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Verfahren zur Herstellung von Schallplatten Die Erfindung betrifft
ein Herstellungsverfahren für Schallplatten, bei dem Faserstoffschichten mit plastischer
Masse getränkt und auf eine Pappunterlage aufgezogen werden.
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Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, solche Platten aus einem
Phenolaldehydkondensationsprodukt herzustellen, und zwar so, daß sie hinsichtlich
ihrer akustischen Wirkungen den zerbrechlichen Schallplatten gleichwertig sind und
sich insbesondere bei und nach der Herstellung nicht verziehen, sondern vollkommen
eben sind und bleiben, unbeschadet der Vorteile der Unzerbrechlchkeit, Billigkeit
und Leichtigkeit, die solche Platten aufweisen.
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Bekannt ist es bereits, mit Schallaufzeichnungen versehene Celluloidschciben
auf kaltem Wege auf Postkarten aufzukleben. Bei Verwendung von synthetischem Harz
aus Phenol und Formaldehyd o. dgl. hat man jedoch bisher stets die Schallrillen
auf die bereits mit dem Kunstharz überzogene Pappe aufgepreßt.
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Die Herstellung von unzerbrechlichen Schallplatten aus Pappe in direkter
Verbindung mit einem bekannten Phenolkondensationsprodukt ist aber bisher immer
gescheitert, weil die Platte in der Herstellung zu teuer war, sich stets verzog
und auch dann die direkte Aufbringung des Etiketts während des Preßvorgangs unmöglich
war. Zu teuer war die Herstellung insofern, als auch durch die direkte Auftragung
der flüssigen Masse auf den Schriftträger die Pappe zu viel aufsaugte, wodurch ein
erheblicher Mehrverbrauch an Masse eintrat. Die bekanntlich billigste Pappe; die
sogenannte Holzpappe, war überhaupt nicht zu verwenden, da sie in ihrer Durchlässigkeit
die Masse wie Löschpapier aufsaugte und nach der Pressung bei der geringsten Biegung
zerbrach. Man war also gezwungen, eine bedeutend teurere Hartpappe, wie Steinpappe,
Lederpappe o. dgl., zu verwenden, die aber infolge ihrer Härte im Gegensatz zu den
viel weicheren Holzpappen der Klangfülle die Weichheit nahm und in der Tonwiedergabe
ein hartes Nadelgeräusch verursachte. Gleichzeitig wurden bei der Pressung (Prägung)
auf die harten Pappen die feinen Konturen der Matrizen bald verdrückt und dadurch
die teuren Prägestempel unbrauchbar. Da nun die Hartpappen weniger hygroskopisch
und dadurch weniger aufnahmefähig sind, durfte die Auftragung der tongebenden Schicht
nur ganz dünn erfolgen, um einen Verlust an Masse durch Ablaufen oder Abtropfen
zu verhindern. Um aber dadurch die genügende Menge aufzubringen, mußte die Auftragung
vier- bis fünfmal erfolgen, was einen erheblichen Zeitverlust und damit auch Verteuerung
- hervorrief. Während nun bei der Weichpappe (Holzpappe u. a.) die Masse völlig
in das Gewebe eindrang und durch das Fehlen an der Oberfläche in bedingter Menge
ein Kleben der Platte an der Matrize hervorrief, blieben bei den härteren, weniger
durchlässigen Pappen die in der Masse enthaltenen Luftbläschen auf der Oberfläche,
die nach der Pressung als kleine Löcher in Erscheinung traten und beim Spielen ein
störendes Knacken zur Folge hatten.
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Gemäß der vorliegenden Erfindung werden nun die Faserstoffblätter
für sich mit synthetischem
Harz getränkt, dann getrocknet und durch
Warmpressen mit der Schallaufzeichnung versehen und erst im fertigen Zustand auf
kaltem Wege auf die Pappunterlage aufgezogen.
