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Schädlingsbekämpfungsmittel Gegenstand der Erfindung ist ein Mittel
zur Schädlingsbekämpfung mit Hilfe von Blausäure und bezieht sich im besonderen
auf ein Aufsaugematerial zur Absorption der letzteren.
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Es ist bereits bekannt, Blausäure in porösen, aus Kieselgur o. dgl.
hergestellten Produkten, wie Diatomit, aufsaugen zu lassen und sie in dieser Form
zur Schädlingsbekämpfung zur Anwendung zu bringen. Diese porösen Massen haben aber
den Nachteil, daß sie von Natur aus alkalisch sind oder daß sich bei ihrer Herstellung,
z. B. durch Reduktion infolge Verkohlens der organischen Bindemittel, Austreiben
von Kohlensäure aus Calciumcarbonat o. dgl., Stoffe alkalischer Reaktion bilden.
Diese haben aber auf die konzentrierte Blausäure insofern schädliche Wirkung, als
sie Zersetzungen unter Bildung von Ammoniak hervorrufen, die ihrerseits wiederum
Polymerisationen zur Folge haben, die gelegentlich sogar explosiven Charakter annehmen-
können.
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Es wurde nun gefunden, daß man dieseNachteile vermeiden kann, wenn
man sich als Aufsaugematerial Holzstoffes oder ähnlichen cellulosehaltigen oder
aus Cellulose bestehenden -#-Taterials bedient. Da derartige Stoffe im allgemeinen
durchaus neutral sind bzw. leicht in völlig neutraler Form hergestellt werden können,
haben sie keinerlei schädlichen Einfluß auf die konzentrierte Blausäure, die, in
ihnen aufgesaugt, sich jahrelang hält, ohne irgendwelche Zersetzung zu erleiden.
Derartige cellulosehaltigen Stoffe haben den weiteren Vorzug, daß sie im Vergleich
mit Auf 3augematerialien anorganischer Natur, wie Diatomit, weit größere Mengen
flüssiger Blausäure aufsaugen und festhalten als diese, ohne daß Flüssigkeit beim
Lagern und Transportieren ausgedrückt wird, aussickert und sich abscheidet. Die
Folge davon ist, daß mit einem Produkt, das aus aufgesaugter Blausäure in Cellulosematerialien
besteht, geringere Mengen toten Ballastes transportiert werden müssen als bei Aufsaugemassen
anorganischer Natur. Die cellulosehaltigen Aufsaugestoffe können für sich allein
öder in Mischung mit anderen Faserstoffen organischer oder anorganischer Natur,
z. B. Haaren oder Asbest, Verwendung finden. Gegebenenfalls können auch noch andere
poröse Stoffe in Mischung mit den cellulosehaltigen Materialien verwendet werden.
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Es wurde ferner gefunden, daß man Cellulosematerialien, wie Holzstoff
o. dgl., vorteilhaft in Gestalt von durch Pressen, Walzen, Stanzen, Schneiden usw..
geformten Massen, z. B. in Gestalt von geometrischen Gebilden, wie Zylindern, Würfeln,
flachen Scheiben o. dgl., zum Aufsaugen von Blausäure zurAnwendung bringt. Derartige
geometrische Gebilde aus Cellulose, Holzfaser usw. geben die aufgesaugte Blausäure
rasch und ohne Schwierigkeit ab, wenn man sie während der Anwendung zur Schädlingsbekämpfung
der Luft aussetzt. Die zurückbleibenden Aufsaugematerialien sind nach kurzer Zeit
völlig
frei von Blausäure und infolgedessen gänzlich gefahrlos zu handhaben, was von besonderem
Vorteil für abermalige Benutzung zur Aufsaugung ist-Durch geeignete Dimensionierung
der geometrischen Gebilde in bezug auf Dicke läßt sich auch die Abgabegeschwindigkeit
der Blausäure bis zu einem gewissen Grade regeln insofern, als z. B. dickere Scheiben
längere Zeit gebrauchen, um die in ihnen aufgesaugte Blausäure .abzugeben, als Scheiben
von geringerer Dicke, aber gleichen Durchmessers. Scheiben dieser Art von bestimmtem
Durchmesser und Dicke, hergestellt aus demselben Material, haben die Fähigkeit,
ungefähr gleiche Mengen Flüssigkeit aufzunehmen, so daß man es in der Hand hat,
durch Anwendung einer bestimmten Anzahl mit Blausäure getränkter Formkörper gleicher
Größe die Menge der anzuwendenden Blausäure zu dosieren.
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Scheibenförmige Körper haben auch den Vorzug, daß man sie übereinandergeschichtet
in zylinderförmigen Dosen, z. B. aus Blech, unter vorteilhaftester Ausnutzung des
Raumes unterbringen kann. Derartige Dosen lassen sich an Ort und Stelle ihres Verbrauches
leicht z. B. mittels eines Dosenöffners, Schneidmessers o. dgl. öffnen, worauf man
der Dose die für die wirksame Vergasung des zu begasenden Raumes erforderliche Anzahl
Scheiben entnimmt und sie auf dem Boden bzw. auf geeigneten Unterlagen ausstreut
oder ausbreitet.
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Zur Erleichterung des Herausnehmens der mit Blausäure getränkten Formstücke
aus den Aufbewahrungsdosen können z. B. die Scheiben mit einem konzentrischen oder
exzentrischen Loch versehen sein. Mehrere derartige Löcher begünstigen außerdem
die Blausäureabgabe. Diese soll, wie bekannt, eine möglichst schnelle sein, um zu
verhindern, daß die zu bekämpfenden Schädlinge eine Abwehrstellung einnehmen und
sich gegen die Aufnahme der Blausäure abkapseln. Das kann aber leicht geschehen,
wenn die Blausäure zu langsam oder in zu geringen Mengen auf die Schädlinge einwirkt.
