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Die
Erfindung betrifft ein Verfahren gemäß dem Oberbegriff von Anspruch
1. Ein derartiges Verfahren ist aus U.S.-Patent Nr.5,325,697 bekannt.
Sie betrifft insbesondere das kontinuierliche Warmwalzen von Eisen-Langerzeugnissen,
einschließlich Rund,Achteck-,
Viereck und ähnlicher
Erzeugnisse.
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Stand der Technik
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Wie
hier für
das Walzen von Rundelementen angewendet, bezeichnet der Ausdruck "Maßwalzen" einen Vorgang, bei
dem in der letzten Phase des Walzens eine abschließende Verformung
aufgebracht wird, um einen fertigen Nennproduktdurchmesser innerhalb
einer bestimmten Standardtoleranz zu erreichen, die üblicherweise
etwa ±0,1
mm Durchmessertoleranz und 0,1 mm Ovalität oder besser ist. Und der Ausdruck "freies Maßwalzen" bezeichnet für unsere Zwecke
das Vornehmen von Anpassungen an den Walzenteilungen von Maßwalzstationen
zur Herstellung von Fertigproduktdurchmessern, die etwas größer oder
etwas kleiner als der für
die Walzenkaliber vorgesehene Nenndurchmesser sind, wohl aber Durchmesser,
die innerhalb akzeptabler Toleranzen für den erzielten Durchmesser
sind.
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Zum
Maßwalzen
und freien Maßwalzen
von Eisenlangerzeugnissen wurden unterschiedliche Techniken entwickelt.
Beispielsweise ist aus U.S.-Patent Nr. 4,907,438 vom 13. März 1990
an Sasaki et al. bekannt, Rundbearbeitungsabschnitte durch zwei aufeinander
folgende Maßwalzstationen
zu walzen, mit einer Rund-Rund-Durchgangssequenz
und einer Konfiguration der Walzdurchgänge auf relativ leichte Verringerungen
in der Größenordnung
von 8-15% pro Durchgang.
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Durch
Beschicken der Maßwalzstationen
mit Rundelementen unterschiedlicher Durchmesser aus unterschiedlichen
Stationen in den vorgeschalteten Zwischen- oder Endfertigungsabschnitten
des Werks und durch Ändern
der Walzendurchmesser und Kaliberkonfigurationen lässt sich
eine Bandbreite von Produkten maßwalzen.
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Ein
gewisses Ausmaß an
freiem Maßwalzen ist
ebenfalls möglich,
wenn auch in einem relativ engen Spielraum, was an den Beschränkungen
liegt, die durch die beim Walzen in zwei Walzdurchgängen unweigerlich
auftretende Schwankung bedingt sind.
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Ein
weiterer Nachteil der Rund-Rund-Durchgangssequenz nach Sasaki et
al. ist die Entwicklung einer doppelten Mikrostruktur in bestimmten
Produkten, wobei die Körnungen
im Querschnitt des Produkts um mehr als etwa 2 ASTM Körnungsnummern variieren
(gemessen nach ASTM E112-84).
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Es
wird allgemein anerkannt, dass eine Variation von mehr als etwa
2 ASTM Körnungsnummern im
Querschnitt eines Produkts ein Aufreißen und Oberflächeneinrisse
verursachen kann, wenn das Produkt nachfolgenden Biege- und Kaltziehvorgängen unterzogen
wird. Solche Körnungsvariationen tragen
auch zu schlechten Tempereigenschaften bei, die sich wiederum nachteilig
auf Kaltformungsprozesse auswirken.
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Wie
später
bekannt wurde, ist die Entwicklung doppelter Mikrostrukturen auf
die Unfähigkeit der
Rundmaßwalzdurchgänge mit
leichter Verringerung zurück
zu führen,
adäquate
Deformationen im gesamten Produktquerschnitt in ausreichend kurzer Zeit
zu erreichen. Dieses Problem wurde anhand der Technik in U.S.-Patent
Nr. 5,325,697 vom 5. Juli 1994 an Shore et al. behandelt. Hier geht
einer Zweiwalzen-Rund-Rund-Leichtverringerungs-Maßwalzsequenz
ein Starkverringerungs-Zweiwalzen-Oval-Rund-Maßwalzdurchgang unmittelbar
voraus. Die Starkreduktionen in der Oval-Rund-Durchgangssequenz erzeugen ein Verformungsmuster, das
mit hohen Spannungen in die Mitte des Produkts vordringt. Ehe die
begleitenden Belastungen infolge mikrostruktureller Rekristallisation
und Erholung nachlassen, wird das Walzen in den unmittelbar nachfolgenden
Leichtverringerungs-Zweiwalzen-Durchgängen fortgesetzt.
