
ist es zur effektiven viralen Inaktivierung wichtig, dass die Lösung im
Wesentlichen frei von Teilchen ist, um eine gründliche Durchmischung des Solvens/Detergens
und der IgG-Lösung
zu erleichtern. Nach Inkubation mit TNBP/Cholat unter diesen Bedingungen
wurden eine mehr als 5,2 log10-Verringerung
von HIV-1 und eine mehr als 4,0 logl0-Verringerung
von BVDV nachgewiesen.
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Nach
Beendigung der Inkubation zur viralen Inaktivierung müssen das
Lösungsmittel
und die Detergensmoleküle
entfernt werden, um ein Endprodukt mit niedrigen Gehaltsmengen an
restlichem TNBP und Cholat zu erzielen, welches sich zur intravenösen Verabreichung
eignen würde.
Ganz allgemein sind Verfahren zur Beseitigung des Detergens genauso
wirkungsvoll zur Entfernung des TNBP und umgekehrt. Sehr niedrige
Gehaltsmengen an TNBP und Cholat im End-Behälter können durch eine Kombination
aus Filtration, Diafiltration und hydrophober Chromatografie bewerktstelligt
werden. Nach Beendigung der Inkubation kann der Hauptteil von Cholat
(und von TNBP) aus der Protein-Lösung durch
Filtration entfernt werden, vorausgesetzt, dass die Lösung vorab
auf einen niedrigeren pH-Wert von wie von 4,0 eingestellt worden
ist, weil Natriumcholat nur spärlich
in wässrigen
Lösungen
bei diesen pH-Werten löslich
ist. Ausserdem werden alle Verfahrensstufen, die auf die Solvens/Detergens-Inkubation
folgen, bei niedrigereren pH-Werten (d. h. von 4,0) durchgeführt, weil IgG-Moleküle stabiler
bei pH-Werten von 3,5 bis 5,0 in Lösungen mit niedriger Ionenstärke sind
(2). Somit wird, nach Inkubation mit TNBP/Cholat, die Protein-Lösung auf
einen pH-Wert von annähernd
4,0 eingestellt und bei 0 bis 8°C
inkubiert, um die Cholat-Ausfällung
zu begünstigen.
Als Nächstes
wird filtriert, um das ausgefällte Cholat
aus der IgG-Lösung
zu beseitigen.
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Die
so behandelte Lösung
wird mit mindestens vier Austauschvolumina Wasser zur Verringerung
der Ionenstärke
und zur zusätzlichen
Entfernung von TNBP und von Cholat diafiltriert. Nach oder während der
obigen Behandlung wird der pH-Wert gemessen und im Bereich von ca.
3,5 bis 5,0 gehalten. Die Protein-Konzentration des so behandelten
Materials wird auf 10 bis 30 und gewöhnlich auf 13% (G/V) durch
Anwendung herkömmlicher
Verfahrenstechniken, die für
ISG nicht nachteilig sind, z. B. durch Ultrafiltration, Umkehrosmose, Subblimation,
Verdampfung usw., eingestellt. Wiederum wird der pH-Wert der Zubereitung
im Bereich von ca. 3,5 bis 5,0 und vorzugsweise von ca. 3,8 bis
4,2 gehalten.
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In
der vorliegenden Erfindung wird eine hydrophobe Chromatografie angewandt,
um das TNBP und das Cholat zu entfernen, welche durch die Filtrations-
und Diafiltrationsstufen nicht beseitigt wurden, und es wird somit
ein Endprodukt mit niedrigen Gehaltsmengen an restlichem TNBP und
Cholat bereitgestellt, welches sich zur intravenösen Verabreichung eignet. Die
hydrophobe Chromatografie ist ein Verfahren zur TNBP-Entfernung
aus Protein-Lösungen,
welches weniger Nachteile und Beschränkungen als andere verfügbare Verfahren
wie eine Öl-Extraktion,
Ionenaustausch- oder eine Affinitätschromatografie aufweist und
ergibt. Teilweise gilt dies deshalb, weil das Protein von Interesse
(IgG) in Lösung über das
TNBP-Entfernungsverfahren hinweg
verbleibt. Polystyrol-basierte Harze (in typischer Weise PLRP-S
von Polymer Laboratories, Amherst, MA) wurden zur Entfernug des
Solvens/Detergens aus der Lösung
angewandt, da herausgefunden wurde, dass die Polystyrol-basierten
Harze anderen Harzen, wie Silikabasierten C-18 Harzen, überlegen
sind.
