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Verfahren zur Naßbehandlung von in offenen oder geschlossenen Gefäßen
gepacktem Textilgut Gegenstand des Hauptpatents 501584 ist ein Verfahren
zur Behandlung von Textilgut in offenen oder geschlossenen Gefäßen, demgemäß die
Behandlungsflüssigkeit sowohl vom Innern des Gefäßes nach außen hin als auch in
senkrechter Richtung von oben bzw. von unten nach oben auf das Gut zur Einwirkung
gebracht wird.
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In gewissen Fällen jedoch erzielt man eine wesentlich schnellere und
gleichmäßigere Wirkung, insbesondere beim Bleichen von Textilgut, wenn man außer
einer im wesentlichen vertikal gerichteten Strömung nicht nur vom Innern des Gefäßes
nach außen, sondern auch von außen nach innen verlaufende Ströme zur Anwendung gelangen
läßt.
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Bei erstgenannten Verfahren ist eine vollkommen gleichmäßige Behandlung
des Gutes in allen seinen Teilen mit der Behandlungsflüssigkeit äußerst schwer.
Insbesondere bei dichter Packung des zu behandelnden Materials sucht die Behandlungsflüssigkeit
sich beharrlich Stellen geringeren Widerstandes, z. B. die, wo die einzelnen Packungen
aneinanderstoßen. Hierdurch bilden sich Kanäle, welche bevorzugt von der Flüssigkeit
durchströmt werden.
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Dieser Umstand bedingt nicht nur eine Erschwerung der gleichmäßigen
Behandlung, sondern hat auch zur Folge, daß Flüssigkeiten, deren Gehalt an wirksamer
Substanz, z. B. durch Zersetzung, rasch abnimmt, durch die zu geringe Schnelligkeit
sehr bald an Stärke ihrer Wirkung verlieren. Das macht sich besonders geltend beim
Bleichen von Textilwaren mit Peroxydlösungen, bei welchen wegen ihrer leichten Zersetzlichkeit
eine störungslose und schnell durchzuführende Behandlung erforderlich ist. Bei Lösungen
dieser Art tritt als weitere Schwierigkeit noch dadurch hinzu, daß der nicht verbrauchte
Sauerstoff in Form von Gas entweicht, das sich in den Falten des Gewebes oder unterhalb
der einzelnen Stofflagen sammelt, den Durchgang der Flüssigkeit verhindert, die
darüberliegenden Gewebeteile dem Zutritt der Flüssigkeit entzieht und Druckerhöhungen
im Behandlungsgefäß sowie Verlagerungen des Gutes veranlaßt.
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Eine weitere Schwierigkeit bei der Durchführung derartiger Verfahren
ist bedingt durch ungleichmäßige Temperaturen innerhalb des Behandlungsgefäßes,
da die heiß eintretende Behandlungsflüssigkeit, bis sie zu den inneren oder untersten
Teilen des Gefäßes gelangt, abkühlt.
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Diesen Nachteilen hat man bisher dadurch zu begegnen versucht, daß
man für eine möglichst schnelle und gleichmäßige Durchströmung der Behandlungsgefäße
Sorge trug und zu diesem Zwecke die Flüssigkeit nicht nur von oben oder
von
unten in das Gefäß eintreten ließ, sondern beispielsweise gleichzeitig auch horizontale
Strömungen in das Behandlungsgefäß einführte, so daß die Flotte an alle Teile des
Gutes schnell gelangen konnte. Beispielsweise hat man vorgeschlagen, neben einem
umkehrbaren, sich in senkrechter Richtung bewegenden Flottenstrome einen in seiner
Bewegungsrichtung sich selbsttätig ändernden waagerechten Flottenstrom zur Anwendung
zu bringen, zu welchem Zwecke man außer einer am Boden des Gefäßes angebrachten
Zuführungsöffnung und einem entgegengesetzt angeordneten Übersteigrohr am Umfang
des Gefäßes Flüssigkeitszuführungs-bzw. Ableitungsleitungen anordnete. Nach anderen
Vorschlägen hat man auch den äußeren Mantel in Form eines Siebes o. dgl. ausgebildet
und in ein weiteres Gefäß eingesetzt oder sonstige Organe angeordnet, um innerhalb
des Behandlungsgutes sich kreuzende Flottenströmungen zu erzielen.
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Es hat sich nun gezeigt, daß bei derartigen Anordnungen das im Innern
des Gefäßes angebrachte Gut starke Neigung hat, durch die von außen nach innen gerichteten
Strömungen von der Wand des Gefäßes abgedrückt zu werden bzw. unter der Wirkung
nach außen abwandernder horizontaler Strömungen von der Mitte des Gefäßes abzurücken,
so daß sich hier mehr oder weniger große Zwischenräume bilden, welche der Flüssigkeit
einen bequemen Weg bieten, das Behandlungsgefäß ohne die erwünschte Berührung mit
dem Gute wieder zu verlassen.
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Es wurde nun gefunden, daß man diese äußerst störende Erscheinung
beseitigen kann, wenn man dafür Sorge trägt, daß die Einführung bzw. Abführung der
horizontalen Ströme in seitlicher Richtung innerhalb eines Winkels zur Gefäßwand
bzw. zu deren Tangente an der betreffenden # Stelle erfolgt, dessen geeignetste
Größe im allgemeinen 30' beträgt, im übrigen aber abhängig ist von den im
einzelnen Fall vorliegenden Arbeitsbedingungen, insbesondere dem Querschnitt des
Behandlungsgefäßes, der Art und Packung des zu behandelnden Gutes u. dgl. mehr.