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Letzten
Endes umfassen die Verringerungen in den vier aufeinanderfolgenden
Durchgängen
deshalb einen im Wesentlichen kontinuierlichen Prozess mit einer
resultierenden Spannungsfigur über
den Produktquerschnitt, die die Entwicklung einer doppelten Mikrostruktur
verhindert.
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Auch
hier ist aber der verfügbare
Spielraum für
freies Maßwalzen
aufgrund der Schwankungen beim Walzen in zwei Walzdurchgängen beschränkt.
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Auch
der Einsatz von drei und vier Walzdurchgängen in Rund-Rund-Maßwalzsequenzen
ist bekannt. Diese ermöglichen
eine größere Bandbreite an
freiem Maßwalzen,
weil die Produkte in den Walzdurchgängen enger beschränkt sind
und deshalb weniger Schwankungen als bei zwei Walzdurchgängen unterliegen.
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Jedoch
sind drei und vier Walzdurchgänge im
Vergleich zu zwei Walzdurchgängen
wesentlich weniger effizient, wenn es darum geht, eine ausreichende
Durchdringung der Verformung in die Mitte des Produkts zu erreichen.
Eine solche Durchdringung ist erforderlich, um eine gleichförmige Körnungsstruktur
von der Mitte zur Oberfläche
des Produkts zu erreichen. Dies ist insbesondere wichtig für Produkte,
die ihre Eigenschaften aus der Körnungsverfeinerung
beziehen.
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In
U.S.-Patent Nr. 6,085,565 wird eine Fertigwalzstation einer Walzmaschine
zur Produktion von Rundstabmaterial offenbart, die als Achtwalzentyp mit
vier Frontwalzen und vier Heckwalzen in einem Gehäuseblock
ausgeführt
ist, die einem Werkstück reduzierte
Rundquerschnitte verleihen.
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In
dem Artikel "Hein
O. et al: 'Precision
Rolling System (PRS) – a
new Dimension in Sizing Systems',
Aise Steel Technology, Aise, Pittsburgh, PA, US, vol 77, no. 9,
September 2000 (2000-09), Seite 41-43, XP000977065; ISSN: 0021-1559" werden unterschiedliche
Methoden zum Fertigwalzen von Eisenwerkstücken offenbart. Zu diesen Methoden
gehören:
- • Eine
Dreidurchgangssequenz oval/rund/rund, in der die Durchgänge von
zwei Walzen definiert werden;
- • Eine
Zweidurchgangssequenz oval/rund, in der die Durchgänge von
zwei Walzen definiert werden;
- • Eine
Dreidurchgangssequenz rund/rund/rund/, in der alle Durchgänge von
drei Walzen definiert werden;
- • Eine
Zweidurchgangssequenz rund/rund, in der alle Durchgänge von
vier Walzen definiert werden; und
- • eine
Dreidurchgangssequenz tetragonal/tetragonal/rund, in der die ersten
zwei Durchgänge von
zwei Walzen und der letzte Durchgang von drei Walzen definiert werden.
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Es
ist folglich ein Ziel der Erfindung, ein verbessertes Verfahren
zum Warmwalzen von Langerzeugnissen zu schaffen, das in der Lage
ist, Maßwalztoleranzen
und im Wesentlichen gleichförmige Mitte-Oberfläche-Körnungsstrukturen
zu erreichen und das auch eine größere Bandbreite für freies Maßwalzen
ermöglicht.
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Dieses
Ziel wird durch die Merkmale von Anspruch 1 verwirklicht.
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Gemäß der vorliegenden
Erfindung wird ein runder Eisenbearbeitungsabschnitt zuerst in ersten und
zweiten Zweiwalzendurchgängen
bei erhöhter Temperatur
zwischen etwa 650 und 1000°C
gewalzt, um eine kombinierte Starkverringerung der Querschnittfläche von
mindestens etwa 20 – 55%
zu bewirken, mit einer begleitenden effektiven Spannungsfigur, die
durch eine Konzentration der maximalen effektiven Spannung in einem
mittleren Bereich des Produkt-Querschnitts gekennzeichnet ist. Bevor
es zu mikrostrukturellen Änderungen
infolge von Rekristallisation und Erholung kommt und während die
effektive Spannungsfigur von einer Konzentration der maximalen effektiven
Spannung in einem mittleren Bereich des Produktquerschnitts dominiert
bleibt, wird das Produkt in mindestens dritten und vierten Walzdurchgängen gewalzt,
von denen ein jeder von mindestens drei Walzen definiert wird, um
eine weitere kombinierte, relativ leichte Verringerung der Produktquerschnittsfläche von
nicht mehr als etwa 4-25% zu bewirken.