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Als
Nächstes
wird die ISG-Zubereitung auf 5 oder 10% Protein eingestellt und
behandelt, um sie tonisch zu stellen, d. h., um sie kompatibel mit
physiologischen Bedingungen oder physiologisch zulässig bei
Injektion zu stellen. In einer bevorzugten Ausgestaltung wird die
Tonizität
auf ca. 230 bis ca. 490 mOsmol/kg Lösungsmittel eingestellt. Bevorzugter
beträgt der
Tonizitätsbereich
ca. 250 bis ca. 350 mOsmol/kg Lösungsmittel,
und am meisten bevorzugt beträgt
der Tonizitätsbereich
ca. 260 bis ca. 325 mOsmol/kg Lösungsmittel.
Die 5%-ige Formulierung (5% IGIV) wird durch die Zugabe von 10%
Maltose tonisch gestellt. Die 10%-ige Formulierung enthält 0,2 M
Glycin, um eine isotonische Zubereitung ohne größere Mengen an Zucker zu erhalten. Das
Produkt mit jeder der beiden Formulierungen (Gamimune ®N 5%
oder Gamimune ®N
10%) erleidet Verschiebungen bei der molekularen Verteilung (Antikörper-Aggregation),
wenn die Ionenstärke
der Lösung
mit niedrigem pH-Wert erhöht
wird. Daher sollte Natriumchlorid, welches oft zur Erstellung der
Tonizität
verwendet wird, nicht verwendet werden.
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Die
so behandelte Lösung
wird bei pH = 4,25 und den niedrigen Ionenstärke-Bedingungen inkubiert (NLT über 21 Tage
bei 20 bis 27°C
bevorzugt), um eine Verringerung der ACA-Gehalte zu ergeben. Die
Ionenstärke
wird gemäß Perrin
(18) bestimmt, und in einer bevorzugten Ausgestaltung sollte die
Ionenstärke
weniger als ca. 0,001 betragen. Erhöhte ACA-Gehalte wurden immer
bei dieser Stufe in allen mit TNBP/Cholat behandelten IGIV-Zubereitungen nachgewiesen
(unabhängig
vom Maßstab
des Verfahrens); allerdings werden die ACA-Gehalte stufenweise durch
Inkubation bei pH = 4,25 unter niedrigen Ionenstärke-Bedingungen verringert
(Tabellen 3, 5 bis 7). Zwar gibt es keine strikte Regel, die zu
beachten wäre,
wenn der ACA-Gehalt nur niedrig genug ist, um ein akzeptables Niveau
darzustellen, das sich zur intravenösen Verabreichung eignet, die
IGIV-Zubereitungen sollten aber ACA-Gehalte aufweisen, die so niedrig wie
möglich
sind.
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In
der Figur ist die typische Durchschnittsverringerung der ACA dargestellt,
die in 5%-igen IGIV-Lösungen
nach der SD-Behandlung beobachtet wird. Für eine 5%-ige ISG-Zubereitung
würde das
akzeptable Niveau, das sich zur intravenösen Verabreichung eignet, vorzugsweise
weniger als ca. 45 CH50-Einheiten/mL und
noch bevorzugter weniger als ca. 30 CH50-Einheiten/mL
betragen. Für
eine 10%ige ISG-Zubereitung würde
das akzeptable Niveau, das sich zur intravenösen Verabreichung eignet, vorzugsweise
weniger als ca. 60 und noch bevorzugter ca. weniger als ca. 40 CH50-Einheiten/mL betragen. Wie hierin verwendet,
ist 1 Einheit ACA-Aktivität
(1 CH50-Einheit) als diejenige Proteinmenge
definiert, die befähigt
ist, 50% des Komplements in einem optimal eingestellten Kompliment-
und rote Blutzellen/Hämolysin-System
zu aktivieren. Das Assayverfahren misst die Menge an Kompliment,
die durch die Mischung standardisierter Mengen von Kompliment und Protein
gebunden wird. Siehe Literaturstellen 19 bis 20 für eine Diskussion
des Assayverfahrens. Kurz gesagt, werden rote Blutzellen, die durch
Vorinkubation mit roten Blutzell-Antikörpern sensibilisiert worden
sind, zur Kompliment/Protein-Mischung
gegeben. In der Gegenwart von freiem Komplement (noch nicht gebunden durch
das Protein) lysieren diese sensibilisierten Zellen, und es wird
Hämoglobin
freigesetzt, das als Maß des Lysegrades
quantitativ bestimmt werden kann. Parallel dazu, werden sensibilisierte
rote Blutzellen auch zu einer mit Puffer gesteuerten Komplement-Mischung
gegeben, deren Lysegrad mit 100% definiert wird. Die Differenz zwischen
der tatsächlichen
Menge an Komplement, die benötigt
wird, um eine 100%-ige Lyse zu ergeben, und der Menge an Komplement,
die ungebunden in der Gegenwart von Protein verbleibt, ist gleich
der Menge an Komplement, die tatsächlich durch das Protein gebunden
wird, oder sie ist gleich der Antikomplement-Aktivität.
