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Anstrichmittel In den letzten Jahren haben pigmentierte Lösungen von
Chlorkautschuk in organischen Lösungsmitteln gesteigerte Bedeutung als Anstrichmittel
erreicht. Als Pigmente und Füllmittel sind hauptsächlich Chrom- und Eisenoxydfarb.en,
TItanweiß, Graphit, Siliciumcarbid, Asbestpulver bekanntgeworden. Ohne diese Zusätze
ließen sich bis heute brauchbare Schutzanstriche auf Grundlage von Chlorkautschuk
nicht erreichen.
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Für die Beständigkeit der gefüllten Überzugsfilmeist die Verwendung
von hochstabilem Chlorkautschuk unerläßlich; doch haften auch solchen Schutzschichten
noch Nachteile an, die ihrer Verwendung auf breiterer Grundlage entgegenstehen.
Die Haftfestigkeit solcher Filme ist weitgehend abhängig von der Art der Unterlage
und deren physikalischer Beschaffenheit. So muß beispielsweise bei einem Schutzanstrich
auf Eisen demselben eine sorgfältige Entrostung vorausgehen; alsdann erfolgt als
Grundierung ein gewöhnlicher Öl-Mennige-Anstrich, dem erst nach guter Durchtrocknung
ein oder mehrere gefüllte Chlorkautschukanstriche folgen dürfen. Die bekannten Verfahren
erfordern somit eine peinlich genaue Durchführung der Vorbereitungsarbeiten und
längere Wartefristen bis zur vollständigen Durchtrocknung der ölgrundierung.
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Es wurde nun gefunden, daß es gelingt, solche Mängel zu beheben, wenn
man Chlorkautschuklacke verwendet, die freien Schwefel als teilweisen oder völligen
Ersatz für übliche Pigmente enthalten. Schwefel wurde bisher in der Kautschukindustrie
zur Herstellung vulkanisierter Erzeugnisse verwendet; diese besitzen neue, wertvolle
Eigenschaften gegenüber dein Ausgangsmaterial. Im Gegensatz dazu lassen sich chlorierte
Kautschukderivate nicht vulkanisieren. Der Schwefel spielt in einer Chlorkautschuklösung
eine ganz andere Rolle als bei der Herstellung von Kautschukvulkanisaten. Er wird
bei-gewöhnlicher Tem. peratur zugesetzt, und irgendeine Nachbehandlung physikalischer
oder chemischer Natur wird nicht ausgeführt.
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Überzugsmittel auf Chlorkautschukgrundlage mit chemikalienwiderstandsfähigen
Füllstoffen sind, wie weiter oben erwähnt, schon bekannt. Ebenso ist bekannt, daß
Schwefel selbst sehr widerstandsfähig gegen sehr viele chemische Angriffe ist. Lfberraschenderweise
ist nun aber die Summenwirkung der Kombination Schwefel + Chlorkautschuklack viel
vorteilhafter, als sich aus den bisher bekanntgewordenen Eigenschaften beider Stoffe
voraussehen ließ.
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Anstriche mit Mischungen auf dieser Grundlage zeigen den Vorteil einer
größeren Beständigkeit und dauernden Haftfestigkeit. Die Beständigkeit des verwendeten
Chlorkautschuks selbst hat dabei eine untergeordnete Bedeutung. Auch solche Erzeugnisse,
die, ohne Schwefelzusatz, bei den üblichen Prüfversuchen schon Chlorwasserstoff
abspalten, liefern nach dem neuen Verfahren
zufriedenstellende
Ergebnisse. Weiter «eisen die neuen Mischungen den großen Vorzug vor den bisher
bekannten auf, daß sie auf 'Metallunterlagen ohne jegliche Grundi$-.' rang oder
Vorbehandlung auftragbar sit4. Angerostetes Eisen kann ohne SchwieriWy keiten direkt
gestrichen «erden; der eri= standene Film haftet sehr gut, und die begonnene Korrosion
schreitet nicht weiter. Daraus ergibt sich der technische Fortschritt, daß der Anstrich
von der Grundierung oder Vorbehandlung der Unterlage unabhängig geworden ist.
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Es wurde auch schon vorgeschlagen, vulkanisierten Kautschuk zu chlorieren.
