Gebiet der Erfindung
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Die vorliegende Erfindung betrifft die Behandlung von erworbenem
Immunschwäche-Syndrom (AIDS) und AIDS-verwandtem Komplex (ARC) und
insbesondere Arzneimittel zur Behandlung von AIDS und ARC unter
Verwendung von Anti-Kohlenhydrat-Antikörpern.
Hintergrund der Erfindung
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Über veränderte, mit viraler Infektion assoziierte Glycosylierung
in Wirtszellen ist berichtet worden (Ray et al. (1978), Virology
88:118; Kumarasamy et al. (1985), Arch. Biochem. Biophys. 236:593).
Wie Onkogenese verursacht die durch Cytomegalovirus oder HIV
induzierte abweichende Glycosylierung die Bildung von neuen
Antigenen, die in den ursprünglichen Wirtszellen nicht vorhanden sind
(Andrews et al. (1989), J. Exp. Med. 169:1347; Adachi et al. (1988),
J. Exp. Med. 167:323). Durch die Verwendung monoklonaler Antikörper,
die Oligosaccharid-Epitope definieren, ist das Auftreten von
Leγ- und Lex-Antigenen nach viraler Infektion nachgewiesen worden.
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Mehrere Studien haben die Beteiligung des Kohlenhydrat-Anteils an
der HIV-Infektion in vitro angezeigt. So verringert die Hemmung
der frühen Schritte bei der Golgi-Glycosylierung in infizierten
Zellen die Infektionsfähigkeit des gebildeten Virus (Gruters et al.
(1987), Nature 330:74; Montefiori et al. (1988), PNAS 85:9248).
Ferner blockieren Lektine die Syncytien-Bildung, mutmaßlich durch
eine spezifische Wechselwirkung mit gp120-Glycanen infizierter
Zellen, und neutralisieren auch die Infektionsfähigkeit von
zellfreiem Virus (Lifson et al. (1986), J. Exp. Med. 164:2101). Eine
Veränderung in der N-Glycosylierung von T4-Zielzellen scheint jedoch
die HIV-Infektion nicht zu beeinflussen (Montefiori et al. (1988),
supra).
Gp120 enthält mehrere verschiedene Glycan-Strukturen und Kohlenhydrat
macht 50% der Gesamtmasse von gp120 aus (Matthews et al. (1987), PNAS
84:5424). Es sind überwiegend N-verknüpfte Glycane auf gp120 gefunden
worden (Kozaraky et al. (1989), J. Acq. Imm. Def. Syndr. 2:163). Die
Bindungsstelle auf gp120 für den T4-Rezeptor scheint in einem
nichtlinearen C-terminalen Teil des Moleküls lokalisiert zu sein (Lasky
et al. (1987), Cell 50:597). Es ist nicht klar, ob Glycane direkt
an der Virusbindung beteiligt sind. So können hemmende Lektine an
Glycane gegenüber der Bindungsstelle binden und dadurch die T4-
gp120-Bindung sterisch stören, wie für neutralisierende Antikörper
festgestellt wurde (Bahraoui et al. (1988), AIDS 2:165-169; Linsley
et al. (1988), J. Virol. 62:3695). Die bisher durch Lektin-Studien
auf gp120 identifizierten Glycane sind überall zu finden, und so
schien das therapeutische Potential für eine Behandlung auf Lektin-
Basis gering.
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In einem Artikel, der nach dem für diese Anmeldung beanspruchten
Prioritätsdatum veröffentlicht wurde, offenbaren Hansen et al.
(1990), J. Virol. 64: 2833, daß drei Kohlenhydrat-Epitope (A&sub1;, Leγ
und Sialosyl-Tn) nach einer HIV-Infektion vorzugsweise oder
ausschließlich auf T-Lymphoid-Zellen exprimiert wurden. Die einfache
Struktur Sialosyl-Tn vom Mucin-Typ sowie die verwandten Tn- und T-
Antigene werden gewöhnlich nicht auf der Zelloberfläche von normalen
adulten Zellen exprimiert. Eine humorale Immunantwort, die gegen
diese Antigene gerichtet ist, wird bei Krebspatienten gefunden, da
Krebszellen diese Antigene exprimieren können und das Immunsystem
sensibilisieren (Springer et al. (1979), Prog. Allergy 26:42). Hansen
et al. (1990) supra, offenbaren, daß gegen Tn und T gerichtete
Antikörper die Anwesenheit dieser Antigene auf HIV nicht zeigten.
Dies war das Ergebnis eines in vitro Immunneutralisations-Assays,
der von den speziellen Eigenschaften der verwendeten monoklonalen
Antikörper abhängig ist.
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AIDS ist als eine besondere neue Krankheit anerkannt, bezüglich deren
Ätiologie festgestellt wurde, daß sie mit der Infektion einer neuen
Klasse von lymphotropen Retroviren mit der Bezeichnung HIV verbunden
ist. Die Krankheit ist gekennzeichnet durch eine Störung, die mit
einer beeinträchtigten zeilvermittelten Immunität und absoluter
Lymphopenie, insbesondere verringerten T-Helferlymphozyten (T4 oder
CD4), verbunden ist. Dies ist darauf zurückzuführen, daß HIV
vorwiegend die CD4-Lymphozyten-Population infiziert. ARC, ein
Präsyndrom, das sich gewöhnlich durch einen Komplex bestimmter
klinischer Merkmale und Helfer-T-Lymphopenie manifestiert, kann AIDS
vorangehen.
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Die Diagnose einer Infektion mit HIV erfolgt gewöhnlich auf der
Grundlage eines Nachweises von Antikörpern, die gegen HIV gerichtet
sind. Das exakte Antikörper-Profil kann mit dem Stadium der Krankheit
variieren (Gallo et al. (1986), Prog. Allergy 37:1).
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Trotz der beachtlichen Fortschritte, die hinsichtlich ihrer
Charakterisierung erreicht wurden, sind die Verfahren zur Behandlung
und Vorbeugung von AIDS und ARC immer noch schlecht entwickelt. Es
besteht ein großes Bedürfnis, bessere Verfahren zu deren Behandlung
und Prävention zu entwickeln.
ZUSAMMENFASSUNG DER ERFINDUNG
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Gemäß der vorliegenden Erfindung wurde festgestellt, daß ein
Antikörper gegen Tn zur Hemmung oder Verlangsamung des Fortschritts
von AIDS oder ARC verwendet werden kann. Ein Arzneimittel für diesen
Zweck umfaßt eine pharmazeutisch wirksame Menge eines oder mehrerer
Antikörper(s), der oder die aus Anti-Tn besteht(en), und ein(en)
pharmazeutisch annehmbaren(s) Träger, Verdünnungsmittel oder
Exzipienten.
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Ein monoklonaler Anti-Tn-Antikörper kann in vitro die HIV-
Infektionsfähigkeit und die Syncytien-Bildung hemmen, entweder
durch Bindung an den Virus oder an die verwendeten Zielzellen. Er
kann deshalb auch eingesetzt werden, um Kohlenhydrat-Strukturen zu
definieren, die als virale Glycoproteine und mit dem Virus
assozijerte Glycosphingolipide exprimiert werden, und dadurch Glycane
der Virushülle als Ziele zu identifizieren, von denen angenommen
wird, daß sie für die Immuntherapie und/oder Impfstoffentwicklung
geeignet sind.
