DE69628852T2 - Therapeutische medizinische kleidung für narben und entsprechendes verfahren - Google Patents

Description

• Die vorliegende Erfindung betrifft einen Verbundartikel für therapeutisch-medizinische Kleidungsstücke zur Behandlung von dermatologischen Narben und insbesondere zur Vorbeugung oder Pflege von hypertrophen Narben und Keloiden.
• Die vorliegende Erfindung betrifft ebenfalls ein Kleidungsstück, das einen derartigen Verbundartikel enthält, sowie ein Verfahren zur Herstellung eines solchen Kleidungsstückes.
• Therapeutisch-medizinische Kompressionskleidung wird seit vielen Jahren dazu verwendet, nach chirurgischen Eingriffen, wie zum Beispiel einer Reduktionsmammaplastik, einer Abdominoplastik, einer Rhytidektomie (Facelifting), einen Druck auf anatomische Bereiche auszuüben. Ähnliche, einen Druck ausübende Kleidungsstücke sind bei der Pflege von hypertrophen Narben und Keloiden nach Verbrennungen zum Standard geworden.
• US 4,838,253 A offenbart einen Wundverband aus Silikon mit einem daran befestigten absorbierenden Material. Der Verband ist nicht Teil eines Kleidungsstückes für einen Patienten, sondern ein separates Teil. GB 2,267,427 A offenbart eine mit einer Lösung getränkte Tupferschicht. Diese ist nicht dazu gedacht, als Teil eines Kleidungsstücks vom Patienten getragen zu werden.
• Wie in WO 95/22997 A offenbart, werden Silikonelastomer-Werkstoffe im medizinischen Bereich zur Pflege von meistens aufgrund von Verbrennungen, traumatischen Verletzungen oder chirurgischen Inzisionen entstandenen Hautnarben verwendet. Durch diese Silikonwerkstofte werden das Narbengewebe weicher und das kosmetische Ergebnis sowie die funktionellen Aspekte solcher Narben über einen Zeitraum von Wochen und Monaten verbessert. Der biologische Mechanismus dieser Wirkung ist kaum verstanden. Man weiß jedoch, dass der therapeutische Nutzen unabhängig vom auf die Narbenoberfläche ausgeübten Druck erzielt wird.
• In der Narbenpflege ist es allgemein üblich, die Drucktherapie in extrem kritischen Bereichen, wie Händen oder Gesicht, oder in anderen Bereichen von ästhetischer Bedeutung, mit einer Silikonbeschichtung zu kombinieren. Auf diese Weise lässt sich in kürzester Zeit eine maximale Wirkung erzielen.
• Beim Anordnen von Silikonbeschichtungswerkstoffen unter textilen Kleidungsstücken auf komplexe Körperkonturen entstehen Schwierigkeiten. In erster Linie entstehen diese Schwierigkeiten dadurch, dass es nicht möglich ist zu vermeiden, dass das Silikonelastomer zerknittert und Falten wirft, dass der Patient sich nicht an die lästige Pflicht hält, die Silikonschicht täglich anzulegen, dass die Schicht während einer Bewegung schwer zu positionieren ist und leicht verrutscht, und dass ein optimaler Hautkontakt schwer zu erzielen ist.
• WO 95/22997 A offenbart ein interpenetrierendes Polymernetzwerk (IPN) aus Silikon und Polytetrafluorethylen (PTFE), welches verbesserte physikalische Eigenschaften bei gleichzeitig verringerter Stärke aufweist. Obwohl der IPN-Werkstoff über komplexe anatomische Konturen unter Kompressionsverbände angelegt werden kann, ohne dass er Falten wirft oder klafft, verrutscht er immer noch leicht und ist er immer noch umständlich anzubringen.
• Zum Zwecke der Erfindung sind die Begriffe Silikonelastomer, Silikongel oder Silikon-IPN gleichwertig und werden austauschbar verwendet, da davon ausgegangen wird, dass diese Erfindung mit jedem beliebigen dieser Werkstoffe ausgeführt werden kann.
• In seiner allgemeinsten Ausführungsform betrifft die Erfindung einen Verbundartikel für therapeutisch-medizinische Kleidungsstücke nach Anspruch 1.
• Die vorliegende Erfindung betrifft die Behandlung von Narben und insbesondere eine Verbundstruktur zur Behandlung von Narben, die so bequem und einfach anzulegen ist wie ein Kleidungsstück. Weiterhin betrifft die vorliegende Erfindung Verbundstrukturen, die die kompressionstherapeutischen Eigenschaften von therapeutisch-medizinischen Kompressionskleidungsstücken mit der Verwendung von Silikonelastomeren zur Pflege der Narben vereinigen.