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In einer beispielsweisen Ausführungsform wickelt sich das Verfahren
gemäß der Erfindung wie folgt ab Eine Mischung aus Resorcin, ß-Naphtol, Formaldehyd
und Alkohol wird unter Beimischung eines geeigneten Katalysators, beispielsweise
Natriumsulfat, erhitzt. Das Gemisch wird dann auf eine ein- oder mehrschichtige,
aus neutralem saugfähigem Material bestehende Folie derart aufgebracht, daß dieselbe
vollkommen von der Mischung durchtränkt wird. Die Folie wird dann zum Trocknen aufgehängt
und nach erfolgter Trocknung auf eine unbehandelte Papierfolie, z. B. Glanz- oder
Pergamentpapier, aufgelegt. Mit dieser zusammen gelangt sie zur Pressung, und zwar
in der Weise, daß die Matrize mit den Schallinien auf die getränkte und getrocknete
Folie aufgelegt und unter die Unterlagfolie eine elastische Unterlage, z. B. aus
Pappschichten, untergelegt wird. Da die Matrizen am Rande stärker sind als in der
Mitte, würden die Konturen am Rande ungleichmäßig stark eingeprägt werden und dadurch
zu Anfang bei der Schallwiedergabe ein Rauschen und ein Bremsen hervorgerufen werden.
Um eine gleichmäßige Wiedergabe zu erzielen, wird auf die Rückseite der Matrize
eine Auflage aufgelegt, die in der Mitte am stärksten ist und sich nach außen allmählich
verjüngt, um den Rand völlig frei zu lassen.
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Die Pressung erfolgt ungefähr Z1/2 Minuten lang unter einerTemperatür
von ungefähr 15o ° C. Man erhält dann eine dünne, biegsame Folie, welche aus der
Unterlage und aus der tongebenden Schicht besteht. Diese wird nun auf einen Pappteller
von entsprechender Größe kalt in einer das Verziehen der Platte ausschließenden
Weise aufgezogen; gegebenenfalls kann eine zweite in der gleichen Weise hergestellte
Folie auf der Rückseite der Pappscheibe aufgezogen werden. . Würde man die tongebende
Schicht unmittelbar auf die Pappscheibe aufbringen und mit ihr zusammenpressen,
so würden unbrauchbare Platten entstehen, denn die in der Masse als solcher enthaltene
Feuchtigkeit und die Feuchtigkeit in der Pappe selbst lassen nur eine Preßhitze
von wenig über zoo ° C zu, da sonst die Plätten auseinanderplatzen und selbst dann
die Gefahr des Platzens noch nicht behoben ist; weil der Siedepunkt des Wassers
bei xoo ° C liegt. Die geringste Hitze macht außerdem eine längere (mindestens drei
Minuten) Preßdauer erforderlich. Vor allen Dingen aber verziehen und werfen sich
die Pappen unter der Einwirkung von Hitze und Druck und geben kein brauchbares Erzeugnis.
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Bei dem Verfahren gemäß der Erfindung wird die Pappe weder der Hitze
noch dem Druck ausgesetzt, und das Beziehen der dünnen tongebenden Schicht kann
auf eine ein Verziehen der Pappe ausschließende Weise erfolgen.
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Allerdings muß die tongebende Folie so beschaffen sein; daß sie in
einfacher Weise mit der Pappscheibe vereinigt werden kann. Daher sieht die Erfindung
vor, daß die aus der saugfähigen Folie und dem Phenolformaldehydkondensationsprodukt
bestehende Schicht auf eine Stoff- oder Papierunterlage aufgepreßt wird. Dies hat
außerdem noch den Vorteil, daß beim Preßvorgang verhindert wird, daß sich das Kondensationsprodukt
mit der für die Pressung erforderlichen elastischen Unterlage verbindet. Das Glänz-
oder Pergamentpapier wirkt also hier als Isolationsschicht.
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Wesentlich für die Erfindung ist fernerhin, daß die plastische Masse
nicht als solche getränkt wird, sondern daß sie erst in eine Folie gepreßt wird
und diese vor dem Preßvorgang getrocknet wird.
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Das vorherige Trocknen der aufzupressenden Folie bewirkt zunächst,
daß die Reaktionsmasse eine etwaige Beschriftung oder Bemalung des Untergrundes,
deren Bedeutung weiter unten erläutert werden wird, nicht angreift, so daß nicht
nur solche Farben Verwendung finden können, welche in den Lösungsmitteln der plastischen
Masse unlöslich sind, sondern jede beliebige Art von Farben.