Detaillierte Beschreibung der Erfindung
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Kohlenhydrat-Strukturen sind oft bei der anfänglichen Adhäsion von
Pathogenen an Zielzellen beteiligt. Bei der Entwicklung der
vorliegenden Erfindung wurde eine Gruppe von monoklonalen Anti-
Kohlenhydrat-Antikörpern auf deren Fähigkeit getestet, in vitro die
HIV-Infektionsfähigkeit zu hemmen, entweder durch Bindung an den
Virus oder an die verwendeten Zielzellen. Monoklonale Antikörper
gegen das Kohlenhydrat-Antigen waren imstande, sowohl die
Virusinfektion zu blockieren als auch die Syncytien-Bildung zu
hemmen. Die Hemmung der Virus-Infektionsfähigkeit war unabhängig von
dem Virusstamm (HTLVIIIB und ein Patientenisolat SSI-002), der für
die Virusvermehrung verwendeten Zellinie (H9 und MT4) oder dem als
Infektionsziel eingesetzten Zelltyp (Lymphozyten oder Monozyten).
Eine Hemmung wurde beobachtet, wenn monoklonale Antikörper mit Virus
vorinkubiert wurden, jedoch nicht, wenn Zellen so vor der Infektion
vorinkubiert wurden. Demgemäß wird angenommen, daß die monoklonalen
Antikörper Kohlenhydrat-Strukturen definieren, die als virale
Glycoproteine exprimiert werden, und es steht zu erwarten, daß
Glycane der Virushülle geeignete Ziele für die Immuntherapie und/oder
Impfstoffentwicklung sind.
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Der Anti-Tn-Antikörper sollte gegen das Tn-Kohlenhydrat-Antigen mit
der folgenden Struktur spezifisch sein:
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GalNacα1-O-Ser/Thr
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Der Anti-Tn-MAb kann mit dem Sialosyl-Tn-Kohlenhydrat-Antigen mit
der folgenden Struktur kreuzreagieren:
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NeuAcα2-6GalNacα1-O-Ser/Thr
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Die Isotypen und Affinitäten geeigneter Anti-Tn-Antikörper für das
Antigen variieren in großem Umfang von einem Antikörper zum nächsten
und so ist die Spezifität für Tn das kritische identifizierende
Merkmal dieser Antikörper.
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Beispiele bevorzugter monoklonaler Maus-Antikörper umfassen
diejenigen, welche durch die neuen Hybridome KTH1, KTH2 und KTH3,
alle am 14. November 1990 beim PHLS Centre for Applied Microbiology
and Research, European Collection of Animal Cell Cultures, Porton
Down, Salisbury, Wiltshire, England, hinterlegt, gebildet werden.
Diese drei Hinterlegungen haben die Hinterlegungs-Nummern 90111401,
90111402 bzw. 90111403. Jedoch können beliebige andere monoklonale
Antikörper mit den identifizierenden Merkmalen der monoklonalen
Antikörper KTH1, KTH2 und KTH3 eingesetzt werden.
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Neben der spezifischen Bindung an das Kohlenhydrat-Antigen Tn
besteht ein weiteres identifizierendes Merkmal der monoklonalen
Antikörper KTH1, KTH2 und KTH3 in deren Isotypen, die IGG&sub1;, IgM bzw.
IgM sind.
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Polyklonale Antikörper gegen das Kohlenhydrat-Antigen Tn können nach
bekannten Verfahren hergestellt werden.
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Das Immunogen, welches eingesetzt wird, um den Antikörper gegen Tn-
Antigen zu erhalten, ist eine Kernstruktur vieler Glycoproteine vom
Mucin-Typ. "Glycoprotein vom Mucin-TYP", wie hier verwendet, bedeutet
ein Protein von hohem Molekulargewicht mit einem hohen Grad
O-verknüpfter Glycosylierung an Serin- oder Threoninresten. Glycoproteine
vom Mucin-Typ werden durch S-S-abhängige Verknüpfung weiter
polymerisiert und sind die Hauptkomponenten von Epithel-Sekretionen.
"Kernstruktur eines Glycoproteins vom Mucin-Typ", wie hier verwendet,
bedeutet eine Kohlenhydrat-Grundstruktur ohne periphere Substitution,
die direkt mit der Proteingruppierung eines Glycoproteins vom Mucin-
Typ verknüpft ist. In der vorliegenden Erfindung kann jede Tn-
Kernstruktur eines Glycoproteins vom Mucin-Typ als Immunogen
eingesetzt werden, solange das Glycoprotein ein hohes
Molekulargewicht (relatives Molekulargewicht > 10&sup6; Dalton) aufweist und im
selben Grad wie Mucin glycosyliert ist, d.h. mehr als 50% des
Gesamtgewichts glycosyliert ist. Tierische Mucine, die das Tn-
Antigen enthalten, können ebenfalls als Immunogen eingesetzt werden.
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Das Tn-Antigen-Immunogen kann erhalten werden durch enzymatische oder
chemische Modifizierung eines Glycoproteins vom Mucin-Typ, um die
Tn-Antigen-Kernstruktur freizulegen oder durch Isolierung von
Mucinen, die Tn-Kernstrukturen aufweisen. Diese Mucine sind in
einigen Tierspezies vorhanden. Das Tn-Antigen-Immunogen kann nach
üblichen Verfahren isoliert und gereinigt werden.
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Beispielsweise können Glycoproteine vom Mucin-Typ, die zur Erzeugung
einer Sialyl-Tn-Kernstruktur enzymatisch oder chemisch modifiziert
werden sollen, mittels Gelfiltration durch Sepharose 48 oder
Sephacryl 200S isoliert werden. Das isolierte Glycoprotein wird dann
enzymatisch oder chemisch nach im folgenden beschriebenen Verfahren
modifiziert, um die Tn-Kernstruktur freizulegen, und die
Tn-Kernstruktur wird zur Verwendung als Immunogen gereinigt.
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Zur Reinigung kann das modifizierte Mucin mittels Gelfiltration, z.B.
durch Sepharose 4B oder Sephacryl 200, abgetrennt werden.
Hochdruckchromatographie auf einer synthetischen Molekularfiltersäule
(schnelle Flüssigchromatographie; Pharmacia) ist zur Abtrennung
von enzymatisch oder chemisch modifizierten Mucinen ebenfalls
geeignet. Als Immunogen zur Herstellung monoklonaler Antikörper
braucht das modifizierte Mucin jedoch nicht gereinigt sein. Die
Gegenwart einer kleinen Menge unmodifizierten Mucins wird der
Verwendung als Immunogen für die Zwecke der vorliegenden Erfindung
nicht schaden. Ferner ist die Modifizierung gewöhnlich quantitativ,
falls geeignete Routinevorsorgemaßnahmen getroffen werden.
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Mucine, die von Tierspezies stammen und Glycoproteine bereits in Form
einer Sialyl-Tn-Kernstruktur enthalten, werden durch übliche
Verfahren erhalten, z.B. mittels Gelfiltration durch Sepharose 4B,
Sephacryl 200 oder FPLC, wie oben beschrieben.