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Ergebnisse
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Antikomplement-Aktivität von ISG,
die sich aus dem viralen Inaktivierungsverfahren ergibt
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Zur
Darstellung des Effekts des SD-Viralinaktivierungsverfahrens an
ISG enthaltenden Lösungen,
die gemäß dem Tenold-'608-Patent formuliert
sind, wurden die in Tabelle 1 angegebenen Versuche durchgeführt. Das
Ausgangsmaterial (Starting Material = SM) war Cohn-Verfahren-Filtrat
III, das auf ca. 5% Protein ultrafiltriert und dann mit 4 Volumina
Wasser diafiltriert wurde.
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Im
Vergleichsversuch, einer Inkubation (–)/SD(–), wurde das SM keiner Inkubation
oder Lösungsmittel/Detergens-Behandlung
unterzogen. Im Inkubation (+)/SD(–)-Versuch wurde der pH-Wert
des SM auf 7,0 eingestellt, die Lösung wurde bei 30°C 10 h lang
inkubiert, und dann wurde der pH-Wert auf 4,0 herabgesetzt. Im Inkubation-(+)/SD,
TNBP & Tween
80 (+)-Versuch wurde der pH-Wert des SM auf 7,0 eingestellt, und
es wurden 3 mg/mL TNBP und 2 mg/mL Tween 80 zur Lösung gegeben
und die Lösung
bei 30°C
10 h lang inkubiert, worauf der pH-Wert auf 4,0 herabgesetzt wurde.
Im Inkubation (+)/SD, TNBP & Cholat
(+)-Versuch wurde der pH-Wert des SM auf 7,0 eingestellt, und es
wurden 3 mg/mL TNBP und 2 mg/mL Cholat zur Lösung gegeben und die Lösung bei
30°C 10
h lang inkubiert, worauf der pH-Wert auf 4,0 herabgesetzt wurde.
Die Lösungen
wurden dann in jedem Versuch mit 4 Volumina CWFI (kaltem Wasser
zur Injektion) diafiltriert und durch Ultrafiltration eingeengt.
Nach Zugabe von trockener Maltose auf 10% G/V wurde die 5%-ige IGIV-Lösung (pH =
4,25) durch ein 0,2 μm
Filter filtriert.
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Tabelle
1
Antikomplement-Aktivität
in 5%-igem IGIV, hergestellt durch Variationen des Solvens/Detergens-IGIV-Verfahrens
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Die
in Tabelle 1 aufgelisteten Ergebnisse zeigen, dass die ACA-Gehalte
in den IgG-Proben nach Inkubation mit TNBP/Cholat oder mit TNBP/Tween
80 anstiegen. Die ACA-Gehalte waren in IgG-Proben nicht erhöht, die
10 h lang bei 30°C
in der Abwesenheit von Solvens/Detergens inkubiert wurden. Diese
Ergebnisse legen es nahe, dass die ACA-Gehalte der IGIV-Proben weder
durch Verarbeitungsmaßnahmen
noch durch die Inkubation über
10 h bei 30°C
in der Abwesenheit von Solvens/Detergens erhöht wurden.