Dabei wird jedoch der gebundene Schwefel als Chlorschwefel bis auf einen geringen
Bruchteil ausgeschieden. ohne claß Gemenge aus Schwefel und chloriertem Kautschuk
entstehen, wie sie nach vorliegendem Verfahren hergestellt werden. Die Eigenschaften
des praktisch schwefelfreien Enderzeugnisses aus chloriertet». vulkanisiertem Kauxschuck
rntsprechen vollständig denen eines entsprechenden Chlorierungsrrzeugnisses aus
Rohkautschuk. Die Beständigkeit des Anstrichfilins gegen starke chemische, mechanische
und atmo,sphärisehe Einflüsse evird durch Schwefel gesteigert. Soprozentige Schwefel-
oder Essigsäure, 5oprozentige Salpetersätirc, konzentrierte Salzsäure, schweflige
Säure oder Ätzalkalien beliebiger Konzentration, öle, Benzin, Salzlösungen, Hypochloritlaugen
und reaktionsfähige Gase vermögen den neuen Chlorkautscbukfilin nicht anzugreifen.
Pigmente, t%ie z. B. Zinkoxyd oder Calciunicarbonat, die infolge ihrer Säurelöslichkeit
zum Füllen säurebeständiger gewöhnlicher C:hlorkautschuklacke nicht gebraucht werden
können, sind durch Schwefelzusatz sofort säurefest geworden. Das säureempfindliche
Pigment ist inerkwiirdigerweise so gut geschützt, daß der Angriff der Säure, der
beim schwefelfreien Filtre durch und durch gellt, hier an der Oberfläche aufgehalten
wird. Die übrigen, hier nicht weiter erwähnten, bekannten vorzüglichen Eigenschaften
des Chlorkautschukfilms werden durch diesen Schwefelzusatz nicht verändert. Auch
die elektrische Isolierfähigkeit ist ganz bedeutend gesteigert.
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Als Schwefel kann jede Art der handelsüblichen `ihre verwendet werden.
Es ist dabei belanglos, ob er vor dein Zusetzen oder erst in der Mischung selbst
zerkleinert wird: Ebenso kann er in geeigneten Lösungsmitteln gelöst zugesetzt werden,
worauf er erst in der Lackmischung zur Ausscheidung kommt. Die physikalische Zerteilungsform
ist beliebig wählbar. Die zugesetzte Menge richtet sich nach dein Verwendungszweck
und kann ohne Schwierigkeit bis auf .4o Teile je ioo Teile Lackgemisch getrieben
werden.
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Für die folgenden Beispiele wird eine
C:hlorkautschuklösung
als Grundlage benützt,
die durchschnittlich aus 25% Chlorkautschuk fitidelsüblicher
(Qualität (wobei man die AuswäW auch nach der gewünschten des herzustellenden Chlorkautschuklackes
trifft) und 75% organischem Lösungsmittel besteht. Zur Herstellung können beispielsweise
verwendet werden: Chlorbenzol, Toluol, Kylol, Tetrahvdronaphthalin, Dekahydronaphthalin,
Cyclohexanol, aliphatische Chlorkohlenwasserstoffe, Ester oder deren Gemische.
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Als Erläuterung dienen folgende zahlenmäßigen Angaben, nach denen
für die verschiedensten Zwecke geeignete Mischungen
zusammengesetzt werden
können, ohne -daB damit aber die große Mannigfaltigkeit, geboten durch die überaus
vielseitigen Verwen-
dungsmöglichkeiten der Chlorkautschuklacke in der Lack-
und Farbenindustrie, erschöpft wäre. Ebenso kann die Menge der einzelnen
Bestandteile
in weiten Grenzen, je nach dem
jeweiligen besonderen Verwendungszweck, abgeändert
werden.
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Beispiel i ioo Teilen einer Chlorkautschuklösung, enthaltend 25 Teile
Chlorkautschuk in Pulverform mit 56% Chlorgehalt und 75 Teile
Chlorbenzol
als Lösungsmittel, werden quo Teile Schwefelblume im Homogenisator und
schließlich
5 Teile eines Weichmachers, wie
beispielsweise Methvladipinsäuremethylhexalinester,
zugemischt. Nach dem Streichen dieser Mischung erhält man einen Film, der sowohl
gegenüber Laugen, Säuren, Ölen,
Salzen, Benzin u. dgl. beständig ist und
eine
gute Haftfestigkeit auf Metallen erreicht.