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Beispielhafte Typen enzymatischer Modifizierung, die zur Freilegung
der Tn-Struktur verschiedener Glycoproteine vom Mucin-Typ verwendet
werden können, umfassen die Eliminierung des endständigen α2-3-
Sialyl-Rests und α2-6-Sialyl-Rests, verknüpft mit dem GalNAc, durch
spezielle Sialidasen oder die vollständige Eliminierung aller
Sialsäurereste durch Clostridium perfringens-Sialidase. Die
enzymatische Modifizierung kann auch die Behandlung mit ß-
Galactosidase (vorzugsweise aus Charonia lampas), α-Fucosidase und
N-Acetylhexosaminidase umfassen. Die enzymatische Hydrolyse von
Mucin-Glycoprotein wird von Hirohashi et al. (1985), PNAS 82: 7039-
7043, und Kjeldsen et al. (1988), Cancer Res. 48: 2214, beschrieben.
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Beispiele von chemischen Reaktionen, die zur Freilegung der Tn-
Kernstruktur von Glycoproteinen vom Mucin-Typ eingesetzt werden
können, umfassen die Periodat-Oxidation, gefolgt von einer Reduktion
mit Natriumborhydrid und einer Behandlung mit schwacher Säure. Das
Verfahren wird Smith-Abbau genannt (Sprio, Methods Enzymol. (1972)
28: 3-43). Diese chemische Behandlung eliminiert nicht-reduzierende
Enden von Kohlenhydratresten, außer Sialsäure, die durch Sialidase-
Behandlung wie oben beschrieben eliminiert werden kann.
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Beispiele von aus Tieren isolierten Mucinen, die als Immunogene
eingesetzt werden können, umfassen Schafsunterkiefer-Mucin (OSM),
in dem 90% der Kohlenhydratketten aus dem Tn-Antigen besteht, und
Rinderunterkiefer-Mucin (BSM), in dem 50% der Kohlenhydratketten aus
dem Tn-Antigen besteht und 20% der Kohlenhydratketten aus T-Antigen
und anderen nicht identifizierten Resten besteht. Das Tn-Antigen wird
aus den Sialosyl-Tn-Mucinen durch Eliminierung von Sialosyl-Resten
unter Verwendung von Sialidasen hergestellt.
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Diese so abgeleiteten tierischen Mucine können zur Verwendung als
Immunogene nach denselben Verfahren wie oben beschrieben, z.B.
übliche Gelfiltration oder FPLC, gereinigt werden. Die Reinheit des
Immunogens ist jedoch für die Herstellung eines monoklonalen
Antikörpers nicht kritisch.
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Human-Erythrozyten-Glycophorin kann aus Human-Erythrozyten-Membranen
durch das ursprünglich von Marchesi und Andrews, Science (1971)
174:1247-1248, beschriebene Verfahren erhalten werden.
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Ob ein Glycoprotein die Tn-Kernstruktur aufweist, kann durch
Affinitätschromatographie mit einer Helix pomatia-Säule bestimmt
werden (Carter und Sharon (1977), Arch. Biochem. Biophys. 180: 570-
582) oder durch "Immunoblotting" von Glycoproteinen mit Anti-Tn-
Antikörper (erhältlich von Chembuimed, Edmonton, Alberta, Kanada).
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Die Verbreitung des Antigens ist ziemlich beschränkt. Eine für die
vorliegende Erfindung geeignete Quelle des Tn-Antigens sind jedoch
die Kulturüberstände der Plattenepithel ("squamous")-Lungenkarzinom-
Zellinien QG 56 und LU-65 (Hirohashi et al. (1985), supra, und
Takahashi et al. (1988), Cancer Res. 48:4361).
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Eine zweite Quelle ist wiederum Schafsunterkiefer-Mucin, welches eine
hohe Dichte von Sialyl-Tn enthält, das chemisch oder enzymatisch zu
Tn überführt werden kann.
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Biosynthetisch hergestelltes Tn-Protein stellt eine dritte Quelle
dar. Synthetische Peptide oder rekombinante Proteine, die
Serin- und/oder Threonin-Aminosäurereste enthalten, können in vitro mit
einer in der Natur vorkommenden Glycosyltransferase (UDP-GalNAc:
Serin/Threonin-Peptid-N-Acetylgalactosaminyltransferase)
glycosyliert werden; siehe Elhammer et al. (1982), J. Biol. Chem.
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Eine vierte Quelle ist chemisch synthetisiertes GalNAc α1-O-Ser oder
GalNAc α1-O-Thr (im Handel von Biocarb, Schweden, erhältlich).
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Um Tn-Antigen in einer als Immunogen für die Zwecke der vorliegenden
Erfindung geeigneten Form aus dem Kulturüberstand zu erhalten, werden
die verschiedenen oben genannten Zellinien nach bekannten Verfahren
kultiviert. Die Kulturüberstände werden dann behandelt, um Sialyl-
Tn-Antigen wie folgt zu erhalten.
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Beispielsweise wird die folgende Behandlung durchgeführt: das
verbrauchte Kulturmedium von in Suspension kultivierten Zellen wird
lyophilisiert, um dessen Volumen auf 1/50 des ursprünglichen Volumens
zu verringern. Das konzentrierte verbrauchte Medium wird dann bei
4ºC ausgiebig gegen Phosphat-gepufferte Salzlösung dialysiert, die
0,01% Natriumazid enthält. Das dialysierte Material wird auf
Sepharose 4B aufgebracht und gelfiltriert. Das Leervolumen wird
gepoolt, weiter konzentriert und auf Sephacryl 200 erneut einer
Chromatographie unterzogen. Die Glycoprotein-Fraktion im Leervolumen
wird als Immunogen eingesetzt. Alle Verfahren müssen innerhalb einer
begrenzten Zeit und bei niedriger Temperatur (4ºC) abgeschlossen
werden, da die Sialyl-Verknüpfung instabil ist.
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Das Immunogen kann dann für die Immunisierung behandelt werden.
Beispielsweise wird das Tn-Antigen (z.B. 4,0 mg) in destilliertem
Wasser (z.B. 4 ml) gelöst, sorgfältig mit einer geeigneten Menge an
säurebehandelten Salmonella minnesota (z.B. 16 mg) gemischt und
lyophilisiert. Die getrocknete Mischung wird in einem geeigneten
Volumen (z.B. 4,0 ml) eines geeigneten Trägers (z.B. 140 mM NaCl
mit 20 mM Phosphatpuffer, pH 7,0) suspendiert, und Aliquots von etwa
100 µg Mucin und 400 µg Bakterien werden intravenös injiziert.
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Die Immunisierung kann auch mit vollständigem Freundschen Adjuvans
statt einer Absorption auf Bakterien durchgeführt werden und das
Verhältnis zwischen der Menge an Mucin und Salmonella minnesota kann
variiert werden. Die besten Ergebnisse wurden beobachtet, wenn
Salmonella minnesota mit Essigsäure behandelt wird, wie früher von
Young et al. (1979), J. Exp. Med. 150:1008-1019, beschrieben.
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Der für die Immunisierung verwendete Wirt kann eine Maus oder Ratte
eines beliebigen Stammes oder jede andere Art von Tier sein, dessen
Splenocyten für die Herstellung von Hybridomen geeignet sind, d.h.
empfänglich für die Zellfusion mit HAT-sensitiven Myelom-Zellinien,
um stabile Hybridome zu etablieren.
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Der Immunisierungsablauf hängt von der Empfänglichkeit des
Wirtstieres gegenüber Mucin-Immunisierung ab, jedoch ist das oben
beschriebene Versuchsprotokoll für Mäuse geeignet. Alternative
Bedingungen können ebenfalls angewandt werden. Geeignete
Immunisierungsabläufe können durch den Fachmann bestimmt werden.
