-
Verfahren zur Herstellung leicht verdaulicher Milch Die Erfindung
betrifft ein Verfahren zum Behandeln von Milch und insbesondere ein Verfahren zum
Behandeln von Milch, um ihre Gerinnspannung zu verringern und das Homogenisieren
zu bewirken.
-
Es ist bekannt, daß die Gerinnspannung der von verschiedenen Kühen
stammenden Milch schwankend und durchschnittlich sehr hoch ist. Man hat festgestellt,
daß Milch von niedriger Gerinnspannung leichter verdaulich ist als Milch von hoher
Gerinnspannung. Infolgedessen ist es erwünscht, die Gerinnspannung von Milch, die
für die menschliche Ernährung bestimmt ist, bis auf ein - gewünschtes Maß zu verringern.
Man kann dies auf verschiedenen Wegen erreichen. Der eine von diesen ist die Verwendung
einer mit Druck arbeitenden Homogenisiervorrichtung. Eine mit Druck arbeitende Homogenisiereinrichtung
ist ein Apparat, der dazu dient, die Milch unter Druck durch eine kleine Öffnung
zu pressen.
-
Es. hat sich jedoch herausgestellt, daß es zum Erzielen einer genügenden
Verringerung der Gerinnspannung mittels einer uriterDruck arbeitenden Homogenisiereinrichtung
erforderlich ist, die Vorrichtung mit einem sehr hohen Druck, gewöhnlich mit etwa
17o bis Zoo kg/cm1, zu betreiben. Unter diesen Bedingungen werden die in der Milch
enthaltenen Fetteilchen sehr fein zerteilt und in der Milch sorgfältig dispergiert.
Es hat sich in der Praxis herausgestellt, daß es außerordentlich schwierig ist,
aus der Milch nach ihrer Behandlung in einem mit Druck arbeitenden Homogenisierapparat
einen wesentlichen
Teil des Butterfettes wieder' auszuscheiden.
-
Trotzdem ist es oft erwünscht, homogenisierte Milch von derartiger
Beschaffenheit zu erzeugen, daß ihr Rahm nicht mehr nach oben steigt, selbst wenn
man die Milch etwa 24. bis 4.8 Stunden stehen läßt. Die Erkenntnis der Vorteile
homogenisierter Milch hat sich in neuerer Zeit allgemein durchgesetzt. Weil der
Rahm im Behälter nicht mehr so leicht nach oben steigt, kann er nämlich nicht mehr
in betrügerischer Absicht abgeschöpft werden.
-
Ferner hat es sich b°im Verkauf von in Papierbehältern -verpackter
Milch herausgestellt, daß der bei nicht homogenisierter Milch oben schwimmende Rahm
am Behälter klebt. Dies ist jedoch bei homogenisierter Milch nicht der Fall. Schließlich
hat es sich auch herausgestellt, daß homogenisierte Vollmilch einen besseren Geschmack
hat, besser aussieht und von Kindern lieber als nicht homogenisierte getrunken wird.
Besonders die für Kinder bestimmte Milch hat zweckmäßig eine niedrige Gerinnspannung.
-
Andererseits ist es in Molkereibetrieben üblich, die am vorhergehenden
Tage nicht verkaufte Milch von den Händlern zurückzunehmen. Die zurückgegebene Milch
ist für die Molkerei hauptsächlich wegen des Butterfettgehaltes wertvoll. Wenn aber
das Butterfett nicht wieder aus der Milch ausgeschieden werden kann, dann ist die
zurückgegebene Milch ziemlich wertlos.
-
Es hat sich nun gezeigt, daß es zum Erzielen einer genügenden Verringerung
der Gerinnspannung nur nötig ist, eine sehr kleine Menge Butterfett in der Milch
in feiner Verteilung zu dispergieren. Die dazu erforderliche Menge von Butterfett
beträgt etwa nur o,51/0 des Gesamtvolumens der Milch.
-
Es ist bereits ein Verfahren bekannt, leicht verdauliche Milch so
herzustellen, daß der Rahm aufschwimmen kann. Nach diesem Verfahren wird der Rahm
zunächst abgeschieden; darauf wird die restliche Magermilch von geringem Fettgehalt
zum Verringern der Gerinnnspannung forgfältig homogenisiert, und schließlich wird
der Magermilch der vorher abgeschiedene Rahm wieder beigegeben.