• Unerwarteterweise hat sich herausgestellt, dass durch das Anbringen einer oberen Schicht aus einem Silikonelastomer-Werkstoff auf eine Seite eines geeigneten textilen Gewebes vor der Herstellung eines Kleidungsstücks geformte Kleidungsstücke mit einer oberen Schicht aus Silikon hergestellt werden können, die auch bei komplexen geometrischen Formen einen gleichmäßigen Hautkontakt herstellen. Das fertige Produkt ist einfach anzulegen und hält das Material der Silikonbeschichtung so fest, dass es nicht verrutscht. Außerdem ist das Material haltbar und für die Maschinenwäsche und die Trocknung im Trockner geeignet.
• Die therapeutisch-medizinischen Kleidungsstücke gemäß dieser Erfindung bestehen aus einer weichen Schicht aus Silikonelastomer, die auf eine Schicht eines textilen Gewebes gebondet ist, wobei die Schicht aus Silikonelastomer derart auf die Haut des Patienten gelegt wird, dass sie mit dieser in Berührung kommt.
• Ein Herstellungsverfahren bietet sich für die Massenproduktion an, bei dem flache Silikonplatten hergestellt werden, die schließlich durch herkömmliche Verfahren zur Herstellung von Kleidung in Form gebracht werden. Man erzielt somit eine schnelle und kosteneffektive Herstellung von Konfektions- oder maßgeschneiderter Kleidung für jeden Patienten.
• Gegenüber dem Stand der Technik stellt die vorliegende Erfindung dahingehend eine Verbesserung dar, als (a) die Silikonschicht auf die Oberfläche eines elastischen Textilgewebes gebondet wird, um ein therapeutisch-medizinisches Kleidungsstück herzustellen, (b) das medizinische Kleidungsstück einfach anzulegen ist, ohne dass es zwischen der Silikonschicht und der Haut Falten wirft oder klafft, (c) Kompressions- und Silikontherapie gleichzeitig zur Anwendung kommen können, ohne dass hierfür ein separater und/oder wiederholter Vorgang notwendig wäre, um die beiden Materialien einzeln auf die Haut anzubringen, und (d) die Patienten aufgrund der sehr vereinfachten Anbringung eher bereit sind, das therapeutische Kleidungsstück täglich anzulegen.
• 1 ist ein schematisches Diagramm einer Ausführungsform der vorliegenden Erfindung, bei der eine Schicht aus Silikonelastomer 10 auf eine elastische Schicht aus einem Textilgewebe 20 zur Bildung eines Verbundgewebes 30 gebondet ist.
• 2 ist ein Grundriss eines Bereiche (A) und (B) aufweisenden therapeutisch-medizinischen Kleidungsstückes, das aus der durch die erfindungsgemäße Silikon- und Textilschichten gebildeten Verbundschicht hergestellt ist.
• Zur Veranschaulichung der Erfindung wird nachfolgend eine bevorzugte, nicht einschränkend zu verstehende erfindungsgemäße Ausführungsform anhand von Beispielen aufgezeigt.
• Viele Silikonzusammensetzungen, in beliebigen Kombinationen oder Mischungen, sind für diese Erfindung geeignet. Außerdem geben derzeitige klinische Untersuchungen an, dass andere Werkstoffe wie beispielsweise Hydrogele oder Hydrokolloide, eine ähnliche Wirkung bei der Narbenreduzierung haben und daher ebenfalls für die vorliegende Erfindung von Nutzen sind. Den Hydrogelen und Hydrokolloiden im Allgemeinen sowie vielen Silikon enthaltenden Verbindungen, wie zum Beispiel Mineralöl enthaltenden Silikon-Copolymeren, mangelt es jedoch an einer ausreichenden Haltbarkeit, um das Kleidungsstück, das viele Monate lang getragen werden muss, wirtschaftlich zu machen.
• Zahlreiche Textilgewebe können dem Zweck der vorliegenden Erfindung dienen. Vorzugsweise umfasst das elastische Textilgewebe eine Textilie, die aus einer Mischung aus 89% Nylon und 11% Spandex besteht. Weiterhin können für das Textilgewebe und das therapeutische Agens verschiedene Schichtstärken von Nutzen sein, und es könnten Bestandteile mit unterschiedlicher Elastizität verwendet werden. Eine grundlegende Überlegung besteht darin, dass sich das erfindungsgemäße medizinische Kleidungsstück für den Patienten angenehm auf der Haut trägt, dass es einen geeigneten Druck ausübt und dass es ein wirksames therapeutisches Agens aufweist, das an den erforderlichen Stellen auf die Haut aufgetragen wird. Es ist auch wichtig, dass das Fertigprodukt normal gewaschen werden kann und dass es haltbar genug ist, um kosteneffekiv wiederholt getragen zu werden.
• Beispiel 1
• WO 95/22997 A offenbart ein Verfahren zur Herstellung eines sich gleichzeitig gegenseitig durchdringenden Polymernetzwerkes (IPN) aus Silikon und Polytetrafluorethylen (PTFE). Das Verfahren umfasst das Verwenden einer Trennschicht als Trägersubstrat, auf das die Elastomerbeschichtung aufgebracht wird. Das Substrat durchläuft eine Beschichtungsstation, in der eine Schicht der ungehärteten Silikon/PTFE-Mischung aufgebracht wird. Der Träger wird dann zur Vulkanisierung des Silikons durch einen Tunnelofen geführt.