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Beispielsweise besteht ein geeigneter Immunisierungsablauf für
Balb/c-Mäuse darin, die Immunogenpräparation intravenös durch die
Schwanzvene einmal wöchentlich 5 Wochen lang zu injizieren und dann
nach 1-monatiger Unterbrechung eine Wiederholungs ("Booster")-
Injektion mit der Immunogenpräparation durchzuführen.
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Die Menge der an den Wirt verabreichten Immunogenpräparation hängt
vom Molekulargewicht des Mucins, dem Freiliegen des Kohlenhydrat-
Epitops, und der Neuheit und Dichte des Epitops ab, das mit
Glycoproteinen vom Mucin-Typ assoziiert ist. Der Bereich des in Mäuse
injizierten Glycoproteins beträgt 3 bis 5 µg als Überzug in 100 µl
Salzlösung, intravenös in jede einzelne Maus injiziert, deren
Körpergewicht im Bereich von 100 - 150 g liegt.
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Wird vollständiges Freundsches Adjuvans eingesetzt, so werden etwa
20 µl Glycoprotein in 500 µl Salzlösung mit 500 µl vollständigem
Freundschen Adjuvans emulgiert und etwa 200 µl subkutan an mehreren
Stellen injiziert (etwa 50 µl pro Stelle).
Ähnliche Antigen-Mengen, entweder als Überzug auf Salmonella
minnesota oder mit vollständigem Freundschen Adjuvans gemischt,
werden für andere Wirte wie Ratten, Hamster oder Meerschweinchen
verwendet, und mehrfach größere Mengen werden für andere Wirte wie
Kaninchen eingesetzt. Es ist nicht nötig, die Menge des Antigens
proportional zum Körpergewicht des Tiers zu erhöhen.
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Die Immunisierung wird wiederholt, bis ausreichend Antikörper im
Gesamtserum nachweisbar ist. Die Milzzellen des Wirts werden entfernt
und Splenocyten mit HAT-sensitiven Myelomzellen durch die gut
etablierte Technik (Köhler und Milstein (1975), Nature 256:495-
497, und Young et al. (1979), sudra), fusioniert.
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HAT-sensitive Myelomzellen können z.B. NS-1, SP-1 oder (vorzugsweise)
SP-2 sein, aber es kann jeder Typ von HAT-sensitiven Myelomzellen
verwendet werden. Gelegentlich können Hybridome nach der Fusion von
Wirts-Splenocyten mit Myelomzellen etabliert werden, obwohl kein
Antikörper im Wirtserum nachweisbar war. Deshalb ist es nicht
essentiell, Antikörper vor der Zellfusion nachzuweisen. Die Fusionen
werden gewöhnlich in Polyethylenglykol durchgeführt, wie von Young
et al. (1979), supra, beschrieben.
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Die fusionierten Zellen werden in Platten mit 96 Vertiefungen
kultiviert, bis Miniklone gebildet werden. Es ist wichtig,
Splenocyten 48-72 Stunden nach der letzten Wiederholungs ("Booster")-
Injektion zu verwenden und mit gut proliferierenden Myelomzellen zu
fusionieren, um eine Anzahl überlebender fusionierter Zellen zu
erhalten, die wachsen werden. Die Feuchtigkeit und CO&sub2;-Konzentration
im Inkubator muß im Anfangsstadium der Kultivierung der fusionierten
Zellen sorgfältig kontrolliert werden.
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Ein Fachmann kann ohne weiteres geeignete Kulturbedingungen
bestimmen. Es sind keine Nahrungszellen ("feeder cells")
erforderlich, um die fusionierten Zellen gemäß dem Verfahren der
vorliegenden Erfindung zu züchten.
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Nach einer geeigneten Kulturperiode werden Hybridome, welche
Antikörper sekretieren, die mit dem zur Immunisierung verwendeten
Sialyl-Tn-Antigen reagieren, kloniert und durch Grenzverdünnung, d.h.
durch Verdünnung auf einen Punkt, an dem weniger als eine Zelle pro
neue Kultur zu erwarten ist, subkloniert und dann in die Vertiefungen
ausplattiert.
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Im allgemeinen wird jede Vertiefung einer Platte mit 96 Vertiefungen
mit Mucin-Glycoprotein, das die als Immunogen verwendete
Tn-Kernstruktur enthält, durch Inkubation jeder Vertiefung mit Glycoprotein-
Lösung in PBS beschichtet, z.B. werden 100 µl einer 0,1-10 µg/ml-
Lösung zugegeben und über Nacht inkubiert. Die Glycoprotein-Lösung
wird entfernt, es wird gewaschen und weiter mit 5% Rinderserumalbumin
inkubiert, um die Platte zu blockieren, bevor sie zum Screenen von
Antikörpern verwendet wird. Dieses Verfahren wird von Hirohashi et
al. (1985), supra, beschrieben.
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Die Hybridome, welche die Antikörper sekretieren, die mit den
speziellen Antigenen reagieren, werden folgendermaßen gescreent:
Antikörper, der an eine Antigen-beschichtete Vertiefung gebunden ist,
wird üblicherweise nachgewiesen durch einen sekundären Antikörper
(gegen Maus-IgM und -IgG gerichtete Ziegen- oder Kaninchen-
Antikörper), gefolgt von ¹²&sup5;I-markiertem Protein A, wie ursprünglich
von Young et al. (1979), supra, beschrieben. Dieses Verfahren ist
noch empfindlicher als verfügbare ELISA-Assays, obwohl ein ELISA
ebenfalls eingesetzt werden kann. ELISA's können durch den Einsatz
automatisierter Ablesegeräte und im Handel erhältlicher ELISA-Kits
bequemer durchgeführt werden.
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Monoklonale Antikörper gegen Tn-Antigen, sekretiert von so isolierten
Hybridomen, können in Mengen hergestellt werden durch die Züchtung
großer Ansätze von Hybridom-Zellkulturen und die Reinigung des
Antikörpers aus dem Überstand oder durch Injizieren der Hybridom-
Linie in Mäuse, um die Produktion von Asciten-Flüssigkeit zu
stimulieren. Beide Verfahren sind auf diesem Gebiet wohlbekannt.
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Verfahren zur Herstellung des monoklonalen Antikörpers in Mengen
entsprechend der vorliegenden Erfindung werden von Young et al.
(1979), supra, beschrieben.
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Die erfindungsgemäß isolierten Hybridome können in großen Ansätzen
in Suspensionskultur gezüchtet werden, oder noch bequemer in einem
Fiberglasbehälter, in dem Zellen in hoher Dichte gepackt und
gezüchtet werden, worin Antikörper in das Kulturmedium diffundieren
können.
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Die monoklonalen Antikörper können durch bekannte Verfahren gereinigt
werden, z.B. durch Affinitätstrennung unter Verwendung von Protein
A oder Hochdruckflüssigkeitschromatographie auf alkyliertem "reversed
phase"-Silicagel oder unter Verwendung einer synthetischen
Polystyrol-Gelfiltrationssäule.
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Geeignete Dosen eines Arzneimittels können abhängig von der
Verabreichungsweise durch den geschulten Fachmann leicht bestimmt
werden. Konkreter sollte eine geeignete Dosierung zur intravenösen
Verabreichung von Antikörpern, um die AIDS-Infektionsfähigkeit weiter
zu unterdrücken, durch verschiedene übliche Versuche bestimmt werden.