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In vielen Fällen hat es sich dabei als besonders vorteilhaft erwiesen,
einer derartigen ungünstigen Verlagerung der Masse unter dem Einfluß der horizontalen
Strömung dadurch entgegenzuwirken, daß man die Strömungsrichtung in gewissen Zeitabständen
wechseln läßt, d. h. daß man sie, wenn sie eineZeitlang von außen nach innen gerichtet
waren, während einer weiteren Zeit periodisch umkehrt, so daß auf die Masse nunmehr
ein dem vorhergegangenen entgegengesetzter Bewegungsimpuls ausgeübt -wird.
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Versuche haben ergeben, daß man hierdurch die von verschiedenen Richtungen
aus auf das Gut strömenden Flotten in einwandfreier Weise zur Einwirkung bringt,
da die Flotte schnell an alle Teile des Gutes gelangt, infolgedessen ihre anfängliche
Arbeitstemperatur praktisch während der gesamten Dauer ihrer Einwirkung beibehält
und nicht Veranlassung zur Ansammlung schädlicher Gasräume bietet.
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In der beiliegenden Zeichnung ist eine zur Ausführung des Verfahrens
nach der Erfindung geeignete Vorrichtung in einer beispielsweisen Ausführungsform
dargestellt, und zwar in Abb. i in einer Vorderansicht unter teilweiser Wegnahme
der Vorderwand des Behandlungsgefäßes und in Abb. 2 in einem Horizontalschnitt nach
A -B der Abb. 2.
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In Abb. i bedeutet 2o das Behandlungsgefäß, welches über der am Boden
angebrachten Einlegeplatte 25 mit Material etwa bis oberhalb der freien Enden der
Rohre 12 angefüllt wird und am Boden mit dem Abflußrohr i versehen ist. Die Pumpe
4 erhält durch die Leitungen i und 3 über Hahn 24 die Behandlungsflüssigkeit aus
dem vertieften Bodenteil 18 zugeleitet. -Die Entleerung des Gefäßes erfolgt durch
Hahn 2 und Rohr ig. Der Vorwärmer 5 dient zur Heizung der Flüssigkeit, die durch
die Pumpe über die Leitung 26 zugeführt wird. Durch die Leitung 6 gelangt sie über
Hahn 7 nach der Rohrleitung 8, von der aus sie von oben über das Gefäß verteilt
wird. Hahn g regelt den Zutritt der Flüssigkeit zu Rohr io, das am unteren Ende
mit Abzweigungen versehen ist, welche durch Hähne m und 14 reguliert werden können.
Das Rohr io steht außerdem über Hahn 22 mit der Leitung 3 in Verbindung. Über das
ringförmige Verteilungsrohr 13 strömt die Flüssigkeit zu den an der inneren Seitenwand
des Behandlungsgefäßes in vertikaler Lage, vorzugsweise in gleichmäßiger Verteilung
angebrachten, mit zahlreichen Ausströmungsöffnungen versehenen Rohren j2. Das Verteilungsrohr
13 ist über Hahn ii mit der Leitung io verbunden. Im Innern des Gefäßes ist das
vertikale Rohr 16 angebracht, das über Hahn 14 und Rohrleitung 15 Flüssigkeit ebenfalls
aus der Hauptleitung empfängt. Dieses Rohr trägt entweder nach allen Seiten gerichtete
Ausströmungsöffnungen oder auch einen besonderen Verteilungsaufsatz 17. Die Austrittsöffnungen
in den senkrechten Rohren sind derartig angeordnet, daß die Behandlungsflüssigkeit
am inneren Umfang des Mantels tangential in Richtung oder entgegen der Richtung
des Uhrzeigers in das Gefäß eintritt. Gegebenenfalls kann man aber auch durch entsprechende
Schaltung der Zuführungs- und Abführungsleitungen die Flüssigkeit durch diese senkrechten
Rohre i2 wenigstens zeitweise aus dem Behandlungsgefäß wieder abführen. Auf diese
Weise kann man das zu behandelnde Gut in verschiedenster und wirksamster Weise der
gleichzeitigen oder aufeinanderfolgenden Einwirkung von verschieden gerichteten
Flüssigkeitsströmen aussetzen, insbesondere solchen,
welche vom
Verteilungsrohr 16, 17 nach der Gefäßwand zu verlaufen, wie auch solchen, welche
von der Gefäßwand nach der Mittelachse des Gefäßes in der beschriebenen Weise zu
führen, ohne daß hierbei Störungen durch Verlagerung des Gutes eintreten, wie sie
bei den bisher vorgeschlagenen Anordnungen in Kauf genommen werden mußten.
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Die Anordnung der Zuführungs- und Abführungsleitungen kann in der
verschiedensten Weise abgeändert werden, wie auch insbesondere die Regelung der
Flüssigkeitszufuhr bzw. Flüssigkeitsabfuhr derart, daß Stauungen an den Wänden oder
in der Mitte des Gefäßes vermieden werden, in jeder beliebigen Weise bewirkt werden
kann. Ebenso kann je nach der Art des Behandlungsgutes oder der Behandlungsflüssigkeit
in offenen oder geschlossenen Behältern, bei gewöhnlichem, erhöhtem oder auch vermindertem
Druck sowie unter Verzicht auf zusätzliche Heizung o. dgl. gearbeitet werden.