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Bei der direkten Aufbringung der Masse auf die verschiedensten Pappen
ist es unmöglich, eine gleichmäßige Auftragung zu erzielen, da die einzelnen Pappen
in sich verschieden aufnahmefähig sind, so daß man nicht weiß, ob die eine Stelle
der Pappe zu viel oder zu wenig Masse hat; was zur Folge hat, daß bei der Pressung
ein Teil der Platte zu trocken und damit fehlerhaft und der andere Teil zu feucht
und dadurch an der Matrize klebenbleibt. Die Folge ist ein dauerndes Raten und ein
enormer @ Ausschuß in der Fabrikation. Bei den separat getränkten Seidenpapieren
o. dgl. ist sowohl die Vorderseite der Luft gleichmäßig ausgesetzt,' die preßfähige
Trockenheit läßt sich durch Befühlen leicht feststellen und eine ausschußlose Fabrikation
ist gewährleistet.
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Verwendet man als beispielsweises Material für die Reaktionsmasse
solche Folien, welche durchsichtig sind oder unter der Wirkung der Reaktionsmasse
durchsichtig werden, z. B. Seidenpapierfolien, welche zu mehreren übereinandergelegt
und dann gemeinsam mit der Masse getränkt werden, so erhält man eine durchsichtige
Platte, bei welcher ein auf der Unterlagsfolie gegebenenfalls vorhandener Druck
o. dgl. sichtbar in Erscheinung tritt. Die erfindungsgemäß hergestellte Platte kann
dann zu Reklamezwecken Verwendung finden. Auch können auf dem Unterdruck beispielsweise
Gesangstexte
verzeichnet werden, die dem durch die Platte wiederzugebenden
Musikstück entsprechen. Dadurch, daß sich nicht die aus der Reaktionsmasse bestehende
tongebende Schicht beispielsweise mit der Pappe verbindet, sondern daß eine Zwischenschicht
vorgesehen ist, läßt sich für die erfindungsgemäß: hergestellte Schallplatte die
in klanglicher Hinsicht viel bessere Weichpappe (Holzpappe) verwenden. Zweckmäßig
ist es, zum Aufziehen der tongebenden. Schicht auf die Platte Wasserglas zu verwenden,
weil dieses gegen Feuchtigkeit unempfindlich machend wirkt. -Die Erfindung sieht
noch eine weitere Maßnahme vor, um das Verziehen der Platten zu verhindern. Die
auf eine Papierunterlage aufgepreßten Folien weisen infolge der Behandlung eine
Spannung auf, welche immer in der Faserrichtung des Papiers verläuft, so daß sich
die Folien, bevor sie auf die Platte aufgezogen werden, zusammenrollen. Nach dem
Aufziehen teilen sie diese ihre Spannung natürlich in gewissem Umfange der Pappscheibe
mit. Um diese Wirkung nach Möglichkeit auszuschließen, werden bei zweiseitigen Platten
die beiderseitig aufzubringenden Folien zueinander so gelegt, daß die Spannungsrichtungen
zueinander quer liegen.
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Auch unter diesem Gesichtspunkte hat die erfindungsgemäße Fertigstellung
der Faserstoffblätter, getrennt von ihrem Aufbringen auf die Pappunterlage, eine
erhebliche Bedeutung insofern, als den unbehandelten-Folien nicht oder nur schwer
die Richtung der Faserung angemerkt werden kann, so daß es also bei der Herstellung
der Schallplatten in einem Arbeitsgange nicht ohne weiteres möglich wäre, die beiden
Schichten so anzuordnen, daß die Richtungen ihrer Spannungen quer zueinander liegen.
Das Gegenteil ist aber bei getrennter Fertigstellung der Faserstoffschichten der
Fall, da sich bei diesen vor dem Aufziehen auf die Pappunterlage die Richtung der
Spannungen durch den Verlauf der Krümmung ohne weiteres zu erkennen gibt.
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Es hat sich auch herausgestellt, daß bei den erfindungsgemäß hergestellten
Platten ein Erneuern der Nadeln nicht in demselben Umfange erforderlich ist wie
bei den üblichen Schallplatten, sondern es hat sich bewährt, die Nadeln erst etwas
abspielen zu lassen.