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Verfahren zur Abscheidung des Follikelhormons aus Harn schwangerer
Individuen Man hat bisher aus den für die Follikelhormondarstellung in Betracht
kommenden ölen durch Behandlung mit acylierenden Mitteln keine hochwertigen Produkte
in kristalliner Form erhalten können.
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Es wurde nun gefunden, daß es gelingt, aus verhältnismäßig stark verunreinigten
Rohextrakten und sogar aus Harn selbst hochwertige Ester des Follikelhormons in
kristalliner Form abzuscheiden, wenn man das Follikelhormon vor der acylierenden
Behandlung von den im jeweiligen Rohmaterial enthaltenen Begleitstoffen in geeigneter
Weise trennt. Dies kann z. B. in der Weise geschehen, daß man die im Ausgangsmaterial
vorhandenen flüchtigen Phenole durch Was; serdampfdestillation beseitigt. Weiterhin
läßt sich das Follikelhörmon in Anbetracht seines phenolartigen Charakters von neutralen
Begleitstoffen dadurch trennen, Klaß man das Hormon in alkalisch zeagierenden Lflsungsmitteln
aufnimmt und von den ungelöst zurückbleibenden neutralen Begleitstoffen durch Filtrieren,
Zentrifugieren u. dgl. befreit; man kann die neutralen Bestandteile auch in der
Weise entfernen, daß man eine alkalisch reagierende Aufschwemmung des Ausgangsmaterials
mit organischen Lösungs.mittelnausschüttelt. Verwendet man Harn direkt als Ausgangsmaterial,
so vertreibt man vor der acylierenden Behandlung zweckmäßig auch das vorhandene
Ammoniak durch Erhitzen der alkalisch gemachten Lösung.
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Anschließend an eine :derartige Vorbehandlung wird dann die Acylierung
nach an sich bekannten Methoden vorgenommen. Aus dem Reaktionsgemisch werden die
Acylierungsprodukte in der üblichen Weise abgeschieden und gegebenenfalls durch
Umkristallisieren o. dgl. gereinigt; durch Verseifen der- so erhaltenen Ester des
Follikelhormons kann man gewünschtenfalls auch das Follikelhormon selbst in reiner
Form, gewinnen.
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Die Wirksamkeit der auf diese Weise erhältlichen kristallinen Produkte
liegt bei etwa 3 bis 5 Millionen M. E. je Gramm.
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Durch die Veröffentlichungen von -L a -q u e u r iu. a. (The Lancet
2 12, S. I 12 6 ff ., 1927) und V a 1 e r ü. a. (Journal biolog. chemistry
87, S. 365, 1930) ist bereits die Verwendung der Wasserdampfdestillation
zur Entfernung von flüchtigen Bestandteilen aus Hormone enthaltenden Ausgangsstoffen
sowie die Kombination der Wasserdamp£destillation mit anschließender überführung
der Hormone in eine alkalische Lösung bekanntgeworden. Doch ist in ihnen die erfindungsgemäße
weitere Verarbeitung dieser alkalischien
Lösung bzw. die Gewinnung
eines hochwertigen Follikelhormotis daraus durch überführung in Acylderivatenicht
beschrieben und auch nicht vorauszusehen. Ebensowenig kann aus der Veröffentlichung
von B u t e n a n d t (Untersuchungen über das weibliche Sexualhormon 1913, S. 62),
dem die Herstellung eines kristallisierten Benzoylderivates aus kristalliertem.
Follikelhormon als Ausgangsstoff gelang, geschlossen werden, daß man aus niedrigwertigen
hormonhaltigen Ausgangsmaterialien durch die Kombination der an .sich bekannten
Verfahrensschritte, nämlich einer Wasserdampfdestillation und/oder Abtrennung der
neutralen Anteile, überführung in alkalische Lösung, Behandlung.mit Acylierungsmitteln
und gegebenenfalls Verseifung der Acylierungsprodukte, hochwertige Follikelhormonpräparate
erhalten kann.