Beispielsweise können KTH1-, KTH2- und KTH3-Antikörper die HIV-
Infektion in vitro bei einer Konzentration von 2 µg/ml zu hemmen.
15,6 mg KTH-1 werden für ausreichend gehalten, um die HIV-
Infektionsfähigkeit zu verhindern, wenn sie einem Mann von 60 kg
Gewicht mit etwa 7,8 l Blut verabreicht werden. Human-Antikörper
sind zur Durchführung dieser in vivo-Hemmung stark bevorzugt.
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Geeignete Verfahren zur Verabreichung des Arzneimittels können durch
Fachleute bestimmt werden. Antikörper können intravenös verabreicht
werden, aber andere Formen der Verabreichung sind ebenfalls möglich.
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Geeignete pharmazeutisch annehmbare Träger, Verdünnungsmittel und
Exzipienten werden durch den Fachmann leicht bestimmt. Beispielsweise
können die Antikörper in einer physiologischen Pufferlösung
solubilisiert verabreicht werden. Es wird jedoch kein Träger als
besonders bevorzugt betrachtet.
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Das Antigen Tn, dessen Struktur oben angegeben ist, kann aus
natürlichen Quellen durch bekannte Verfahren isoliert werden, z.B.
dem von Kjeldsen et al. (1988), Cancer Res. 48:2214, beschriebenen,
oder dem oben beschriebenen Verfahren zur Herstellung von gereinigtem
Immunogen, welches das Tn-Antigen oder biosynthetisch produziertes
Tn-Glycopeptid umfaßt.
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Die folgenden Beispiele erläutern, wie Antikörper der Erfindung
hergestellt werden können und die Tests erläutern deren
Brauchbarkeit. Alle Prozentangaben, Verhältnisse, Teile, etc. sind
auf das Gewicht bezogen, soweit nicht anders angegeben. FCS = fötales
Kalbserum.
Monoklonale Anti-Kohlenhydrat -Antikörper
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Getestete Antikörper, deren Spezifität, Isotyp und Referenz für
die Herstellung sind in Tabelle 1 aufgeführt. Die verschiedenen in
Tabelle 1 gezeigten monoklonalen Antikörper definieren Kohlenhydrat-
Strukturen, die an der Peripherie von O-verknüpften Glycoprotein-
Ketten gefunden werden (siehe Clausen und Hakomori (1989), Vox Sang.
56:1, bezüglich einer Übersicht).
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Alle Zellen wurden in RPMI 1640 mit 5-15% FCS, 2 mM Glutamin und
1 mM Pyruvat gezüchtet und bei 4ºC mit 0,02% NaN&sub3; gelagert.
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Zunächst wurden alle aufgeführten monoklonalen Antikörper als sterile
Hybridom-Kulturüberstände, die etwa 10-50 µg Immunglobulin (Ig)/ml
enthielten, auf HIV-Hemmung getestet .
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Schließlich wurden die monoklonalen Antikörper KTH1, KTH2 und KTH3
nach der Reinigung aus dem Kulturüberstand eingesetzt (siehe unten;
Fig. 2 und 3). KTH1 (IgG&sub1;) wurde durch Protein-A-Sepharose-
Chromatographie und KTH2 (IgM) und KTH3 (IgM) durch
Ionenaustauschchromatographie wie vom Hersteller beschrieben (Pharmacia, Uppsala,
Schweden) gereinigt.
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Die Artikel, auf die sich Tabelle 1 bezieht, sind:
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1) Hirohashi (1985), PNAS 82: 7039
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2) Clausen et al., unveröffentlicht
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3) Clausen et al. (1988), Molec. Immunol. 25:199
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4) Kjeldsen et al. (1988), Cancer Res. 48:22
TABELLE 1
Antigen
Antikörper
Sialosyl-Tn
Zellen
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Für HIV-Infektionsversuche wurden die T4-Lymphozyten-Zellinien
H9 (Popovic et al. (1984), Science 224:497), CEM (Foley et al.
(1965), Cancer 18:522) und MT4 (Harada et al. (1985), Science
229:563) bei 37ºC und 5% CO&sub2; unter Verwendung von RPMI 1640 mit 10%
FCS (5% für CEM-Zellen), 100 IU/ml Penicillin, 20 µg/ml Gentamicin
und 100 IU/ml Streptomycin (Wachstumsmedium) in Kultur gezüchtet.
Die Zellen wurden bei einer Konzentration von 2-10 x 10&sup5; Zellen/ml
gehalten und das Medium zweimal wöchentlich gewechselt.
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Für HIV-Infektionsversuche bei Monozyten wurde die Zellinie U937
(Levy et al. (1985), Virology 147:441) nach einer Kultur wie oben
beschrieben eingesetzt.
Virus-Quelle
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Der Überstand von chronisch mit dem HIV-1-Referenzstamm HTLVIIIB
(Popovic et al. (1984), Science 224:497) infizierten H9-Zellen wurde
steril filtriert, in Aliquots aufgeteilt und bis zur Verwendung bei
-80ºC gelagert. Der HIV-1-Stamm SSI-002 wurde aus einem mit HIV
infizierten Patienten (CDC II) wie oben beschrieben isoliert (Nara
et al. (1989), PNAS 86:7139-43). Der Virus wurde dann drei Passagen
in MT4-Zellen unterzogen und wie oben gelagert. Vor der Verwendung
wurde der TCID&sub5;&sub0;-Wert der Viruspräparate in MT4-Zellen und U937-
Zellen bestimmt.
Toxizität
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Die Toxizität der monoklonalen Antikörperpräparate wurde
überprüft, indem 0,5 x 10&sup6; MT4-Zellen in Zellkulturplatten mit 24
Vertiefungen in Wachstumsmedium, das 20 bis 0 µg/ml gereinigten
Antikörper enthielt, inkubiert wurden und die Überstände nach 4 Tagen
Kultur gegen frisches Medium ausgetauscht wurden, das geeignete
Konzentrationen an Antikörper enthielt. Zählungen lebender Zellen
wurden nach 0, 4 und 7 Tagen mittels Trypanblau-Ausschluß erhalten.
ELISA
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Zellfreie Überstände wurden auf das HIV-Antigen unter Verwendung
eines Doppel-Antikörper-Sandwich-ELISA überprüft; siehe Nielsen et
al. (1987), Lancet 8532:566. Jede Platte umfaßte eine
Verdünnungsreihe eines HIV-Antigen-Standardpräparats und die optischen Dichten
(490 nm) wurden auf dieses Standardpräparat bezogen (geschätzte
Einheiten) . Alle Infektionsversuche in vitro beinhalteten eine
Kontrolle unter Verwendung von unbehandelten HTLVIIIB. Nach 4 Tagen
Kultur wurden die Überstände verdünnt, um eine 0D490 dieser Kontrolle
von etwa 2 zu ergeben. Alle auf Infektionshemmung getesteten
Antikörper wurden auch auf eine Störung des ELISA-Nachweises getestet
und es wurde keine solche Störung festgestellt.