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Beispiel e 25 Teilen Chlorkautschuk in Pulverform mit einem Chlorgehalt
von etwa 6o% werden
im Homogenisator 35 Teile feingemahlener Schwefel, 7 Teile
eines Pigmentfarbstoffes der Konstitution m-Nitro-p-toluidin-azo-ß-Naphthol, 8 Teile
eines Weichmachers und
75 Teile eines Lösungsmittelgemisches, wie
Yyl,ol-Toluol,
zu gleichen Teilen zugemischt. Nach dem Auftragen dieser Farbmischung
er-
hält man amen roten Film mit den vorgenannten Eigenschaften.
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Beispiel 3 25 Teile Chlorkautschuk in Pulverform mit einem Chlorgehalt
von 56% werden in
75 Teilen eines Lösungsmittelgemisches i : i
von
Chlorbenzol-Xylol gelöst. Nach der Auflösung des Pulvers werden in 'geeigneten Mischapparaten
3o Teile feingemahlener Schwefel, 2o Teile Titanweiß, io Teile eines Weichmachers
beigegeben und zu einer homogenen Farbmischung verarbeitet. Nach dem Auftragen dieser
Mischung erhält man einen weißen Film, der die vorerwähnten Eigenschaften besitzt.
An Stelle von Titanweiß können auch Lithopone oder Zi.nk%veiß verwendet werden.
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Beispiel. 25 Teile Chlorkautschuk in Pulverform mit einem Chlorgehalt
von 6o% werden in 25 Teilen eines Lösungsmittelgemisches von Chlorbenzol-Tetrahydronaphthalin
aufgelöst. Zu der entstandenen hochviskosen Masse werden dann 3o Teile pulverisierter
Schwefel, io Teile Gasruß und 8 Teile eines Weichmachers zugesetzt und in geeigneten
Mischapparaten zu einer gleichmäßigen Paste vermischt, Dann werden weitere 5o Teile
des vorgenannten Lösungsmittelgemisches zugesetzt; vor dem Gebrauch wird durch weiteres
Verschneiden die gewünschte Streichfähigkeit eingestellt.
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Beispiels 3o Teile pulverisierter Schwefel und io Teile Gasruß oder
auch Graphit werden mittels geeigneter Mischapparate feinstens vermahlen. Dann werden
ioo Teile einer Chlorkautschuklösung, enthaltend 25 Teile Chlorkautschuk in Pulverform
mit einem Chlorgehalt von 56% und 75 Teile eines Lösungsmittelgemisches, bestehend
aus Chlorbenzol-Toluol-Schwerbenzin, zugesetzt und im Homogenisator vermischt. 1\Tach
dem Streichen oder Spritzen entsteht ein grauer Film von vorzüglicher Widerstandsfähigkeit
gegen die obengenannt:en Agentien. Beispiel 6 Teile eines synthetischen Kunstharzes
(Ersatz für natürlichen Kopal) werden in S5 Teilen Leinöl oder Holzstandöl oder
Holzdicköl oder eines Gemisches gegebenenfalls unter Zusatz von Terpentinöl aufgelöst.
Zu dieser Lösung «-erden dann 35 Teile feingemahlener Schwefel, 5 Teile eines Pigmentfarbstoffes
der Konstitution 2-@Taphthylaminl-sulfonsäure-azo-ß-Naphthol, 5 Teile eines Weichmachers
zugesetzt und dann ioo Teile einer Chlorkautschuklösung, wie in Beispiel i erwähnt,
zugegeben. Das Erzeugnis wird dann mittels geeigneter Mischapparate zu einer homogenen
streichfertigen Farbmischung verarbeitet. Der mit dieser Mischung erreichte t'berzugsfilm
hat gegenüber einem gewöhnlichen Ölfilm ganz hervorragende Eigenschaften bezüglich
der Beständigkeit gegen Säuren und Salze, während Alkalien etwas angreifen.
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Beispiel 2 Teile pulverisierter Schwefel werden in einer Chlorkautschuklösung,
bestehend aus 25 Teilen Chlorkautschuk in Pulverform mit einem Chlorgehalt- von
56% und 75 Teilen o-Dichlorbenzol, aufgelöst. Die auf diese Weise mit gelöstem Schwefel
gesättigte Chlorkautschuklösung besitzt nach dem Auftragen als Film eine bessere
Beständigkeit gegenüber den verschiedenen Chemikalien als ein ungefüllter und transparenter
Chlorkautschukfilm.