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Tabelle
2
Antikomplement-Aktivität
in 5%-igem IGIV, gespickt mit TNBP/Na-Cholat
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Ferner
haben Spick-Versuche (mit TNBP und Na-Cholat, Tabelle 2) belegt,
dass die erhöhten
Antikomplement-Aktivitätsgehalte
keine Artefakte waren, die durch Durchführung des Antikomplement-Assayverfahrens
in der Gegenwart von Spurengehaltsmengen von TNBP/Na-Cholat verursacht
wurden. Somit ergibt die Anwendung des SD-Verfahrens des Standes
der Technik zur viralen Inaktivierung einer ISG enthaltenden Lösung, die
anschließend
gemäß dem Tenold-'608-Patent formuliert
wurde, ein Produkt, welches eine hohe ACA aufweist und sich nicht
zur intravenösen
Verabreichung eignet. In einem ähnlichen
Versuch wiesen SD-behandelte Proben, die nicht inkubiert wurden
(Tabelle 3, Anfangstest) ACA-Gehalte von größer als 100 Einheiten auf.
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Tabelle
3
Verringerung der Antikomplement-Aktivität von Proben, die vorab mit
TNBP/Cholat behandelt wurden
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Als
allerdings SD-behandelte Doppelproben über verlängerte Zeiträume inkubiert
wurden (6 Wochen bei 5°C
und 3 Wochen bei 22°C)
war der ACA-Gehalt
deutlich verringert (Tabelle 3, nach Inkubation). Dies führte zu
weiteren Untersuchungen dieser überraschenden
Beobachtung.
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Aggregat-Gehalt von ISG,
ausgesetzt an TNBP/Cholat
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Die
Proben des vorherigen Versuchs (Tabelle 3, Anfangstest) wurden mit
Größenausschluss-(Gelpermeations)-HPLC
sofort nach der Zubereitung analysiert, um das Ausmaß der Aggregation
des IGIV zum Anfangszeitpunkt zu bestimmen. Die HPLC-Analyse zeigt
einen nahezu vollständigen
Monomergehalt in den Proben (Tabelle 4):
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Tabelle
4
HPLC-Analyse von nicht-inkubierten 5%-igen IGIV-Proben (Tabelle
3, anfängnlich)
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Vorher
erwiesen sich hohe IgG-Aggregat-Gehaltsmengen als in Korrelation
mit einer hohen Antikomplement-Aktivität. Allerdings zeigen die Ergebnisse
aus der Analyse der Proben, dass der ACA-Gehalt in den Proben größer als
100 Einheiten ist (Tabelle 3, 'Anfangstest'). Die HPLC-Analyse
zeigt und ergibt, dass die hohe ACA im Anschluss an die TNBP/Cholat-Behandlung
nicht wegen des Vorliegens aggregierter IgG-Moleküle auftrat.
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Variierte Zeit- und Temperaturbedingungen
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Das
SM war das gleiche wie im vorherigen Versuch, und die Versuchsbedingungen
waren ähnliche
mit den folgenden Abänderungen.
Die Lösungen
wur den mit TNBP/Cholat bei pH = 7,0 behandelt und dann mit 5% IGIV,
10% Maltose, pH = 4,25, wie oben zubereitet. Die ACA wurde sofort
nach der endgültigen
Zubereitung nach einer ersten Inkubation über 9 Tage bei 5°C und nach
einer zweiten Inkubation über
21 Tage bei entweder 22 oder 5°C
analysiert. Die Ergebnisse sind in Tabelle 5 angegeben:
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Tabelle
5
ACA der mit TNBP/Cholat-behandelten IGIV-Proben
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In
der Anfangs-Sterilmasse-Probe, die mit TNBP/Cholat bei pH = 7,0
behandelt wurde, betrug der ACA-Gehalt wiederum mehr als 100 Einheiten
für den
Anfangszeitpunkt, was die in Tabelle 3 angegebenen Beobachtungen
bestätigt.
Bei Inkubation bei 5°C über 9 Tage
blieb die ACA größer als
100 Einheiten. Die End-Inkubationsstufe bei entweder 5 oder 22°C zeigt,
dass die Verringerung der ACA von der Temperatur abhängt, wobei
sich die bei höheren
Temperaturen beobachtete ACA schneller verringert.