-
Es ist auch bereits die Vereinigung von Magermilch mit fettreichen
Produkten durch Homogenisieren bekannt.
-
Von dieser Erkenntnis ausgehend, gibt die Erfindung ein neues Verfahren
für die Behandlung von Milch an, um mittels einer unter Druck arbeitenden Homögenisiereinrichtung
homogenisierte Milch von genügend niedriger Gerinnspannung zu erzeugen. Aus dieser
kann jedoch der Rahm oder das Butterfett z. B. mittels einer Zentrifuge, d. h. eines
üblichen Milchseparators, leicht wieder abgeschieden werden.
-
Nach der Erfindung läßt man die zu behandelnde rohe Milch in einem
Absetzbehälter nur wenige Stunden lang stehen, so daß in dieser Zeit der größere
Teil des Rahms sich oben im Behälter absetzen kann. Es wird dann noch der Milch,
die am Boden des Behälters ist, eine kleine Menge Butterfett beigegeben. Die fettarme
Milch, die unter dem im Behälter hochgestiegenen Rahm ist, wird darauf unter hohem
Druck, z. B. von etwa 170 kg/cm= durch den Homogenisierapparat gefördert. Der Druck
wird dann auf z. B. etwa 4o kg/cm= verringert. Bei diesem Druck gehen die restliche
Milch und der Rahm durch die Homogenisiereinrichtung. Die verschieden behandelten
Milchmengen werden nach Abschluß der Behandlung wieder gemischt. Bei dem hohen Druck
sind die dispergierten Fetteilchen meistens so klein, daß sie nicht mehr aufsteigen
oder aus der Milch durch einen Separator ausgeschieden werden können. Bei niedrigerem
Druck sind die Fettteilchen andererseits so groß, daß sie nur sehr langsam in die
Höhe steigen, aber trotzdem mittels eines Separators leicht - ausgeschieden werden
können.
-
Es wird auf diese Weise eire homogenisierte Milch erzeugt, in der
der Rahm derart dispergiert ist, daß er eine gewünschte Zeitdauer nicht hochsteigt;
gleichzeitig ist trotzdem ihre Gerinnspannung verringert, und ferner kann gegebenenfalls
der Rahm leicht abgeschieden wer en.
-
Es ist zu beachten, daß die erforderliche Dauer zum Absetzen des größten
Teiles des Rahms oben im Milchbehälter vor der Behandlung von Rohmilch von verschiedenen
Bedingungen, z. B. von der Art der Milch, die für verschiedene Rassen von Kühen
eine andere ist, von der Temperatur im Absetzbehälter und von anderen Faktoren abhängig
ist. Ebenso wird auch die Milchmenge, die durch den Homogenisierapparat bei hohem
Druck, und die Menge, die durch den Homogenisierapparat bei niedrigem Druck geht,
verschieden bemessen werden, und zwar hängt dies von der Dauer ab, die der Rahm
im wesentlichen gleichmäßig in der Milch dispergiert bleiben soll. Der Druck wird
im Einzelfall bis zu einem gewissen Grade von den Betriebsverhältnissen des betreffenden
Homogenisierapparates abhängen.
-
Man kann z. B. annehmen, daß es im allgemeinen genügt, wenn die Milch
im Absetzbehälter bei üblicher Temperatur 3 oder Stunden steht. Nach dieser Zeit
werden die unteren 8o'/, der Milch durch die Homogenisiereinrichtung bei einem Druck
von etwa
170 kg/cm2 gefördert. Dia übrige Milch wird durch
den Hromogenisierapparat bei einem Druck von etwa q.0 kg/cm' gefördert. Die beiden
verschieden behandelten Mengen werden nach dem Abschluß der Behandlung wieder gemischt.
-
Es ist natürlich zu beachten, daß das angegebene Verfahren für die
besonderen Bedürfnissse einer Molkerei oder für besondere Umstände, ohne den Rahmen
der Erfindung zu überschreiten, abgeändert werden kann. Es kann z. B. erwünscht
oder zweckmäßig sein, zuerst den Rahm aus der rohen Milch zu entfernen, dann der
entrahmten Milch etwa 0,5°/o Rahm beizugeben und darauf dieses Gemisch bei hohem
Druck durch die Homogenisiervorrichtung zu fördern. Der Rahm mit einer geringen
Beigabe entrahmter Milch kann darauf bei niedrigem Druck durch den Homogenisierapparat
gehen. Dann werden die beiden Mengen wieder gemischt.