Die Herstellung der Formstücke kann auch in Gegenwart anderer, z. B. abbindender
Substanzen, wie Gips, erfolgen. Diese können den cellulosehaltigen, gegebenenfalls
mit anderen Faserstoffen gemischten Materialien sowohl vor als auch während ihrer
Überführung in Formstücke einverleibt werden. Es wird hierdurch eine besondere,
häufig erwünschte Festigung der Formkörper erzielt.
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Der Blausäure können in bekannter Weise Säuren, wie z. B. Schwefelsäure,
Oxalsäure oder Ameisensäure, zugefügt sein, welche einer Zersetzung der Blausäure
entgegenwirken. Gegebenenfalls können diese Säuren bzw. sauren Salze dem cellulosehaltigen
Material einverleibt sein. Ferner können auch Warn- und Reizstoffe, z. B. Bromessigsäureester
oder Chlorpikrin, zugegen sein.
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Es ist bereits vorgeschlagen worden, durch Behandlung von Zinkchlorid
mit Blausäure solche enthaltende, insbesondere zur Schädlingsbekämpfung geeignete
Produkte herzustellen. Durch eine solche Behandlung werden stabile Additionsverbindungen
von z Mol Zinkchlorid auf 3 Mol Blausäure erhalten, die sich durch die Zugabe von
Wasser und den Einfluß der dabei auftretenden Hydrationswärme unter Abgabe von Blausäure
wieder zersetzen. Diese Blausäureentwicklung soll gegebenenfalls durch Zusatz von
Stoffen mit höherer Hydrations- und Lösungswärme, wie Eisenchlorid oder Aluminiumchlorid,
noch weiter unterstützt werden können. Nach einer besonderen Ausführungsform dieses
bekannten Verfahrens sollen diese Zinkchlorid - Blausäure- Additionsverbindungen
mit porigen bzw. pulverförmigen Verteilungsstoffen, wie Bimsstein, -Diatomit, Koks,
Sand, Sägemehl, pulverigem Kochsalz o. dgl., gemischt oder in Gegenwart solcher
hergestellt werden, um nach dem Ausstreuen der Produkte und der Zuführung von Wasser
auf Grund der so erzielten feinen Verteilung die Blausäureentwicklung weiter zu
verbessern..
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Bei diesen bekannten Produkten handelt es sich also nicht um Blausäure
als solche, welche in konzentriertem Zustand der Gefahr von Zersetzungen unterworfen
ist, die Polymerisationen und unter Umständen sogar Explosionen zur Folge haben,
sondern um stabile Additionsverbindungen von Blausäure und Zinkchlorid, die erst
durch Zugabe von Wasser, unterstützt durch Zusatzstoffe und feine Verteilung, Blausäure
abgeben. Weiter handelt es sich bei dem bekannten Verfahren nicht darum, Blausäure
mit ganz bestimmtem, ihr gegenüber unschädlichem und sie in besonders hohem Maße
aufnehmendem und festhaftendem Aufsaugematerial, nämlich feinverteilten cellulosehaltigen
Stoffen, Baumwolle, Holzstoff o. dgl., zu vereinigen. Es handelt sich dabei im Gegenteil
vielmehr darum, die erwähnten Additionsverbindungen mit irgendwelchen porigen bzw.
pulverförmigen Verteilungskörpern zu vermischen oder in deren Gegenwart herzustellen
und so durch Vergrößerung der Aufteilungs- und Oberfläche eine schnellere Zersetzung
der Zinkchlorid-Blausäure-Additiongverbindungen und damit eine schnellere Entwicklung
der Blausäure zu bewirken. Schon diese Gegensätzlichkeit, daß in dem einen Falle
gewissermaßen eine Konservierung erzielt und in dem anderen Falle eine bessere Zersetzung
erreicht werden soll, läßt erkennen, daß diese mit grundsätzlich anderen Stoffen
arbeitende bekannte Methode mit dem vorliegenden Verfahren nichts zu tun hat und
auch irgendwelche Rückschlüsse von dem einen auf das andere nicht möglich sind.
Weiterhin
ist es bekannt, Desinfektions- und Räuchertafeln u. dgl. dadurch herzustellen, daß
man poröse Tafeln oder andere Formkörper aus Gips oder Ton mit Desinfektionsflüssigkeiten,
dahin gehörenden festen Stoffen oder Räuchermaterialien tränkt. Derartige mit Carbolsäure,
Räucherbalsam, ätherischen ölen o. dgl. präparierte Gips- oder Tonkörper haben mit
den Schädlingsbekämpfungsmitteln gemäß der Erfindung, soweit bei deren Herstellung
Stoffe, wie Gips o. dgl., mitverwendet werden, ebenfalls nichts zu tun. Bei diesen
ist vielmehr ein ganz spezieller Stoff, nämlich Blausäure, in einem ganz besonderen,
für diesen Zweck geeigneten Material, nämlich fein verteilten cellulosehaltigen
Substanzen, wie z. B. Baumwolle oder Holzstoff, aufgesaugt, und diesen sind, gegebenenfalls
nur zusätzlich, noch andere, z. B. abbindende Stoffe, wie Gips, einverleibt; d.
h. ohne die cellulosehaltigen Stoffe ließen sich niemals die erfindungsgemäß erreichbaren
Wirkungen erzielen, z. B. wenn Blausäure in Gips-oder Tontafeln der vorerwähnten
Artaufgesaugt sein würde.