Screening
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Die Überstände der neu entwickelten Hybridome, die durch
Immunisierung mit Tn, d.h. KTH1-3, stimulierte monoklonale Antikörper
enthielten, wurden sowohl durch die Antigen-Spezifität unter
Verwendung von Tn-Antigen als auch den Virushemmungs-Assay wie
nachfolgend beschrieben gescreent. Etablierte Kontroll-Antikörper
umfaßten den Anti-Tn-Antikörper Lu35, der früher als nicht-hemmend
befunden worden war (Hansen et al. (1990), supra), und den
monoklonalen IgG2A-Anti-Tn-Antikörper 1E3 (Clausen et al.,
unveröffentlicht). Ferner waren gegen Sialosyl-Tn gerichtete Antikörper,
die früher als hemmend befunden worden waren, TKH2 und B72.3
(Kjeldsen et al. (1988), supra) als positive Kontrollen
eingeschlossen. Ein Anti-T-Antikörper, HH8 (Clausen et al., supra) war
ebenfalls als negative Kontrolle eingeschlossen (siehe Tabelle 1).
Virushemmungs-Assay
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Fünfundzwanzig TCID&sub5;&sub0; HTLVIIIB wurden mit 0,5 ml Hybridom-
Überstand gemischt und 1 Stunde lang bei 37ºC inkubiert. MT4-Zellen
(1x10&sup6;) wurden in dieser Mischung suspendiert und 2 Stunden lang bei
37ºC inkubiert. Nach ausgiebigem Waschen wurden die Zellen in
Wachstumsmedium resuspendiert (4 ml), das 10% v/v des entsprechenden
MAb enthielt.
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Die Ergebnisse sind in Fig. 1 dargestellt. In Fig. 1 stellt die
Ordinate die Antigen-Produktion in geschätzten Einheiten nach 4 Tagen
(ausgefüllte Säule) und nach 7 Tagen (schraffiert) dar; die Abszisse
repräsentiert eine Kontrolle mit unbehandeltem Virus ("o MAb"),
Kontrolle ohne Virus ("o HIV") oder Hybridom-Überstand, der den
genannten MAb enthält.
Infektionshemmung
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Um die Hemmungswirkung der MAb auf die HIV-Infektion in
verschiedenen Zellsystemen zu bestimmen, wurden Lymphozyten-Zellen
der MT4-Zellinie und Monozyten-Zellen der U937-Zellinie als
Zielzellen für die Infektion mit den HIV-1-Virusstämmen HTLVIIIB bzw.
SSI-002 eingesetzt.
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10&sup6; MT4-Zellen in 500 µl Wachstumsmedium wurden 2 Stunden lang mit
25 CCID&sub5;&sub0; HIV-1 beimpft. Vor der Beimpfung wurden entweder die
Zellen oder das virale Impfgut 1 Stunde lang mit einer
Verdünnungsreihe von MAb vorinkubiert. MAb-vorinkubierte Zellen wurden vor der
Beimpfung gewaschen. Nach der Beimpfung wurden die Zellen gewaschen
und vier Parallelansätze von 200.000 Zellen in Wachstumsmedium ohne
MAb in NUNC-Platten mit 24 Vertiefungen 7 Tage lang in Kultur
gezüchtet. Nach 4 Tagen Kultur wurde das HIV-Antigen im Kulturmedium
unter Verwendung eines Doppel-Sandwich-ELISA (Hansen et al. (1990),
supra) gemessen. Die Antigen-Konzentration wurde bezogen auf die
Antigen-Konzentration an entsprechenden Tagen bei Kontrollkulturen
von scheinbehandelten Zellen, die mit scheinbehandeltem HIV beimpft
wurden. Die Infektionshemmung in U937-Zellen wurde auf ähnliche
Weise nachgewiesen: 2 x 10&sup6; U937-Zellen wurden mit 25 CCID&sub5;&sub0;
SSI-002 beimpft und anschließend in vier Parallelansätzen zwei Wochen
lang kultiviert. Die Infektion von U937-Kulturen wurde am Tage 10
bewertet.
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Die Ergebnisse sind in den Figuren 2 und 3 dargestellt. In Fig. 2
repräsentiert die Ordinate die HIV-Antigen-Produktion (% der
Kontrolle) 4 Tage nach einer Infektion von MT4-Zellen mit HTLVIIIB,
der mit MAb behandelt worden war. In Fig. 3 repräsentiert die
Ordinate die HIV-Antigen-Produktion (% der Kontrolle) 10 Tage nach
der Infektion von U937-Zellen mit dem MAb-behandelten HIV-1-Isolat
SSI-002. In jeder der Figuren 2 und 3 repräsentiert die Abszisse die
MAb-Konzentration bezogen auf das Virus-Impfgut (Nanogramm pro 50%-
Zellkultur-Infektionsdosis).
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Fig. 2 und 3 zeigen, daß gereinigter MAb KTH1-3 eine
konzentrationsabhängige Hemmung der HIV-Infektion sowohl in Lymphozyten- als auch
in Monozyten-Zellen bei Verwendung zwei verschiedener HIV-1-Stämme
bewirkte. Die 80%-Wirkungsdosen der MAb KTH1-3 in den
Lymphozyten- bzw. Monozyten-Zellsystemen betrugen 10-15 bzw. 40-500 ng pro 50%-
Zellkultur-Infektionsdosis.
Spezifität der Hemmung
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Ein Infektionsfähigkeits-Assay wurde wie oben durchgeführt nach
einer Vorinkubation von entweder Virus oder Zellen mit MAb oder nach
einer Vorinkubation von Virus oder Zellen mit MAb plus dem
synthetisch hergestellten Tn-Antigen GalNAc-Ser (Biocarb, Lund,
Schweden).
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MT4-Zellen oder HTLVIIIB wurden mit 20 und 4 Nanogramm MAb KTH1 pro
CCID&sub5;&sub0; oder PBS vorinkubiert. Vor der Beimpfung mit 25 CCID&sub5;&sub0; HTLVIIIB
wurden die vorinkubierten Zellen sorgfältig gewaschen. Die Infektion
am Tag 4 wurde ausgedrückt als HIV-Antigen-Konzentration in
Kulturüberständen bezogen auf eine scheinbehandelte Kontrollkultur (%).
Die Ergebnisse sind in Tabelle 2 als Mittelwerte von Vierfach-
Bestimmungen dargestellt.
TABELLE 2
Vorinkubation von
Zellen
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Tabelle 2 zeigt, daß die Hemmung der HIV-Infektion durch Anti-Tn-
Antikörper (MAb KTH1) das Ergebnis einer Antikörperbindung an den
Virus und nicht an Zellen war. Die Infektionshemmung wurde durch
GalNAc-Ser (Tn-Antigen) aufgehoben. Dies bestätigt, daß die
Infektionshemmung ein Ergebnis einer spezifischen Wechselwirkung von
MAb mit Virus war.
Hemmung der Syncytien-Bildung
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HTLVIIIB-infizierte H9-Zellen (2x10&sup4;) wurden 1 Stunde lang in
50 µl Wachstumsmedium, das 0, 5 oder 50 ng KTH1 enthielt, in einer
Vertiefung einer Zellkulturpiatte mit 96 Vertiefungen vorinkubiert.
Die 10&sup5; CEM-Zellen in 50 µl Wachstumsmedium wurden zugegeben. Nach
einer gemeinsamen Kultur für 24 Stunden wurde die Gesamtzahl an
Syncytien (vielkernige Riesenzellen mit "aufgeblähtem" Cytoplasma)
mikroskopisch gezählt.
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Die Ergebnisse, welche die Verringerung der Syncytien-Aktivität von
HIV-infizierten und nicht-infizierten Lymphozyten durch Anti-Tn-
MAb KTH1 zeigen, sind in Tabelle 3 dargestellt.
