DE63401C - Gebäude aus in einander verschiebbaren Theilen - Google Patents

Description

KAISERLICHES

PATENTAMT. \%

PATENTSCHRIFT

KLASSE 37: Hochbauwesen.

Patentirt im Deutschen Reiche vom 10. October 1891 ab.

Mittelst vorliegender Erfindung soll die Vergröfserung von Wohnungen durch Hinzuziehung eines Hof- oder Gartenraumes möglich werden, ohne auf die Verwendung dieser Räume als· Hof oder Garten dauernd verzichten zu müssen. Die Gebäude aus in einander verschiebbaren Theilen sollen vorzugsweise in grofsen Städten Verwendung finden, in denenBauplätze für gröfsere Häuser in hohem Preise stehen, und würden namentlich für Schulen zweckmäfsig sein, um einer zu erwartenden Ausdehnung begegnen zu können, für Wirthshäuser u. s. w., um an starken Verkehrstagen eine gröfsere Anzahl von Gästen unterbringen zu können, für Werkstätten, Wohnräume und Gartenzimmer zwecks Abhaltung von Versammlungen, Festlichkeiten u. s. w.; für Wohnhäuser mit Altanenanbau dergestalt, dafs für ein Stockwerk oder für mehrere über einander ein Ausziehen der mit den Altanen verbundenen Zimmer bis zur Grenze der Altane stattfinden kann, so dafs die Fläche der Altane als Vergröfserung des Zimmers dient. Ein nach vorliegender Erfindung ausgeführtes Wohnhaus ist auf der Zeichnung zur Darstellung gebracht.

Fig. ι bedeutet das Haus mit theilweise abgebrochener Umfassungsmauer im Längsschnitt, Fig. 2 einen Schnitt durch dasselbe nach der Linie A-B, Fig. 3 einen Schnitt nach der Linie C-D der Fig. 1 ; Fig. 4 zeigt schematisch den Bewegungsmechanismus; Fig. 5 bis 8 sind Einzelheiten.

Die Fläche vor, hinter oder neben dem Gebäude liegt in der Höhe des Fufsbodens desselben und wird mit Cementplatten oder in anderer Weise abgedeckt. Der ausziehbare Gebäudetheil H, von welchem eine Seitenwand ausgebrochen ist, wird in das feststehende Gebäude G, welchem ebenfalls eine Seitenwand fehlt, eingeschoben und bildet auf diese Weise den Ersatz der von demselben ausgebrochenen Wand. Die Wände des ausziehbaren Gebäudetheiles bestehen am besten aus mit Cement bekleideten Drahtnetzen; die Fenster sind derart verlegt, dafs sie sich bei in das Gebäude eingeschobenem Gebäudetheil mit den Fenstern des ersteren vollständig decken. Der Ofen des Zimmers wird an die feststehende Seitenwand des Gebäudes verlegt. Der ausziehbare Gebäudetheil H ist auf Rädern Z gelagert, welche auf den in den Fufsboden eingelassenen Schienen η kufen. . Die Bewegungsvorrichtung kann z. B. aus der durch Kurbel α bethätigten Uebersetzung b c bestehen, die in geeigneter Weise innerhalb oder aufserhalb des Gebäudes angeordnet wird. Das Rad c derselben sitzt auf der Achse d eines Schnurlaufes e. Die Schnur e⁸ wird in der aus Fig. 4 ersichtlichen Weise über Rollen e¹ bis e⁷ geleitet und mit

¹ bis e⁷ geleitet und
ihren Enden mit dem Gebäudetheil H

in

irgend einer Weise verbunden. In Fig. 4 bis 6 z. B. springt von der Achsenlagerung f¹ der Rolle / ein Arm f²· mit Auge/³ vor, durch welches das mittelst Schrauben festzustellende Bindeglied g^l der Schnur e hindurchgeführt wird. Die kleine Schraube g'² verschliefst den Schmierkanal der Achse der Rolle /. Je nach der Drehung wickelt sich die Schnur e⁸ auf den Schnurlauf e auf, an welchem sie befestigt ist, und bewirkt die Verschiebung des Gebäudetheiles H.

Gewöhnlich liegen die Wände des ausziehbaren Zimmers an den feststehenden Wänden des Gebäudes, und die Fenster bezw. Thüren beider decken einander. Soll das Zimmer vergröfsert werden, so bewegt man die Kurbel a der Ausziehvorrichtung nach rechts. Infolge dieser Bewegung rollt das eingeschobene. Zimmer auf den Schienen η nach aufsen. Die bisher über einander liegenden Fenster beider Räume erhalten eine Lage neben einander, so dafs zugleich mit der Vergröfserung des Raumes eine Vermehrung der Fenster erfolgt. Da Ofen und Rauchkanäle in der feststehenden Wand des Gebäudes angeordnet sind, so erleidet die Heizfähigkeit des Zimmers durch die Vergröfserung desselben keine Einbufse. Nach geschehener Benutzung wird das Zimmer durch Drehen der Kurbel α in einer der vorigen entgegengesetzten Richtung in seine Ausgangsstellung zurückgebracht.

Die Vergröfserung des Raumes kann auch dadurch bewirkt werden, dafs an Stelle der zu einem Zimmer verbundenen Wände jede derselben einzeln verschoben wird, um dann mit einander in geeigneter Weise verbunden zu werden. Der Bewegungsmechanismus ist dann entbehrlich.

Claims (1)

1. Patent-Anspruch:

   Gebäude aus in einander verschiebbaren Theilen, bestehend aus dem unbeweglichen, einseitig offenen Gebäudehaupttheil G und dem in letzterem beweglichen, ebenfalls einseitig offenen Gebä'udetheil H, welch letzterer zum Zwecke der Raumvergröfserung nach aufsen bewegt wird, wobei sich dessen bei eingeschobenem Gebäudetheil H einander deckende Thüren und Fenster neben einander legen zum Zwecke einer der Raumvergröfserung entsprechenden Lichtvermehrung.

   Hierzu 2 Blatt Zeichnungen.