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Beim
Walzen eines runden Bearbeitungsabschnitts zu einem fertigen Rundelement
in der beschriebenen Art und Weise, z. B. einer Stange oder eines
Stabes, erzeugt der erste Walzdurchgang einen ovalen Querschnitt,
und der zweite Walzdurchgang erzeugt einen runden Bearbeitungsquerschnitt.
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Die
dritten und vierten Walzdurchgänge
vervollständigen
die Formung des Bearbeitungsabschnitts mit rundem Querschnitt zu
einem Fertigrundelement mit nicht mehr als ±0,1 mm Durchmessertoleranz
und 0,1 mm Ovalität
oder ¼ ASTM
Stab- oder Stangentoleranz, was immer besser sein mag. Nach dem
Abkühlen
auf einen thermischen Ausgleichszustand hat das sich ergebende Produkt
eine Körnungsvariation über seinen
Querschnnitt von nicht mehr als etwa 2 ASTM Körnungsnummern.
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Diese
und andere Merkmale und Vorteile der vorliegenden Erfindung werden
nachstehend detaillierter und unter Bezugnahme auf die begleitenden Zeichnungen
beschrieben.
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KURZE BESCHREIBUNG
DER ZEICHNUNGEN
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1 ist
eine diagrammatische Veranschaulichung zweier alternativer Durchgangssequenzen gemäß der vorliegenden
Erfindung;
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2A - 2D sind
Simulationen auf Basis des fertigen Elements der Werte der effektiven plastischen
Spannung infolge der Verformung des Produkts in aufeinanderfolgenden
Walzdurchgängen P1, P2, P3,
P4, wie in 1 dargestellt;
und
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3A - 3B sind
Simulationen auf Basis des fertigen Elements der Werte der effektiven plastischen
Spannung infolge der Verformung des Produkts in Walzdurchgängen P3 und P4, nachdem das
Produkt zuerst den Walzdurchgängen
P1 und P2 unterzogen
worden war.
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DETAILLIERTE BESCHREIBUNG
BEVORZUGTER AUSFÜHRUNGSBEISPIE-LE
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Zunächst Bezug
nehmend auf 1, umfasst eine Durchgangssequenz
gemäß der vorliegenden
Erfindung vier Walzdurchgänge
P1-P4, die so konfiguriert
sind, dass ein Rundbearbeitungsabschnitt 10a zu einem fertigen
Rundelement 10e gewalzt wird. Der Walzdurchgang P1 wird von zwei Arbeitswalzen 12 definiert,
deren Kaliber 14 so konfiguriert sind, dass der Rundbearbeitungsabschnitt 10a in
ein Oval 10b gewalzt wird.
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Der
Walzdurchgang P2 ist durch zwei Arbeitswalzen 16 mit
Kalibern 18 definiert, die so konfiguriert sind, dass das
Oval 10b zu einem Prozessrundelement 10c gewalzt
wird. Je nach dem angewendeten Walzplan werden die Walzdurchgänge P1, P2 so dimensioniert,
dass sie kombinierte Verringerungen zwischen etwa 20-55% bewirken,
wobei etwa 11 bis 28% im Walzdurchgang P1 und
etwa 10 bis 23% im Walzdurchgang P2 stattfinden.
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Der
Walzdurchgang P3 ist durch drei Arbeitswalzen 20 mit
Kalibern 22 definiert, die so konfiguriert sind, dass das
Prozessrundelement 10c zu einem weiteren Prozessrundelement 10d gewalzt
wird. Der Walzdurchgang P4 ist ebenfalls
durch drei Arbeitswalzen 24 mit Kalibern 26 definiert,
die so konfiguriert sind, dass das Prozessrundelement 10d zum
Fertigrundelement 10e gewalzt wird.
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Je
nach dem angewendeten Walzplan sind auch hier die Walzdurchgänge P3, P4 so dimensioniert,
dass kombinierte Verringerungen zwischen etwa 3-25% erzielt werden,
wobei etwa 1,8 bis 17% im Walzdurchgang P3 und
etwa 1,2 bis 10% im Walzdurchgang P4 stattfinden.
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Wenn
bei dieser Durchgangssequenz der Bearbeitungsabschnitt 10a beispielsweise
einen Durchmesser von 14,032 mm hat und das Fertigrundelement einen
Durchmesser von 10,0 mm haben soll, sind die progressiven Flächenverringerungen
in den Walzdurchgängen
P1-P4 22%, 18%,
10% bzw. 8%.