TABELLE 3
Syncytien pro Vertiefung
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Die Ergebnisse stützen die Erwartung, daß Tn-Antigene als Ziele für
passive Immuntherapie unter Verwendung von Anti-Tn-Antikörpern dienen
können.
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Zwei erfindungsgemäße MAb, d.h. KTH1 (IgG) und KTH2 (IgM), sind für
das Tn-Antigen spezifisch, während MAb KTH3 (IgM) ein Antikörper
gegen das Tn-Antigen und das Sialosyl-Tn-Antigen ist. Für
Immunisierungszwecke ist jedoch sialiertes Tn (NeuAcα2-6GalNAcα1-O-
Ser/Thr) synthetisch viel schwieriger herzustellen als der
unmittelbare Vorläufer Tn (GalNAca1-O-Ser/Thr). Es wurde
festgestellt, daß alle drei MAb die HIV-Infektion in vitro hemmen.
Die Hemmung wurde als konzentrationsabhängig befunden und war das
Ergebnis einer epitopen-spezifischen (GalNAc-Serin) -Wechselwirkung
mit Virus und nicht mit uninfizierten Zellen. Es wurde auch
festgestellt, daß Anti-Tn-MAb die Syncytien-Bildung zwischen
infizierten und nicht infizierten Zellen hemmt.
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Die antikörper-vermittelte Hemmung von HIV ist kürzlich durch
Beobachtungen in Frage gestellt worden, daß einige Antikörper die
Infektion von Monozyten/Makrophagen verstärken können (Matsuda et
al. (1989), Scand. J. Immunol. 30:425; Robinson et al. (1989), PNAS
86:4710). Es ist jedoch festgestellt worden, daß die bei dieser
Erfindung eingesetzten Anti-Tn-Antikörper nicht nur die Infektion
von Lymphozyten (MT4-Zellen), sondern auch die Infektion von
Monozyten (U937-Zellen) hemmten.
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HIV-neutralisierende Antikörper werden bei HIV-infizierten Patienten
gefunden und sind auch in vitro unter Verwendung ausgewählter
synthetischer Peptide von gp120 und gp41 (Weber et al. (1989), Lancet
i:119; Chanh et al. (1986), EMBO J. 5:3065; Lasky et al. (1986),
Science 233:209) gebildet worden. Diese scheinen gegen das
Fortschreiten der Krankheit nicht zu schützen und sind typenspezifisch.
Es ist gezeigt worden, daß "Flucht"-Mutanten von HIV, die Mutationen
im env-Gen enthalten, in vitro auftreten, wodurch der Virus der
Wirkung von früher neutralisierenden Antikörper entkommen kann (Weiss
(1988), J. Acq. Imm. Def. Syn. 1:536).
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Die Anti-HIV-Reaktivität von Antiseren gegen infektiösen
Pferdeanämie-Virus gegen einen Kohlenhydrat-Anteil der HIV-Hülle ist
beschrieben worden (Montelaro et al. (1988), J. Gen Virol. 69:1711),
aber die HIV-Neutralisierung durch Kohlenhydrat-spezifische
Antikorper ist vorher nicht beschrieben worden. Es steht zu erwarten,
daß Kohlenhydrat-Epitope durch Mutationen in dem für den Peptid-
Anteil der HIV-Hülle kodierenden Genom nicht so leicht beeinflußt
werden. So deuten die vorliegenden Ergebnisse darauf hin, daß virale
Glycane als Ziele für die antivirale Immuntherapie und/oder
Impfstoffentwicklung betrachtet werden können.
BEISPIEL 1 Anti-Tn-MAb und Hybridome
Isolierung von Immunogen
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Sialidase-behandeltes Schafsunterkiefer-Mucin (OSM) wurde als
Quelle des Tn-Antigens verwendet. Etwa 90% der Kohlenhydratkette auf
OSM besteht aus dem Sialyl-Tn-Antigen, welches nach Sialidase-
Behandlung in Tn-Antigen überführt wird.
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OSM wurde aus Schafsunterkieferdrüsen durch übliche Methoden isoliert
(Tettamanti und Pigman (1968), Arch. Biochem. Biophys. 124:45-50).
Kurz gesagt, wurde ein wäßriger Extrakt von Unterkieferdrüsen bei
saurem pH (z.B. 3,5) gefällt. Dies wird als Mucin-Klumpen bezeichnet.
Der Mucin-Klumpen wurde zentrifugiert und in Wasser gelöst, der pH
neutral eingestellt und eine fraktionierte Ethanolfällung in
Natriumacetat durchgeführt.
Immunisierung und Etablierung von monoklonalen Antikördern
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Das wie oben beschrieben isolierte Tn-Antigen mit höherem
Molekulargewicht wurde in destilliertem Wasser in einer Menge von
1,0 mg Protein/4 ml Wasser gelöst und mit gleichen Volumina von
Freundschem vollständigen und unvollständigen Adjuvans gemischt.
Die Mischung wurde 1 Stunde lang bei 37ºC sorgfältig gemischt.
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Aliquots von 200 µl (d.h. 200 µg des Glycoproteins und 400 µg
Bakterien) wurden intraperitoneal in Balb/c-Mäuse injiziert. Einer
ersten Injektion mit Freundschem vollständigen Adjuvans folgte zwei
Wochen später eine Injektion von Freundschem unvollständigen
Adjuvans. Eine letzte Wiederholung ("Boost") wurde intravenös ohne
Adjuvans gegeben (100 µg in 200 µl Salzlösung).
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Drei Tage nach der Wiederholungsinjektion wurden die Tiere getötet,
die Milzzellen entfernt und Splenozyten mit Maus-Myelom-NS-1-Zellen
durch übliche Verfahren fusioniert (Köhler et al., supra).
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Hybridome, die auf selektiven Medien wuchsen, wurden durch übliche
Verfahren für monoklonale Antikörper-Reaktivität mit dem oben
beschriebenen OSM, desialiertem OSM und Glycophorin A gescreent.
Glycophorin A wurde von Sigma Chemical Company, St. Louis, Missouri,
bezogen.
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OSM wurde durch Behandlung mit 0,1 Einheit/ml Neuraminidase aus
Clostridium perfringens Typ X (Sigma) durch übliche Verfahren
(Kjeldsen et al. (1988), supra) desialiert.
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Es wurden etwa 40 Hybridome gefunden, die monoklonalen Antikörper
sekretierten, der eine positive Reaktion mit desialiertem OSM ergab.
Von diesen reagierten 32 auch mit OSM. Eine Kreuzreaktion zwischen
desialiertem OSM (Tn-Antigen) und OSM (Sialosyl-Tn) wurde als
überwiegend auftretendes Phänomen bei der Immunantwort der Maus
(sowie des Kaninchens, siehe unten) auf die Immunisierung mit Tn-
Antigen (desialiertem OSM) festgestellt. Fast alle Hybridome, die
ausschließlich an desialiertes OSM binden oder mit OSM
kreuzreagieren, waren in der Lage, in vitro die HIV-Infektion in dem Standard-
Assay, wie detailliert beschrieben von Hansen et al. (1990), supra,
zu neutralisieren. Darüber hinaus wurde die Tn-Antigen-Spezifität
der MAb bestätigt durch Immunfluoreszenz-Histologie auf verschiedenen
Schnitten mit bekannter Tn- und Sialosyl-Tn-Antigen-Verteilung
(Hirohashi et al. (1985), supra). Diese Hybridome wurden in größerem
Maßstab hergestellt und die Reaktivität der monoklonalen Antikörper
erneut mit OSM, desialiertem OSM und Glycophorin A überprüft. Es
wurden Hybridome gefunden, die monoklonale Antikörper mit starker
Reaktivität gegen desialiertes OSM und keiner Reaktivität gegen
Glycophorin A oder OSM sekretieren, sowie Antikörper, die Reaktivität
sowohl gegen OSM als auch gegen desialiertes OSM zeigen.