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Beispiel i' 201 Gravidenbarn werden deutlich alkalisch gemacht und
durch mehrstündiges Kochen unter Abdestillieren eines Teiles des Wassers das Ammoniak
zum größten Teil entfernt. Die von. den ungelösten Einteilen abgetrennte, noch stark
alkalische Flüssigkeit wird unter sehr ,gutem- Rühren mit p-Toluolsulfochlorid,
am besten in etwas Aceton gelöst, versetzt-und weiter gut gerührt, zweckmäßig unter
leichter Erwärmung auf etwa 3o bis q.0°. Beim. Abkühlen scheidet sich das entstandene
Produkt in Forrn von konsistecten Massen aus, die abfiltriert werden. Aus ihnen
kann man durch Verseifung in bekannter Weise das Follikelhormon regenerieren.
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Beispiel 2 5oo g eines aus Harn trächtiger .Stuten in der üblichen
Weise hergestellten Extraktes mit einem Gehalt von 5oo ooo M. E. je Gramm, aus dem,
man die Phenole durch Wasserdampfdestillation entfernt hat, werden mit verdünntem
Alkali, am besten unter Benutzung von etwas Kieselgur, gründlich ausgekocht. Man
läßt absitzen und versetzt die alkalische Lösung sodann unter gutem, Umrühren mit
250 g Benzoylchlorid. Das lerhaltene Follikelhormonbenzoat scheidet sich
in konsistenter Form in der Flüssigkeit aus. Man kann es evtl. unter Zusatz von
Kieselgur abfiltrieren; ebensogut aber ist es, die Reaktionsmischung mit Äther auszuschütteln,
wobei das gesamte Benzoat des Follikelhormons in den Äther übergeht. Nach Verdampfen
des Äthers bleibt ein von Kristallen durchsetzter Rückstand zurück. Beispiel ioo
g eines aus dem Harn trächtiger Stuten gewonnenen Follikelhormonextraktes mit einer
Wirksamkeit von ungefähr 35o ooo M. E. je Gramm werden mehrere Stunden einer Wasserdampfdestillation
unterworfen. Den -lach der Wasseräampfdestillation verbleibenden Rückstand von etwa
8o g nimmt man in 11/2 1 5 fl/oiger Kalilauge auf; dann trennt man die das Hormon
enthaltende Lösung von den ungelöst zurückbleibenden neutralen Bestandteilen durch
Filtration ab. Danach fügt man zu der alkalischen Lösung eine Mischung von ungefähr
8o g p-Toluolsulfochlorid in i 6o ccm. Benzol und schüttelt das Reaktionsgemisch
kräftig 6 bis 8 Stunden. Hiernach extrahiert man das Reaktionsprodukt mit Äther,
wäscht die ätherische Lösung mit Wasser, trocknet sie und verdampft den Äther. Der
so erhaltene Toluolsulfosälureesterdes Follikelhormons wird 3 bis q. Stunden in
l1/2 1 einer 5 %igen methylalkoholischen Kalilauge verseift. Die nach der Verseifung
erhaltene Lösung wird mit großen Mengen Wasser verdünnt, mit Natriumchlorid versetzt
und mit Äther extrahiert; die ätherischen-Extrakte werden nacheinander mit Wasser,
verdünnter Salzsäure und wiederum mit Wasser gewaschen und *zu wiederholten Malen
mit einer 5 %igen Kalilauge so lange ausgeschüttelt, bis beim. Ansäuern der Alkaliextraktionslösung
kein Follikelhormon mehr gefällt wird. Die Alkaliextraktionslösungen werden vereint
oder getrennt aufgearbeitet; man erhält aus ihnen beim Ansäuern das Follikelhormon
in Form von mehr oder weniger gelb gefärbten Produkten, die sich aus geeigneten
Lösungs; mitteln umkristallisieren lassen. Die Ausbeute beträgt etwa 7o bis 8o %
der im Rohmaterial enthaltenen Einheiten; der Wirksamkeitsgehalt ist auf etwa, 3
bis q. Millionen M. E. je Gramm gestiegen.