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In
der Regel findet das Walzen in den Walzdurchgängen P1-P4 bei erhöhten
Temperaturen zwischen etwa 650 und 1000°C statt.
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In 2A - 2D sind
die effektiven Spannungsfiguren des Produkts dargestellt, wenn es
von den sukzessiven Walzdurchgängen
gemäß Abbildung
in 1 austritt. Wie in 2A dargestellt,
hat das vom stark verringernden Zweiwalzendurchgang P1 aus tretende
Oval 10b eine effektive Spannungsfigur, die von einer Konzentration
der maximal effektiven Spannung in einem mittleren Bereich a1 dominiert ist. Aufeinander folgend vom
mittleren Bereich a1 auswärts angeordnet
sind die Bereiche b1, c1,
d1 und e1 mit zunehmend
geringeren effektiven Spannungswerten, wobei der geringste effektive
Spannungswert in den Bereichen f1 angrenzend
an die Außengrenzen
der Produktquerschnittfläche
gegeben ist.
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In 2B ist
dargestellt, dass das aus dem zweiten Zweiwalzendurchgang P2 mit starker Verringerung austretende Prozessrundelement 10c eine effektive
Spannungsfigur aufweist, die von einem mittleren Bereich a2 mit maximaler effektiver Spannung dominiert
wird, mit zunehmend geringeren Spannungswerten in den umgebenden
Bereichen b2-f2.
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In 2C ist
die effektive Spannungsfigur im Prozessrundelement 10d dargestellt,
das aus dem Dreiwalzen-Maßwalzdurchgang
P3 mit leichter Verringerung austritt. Der
maximale effektive Spannungswert bleibt im Mittelbereich a3, der wiederum von den Bereichen b3-f3 mit zunehmend
geringeren effektiven Spannungswerten umgeben ist.
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Im
abschließenden
Leichtverringerungs-Dreiwalzendurchgang P4 gemäß Darstellung in 2D wird
die effektive Spannungsfigur im austretenden Rundelement 10e weiterhin
von der maximalen effektiven Spannung im Bereich a4 dominiert, bei
zunehmend niedrigeren wirksamen Werten in den umgebenden Bereichen
b4-f4.
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Die
kleinste Korngröße ist demnach
im Bereich a4 angeordnet, mit zunehmend
größeren Körnern in
den umgebenden Bereichen b4-f4.
Wenn das fertige Rundelement 10e dann abkühlen kann,
nimmt die Abkühlungsrate über seinen
Querschnitt von einem Maximum in den äußersten Bereichen f4, wo die Körner größer sind, zu einem Minimum
im innersten Bereich a4, wo die Körner kleiner
sind, ab. Während des
Kühlens
wachsen die Körner
in den einzelnen Bereichen in einem Ausmaß, das proportional zu der Zeit
ist, die die einzelnen Bereiche zum Abkühlen benötigen, wodurch sich der Unterschied
in der Korngröße zwischen
den innersten und den äußersten Bereichen verringert,
woraus sich eine Variation der Korngröße über den Querschnitt des Produkts
von nicht mehr als etwa 2 ASTM Korngröße ergibt.
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Wir
kehren zurück
zu 1. Das aus dem Walzdurchgang P2 austretende
Prozessrundelement 10c kann alternativ auch in Vierwalzendurchgängen P3, und P4, maßgewalzt
werden. Der Walzdurchgang P3, ist durch
vier Arbeitswalzen 20' mit
Kalibern 22' definiert,
die so konfigurier sind, dass sie das Prozessrundelement 10c zu
einem anderen Prozessrundelement 10d' walzen. Der Walzdurchgang P4. ist ebenfalls durch vier Arbeitswalzen 24' mit Kalibern 26' definiert,
die so konfiguriert sind, dass das Prozessrundelement 10d' zu einem Fertigrundelement 10e' gewalzt wird.
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Die
effektiven Spannungsfiguren des Produkts, wenn es aus den Walzdurchgängen P1 und P2 austritt,
ist so wie oben beschrieben und in 2A und 2B dargestellt.
Die effektiven Spannungsfiguren des Produkts, wenn es aus den Walzdurchgängen P3, und P4, austritt,
sind in 3A und 3B dargestellt.
Es zeigt sich, dass auch hier der Prozessabschnitt 10d' eine effektive
Spannungsfigur aufweist, die von einer maximalen effektiven Spannung
im Bereich a3, dominiert wird, umgeben von
den Bereichen b3,-f3,
mit zunehmend geringeren Spannungswerten.
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In 3B ist
dargestellt, dass die selbe Grundfigur im Fertigprodukt 10e' vorliegt, das
aus dem Walzdurchgang P4, austritt.