• Die Silikonschicht wurde mit dem Textilgewebe fest verbunden und konnte mit mechanischen Techniken von dessen Oberfläche nicht entfernt werden. Gewebeproben wurden nach den Militärvorschriften 44187B, Testverfahren 4.5.5. in einer gebräuchlichen Haushaltswaschmaschine und einem gebräuchlichen Trockner 5 (fünf) mal gewaschen und getrocknet, ohne dass Zeichen eines Verschleißes oder eines Ablösens sichtbar geworden wären.
• Ein im Handel erhältlicher Büstenhalter von Playtex Apparel, Inc. wurde in einem Einzelhandelsgeschäft erworben. Die Körbchenpolsterung des Kleidungsstückes wurde entfernt und durch das erfindungsgemäße Verbundmaterial aus Silikon und Textil ersetzt, so dass die Silikonfläche des Verbundtextils nach innen gerichtet war und mit der Haut des Patienten in Berührung kam. Es entstand so ein einstückiges Kleidungsstück, das beispielsweise für die Narbenreduzierung nach einer Reduktionsmammaplastik geeignet ist.
• In diesem Beispiel wurde ein im Handel erhältlicher Büstenhalter umgearbeitet, um die Verbundschichten der vorliegenden Erfindung zu verwenden. Selbstverständlich kann ein Kleidungsstück auch von vornherein aus die erfindungsgemäßen Verbundschichten aufweisenden Stoffbahnen hergestellt werden. Es kann hierzu ein normales Schnittmuster eingesetzt werden, wobei die Verbundschicht aus Silikon und Textilgewebe für die geeignete Polsterung und normaler Stoff für den Rest verwendet wird. Außerdem könnte eine Vielzahl an Bustenhaltermodellen für einen ähnlichen Zweck geeignet sein.
• Zahlreiche weitere Arten von therapeutisch-medizinischen Kleidungsstücken können mit dem oben dargelegten Verfahren hergestellt werden. Weitere ähnliche Artikel umfassen Kleidungsstücke zur Verwendung nach einer Abdominoplastik, Gesichtsbinden für die Rhytidektomie und ähnliches. Außerdem können verschiedene Arten von therapeutisch-medizinischen Kompressionskleidungsstücken zur Narbenpflege in ähnlicher Weise hergestellt werden, beispielsweise Handschuhe, Gesichtsmasken, Westen usw. Weniger komprimierende Kleidungsstücke sind ebenfalls nützlich, um den Komfort zu steigern und um die Möglichkeit zu eröffnen, das Kleidungsstück auch nach der Zeit, in der es getragen werden soll, zu verwenden. Außerdem wird beabsichtigt, das fertige Produkt auch in Platten zu liefern, die der Kliniker dann maßschneidern kann.

Claims (6)

1. Verbundartikel (30) für therapeutische medizinische Kleidungsstücke, die zur Behandlung von dermatologischen Narben geeignet sind, umfassend eine erste Schicht (10) eines therapeutischen Agens, das Silikon, eine Silikon-Zusammensetzung, eine Silikon enthaltende Verbindung, ein Hydrogel oder ein Hydrokolloid enthält und eine zweite elastische Schicht (20) eines textilen Stoffes, der an die Oberfläche der ersten Schicht gebondet ist und es zuläßt, zu Kleidungsstücken geformt zu werden.
2. Verbundartikel nach Anspruch 1, bei dem das therapeutische Agens ein sich gegenseitig durchdringendes Polymer-Netzwerk aus Silikon und Polytetraflourethylen ist.
3. Verbundartikel nach Anspruch 1, bei dem der Stoff der zweiten elastischen Schicht (20) eine Textilie ist, die eine Mischung aus 89% Nylon und 11% Spandex umfaßt.
4. Kleidungsstück zur Behandlung von dermatologischen Narben, das geeignet ist zum Anziehen und es zuläßt, maschinengewaschen und -getrocknet zu werden, von dem wenigstens ein Abschnitt umfaßt: einen Verbundartikel nach einem der Ansprüche 1–3, der eine die Haut berührende Oberfläche enthält, die das besagte therapeutische Agens, das zur Behandlung von dermatologischen Narben geeignet ist, umfasst.
5. Kleidungsstück nach Anspruch 4, das als Büstenhalter gestaltet ist.
6. Verfahren zur Herstellung eines Kleidungsstückes nach den Ansprüchen 4 oder 5, umfassend das Durchlaufen einer dünnen Lage eines elastischen textilen Stoffes durch eine Beschichtungsvorrichtung und das Ablegen und Bonden einer Oberflächenschicht eines therapeutischen Agens, das Silikon, eine Silikon-Zusammensetzung, eine Silikon enthaltende Verbindung, ein Hydrogel oder ein Hydrokolloid enthält auf dem textilen Stoff, das Herstellen eines Kleidungsstückes aus dem beschichteten elastischen Stoff.