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Die Antigen-Quelle bei den ersten Studien waren Schaf-Mucine, die
90% Tn als antigenes Haupt-Epitop tragen. Mucine sind nicht nur große
Glycoproteine, sondern es ist auch schwierig, sie bis zur Homogenität
zu reinigen und über sie Strukturinformationen zu erhalten. Ferner
verursacht der Schafsursprung Probleme für die Verwendung bei Human-
Impfstoffen. Um diese Hindernisse zu beseitigen, wurde ein
halbbiosynthetischer Weg zur Herstellung dieser Antigene entwickelt, wie
im folgenden Beispiel beschrieben.
BEISPIEL 2 Biosynthetisches Tn-Antigen
Pedtidsynthese
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In der Natur vorkommende Aminosäuresequenzen bis zu etwa 40
Aminosäurereste können aus den Aminosäurebestandteilen durch
Standardverfahren synthetisiert werden. Bei diesem Beispiel wurden
Sequenzen des OSM-Proteinkerns oder des GP120-HIV-Hüllproteins
verwendet. Um das synthetisierte Peptid reversibel immobilisieren
zu können, entschlossen wir uns, einen N&sub2;-terminalen Cysteinrest mit
einer reaktiven SH-Gruppe einzuschließen, durch die das Peptid
reversibel an z.B. TNB-Thiol-Agarose (Pierce, Illinois, USA)
gekoppelt werden kann. Das Peptid enthält in diesem Fall Ser und Thr.
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Solubilisierung und Isolierung von UDP-GalNAc: Polypedtid-α-N-
acetylgalactosaminyltransferase
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Eine geeignete Quelle der Transferase ist Rindervormilch oder
Rinderthymus, diese Transferase ist jedoch in vielen tierischen und
menschlichen Geweben sowie Zellinien (Elhammer et al. (1986) , J.
Biol. Chem. 260:5249) vorhanden. Die Transferase kann mit Triton X-
100 solubilisiert und durch Affinitätschromatographie auf
deglycosylierter-OSM-Sepharose wie von Elhammer et al. (1982), supra,
beschrieben gereinigt werden. Als Alternative wurde festgestellt,
daß z.B. Cibacron-Blau-Agarose (Sigma Chemicals) das aus Rinderthymus
solubilisierte Enzym bindet und die Transferase mittels KCL eluiert
werden kann. Ferner kann die Transferase an ein
Serin/Threoninenthaltendes synthetisches Peptid gebunden werden, das über einen
N-terminalen Cysteinrest an TNB-Thiol-Agarose gekoppelt ist, und mit
EDTA und Salzen oder UDP eluiert werden. Eine Reinigung der
Transferase und Aminosäuresequenzierung wird die cDNA-Klonierung
des Transferasegens erlauben mit der anschließenden Möglichkeit, das
rekombinante Transferaseprotein zu verwenden. Ferner wird die
Klonierung des Gens die Transfektion und Expression der Transferase
in einer Zelle zu erlauben, was es möglich macht, die Glycosylierung
anderer rekombinanter Proteine, die durch Transfektion von cDNA
exprimiert wurden, zu gestalten.
Glycosylierung eines synthetischen Pedtids. das Serin/Threonin-
Reste enthält
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Das immobilisierte Peptid (TNB-Thiol-Agarose) kann durch die
Addition von α-N-Acetylgalactosamin aus UDP-GalNAc glycosyliert
werden, katalysiert durch die UDP-GalNAc:
Polypeptid-α-N-acetylgalactosaminyltransferase in Gegenwart von MnCl&sub2;. Für die
vorliegenden Zwecke kann die Transferase bis zur Homogenität gereinigt
werden oder in einem weniger reinen Zustand eingesetzt werden. Durch
Inkubation der Peptid-Agarose mit der Transferase und UDP-GalNAc
werden etwa 80% der Serin- und Threoninreste glycosyliert, wie durch
Inkorporierung von [¹&sup4;C]GalNAc nachgewiesen. Nach der Glycosylierung
kann die Agarose ausgiebig gewaschen werden und das gebildete
Glycoprotein durch Reduktionsmittel (2-Mercaptoethanol oder DTT)
freigesetzt werden: das Glycoprotein wird in homogener Form erhalten
und kann einer Analyse zur Strukturbestätigung unterworfen werden,
wie sie durch den Fachmann leicht bestimmt werden kann.
Herstellung von biosynthetischem Tn-Immunogen
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Das hergestellte Tn-Glycopeptid kann an ein geeignetes
Trägerprotein gekoppelt werden, indem die reaktive SH-Gruppe einer
potentiellen N&sub2;-terminalen Cysteingruppe eingesetzt wird, wie z.B.
von Pierce, Illinois, USA, beschrieben, unter Verwendung von
Maleimid-aktiviertem Schlüssellochnapfschnecken-Hämocyanin oder
durch ein anderes verfügbares Verfahren, das durch den Fachmann
leicht bestimmt werden kann.
Zusammenfassung
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Es sind mit dem HIV-Hüllprotein GP120 assoziierte Kohlenhydrat-
Epitope identifiziert worden, die normalerweise im menschlichen
Organismus nicht exprimiert werden. Monoklonale Antikörper gegen
diese Kohlenhydrat-Epitope neutralisieren in vitro sowohl die HIV-
Infektion als auch die Syncytien-Bildung, was nahelegt, daß ein
Impfstoff zumindest teilweise auf HIV-exprimierten Kohlenhydraten
basieren könnte. Vorläufige Impfstoffuntersuchungen bei Kaninchen
unter Verwendung dieser Kohlenhydrate stützen diese Idee.
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Während Untersuchungen ursprünglich drei Kohlenhydrat-Epitope (Histo-
Blutgruppe A, Leγ, und Sialosyl-Tn) identifizierten, legen die Daten
nun nahe, daß das Kohlenhydrat-Antigen Tn ein äquivalentes oder
besseres immunneutralisierendes Epitop ist.
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Insbesondere neutralisieren die Anti-Tn-MAb KTH1 (IgG1) und KTH2
(IgM) die in vitro-HIV-Infektion und die Synctien-Bildung, während
Anti-Tn-MAb KTH3 (IgM) mit Sialosyl-Tn kreuzreagiert und die HIV-
Infekt ion und Syncytien-Bildung neutralisiert. Die Immunisierung von
Kaninchen mit Tn-Antigen erzeugt einen HIV-immunneutralisierenden
Effekt, wie durch den in vitro HIV-Infektionsassay bestimmt.
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Das in Beispiel 2 beschriebene Konjugat sollte ähnliche Eigenschaften
wie native Tn-Mucin-Antigene haben und sollte dieselbe humorale
(Antikörper-) Antwort bei Tieren und Menschen hervorrufen. Es kann
angenommen werden, daß bei Verwendung einer Peptid-Sequenz aus dem
HIV-Hüllglycoprotein ebenfalls eine humorale und möglicherweise
zelluläre Immunantwort gegen das HIV-Protein hervorgerufen werden
wird.