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Effekt des pH bei der
Solvens/Detergens-Behandlung auf die ACA
-
ACA-Gehalte
wurden nach Inkubation mit TNBP/Cholat bei pH = 5,8 bewertet, weil
eine bessere virizide Aktivität
bei pH-Werten von weniger als 6,0 beobachtet wurde. Ganz allgemein
wiesen die nicht-inkubierten Sterilmasse-Proben von bei pH = 5,8 inkubiertem
Material niedrigerer ACA-Gehalte als die Proben mit einem pH-Wert
von 7,0 auf, aber der Trend zur Verringerung der ACA bei Inkubation
wurde in den Proben mit einem pH-Wert von 5,8 wiederholt. Tatsächlich sinken
die ACA-Gehalte jenseits einer Inkubation über 21 Tage in Proben weiter
ab, die anfänglich
erhöhte
ACA-Gehalte nach Inkubation mit TNBP/Cholat bei pH = 5,8 aufwiesen
(Tabelle 6). Wie vorher für
die bei pH = 7,0 inkubierten Proben festgestellt, trat die Verringerung
der ACA nicht wegen absinkender Gehaltsmengen aggregierer IgG- Moleküle auf,
weil das bei pH = 5,8 behandelte Material im Wesentlichen monomeres
IgG vor der Inkubation bei 22°C
war (HPLC-Analyse, Probe A4, Tabelle 8).
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Tabelle
6
Probe A4 – ACA
bei verlängerter
Inkubation
-
-
Ähnliche
Ergebnisse wurden mit Proben erzielt, die mit 10% IGIV, 0,2 M Glycin
im Sterilmasse-Stadium formuliert waren. Bei Inkubation bei niedriger
Ionenstärke
bei pH = 4,25 über
10 und 21 Tage wurde festgestellt, dass die ACA-Gehalte sowohl in
5%-igen als auch in 10%-igen IGIV-Proben abnehmen (Tabelle 7). Das
Absinken der ACA kann somit über
einen Bereich der ISG-Konzentration
und über
einen Bereich der pH-Werte für
die Solvens/Detergens-Behandlung beobachtet werden (Tabellen 3,
5, 7). Die HPLC-Analyse (Tabelle
8) der in Tabelle 7 angegebenen Sterilmasse-Proben belegte, dass
die erhöhten
ACA-Gehalte nicht wegen einer Aggregation von ISG-Molekülen auftraten.
-
Tabelle
7
ACA von Proben, behandelt mit TNBP/Cholat bei pH = 5,8
-
Alles
in Allem legen es die obigen Ergebnisse nahe, dass ISG-Produkte,
die einem Solvens/Detergens-Viralinaktivierungsverfahren unterzogen
worden sind, das (zunächst)
zu einem unerwünschten
ACA-Anstieg führt,
zur IV-Verabreichung
durch Einführung
einer zusätzlichen
Inkubationsstufe unter den hierin beschriebenen Bedingungen zur
Verringerung der ACA auf ein akzeptables Niveau geeignet gemacht
werden können.
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Tabelle
8
HPLC-Analyse von Sterilmasse-Proben, behandelt mit TNBP/Cholat
bei pH = 5,8
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SCHLUSSFOLGERUNG
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Der
ACA-Anstieg, der aus der Solvens/Detergens-Behandlung der IGIV-(Antikörper)-Lösung resultiert,
scheint ein unvermeidbarer Sekundäreffekt der TNBP/Detergens-Behandlung
zur Inaktivierung von Viren in der Lösung zu sein. Es ist nun herausgefunden
worden, dass durch Inkubieren der IGIV-Lösung
bei niedrigem pH (4,25) und bei niedriger Ionenstärke (0,001) über einen
relativ langen Zeitraum (von mindestens ca. 10 Tagen) die ACA stufenweise über den
Zeitraum der Inkubation absinkt.
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Im
Stand der Technik ist ein Verfahren zur Erzeugung von IGIV offenbart
(das Tenold-'608-Patent),
wobei ein niedriger pH-Wert und eine niedrige Ionenstärke angewandt
werden. Das Tenold-'608-Verfahren
lässt die
virale Inaktivierungsstufe weg und behandelt somit das Problem einer
erhöhten
ACA nicht, es verbleibt aber die Möglichkeit einer viralen Aktivität. Nicht
wie bei Tenold ist die Inkubation ein wesentlicher Gesichtspunkt
der vorliegenden Erfindung zur Verringerung der ACA.
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Das
Neurath et al-'573-Patent
enthält
die technische Lehre der viralen Solvens/Detergens-Inaktivierungsstufe.
Im Neurath-'573-Patent
werden die Steuerung des pH-Wertes und auch die Konsequenzen des Verfahrens
bezüglich
der ACA nicht genannt. Erhöhte
ACA-Gehalte wurden beim Sterilmasse-Stadium von mit TNBP/Cholat
behandeltem IGIV-Zubereitungen nachgewiesen. Allerdings sanken die
ACA-Gehalte bei Inkubation über
mindestens ca. 10 Tage bei pH = 4,25, niedriger Ionenstärke und
bei nicht weniger als ca. 20°C
ab (siehe Tabellen 5 bis 7). Im Stand der Technik sind verschiedene
Lösungsansätze beschrieben,
um die ACA-Gehalte gereinigter IgG-Zubereitungen zu erniedrigen,
einschließlich
der Entfernung von IgG-Aggregaten (11). Bei IgG-Aggregaten ist gezeigt worden, dass
das Komplementsystem in vivo aktiviert wird (1). In der vorliegenden
Erfindung trat allerdings die Verringerung der IgG-ACA nicht wegen
absinkender Gehaltsmengen der IgG-Aggregate auf, weil diese mit
TNBP/Cholat behandelten IgIV-Zubereitungen nur niedrige Ge haltsmengen
von aggregiertem IgG (wie gemessen mit HPLC, Tabellen 4, 8) vor
der Inkubation unter solchen Bedingungen enthielten.
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Es
wäre wünschenswert,
im Wesentlichen Virus-freies IGIV zu erzeugen, aber gemäß dem Stand
der Technik ergibt sich ein Produkt mit einem inakzeptablen Gehalt
der ACA. Es sei angemerkt, dass im Tenold-'608-Patent festgestellt wird, dass das
Produkt im Wesentlichen frei von ACA ist, die Anwendung des SD-Verfahrens
zusammen mit dem Tendol-'608-Patent
führt allerdings
zu hohen Gehalten der ACA: die hier berichteten Versuchsergebnisse
zeigen, dass die Behandlung von ISG-Lösungen mit dem SD-verfahren
und die anschließende
Formulierung gemäß dem Tenold-'608-Patent zu einem
Produkt mit hoher ACA führen
(siehe Tabellen 1, 3, 5 bis 7). Diese überraschende Erkenntnis, über die
hier berichtet wird, beruht darauf, dass eine Anschluss-(End-)Inkubationsstufe
die ACA der mit Solvens/Detergens behandelten Lösung erniedrigt. Die typischen,
durchschnittlich beobachteten ACA-Gehalte von 5%-igen IGIV-Lösungen, die gemäß dem SD-Verfahren
und mit oder ohne die Anschluss-Inkubation behandelt wurden, sind
in der Figur gegenübergestellt.
Die vorliegende Erfindung beinhaltet somit ein früher nicht
festgestelltes Verfahren zur Herabsetzung der ACA durch Inkubieren
unter gesteuerten Bedingungen des pH-Wertes, der Temperatur und
Ionenstärke über einen
Zeitraum, wodurch es ermöglicht
wird, das Produkt durch intravenöse
Injektion zu verabreichen.
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Im
Mitra-'714-Patent
wird die Anwendung eines S/D-Verfahrens nicht nahegelegt, es wird
aber statt dessen berichtet, dass eine relativ kurze Inkubation
eines ISG-Produkts unter ähnlichen
Bedingungen eine im Wesentlichen Virus-freie Zubereitung ergibt
(10). Allerdings ist die Inkubationsanwendung unter solchen Bedingungen
zur Erniedrigung der Antikomplement-Aktivität eine neue Anwendungsform
dieser Inkubationsbedingungen, welche früher im IGIV-Verfahren zur Inaktivierung
umhüllter
Viren zur Anwendung gelangten.
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Das
neu entwickelte IGIV-Verfahren, über
das hier berichtet wird und welches eine weitere international anerkannte
virale Inaktivierungsverfahrensweise einschließt (Behandlung mit TNBP/Cholat),
erzeugt IgG-Zubereitungen,
die niedrige ACA-Gehalte aufweisen und sich zur IV-Verabreichung eignen.
Der Hauptvorteil beruht darauf, dass ein IGIV-Produkt mit verbesserter
Sicherheit mit einem zweistufigen Verfahren erhalten wird, welches
eine TNBP/Cholat-Behandlung zur viralen Inaktivierung und die Inkubation
unter Bedingungen einschließt,
die niedrige ACA-Gehalte ergeben, die sich zur IV-Verabreichung
eignen.
-
Literaturverzeichnis
-
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